Ljubuški

Gemeinde in Bosnien-Herzegowina
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Ljubuški [ˈʎubuʃki] ist eine Kleinstadt und Verbandsgemeinde im Südwesten von Bosnien und Herzegowina mit etwa 5.000 Einwohnern (rund 25.000 im Gemeindegebiet). Der Ort wurde unter dem Namen Lubussa 1444 erstmals schriftlich erwähnt und war in der Neuzeit eine osmanische Festung gegen die Venezianer. Von ihrem einstigen Festungscharakter zeugt noch die Burgruine auf dem Berg Buturovica, die seit Frühjahr 2006 einem aufwendigen Sanierungs- und Restaurationsprojekt unterzogen wird. Heute ist die Stadt als Verkehrsknotenpunkt von Bedeutung und auf sportlicher Ebene durch den städtischen Handballverein HRK Izviđač bekannt.

Ljubuški
Љубушки

Ljubuški (Bosnien und Herzegowina)
Ljubuški (Bosnien und Herzegowina)
Basisdaten
Staat: Bosnien und Herzegowina Bosnien und Herzegowina
Entität: Föderation BiH
Kanton: West-Herzegowina
Koordinaten: 43° 13′ N, 17° 33′ OKoordinaten: 43° 12′ 45″ N, 17° 33′ 25″ O
Höhe: 100 m. i. J.
Fläche: 289 km²
Einwohner: 24.051 (30. Juni 2007[1])
Bevölkerungsdichte: 83 Einwohner je km²
Telefonvorwahl: +387 (0) 39
Postleitzahl: 88320
Struktur und Verwaltung (Stand: 2004)
Bürgermeister: Nevenko Barbarić (HDZ BiH)
Webpräsenz:
Lage der Gemeinde Ljubuški in Bosnien und Herzegowina (anklickbare Karte)SokolacRogaticaRudoVišegradPaleFočaGackoKalinovikNevesinjeBilećaTrebinjeRavnoLjubinjeKonjicIstočni MostarBerkovićiNeumMostarStolacČapljinaČajničeGoraždePale-PračaUstipračaFoča-UstikolinaSrebrenicaBratunacMilićiHan PijesakZvornikBijeljinaBrčkoUgljevikLopareVlasenicaŠekovićiOsmaciOlovoIlijašHadžićiIlidžaTrnovoIstočni Stari GradIstočna IlidžaVogošćaSarajevo-Stari GradSarajevo-CentarSarajevo-Novi GradIstočno Novo SarajevoNovo SarajevoVisokoGlamočLivnoBosansko GrahovoKupresKupres (RS)ŠipovoJajceDonji VakufBugojnoGornji VakufProzor-RamaJablanicaTomislavgradPosušjeGrudeŠiroki BrijegLjubuškiČitlukFojnicaKreševoKiseljakBusovačaNovi TravnikTravnikZenicaVitezKakanjVarešBrezaKladanjŽiviniceKalesijaSapnaTeočakTuzlaLukavacČelićSrebrenikBanovićiZavidovićiŽepčeMaglajTešanjUsoraDobretićiGradačacGračanicaDoboj IstokVelika KladušaCazinBužimBosanska KrupaBihaćBosanski PetrovacDrvarSanski MostKljučPetrovac (RS)Istočni DrvarRibnikMrkonjić GradJezeroKneževoKotor VarošTeslićBanja LukaOštra LukaKrupa na UniPrijedorNovi GradKostajnicaKozarska DubicaGradiškaSrbacLaktašiČelinacPrnjavorDerventaDobojStanariModričaBosanski BrodPelagićevoDonji ŽabarOrašjeDomaljevac-ŠamacŠamacOdžakVukosavlje
Lage der Gemeinde Ljubuški in Bosnien und Herzegowina (anklickbare Karte)

Geografie

Lage und Ausdehnung

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Blick auf die Stadt Ljubuški vom Berg Buturovica aus

Ljubuški liegt im Westen der historischen Landschaft Herzegowina, direkt an der Grenze zu Kroatien. Die Nachbargemeinden von Ljubuški sind Čapljina im Süden, Čitluk im Osten, Grude und Široki Brijeg im Norden, sowie auf kroatischer Seite Metković und Vrgorac im Westen. Die nächsten Großstädte sind Mostar 36 km in östlicher und Split 120 km in nordwestlicher Richtung. Die Entfernung zur Hauptstadt Sarajevo beträgt 170 km.

Traditionell war Ljubuški als eine der wichtigsten Städte der westlichen Herzegowina stets eines der Verwaltungszentren der Region. Diesen Status hat die Gemeinde Mitte der 1990er Jahre im Verlaufe der Ziehung der neuen Kantonsgrenzen in der Föderation Bosnien und Herzegowina an Široki Brijeg verloren, da Ljubuški im Kanton West-Herzegowina nunmehr geografisch eine Randlage einnimmt.

Das Gemeindegebiet von Ljubuški umfasst eine Gesamtfläche von 289 km² und ist damit fast doppelt so groß wie der Staat Liechtenstein. Das Stadtgebiet von Ljubuški nimmt aber nur einen geringen Prozentsatz dieser Fläche ein, denn neben der Stadt selbst umfasst die Gemeinde noch 34 besiedelte Ortschaften: Bijača, Cerno, Crnopod, Crveni Grm, Dole, Grab, Grabovnik, Gradska, Greda, Grljevići, Hardomilje, Hrašljani, Humac, Kašće, Klobuk, Lipno, Lisice, Miletina, Mostarska Vrata, Orahovlje, Otok, Pregrađe, Proboj, Prolog, Radišići, Stubica, Studenci, Šipovača, Teskera, Vašarovići, Veljaci, Vitina, Vojnići und Zvirići.

Landschaft und Natur

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Weite fruchbare Niederungen zwischen karstigen Erhebungen prägen das Landschaftsbild

Landschaftlich gehört Ljubuški zum Großraum des herzegowinischen Hügel- und Berglandes, das von karstigen Erhebungen und ausgedehnten fruchtbaren Niederungen geprägt wird. Allerdings sind in den letzten Jahren auch die Erhebungen deutlich grüner geworden, was vor allem auf die ungewöhnlich regenreichen Sommer der letzten Jahre zurückzuführen ist. Das Stadtgebiet von Ljubuški erstreckt sich vom 396 m hohen Berg Buturovica bis weit in eine der Niederungen in südwestliche Richtung hinein.

Das Weideland nimmt etwa 10.000 ha der Landfläche von Ljubuški ein, während rund 16.000 ha bewaldet sind. Unter den Bäumen herrschen Laubbäume wie Eichen, Hainbuchen und Eschen vor, allerdings sind auch immergrüne Kiefern und Tannen sehr geläufig. Die höchste Erhebung im Gemeindegebiet ist der Berg Vrlosinj (959 m).[2]

Wichtigster Wasserlieferant ist der Fluss Trebižat, der im Gemeindegebiet von Grude in der Ortschaft Peć-Mlini direkt an der Grenze zu Kroatien entspringt. Nach einem 50 km langen Lauf - zum größten Teil durch das Gemeindegebiet von Ljubuški - mündet der Trebižat in die Neretva. Neben einem großen Fischreichtum weist der Fluss auch zahlreiche Stromschnellen und Wasserfälle auf. Die bekanntesten Naturwunder am Trebižat sind die Kravica-Wasserfälle im Dorf Studenci und der Koćuša-Wasserfall im Dorf Veljaci. Der Name Trebižat bedeutet ins deutsche übersetzt so viel wie dreimal fliehen und wurde von der ansässigen Bevölkerung wohl deshalb gewählt, weil der Fluss während seines Laufes gleich dreimal im Gestein verschwindet, nur um unweit entfernt erneut wieder aufzutauchen.

Klima

Das Klima in Ljubuški ist gemäßigt, und stärker mediterran geprägt, als im Rest von Bosnien und Herzegowina. Die mittlere Jahrestemperatur beträgt 15,2 °C, wobei der heißeste und trockenste Monat der August, und der kälteste und regenreichste der Januar ist. Die Luftfeuchtigkeit liegt in Ljubuški zwischen 60 und 70 %, bei durchschnittlich 2.600 Sonnenstunden im Jahr.

Geschichte

Altertum und Antike

Funde von Knochen, Stein- und Metallgegenständen, die heute im Museum des Franziskanerklosters von Humac zu besichtigen sind, belegen, dass die Gegend um Ljubuški bereits von den Illyrern bewohnt worden ist. Ab dem 3. Jahrhundert v. Chr. wurden diese allmählich von den Römern bedrängt und im 1. vorchristlichen Jahrhundert schließlich unterworfen. Auch zur Römerzeit blieb die Gegend bewohnt; Archäologen haben in Gračine (einem Ortsteil von Humac) die Überbleibsel der antiken Römerstadt Bigeste freilegen können, die sechs Jahrhunderte lang eine rege Handelsstadt war. Am besten sind die Fundamente der Thermen erhalten, deren Bodenheizungskanäle (hypocausis) gut erkennbar sind. Außerdem haben die Ausgrabungen zahlreiche Alltagsgegenstände wie Münzen, Vasen, Schmuck, Gläser, Werkzeug und Waffen zu Tage gebracht.

Mittelalter

Im Zuge der slawischen Landnahme auf dem Balkan formierten sich entlang der östlichen Adriaküste ab dem 7. Jahrhundert zahlreiche slawische Herrschaften. Den Beschreibungen des byzantinischen Kaisers Konstantin VII. Porphyrogennetos zufolge wurde das heutige Gemeindegebiet von Ljubuški zunächst Teil von Paganien. Innerhalb dieses Gebietes, das von narentanischen Piraten beherrscht wurde, lag es in der südöstlich gelegenen Gespanschaft Rastoka.[3]

 
Die Tafel von Humac

Eine katholische Prägung erhielt die Region vermutlich erst im 11. Jahrhundert, nachdem der heidnische Staat im Zahumlje aufgegangen war. Ein Indiz dafür ist die ins 11. oder 12. Jahrhundert zu datierende Tafel von Humac (Humačka ploča), die in alt-kroatischer Sprache und Bosančica-Schrift die Weihung einer Kirche beschreibt und als eines der ältesten Zeugnisse kroatischer Schriftlichkeit gilt.

Die älteste schriftliche Erwähnung einer Ortschaft aus der heutigen Gemeinde von Ljubuški stammt vom Ende des 12. Jahrhunderts; es handelt sich dabei um das heutige Dorf Veljaci, das in der Chronik des Popen von Duklja als Pfarre bzw. Gespanschaft Vellica genannt wird.[4][5]

 
Schenkungsurkunde vom 26. April 1395: König Dabiša übergibt sein herrschaftliches Dorf Veljaci in den Besitz seiner Tochter Stana

1326 wurde die gesamte Region vom bosnischen Banus Stjepan II. Kotromanić erobert und anschließend dem Fürstentum Bosnien einverleibt. Allerdings gab sein Nachfolger Tvrtko I. bereits 1357 das Gebiet zwischen den Flüssen Cetina und Neretva dem ungarischen König Ludwig I. als Mitgift für die 1353 geschlossene Heirat zwischen ihm und Tvrtkos Cousine Elisabeth. Nach Ludwigs Tod 1382 wurde Tvrtko durch Elisabeth in Konflikte mit den Ungarn verstrickt. Nachdem sie 1387 ermordet wurde, übernahm Tvrtko gewaltsam wieder die Kontrolle über die Gebiete, die er 1357 abgetreten hatte. Formell wurden diese aber erst unter seinem Nachfolger Stjepan Dabiša nach dem Friedensschluss mit König Sigismund im Jahr 1394 dem bosnischen Königreich wieder einverleibt.[6]

Ljubuški selbst wird als Ortschaft 1444 erstmals genannt; zunächst unter dem Namen Lubiusa, kurze Zeit später aber auch unter der geläufigeren Bezeichnung Lubussa.[7] Zu dieser Zeit war das bosnische Königreich bereits starkem Druck seitens der Osmanen ausgesetzt und verlor zunehmend die Kontrolle über das Gebiet. Diesen Umstand nutzte der im Süden Bosniens mächtig gewordene Herzog Stjepan Vukčić Kosača 1448 schließlich aus, um die von ihm beherrschten Gebiete dem bosnischen Königreich zu entziehen. Da sein Herzogstitel im gesamten Balkanraum einzigartig war, wurde sein Herrschaftsbereich, zu dem auch Ljubuški gehörte, schon sehr bald einfach nur noch als Herzegowina („Land des Herzogs“) bezeichnet.

Osmanische Herrschaft

Vermutlich Anfang der 1470er Jahre wurde Ljubuški von den Osmanen eingenommen. Man kann davon ausgehen, dass erst unter ihrer Herrschaft der Ort Ljubuški einen herausragenden Status gegenüber allen übrigen Ortschaften im heutigen Gemeindegebiet (allen voran dem Priestersitz Veljaci) erlangt hat. Auch die rege Bautätigkeit der Osmanen an den Befestigungsanlagen der mittelalterlichen Burg und die Vollendung der ersten in Ljubuški errichteten Moschee im Jahr 1558 durch den zum Islam übergetretenen Baumeister Nesuh-aga Vučjaković scheinen diese These zu belegen,[8] wobei der Moscheebau auch ein Hinweis auf eine frühe muslimische Gemeinde sein kann.

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Die älteste noch stehende Moschee in Ljubuški wurde vermutlich Mitte des 17. Jahrhunderts erbaut und liegt im westlichen oberen Stadtteil, der Žabljak genannt wird

Bezüglich des Umgangs der Osmanen mit den Katholiken kann davon ausgegangen werden, dass sie diesen bis in die Mitte des 16. Jahrhunderts hinein durchaus tolerant gegenüber standen. 1563 allerdings wurden zahlreiche Franziskanerklöster verwüstet, weshalb die Mehrheit der Geistlichen vorübergehend nach Dalmatien floh. Auch in der Folgezeit scheint Ljubuški kein ruhiges Gebiet im osmanischen Reich gewesen zu sein; so schreibt der Reisende Elvija Čelebija 1607 in seinen Aufzeichnungen, dass er Ljubuški meide weil der Feind dort sehr aufständisch sei. Einige Passagen weiter berichtet er während seines Aufenthaltes in Mostar auch von einer Schlacht mit den Ungläubigen aus Ljubuški.[6] Im Übrigen war das 17. Jahrhundert auch die Zeit der Hajduken, die damals im Primorje und im dalmatinischen Hinterland siedelten, und immer wieder Raubzüge gegen osmanische Handelskarawanen unternahmen.[9]

Verwaltungstechnisch hatte Ljubški unter den Osmanen bis ins 18. Jahrhundert hinein ausschließlich den Status einer Festungsstadt (k'ala) inne und war Teil des Kadiluks von Imotski, was möglicherweise mit der unsicheren Lage zusammenhängt, sicherlich aber mit der Grenznähe. Erst als Imotski 1718 nach dem Frieden von Passarowitz an Venedig abgetreten werden musste, wurde Ljubuški selbst zum Kadiluk erhoben, wodurch die Stadt erstmals eines der Verwaltungszentren der Region wurde. Im 19. Jahrhundert verlor Ljubuški allmählich seinen Festungscharakter. Stattdessen gewann die Stadt zur Zeit des Wesirs Ali-paša Rizvanbegović, der Reis- und Olivenanbau eingeführt hatte, an landwirtschaftlicher Bedeutung.[9]

Österreich-Ungarische Herrschaft

 
Don Ivan Musić - Zeichnung aus dem späten 19. Jahrhundert

1875 brach in Gabela bei Čapljina ein Aufstand unter der Führung des aus Klobuk stammenden Ivan Musić aus, in dem sich die christliche Bevölkerung gegen ihre osmanischen Herrscher wandte. Einige der Schlachten dieses Aufstandes wurden auch im Gemeindegebiet von Ljubuški in der Nähe der Ortschaften Klobuk und Šipovača ausgetragen. Die Lage beruhigte sich erst, als im Berliner Kongress Bosnien und Herzegowina Österreich-Ungarn zugesprochen wurde, und infolge dessen die österreichisch-ungarische Armee unter Führung von General Stevan Jovanović am 2. August 1878 in Ljubuški einmarschierte.[9]

 
Das Tabak-Einlöseamt in Ljubuški um 1900...
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...und heute

Das Stadtbild der in der Ebene gelegenen unteren Stadtteile wurde in den Jahren der österreichisch-ungarischen Verwaltung nachhaltig geprägt. So sind die meisten auch heute noch verwendeten öffentlichen Gebäude (Rathaus, Gymnasium, etc.) um die Jahrhundertwende errichtet worden. Auch der Großteil des heutigen Straßenverlaufs durch Ljubuški, sowie zahlreiche Brücken über den Trebižat gehen auf die österreichisch-ungarische Zeit zurück. Auf verwaltungstechnischer Ebene wurden regelmäßige Volkszählungen sowie das Katasterwesen eingeführt, während die Landwirtschaft durch den Weinbau bis in die heutige Zeit hinein nachhaltig bereichert worden ist. Auch der Tabakanbau wurde von der österreichisch-ungarischen Verwaltung gefördert, weshalb in Ljubuški auch ein Tabakeinlöseamt eingerichtet wurde.[9]

In den Jahren nach 1900 allerdings scheinen Urbanisierung und Wirtschaftsaufschwung in eine Rezession geraten zu sein. So ist auch zum Einen vom 17. Mai 1906 ein Arbeiterstreik in der Tabakindustrie überliefert, der den österreichisch-ungarischen Behörden immerhin den Einsatz von 180 Soldaten und 12 Offizieren wert gewesen ist, um diesen einzudämmen;[10] zum Anderen ist zwischen den Jahren 1895 und 1910 die Einwohnerzahl der Stadt Ljubuški von 3.964 auf 3.297 Einwohner zurück gegangen.[11] Im Ersten Weltkrieg gipfelte die Krise schließlich in Hungersnot und Armut, die zusammen mit der Spanischen Grippe nochmals einen starken Bevölkerungsrückgang herbeigeführt haben.[12]

Der Zeitraum von 1918 bis 1991

Die Jahre nach dem Krieg und die Zugehörigkeit zum neu gegründeten Königreich der Serben, Kroaten und Slowenen brachten keine Besserung der Lage. Auf wirtschaftlicher Ebene gab es fast ausschließlich kleinbäuerliche Subsistenzwirtschaften, die kaum Entwicklungsmöglichkeiten boten.

 
Postkarte aus den 1920er oder 1930er Jahren

Auf politischer Ebene hatte zu dieser Zeit die Kroatische Bauernpartei, die in erster Linie kroatisch-nationale Interessen vertrat, den größten Zulauf. Von den 9.600 Stimmberechtigten in Ljubuški bei den Wahlen von 1920 erhielt sie 3.861 Stimmen, gefolgt von der föderalistisch ausgerichteten Kroatischen Landwirtschaftlichen Partei mit 3.013 Stimmen. Die Jugoslawische Muslimische Organisation und die Kommunistische Partei schnitten mit 566 bzw. 509 Stimmen ab, während die zentralistisch orientierten Radikalen, Demokraten und Sozialdemokraten nur 53, 28 bzw. 17 Stimmen erhielten.[12]

Im Zweiten Weltkrieg war Ljubuški von 1941 bis 1945 Teil des Unabhängigen Staates Kroatien, in dem es zur Großgespanschaft Hum gehörte. Während des Krieges selbst hatte die Gemeinde von Ljubuški kaum Todesopfer oder Gefallene zu beklagen. Nach dem Krieg jedoch fielen schätzungsweise 1.800 Menschen den Racheakten der Tito-Partisanen zum Opfer.[12]

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Die Textilfabrik in den 1970er Jahren

Im sozialistischen Jugoslawien erholte sich die Gemeinde nur langsam. In den 1950er Jahren wurde in nahezu allen Ortschaften eine funktionierende Stromversorgung eingerichtet; bald darauf folgten die ersten Telefonleitungen. Auch die im ersten Jugoslawien noch völlig vernachlässigten Sektoren Bildung und Industrie wurden vom Tito-Staat durch den Bau neuer Dorfschulen und einer Textilfabrik angekurbelt. Dennoch blieb Ljubuški, so wie beinahe die gesamte Herzegowina, in seiner Entwicklung hinter dem übrigen Staat erheblich zurück, was bis in die 1960er Jahre hinein zu einer Migration in Richtung der großen urbanen Zentren (allen voran Zagreb) führte. Als die Ausreise in die westeuropäischen Staaten ermöglicht wurde, kam es auch in Ljubuški zu einer bedeutenden Gastarbeitermigration in Richtung Westdeutschland. Während die 1970er Jahre von einer kurzen Blüte geprägt waren, folgte bereits im folgenden Jahrzehnt, ähnlich wie in ganz Jugoslawien, ein erneuter wirtschaftlicher Niedergang. Mit dem Zusammenbruch des kommunistischen Einparteiensystems fanden im November 1990 nach über einem halben Jahrhundert wieder freie Gemeinderatswahlen statt, bei denen die meisten Stimmen an die kroatisch-national orientierten Parteien gingen.[12]

Bosnienkrieg, Dayton-Vertrag und Gegenwart

Im Bosnienkrieg wurde Ljubuški zwar im Frührjahr 1992 insgesamt drei Mal von Flugzeugen der Jugoslawischen Volksarmee bombardiert, blieb vom weiteren Kriegsgeschehen aber weitestgehend verschont. Nachdem der Kroatische Verteidigungsrat (HVO) im Spätsommer 1992 seine Gebiete gefestigt hatte, wurde auch Ljubuški Teil der neu ausgerufenen Republik Herceg-Bosna. Als 1993 der bosniakisch-kroatische Konfilkt eskalierte, wurde auch ein großer Teil der Bosniaken aus Ljubuški vom HVO vertrieben.[13] Bemerkenswert ist dabei allerdings, dass sich zahlreiche kroatische Bewohner dieser Vertreibung ihrer bosniakischen Nachbarn (wenn auch in der Regel erfolglos) widersetzt haben.[14] Später wurden in den Häusern und Wohnungen der Vertriebenen nicht selten andere Flüchtlinge, meist Kroaten aus Zentralbosnien, untergebracht.

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Die Moschee in Vitina wurde 1993 von HVO-Soldaten verwüstet

Bis zum Kriegsende hat die Gemeinde Ljubuški etwa 50 Kriegstote hinnehmen müssen, wobei die meisten davon wohl gefallene Soldaten im Dienste des HVO waren. Beim Friedensabkommen von Dayton im Jahr 1995 wurde Ljubuški der Föderation Bosnien und Herzegowina zugesprochen und ist seitdem Teil des Kantons West-Herzegowina.

Heute leben etwa 600 Bosniaken wieder dauerhaft in Ljubuški, wobei das gut funktionierende Zusammenleben mit den Kroaten als beispielhaft für ganz Bosnien und Herzegowina gilt. Als Hauptgrund für die dennoch eher langsam voranschreitende Flüchtlingsrückkehr wird in erste Linie der schwache Arbeitsmarkt genannt.[15]

Bevölkerung

Ethnische Zusammensetzung

Bei der letzten Volkszählung 1991 kam die Gemeinde insgesamt auf 28.340 Einwohner. Aufgeteilt nach Nationalitäten waren damals 26.127 (92,19 %) Kroaten, 1.592 (5,61 %) Bosniaken und 65 (0,22 %) Serben in Ljubuški ansässig. 227 (0,80 %) Einwohner bezeichneten sich noch als Jugoslawen und 329 (1,18 %) gaben an anderen Volksgruppen anzugehören[16]. Während des Bosnienkrieges dürfte der kroatische Bevölkerungsanteil um 4-5 % gestiegen sein[17], wobei er inzwischen wieder zugunsten der bosniakischen Volksgruppe leicht rücklaufig ist.

Religion

 
Gožulj um die Jahrhundertwende

Wie inzwischen in ganz Bosnien und Herzegowina üblich, ist auch in Ljubuški das religöse Bekenntnis eng an die ethnische Zugehörigkeit gekoppelt. Dementsprechend sind der Katholizismus bei den Kroaten und der Islam bei den Bosniaken die einzigen beiden Religionen, die in Ljubuški präsent sind. Der nationalen Aufteilung entsprechend ist die katholische Kirche gemeindeweit dominierend, während es islamische Moscheen nur in 3 der insgesamt 35 Gemeindeortschaften gibt. Zwei befinden sich im Stadtgebiet von Ljubuški, eine im knapp 300 Einwohner zählenden Dorf Gradska und eine in Vitina, die allerdings 1993 verwüstet wurde und seitdem leer steht. Die Moscheen von Ljubuški liegen beide in den älteren, osmanisch geprägten oberen Stadtteilen am Hang des Berges Buturovica, wo die städtischen Muslime traditionell bis heute wohnen. Die ältere der beiden Moscheen befindet sich am nordwestlichen Teil des Hangs namens Žabljak, die jüngere liegt im südöstlichen namens Gožulj.

Was die katholische Kirchenverwaltung angeht, ist das Gemeindegebiet von Ljubuški heute in fünf Pfarreien (Veljaci, Humac, Klobuk, Vitina und Šipovača) unterteilt,[18] die allesamt dem Bistum Mostar-Duvno unterstehen. Die Stadt Ljubuški selbst liegt im Bereich der Pfarrei Humac, was dieser wohl zu einer stärkeren Stellung gegenüber den übrigen Pfarreien verholfen hat. So wurde eine Zeit lang auch in Erwägung gezogen, Antonius von Padua, den Schutzpatron der Pfarrei, zum Patron der gesamten Gemeinde zu erheben,[19] die bis dato keinen eigenen Schutzheiligen hat. Stattdessen genießt unter den lokalen Katholiken die Marienverehrung einen ganz besonderen Stellenwert, weshalb alljährlich am 15. August zu Mariä Himmelfahrt Wallfahrten nach Međugorje unternommen werden.

Insgesamt gilt das friedliche Nebeneinander der beiden Weltreligionen in Ljubuški trotz der Ereignisse von 1993 als vorbildlich für den gesamten Staat. Zwar nehmen die meisten Menschen seit dem Krieg ihr religiöses Bekenntnis ernster als davor, doch ist das gesellschaftliche Klima in der Bevölkerung in erster Linie noch immer von gegenseitiger Toleranz geprägt.

Sprache

Die gängige Alltagssprache in Ljubuški ist die in der westlichen Herzegowina verbreitete ikavische Variante des štokavischen Dialekts und weist damit sowohl zur kroatischen als auch zur bosnischen Standardsprache markante Unterschiede auf (z.B. dite statt dijete für 'Kind' oder mliko statt mlijeko für 'Milch'). Auch Infinitivform und 1. Person Singular der Verben sind anders als in den Standardsprachen (z.B. radit statt raditi für 'arbeiten' bzw. radin statt radim für 'ich arbeite'). Eine Besonderheit den meisten anderen ikavischen Dialekten gegenüber ist die Meidung des Lautes x, der in der Regel stark zurückgedrängt oder durch andere Laute ersetzt wird (z.B. tit statt htjeti für 'wollen' oder mavat statt mahati für 'winken'). Vor allem unter den Älteren wird sogar der Landeschaftsname nicht Hercegovina sondern Ercegovina ausgesprochen.

Bevölkerungsentwicklung

 
Volkszählungsergebnisse aller Ortschaften der Gemeinde Ljubuški im Zeitraum von 1879 bis 1991[11]

Laut amtlicher Schätzung hatte die Gemeinde am 30. Juni 2007 genau 24.051 Einwohner, also mehr als 4.000 Einwohner weniger als bei der Volkszählung von 1991. Rund ein Viertel dieses demographischen Verlustes machen die 1993 vertriebenen Bosniaken aus, während die übrigen drei Viertel überwiegend Kroaten sein dürften, die schon 1991/92 aus Kriegsfurcht in den Westen geflohen sind. Im Vergleich zur vorangegangenen amtlichen Schätzung am 30. Juni 2005 hat die Gemeinde allerdings rund 2.000 Einwohner wieder gutgemacht. Damals wurde die Gesamteinwohnerzahl nämlich auf 22.034 geschätzt,[20] womit sie auf ihren tiefsten Stand seit dem Zweiten Weltkrieg gestürzt war.

Die Einwohnerzahl der Stadt lag nach dem Zweiten Weltkrieg bis in die 1960er Jahre hinein konstant bei 2.100 Einwohnern. In den 1970er Jahren allerdings setzte eine Landflucht ein, in deren Folge sich die Einwohnerzahl der Stadt bis 1991 fast verdoppelt hat. Seitdem hat die Bevölkerungszahl augenscheinlich nochmals um 1.000 Einwohner zugelegt und dürfte heute bei rund 5.000 liegen. Wie die demographische Verteilung zwischen Stadt und Land in der Gemeinde Ljubuški aber genau aussieht, wird man voraussichtlich erst nach der nächsten Volkszählung, die für das Jahr 2011 angesetzt ist, wissen.

Politik

Verwaltung und Parteien

Der Gemeinderat (općinsko vijeće) als oberstes Gremium der Gemeinde umfasst 19 Sitze und wird alle vier Jahre im Zuge staatsweiter Gemeinderatswahlen gewählt. Gleichzeitig wird der Bürgermeister (načelnik) in einer Direktwahl bestimmt, wobei es bei keiner absoluten Mehrheit für einen Kandidaten zu einer Stichwahl kommt. Amtierender Bürgermeister ist seit 2004 Nevenko Barbarić, der im Verlaufe seiner bisherigen Amtszeit vor allem die Förderung von Tourismus und Landwirtschaft, sowie die Sanierung historischer Gebäude und Objekte in Angriff genommen hat. Weitere zentrale Wahlversprechen, die allerdings noch nicht erfüllt wurden, waren unter Anderem die Einrichtung eines Kindergartens, die Schaffung eines städtischen Friedhofs und eine dauerhafte Lösung der Müllentsorgung.

Wie bis zur Abspaltung der HDZ 1990 im Jahr 2006 in der gesamten westlichen Herzegowina üblich, war auch in Ljubuški die HDZ BiH lange Zeit die uneingeschränkt dominierende politische Kraft. Bei den Kommunalwahlen 2004 erhielt sie dementsprechend auch mehr als die Hälfte aller abgegebenen Stimmen, was ihr 12 Mandate im Gemeinderat einbrachte. Bei den Parlamentswahlen 2006 hingegen konnte sie sich in Ljubuški lediglich bei der Wahl der Kantonsregierung deutlich vor ihrer Splitterpartei, die in einem Bündnis mit fünf weiteren in erster Linie christdemokratisch ausgerichteten Kleinparteien angetreten war, absetzen. Bei der Wahl der Föderations- bzw. Gesamtstaatsregierung waren die Stimmen zwischen HDZ BiH und HDZ 1990 beinahe im Verhältnis 50:50 gespalten, wobei sich in beiden Fällen die Erstere noch knapp durchsetzen konnte. Auffallend bei dieser Wahl war zudem das Erstarken der Kroatischen Partei des Rechts (HSP BiH), die zusammen mit der Neuen Kroatischen Initiative (NHI) vor allem auf Föderations-Ebene einen großen Stimmenanteil erringen konnte.

Gemeinderatswahlen 2004 (Lokale Ebene)[21]
Parteien Resultat Sitze
HDZ BiH 52,93 % 12
HKDP 14,73 % 3
HPB BiH 14,05 % 3
HNZ 3,01 % 1
Parlamentswahlen 2006 (Kantons-Ebene)[22]
Parteienbündnis Stimmen
HDZ BiH 3.035 (42,6 %)
Kroatischer Bund (u.A. HDZ 1990) 2.489 (34,9 %)
HSP BiH & NHI 850 (11,9 %)
Parlamentswahlen 2006 (Föderations-Ebene)[23]
Parteienbündnis Stimmen
HDZ BiH, HNZ & Kroatische Koalition 2.821 (39,5 %)
Kroatischer Bund (u.A. HDZ 1990) 2.615 (36,6 %)
HSP BiH & NHI 1.190 (16,7 %)
Parlamentswahlen 2006 (Gesamtstaats-Ebene)[24]
Parteienbündnis Stimmen
HDZ BiH, HNZ & Kroatische Koalition 2.884 (40,9 %)
Kroatischer Bund (u.A. HDZ 1990) 2.691 (38,2 %)
HSP BiH & NHI 879 (12,5 %)

Wappen

Das Wappen der Gemeinde Ljubuški zeigt auf einem goldumrandeten hellblauen Schild eine stilisierte Darstellung der mittelalterlichen Burg auf dem Berg Buturovica. Sie ist in Gold gehalten, was auf die goldene Vergangenheit und die einstige Bedeutung, die dem Ort während der Neuzeit zukam, hinweisen soll. Durch den in Grau gehaltenen Berg verläuft eine hellblaue Welle als Darstellung des Flusses Trebižat. Gekrönt wird der Schild von drei in gleichmäßigem Abstand angeordneten roten Quadraten, die eine Betonung des kroatischen Elements der Stadt darstellen und auf die Siedlungstradition der kroatischen Bevölkerung hinweisen sollen. Unter dem Schild ist ein feierlich entrolltes Schriftstück dargestellt, auf dem zentral in Großbuchstaben geschrieben der heutige Stadtname Ljubuški, und links davon in arabischen, rechts in römischen Ziffern die Jahreszahl 1444 zu lesen ist.

Wirtschaft und Infrastruktur

Arbeitsmarkt

Im Vergleich zur Vorkriegszeit hat sich die Beschäftigungslage insofern geändert, als die großen staatlichen Unternehmen aus der Zeit der Planwirtschaft mit ihren hohen Mitarbeiterzahlen fast ohne Ausnahme den Betrieb eingestellt haben, weshalb auch die einst bedeutende Textilindustrie keine Rolle mehr spielt. Heute liegen die Hauptwirtschaftszweige in Ljubuški in den Bereichen Handel und Landwirtschaft, in denen rund drei Viertel der arbeitenden Bevölkerung der Gemeinde beschäftigt sind.[25] Von Bedeutung sind traditionell der Wein- und Tabakbau, sowie der Anbau von Mais und Reis. In den letzten Jahren ist auch vermehrt Imkerei hinzugekommen, so dass sich inzwischen auch ein Imker-Verband gebildet hat.

Im Stadtgebiet ist die arbeitende Bevölkerung vermehrt im Gastgewerbe oder im Dienstleistungbereich tätig, da es zum Einen zahlreiche Bars und Cafés gibt, und zum Anderen Versicherungskonzerne wie Euroherc oder Croatia osiguranje erfolgreich Filialen in Ljubuški betreiben. Eine wachsende Bedeutung kommt auch dem Tourismus zu; während die Naturwunder bereits seit Jahren gut besucht werden, soll nun auch der Kulturtourismus gefördert werden. Dabei hofft man vor allem auf die zahlreichen Pilger aus Međugorje, die in Zukunft vermehrt zu Tagesausflügen nach Ljubuški gelockt werden sollen.

Die offizielle Arbeitslosenquote wird gemeindeweit mit ca. 40 % beziffert,[25] was allerdings weit über der realen Arbeitslosigkeit liegen dürfte, da Schwarzarbeit in der gesamten Region weit verbreitet ist.

Verkehr

Das Verkehrsnetz von Ljubuški wird im Wesentlichen durch die Magistralstraße M6 (Čapljina-Ljubuški-Grude), die Parallelstraße (Metković-Teskera-Grab) und die Verbindungsstraße (Kroatische Grenze-Ljubuški-Čitluk-Mostar) geprägt. Die Magistralstraße und die Verbindungsstraße verlaufen durch das nördliche bzw. östliche Stadtgebiet von Ljubuški und kreuzen sich in einem Kreisverkehr am nordöstlichen Rand der Stadt. Zwar kommt es in der Regel nie zu innerstädtischen Staus, doch vor allem die viel befahrene Magistralstraße empfindet ein Teil der Bevölkerung als störend und wünscht sich eine Umfahrungsstraße. Die Gemeindeverwaltung hingegen würde auf ein derart kostspieliges Projekt lieber verzichten und gibt sich abwartend, da eine in wenigen Jahren entstehende staatliche Autobahn (mit eigener Ausfahrt für Ljubuški) die Magistralstraße so oder so entlasten würde.

Der restliche Stadtverkehr wird überwiegend über eine parallel zur Verbindungsstraße verlaufende Hauptstraße abgewickelt wobei der Verkehr im Stadtkern durch Einbahnstraßen geregelt wird, da es keine Fußgängerzonen gibt. Im Übrigen befinden sich sowohl die überregionalen als auch die regionalen Straßen verglichen mit dem Rest von Bosnien und Herzegowina in einem sehr guten Zustand. Der Personennahverkehr wird mit Autobussen und Privatfahrzeugen, der Gütertransport mit Lastkraftwagen bewältigt. An das Bahnnetz ist Ljubuški nicht angeschlossen.

Versorgung

Für den Unterhalt der Wasserversorgungs- und Abwasserinfrastruktur ist in Ljubuški die Gemeinde selbst verantwortlich. Trotz des Wasserreichtums waren allerdings bis vor Kurzem nur 40 % der Gemeindefläche durch das Wasserversorgungsnetz tatsächlich abgedeckt. Nach umfangreichen Ausbauarbeiten im Frühjahr und Sommer 2007 sind seit Beginn des Jahres 2008 auch die Ortschaften Otok, Veljaci, Vojnići, Šipovača, Orahovlje, Grab, Lisice, Teskera und Hardomilje an das Wassernetz angeschlossen. Sobald die Arbeiten in Grabovnik Mitte Februar abgeschlossen sind sollen anschließend die Entwicklungsarbeiten im Osten der Gemeinde beginnen. Insgesamt geht Bürgermeister Barbarić davon aus, dass nach dem vollständigen Ausbau der Wasserleitungen 70 % der Gemeindefläche abgedeckt sein wird.[26] Ein viel größeres Problem ist allerdings die fehlende Abwasserinfrastruktur der Gemeinde, so dass die meisten Haushalte ihr Abwasser in eigene septische Gruben fließen lassen, was zu einer akuten Bedrohung des sauberen Trinkwassers geführt hat.

Der Strom, der in der Gemeinde verbraucht wird, wird zu einem kleinen Teil von einem Wasserkraftwerk in Tihaljina (Grude), zum Großteil aber vom Hauptnetzwerk in Mostar geliefert.

Bildung

Ein Schulwesen im modernen Sinn wurde in der Gemeinde Ljubuški erstmals unter den Habsburgern durch die Gründung einer Dorfschule in Veljaci im Jahr 1886 eingeführt. Seitdem hat es sich stetig weiterentwickelt, so dass es heute in den Ortschaften Ljubuški, Vitina und Humac drei voneinander unabhängige zentrale Volksschulen gibt, in denen alle 8 Pflichtschuljahre absolviert werden können. Weiters leiten diese drei Volksschulen in ihren nächstgelegenen Ortschaften mehrere ihnen unterstellte Dorfschulen, in denen in der Regel zumindest die ersten vier Pflichtschuljahre absolviert werden können.

Die Volksschule "Marko Marulić" in Ljubuški wurde 1949 erbaut und unter dem Namen "29. Oktober", in Anlehnung an den Tag der Befreiung der Stadt durch die Tito-Partisanen, in Betrieb genommen. Nachdem ihre Kapazitäten 1983 allerdings nicht mehr ausreichten, um sämtliche 5.-8. Klassen ihres Einzugsgebiets zu beherbergen, wurde die Dorfschule in Humac zur Volksschule ausgebaut und arbeitet seitdem selbstständig. Die älteste Volksschule ist jene in Vitina, die als Dorfschule schon seit 1903 in Betrieb ist allerdings erst 1955 ihren heutigen Volksschulstatus erhalten hat.

Als Möglichkeit zur weiteren Fortbildung hatte die sozialistische Regierung des ehemaligen Jugoslawien in der Stadt Ljubuški bereits 1945 ein Gymnasium eingerichtet. Es hatte über Jahre hinweg auch die Gemeinden Grude, Čitluk und Vrgorac als Einzugsgebiete und ist seit 1961 im zur Habsburgerzeit errichteten Klostergebäude der Barmherzigen Schwestern beheimatet. Seit 1994 gibt es in Ljubuški alternativ zum Gymnasium auch die Möglichkeit die Berufsschule "Ruđer Bošković" zu besuchen, in der man Berufe in den Bereichen Wirtschaft, Mechanik und Elektronik erlernen kann.

Außer zwei Bibliotheken (Stadtbibliothek und Franziskanerbibliothek) gibt es in Ljubuški keine weiteren Bildungseinrichtungen, allerdings ist ab Schuljahr 2008/09 die Einrichtung eines städtischen Kindergartens geplant.

Gesundheitwesen

In der Stadt Ljubuški besteht ein ambulantes Krankenhaus ohne Bettenstation, darüber hinaus gibt es eine Ambulanz in Vitina. Neben den wenigen Ärzten für Allgemeinmedizin gibt es gemeindeweit zwar kaum Spezialisten, doch kommen Fachärzte aus den wichtigsten Berichen einmal pro Woche aus Mostar nach Ljubuški, um die Grundbedürfnisse zu decken.

Medien

 
Logo von Radio Ljubuški

Seit dem 29. April 1992 verfügt die Gemeinde mit dem Sender Radio Ljubuški über eine eigene Rundfunkstation. Dieser ging damals während der Bombenangriffe der jugoslawischen Volksarmee auf Sendung, hauptsächlich um über die Kriegsgeschehnisse zu berichten und die Zivilbevölkerung vor künftigen Angriffen auf die Gemeinde zu warnen. Nach dem Ende des Krieges wäre der Sendebetrieb beinahe wieder aufgegeben worden, da die Gemeinde nicht alleiniger Geldgeber des Senders sein wollte. Aus diesem Grunde wurden Anteile am Sender auch an Privatinvestoren verkauft und das Programm kommerzieller gestaltet, wodurch der Sender bis heute seinen Betrieb sichergestellt hat.

Sehenswürdigkeiten

Bauwerke

Das Wahrzeichen von Ljubuški ist die mittelalterliche Burg, die sich in 396 Metern Höhe auf dem Berg Buturovica befindet. Sie wurde vermutlich Mitte des 15. Jahrhunderts errichtet und bildet damit mit den umliegenden Mauerresten den ältesten Teil von Ljubuški. Es ist unter Historikern noch nicht geklärt, ob Herzog Stjepan Vukčić Kosača tatsächlich etwas mit ihrer Errichtung zu tun hatte oder nicht. Trotzdem hat sich für die Burg im Volksmund die Bezeichnung Kula Herceguša ("die zum Herzog gehörende Burg") eingebürgert und bis heute gehalten.

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Die Burg auf einer vor rund 100 Jahren gedruckten Postkarte und auf einem Foto aus dem Jahr 2005

Bislang wurde die Burg nie ernsthaft für den Fremdenverkehr erschlossen und war für die Bevölkerung ganz besonders in jugoslawischer Zeit eher ein Sinnbild für die wirtschaftliche Vernachlässigung der Region. Während das Antlitz der Ruine auf Postkarten aus österreichisch-ungarischer Zeit noch verblüffende Ähnlichkeit mit der Abbildung im Gemeindewappen aufweist, so müsste der heutige Betrachter viel Vorstellungskraft mitbringen, um zwischen Bauwerk und Wappenbild einen Bezug zu erkennen. Erst im Frühjahr 2006 hat der Stadtrat ein aufwendiges Sanierungs- und Restaurationsprojekt ins Leben gerufen, um dem Verfall der letzten Jahrzehnte entgegenzuwirken. Inzwischen ist auch eine asphaltierte Straße angelegt worden, um künftigen Touristen den Anstieg zur Burg zu erleichtern.

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Osmansiche Überreste

Im osmanisch geprägten Teil der Stadt, der ein wenig unterhalb der mittelalterlichen Burg beginnt und sich am Hang des Berges Buturovica ausbreitet, ist vor allem die im 17. Jahrhundert erbaute Moschee am Žabljak einen Blick wert. Die meisten übrigen Bauten der Osmanen wurden zu Beginn des 20. Jahrhunderts aufgegeben und sind heute als Ruinen erhalten, die in der Regel nur über Trampelpfade zugänglich sind, was vor allem im Sommer wegen der einheimischen Giftschlangen nicht ungefährlich ist. Im heutigen Stadtzentrum unterhalb des Bergs sind vor allem die Gebäude aus Habsburger-Zeit (Rathaus, Gymnasium, Tabakeinlöseamt) hervorzuheben.

Sehenswerte Gebäude aus jugoslawischer und postkommunistischer Zeit gibt es in der Stadt zwar auch (Kirche, Grundscule), doch ist unter diesen in erster Linie das Areal des Franziskanerklosters in Humac hervorzuheben. Dessen älteste Gebäudeflügel gehen zwar noch auf die Mitte des 19. Jahrhunderts zurück, doch ist der größte Teil des Areals samt seiner Spazierwege erst in den 1960er Jahren angelegt worden. Die moderne Kirche, das heutige das Prunkstück des Klosters, ist erst 2004 fertiggestellt worden.

Natur

Die Vrioštica-Quelle entspringt im Dorf Vitina und bietet ein besonders sehenswertes Panorama. Das Wasser, das aus der Quelle austritt, ist klar und kühl bei einer konstanten Temperatur von 11 bis 12 °C. In unmittelbarer Nähe zur Quelle sind ein künstlicher See und ein kleiner Park eingerichtet worden, die diese zu einem beliebten Ausflugsziel der einheimischen Bevölkerung gemacht haben.

Die Kravice-Wasserfälle im Dorf Studenci gehören zu den bekanntesten Attraktionen der Gemeinde Ljubuški und stehen unter Naturschutz. Die Wasserfälle, deren Höhe zwischen 26 und 28 m variiert, stürzen einen 120 m breiten Hang herab. In den Ablagerungen, die der feine Sprühregen aus Wasser und Schlamm hinterlässt, entstand eine lokalspezifische Vegetation. Früher wurden die Kravice von Müllern zum Antrieb ihrer Wassermühlen genutzt, während sich heutzutage vor allem Badegäste an den Wasserfällen erfrischen.

Kultur

Vereine

In den letzten Jahren hat es in der Gemeinde Ljubuški eine Vielzahl an Neugründungen kroatischer Kultur- und Künstlervereine (Hrvatska Kulturna i Umjetnička Društva) gegeben, die es sich zur Hauptaufgabe gemacht haben bäuerliche Traditionen, Tänze und Gesänge am Leben zu erhalten.

  • Der HKUD Herceg Stjepan wurde im Juli 1999 gegründet und zielt vor allem auf den Erhalt der regionalen Trachten- und Tanzkultur ab. Der Verein zählt heute etwa 90 Mitglieder und nimmt europaweit an etwa einem Dutzend alljährlicher Folklorwettbewerbe teil.
  • Der HKUD Studenčica wurde im November 2001 gegründet und widmet sich den traditionellen Liedern und Gesängen der Kroaten in der westlichen Herzegowina. Der Verein hat durch einige Fernsehauftritte bereits landesweite Berühmtheit erlangt und führt inzwischen auch Sektionen, die sich slawonischer und dalmatinischer Musik widmen.
  • Der HKUD Radišići wurde im Oktober 2003 zunächst als Folklorna sekcija Radišići (Folklorsektion Radišići) gegründet und hat seinen heutigen Namen im April 2006 angenommen. Er gilt aufgrund seiner starken Jugendarbeit (120 Mitglieder im Alter zwischen 3 und 14 Jahren) als einer der am schnellsten aufstrebenden Kulturvereine der Gemeinde.

Daneben gibt es mit dem HKUD Sveti Marko aus dem Dorf Klobuk und dem bereits 1932 gegründeten HKD Sveti Ante aus Humac in Ljubuški noch zwei kleinere Kulturvereine mit jeweils 60 Mitgliedern.

Sport

Der 1956 gegründete lokale Handballverein HRK Izviđač holte viermal die bosnisch-herzegowinische Meisterschaft und zweimal den Pokal. Seit 1989 gibt es einen Karateklub, seit 1990 einen Bocciaverein und seit 2004 auch einen Boxverein. Daneben gibt es in Ljubuški den Fußballverein HNK Ljubuški und den Athletikverein HAK Ljubuški.

Persönlichkeiten

Einzelnachweise

  1. Amt für Statistik der Föderation BiH - Amtliche Schätzung der Einwohnerzahl der Föderation Bosnien und Herzegowina (30. Juni 2007). 5. November 2007.
  2. Dr. Ante Markotić (Hrsg.) Ljubuški kraj, ljudi i vrijeme [Die Gegend von Ljubuški, Menschen und Zeiträume]. Mostar 1996, S. 349.
  3. De Administrando Imperio (Kapitel 30-36) auf Serbisch. 2. August 2007.
  4. Dr. Ante Markotić (Hrsg.) Ljubuški kraj, ljudi i vrijeme [Die Gegend von Ljubuški, Menschen und Zeiträume]. Mostar 1996, S. 81.
  5. Chronicle of the Priest of Duklja (Partial Translation by Paul Stephenson) auf Englisch. 27. November 2007.
  6. a b Dr. Ivo Lučić (Autor) Ima li Hercegovine? [Gibt es die Herzegowina?] erschienen in der Zeitschrift Status, Nr.8 - Winterausgabe 2005/2006, Mostar, S. 99-121.
  7. Ivan Vukoja (Hrsg.): Ljubuški u hrvatskoj matici [Ljubuški in der Matica hrvatska]. Ljubuški 2003, S. 13.
  8. Dr. Ante Markotić (Hrsg.) Ljubuški kraj, ljudi i vrijeme [Die Gegend von Ljubuški, Menschen und Zeiträume]. Mostar 1996, S. 353.
  9. a b c d Dr. Ante Markotić (Hrsg.) Ljubuški kraj, ljudi i vrijeme [Die Gegend von Ljubuški, Menschen und Zeiten]. Mostar 1996, S. 354.
  10. Aufsatz von Radoslav Dodig auf poskok.info (Kroatisch) 30. November 2007.
  11. a b Dr. Ante Markotić (Hrsg.) Ljubuški kraj, ljudi i vrijeme [Die Gegend von Ljubuški, Menschen und Zeiten]. Mostar 1996, S.366-367.
  12. a b c d Dr. Ante Markotić (Hrsg.) Ljubuški kraj, ljudi i vrijeme [Die Gegend von Ljubuški, Menschen und Zeiten]. Mostar 1996, S.355.
  13. http://www.bbs.bund.de - Berichte für die Flüchtlingsrückkehr. 2. August 2007.
  14. gfbv.ba - Zeugenaussage des Behdžet Mesihović. 3. Dezember 2007.
  15. Auszug eines Zeitungsberichts auf poskok.info. 3. Dezember 2007.
  16. Amt für Statistik der Föderation BiH - Ergebnisse der Volkszählung in Bosnien und Herzegowina aus dem Jahr 1991. 5. November 2007.
  17. http://www.bbs.bund.de - Berichte für die Flüchtlingsrückkehr. 2. August 2007.
  18. http://franjevci.info - Homepage der herzegowinischen Franziskaner. 7. Januar 2008.
  19. Artikel auf ljubuski.info. 7. Januar 2008.
  20. Nachrichtenportal poskok.info. 25. Januar 2008.
  21. Wahlergebnisse der Kommunalwahlen 2004 in Bosnien und Herzegowina im pdf-Format - Ljubuški S. 456-459. 3. Dezember 2007.
  22. Wahlergebnisse auf izbori.ba - Parlament des Kantons West-Herzegowina (Bosnisch). 9. Januar 2008.
  23. Wahlergebnisse auf izbori.ba - Parlament der Föderation Bosnien und Herzegowina (Bosnisch). 9. Januar 2008.
  24. Wahlergebnisse auf izbori.ba - Parlament des Gesamtstaates Bosnien und Herzegowina (Bosnisch). 9. Januar 2008.
  25. a b http://www.bbs.bund.de - Berichte für die Flüchtlingsrückkehr. 9. Januar 2008
  26. Nachrichtenportal poskok.info. 27. Januar 2008

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