Luftangriffe auf Dresden

Luftangriffe auf den Großraum Dresden während des Zweiten Weltkriegs 1944 und 1945
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Als Luftangriffe auf Dresden bezeichnet man drei aufeinanderfolgende Bombardierungen des Dresdner Stadtgebiets vom 13. bis 15. Februar 1945. Diese gehörten mit zu den schwersten Fliegerangriffen der Alliierten auf deutsche Städte während des Zweiten Weltkriegs. Sie zerstörten große Teile der Dresdner Innenstadt und töteten viele tausende Zivilisten. Deren genaue Zahl ist ungewiss; meist gehen Historiker heute aber von 25.000 bis 40.000 Toten aus. Ob die Bombardierungen militärisch notwendig waren oder als Kriegsverbrechen zu werten sind, ist in der öffentlichen und historischen Debatte heftig umstritten.

Dieser Artikel beschreibt Ursachen, Verlauf, Folgen und heutige Bewertung der Luftangriffe auf Dresden. Deren weiteren historischen Zusammenhang behandelt der Artikel Luftkrieg.

Hintergründe

Die Angriffe waren Teil des Luftkriegs zwischen Deutschland und den Alliierten. Sie sollten Industrien funktionsuntüchtig machen und zugleich die Zivilbevölkerung demoralisieren. Diese Strategie war als Reaktion auf deutsche Luftangriffe gegen englische Großstädte und Kulturzentren entwickelt worden.

Im Verlauf des Krieges hatten die Deutschen schon bei der Bombardierung von Warschau 1939 und Rotterdam 1940 zufällig den "Feuersturm" als Methode der flächendeckenden Zerstörung eng bebauter Räume entdeckt. Sprengbomben wurden nun als Wegbereiter für Brandbomben eingesetzt, um einen nicht löschbaren Flächenbrand herbeizuführen. Dies wurde dann an englischen Städten, darunter Birmingham, Coventry, Manchester, und vielen anderen europäischen Städten wie Belgrad angewandt.

Britische Gegenangriffe beschränkten sich zuerst auf punktuelle Vergeltungsschläge und warfen Flugblätter ab, die die Deutschen zum Aufstand gegen ihre Regierung aufriefen. Seit den fast täglichen deutschen Luftangriffen auf London zwischen September 1940 und März 1941 beschlossen die Alliierten jedoch auch ein Flächenbombardement deutschen Städten. Die britische „Area Bombing Directive“ von Arthur Harris, seit 1942 Oberbefehlshaber der Royal Air Force, dokumentiert Churchills endgültige Entscheidung,

“[...]dass das Hauptziel ihrer Operation jetzt auf die Moral der Zivilbevölkerung gerichtet sein sollte, insbesondere auf die Industriearbeiterschaft.“

Mit diesem so genannten moral bombing wollten Briten und US-Amerikaner die deutsche Bevölkerung demoralisieren, ihre Loyalität zum Regime schwächen und dadurch dessen Kapitulation beschleunigen. Hinter diesen Überlegungen stand die Erfahrung, dass Deutschland unter Hitler sämtliche völkerrechtliche Prinzipien der Kriegführung missachtete, einen Angriffskrieg begonnen und bereits 1937 mit Guernica erstmals eine dicht besiedelte Stadt bombardeirt hatte. Die deutschen Fliegerangriffe eröffneten den "totalen Krieg", indem sie nicht nur militärische Ziele, sondern auch Städte und Produktionsstätten angriffen. Bald darauf verkündete Adolf Hitler, er wolle englische Städte "ausradieren".

Diese Erfahrung und das Fehlen einer wirksamen Opposition gegen das Naziregime in Deutschland führten zu einer Verrohung der Kriegführung auch auf alliierter Seite. Auch sie planten nun den Feuersturm bis ins Detail. Er wurde Zug um Zug perfektioniert und an Hunderten von deutschen Städten erprobt. Hinzu kamen 1944 Pläne für einen besonders schweren Vernichtungsschlag, genannt "Thunderclap", um den Durchhaltewillen der deutschen Bevölkerung endgültig zu brechen.

Im Januar 1945 errechnete der britische Geheimdienst, dass die Deutschen nochmals bis zu 42 Divisionen an die Ostfront verlegen könnten. Um dies zu verhindern und das sowjetische Vorrücken zu erleichtern, wurden neue Angriffspläne für die Royal Air Force ausgearbeitet. Auf der Konferenz von Jalta vom 4. bis 11. Februar 1945 vereinbarten die Alliierten weitere westliche Fliegerangriffe zur Entlastung der sowjetischen Armee. Um Truppenverlegungen und Evakuierungen zu erschweren, geriet Dresden neben Berlin, Leipzig und Chemnitz nun in das militärische Fadenkreuz.

Dresdens Bedeutung im Krieg

Dresden war ein Verwaltungs-, Industrie- und Verkehrszentrum nahe an der Ostfront. Es war Garnisonsstadt und besaß wie andere deutsche Großstädte viele kriegswichtige Industriebetriebe. Im Rahmen der totalen Kriegswirtschaft produzierten alle Dresdner Fabriken Güter für den militärischen Nachschub. Besonders kriegswichtig war die optische, elektrische und Fernmelde-Industrie, darunter Traditionswerke wie Zeiss-Ikon und Radio-Mende. Ferner war Dresden ein Verkehrsknotenpunkt, in dem sich die Eisenbahnlinien von Berlin, Leipzig, Böhmen, Schlesien, Bayern und wichtige Fernstraßen kreuzten. Täglich wurden damals etwa 20.000 deutsche Soldaten per Bahn auch über Dresden an die näherrückende Ostfront verschoben. Damit wurde die Stadt zu einem militärischen Angriffsziel.

Dresden blieb aber lange von Luftangriffen verschont, weil es weit entfernt von den alliierten Fliegerbasen und damit außerhalb der Reichweite ihrer Bomber lag. Seit März 1944 besaßen diese jedoch die völlige Lufthoheit über Deutschland. Zudem hatte die Stadt anders als zu Kriegsbeginn keine nennenswerte Flugabwehr mehr. Seit Herbst 1944 gab es häufiger Voralarm und Luftalarm.

Am 24. August 1944 erfolgte ein erster Bombenangriff auf die Dresdner Ortsteile Gittersee und Coschütz und den Nachbarort Freital. Dabei wurde gezielt Industriegelände und ein Mineralölwerk getroffen. 241 Menschen starben.

Am 7. Oktober 1944 griffen Bomber der US-Air Force (USAF) als Ersatz für das zunächst angepeilte Brüx den zentralen Güter- und Rangierbahnhof Friedrichstadt sowie eine Rüstungsfabrik an. Einige Bomben fielen auch auf das bewohnte Seevorstadt. 312 Menschen starben.

Am 16. Januar 1945 bombardierte die USAF tagsüber erneut den Stadtteil Friedrichstadt. Die Schäden beeinträchtigten den Bahnverkehr kaum, betrafen dafür aber auch Wohngebiete in Cotta, Löbtau, Leutewitz und der Altstadt. Sie forderten 334 Tote.

Dresden war nun nicht mehr vor Luftangriffen sicher. Wirksame Abwehrmaßnahmen dagegen blieben jedoch aus, da die Flak bereits fast vollständig an die Ostfront verlegt worden war. Man wog sich in der trügerischen Sicherheit, dass die Alliierten der Stadt bis dahin keine kriegsentscheidende Bedeutung beigemessen hatten.

1939 lebten etwa 630.000 Einwohner in Dresden. Die Einwohnerzahl von 1945 ist unbekannt; man nimmt aber an, dass sie im Krieg um etwa 10% sank. Wieviele Bürger Dresden außerdem aus Furcht vor Fliegerangriffen, Raumnot oder Nahrungsknappheit verließen und in das Umland flüchteten, ist ebenfalls unbekannt. Hinzu kam jedoch eine unbekannte Zahl von Flüchtlingen, vornehmlich als Durchreisende aus dem Osten. Darunter waren Bewohner Breslaus, die im Februar 1945 evakuiert wurden und über Dresden westwärts flohen. Experten wie Götz Bergander schätzen, dass sich etwa 200.000 Personen im Februar 1945 vorübergehend zusätzlich im Großraum Dresden aufhielten. Davon fanden vermutlich einige 10.000 Platz in der Innenstadt.

Verlauf

Den Angriffsbefehl gab Arthur Harris, der seit 1942 den Oberbefehl über das "Bomber Command" der Royal Air Force inne hatte. Unter ihm übernahmen die Briten das Flächenbombardement ("area bombing") als Methode des totalen Krieges von den Deutschen.

Am Faschingsdienstag, 13. Februar 1945 um 21:45 wurde Fliegeralarm ausgelöst. Er trieb die Menschen in die Keller. Luftschutzbunker gab es in Dresden kaum. Die Angriffe begannen bei soeben aufgeklartem wolkenlosen Nachthimmel aus verschiedenen Richtungen gegen 22:00. Um 22:03 wurden das Elbtal und die Innenstadt mit Lichtkaskaden ("Christbäumen") ausgeleuchtet, zwei Minuten darauf wurden Zielmarkierungen auf das Dresdner Fußballstadion am Großen Ostragehege im Zentrum abgeworfen. Weitere Markierungen landeten westlich der Bahnanlagen, Verkehrsknotenpunkte und Elbbrücken, nicht aber bei den großen Fabriken und Kasernen im Norden der Stadt.

Von 22:13 Uhr bis 22:28 fielen die ersten Bomben. 244 britische Bomber der Pionier-"Truppe 5" zerstörten die Gebäudedächer westlich des Ostrageheges mit 529 Luftminen und 1800 Spreng- und Brandbomben, insgesamt 900 Tonnen. Diese 15 Minuten setzten bereits große Teile der Dresdner Altstadt in Brand. Sie trafen vom Stadion im Ostragehege aus einen Fächerradius vom Elbknie bis zu den Bahngleisen an der Falkenbrücke nahe der heutigen Budapester Straße. Diese Fläche entsprach etwa 3 Vierteln der Altstadt.

Um 1:23 Uhr begann die zweite Angriffswelle mit 529 britischen Lancaster-Bombern. Sie warfen insgesamt 650.000 Stabbrandbomben - 1500 Tonnen - über dem zuvor markierten Bereich von Löbtau bis Loschwitz ab. Ob Phosphorbrandbomben dabei waren, ist umstritten. Die Rauchentwicklung über der Stadt dürfte die Sicht für die Piloten stark behindert haben. Gezielte Treffer einzelner Gebäude waren jedoch ohnehin nicht beabsichtigt, sondern ein Bombenteppich zur Zerstörung der Innenstadt. Die Bomben trafen auch die Elbwiesen und den Großen Garten, wohin sich viele Dresdner geflüchtet hatten. Dabei wurden auch die Frauenklinik Pfotenhauer Straße und das Diakonissenhaus Neustadt schwer beschädigt. Der Bombenregen verhinderte sofortige Löschaktionen, so dass sich die zahlreichen Einzelfeuer rasch auf 15 Quadratkilometern zu einem Feuersturm vereinten.

Diesen Nachtangriffen folgte am 14. Februar um 12:17 Uhr bei diesmal schlechtem Wetter ein Tagesangriff von 311 B-17-Bombern der USAF. Sie warfen nur nach Zielradar nochmals 1800 Sprengbomben und 136.800 Stabbrandbomben ab: diesmal vorwiegend gezielt auf Rüstungsbetriebe und erneut auf den Bahnhof der Friedrichstadt. Getroffen wurden dort auch ein weiteres Krankenhaus und umliegende Stadtteile.

Am 15. Februar kurz nach 10:00 stürzte die Frauenkirche ein. Um 11:51 folgte ein weiterer Tagesangriff von 210 amerikanischen B17. Bei schlechter Sicht warfen sie 460 Tonnen Bomben verstreut auf das gesamte Gebiet zwischen Meißen und Pirna, laut Taylor auch auf die Industrieanlagen des Elbtals. Betroffene Augenzeugen berichten, dabei seien auch Zivilisten auf Ausfallstraßen oder am Elbufer beschossen worden. Da für solche Aktionen der Treibstoff gefehlt hätte, beurteilen Historiker wie Helmut Schnatz und Frederick Taylor dies als eine der späteren Legenden um die Angriffe.

Folgen

Dresdens Innenstadt war dicht besiedelt. Sie bestand hauptsächlich aus Mischwohngebiet der Gründerzeit, in das Industriebetriebe eingebettet waren. Deren gezielte Zerstörung hätte eine andere Zielplanung, Bewaffnung und Vorgehensweise erfordert als die intensive flächendeckende Bombardierung mit Stab- und Brandbomben. Die Absicht war, die ganze Innenstadt in Brand zu setzen, um möglichst viele Bewohner zu treffen.

Dies gelang. Die aufeinanderfolgenden Luftangriffe betrafen ein Stadtgebiet von etwa 15 Quadratkilometern. Der orkanartige Feuersturm zerstörte ganze Straßenzüge; die starke Hitzeentfaltung ließ Glas schmelzen. Menschen verbrannten, starben durch Hitzschlag, Luftdruck und Brandgase oder erstickten in den Luftschutzkellern. Wer sich ins Freie zu retten versuchte, war auch dort dem Feuersturm und weiteren Bomben ausgesetzt. Diese zerstörten etwa 25.000 Häuser mit 75.000 von insgesamt 222000 Wohnungen völlig, beschädigten weitere 18.000 Wohnungen schwer und 81.000 leicht. Zerstört wurden ferner 72 Schulen, 22 Kliniken, 19 Kirchen, 5 Theater, 50 Banken und Versicherungsgebäude, 31 Kaufhäuser, 31 große Hotels, 62 Verwaltungsgebäude.

Da viele Keller Mauerdurchbrüche zu Nachbarhäusern hatten, konnten manche Menschen durch die geschlossenen Häuserzeilen in unversehrte Stadteile fliehen. Andere fanden nach Zeugenaussagen durch die Gewölbe unterhalb der Altstadt ins Freie der Elbwiesen. Viele Familien wurden im Chaos der Flucht auseinandergerissen. Überlebende, die in Bunkern und Kellern ausgeharrt hatten oder den Weg durch die Katakomben ins Freie gefunden hatten, wurden für den Rest ihres Lebens schwer traumatisiert.

Die meisten Dresdner waren damals treue Anhänger der NSDAP. Unter den zahlreichen Betroffenen der Bombardierung waren jedoch auch Dresdner Bürger jüdischen Glaubens. Ihnen war die Nutzung von Luftschutzräumen untersagt. Dennoch gelang es einigen, in die Keller zu flüchten. Da auch die Gestapozentrale zerstört wurde, musste eine für den 14. Februar 1945 auf dem Platz der schon 1938 zerstörten Synagoge angesetzte Deportation ausfallen. So konnten einige wenige Dresdner Juden, die die Angriffe überlebten, ihren Mördern entkommen: darunter der Literaturwissenschaftler Victor Klemperer.

In den folgenden Tagen bargen und stapelten die Überlebenden die Toten auf Straßen und Plätzen. Aus Furcht vor Seuchen wurden am 25. Februar 6.865 Leichen auf dem heutigen Altmarkt verbrannt. Stadtteile wurden abgeriegelt und zu toten Gebieten erklärt.

Die Bombenangriffe zerstörten viele spätbarocke und gründerzeitliche Gebäude und Kulturdenkmäler wie die Semperoper, die "Frauenkirche" und den Zwinger. Ein Großteil des Kulturerbes des "Florenz an der Elbe" hatte aufgehört zu existieren. Der spätere Wiederaufbau in der DDR ignorierte den früheren Stadtgrundriss und verstärkte so noch den Eindruck einer fast völligen Zerstörung des Stadtkerns.

Im Gegensatz zu den Tagesangriffen der USAF zielten die vorherigen Nachtangriffe der RAF nicht direkt auf die Dresdner Rüstungsindustrie. Diese wurde aber vom Feuersturm mitgetroffen. Viele der etwa 160 Rüstungsbetriebe meldeten totale Produktionsausfälle wegen direkter Schäden. Andere mussten die Produktion einstellen, weil die Arbeitskräfte im Bombenhagel und Feuer umgekommen waren. Arthur Harris schätzte die Wirkung in einem Schreiben vom 29. März 1945 an das Air Ministry so ein:

„Actually Dresden was a mass of munitions works, an intact government centre, and a key transportation point to the East. It is now none of these things“.

Dies traf jedoch nur bedingt zu: Die "Schlussmeldung" des SS- und Polizeiführers Elbe vom 15. März 1945 nannte etwa sechs Betriebe, die die Produktion mit unbestimmter Menge wieder aufnahmen. Der Eisenbahnverkehr durch Dresden begann schon nach vier Tagen wieder, da die Gleise unversehrt waren. Auch der Widerstand der Überlebenden gegen die nationalsozialistische Führung blieb aus. Das moral bombing blieb weitgehend wirkungslos, da die deutsche Rüstungsproduktion unter Tage weiterlief, viele Bahnlinien intakt geblieben waren und die Nazis die Angriffe zur Propaganda gegen die Alliierten nutzen konnten.

Es folgten weitere Angriffe: Am 2. März bombardierten 455 B-17 die Hydrierwerke Ruhland und Schwarzheide. Wegen schlechten Wetters flogen sie das Ersatzziel Dresden an. Ab 10:27 wurden dort erneut fast 1100 Bomben abgeworfen.

Am 17. April erfolgte ein weiterer großer Bombenangriff mit 1100 Tonnen gezielt gegen militärische Ziele. Erst jetzt wurden die Bahnhöfe Neustadt sowie Friedrichsstadt vollständig zerstört. Auch dabei verfehlten einige Bomben ihr Ziel, und es gab erneut 450 Tote.

Trotz der großflächigen Zerstörung wurden die Reste Dresdens erbittert verteidigt und konnten erst am 8. Mai 1945 von der Roten Armee vollständig besetzt werden.

Das nächtliche area bombing war in den letzten Kriegsmonaten zwischen den Westalliierten bereits umstritten: Die US-Militärführung drängte die Briten dazu, diese Taktik aufzugeben. Doch die Ausrüstung und Ausbildung der RAF ließ sich nicht mehr umstellen.

Erst am 28. März 1945 erwog Churchill, den Luftkrieg gegen deutsche Städte einzustellen, und distanzierte sich in einem Telegramm vorsichtig davon:

"It seems to me that the moment has come when the question of bombing of German cities simply for the sake of increasing the terror...should be reviewed. Otherwise we shall come into control of an utterly ruined land...The destruction of Dresden remains a serious query against the conduct of Allied bombing."

("Mit scheint, der Moment ist gekommen, an dem die Frage des Bombardierens von deutschen Städten einzig zu dem Zweck, den Terror zu vermehren, ...überdacht werden sollte. Andernfalls kommen wir in Kontrolle eines völlig zerstörten Landes...Die Zerstörung von Dresden stellt die Ausführung alliierten Bombens von nun an schwerwiegend in Frage.")

Streit um die Zahl der Getöteten

Alle Zahlenangaben zu den durch die Luftangriffe Getöteten beruhen auf einigen wenigen Dokumenten damaliger Behörden und Schätzungen nach Kriegsende. Da sie viele Unsicherheitsfaktoren enthalten, gehen die Zahlen weit auseinander.

Hohe Schätzungen stützen sich oft auf Aussagen von Zeitzeugen und Politikern, die nicht mehr überprüft werden können, sowie schon früh verbreiteten Fehlinformationen. Diese liegen zum Teil auch populären Lexika zu Grunde, die nicht verifizierte Zahlen von 60.000 bis zu 135.000 Toten angeben. Der damalige Dresdner Verwaltungsdirektor Matthes etwa behauptete nach dem Krieg, es seien 25.000 Leichen voll, 35.000 teilweise und 75.000 gar nicht identifiziert worden. Belegen konnte er dies nicht.

Noch weit höhere Zahlenangaben werden vor allem von rechtsextremen Geschichtsrevisionisten kolportiert. Aber auch die DDR versuchte, Dresdens Bombardierung für ihre Propaganda gegen den Westen zu benutzen. Aus solchem Kalkül heraus wurden Zahlen von 200.000 bis zu 600.000 Toten verbreitet. Diese berufen sich stets auf einige wenige, zweifelhafte Quellen. Ein Dokument des Internationalen Roten Kreuzes (ICRC) von 1946 etwa redete von 275.000 Toten. Diese Zahl war kein Ergebnis eigener Nachforschungen, sondern von "Berichten", zu denen auch erwiesenermaßen falsche Angaben aus dem Ministerium von Joseph Goebbels gehörten.

Daneben existieren einige relativ zuverlässige historische Dokumente von damals durchgeführten amtlichen Zählungen:

  • In einer polizeilichen "Schlussmeldung" vom März 1945 heißt es: "Bis 10. 3. 1945 früh festgestellt: 18.375 Gefallene, 2.212 Schwerverwundete, 13.718 Leichtverwundete, 350.000 Obdachlose und langfristig Umquartierte". Die Gesamtzahl der "Gefallenen" wurde dort "auf etwa 25.000 geschätzt".
  • Am 22. März 1945 erließ der höhere SS- und Polizeiführer Elbe den "Tagesbefehl 47". Dieser berichtet von über 20.204 geborgenen Toten und schätzt, dass sich diese Zahl wahrscheinlich auf 25.000 erhöhen werde. - Sehr populär in rechtsextremen Kreisen wurde eine von den Nazis manipulierte Ausgabe dieses Dokuments, die an alle Zahlen eine Null anhängte. Sie wurde 1966 in einem Prozess gegen den bekannten und später rechtskräftig verurteilten Holocaustleugner David Irving als Fälschung erwiesen. Dieser hatte sich darauf gestützt, um damit 250.000 Todesopfer behaupten zu können. Er musste nun einräumen, sich geirrt zu haben.
  • Der "Lagebericht 1404" der Berliner Polizei erschien am selben Tag wie der Tagesbefehl 47 und bestätigt dessen Erstversion: Darin werden 18.375 geborgene Tote gezählt und ihre Gesamtzahl auf 25.000 bis 35.000 geschätzt.
  • Die 1993 im Dresdner Stadtarchiv gefundenen Akten des Bestattungs- und Marstallamtes führen rund 25.000 Tote auf, die bis zum 17. April 1945 beigesetzt wurden. In dieser Zahl sind schon viele Opfer der Tagesangriffe am 14. und 15. Februar 1945 mit enthalten.

Auf dieser Basis schätzen die meisten Historiker heute, dass mindestens etwa 25.000, höchsten 40.000 Menschen durch die Bombenangriffe ihr Leben verloren. Die Gesamtzahl bleibt jedoch aus mehreren Gründen ungewiss:

  • Bis 1970 fand man bei Bauarbeiten in der Stadt noch weitere ca. 1.900 Tote.
  • Wieviele nie gefunden, vollständig verbrannt oder verschüttet wurden, lässt sich nur vermuten.
  • Wegen der Kriegssituation wurde eine unbekannte Anzahl von Toten von keinem ihrer Angehörigen gemeldet.
  • Die Zahl der Flüchtlinge, die Dresden damals durchquerten, sowie der Anteil davon, der im Februar im Innenstadtbereich Quartier fand, bleiben ebenfalls ungewiss.

Um die Gesamtzahl der Getöteten genauer einschätzen zu können und Geschichtsfälschungen zu begegnen, hat die Stadt Dresden aktuell eine Historikerkommission mit der Überprüfung der bekannten Quellen und weiteren Nachforschungen beauftragt. Sie wird vom namhaften Militärhistoriker der Bundeswehr in Potsdam, Rolf-Dieter Müller, geleitet. Weitere Kommissionsmitglieder sind Wolfgang Fleischer vom Militärhistorischen Museum der Bundeswehr in Dresden, Buchautor Götz Bergander, Thomas Wiedera vom Hannah-Arendt-Institut, Luftkriegsexperte Horst Boog und Stadtarchiv-Leiter Thomas Kübler. Die Kommission arbeitet ergebnisoffen. Derzeit rechnet man aber, ausgehend von den Bestattungs-Akten und dokumentierten eichenfunden, wie bisher mit einer Gesamtzahl von 25.000 bis 35.000 Toten. Letztere Zahl gab damals auch einer der Leiter von acht Bergungstrupps an. Sie wird bisher aus einem Addierungsfehler erklärt und für zu hoch gehalten.

Neben den bekannten Primärquellen will die Gruppe künftig aber auch weitere Zeitzeugenberichte und neuere Berechnungen heranziehen. Die Öffentlichkeit wurde bereits um Mithilfe, Quellen, Dokumente und Stellungnahmen gebeten, die im Herbst umfassend ausgewertet werden sollen. So will die Expertengruppe bis zum 800-jährigen Stadtjubiläum 2006 eine verlässliche, wenn auch keine völlig präzise Antwort vorlegen.

Historische Debatte

Der Kalte Krieg und die deutsche Spaltung haben eine von ideologischen Vorurteilen unbelastete Erforschung von Ursachen und Wirkungen des Kriegsverlaufs in der Geschichtswissenschaft lange Zeit erschwert. Seit 1949 unterstellte die DDR-Propaganda den Alliierten entgegen den heute bekannten Tatsachen, sie hätten der Sowjetunion ein unnötig zerstörtes Ostdeutschland hinterlassen wollen. Dresdens erster Nachkriegs-Bürgermeister Walter Weidauer hatte den Angriff 1946 noch als vermeidbare, aber von deutschen Faschisten provozierte Katastrophe dargestellt: Drei Jahre später beschuldigte er allein die Westmächte der verbrecherischen Bombardierung Dresdens ohne jegliche militärische Notwendigkeit. Diese verordnete Geschichtsdeutung verfestigte eine Opferrolle der Deutschen. Ähnlich benutzen heute Rechtsextremisten den Untergang des alten Dresden, um die deutsche Kriegsschuld zu relativieren.

Inzwischen jedoch wird das Verhältnis von militärischen und ethischen Aspekten des Luftkriegs breit diskutiert. Dazu trugen auch Erlebnisberichte bei von Autoren wie Alexander McKee, britischer Kriegsberichterstatter, und dem amerikanischen Schriftsteller Kurt Vonnegut, der die Angriffe als junger Mann miterlebte und überlebte. Sein Roman "Slaughterhouse Five" wurde berühmt.

Intensität, Umfang und nicht kriegswichtige Ziele der Gegenangriffe lassen Historiker heute verstärkt fragen, ob der alliierte Luftkrieg im letzten Kriegsjahr überhaupt noch primär militärische Zwecke verfolgte oder aber nur noch die Bevölkerung treffen und dezimieren sollte.

Götz Bergander, ein Dresdner Historiker, der die Angriffe überlebte, hat 1977 eine präzise und umfassende Analyse aller zugänglichen Daten dazu vorgelegt, die er 1994 nach neuestem Forschungsstand aktualisierte und die heute auch eine Grundlage für den Forschungsauftrag der Dresdner Historikerkommission bildet.

Jörg Friedrich hat mit seinem Buch "Der Brand" 2002 über den Luftkrieg erstmals den Blickwinkel der Betroffenen in den Vordergrund gerückt. Er hebt hervor, dass die Bombardierungen vieler deutscher Städte nicht erst seit den letzten Kriegsmonaten militärisch sinnlos waren und bewusst auf Massenvernichtung zielten. Er unterstützt damit die umstrittene, aber verbreitete Meinung, dass auch die Dresdner Luftangriffe nach dem Völkerrecht als Kriegsverbrechen zu werten und zu verfolgen gewesen wären. Andere Historiker werfen ihm vor, dass sein Sprachstil eine ahistorische Gleichsetzung der nationalsozialistischen Massenmorde mit dem Bombenkrieg nahelege.

Der Brite Frederick Taylor hat demgegenüber kürzlich umfangreiches Material vorgelegt, dass die kriegswirtschaftliche Bedeutung der Industrie Dresdens, die Pläne der Deutschen an der Ostfront und Absprachen der Alliierten mit den Sowjets belegt. Er spricht den Angriffen damit eine militärische Rationalität zu und betont, dass die Deutschen den Luftkrieg eröffnet und rücksichtslos geführt hatten.

Helmut Schnatz hat ferner einige der immer wieder vertretenen "Legenden" der Luftangriffe auf Dresden zu widerlegen versucht, darunter die lange überlieferte These, dabei seien auch Phosphorbrandbomben verwendet worden. Seine Veröffentlichung rief in Dresden selbst starke Empörung hervor und wird von Dresdner Buchhandlungen boykottiert.

Ungeklärt ist bislang vor allem die Frage, wie die Angriffe und die alliierte Luftkriegsstrategie insgesamt nach dem Völkerrecht zu bewerten sind. Diese Klärung wird durch den politischen Missbrauch rechtsextremer Revisionisten, aber auch durch fortbestehende historische Deutungsunterschiede zwischen den ehemaligen Kriegsgegnern besonders erschwert.

Gedenken

Am 13. Februar finden jedes Jahr Gedenkveranstaltungen in Dresden statt. So läuten an diesem Tag exakt um 21:45 alle Dresdner Kirchenglocken. 1995, zum 50. Jahrestag der Angriffe, wurde eine Glockensinfonie unter Einbezug aller Dresdner Glocken gespielt. 2002 fanden ferner Menschen aus Dresden und seiner Partnerstadt Coventry zusammen, die im Zweiten Weltkrieg ebenfalls schwer von deutscher Flächenbombardierung betroffen war. Diese Partnerschaft begann bereits 1956. Unter dem Motto "Brücken bauen - Versöhnung leben" setzten sie ein Zeichen gegen Krieg und Hass. Das Treffen fand an der Baustelle der Dresdner Frauenkirche statt, die durch die Luftangriffe völlig zerstört worden war. Sie ist inzwischen fast ganz wieder aufgebaut und zum Mittelpunkt der Versöhnungsarbeit geworden. Der Wiederaufbau gelang durch jahrzehntelange Spendensammlungen von vor allem britischen und deutschen Fördervereinen.

Zugleich versuchen seit Jahren alte und neue Rechtsextreme, die Jahrestage der Bombardierung für Zusammenkünfte und revisionistische Propaganda zu nutzen. Die Teilnehmerzahl der von der Jungen Landsmannschaft Ostpreußen (JLO) veranstalteten Demonstration steigt stetig. Der Termin etablierte sich als eine der größten regelmäßigen bundesweiten Veranstaltungen mit internationaler Beteiligung von Neonazis. Ministerpräsident Georg Milbradt (CDU) lehnte darum für 2005 eine Schirmherrschaft ab, die Holger Apfel (NPD) dann übernahm.

Das dort beliebte Schlagwort vom "Bombenholocaust" soll den Holocaust relativieren und die Kriegführung der alliierten Kriegsgegner Deutschlands insgesamt als Verbrechen darstellen, um ihnen die eigentliche Kriegsschuld anzulasten und die des nationalsozialistischen Deutschland zu verringern oder zu leugnen. Dazu schlachten sie auch historische Fakten wie die geplante und in Dresden intensiv durchgeführte Massenvernichtung propagandistisch aus. Man attestiert den früheren Kriegsgegnern, besonders den USA, besondere Unmenschlichkeit und Grausamkeit und vergleicht deutsche Kriegsverbrechen damit, um diese so nachträglich zu rechtfertigen. Diese Ideologisierung findet man nicht nur bei der NPD, sondern auch weit darüberhinaus.

Dem versuchen im Gegenzug manche Antifaschisten mit Parolen wie "Deutsche Täter sind keine Opfer", "Keine Träne für Dresden" oder "Bomber-Harris do it again" zu begegnen. Sie sehen die "Enttabuisierung" der deutschen Kriegsopfer als eine fortschreitende Rehabilitierung nazistischer Einstellungen an. Aus Protest dagegen feiern sie die Bombardierung Dresdens als notwendigen Teil der militärischen Niederschlagung des nationalsozialistischen Deutschlands.

Die Stadt Dresden erlässt deshalb seit Jahren ein Demonstrationsverbot in der Innenstadt. Sie belässt es aber nicht dabei, sondern versucht die Initiative zur Gestaltung des Erinnerungsdatums mit eigenen Veranstaltungen wiederzugewinnen. Eine wichtige Rolle spielen dabei die seit 1956 bestehende Partnerschaft zu Coventry und die kirchliche Versöhnungsarbeit. Diese ging unmittelbar nach Kriegsende von Coventry aus. Dort wurde das berühmte "Cross of Nails" aus den Trümmern der am 14. November 1940 zerstörten Kathedrale zum Symbol einer internationalen Gemeinschaft, die heute in Hunderten von Bombardierungen betroffenen Städten der Welt existiert. Seit dem 13. Februar 2005 gehört die Frauenkirche Dresden dazu.

Diese Kontakte wecken heute über nationale Grenzen hinweg Verständnis dafür, dass die deutsche Kriegsschuld mit Kriegsverbrechen anderer nicht aufgewogen, in keiner Weise angezweifelt oder relativiert werden kann. Sondern damals geschah eine ungeheure Verselbstständigung der Kriegführung, die nicht vom ursächlichen verbrecherischen Planen und Handeln des Nationalsozialismus ablösbar, aber auch nicht als notwendige Folge daraus interpretierbar ist.

Die große Mehrheit der vom unermesslichen Leid getroffenen überlebenden Dresdner und ihre Angehörigen vertreten heute als Konsequenz aus dem Schrecken des Krieges: Das gemeinsame humane Gedenken an die Toten ohne Schuldzuweisungen ist das beste Gegenmittel gegen das menschenunwürdige Aufrechnen von Opferzahlen und Schuldanteilen.

Siehe auch

Ausstellungen

Literatur

Romane und Erlebnisberichte:

Historische Monographien:

  • Götz Bergander: "Dresden im Luftkrieg - Vorgeschichte, Zerstörung, Folgen". Würzburg, 2. erweiterte Auflage 1998. (Sonderausgabe)
  • Frederick Taylor: "Dresden, Dienstag, 13. Februar 1945. Militärische Logik oder blanker Terror?" München 2004.
  • Matthias Neutzner (Hrsg.): "Ausstellung Lebenszeichen - Dresden im Luftkrieg 1944/45." Dokumentation der Ausstellung, August 1989 bis April 1990. Dresden 1991.
  • Jörg Friedrich, "Der Brand. Deutschland im Bombenkrieg 1940-1945", Ullstein-Heine-List, München 2002, ISBN 3548604323

Aufsätze und aktuelle Artikel:

  • Deutschland heute (herausgegeben vom Presse- und Informationsamt der Bundesregierung), Wiesbaden, 1955.
  • Die Welt, Ausgabe vom 12. Februar 1995
  • DER SPIEGEL online vom 10. Februar 2005: "Bilder der Zerstörung. Dresdens Apokalypse." Von Markus Becker und Jule Lutteroth. (Neu freigegebene Luftbilder der Royal Air Force unmittelbar nach den Angriffen sowie ein Artikel, der die Entwicklung der Methode des Feuersturms erklärt). [1]
  • Lausitzer Rundschau online 18. Januar 2005: "Kontroverse um Zahl der Dresdner Bombenopfer." (Artikel zum Vorgehen der Historikerkommission)[2]
  • ZDF online 6. Februar 2005: "Der Feuersturm". [3]
  • Sächsische Zeitung vom 12. Februar 2005: Der Ablauf der Angriffe
  • Frankfurter Rundschau 12. Februar 2005: "Die Gewaltschraube des Krieges". Von Stephan Reinhardt. (Rezension des Buches von Frederick Taylor, s.o.) [4]
  • Helmut Schnatz: "Luftkriegslegenden in Dresden", in: historicum.net (17.12.2003) ([5])
  • Gilad Margalit: "Dresden und die Erinnerungspolitik in der DDR", in: historicum.net [25.1.2004], [6]
  • Martin Blumentritt: "Keine Träne für Dresden. Über die Dresden-Mythen." (Vortrag, der sich kritisch, aber belegt mit Mythen um die Luftangriffe befasst.) [7]