Pflug

Bodenbearbeitungsgerät
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Ein Pflug ist ein landwirtschaftliches Gerät, das zum Lockern und Wenden der Ackerkrume benutzt wird. Zweck ist eine Verbesserung der Bodenstruktur. Durch das Pflügen ergibt sich eine größere, rauhe Oberfläche und es werden organische Stoffe, etwa Dung oder Pflanzenreste, eingearbeitet. Durch erhöhte Sauerstoffzufuhr, Witterungseinwirkungen sowie Zersetzung der organischen Stoffe wird eine lockere, wasserspeichernde Struktur, die sogenannte Krümelstruktur oder Gare erreicht. Der Erfolg des Pflügens ist vom richtigen Zeitpunkt, von der dem Boden angepassten Arbeitstiefe und von der Witterung abhängig. Wird dies nicht beachtet, kann der Pflug der Bodenstruktur erheblichen Schaden zufügen.

Bauer mit Zweigespann und Einscharpflug
Dreigespann pflügt in schwerem Boden

Geschichte des Pfluges

Historisch löste der Pflug Hacke, Spaten und Grabstock ab.

Die ersten Pflüge wurden von Ochsen gezogen, die über eine Joch angespannt waren. Diese sogenannten Hakenpfüge bestanden aus einem gespitzten Holz, das den Boden nur aufriß und hatten weder Pflugschar, Sech, Wendebrett noch Räder und hielten sich in Mitteleuropa bis ins Mittelalter. Der Räderpflug kam wohl erst im 6. Jahrhundert in Ostmitteleuropa in Gebrauch. Die Verwendung von Pferden zum Pflügen wurde erst mit der Erfindung des Kummets wirklich sinnvoll. Auch die Einführung des Hufeisens erhöhte die Leistungsfähigkeit der Zugtiere.

 
Abbildung eines historischen Räderpflugs mit Eisenschar, Sech und Streichblech

Eine wesentliche Verbesserung war das eiserne Pflugschar. Die Wirkungsweise des Pfluges verbesserte sich durch die Anbringung eines Streichbrettes (seit Pflüge aus Stahl gefertigt werden, Streichblech genannt), einem Pflugschar und eines Messerseches enorm: Durch die Schneidwerkzeuge Schar und Sech wird der Erdstreifen herausgeschnitten und durch das Streichblech gewendet. Der Bewuchs, auch Unkraut wird dadurch vergraben und es befindet sich nur saubere Ackererde auf der Oberfläche.

Die von Pferden gezogenen Pflüge wurden unterschieden in:

  • Stelzpflug ( nur 1 Rad oder eine Gleitkufe vor dem Schar)
  • Schwingpflug (kein Rad zur Führung. Der Pflug wird nur durch die Art der Anhängung in der Tiefe geführt)
  • Karrenpflug (2-rädriger Karren als Führungselement vor dem Pflug)

Alle diese Pflüge hatten hinten 2 Griffe (Sterzen), an denen der Pflüger den Pflug führen und bedingt lenken konnte.

Normalerweise musste man einen Pflug am Ende einer Furche mühselig herum heben.

Für das Hin- und Zurückpflügen in eine Richtung braucht man einen Wendepflug.

Der Wanzleber Pflug ermöglichte das Tiefpflügen im Zuckerrübenanbau. Die wesentliche Neuerung war das an der hölzernen Grindel (einem Gestell) befestigte eiserne Streichblech. Nun wurde eine Furche von 12" (ca. 30,5 cm) Tiefe erreicht.

Pflügen ohne Zugtiere: Vollmechanisierung des Plügens

Das Zeitalter des vollmechanisierten Pflügens begann in Europa ab etwa 1850 mit dem Dampfpflug, das waren Lokomobilen, die am Ende des Feldes aufgestellt wurden, um an Seilwinden den Pflug auf dem Feld hin- und herzuziehen. Da diese Lokomobilen zum direkten Ziehen des Pfluges auf den tiefgründigen Kulturböden in Europa zu schwer waren, kamen Traktoren, wie wir sie heute kennen erst mit Erfindung des leichteren Verbrennungsmotors auf.

1858 verlieh die britische Royal Agricultural Society (Königliche Landwirtschaftliche Gesellschaft) dem englischen Ingenieur John Fowler ein Preisgeld von 500 Pfund für einen Dampfpflug, das sie für einen wirtschaftlichen Ersatz von Pflug oder Spaten ausgelobt hatte.

Moderne Pflüge werden von Traktoren gezogen. Die ersten Pflüge hatte ursprünglich nur ein Schar, während neue üblicherweise mehrscharig sind.

Heutige Ausführungen von Pflügen:

Anhängungsart:

  • Anbaupflug = Pflug, der fest am Schlepper angebaut wird und von diesem ausgehoben wird. (Heute meistens bis 5-scharig, selten 6-scharig)
  • Aufsattelpflug = Pflug mit eigenem Fahrwerk (1 oder 2 Räder), das ein Teil des Pfluggweichtes trägt. (Heute meist ab 5 Scharen und in der Regel in Europa bis max. 12 Scharen)

Pflugbauart

  • Beetpflug = Pflug mit einer Reihe Scharen (wendet nur in 1 Richtung, meist nach rechts). Größere Felder mussten deshalb in kleinere "Beete" eingeteilt werden, daher der Name Beetpflug.
  • Volldrehpflug = Pflug mit 2 Reihen scharen, 1 x links- 1 x rechtsschneidend.

Vermischtes

In Haushalt deutscher Bürger um 1900 gehörte der Band Hinter Pflug und Schraubstock des Schriftstellers und Ingenieurs Max Eyth zum Eisernen Bestand.

Im übertragenen Sinn wird der Begriff bei einem Schneepflug oder beim Schifahren für den früher angewendeten Pflugbogen verwendet.

Literatur

  • Bentzien, Ulrich: Haken und Pflug, Berlin 1969.
  • Löbert, Horst W. 1993: Aus der Geschichte des Pfluges. Landwirtschaftsmuseum Lüneburger Heide Nr.5, Ülzen 1993.