Alfred Rosenberg

deutscher Architekt und Politiker (NSDAP), MdR, Parteiideologe
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Alfred Rosenberg (* 12. Januar 1893 in Reval; † 16. Oktober 1946 in Nürnberg) war ein Ideologe und Politiker des Nationalsozialismus.

Leben

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Alfred Rosenberg

Geboren 1893 in Reval (heute Tallinn), studierte er am Technischen Institut Riga und an der Moskauer Universität Architektur. Ende 1918 kam er nach München, wo er im Herbst 1919 über den völkischen Schriftsteller Dietrich Eckart, für dessen Zeitschrift Auf gut Deutsch Rosenberg schrieb, Hitler kennenlernte. Noch im Herbst 1919 trat Rosenberg der NSDAP bei. 1921 wechselte er mit Eckart zum Völkischen Beobachter, dessen Hauptschriftleitung er nach Eckarts Tod im Februar 1923 übernahm; ab 1937 firmierte er als Herausgeber des Blattes. Rosenberg nahm 1923 am Marsch auf die Feldherrenhalle teil und wurde von Hitler während der Zeit seiner Festungshaft mit der Führung der NSDAP betraut, einer Aufgabe, der sich Rosenberg jedoch kaum gewachsen zeigte.

1927 wurde Rosenberg von Hitler mit der Gründung eines nationalsozialistischen Kulturverbandes beauftragt, der jedoch erst 1929 als vorgeblich überparteilicher Kampfbund für deutsche Kultur an die Öffentlichkeit trat. 1930 wurde er Reichstagsabgeordneter, unter anderem im Außenpolitischen Ausschuss, und veröffentlichte sein rassentheoretisches Buch Der Mythus des zwanzigsten Jahrhunderts - gedacht als Fortsetzung von Houston Stewart Chamberlains antisemitischem Werk Die Grundlagen des 19. Jahrhunderts.

1933 ernannte ihn Hitler zum Leiter des Außenpolitischen Amtes der NSDAP, das aber in der praktischen Umsetzung der NS-Außenpolitik nur eine geringe Rolle spielte. Im Juni 1933 ernannte Hitler Rosenberg - neben 16 weiteren NSDAP-Funktionären - zum Reichsleiter, einen Titel, der Rosenberg zumindest formal in die NS-Führungselite und in den gleichen Rang mit Ministern erhob. Im Januar 1934 wurde er auf Vorschlag von Robert Ley von Hitler zum "Beauftragten für die Überwachung der gesamten geistigen und weltanschaulichen Schulung und Erziehung der NSDAP" ernannt.

Rosenbergs Idee einer nationalsozialistischen Universität (Hohe Schule), die als Zentrum der nationalsozialistischen ideologischen und pädagogischen Forschung gedacht war, wurde ab 1940 nur teilweise umgesetzt. Ab Oktober 1940 leitete er den Einsatzstab Reichsleiter Rosenberg (ERR), den Hitler per Führerbefehl zu umfangreichen Beschlagnahmungen von Kunstschätzen in den besetzten Gebieten ermächtigte. Nach dem Einmarsch in die UdSSR wurde Rosenberg 1941 zum Reichsminister für die besetzten Ostgebiete ernannt. Bei der Wannseekonferenz wurde er von seinem Staatssekretär Gauleiter Alfred Meyer vertreten.

Rosenberg wurde von den alliierten Truppen am Ende des Krieges in Flensburg gefangengenommen, kam vor das Nürnberger Kriegsverbrechertribunal und wurde der Verschwörung, der Verbrechen gegen den Frieden, der Planung, Eröffnung und Durchführung eines Angriffskrieges, Kriegsverbrechen sowie Verbrechen gegen die Menschlichkeit für schuldig befunden. 1946 wurde er zum Tod verurteilt und mit neun anderen Verurteilten in Nürnberg hingerichtet.

Rosenberg musste meist vor machtbewussteren Politikern wie Goebbels und Ribbentrop zurückstecken, trug aber als "Chefideologe" des Nationalsozialismus erhebliche Mitschuld am Holocaust.

Ideologie und Religion

In seinem Hauptwerk Der Mythus des zwanzigsten Jahrhunderts verwahrt sich Rosenberg gegen die "Verfälschung", als Heide bezeichnet zu werden: "Man unterschlug, dass ich den Wotanismus als eine tote Religionsform hinstellte [aber, natürlich vor dem germanischem Charakter Ehrfurcht habe, der Wotan ebenso gebar wie den Faust], und dichtete verlogen und skrupellos mir an, ich wollte den "heidnischen Wotanskult" wieder einführen."

Rosenberg galt als glühender Verehrer von Luther, in dem er das "wahre", nämlich antisemitische Christentum verkörpert sah, das durch die römisch-katholische Kirche verfälscht, "verjudet" worden sei.

Literatur

Die kenntnisreichsten Rosenberg-Spezialisten sind der amerikanische Historiker Herbert P. Rothfeder, der bereits 1963 seine Dissertation auf der Basis der damals in den USA lagernden Akten vorgelegt hat sowie der Trierer Historiker Reinhard Bollmus.

  • Baumgärtner, Raimund. Weltanschauungskampf im Dritten Reich. Die Auseinandersetzung der Kirchen mit Alfred Rosenberg. Mainz 1977.
  • Bollmus, Reinhard: Das Amt Rosenberg und seine Gegner. Studien zum Machtkampf im nationalsozialistischen Herrschaftssystem. Stuttgart 1970 ISBN 3486545019
  • Bollmus, Reinhard: Alfred Rosenberg. Chefideologe des Nationalsozialismus? in: Ronald Smelser und Rainer Zitelmann (Hg.). Die braune Elite. 22 biographische Skizzen. Darmstadt 1989, S. 223-235.
  • Brenner, Hildegard: Die Kunstpolitik des Nationalsozialismus. Reinbek bei Hamburg 1963
  • Cecil, Robert: The Myth of the Master Race. Alfred Rosenberg and Nazi Ideology. London 1972
  • Hart, F.Th.: Alfred Rosenberg. Der Mann und sein Werk. München 1934 (3. Aufl.)
  • Oepke, Albrecht: Der Mythus. Rosenbergbetrachtungen. Leipzig 1935
  • Rosenberg, Alfred: Letzte Aufzeichnungen. Ideale und Idole der Nationalsozialistischen Revolution. Göttingen 1955.
  • Rothfeder, Herbert P.: A Study of Alfred Rosenberg’s Organization for National Socialist Ideology. Michigan, Phil. Diss. 1963 [University Microfilms, Ann Arbor].
  • Rothfeder, Herbert P.: Amt Schrifttumspflege: A Study in Literary Control, in: German Studies Review. Vol. IV, Nr. 1, Febr. 1981, S. 63-78.