Schlacht von Cambrai

Schlacht des Ersten Weltkriegs
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Schlacht von Cambrai
Konflikt Erster Weltkrieg
Datum 20. November - 6. Dezember 1917
Ort Bei Cambrai, Frankreich
Ausgang Unentschieden
Beteiligte
Deutsches Reich England
Befehlshaber
Georg von der Marwitz Julian Byng
Stärke
unbekannt 476 Tanks,

14 Geschwader Royal Flying Corps,
7 Infanterie Divisionen,
3 Kavallerie Divisionen

Verluste
ca. 50.000 ca. 45.000
Schlachten des Ersten Weltkrieges,
Westfront
Marneschlacht - Erste Flandernschlacht -
Schlacht in der Champagne - Zweite Flandernschlacht -
Lorettoschlacht - Schlacht um Verdun -
Schlacht an der Somme - Schlacht an der Aisne -
Dritte Flandernschlacht - Schlacht von Cambrai

Die Schlacht von Cambrai, die erste große Panzerschlacht der Geschichte, begann am 20. November 1917 nahe dem strategisch wichtigen Eisenbahnknotenpunkt Cambrai, der 1917 eine Schlüsselversorgungsstellung für die deutsche Siegfriedstellung war. Die Briten wollten mit dieser Schlacht nicht nur das deutsche Stellungssystem durchbrechen, sondern vor allem dem Kriegsverlauf eine entscheidende Wende zu Gunsten der Alliierten geben.

Hintergrund

Ausgangssituatuion

siehe: Erster Weltkrieg

Das Kriegsjahr 1917 wurde durch den Zusammenbruch des russischen Zarenreiches gekennzeichnet. Die Deutschen griffen verstärkt auf der Ostfront ein um den Zusammenbruch zu beschleunigen. Dies sorgte für eine Schwächung der deutschen Truppen an der Westfront.

Die Alliierten starteten an der Westfront mehrere große Offensiven, die aber keine nennenswerten Veränderungen herbeiführten. Die Franzosen versuchten an der Aisne und in der Champagne einen Durchbruch. Dabei wurden mehr Truppen und Geschütze eingesetzt, als bei der Schlacht um Verdun. Die großen Verluste führten auf französischer Seite zu einer schlechten Truppenmoral, die teilweise in Meutereien endete. Um die Lage wieder unter Kontrolle zu bekommen wurden harte Strafen durchgeführt. Die Deutschen nutzten diesen Umstand aber nicht aus.

Im Jahr 1917 traten außerdem die USA und Griechenland auf der Seite der Alliierten in den Krieg ein.

Die Briten unternahmen eine weitere große Offensive in Flandern. Die Verluste waren dabei relativ hoch und es wurde nur ein geringer Geländegewinn erziehlt. So musste die Schlacht im Herbst 1917 abgebrochen werden.

Nach den aufreibenden Offensiven im Jahr 1916, die in reinen Abnutzungsschlachten endeten und die Generäle einsehen mussten, dass die bisherigen Taktiken in der Kriegssituation keine Änderung herbeiführen konnten, wurden neue Strategien ausgearbeitet. Die Briten fokusierten sich dabei immer stärker auf ihre Tanks, die in immer größerer Stückzahl zur Verfügung standen. Von dieser Waffe versprachen sich die Briten durch die größere Mobilität eine Wende vom Stellungskrieg wieder zu einem Bewegungskrieg. Doch mittlerweile hatten die Tanks ihren psychologischen Effekt eingebüßt, den sie noch bei ihren ersten Einsätzen ausübten. Die Panzerung war noch relativ schwach und konnte mit konzentriertem Flammenwerfer-, Maschinengewehr- oder Artilleriebeschuß gebrochen werden. Außerdem kamen die Tanks durch unebenes und schlammiges Gelände kaum vorwärts, weswegen sie besonders in Flandern schlecht eingesetzt werden konnten.

Die Deutschen setzten auf Stoßtruppen und schnell verlegbare Verbände, um feindlichen Offensiven effektiv entgegen wirken zu können.

Die Planung zur Schlacht

Im Juni 1917 schlugen J.F.C. Fuller und fast gleichzeitig H. H. Tudor einen Panzerangriff bei Cambrai vor. General Julian Byng, Kommandant der britischen dritten Armee, nahm sich des Vorschlages an und änderte den Plan als Durchbruchsversuch durch die deutschen Linien ab. Aber der Comander-in-Chief Sir Douglas Haig legte gegen den Plan Einspruch ein, da er zunächst die Operationen Passchendaele (dritte Flandern Schlacht) abschließen wollte. Nachdem sich die Kampfhandlungen dort aber verliefen, ließ Haig im September 1917 den Plan als Operation GY genehmigen.

Cambrai wurde vorallem deswegen als Angriffsziel gewählt, weil das Gelände im Gegensatz zu Flandern oder der Somme-Region besser für einen massiven Panzerangriff geeignet schien. Dies wurde vorallem wichtig, nachdem das Zutrauen in die Panzerwaffe immer stärker geschwunden war. So waren die Tanks in dem schlammigen Gelände Flanderns kaum vorwärtsgekommen, blieben wegen technischer Defekte liegen oder konnten wegen ihrer schwachen Panzerung nicht die gewünschten Erfolge bieten.

Der Plan war zwar kompliziert, sah aber grundlegend vor, die deutschen Linien durch einen konzentrierten Angriff auf einer engen Front von 5 km zwischen dem Canal du Nord und dem Canal de Saint Quentin zu durchbrechen. Die britische dritte Armee wurde mit ihren 19 Divisionen für die Schlacht bereit gestellt, obwohl 14 Divisionen kurz zuvor bei der dritten Schlacht von Ypern eingesetzt worden waren.

Am ersten Tag sollte das III. Corps im Süden in Richtung Crèvecoeur und Bonvais angreifen. Das Corps sollte mit Kavallerie unterstützt werden, um den Brückenkopf schnell erweitern zu können. Das IV. Corps sollte im Norden Havrincourt, Flesquières, Graincourt und Cantaing erorbern. Das V. Corps sollte dem Angriff folgen. 14 neu formierte Geschwader des Royal Flying Corps standen ebenfalls für den Angriff bereit. Das Tank Corps brachte die gesamte Stärke von 476 Tanks für die Schlacht auf. Über 350 Tanks waren Kampfbereit. 216 Tanks sollten in der ersten Welle, mit 96 Tanks als Reserve, angreifen. Das Tanks Corps wurde von Hugh Elles aus einem Mark IV mit dem Spitznamen Hilda kommandiert.

Bei dem Angriff wurden neue Strategien im noch jungen Panzerkrieg eingesetzt, die Panzer-, Luft- und Infanterie-Angriffe kombinierten. Dabei fuhren besonders in der ersten Angriffswelle Panzer vor. In einem Abstand von 45-50 Meter folgten Infanterie Truppen, um das Schlachtfeld, insbesondere die Gräben, von feindlichen Truppen zu befreien.

Die deutschen Positionen waren Teil der Siegfriedstellung und entsprechend gut ausgebaut und durch eine doppelte Verteidigungslinie gesichert. Eine dritte befand sich im Bau. Vor der Schlacht wurden hierhin Divisionen, die in Ypern hohe Verluste erlitten hatten, zur Erholung und Auffrischung verlegt. Die in diesem Abschnitt liegenden deutschen Truppen gehörten der zweiten Armee unter General Georg von der Marwitz an.

siehe: Grabenkrieg

Die Schlacht

Die britische Offensive

Die Aufstellung der britischen Truppen zu Beginn der Schlacht war von Rechts nach Links: 12. Division, 20. leichte Division, 51. Highland Division, 62. West Riding Division und die 36 Ulster Division. Die 29. Division stand in Reserve bereit.

Um 7.15 Uhr morgens begann am 20. November 1917 der Angriff mit einem Trommelfeuer. Als dieses nach 20 Minuten eingestellt wurde, folgte der Angriff der ersten Panzerwelle, der mit britischem Nebelgranatenbeschuss unterstützt wurde. Wie geplant waren die deutschen Truppen, die dem britischen Panzerangriff wenig entgegenzusetzen hatten, überrascht. Das gesamte deutsche Stellungssystem ging, mit einer Ausnahme, innerhalb kurzer Zeit verloren. Nachdem die Briten die Brückenköpfe gebildet hatten, hatten sie bereits 12 km der Frontbreite durchbrochen.

Auf der rechten Flanke wurden Bonavis und Lateux Wald von der 12. Division genommen. Die 20. leichte Division eroberte La Vacquerie und nahm eine wichtige Brücke über den St. Quentin Kanal. Diese Brücke war für die gesammte Schlacht wichtig, um der Kavallerie ein schnellen Angriff auf Cambrai zu ermöglichen. Allerdings wurde die Brücke zerstört. Verschiedenen Quellen zufolge entweder durch einen britischer Tank, der beim Versuch die Brücke zu überqueren, selbige durch sein Gewicht beschädigte oder durch eine Sprengung der Brücke durch die Deutschen. Dies verlangsamte die Überquerung des Kanals und machte effektive Kavallerieangriffe unmöglich.

Die 6. Division erreichte und eroberte Ribecourt und Marcoing. Die 51. Highland Division schaffte es nicht ihr erstes Ziel Flesquières zu erobern. Flesquières war der stärkste Punkt der deutschen Verteidigung. So wird berichtet, dass allein 40 Tanks durch Artillerie vor Flesquières ausgeschaltet wurden. Das scheitern der 51. Highland Division legte die Flanken der anderen Divisionen frei. Dieser Fehlschlag lies sich wohl vorallem auf mangelnde Koordinierung der Tank- und Infanterieeinheiten zurück führen, da der Kommandant der 51. Highland Division der Panzerwaffe misstraute.

Die 62. (2. West Riding) Division eroberte Havrincourt und Graincourt. Die 36. Ulster Division schaffte es bis zur Straße von Bapaume-Cambrai.

Am Abend des 20. Novembers war der erste große Panzerangriff beendet. Die deutsche Front war auf einer Breite von 16 km und einer Tiefe von 9 km durchstoßen, je nach Quelle wurden 4.000 bis 8.000 Deutsche gefangen genommen und 100 Geschütze erbeutet. Die Briten hatten 4.000 Mann und 49 Panzer verloren.

Die Gegenoffensive

Datei:Tankwracks.jpg
Zerstörte britische Panzer bei Cambrai

Da die deutschen Flesquières in der Nacht geräumt hatten, konnte es am nächsten morgen erobert werden. Doch die Offensive wurde nicht entschlossen fortgesetzt. Die französische Verstärkung wurde nicht eingesetzt, das Panzerkorps bildete keine kampfkräftigen Reserven, während die Deutschen ihre Truppen ständig aufstockten. Am 27. November wurden die britischen Panzer zum Zweck einer gründlichen Überholung von der Front abgezogen. Der deutsche General Erich Ludendorff befahl allerdings am gleichen Tag die Vorbereitung zu einem Gegenangriff.

Zehn Tage nach dem britischen Angriff, also am 30. November 1917, waren die deutschen Truppen für den Gegenangriff, bei dem die Oberste Heeresleitung erstmals in großem Umfang Stoßtruppen an der Westfront einsetzte, bereit. Die vom General Georg von der Marwitz mit dem Gegenangriff beauftragten deutschen Armeekorps "Arras", "Caudry" und "Busigny" griffen zu verschiedenen Zeiten an und täuschten so einen kleineren Angriff vor. Nachdem die Gruppen "Caudry" und "Busigny" schon um 8.50 Uhr angegriffen hatten, griff die Gruppe "Arras" um 11.50 Uhr an. Ihnen gelang am 30. November der Durchbruch auf ganzer Linie. Den Gruppen "Caudry" und "Busigny" gelang es am ersten Tag des Gegenangriffs auf einer Breite von ca. 16 km, 8 km weit vorzustoßen. Die Gruppe "Arras" hatte weniger Erfolg, ihr gelang erst am 6. Dezember 1917 auf einer Breite von 10 km, 4 km vorzustoßen. Die Deutschen nahmen 9.000 britische Soldaten gefangen und erbeuteten 148 Geschütze, 716 Maschinengewehre und über 100, zumeist beschädigte, Panzer.

Resultat

Insgesamt fielen etwa 50.000 Mann auf deutscher und 45.000 auf britischer Seite. Der Frontverlauf veränderte sich kaum.

Die Taktik der Briten zur Koordinierung der Infanterie, Luft und Panzerstreitkräfte setzte neue Masstäbe in der Kriegsführung und wurde im Zweiten Weltkrieg erfolgreich von den Deutschen als Blitzkrieg-Taktik eingesetzt.

Die Deutschen erkannten den Vorzug von speziell speziell geschulten Stoßtruppen und der Hutier-Taktik. Außerdem bemerkte man den Vorteil von Divisionen die schnell an kritische Frontabschnitte verlegt werden konnten.