Ryke Geerd Hamer
Die Neue Medizin wurde 1981 vom damaligen Internisten und Krankenhausarzt Dr.med. Ryke Geerd Hamer begründet. Ihre zentrale Aussage ist, dass Krebs ohne eine körperliche Behandlung wie z.B. operative Entfernung von Tumoren, Chemo- und Strahlentherapie heile, wenn ein "Konflikt" gelöst werde, der Ursache der Krebserkrankung sei. Deswegen wird die körperliche Behandlung vom Grundsatz her abgelehnt. Nur Tumoren, die aufgrund ihrer Größe körperliche Funktionen beeinträchtigen, sollen nach Ansicht der Anhänger der "Neuen Medizin" operativ verkleinert bzw. bestrahlt werden.
Diese Ablehnung einer geeigneten Krebstherapie macht die "Neue Medizin" aus Sicht der überwiegenden Mehrzahl der Ärzte zu einer lebensgefährlichen Methode für jene Patienten, die der "Neuen Medizin" bzw. deren Vertretern vertrauen, weil die effektiven Heilungschancen bei Krebs umso größer sind, je früher ein Tumor behandelt wird, da auch kleine Tumoren Metastasen bilden können.
Weil der Begriff "Neue Medizin" vielseitig verwandt wird, hat Hamer seine "Neue Medizin" inzwischen in Germanische Neue Medizin umbenannt und sich diesen Begriff rechtlich schützen lassen.
Kriminalgeschichte der Neuen Medizin
1986 wurde Hamer vom Koblenzer Oberverwaltungsgericht die ärztliche Approbation aufgrund unterlassener ärztlicher Hilfeleistung entzogen und er wurde zu einer Geldstrafe verurteilt.
Hamer wurde in den Jahren 1995 und 1996 einer breiten Öffentlichkeit im deutschsprachigen Raum bekannt, als unter seiner Mitwirkung die Eltern eines Mädchens namens Olivia in Österreich die schulmedizinische Behandlung eines sehr großen Wilms-Tumors verweigerten. Nachdem sich der Gesundheitszustand des Mädchens dramatisch verschlechtert und die Eltern das Kind andererseits dem Zugriff der Behörden entzogen hatten, wurde das Kind nach einer europaweiten Interpol-Fahndung und dem vorübergehenden Entzug des Sorgerechtes der Eltern schulmedizinisch behandelt. Es gilt inzwischen als geheilt.
Der vierfache Vater Helmut Pilhar hat sich von seiner Position jedoch nie distanziert und tritt weiterhin vehement für die "Neue Medizin" ein. Die schulmedizinische Nachbetreuung des Kindes musste er zulassen, weil ihm das Sorgerecht in Bezug auf die "Heilbehandlung der Krebserkrankung" von Olivia erst Anfang 2002 rückübertragen wurde.
Im Mai 1997 wurde Hamer in Köln wegen "unerlaubter Ausübung des Heilberufs" verhaftet und anschließend zu 19 Monaten Haft verurteilt. Davon verbüßte er 12 Monate in der Haftanstalt Köln. In der Folgezeit ließ sich Hamer in Spanien nieder. Dort erhielt er eine Erlaubnis als Naturarzt zu praktizieren.
Am 17. März 2000 wurde er in Frankreich in Abwesenheit wegen Betrugs und Beihilfe zur illegalen Ausübung des Arztberufes zu 9 Monaten Gefängnis und 9 Monaten Bewährung verurteilt. In Österreich wird Hamer des Totschlags in mindestens 50 Fällen in Zusammenhang mit der "Neuen Medizin" verdächtigt. Dort besteht auch seit 1995 ein bis 2015 gültiger Haftbefehl.
Inhalt der Hamer'schen Lehren
Ausgangspunkt für die Entwicklung der "Neuen Medizin" war nach Hamers Angabe der Tod seines Sohnes Dirk. Dieser wurde 1978 "nichts ahnend in einer Yacht schlafend" vom "wild gewordenen" Prinzen Victor Emanuel von Savoyen versehentlich erschossen. Einige Zeit danach entwickelte sich bei Ryke Geerd Hamer ein Hodenkrebs, den er später mit dem Tod seines Sohnes in Verbindung brachte. Angeblich sei dieser "Konfliktschock" Auslöser des Hodenkrebses gewesen, was Hamer zur Prägung eines weiteren Begriffs - des "Dirk-Hamer-Syndroms" - bewegte.
Die "Neue Medizin" betrachtet die Psyche, das Gehirn und das erkrankte Organ als Einheit. Dabei behauptet sie, dass zu jeder Krebserkrankung ein so genannter "Hamerscher Herd" im Gehirn gehöre. Dieser sei angeblich auf Computertomographie-Aufnahmen zu sehen. Allerdings kann außerhalb der "Neuen Medizin" niemand die Existenz solcher Anomalien im Gehirn bestätigen. Hamer postuliert fünf angeblich empirisch gefundene "Biologische Naturgesetze": Die "Eiserne Regel des Krebs" (1. Naturgesetz) , die "Zweiphasigkeit der Krankheiten" (2. Naturgesetz), das "ontogenetische System der Tumoren und Krebsäquivalente" (3. Naturgesetz), das "ontogenetisch-bedingte System der Mikroben" (4. Naturgesetz) und das "Gesetz vom Verständnis einer jeden sog. Krankheit als Teil eines (entwicklungsgeschichtlich verstehbaren) sinnvollen biologischen Sonderprogramms der Natur" (5. Naturgesetz). Metastasen werden von der "Neuen Medizin" als "Folgekrebse" bezeichnet.
Die die "Neue Medizin" stützenden Beweisführungen sind oft schwer nachvollziehbar (z.B. [1]). Pauschale Verweise auf Wissenschaftlichkeit sollen die Theorien untermauern. In den Argumentationsketten werden wichtige Details ausgelassen. Die Autorität der Befürworter wird durch das Benennen ihrer Titel hergestellt. In einigen Apologien der Verfechter klingen sogar antisemitische Züge [2] im Sinne von Verschwörungstheorien an.
Weblinks
"Neue Medizin"-freundliche Seiten:
- Hompage Neue-Medizin
- Homepage des Vaters von Olivia, Ing. Helmut Pilar
- Dr.med.Windstosser zur Neuen Medizin (1990)
"Neue Medizin"-kritische Seiten:
- "Krebs heilen durch Nichtstun?", SWR, 18.11.2002
- "Die tödlichen Lügen des Ryke Geerd Hamer" (Forumsbeiträge)
"Neue Medizin"-neutrale Seiten:
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