Industrie- und Handelskammer Frankfurt am Main

Industrie- und Handelskammer in Hessen
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Die IHK Frankfurt am Main ist die Industrie- und Handelskammer für Frankfurt am Main und die Landkreise Hochtaunuskreis und Main-Taunus-Kreis. Ihr gehören etwa 91.000 Mitgliedsunternehmen an. Sie wurde im Jahr 1808 gegründet und gilt aufgrund der Wirtschaftsstärke ihrer Mitglieder als drittgrößte IHK Deutschlands.

Sitz

 

Die IHK Frankfurt hat ihren Sitz im Gebäude Börsenplatz 4, in dem sich auch die Frankfurter Wertpapierbörse befindet. Weitere Geschäftsstellen befinden sich in Bad Homburg und Hofheim.

Organisation

An der Spitze der IHK steht der Präsident (seit 2007 Hans-Joachim Tonnellier). Er vertritt die IHK gemeinsam mit dem Hauptgeschäftsführer.

Das Präsidium besteht neben dem Präsidenten aus bis zu neun Vizepräsidenten. Es bestimmt die Arbeitsschwerpunkte der IHK und bereitet die Beschlüsse der Vollversammlung vor.

Die Vollversammlung ist das „Parlament der Wirtschaft“ und wird von den Mitgliedsunternehmen gewählt. Die Wahl wird jeweils getrennt von den Unternehmen der 13 Wahlgruppen (= Branchen) vorgenommen. Jedes Mitgliedsunternehmen besitzt eine Stimme zur Wahl der Vollversammlung, unabhängig vom Beitrag des Unternehmens. Die Größe der Wahlgruppen und damit die Anzahl der Sitze der Branchen in der Vollversammlung bestimmt sich aufgrund ihrer wirtschaftlichen Bedeutung. Diese errechnet sich aus der Anzahl der Unternehmen der Wahlgruppe, der Anzahl ihrer Beschäftigten und ihrem Beitragsaufkommen. Deshalb verfügt z.B. die Bankenbranche (die zwar nur wenige Unternehmen aufweist, die aber in Frankfurt eine erhebliche Bedeutung haben) mit 10 Vertretern genauso viele Vertreter in der Vollversammlung wie der Einzelhandel, obwohl es um ein Vielfaches mehr an Betrieben in dieser Gruppe gibt[1]. Die Vollversammlung hat 89 Mitglieder, die ehrenamtlich arbeiten.

Weiterhin bestehen eine Reihe von Fachausschüssen, die die inhaltliche Arbeit betreiben und unterstützen.

Geschäftsfelder

Die inhaltliche Arbeit der IHK Frankfurt gliedert sich in 6 Geschäftsfelder:

  1. Standortpolitik
  2. Starthilfe und Unternehmensförderung
  3. Aus- und Weiterbildung
  4. Innovation und Umwelt
  5. Internationales
  6. Recht und Steuern
  7. Wirtschaftspolitik und Metropolenentwicklung

Mit dem von der IHK Frankfurt erstellten Familienatlas wurde eine vergleichende Analyse über die Familienfreundlichkeit in den Städten und Gemeinden des Rhein-Main Gebietes erstellt.

Geschäftszahlen

Die IHK Frankfurt verfügt über Einnahmen von ca. 32 Mio €, davon 21 Mio € aus Beiträgen der Mitgliedsfirmen. Der Umlagesatz für die Mitgliedsfirmen beträgt 0,19 % des Gewerbeertrags. 180 Mitarbeiter sowie 16 Auszubildende arbeiten für die IHK Frankfurt. Die IHK betreut ca. 15.000 Ausbildungsplätze[2].

Geschichte

Die Handelskammer Frankfurt am Main wurde am 27. April 1808 nach französischem Vorbild durch eine Verfügung des Fürstprimas Carl Theodor von Dalberg aufgrund eines Ersuchens der Frankfurter Kaufmansschaft vom 25. April 1808 gegründet.

Als ersten Präsidenten bestimmte von Dalberg den fürstlichen Generalkommissar Graf von Beust. Die Kammer lehnte diese Personalentscheidung jedoch ab und bestimmte auf ihrer konstituierenden Sitzung am 23. Mai 1808, dass der Vorsitz jeweils vom dienstältesten Mitglied wahrgenommen werden sollte. Gemäß diesem Senioritätsprinzip wurde daher der Börsenvorsteher Johann Gerhard Hofmann zum Spiegel erster Präsident der IHK.

In den folgenden zwei Jahrhunderten waren es vielfach die Bankiers, die in der Bankenstadt Frankfurt der IHK vorstanden. Bekannte Namen waren z.B. Michael Friedrich Hauck (1822-1829) und Otto Hauck (1921-1933) (Inhaber von Hauck & Aufhäuser).

Zeit des Nationalsozialismus

Nach der Machtübernahme der Nazis wurden auch die Industrie- und Handelskammern gleichgeschaltet. Die IHK Frankfurt stand der nationalsozialistischen Ideologie zunächst distanziert gegenüber. Weder stießen die völkischen Vorstellungen von Autarkie auf Verständnis in der Handelsmetropole noch wurden von der Mehrheit der Gewerbetreibenden antisemitische Vorstellungen vertreten. Insbesondere das Bankwesen aber auch der Handel in Frankfurt waren durch jüdische Geschäftsleute geprägt. Otto Hauck hatte Anfang der 30er Jahre einen Aufruf gegen Antisemitismus unterzeichnet. Noch Frühjahr 1933 unterstützte die jüdischen Kaufleute eingeladen, gemeinsam gegen antisemitische Ausschreitungen vorzugehen.

Dies wurde von den neuen Machthabern mit Gewalt unterbunden. Am 31. März 1933 trat Otto Hauck mit dem gesamten Präsidium zurück. Dieser Rücktritt war einerseits dem Druck der Nazis geschuldet, stellte auf der anderen Seite einen Protest gegen das Vorgehen der SS dar. Diese hatte die Sitzung der Vollversammlung gesprengt und 35 Mitglieder festgenommen.

Otto Hauck wurde durch von der NSDAP benannte Funktionäre ersetzt. Bis 1943 nahm Carl Lüer für die NSDAP die Funktion des Präsidenten wahr. Luer war kein Ideologe sondern Pragmatiker. Es galang ihm auch unter den Bedingungen des neuen Regimes einen Rest an Unabhängigkeit für die IHK zu sichern. Die Frankfurter Wirtschaft musste jedoch insbesondere durch die "Arisierung" einen Aderlass hinnehmen. So sank die Zahl der Banken von 182 auf 119. Der Einzelhandel (z.B. das Kaufhaus Wronker) wurde weitgehend "judenfrei".

1943 wurde die IHK aufgelöst und durch die „Gauwirtschaftskammer Rhein-Main“ ersetzt an deren Spitze Hermann Gamer stand.

Bundesrepublik Deutschland

Nach dem Krieg knüpfte man an die 1933 abgebrochene Tradition der Selbstorganisation der Wirtschaft wieder an. 1945 bis 1950 leistete Alfred Petersen von der Metallgesellschaft Aufbauarbeit. In den 80er Jahren stand Hans Messer (Messer Griesheim) an der Spitze der IHK (1980–1991)[3].

Die Arbeit der IHK war seit 2005 zunehmend von Konflikten bestimmt.[4] In Folge dieser Auseinandersetzungen gab der Präsident Joachim von Harbou im Mai 2007 sein Amt auf. Seit dem 21. Juni 2007 steht Hans-Joachim Tonnellier als Präsident an der Spitze der IHK Frankfurt am Main. Tonnellier ist Vorstandsvorsitzender der Frankfurter Volksbank.

Literatur

  • Werner Plumpe und Dieter Rebentisch: Dem Flor der hiesigen Handlung. 200 Jahre IHK Frankfurt, Frankfurt am Main 2008

Einzelnachweise

  1. http://www.frankfurt-main.ihk.de/pdf/wir_ueber_uns/Wahlordnung.pdf Wahlordnung der IHK Ffm, § 6
  2. Geschäftsbericht 2006
  3. Die Nummer 30. In: FAZ. 29. Juni 2007, S. 57.
  4. Showdown in der IHK: Präsident behauptet sich. In: hr-online.de. 14. Februar 2007, abgerufen am 29. Juni 2007.