Aschersleben

Stadt am Nordostrand des Harzes in Sachsen-Anhalt
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Vorlage:Infobox Ort in Deutschland

Rondell
in der Altstadt von Aschersleben
Ausschnitt aus der Karte der preussischen Provinz Sachsen von 1850

Aschersleben ist eine Stadt im Salzlandkreis in Sachsen-Anhalt in der Bundesrepublik Deutschland. Sie ist die älteste, urkundlich erwähnte Stadt in Sachsen-Anhalt, sowie drittgrößte Stadt des Salzlandkreises. Aschersleben liegt am Nordostrand des Harzes im Tal der Eine. Aufgrund der geografischen Lage wird Aschersleben auch als das „Tor zum Harz“ bezeichnet. Bedingt durch eine günstige klimatische Lage im Regenschatten des Harzes, wurde die Stadt zum Zentrum des Majorananbaus in Deutschland.

Aschersleben galt im 12. Jahrhundert, zur Zeit der Askanier unter Albrecht dem Bären, als der Mittelpunkt des damaligen Fürstentums Anhalt. Die Stadt besitzt, als eine von wenigen Städten Deutschlands, eine sehr gut erhaltene Stadtbefestigungsanlage aus dem Mittelalter und eine weitgehend intakte Innenstadt.

Die Stadt steckt mitten im Stadtumbau und ist Teil der Internationalen Bauausstellung Stadtumbau 2010. 2010 ist sie Gastgeberin der Landesgartenschau Sachsen-Anhalt. Nach mehreren Eingemeindungen in der letzten Zeit ist sie mittlerweile ein Mittelzentrum mit etwa 28.000 Einwohnern.


Geografie

 
Grenzstein zwischen Preussen und Anhalt an der Staßfurter Warte

Aschersleben liegt zwischen dem Harz und der Magdeburger Börde, etwa 50 Kilometer südwestlich von Magdeburg, sowie etwa 50 km nordwestlich von Halle/Saale. Die Stadt liegt in einer schmalen Flussniederung der Eine, die im Süden und Südwesten vom Wolfsberg begrenzt wird und südöstlich der Stadt in die Wipper fließt. Ein in Nordwest-Südost-Richtung verlaufender, etwa zwei Kilometer langer Muschelkalkrücken, der als Alte Burg bezeichnet wird, erhebt sich im Mittel etwa 40 Meter über der Stadt und erreicht an der Westdorfer Warte seinen höchsten Punkt (160 m ü. NN). Die Umgebung der Stadt ist von hügeligem Ackerland geprägt. Nordwestlich liegen mit dem Concordiasee und dem Königsauer See zwei große geflutete Tagebauflächen. Westlich der Stadt existiert noch ein Rest des einst bis Gatersleben reichenden Aschersleber Sees.

Bis 1945 war Aschersleben im Westen, Osten und Südosten vom Herzogtum Anhalt umgeben. Die Landesgrenze, deren alte Grenzsteine noch sichtbar sind, war teilweise nur zwei Kilometer von der Stadtgrenze entfernt. Südlich von Aschersleben verläuft die Sprachgrenze zwischen den deutschen Dialekten Ostfälisch und Thüringisch.

Ortsteile

Seit März 2004 ist Winningen ein Ortsteil der Stadt Aschersleben. Am 1. Januar 2005 wurde die Gemeinde Klein Schierstedt eingemeindet, am 24. Februar 2006 folgte Wilsleben und am 1. Januar 2008 die Gemeinden Drohndorf, Freckleben und Mehringen.

Nachbargemeinden

Aschersleben grenzt an dreizehn sachsen-anhaltische Städte und Gemeinden sowie Ortsteile der Stadt. Beginnend im Norden sind das im Uhrzeigersinn aufgezählt: die Stadt Hecklingen, die Stadt Güsten, die Gemeinde Giersleben, im Osten die Ortsteile Klein Schierstedt und Mehringen, im Süden die Ortschaften Westdorf und Quenstedt, im Südwesten die Stadt Falkenstein/Harz, im Westen die Stadt Hoym und der Ort Nachterstedt, sowie im Nordosten die Ortsteile Wilsleben und Winnigen sowie die Gemeinde Neukönigsaue.

Geologie

Als Ascherslebener Sattel wird die herzynisch streichende sattelförmige Aufwölbung des Zechsteins und der Trias bezeichnet, welche sich in der Subherzynen Senke von Sandersleben unter Mehringen und Aschersleben nach Nordwesten erstreckt. Der sogenannte Aschersleber Sattel und der Staßfurter-Egelner Sattel sind Randstrukturen der Aschersleben-Staßfurter Schrägscholle. Die seitlichen Ausdehnungen des Hauptsattels in erzgebirgischer Richtung fallen besonders auf, so dass der Bereich von Aschersleben als Breitsattel bezeichnet wird. Die Nordostflanke wird von Mittlerem Buntsandstein überlagert und auf seiner Südwestflanke stehen Mittlerer und Oberer Buntsandstein und der gesamte Muschelkalk an, dessen Südliche Erhebung der Muschelkalkrücken der Alten Burg darstellt. Der Mittlere Buntsandstein streicht im Bereich von Schadeleben unter tertiären und quartären Schichten umlaufend und geht nach Westen in die Winninger Buntsandsteinfläche über.[1]

Klima

Die Stadt befindet sich in der gemäßigten Klimazone und im Regenschatten des Harzes. Der meiste Niederschlag fällt im Juni mit durchschnittlich 61 Millimeter, der geringste im Februar mit durchschnittlich 24 Millimeter.

Monatliche Durchschnittsniederschläge für Aschersleben
Jan Feb Mär Apr Mai Jun Jul Aug Sep Okt Nov Dez
Niederschlag (mm) 27,8 24,3 30,9 40,8 48,4 61,6 48,5 55,9 32,3 28,4 32,2 31,0 Σ 462,1
Sonnenstunden (h/d) 48,4 68,5 110,5 136,6 189,0 192,5 196,8 187,0 140,1 102,8 59,4 41,7 123,1

Geschichte

Frühgeschichte

Die klimatisch günstige Lage im Regenschatten des Harzes zog bereits in der Frühzeit Menschen in die Gegend des heutigen Ascherslebens. Das Einetal, das hier aus dem Vorharz tritt, und der sehr fruchtbare Boden spielten eine bedeutende Rolle für eine frühe Besiedlung der Gegend.

Die ältesten Funde eines Jagdlagers stammen vom Bruchsberg bei Königsaue, etwa fünf Kilometer vom Stadtgebiet Aschersleben entfernt und stammen aus der Zeit vor über 55.800 Jahren.[2] Der Aschersleber See, der bis zu seiner Trockenlegung zur Zeit Friedrichs des Großen weitgehend als zwölf Kilometer langer Flächensee bestand, war an seinen Ufern immer wieder von Jägern und Sammlern aufgesucht worden. Zahlreiche Funde von Flach- und Höckergräbern sowie Grabbeigaben aus der Jungsteinzeit belegen dies.

Zur Zeit der Völkerwanderung ließen sich die Warnen in der Gegend nieder. Für das 6. Jahrhundert lässt sich eine Bauernsiedlung nachweisen. Ortschaften mit der Endung leben deuten darauf hin. Der Name Aschersleben setzt sich aus dem Personennamen Asceger (Escherner Wurfspeer ger = Speer) und -leben (lev = Erbe) zusammen. Aschersleben wird entsprechend als Hinterlassenschaft der Waffen- oder Speerfrohen gedeutet.

Ersterwähnung

753 wurde Aschersleben als Ascegereslebe im Codex Eberhardi erstmals erwähnt. Die Quelle war eine Schenkung des Passauer Chorbischofs Madalwin, der seine Besitzung in Aschersleben „samt den Hörigen“ dem Heiligen Bonifatius (Kloster Fulda) übertrug.

Zeit der Askanier

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Siegel Albrecht des Bären

Im 11. Jahrhundert ging die Stadt in den Besitz des Geschlechtes der Askanier über, deren Name von Ascania oder Ascharia, der latinisierten Form der Stadt Aschersleben, herrührt. Albrecht der Bär stand an der Spitze der Askanier. Er ging durch die Eroberung der Nordmark und der Mark Brandenburg in die deutsche Geschichte ein und gilt als Begründer des Hauses Anhalt. Aschersleben wurde unter Albrecht dem Bären der Mittelpunkt, des von den Askaniern regierten Verwaltungs- und Gerichtssprengels. Quellen der Zeit künden von zahlreichen Gerichten in und um Aschersleben. So findet die gravescap to aschersleve im mittelalterlichen Rechtsbuch Sachsenspiegel Erwähnung.

Dass Aschersleben für Albrecht dem Bären besondere Bedeutung hatte, zeigt die Tatsache, dass erstmals eigene Münzen in Umlauf gebracht wurden. Um 1860 wurden bei Freckleben zahlreiche Brakteaten gefunden, die das Bildnis Albrecht des Bären zeigen. Diese Brakteaten und Denare waren die ersten anhaltischen Münzen. 1120 begann man mit dem Bau der Askanierburg. Die Lage der Burg ist bis heute umstritten, wahrscheinlich aber ist die Lage in Aschersleben dort, wo heute ein Platz davon kündet, am Burgplatz. Erwähnenswert ist die Erschlagung Udos von Freckleben 1130 durch die Anhänger Albrechts des Bären während einer Fehde. Als Albrecht der Bär am 18. November 1170 vermutlich in Stendal starb, gehörten die Askanier zu den bedeutendsten Fürstengeschlechtern im Heiligen Römischen Reich. Er hinterließ ein weiträumiges Herrschaftsgebiet, das neben der Grafschaft Aschersleben auch Brandenburg, Sachsen-Wittenberg, Sachsen-Lauenburg, sowie Teile Thüringens umfasste.

Das Gebiet übernahmen nun fünf seiner sieben Söhne. Innerhalb des askanischen Hauses kam es zu einer Erbteilung. Sein jüngster Sohn Bernhard III. (Sachsen) (1140–1212) erhielt die askanischen Besitzungen östlich der Saale und, nach dem frühen Tod seines Bruders Adalbert 1171, auch das Ballenstedter Gebiet. Bernhard begründete im 12. Jahrhundert die askanische Grafschaft Aschersleben innerhalb des Fürstentums Anhalt, woraufhin die Stadt Grafschaftssitz, Verwaltungs- sowie Gerichtsort wurde.

In der Folgezeit gerieten die Askanier immer wieder mit ihren großen Rivalen, den Welfen, besonders im Streit um das Herzogtum Sachsen, aneinander. So zerstörten die Welfen unter Heinrich dem Löwen 1140 nicht nur die Burg Anhalt im Selketal, sondern verwüsteten 1142 und 1175 auch den Ort Aschersleben. Nach dem Tode seines Vaters, Bernhard III. (Sachsen) im Jahre 1212 wurde das Land, wie bei den Askaniern üblich, unter die beiden Söhne des Verstorbenen aufgeteilt: Heinrich I. (Anhalt)( 1170–1252) übernahm die Regierung in Anhalt und Albrecht übernahm das sächsische Gebiet. 1218 wurde Heinrich in den Fürstenstand erhoben.

1250 wurde das Marienkloster, vor der Ortschaft gelegen, gegründet. 1252 wurde Anhalt nach dem Tod Heinrich I. (Anhalt) in drei Fürstentümer aufgeteilt: Anhalt-Aschersleben, Anhalt-Bernburg und Anhalt-Köthen. Sitz des Fürstentums Anhalt-Aschersleben wurde der Ort Aschersleben mit Heinrich II. von Anhalt an der Spitze. Die Bedeutung des Ortes wuchs nun, aus einem Bauerndorf wurde ein Städtchen, so verlieh Heinrich II. von Anhalt 1266 Aschersleben das Stadtrecht. Als 1266 Heinrich starb, beerbte ihn sein Sohn Otto I.(Anhalt) und als dieser wiederum 1304 starb, wurde Otto II. der Regent über Aschersleben.

Otto II., Graf von Ascharien und Fürst von Anhalt, stellte am 27. April 1315 seine letzte Urkunde aus. Kurz danach starb er und hinterließ zwei Töchter, Elisabeth und Katharina, jedoch keine männlichen Erben.

Von nun an entbrannte ein jahrzehntelanger Kampf ums Aschersleber Erbe. Im Dezember 1316 belehnte der Bischof Albrecht I. von Halberstadt seinen Bruder, Graf Bernhard II. von Anhalt-Bernburg, mit Haus und Stadt Aschersleben. Der Bernburger erkannte damit die lehensrechtliche Oberhoheit des Bischofs an. König Ludwig IV. belehnte zwei Jahre später Bernhard II. mit all dem Besitz, den Otto II. vom Reiche zu Lehen gehabt hatte.

Die Frau des verstorbenen Otto II., Gräfin Elisabeth, erhielt Aschersleben als Witwensitz und musste für Schenkungen die Zustimmung beider Töchter und die Genehmigung von Bernhard II. einholen. 1322 weitete sich der Streit um Aschersleben zwischen Bernhard III. von Anhalt-Bernburg und dem Halberstädter Bischof Albrecht II. von Braunschweig-Lüneburg zu einem erbitterten Rechtskampf aus.

Obwohl Kaiser Ludwig IV. der Bayer mehrmals zugunsten Bernhards intervenierte, verblieb Aschersleben beim Bistum Halberstadt. Die Aschersleber Bürgerschaft ergriff unter dem Motto Unter dem Krummstab ist gut leben während dieses Streits Partei für Halberstadt.

Mittelalter

 
Rabenturm

1322 wurden die Arbeiten zur Errichtung der Stadtbefestigungsanlage begonnen, nachdem Elisabeth, die Witwe des letzten Aschersleber Grafen, die Erlaubnis dazu erteilt hatte. Im Jahre 1325 wurde die Lateinschule von Aschersleben (heute Stephaneum) erstmals erwähnt. 1326 schloss sich die Stadt mit Halberstadt und Quedlinburg zu einem Dreistädtebund zusammen, der 150 Jahre andauern sollte. 1380 wurde der Bau des Johannisturms begonnen. Wegen Geldnot sollte über Aschersleben das Interdikt verhängt werden. Papst Benedikt XIII. verbot dies 1401.

1406 begann der Bau der Stephanikirche, der bis zum Jahre 1507 dauerte. 1415 trat die Pest zum ersten Mal in Aschersleben auf. 1426 trat Aschersleben der Hanse bei. 70 Rheinische Goldgulden wurden für die Aufnahme in das Städtebündnis bezahlt. Die Mitgliedschaft dauerte bis 1518 an. 1428 erhielt die Stadt das Schultheißenamt und 1443 Burg und Vogtei. Damit war sie eine freie Reichsstadt mit einem verbrieften Territorium und einer eigenen Verwaltung, die Steuern und Zölle erheben durfte.

Zwischen 1440 und 1470 wurden große Teile der Stadtbefestigung fertiggestellt. Hierfür fand vor allem auch Baumaterial der alten Stadtburg Wiederverwendung. Nach Fertigstellung hatte die Stadtmauer eine Länge von 2,3 km, eine Höhe von acht Metern und eine Stärke von 0,8 bis zu einem Meter. Wohlhabende Bürger hatten einige Stadttürme sogar privat finanziert und mussten bei Gefahr diese auch besetzen, auch unter Einsatz des eigenen Lebens. Von 1507 bis 1583 erfolgte der Bau des Rondells.

Reformation und Bauernkrieg

 
ehemalige Lateinschule

Bis zur Reformation befand sich innerhalb der Mauern der Stadt das Kloster der Barfüßer-Bettelmönche vom Franziskanerorden, von dem noch heute die sehr gut erhaltene Marktkirche übrig ist. Des Weiteren befand sich das Zisterzienser-Nonnenkloster St. Marien kurz vor den Mauern der Stadt in der Liebenwahnschen Vorstadt. Die Einwohner der Stadt waren überwiegend katholischen Glaubens und kirchentreu, so wurden auch hier im Jahre 1454 Ketzer auf dem Scheiterhaufen verbrannt. Aber auch in Aschersleben regte sich Protest gegen die Praktiken der Kirche beim Eintreiben des Ablasses. Nachdem Martin Luther seine Thesen zu Wittenberg an die Schlosskirche schlug, dauerte es nicht lange, bis auch im Bistum Halberstadt, zu dem Aschersleben gehörte, die Lehre Luthers Einzug hielt. Ausgangspunkt der Reformation in Aschersleben war die 1325 gegründete Lateinschule an der Stephanikirche.

Dass Thomas Müntzer an dieser Lateinschule Hilfslehrer oder Hilfsgeistlicher (lateinisch: Collaborator) gewesen sein soll, belegt kein Dokument. Einzig seine durch Folter erpresste Aussage am 16. Mai 1525 belegt seinen Aufenthalt in der Stadt: Zu Aschersleben und Halla do habe er in der jugent, als er collaborator gewest, auch eyn verbuntus gemacht. Dar innen seyn/ Peter Blinde zu Aschersleben, … Nachweislich ist sein Wirken als Probst an der Stiftskirche zu Frose bei Aschersleben. Im Jahre 1524 begann der Rektor der Lateinschule Petrus Lenz, ohne Erlaubnis das Evangelium im Geiste Luthers zu lehren. Die Mehrheit der Bevölkerung Ascherslebens wandte sich dem neuen Glauben zu und blieb den Gottesdiensten in der katholischen St. Stephanikirche fern.

Als im Jahre 1525 der Deutsche Bauernkrieg begann, kam es in einigen Städten und Dörfern der Gegend zu Aktionen der Bauern, wobei die Stadt Aschersleben die Gelegenheit für eigene Vorteile nutzte. Die Aktionen waren vor allem gegen die zwei in Aschersleben beheimateten Klöster und deren Grundbesitz in verschiedenen Dörfern gerichtet. Kurz bevor Anfang Mai 1525 die Bewegung Aschersleben erfasste, räumten die Franziskanermönche ihr Kloster am Markt und zogen nach Zerbst. Die Nonnen des Marienklosters blieben zunächst jedoch, trotz Warnungen der Stadt, in ihrem Kloster. Nachdem aber immer mehr Klöster der Umgebung geplündert wurden, zogen die Nonnen in das verlassene Franziskanerkloster. Der Rat der Stadt forderte für den Schutz der Nonnen die Abtretung sämtlicher Klostergüter und das Patronat für die Stephanikirche. Die Äbtissin lieferte sämtlichen Besitz ab, so auch das Klosterarchiv mit allen Privilegien und Besitzakten. Kurz darauf plünderte ein Haufen aufständischer Bauern gemeinsam mit Teilen der armen Landbevölkerung das Kloster und verwüsteten es. Die Stadt verhinderte die völlige Zerstörung des Klosters nicht, kam man doch somit dem Ziel näher, die katholische Kirche völlig aus der Stadt zu drängen und mehr Unabhängigkeit vom Bischof in Halberstadt zu erlangen. Dieser verhängte am 30. September 1525 eine Geldstrafe an die Stadt in Höhe von 6000 Gulden, sowie eine weitere Zahlung von 600 Gulden an die Nonnen. Am 18. Oktober des Jahres berief man mit dem bereits erwähnten Prediger Petrus Lenz zum Amt des ersten Pfarrers der Kirche. Dies war ein erster Erfolg für die Reformation in Aschersleben.

Nach der Niederschlagung des Bauernaufstandes und der Hinrichtung der Führer dauerte es bis zum Jahre 1541, ehe sich die Reformation im Bistum Halberstadt endgültig durchgesetzt hatte. Zum Jahreswechsel 1541/42 wurden in Aschersleben die beiden katholischen Kaplane der Stephanikirche durch zwei evangelische Pastoren besetzt.

Wie überall in Europa grassierte die Pest in dieser Zeit auch in Aschersleben. 1528 und 1566 kam es zu erneuten Pestepidemien. 1566 starben dabei etwa 1400 Menschen. Die Krankheit grassierte nochmals 1625, diesmal mit fast 2800 Todesopfern.

Dreißigjähriger Krieg

 
Wallenstein als Herzog von Friedland, kaiserlicher Kriegsrat und Kämmerer, Obrist von Prag und General, im Alter von etwa 40 Jahren auf einem Kupferstich von Hendrik Hondius, um 1625

Nachdem im Mai 1618 mit dem Prager Fenstersturz der Dreißigjährige Krieg ausgelöst worden war, quartierten sich am 7. August desselben Jahres die ersten Truppen unter Graf Otto von der Lippe in der Stadt ein. Es folgten bis 1623 einige Auseinandersetzungen mit diversen brandschatzenden Truppen innerhalb und vor den Mauern der Stadt.

Vom 30. Dezember 1625 bis zum 4. Januar 1626 weilte General Wallenstein erstmals in Aschersleben. Er schlug hier für einige Zeit sein Hauptquartier im Krukmannschen Haus am Markt auf. Bereits im Januar 1626 hatten Wallensteins Truppen starke Positionen an der Mittelelbe bezogen. Zwei Regimenter unter Aldringen und Collalto waren in Anhalt eingerückt und hatten Dessau und die Elbbrücke bei Roßlau besetzt, die mit starken Befestigungen versehen wurde. Wallenstein selbst verblieb in seinem Hauptquartier in Aschersleben und leitete die Werbungen, die ihm vom Kaiser genehmigt worden waren, um die Größe des Heeres auf 60.000 Mann zu verdoppeln. Auch vor und nach der Schlacht an der Dessauer Brücke bezog Wallenstein sein Quartier in Aschersleben. Es folgten noch weitere Aufenthalte bis zum Jahre 1630.

Im Sommer 1630 lagen die Truppen der Generäle Heinrich von Holk und Bruni und im Oktober der österreichische General Montecuculi mitsamt ihren Truppen in der Stadt. Anfang 1631 trafen erstmals kaiserliche Truppen ein. Kurz nachdem er Magdeburg erobert und verwüstet hatte (Magdeburger Hochzeit), gelangte am 26. Mai 1631 erstmals Tilly nach Aschersleben. Zusammen mit Pappenheim zog er zunächst weiter nach Staßfurt. Nach der gegen den Schwedenkönig Gustav II. Adolf erlittenen Niederlage in der Schlacht bei Breitenfeld kamen die geschlagenen Tilly und Pappenheim zurück nach Aschersleben und nahmen hier für einige Zeit Quartier.

1632 kam das Stift Halberstadt und somit auch Aschersleben unter schwedische Herrschaft. So mussten nach Bekanntwerden des Todes von König Gustav Adolf II. auch in Aschersleben für ganze vier Wochen die Glocken geläutet werden. In den folgenden Jahren beherbergte die Stadt den schwedischen General Johan Banér und den schwedischen Kanzler Axel Oxenstierna im Jahre 1634.

Das Bistum Halberstadt mitsamt Aschersleben kam im Mai 1635 als Folge des Prager Friedens an Sachsen. Nun rückte der sächsische General Dähne mit mehreren Regimentern ein. Im März 1636 musste die Stadt den Rachefeldzug des Schweden Banér mit seiner Armee erdulden. Diese plünderten und brandschatzten mehrere Tage lang die Stadt und ihre Vororte. Die Stadt wurde nun in den folgenden Jahren mehrmals von schwedischen und kaiserlichen Truppen geplündert.

1636 wurde die Margarethenkirche von den Schweden ausgeplündert und verwüstet. 1641 verließ der schwedische Kommandant Hermann die Stadt und abermals kamen die Kaiserlichen. 1642 weilte Erzherzog Leopold Wilhelm von Österreich für einige Zeit in der Stadt. Unter dem Grafen Donnersmarck bestürmten schwedische Vortruppen im November 1642 die Tore der Stadt und erlangten abermals die Vorherrschaft über die Stadt.

Im Jahr 1643 kam es zu heftigen Kämpfen zwischen den schwedischen und kaiserlichen Truppen in der Gegend um Aschersleben. Im Juni war Aschersleben so stark unter kaiserlicher Bedrohung, dass sich die Schweden entschlossen, die aus über 400 Häusern bestehende Vorstadt, abzureißen. 1644 wurde der ständige Verteidigungszustand der Stadt von den Schweden ausgerufen. Es erfolgte die Verstärkung der Stadtbefestigung sowie die Bewässerung der Stadtgräben. Abgerissen wurden das Elisabeth- und das St. Johannishospital. 1646 gab es wiederum zahlreiche Streifzüge plündernder Soldaten durch die Stadt.

Mit dem Westfälischen Frieden von 1648 fiel Aschersleben mit dem Bistum Halberstadt an Brandenburg. Trotz zahlreicher Versuche der anhaltischen Fürsten, Ansprüche auf Aschersleben, geltend zu machen, blieb eine der ersten Grafschaften Anhalts somit für das Haus Anhalt verloren.

18. Jahrhundert

 
Aschersleben um 1700, Darstellung von David Müller
 
Carl August als Ascherslebener Kürassier, Stich von Müller nach dem Gemälde von Georg Melchior Kraus

1698 besuchte Zar Peter der Große, auf der Rückreise von Holland kommend, die Stadt. Zur Weiterbeförderung mussten von der Stadt 28 vierspännige Wagen gestellt werden, weitere 24 von den umliegenden Dörfern. Am 29. Mai 1698 weilte der Zar ein weiteres Mal in der Stadt, diesmal mit eigenen 50 Pferden als Vorgespann. Im Jahre 1717 kam er zum dritten und letzten Male in Aschersleben an, als er sich auf der Durchreise von Bernburg nach Halberstadt befand.

1722 wurde Aschersleben zur Garnisonsstadt.[3] Das Prinz-Gustavsche Kavallerieregiment wurde nach General Gustav von Anhalt-Dessaubenannt, zog am 1. Mai 1722 hier ein. König Friedrich Wilhelm I. (Preußen) musterte das Regiment mehrmals, so beispielsweise in den Jahren 1718 und 1725. Der König von Preußen Friedrich II. kam 1744 erstmalig nach Aschersleben, um sich mit dem Fürsten Leopold I. hier zu treffen.

Während des Siebenjährigen Krieges tauchten 1757 französischen Truppen vor den Toren der Stadt auf, wurden hier aber nicht in kriegerische Handlungen verwickelt. Im Oktober 1760 war die Stadt jedoch für einige Tage fest in französischer Hand und konnte sich nur durch Zahlung von 23.000 Talern, Übergabe von Dutzenden Pferden, sowie zeitweiser Einquartierung und Beköstigung derselben Franzosen, vor Brandschatzung und Plünderung schützen.

Im Januar 1778 gründete sich in der Stadt die Freimaurerloge Zu den Drei Kleeblättern, deren Tempel noch heute im städtischen Museum zu besichtigen ist.

Dreimal rückte das ansässige Kürassierregiment unter Friedrich II. aus. So beispielsweise beim Feldzug in der Champagne 1792. Der Chef des Regiments war, im Range eines Generalleutnants, seit 1794 der Herzog Carl August (Sachsen-Weimar-Eisenach) von Weimar.

Auch Johann Wolfgang von Goethe weilte in dieser Zeit mehrmals mit seinem fürstlichen Freunde in Aschersleben. So in den Jahren 1789, 1792 und 1798. Beide bewohnten das Gebäude der Regimentskommandantur am Tie 29, Ecke Hohe Straße, wo noch heute eine Gedenkplatte daran erinnert. Der romantische Dichter Friedrich de la Motte Fouqué war von 1794 bis 1802 als Korsett und später als Leutnant Angehöriger des 6. preußischen Kavallerieregiments und bewohnte während seiner Aufenthalte das Gebäude des Lederer Bräustübls. Bei einem Ritt durchs Einetal soll er die Bilder für sein Märchen Undine „erhalten“ haben, das durch E. T. A. Hoffmann und Albert Lortzings Oper (1845) weithin bekannt wurde.

siehe auch Artikel: Husarenregiment Nr. 10

19. Jahrhundert bis zur Gründung des Deutschen Reiches

 
Aschersleben von Westen um 1850

Am 26.August 1803 hatte die Stadt hohen Besuch. Der damalige König von Schweden war mit seiner Gattin und seinem Gefolge, Gast der Stadt. Nach der Niederlage Preussens in Jena und Auerstädt im Oktober 1806, kamen am 15.Oktober die ersten preussischen und sächsischen, z.T.verwundeten Flüchtlinge in der Stadt an. Sie zogen weiter nach Magdeburg, wo sie sich zu sammeln hatten. Am 20.Oktober kam dann ein 20.000 Mann starkes französisches Armeekorps vor die Stadt und bezog ein Lager am Seegraben. Diese Truppen forderten von der Stadt Tribut. Sie erhielten von der Stadt 4360 Taler Gold,und 1261 Taler und 4 Silbergroschen. Trotz des daraufhin durch die Offiziere ausgesprochenen Verbotes der Plünderung der Stadt,fielen dutzende Franzosen in die Vorstädte ein und plünderten diese, einschließlich der Mühlen vor der Stadt. Am 22.November zog dieses Armeekorps weiter in Richtung Bernburg.

Im Zuge der Napoleonische Kriege fiel am 9.Juli 1807 durch den Frieden von Tilsit, Aschersleben dem französischen Satellitenstaat Königreich Westphalen zu. An die Spitze der Stadt trat ein Maire. Der code civil, französisches Münzrecht und Gerichtsordnung galten nun auch für Aschersleben. Des Weiteren wurden die Gilden und Zünfte aufgehoben. Im März 1807 hatte man damit begonnen, ein erstes westfälisches Kürassierregiment zu bilden. Dieses verließ bald darauf jedoch die Stadt und es rückten Husaren hier ein, die bis März 1809 blieben. Vom Februar 1809 bis April des Jahres lagerte in der Stadt ein französisches Chasseurregiment. Im Laufe des Sommers sah Aschersleben verschiedene holländische Regimenter, westfälische Jäger, Infanterie- und Kavallerieabteilungen und 400 Mann polnischer Truppen.

Vom April bis November 1811 weilte das zweite westfälische Kürassierregiment in den Mauern der Stadt. Als Napoléon 1812 nach Russland zog, mussten auch etwa 900 Aschersleber Bürger teilnehmen, von ihnen kamen nur 40 lebend zurück.

Im März 1813 zog sich um Quedlinburg eine französische Armee unter dem Vizekönig von Italien, Eugène de Beauharnais, zusammen. Vom 12. bis zum 15. April zog er mit seinem Generalstab in Aschersleben ein. Der König von Westphalen, Jérôme Bonaparte, Bruder Napoléons, weilte 1813 zu einem Kurzbesuch in Aschersleben. Nach dem Abzug der Franzosen wurde Aschersleben am 4. November 1813 wieder preußisch. Sogleich erteilte König Friedrich Wilhelm III. am 19. November die Erlaubnis, ein Freiwilliges Husarenregiment zu bilden, das später das Husarenregiment Nr.10 wurde.

Datei:Anhalt.png
Anhalt 1863-1942

Nach der Völkerschlacht von Leipzig und dem Wiener Kongress 1815 wurde Aschersleben der neu geschaffenen preußischen Provinz Sachsen zugeordnet. Die Stadt lag weiterhin im preußischen Korridor zwischen den beiden anhaltinischen Landesteilen, sodass bis zum Jahre 1834, mit dem Beitritt Preussens und Anhalts zum Deutschen Zollverein, der Schmuggel in und um Aschersleben herum, blühte.

Im Revolutionsjahr 1848 gab es auch hier politische Unruhen, das ansässige Husarenregiment wurde zur Bekämpfung der Unruhen nach Magdeburg geschickt.

1850 wütete die Cholera erstmals in Aschersleben, an deren Folgen starben 164 Menschen.

1865 wurde die Stadt an das Eisenbahnnetz angeschlossen (Bahnstrecke von Dessau nach Halberstadt). Das führte zu einem industriellen Aufschwung. Industriezweige wie Zuckerrübenverarbeitung, Kali- und Salzabbau, Papierindustrie sowie Maschinenbau siedelten sich in der Stadt an, vor allem nach Gründung des Deutschen Reiches 1871.

Am 25. Juli 1870 rückte das hiesige Regiment zur Teilnahme am Deutsch-Französischen Krieg aus. Im Herbst 1870 kamen die ersten 500 französischen Kriegsgefangenen nach Aschersleben. Deren Anzahl erhöhte sich im Laufe des Krieges auf 1500. Am 18. April 1871 verließ der erste Teil der Franzosen die Stadt, die letzten französischen Offiziere durften am 11. Juni die Stadt verlassen.[4] Am 30. Juni 1871 traf das hiesige Husarenregiment wieder ein.

Kaiserreich

 
Aschersleben von Süden um 1902

Nach Gründung des Deutschen Reiches kehrte auch in Aschersleben wieder Ruhe ein. Allerdings waren die hygienischen Bedingungen auch hier sehr mangelhaft, sodass es im Jahre 1873 zum zweiten Mal in diesem Jahrhundert zum Ausbruch einer Choleraepedemie kam. Als Folge wurden neue Trinkwasserleitungen und Brunnen gebaut. Der Bau eines neuen Abwassersystems wurde aber erst zur Jahrhundertwende in Angriff genommen. Im Jahre 1884 endete die Zeit als Garnisonsstandort, denn das hiesige Husarenregiment wurde nach Stendal verlegt.

Die dynamische Entwicklung der Stadt setzte sich, wie überall im Reich, mit der fortschreitenden Industrialisierung weiter fort. Besonders die Kaliindustrie nahm in Aschersleben mit der Inbetriebnahme von insgesamt vier Schächten außerhalb der Stadt, eine rasante Entwicklung. 1890 wurde in Aschersleben erstmals Majoran angebaut und verarbeitet. 1906 wurde das erste Majoranwerk gegründet, die Tradition des Anbaus von Majoran wird bis heute von der Firma Mawea fortgeführt.

1905 trat Aschersleben dem Deutschen Städtetag bei und zwischen 1901 und 1948 war Aschersleben kreisfreie Stadt.

Zu Beginn des neuen Jahrhunderts wurden ganze Stadtviertel neu geschaffen. Dem sprunghaften Anstieg der arbeitenden Bevölkerung und deren Wohnungsbedarf musste man durch Neubau begegnen. So wurde etwa die Johannesvorstadt nördlich der Bahnlinien angelegt. Als eines der modernsten Krankenhäuser Mitteldeutschlands wurde im Jahre 1912 das Städtische Krankenhaus eingeweiht.

In den frühen Jahren des 20. Jahrhunderts wurden viele Sportvereine gegründet, die auch entsprechende Sportstätten benötigten. Neu angelegt wurden 1902 Sportplätze unter der Alten Burg, 1903 ein Freibad sowie im Jahre 1906 das erste Hallenbad der Provinz Sachsen in der Schillerstraße.

Im Ersten Weltkrieg war in der Eisenbahnmeisterei von Aschersleben eine Außenstelle des Kriegsgefangenenlagers Quedlinburg eingerichtet.[5]

Zweiter Weltkrieg

Nachdem die Nationalsozialisten in Deutschland die Macht ergriffen hatten, wurden in Aschersleben Betriebe der Rüstungsindustrie angesiedelt. So entstanden die Heeresmunitionsanstalt (MUNA), sowie das Zweigwerk der Junkers Flugzeug- und Motorenwerke auf dem Gelände der ehemaligen Ascherslebener Maschinenbau AG (AMA). In der Nähe dieser Betriebe befand sich von Juli 1944 bis April 1945 eine Außenstelle des KZ Buchenwaldmit dem Codenamen "AL"). Nachdem die Ernst Heinkel Flugzeugwerke in Oranienburg die Produktion der Bomberflugzeuge vom Typ He 117 eingestellt hatten, überstellte die SS die Häftlinge, die dort zur Zwangsarbeit eingesetzt wurden, aus dem KZ Sachsenhausen nach Aschersleben. Bei den Junkers Flugzeug- und Motorenwerken leisteten etwa 450 Männer sowie 500 Frauen - zum überwiegenden Teil Jüdinnen - im Rahmen des Jägerprogramms Zwangsarbeit. Sie stellten in den Hallen IV und V Flugzeugrümpfe her, waren in der Zuschneiderei, der Zurichterei und im Teilebau beschäftigt. Kurz vor Ende des Krieges im April 1945 mussten sie sich auf einen Todesmarsch[6] begeben, der in Richtung Torgau-Mühlberg führte und mehrere Tage dauerte.

Durch die Ansiedlung der beiden Rüstungsbetriebe wurden erstmals am 1. September 1940 auch auf Aschersleben Bomben abgeworfen. Anfang 1944 wurden die beiden Rüstungsbetriebe des öfteren von der US-Air Force angegriffen, so beispielsweise am 22. Februar 1944.[7] und am 29. Juni 1944.[8]. Am 31. März 1945 erlitt die Stadt einen weiteren schweren Angriff auf den Bahnhof und die Johannisvorstadt. Dabei starben allein 82 Menschen. Am 12. April 1945 hatte der Oberbürgermeister die Stadt verlassen. Zur Verstärkung des Volkssturms und der Hitlerjugend waren eine Fallschirmjägerersatzabteilung und Teile der Infanteriedivision „Potsdam“ in der Stadt zurückgeblieben. Am Vormittag des 17. April 1945 rückten die ersten Einheiten der US-Armee von Osten her in die Stadt. Der letzte Widerstand der Verteidiger wurde dann relativ schnell am 18. April gebrochen. Schließlich verhinderte der amerikanische Major Harlan W. Newell, heute Ehrenbürger der Stadt, die völlige Zerstörung durch einen Bombenangriff. Später kamen für fünf Wochen britische Truppen in die Stadt und schließlich war ab 1. Juli 1945 die Rote Armee für die Stadt zuständig.

Insgesamt ließen 1200 Bürger der Stadt an der Front ihr Leben, 250 Opfer brachten die Bombenangriffe. Unter den ausländischen Zwangsarbeitern gab es ca. 200 Tote. 352 Wohnungen wurden insgesamt zerstört.

 
Blick vom Wolfsberg über Aschersleben auf die Stephanikirche

Aschersleben nach dem zweiten Weltkrieg

Nachdem die Rote Armee die Zuständigkeit für Aschersleben entsprechend der Erklärung von Jalta ab dem 1. Juli 1945 übernommen hatte, wurde den Einwohnern der sowjetischen Besatzungszone per Dekret erlaubt, Parteien und Gewerkschaften zu gründen. So wurden auch hier Ortsgruppen der KPD, SPD und LDPD sowie des FDGB und des Kulturbundes gegründet.

In den Jahren 1946/47 mussten etwa 15.000 Umsiedler vorwiegend aus Schlesien und dem Sudetenland aufgenommen werden. Die Einwohnerzahl stieg von etwa 30.000 vor dem Zweiten Weltkrieg auf etwa 45.000. Anfang 1947 wurde die Stadt durch ein gewaltiges Hochwasser heimgesucht. Durch plötzlich einsetzende Schnee- und Eisschmelze im Harz trat die Eine über die Ufer und überflutete tagelang vor allem den Süden der Stadt.

Am 22. November 1949 wurde, kurz nach der Gründung der DDR, die Verwaltungshoheit von der Sowjetischen Militäradministration an die örtliche Stadtverordnetenversammlung übertragen. Der Kreis Aschersleben wurde aufgrund der Neuordnung der Verwaltungsstruktur am 1. September 1952 gegründet und Aschersleben wurde Kreisstadt. Er gehörte bis 1990 zum Bezirk Halle.

Auf dem Industriegelände der ehemaligen Ascherslebener Maschinenbau AG (AMA) wurde im Jahre 1951 mit dem Bau einer Werkzeugmaschinenfabrik (WEMA) begonnen. Die WEMA wurde im Laufe der Jahre zum größten Arbeitgeber der Stadt und produziert noch heute unter dem Namen Schiess AG. Des Weiteren entwickelte sich als Nachfolgebetrieb der Fa. Bestehorn der VEB OPTIMA zu einem führenden Unternehmen der Verpackungsmittelindustrie in der DDR. Am 17. Juni 1953 gab es auch in den großen Betrieben der Stadt Arbeitsniederlegungen und Streiks, daraufhin rückten Truppen der Sowjetarmee in die Stadt ein und verhängten eine befristete Ausgangssperre über die Stadt.

Aufgrund des akuten Wohnungsmangels in der Stadt begann man Mitte der 1950er Jahre mit dem Bau neuer Wohngebiete und Stadtteile. Kultureller Höhepunkt dieser Zeit waren die Feiern zum 1200-jährigen Stadtjubiläum im Jahre 1953. In den 1960er Jahren wurden große Neubaugebiete im Norden der Stadt in Plattenbauweise errichtet. Dazu baute man eigens ein Plattenwerk, das bis zum Ende der DDR existierte.

Insgesamt wurden bis 1989 sechs neue Schulen gebaut. Das Areal der Herrenbreite wurde Mitte der siebziger Jahre völlig neu gestaltet und 1973 wurde der Aschersleber Tierpark eröffnet. 1976 wurde ein Planetarium auf dem Gelände des Tierparks seiner Bestimmung übergeben.

Während viele Plattenbausiedlungen in der Stadt entstanden, vernachlässigte man allerdings die Altstadt. Ganze Straßenzüge wurden vor allem in den achtziger Jahren abgerissen. So verschwanden viele denkmalgeschützte Häuser von Alt-Aschersleben unwiederbringlich, so unter anderem das Geburtshaus des Schriftstellers und Diplomaten Adam Olearius.

Auch in Aschersleben begannen im Herbst 1989 im ganzen Stadtgebiet Demonstrationen und Dialog-Gespräche. Dabei waren die Bürgeraussprachen in der Stadthalle der Höhepunkt. Im November 1989 gründete sich nach rund 43 Jahren wieder die erste SPD-Ortsgruppe. Erste frei gewählte Bürgermeisterin der Stadt wurde Siegrid Tabbert von der CDU.

1990 wurde der Partnerschaftsvertrag mit der Stadt Peine unterzeichnet. Im Jahre 1994 wurden die Altkreise Staßfurt und Aschersleben zum neuen Landkreis Aschersleben-Staßfurt zusammengeführt.

21. Jahrhundert

Der erste große Höhepunkt im neuen Jahrtausend war die 1250-Jahrfeier der Stadt im Jahre 2003. Tausende Besucher feierten zusammen mit den Ascherslebenern eine Woche lang dieses Ereignis. 2004 trug die Stadt unter dem Motto Aschersleben - überraschend anders den 8. Sachsen-Anhalt-Tag aus. Ursprünglich sollte dieser Sachsen-Anhalt-Tag bereits gemeinsam mit dem 1250-jährigen Jubiläum 2003 gefeiert werden, Aschersleben verzichtete aber zu Gunsten der Stadt Burg, die ihren Sachsen-Anhalt-Tag 2002 wegen des Elbhochwassers nicht veranstalten konnte, auf die Ausrichtung.

Seit 2005 nimmt Aschersleben an der Internationalen Bauausstellung Stadtumbau 2010 [9] teil. Wegen der getätigten großen Anstrengungen beim Stadtumbau[10], in Kombination mit der Wirtschaftsförderung und Millionen-Investitionen in den Bildungsstandort, bekam Aschersleben Ende 2006 vom Ostdeutschen Sparkassenverband den Preis Kommune des Jahres. Anfang 2006 bekam die Stadt den Zuschlag für die Landesgartenschau 2010.

Am 1. Juli 2007 wurde Aschersleben dem neugeschaffenen Salzlandkreis zugeordnet und verlor den Status einer Kreisstadt.

Religion

Christentum

Der überwiegende Teil der Aschersleber Bevölkerung gehört keiner Religionsgemeinschaft an. Die ehemals drei verschiedenen protestantischen Gemeinden umfassen etwa 18 bis 20 Prozent der Stadtbevölkerung und haben sich im Evangelischen Kirchspiel Aschersleben zusammengeschlossen, das ein Teil der Evangelischen Kirche der Kirchenprovinz Sachsen ist. Etwa fünf Prozent der Stadtbevölkerung gehören zur katholischen St.Michaels-Gemeinde an, einer Pfarrei im Bistum Magdeburg.

Im Jahre 1999 feierte die Evangelisch-Reformierte Gemeinde zu Aschersleben ihr 300-jähriges Bestehen. Begründet wurde die Ascherleber Reformierte Gemeinde von Anhaltinern, Pfälzern und Franzosen. Die Anfänge gehen hierbei auf den 10. August 1696 zurück, als sich drei reformierte Handwerker mit der Bitte an den Kurfürsten Friedrich III von Brandenburg wandten, eine Kommission aus den Räten der Regierung Halberstadt einzusetzen, welche dafür sorgen möge, dass die ca. 70 Gläubigen reformierten Bekenntnisses »zur Bewahrung ihrer Glaubensfreiheit«, ein Gotteshaus und einen Prediger erhalten. Im Jahre 1975 musste die Kirche am Markt an die Katholische Gemeinde verkauft werden, da die Reformierte Gemeinde nicht in der Lage war, die finanziellen Mittel für die Sanierung des Gebäudes aufzubringen. Seit dieser Zeit finden die Gemeindeveranstaltungen, an zentraler Stelle, im Gemeindehaus am Markt statt.

Judentum

Bereits im Mittelalter waren in Aschersleben einige Juden sesshaft. Nach Order des Bischofs wurden diese aber 1494 vertrieben. Die Stadt hatte dann aber seit dem Jahre 1808, unter französischer Herrschaft, wieder eine kleinere jüdische Gemeinde.

Im Jahre 1840 betrug die Zahl der Mitglieder 69. Im Jahre 1852 wurde für die örtliche Gemeinde eine Synagoge errichtet. Sie stand in der Nähe des Stumpfen Turmes. In der Progromnacht am 9. November 1938 wurde sie zerstört. 1933 lebten noch 106 Juden in der Stadt, von denen 27 zur Auswanderung gedrängt wurden und 26 Juden wurden später dportiert und ermordet. Heute gibt es keine praktizierende Gemeinde mehr. Es existiert aber noch der 1877 angelegte Jüdische Friedhof mit 80 Grabsteinen. Einst stand hier eine Aussegnungshalle, die ebenfalls von den Nazis zerstört wurde. Des weiteren steht noch das Wohnhaus des Vorbeters und Lehrers der jüdischen Gemeinde, das gleichzeitig mit der Synagoge 1852 errichtet wurde.

Sonstige Religionen

In der Stadt gibt es weiterhin eine Neuapostolische Kirche samt praktizierender Gemeinde und seit 2005 einen Saal der Zeugen Jehovas.

Politik

Oberbürgermeister

  • 1990–1994: Siegrid Tabbert, CDU
  • seit 1994: Andreas Michelmann, WIDAB

Im Landtag wird Aschersleben durch Detlef Gürth (CDU) und Bernward Rothe (SPD) vertreten. Das Bundestagsmandat für den Wahlkreis 70 (Börde) hat Ulrich Kasparick (SPD) inne.

Stadtrat

Seit der letzten Kommunalwahl am 13. Juni 2004 ist die Sitzverteilung im Stadtrat (in Klammern Wahlergebnisse 1999) folgendermaßen:[11] CDU elf Sitze, 27,1 % (33,7 %), Die Linke fünf Sitze, 19,8 % (20,0 %), SPD fünf Sitze, 15,0 % (23,8 %), FDP einen Sitz, 3,6 % (3,8 %), GRÜNE eine Sitz, 2,9 % (2,2 %), DSU zwei Sitze, 3,5 % (5,0 %), NPD 1,7 %, Offensive D 0,9 %, Wählergruppen 25,5 % (11,5 %) und die WIDAB neun Sitze, 25,5 % (11,5 %). Die Wahlbeteiligung lag bei 34,9 % (44,8 %) und zählt damit zu den niedrigsten Werten in Deutschland.

Wappen und Stadtfarben

 
 
Stadtfahne

Blasonierung: „In Rot eine silberne gezinnte Burg mit zwei gezinnten spitzbedachten beknäuften Türmen, das offene rundbogige Tor schrägrechts mit einem schwarzsilbern geschachten Schild belegt. Hinter der Toröffnung eine sich über den Türmen ausbreitende bewurzelte grüne Eiche mit silbernen Eicheln, in den Zweigen drei schwarze Vögel, der vordere links, die beiden anderen rechts gewendet.“ Die Darstellung geht auf ein Siegel des 14. Jahrhunderts zurück, in dem jedoch kein Schachschild im Tor geziegt wird. Dieses Schild des Schultheißenamtes wurde erst eingesetzt, nachdem die Stadt von ihrem Grundherrn, dem Bischof von Halberstadt, die Burg und die Vogtei erkauft hatte. [12]

Bis zum Jahre 1900 waren die Stadtfarben weiß-schwarz. Mit dem damaligen Beschluss des Rates der Stadt wurden die Farben in schwarz-weiß-grün geändert.

Einwohnerentwicklung

Bis 1900 handelt es sich meist um Volkszählungsergebnisse, danach um amtliche Fortschreibungen der jeweiligen statistischen Ämter[13] oder der Stadtverwaltung selbst.

Jahr Einwohner
1720 3.213
1756 6.196
1799 8.220
1840 10.118
1864 14.511
Jahr Einwohner
1875 17.391
1880 19.501
1885 21.519
1890 22.865
1900 27.104
Jahr Einwohner
1910 28.968
1925 28.627
1937 30.500
1946 45.000
1950 39.012
Jahr Einwohner
1971 37.163
1988 34.167
1990 32.545
1995 29.679
2000 27.312
Jahr Einwohner
2001 26.694
2002 25.968
2003 25.427
2004 25.637
2006 25.7811

1 Ohne die am 1. Januar 2008 eingemeindeten Ortsteile Drohndorf und Mehringen.

Partnerstädte

Aschersleben unterhält seit 1990 eine partnerschaftliche Beziehungen zur Stadt Peine in Niedersachsen sowie seit September 2002 zum slowakischen Kurort Trencianske Teplice.

Kultur und Sehenswürdigkeiten

Theater und Museen

 
Bestehornhaus in Aschersleben

Bestehornhaus

Das Bestehornhaus in der Hecknerstraße ist ein Veranstaltungsort, in dem Theateraufführungen, Empfänge, Konzerte, Bälle, Faschingssessionen oder Gastauftritte bekannter Künstler durchgeführt werden. Im Jahre 1908 erbaut, ist es der Unternehmerfamilie Bestehorn zu verdanken, die das Haus der Stadt zur Verfügung stellte. Die Familie war mit der Herstellung von Verpackungsmaterialien zu Reichtum gelangt und gab so einen Teil ihres Wohlstandes an die Aschersleber zurück. Im Jahre 1938 wurde das Bühnenhaus mit Ostgiebel durch Stadtbaurat Hans Heckner erweitert. Das Haus besitzt einen großen Saal, der eine Kapazität für bis zu 480 Personen hat und einen kleinen Saal mit Platz für 120 Personen, sowie andere kleinere Gesellschaftsräume. Seit 2005 ist das Bestehornhaus Heimstatt des jährlich im November stattfindenden Bundeskabarettfestivals. Theateraufführungen werden von Ensembles der Nachbarstädte Bernburg, Halberstadt oder Thale veranstaltet.

Städtisches Museum

Das Städtische Museum am Markt ist der Stadtgeschichte gewidmet. Die Aussstellung zeigt im Erdgeschoss eine prähistorische Sammlung mit Exponaten des Neolithikums, der Bronzezeit sowie der Eisenzeit. Bemerkenswert ist das einzige römisches Arztbesteck aus dem 3. Jahrhundert, das außerhalb des Römischen Reiches gefunden wurde. Weiter werden die Themen Herrschaft der Askanier, mittelalterliche Funde, Bauernkrieg, Dreißigjähriger Krieg, französische Fremdherrschaft und die beiden Weltkriege behandelt. Ein gotischer Altar mit geschnitzten Figuren gilt als herausragendes Exponat. Die paläontologische Sammlung mit dem Skelett eines ca. 175 Millionen Jahre alten Fischsauriers, von Professor Dr. Martin Schmidt komplettiert das Museum. In der dritten Etage liegt der einzige in Deutschland, öffentliche, ständig zugängliche Tempel des Freimaurerordens Zu den drei Kleeblättern. Eine kleine Ausstellung gibt Auskunft über die Geschichte der Freimaurer und der Loge in Aschersleben. Neben der ständigen Ausstellung führt das Museum Sonderausstellungen durch. Weiterhin Veranstaltungen wie Konzerte, Theater, Vorträge und vor allem die Museumsnacht vervollständigen das Angebot des kleinen Museums.

 
Kriminalpanoptikum im ehemaligen städtischen Gefängnis

Kriminalpanoptikum

Das Kriminalpanoptikum zeigt die Geschichte der Kriminalpolizei in Deutschland. Es befindet sich im 1896 eingerichteten, ehemaligen Stadtgefängnis am Gerichtsgebäude. Das Museum berichtet von verschiedenen "Gaunergeschichten" am authentischen Ort. Das Gebäude war noch bis 1982 als Untersuchungsgefängnis der Stadt in Diensten. Im Jahre 2003 wurde das Haus saniert und als Museum eröffnet. Exponate wie Tatwerkzeuge, Schlagstöcke, eine Fesselsammlung mit Hand- und Fußfesseln oder Folterinstrumente aus dem Mittelalter, aber auch Uniformen und Ausrüstungsgegenstände der nationalen und internationalen Polizei, sind hier ausgestellt. Eine Original eingerichtete Gefängniszelle, ein Verbrecheralbum oder Bilder und Requisiten der Kriminalfotografie und der Daktyloskopie sind ebenfalls zu sehen. Kuriose Kriminalfälle und Geschichten rund um das Gefängnismillieu werden anschaulich dargestellt und und runden die Ausstellung ab.

 
Häuserzeile in der Altstadt

Baustile

In Aschersleben sind die verschiedensten Baustile der letzten Jahrhunderte vertreten. So bestimmen die historische Altstadt Bauten der Romanik (Grauer Hof) und Gotik (St. Stephanikirche) sowie der Renaissance (Rathaus, Krukmannsches Haus) und des Barocks. Wie ein Ring schließen sich Bauten des Klassizismus und Jugendstils um die historische Altstadt. Diese werden wiederum durchsetzt und ergänzt durch Bauten der frühen Moderne (wie z. B. die von Stadtbaurat Hans Heckner), sowie Gebäude aus der DDR-Zeit. Große Neubaugebiete gibt es vor allem im Norden und Südosten der Stadt. Es gibt wenige Fachwerkbauten in der Altstadt von Aschersleben. Gutes Steinmaterial in der Nähe und geringer Waldbesitz, sowie zahlreiche Brände vor dem 16. Jahrhundert sind Gründe dafür. Dennoch gibt es zahlreiche Gebäude, die ein hohes, massives Untergeschoss besitzen, das, meist zweistöckig, ein Fachwerkobergeschoss trägt.

Historische Bauwerke

 
Kiethof, Blick zur St.-Stephani-Kirche

Kirchen

Die St.-Stephani-Kirche (15./16. Jahrhundert)ist eine gotische Hallenkirche und beherrscht das Stadtbild. Sie ist Hauptsehenswürdigkeit und Wahrzeichen der Stadt. Ursprünglich wurde sie mit zwei Türmen geplant, der zweite nördliche Turm fiel jedoch dem sandigen Bauuntergrund zum Opfer. Tatsächlich steht auch der südliche Turm in einer gewissen Neige. Regelmäßig wird überprüft, ob sich der Turm weiter neigt. Eine weitere kulturhistorisch wertvolle Kirche ist die St.-Margarethen-Kirche, die ursprünglich aus dem 12. Jahrhundert stammt. Nach völliger Zerstörung im Dreißigjährigen Krieg, ist sie im Zustand des Wiederaufbaus aus dem 16. Jahrhundert zu bewundern. Die Heilig-Kreuz-Kirche am Markt war einst Kirche des hier ansässigen Franziskanerklosters und stellt den einzigen erhaltenen Teil des Klosters dar. Des Weiteren besitzt Aschersleben die St.-Johannis-Kirche aus dem Jahre 1905, die Neuapostolische Kirche, die von 1952 bis 1954 erbaut wurde, und die St.-Michaels-Kirche (1863), die heute das Gemeindezentrum der katholischen Kirche beherbergt. Die Stadt hatte auch eine jüdische Gemeinde, deren Synagoge 1852 erbaut und 1938 zerstört wurde. Eine Gedenkplatte in der Altstadt erinnert an den Standort der Synagoge.

Stadtbefestigungsanlage

 
Johannisturm
 
Rondell
 
Turm am Marsfeld in Aschersleben

Aschersleben ist eine der wenigen Städte Deutschlands, die ihre Stadtbefestigungsanlage zum großen Teil erhalten hat, auch nachdem sie ihre praktische Bedeutung am Ende des Mittelalters verloren hatte. Dennoch wurden vor allem im 19. Jahrhundert zahlreiche Stadttore und Türme abgebrochen, um dem zunehmenden Fuhrwerksverkehr Herr zu werden und den Handel zu fördern. Von einst 51 Türmen und Schalen sind noch etwa 15 erhalten. Das Rondell wurde von 1507 bis 1583 erbaut. Das Bauwerk stellt einen mächtigen vierstöckigen Festungsturm dar, der einen 1846 aufgesetzten Fachwerkoberbau besitzt. Seine Wandstärke beträgt 3,7 m bis 4,0 m. Er besitzt mehrere Schießscharten, die ungewöhnlich groß sind, weil sie für zehn Geschütze bestimmt waren. Der Turm hatte eine dreifache Feuerlinie, von denen die obere für Handfeuerwaffen und Armbrüste gedacht war. Insgesamt hat der Festungsturm eine Höhe von 23 Metern. Verbunden war er mit der größten Zwingeranlage der Stadt. Dass der Turm an der Südostecke der Stadt diese Ausmaße hatte, lässt darauf schließen dass man hier den bedrohtesten Punkt der Stadt sah.

Weitere noch erhaltene Bauwerke der Stadtbefestigung sind:

Der Johannisturm von 1380 ist, von den einst fünf Stadttoren, der einzig erhaltene Torturm der Stadt. Er ist zusammen mit Helm 42 Meter hoch und ist im Vergleich mit den bereits abgerissenen Türmen, der Mächtigste Turm der Stadt gewesen.. Über der Einfahrt stadtauswärts schmücken zwei Ratswappen das Mauerwerk, das Stadtwappen befindet sich auf der Stadttseite. Die Wetterfahne trägt den Preußenadler mit den Initialen Friedrich Wilhelm von Brandenburg.

Der Schmale Heinrich steht unweit des mächtigen Johannisturms ist 32 Meter hoch und stammt von 1442. Bemerkenswert ist die Wetterfahne. Sie zeigt einen Kranich, der seit der Antike das Symbol der Wachsamkeit ist. Ursprünglich trug er in den Krallen einen Stein. Die Überlieferung sagt dazu: Mit diesem Stein wollte der Kranich verhindern, dass er einschliefe. Würde er dennoch einschlafen, würde er durch das Herunterfallen des Steines wach werden. Diese Wetterfahne war die weithin sichtbare Mahnung an die Bürger der Stadt, in ihrer Wachsamkeit nicht nachzulassen.

Der Rabenturm wurde im Jahre 1442 erbaut .Seine Höhe beträgt 31 Meter.Er war besonders stark bestückt und hat 21 Schießscharten, die auf die Stärke der Wachmannschaft schließen. Er gilt als der am besten erhaltene Turm der Stadtbefestigung. Der Name bezieht sich auf seine Nähe zur Hinrichtungsstätte, dem Galgen.

Zwischen dem Schmalen Heinrich und dem Rabenturm befindet sich der Schimmelpfennigsche Turm, der keinen Helm mehr besitzt. Er steht auf dem hier gut erhaltenen Zwinger und bedarf noch einer Sanierung. Unweit des Turmes steht, mit nur zwei Metern Breite, das schmalste Haus der Stadt, .

Am Burgplatz befindet sich die beeindruckendste Anlage der Stadtbefestigung - eine große Rundschale. Mit einem Durchmesser von 7,2 Metern, einer Mauerstärke von 1,25 Metern und einer Höhe von 12 Metern war sie die mächtigste Befestigung nach Südwesten.

Die Malzmühle liegt direkt an der Eine. Neben ihrer Funktion, Malz für Brauereien zu mahlen, diente sie als Bastion im Verteidigungssystem der Stadt. Zwei Stockwerke der Mühle weisen Schießscharten auf. Unmittelbar ostseitig befindet sich eine hufeisenförmige, zur Stadt hin offene Schale, mit drei Feuerlinien. Das noch immer erhaltene Wehr am Fluss diente auch zum schnellen Aufstauen des Wassers für den Stadtgraben.

Der Stumpfe Turm an der Malzmühle wurde 1440 erbaut. Er ist 23 Meter hoch und zählte zu den stärksten Pfeilern in der Stadtbefestigung. Im Keller befand sich ein heute unzugägliches Verlies mit Tonnengewölbe. Er ist am "Tag des offenen Denkmals" für die Öffentlichkeit zugäglich.

An die Nordostseite der Wassertormühle grenzt der Elisabethzwinger. Er hatte die Aufgabe, das bis dahin ungeschützte Terrain zwischen der Eine und der Stadtmauer zu sichern und die Wasservorstadt fester mit der restlichen Stadt zu verbinden.

Den nördlichen Abschluss des Elisabethzwingers bildet der Krappsche Turm. Der schmale Bau ist nur noch 15 Meter hoch und ist immer noch gut zu erkennen, obwohl er Teil eines Wohnhauses wurde.

Der Liebenwahnsche Turm von 1442 ist 27,5 Meter hoch und stand direkt am 1831 abgebrochenen Liebenwahnschen Torturms. Eine Besonderheit bildet die goldene Kugel auf der Spitze, die, einem alten Brauch folgend, alte Dokumente für die Nachwelt beinhaltet. Der Turm am Marsfelde wurde von 1432 bis 1465 erbaut und ist 26,5 Meter hoch. Er ruht auf einem Tonnengewölbe, das einst als Verlies diente. Vor dem Tor lag im damals freien Gelände das Marsfeld,( heute Herrenbreite).

Die Stadtmauern weisen eine einheitliche Stärke von einem Meter, eine Höhe von acht Metern und eine Länge von 2,3 km auf. Sie sind nicht mehr vollständig erhalten.

Außerhalb der Stadt befanden sich einst elf Warttürme, von denen noch zwei erhalten sind, die Westdorfer Warte im Süden auf dem Gelände der Alten Burg und im Nordosten die Stassfurter Warte, direkt an der einstigen Grenze zu Anhalt-Bernburg.

Rathaus

 
Rathaus

Das Aschersleber Rathaus zeugt vom einstigen Reichtum und von der Macht der Stadt. Es stammt aus verschiedenen Bauetappen. Im Jahre 1517 wurde damit begonnen, an der Stelle, an der das heutige Haus steht, das alte Rathaus abzubrechen und ein neues zu errichten. 1518 wurde Richtfest gehalten. 1730 wurde das Gebäude mit gelber Kalkfarbe bestrichen und mit neuen Fenstern ausgestattet. 1885 wurden in der Nachbarschaft einige Grundstücke gekauft und auf dem beräumten Areal ein zweistöckger Anbau gebaut. Den letzten Anbau errichtete man 1935 auf der Marktseite. Der Entwurf stammte vom Stadtbaumeister Hans Heckner. Der Kern der ganzen Anlage ist der aus gotischer Zeit stammende Hauptturm, der nach 1518 weiter erhöht wurde. An der Südseite des Komplexes befindet sich ein Treppenturm, der ehemals der Aufgang zum Stadtverordnetensaal war. Der Turm erstreckt sich über vier Geschosse und hat ein halbes Achteck als Grundriss. Im oberen Stockwerk gibt es spätgotisches Maßwerk. Zwischen dem Treppenturm und dem höheren Uhrenturm an der Westseite besaß das Haus Mauerbögen, ähnlich denen an der Stadtmauer. Beim ersten Umbau wurden diese entfernt. Der weithin sichtbare Uhrenturm ist der älteste Teil des Hauses. Grundmaße und Fenster sind denen der Stadtmauer ähnlich. Auf dem viereckigen, sechsgeschossigen Steinbau wurde ein Fachwerkaufsatz mit einer barocken, geschweiften Haube als Krönung gebaut.

 
Rathausuhr

Das Turmuhrwerk stammt von 1580. Es stellt eine Besonderheit dar. Zwei vergoldete Ziegenböcke, die bei jeder Viertelstunde mit den Hörnern zusammenstoßen, sollen dem Stadtrat symbolisieren, dass man sich bei Ratssitzungen nicht die Hörner abstoßen solle. Am Nordflügel des Hauses befindet sich ein Erker aus Sandstein, der der Renaissancezeit entstammt. In jede der drei Säulen, auf denen der Erker ruht, wurde ein Löwenkopf eingearbeitet, ein Symbol der Wachsamkeit. Im Stadtverordnetensaal befand sich ein Kamin mit der Darstellung des salomonischen Urteils. Er wurde entfernt und befindet sich heute im Museumshof der Stadt. Im Neubau von 1935 an der Marktseite wurden Dachgiebelfenster mit Fresken und Darstellungen aus der Stadtgeschichte eingearbeitet. Der Ratskeller des Hauses besitzt ein gratiges Kreuzgewölbe und ist verschiedenen Festlichkeiten der Stadt vorbehalten. Anfang der 1990er Jahre wurde das Rathaus weitgehend saniert und verschiedene Behörden der Stadt zogen wieder in die Mitte der Stadt, so z.B. das Standesamt. Den unteren linken Flügel beherbergt die Stadtsparkasse.


Grauer Hof

 
Innenansicht vom Grauen Hof

Dieser im Herzen der Stadt gelegene Gebäudekomplex wurde erstmalig am 24. August 1309 in einer Übereignungsurkunde von Otto II. von Anhalt, an das Kloster Michaelstein erwähnt. Damit ist er der älteste Profanbau der Stadt. Ursprünglich als Gravenhof bekannt, wurde er später als Grauer Hof bezeichnet, da die ansässigen Mönche graue Kleidung trugen. In der Schenkung wurde erwähnt, dass der Hof schoß- aber nicht wachfrei sein sollte. Der Hof wurde lange Zeit vom Kloster verwaltet und als Wirtschaftshof genutzt, später erwarb die Stadt das Anwesen. Es handelt sich um einen unregelmäßigen Gebäudekomplex, dessen Hauptgebäude aus Bruchsteinen erbaut wurde und der nach Westen hin von der Stadtmauer begrenzt wird. Nach Innen schließt sich im rechten Winkel ein massives Hofgebäude mit Fachwerkoberbau an. In das Innere gelangt man durch zwei Bogentore, wovon das Äußere einen Rundbogen und das innere Tor ein Spitzbogen besitzt. Das Gebäude besitzt in der oberen Etage einen kleinen Saal, sowie ein Cafe, welches zu verschiedenen Veranstaltungen geöffnet hat. Weiterhin besitzt das Hauptgebäude ein Drillingsfenster in der ehemaligen Kapelle, sowie im Erdgeschoss eine große schwarze Küche. Zum Hof führen ausschließlich enge Gassen. Der Graue Hof ist zum Kulturzentrum der Stadt avanciert, denn er wird im Rahmen des städtischen Kulturangebotes regelmäßig zu verschiedenen Zwecken genutzt. So finden hier u.a. Konzerte, Ausstellungen oder Lesungen statt. Höhepunkte bilden hier im Frühjahr zum Gildefest die Trommlernacht und im Herbst die traditionelle internationale Bluessession. Das Gebäude ist im Wesentlichen seit dem 14. Jahrhundert unverändert geblieben und stellt ein städtisches Kleinod dar.

Krukmannsches Haus

 
Krukmannsches Haus

Das Haus ist nach seinem Erbauer, dem Kaufmann Hermann Krukmann benannt. Dieser ließ es im Jahre 1572 errichten, nachdem er von einer beschwerlichen Handlungsreise nach Moskau glücklich nach Hause kam. Die Inschrift über dem Portal in lateinischer Schrift erzählt davon. Das Gebäude ist ein typischer Renaissancebau seiner Zeit mit massivem Unterbau, der einen Fachwerkoberbau trägt. Es zeichnet sich durch seine malerische Gestalt sowie durch den Reichtum seiner Einzelformen aus. Die Einfahrt zum Innenhof erfolgt durch das Hauptportal, das ein reich profilierter Rundbogen ziert. Eingerahmt wird es durch zwei schlanke Säulen. Die Straßenecke ziert ein runder Erker, der auf einer mächtigen Konsole ruht. Nur vom Innenhof sichtbar ist ein alter Treppenturm. Der Turm gehört einer älteren Anlage an, als das restliche Haus, doch geht er nicht über den Anfang des 16. Jahrhunderts aus. Im Dreißigjährigen Krieg im Jahre 1625, diente das Haus dem Kriegsherrn Wallenstein und seinem Generalstab lange Zeit als Quartier.

Lederer Bräustübl

Das Gebäude der Gastwirtschaft Lederer Bräustübl ist eines der ältesten Profanbauten Ascherslebens. 1512 wurde der Grundstein für dieses Haus gelegt. Bemerkenswert sind der Renaissanceerker aus dem gleichen Jahre, einer der ältesten Sachsen-Anhalts, sowie im Inneren der kreugratgewölbte Gastraum und das Sitznischenportal. Von 1794-1802 diente es dem bekannten Dichter Friedrich de la Motte Fouqué als Wohnsitz, da er dem in Aschersleben ansässigen Kürassierregiment als Leutnant angehörte.

Halken

 
der Halken in Aschersleben

Als Großen und Kleinen Halken bezeichnet man zwei kleine, enge Gassen in der Altstadt von Aschersleben. Diese treffen sich im rechten Winkel unmittelbar an einem Schling, einem nur für Fußgänger angelegten Durchbruch, durch ein Wohnhaus. Als die Stadbevölkerung zunahm, wurden auch die freien Plätze in der Nähe der St.-Stephani-Kirche bebaut. Dabei wurde auch der Halken für die Gewandschneider gebaut . Der Name stammt von der Bezeichnung Halleken oder Hallechen und bedeutet Verkaufshalle der Schneider. Der Halken stellt ein innerstädtisches Kleinod dar und ist bisher noch nicht saniert. Ein Verein zur Rettung des Halkens führt verschiedene Spenden-Aktionen durch, um den Halken vor dem Abriss zu retten.

Wassertormühle

Die Wassertormühle war Teil des umfangreichen Mühlensystems der Stadt. Sie wurde erstmals im Jahre 1357 erwähnt und liegt malerisch an der Eine. Sie war eingebunden in die Stadtbefestigung und lag unmittelbar in der Nähe des Rondells. Sie wurde auch als Alte Walkmühle sowie Ratsmühle bezeichnet und besitzt an der Südostecke einen geschweiften Barockgiebel aus dem 17. Jahrhundert. An der Nordostecke grenzt die Mühle an den 1519 angelegten Elisabethzwinger. An dieser Stelle überbrücken zwei große Bögen in der Stadtmauer die Eine und den Mühlgraben. Solche Flußtore stellen eine Seltenheit im mittelalterlichen Wehranlagenbau dar. Heute wird die Mühle nach grundhafter Sanierung in den Jahren 1992/93 als Jugendclub genutzt.

Brunnen

 
Markt mit Hennebrunnen

Aschersleben verfügt im Stadtkern über mehrere bemerkenswerte Brunnenanlagen.

Als 1902 der Ratsherr Henne für die Stadt eine Stiftung gründete, war ein Teil des Geldes für einen Brunnen auf dem Markt bestimmt. Dieser Hennebrunnen zeigt eine, durch einen Baldachin überdachte, gegliederte Säule, auf der acht eigenartige Bronzeputten sitzen. Das Ganze wird von einer becherartigen Brunnenschale umrandet. Der Brunnen wurde von Georg Wrba aus Dresden entworfen und im Mai 1906 feierlich eingeweiht. Ursprünglich stand er 5 Meter weiter nördlich, wurde aber, als man einige Häuser auf dem Markt abriss, an seine heutige Stelle versetzt.

Der Holzmarktbrunnen steht auf dem Holzmarkt und zeigt einen kleinen Mann mit einer Holzkiepe auf dem Rücken. Am Rande der mittelalterlichen Stadt lag der Holzmarkt. Auf diesem kleinen Platz wurde der gesamte Brennholzverkauf durchgeführt. Daran erinnert ein kleiner Brunnen, der 1914 vom Berliner Bildhauer Frydag geschaffen wurde.

Als man zu Beginn des 20. Jahrhunderts auf dem Platz Vor dem Hohen Tor die Häuser abriss, empfand man den Platz als zu leer. So entschloss man sich im Jahre 1904 zum Bau eines Brunnens, den der Seifenfabrikant Kuntze spendeteund wird seitdem als Kuntzebrunnen bezeichnet. Dem Beruf des Stifters und seinem stöpselartiges Aussehen zur Folge, wurde der Brunnen im Volksmund Seifenstöpsel genannt.

Zwei weitere Brunnen befinden sich noch im Stadtgebiet. Als Margarethenbrunnen wird der kleine, 2003 aufgestellte Brunnen unweit der St.-Margarethen-Kirche bezeichnet. er besteht aus einem Bronzeguss und zeigt die Figur der heiligen Margarethe. DerBrunnen auf der Herrenbreite ist in Form eines Dreiecks angelegt und bildet das Zentrum der Herrenbreite. Er wurde in den 1970er Jahren gebaut und besitzt verschiedene Wasserspiele.

Scharren

 
Scharren

Zwei klassizistische Kolonnadengänge säumen eine kleine Gasse, die zur St.Stephanikirche führt und werden als Scharren bezeichnet. 1724 wurde hier eine Fleischerbude eingerichtet, bis zum 19.Jahrhundert verkauften hier Fleischer ihre Produkte. Daher der Name, der im Mittelhochdeutschen "Fleischbank" bedeutet. Ein anderer Name für eines der beiden ansässigen Gebäude hier, ist Gewandhaus. Diese Bezeichnung stammt noch aus dem späten Mittelalter, als hier Gewandschneider und Tuchmacher ihre Ware anboten. Ein Cafe am Gewandhaus erinnert noch heute daran.

Malerwinkel am Kiethof

Der Bereich des Kiethofs liegt in der sogenannten Wasservorstadt, einer der ältesten Vorstädte der Stadt und direkt an der Eine. Wahrscheinlich schon im 7.Jahrhundert besiedelt, war er der Kietz, die Niederlassung wendischer Fischer. Die heute dort stehenden kleinen, sanierten Häuser stammen aus dem 18.und 19.Jahrhundert. Es handelt sich um eine Gasse, die als Ende der Straße Vor dem Wassertor als Sackgasse endet und einen rechten Winkel bildet, dessen Auslauf zur Promenade führt. Aufgrund dieser romantischen Lage Winkellage, wurde sie desöfteren vom Malern festgehalten und im Volksmund als Malerwinkel bezeichnet.

Postamt von 1891

Im Mai 1899 wurde mit dem Bau eines neuen Postgebäudes begonnen. Bereits im jahre 1891 konnte es in Dienst gestellt werden. Anfangs besaß es noch eine Turmkuppel mit Telegraphenmast, die im laufe des 20.Jahrhunderts entfernt wurde. Der Bau ist ein repräsentativer Jugendstilbau aus rötlichem Sandstein.

Parks

Aschersleben besitzt innerhalb der Stadt einige reizvolle Parkanlagen, wie die Herrenbreite oder den Stadtpark. Etwas außerhalb liegt das Naherholungsgebiet Alte Burg, das mit verschiedenen Sehenswürdigkeiten wie dem Zoo Aschersleben, dem Planetarium und dem Hexenturm aufwarten kann. Der Promenadenring umrahmt entlang der alten Stadtmauer die Altstadt und lädt als innerer Grüngürtel zum Spazierengehen ein.

Hauptartikel: Parks der Stadt Aschersleben

Kammerphilharmonie Ascania

Seit dem 1. Januar 2006 besitzt die Stadt mit der Kammerphilharmonie Ascania einen besonderen kulturellen Botschafter. Die Leitung hat Cristian Goldberg, Mitglied der Philharmonie Magdeburg, und Gründer des Cristian Goldberg Ensembles, insgesamt 42 Musiker gehören zum Ensemble.. Zunächst wurde ein Dreijahresvertrag unterzeichnet, der u.a. vorsieht, dass pro Jahr mindestens drei Konzerte in Aschersleben stattfinden sollen. Der Vertrag benennt Kammerphilharmonie Ascania als Namen und Aschersleben als Sitz der Philharmonie. Gefördert wird sie u.a. durch die Sparkassenstiftung.


Regelmäßige Veranstaltungen

 
Herbstblues im Grauen Hof

Neujahrskonzert

Am 1. Januar beginnt mit dem Neujahrskonzert der Kammerphilharmonie „Ascania“ traditionell das kulturelle Leben in Aschersleben.

„Tag der offenen Tür der Stadt Aschersleben“

Zum Tag der offenen Tür lädt die Stadt am ersten Januarwochenende ein. Dabei werden den Besuchern in organisierten Fahrten die verschiedenen Schwerpunkte der Investitionstätigkeit der Stadt des vergangenen Jahres, wie auch des neuen Jahres vorgestellt. Ein Empfang des Oberbürgermeisters im Bestehornhaus rundet den Tag traditionell ab.

Gildefest im Mai

Seit Mai 1999 organisiert die Kaufmannsgilde der Stadt das Gildefest. Einst ist das Fest entstanden, um die Aschersleber Innenstadt zu stärken. Mittlerweile finden am ersten Maiwochenende dutzende Veranstaltungen, wie Konzerte, Modenschauen, Märkte oder Ausstellungen innerhalb der Innenstadt statt, wobei die sogenannte Trommlernacht am Grauen Hof eine der Höhepunkte darstellt.

Park- und Lichterfest

Am ersten Septemberwochenende wird seit 2005 das Park-und Lichterfest gefeiert. Neben dem weitläufig in der Stadt verteilten Jahrmarkt, kann man Flohmärkte, Konzerte oder Mittelalterspektakel besuchen. Den Veranstaltungsschwerpunkt dieses Festes bildet allerdings die Herrenbreite, die vor allem am Abend in verschiedene Lichtsequenzen mit akustischer Untermalung versetzt wird, oder aber diverse Phantasie-Theatergruppen auftreten, die mit Licht, Akrobatik und Akustik spielen. Dabei werden vor allem die angrenzenden Villen in farbiges Lichtspiel verhüllt. Ein großes Feuerwerk, untermalt mit klassischer Musik, bildet den Abschluss des Festes.

Herbstblues im Grauen Hof

Die Bluessession mit nationalen und internationalen Bluesbands findet jedes Jahr an einem Wochenende im Oktober im Grauen Hof statt und begeistert immer mehr Fans nicht nur aus Aschersleben und Umgebung.

Bundeskabarettfestival

Seit 2004 wird im am ersten Novemberwochenende im Bestehornhaus das Bundeskabarettfestival durchgeführt. Über 2000 Besucher kamen zur Premiere im Jahre 2004. Beim Kabarettfestival treten verschiedene Kabaretts der Bundesrepublik auf. Neben dem Vollprogramm, bei dem bereits namhafte Kabarettisten wie Thomas Freitag oder Dieter Hildebrandt auftraten, werden auch Werkstattprogramme durchgeführt. Die Stadt Aschersleben vergibt jedes Jahr einen Kleinkunstpreis für besonderes Engagement im Kabarett.

Lichtereinkauf

Zu Beginn des Weihnachtsmarktes Anfang Dezember führt man in der Stadt den Lichtereinkauf durch. Dabei sollen die Kunden durch die dann festlich erleuchtete Stadt und Einkaufszeiten bis nach 22 Uhr zum Einkauf in der Innenstadt angeregt werden. Eröffnet wird der Abend durch einen Laternenumzug für die Kleinen und endet mit einem Feuerwerk unter festlicher Musik am Hennebrunnen. Gleichzeitg öffnet der Weihnachtsmarkt, und bleibt vom ersten Advent bis zum zweiten Weihnachtsfeiertag geöffnet.

Sport

Die Stadt verfügt über Sportananlagen für die verschiedensten Sportarten, wobei die Schwerpunktsportart sicherlich der Fußball darstellt. In Sportarten wie Handball und Basketball, Boxen, Schwimmen und Schießen, pflegt man aber auch in Aschersleben eine lange Tradition auf überregionaler Ebene. So existieren mit dem Sportplatz an der Wilslebener Straße, dem Stadion der Eisenbahner, das 2006 umfangreich saniert und mit einer modernen Tartanbahn, einem Kunstrasenplatz und einer Flutlichtanlage ausgestattet wurde, sowie dem Rotationsplatz, drei größere Sportananlagen ( Sportplätze) für Ballsport und Leichtathletik.

Sporthallen gibt es mit der Sporthalle am Ascaneum, den Sporhallen im ehemaligen WEMA Werk I, der Sporthalle in der Landespolizeischule, den verschiedenen Schulsporthallen sowie mit dem Ballhaus, eine größere Anzahl vor Ort. Im Salzkoth befindet sich ein Schiessanlage für Wurftaubenschießen.

Ballhaus

2002 wurde in Aschersleben das Sport- und Kulturzentrum Ballhaus eröffnet, in dem neben Unterhaltungsshows und Konzerten auch bereits internationale Boxwettkämpfe des Sport Events Steinforth-Boxstalls veranstaltet wurden. Das Haus verfügt neben einer Schwimmhalle auch über eine Beach-Volleyballhalle, des weiteren über eine Sauna mit Saunalandschaft, sowie schließlich über eine Sporthalle, in der vor allem Sport-Veranstaltungen für bis zu 3000 Zuschauer durchgeführt werden können.

Wirtschaft und Infrastruktur

Geschichte der Unternehmen

Die Stadt Aschersleben hatte schon seit dem Mittelalter über ihre Stadtgrenzen hinweg wirtschaftliche Bedeutung in den Bereichen Handel, Handwerk und vor allem in der Landwirtschaft. Aus einer selbstbewußten Ackerbürgerstadt, die ihre Unabhängigkeit unter anderem im selbst finazierten Bau der Stadbefestigung zum Ausdruck brachte, wurde ab Mitte des 19. Jahrhunderts eine mittlere Industriestadt. Vor allem nach Auffinden der ersten Braunkohlelager nördlich der Stadt, des Anschlusses an das Eisenbahnnetz 1865, der gleichzeitig beginnenden Zuckerrübenverarbeitung in mehreren Zuckerfabriken, sowie des Abbaus von Kalisalzen in insgesamt sieben Schächten, entwickelte sich die Stadt enorm und erlebte einen großen Strukturwandel.

Nachfolgend die Geschichte der Betriebe der Stadt, deren Anwesenheit die Geschicke und Geschichte der Stadt am meisten mit prägten.

Werzeugmaschinenfabrik
 
Firma Billeter&Klunz um 1890

Aus Reparaturwerkstätten für landwirtschaftliche und im Bergbau gebräuchliche Maschinen, entwickelte sich in den letzten 150 Jahren eine große Werkzeugmaschinenfabrik, die über Jahrzehnte die Wirtschaft der Stadt bestimmte. Sie wurde von den Privatunternehmern Billeter und Klunz im Jahre 1857 gegründet. Die Gründung einer Reparaturwerkstätte entsprach dem damaligen Bedarf in Aschersleben, da rings um die Stadt, eine im Aufblühen befindliche, Kaliindustrie war. Im Jahr 1864 entstand bereits eine kleine Gießerei. Im Jahr 1883 konstruierte Billeter die erste Einständer-Hobelmaschine. Nach dem Krieg 1870/71 wurde auch der Schleifmaschinenbau aufgenommen. Um die Jahrhundertwende wurde der Betrieb mit 150 Mann in eine Aktiengesellschaft umgewandelt. Diese Aktiengesellschaft stand unter amerikanischen Einfluss, da sich 56 Prozent des Grundkapitals im Besitz von amerikanischen Konzernen befand. Nach dem II.Weltkrieg wurde der Betrieb das Werk I des VEB Werzeugmaschinen Fabrik Aschersleben (WEMA). 1948 wurden die ersten Hobel- und Schleifmaschinen gebaut.im Laufe der Jahre wurden hier die größten und schwersten Hobelmaschinen der Republik gebaut. Ferner wurden im Jahr 1953 die neu entwickelte Portal-Fräswerke in die Fabrikation des Werkes aufgenommen.

Datei:Wilhelm Schmidt 1858.jpg
Wilhelm Schmidt

Der Techniker und Erfinder Wilhelm Schmidt kam 1895 in die Stadt und baute in seiner Fabrik W.Schmidt&Co, die von ihm erfundenen Heißdampfmaschinen (Überhitzer) und bereits im Jahre 1898 gründete er mit Hilfe von Krediten mehrerer Banken die AMA-Ascherslebener-Maschinen-Aktiengesellschaft. Im Industriegebiet "An der Wilslebener Straße", baute er die, laut örtlicher Presse, :"...Grösste Maschinenbauanlage Deutschlands...". Diese Fabrik wurde allerdings im Jahre 1924 aufgekauft und die Produktion nach Magdeburg verlagert. Der Abriss erfolgte dann bis zum Jahre 1934.

Auf dem Gelände wurde während der NS-Zeit ein Zweigbetrieb der Junkers Flugzeug- und Motorenwerke AG Dessau errichtet. Es wurden hier Flugzeugrümpfe für die Typen Ju52, Ju87 und Ju88 hergestellt. Im Krieg durch Luftangriffe stark beschädigt, wurde das Werk nach dem Krieg wiederum komplett abgerissen. Im Jahre 1951 begann jedoch der Bau des WEMA-Werk III mit mehreren großen Hallen, für den neugeschaffenen Betrieb VEB Werzeugmaschinen Fabrik Aschersleben (WEMA), auf diesem Gelände. Zu DDR-Zeiten war der Betrieb zusammen mit dem Werk I, größter Arbeitgeber der Stadt mit über 2500 Mitarbeitern. Nach der Wende wurde aus dem Betrieb die Fa. Schiess AG. Im Jahre 2004 wurde sie durch die chinesische SMTCL-Gruppe gekauft und hat heute wieder über 350 Mitarbeiter.

Kaliwerke
 
Kaliwerk in Aschersleben um 1900

Der Kalibergbau in Aschersleben ging von der englischen Londoner Continental-Demond-Bork-Baring-Compagnie aus. Das Konsortium führte, ähnlich wie in Stassfurt , um Aschersleben herum, erfolgreich ab 1876 Probebohrungen durch. Der erste Schacht entstand 1882 nach viereinhalb Jahren Bauzeit. Ab Januar 1883 wurde Kalisalz gefördert, hauptsächlich Carnallit. Das Unternehmen hatte inzwischen der Unternehmer Schmidtmann übernommen. Dieser gründete 1883 die Kaliwerke Aschersleben Gewerkschaft, die 1889 in eine Aktiengesellschaft umgewandelt wurden und entwickelte sich das Werk schnell zu einem der größten deutschen Kaliunternehmen. Durch die Fusion mit der Consolidierte Alkaliwerke Westeregeln AG und der Salzdetfurth AG 1922 gehört es zu den Vorläuferunternehmen der K+S. 1937 wurde mit der Gründung der „Vereinigten Kaliwerke Salzdetfurth AG“ mit Sitz in Berlin die geplante endgültige Verschmelzung dieser drei Unternehmen vollzogen und damit, wie es im Vorstandsbericht hieß, die „bisherige Verschachtelung“ beseitigt.[14] Bis zum Ende des Jahrhunderts wurden zunächst vier, später insgesamt sieben Schächte in Betrieb genommen. Das Werk hatte bis zu 1000 Mitarbeiter und bot selbst in den zwanziger Jahren des 20.Jahrhunderts den Menschen Vollbeschäftigung. Nach dem Krieg enteignete die SMAD auch die Kaliwerke in Thüringen und Sachsen-Anhalt und ordnete sie der „Sowjetischen Aktiengesellschaft für Kalidüngemittel in Deutschland“ zu. Damit waren die östlichen Werke der Wintershall AG und der Salzdetfurth AG enteignet. Der VEB Kali- und Steinsalzbetrieb „Saale“ übernahm die Werke in Aschersleben-Schierstedt, Staßfurt, und in Bernburg. Der letzte Schacht in Schierstedt wurde 1952 geschlossen. Damit war der Kalibergbau in Aschersleben und Umgebung Geschichte. Auf dem Gelände des Schachts IV wurde nun der VEB Karosseriewerk Aschersleben eingerichtet, wobei fast alle Gebäude des ehemaligen Kali-Werkes samt Abraumhalde aus Kalisalz bis heute erhalten blieben. Heute ist das Karosseriewerk, ein ehemaliger Militärbetrieb der DDR, nicht mehr erhalten. Heute existiert hier noch der Fahrzeugbau Aschersleben, der mit wenigen Mitarbeitern Fahrzeugteile für Kofferaufbauten produziert.

Papierfabrik

Der Industrielle H. C. Bestehorn begann 1861 mit der industriellen Produktion von Papier, Tüten und Briefumschlägen. Auf der Weltausstellung in Paris entdeckte er eine dampfbetriebene Couvertmaschine. Er kaufte ein Exemplar und führte sie somit als erster in Deutschland ein. Er steigerte damit die Produktion von 5000 Couveren täglich auf das Zehnfache und konnte somit mit großem Gewinn produzieren. Am Ende des Jahrhunderts produzierte er auf 16.000 m² Fläche u. a. auch Verpackungen für Tee, Kaffee, Kakao und Tabak, den sogenannten Kolonialwaren. Man exportierte in die ganze Welt. 600 geschulte Angestellte wurden in Spitzenzeiten beschäftigt. Der sogenannte Heckner-Riese, das weithin sichtbare Fabrikgebäude von 1911 mit Turm und Dreibogenhaus ist bis heute der weithin sichtbare Beweis, für die damalige wirtschaftliche Stärke der Firma Bestehorn. 1926 kaufte die Firma die Papierfabrik Gerson zur Erweiterung der Produktionskapazität. 1945 wurde die Firma durch die SMAD enteignet. Es wurde nun der VEB Optima gegründet, der zum führenden Betrieb der Verpackungsmittelindustrie in der DDR avancierte. Nach der Wende musste die Firma geschlossen werden. Heute wird auf dem Gelände der Bestehornpark entstehen, ein Bildungsstandort mit mehreren Schulen.

Förderanlagenbau

Um 1850 wurde in der Georgstraße die Wetzel Maschinenfabrik und Eisengießerei GmbH gegründet. Am Anfang brachte die Herstellung spezieller Armaturen für die hiesigen Kaliwerke großen Absatz, doch mit der Zeit gewann die mechanische Bearbeitung von Metall mehr an Bedeutung. Nach der Neuerrichtung eines größeren Werkstattgebäudes in der Georgstraße im Jahre 1905, wurde im gleichen Jahr der Bau von Schnellverseil, Korbverseil und Spulmaschinen aufgenommen. Im Jahr 1946 steigerten sich die Exportaufträge an Schnellverseilmaschinen, Spulmaschinen und Modelleinrichtungen, sodass man das Drei-Schicht-System einführte und einen größeren Standort suchte. Nach längeren Bemühungen hatte man in der ehemaligen MUNA die geeigneten Räume gefunden und die Verlegung der Mechanischen Werkstätten und der Verwaltung dorthin beschlossen. Die alte Gießerei blieb weiterhin noch im alten Betrieb. Nach dem erfolgten Ausbau der neuen Produktionsstätte wurde die Verlagerung bis Juli 1950 durchgeführt. Später wurde aus dem Betrieb der VEB Förderausrüstungen Aschersleben, ein Betrieb des Kombinats TAKRAF. Er stellte Gurttrommeln für Förderbänder her. Heute befindet sich die Fa.RULMECA auf dem Gelände und fertigt in langer Tradition schwere Tragrollen, Gurttrommeln und Trommelmotoren für Förderanlagen. Sie beschäftigt 118 Mitarbeiter.

Gewürz-und Samenanbau

Die lange Tradition des Majorananbaus führt heute die Fa. MAWEA fort. Sie begann im Jahre 1890, als man, insbesondere in den Seedörfern um Aschersleben, die Majorankultivierung auf Ackerflächen durchführte. Im Jahre 1906 wurde das 1. Majoranwerk durch den Unternehmer Gustav Biedermann gegründet und 1918 entstanden in Aschersleben 4 Verarbeitungsbetriebe, und je ein Betrieb in Königsaue, Ermsleben, Cochstedt und Groß-Börnecke. Bereits 1919 wurden 95 Prozent des Bedarfs in Deutschland von Aschersleber Betrieben gedeckt. 1990 wurden 100 Jahre Majorananbau und Verarbeitung in Aschersleben gefeiert. Heute werden verschieden Sorten wie z. B. Thüringer Majoran oder Thüringer Gartenthymian in bekannter Aschersleber Qualität angebaut und verarbeitet.

Den Samenanbau führt der Betrieb Gartenland GmbH in Tradition eines Zweigbetriebes der Quedlinburger Saatzucht durch. Hierzu wurde Anfang des 21. Jahrhundert im Gewerbegebiet ein neues Werk errichtet. Im großen Sortiment befinden sich neben Blumensamen in großer Anzahl unter anderem auch Trendsorten wie z. B. Zierkürbisse, Sonnenblumen, Asia-Gemüse, Bio-Saatgut oder Saatbänder.

Herstellung von Vlies und Verbundstoffen

Anfang der neunziger Jahre wurde auf Initiative der Stadt an der Bundesstraße nach Güsten ein größeres Gewerbegebiet angelegt, dass auf mittlerweile 83 Hektar, mehreren Betrieben und Handelseinrichtungen, Platz bietet. So siedelten sich nach und nach mehrere Firmen der Vliesstoffindustrie aus dem Ausland hier an und schafften über 1250 Arbeitsplätz im produzierenden Bereich. Zu den Objekten zählen die amerikanische Clopay Aschersleben GmbH & Co. KG, die sich auf die Herstellung und den Vertrieb von Verbundstoffen spezialisiert hat. Des weiteren hat sich die ASCANIA Vliesstoffe GmbH angesiedelt, ebenso das italienische Tochterunternehmen ARBOREA, das Vliesstoff-Composites entwickelt. Die Linotec Development GmbH stellt textile Flächengebilde her. So wurde Aschersleben in wenigen Jahren zu einem Zentrum der Vliestoffindustrie.

Momentan liegt Der Anteil der Beschäftigten in der Landwirtschaft bei 0,95 Prozent, in der Industrie bei 21,24 Prozent und im dritten Sektor (Dienstleistungen) bei 77,75 Prozent. [15]

Verkehr

 
Bahnhof Aschersleben

Aschersleben ist ein regionaler Verkehrsknotenpunkt. So führten bereits im Mittelalter in West-Ost-Richtung die Heerstraße von Braunschweig kommend, in Richtung Halle und Leipzig durch die Stadt und in Nord-Süd-Richtung die alte Heerstraße vom Magdeburg kommend nach Erfurt weiter. Des Weiteren lag sie am Postkurs DessauBallenstedt, der die beiden anhaltinischen Landesteile miteinander verband.

Ausgehend von diesen mittelalterliche Handelswegen, die durch Aschersleben führten und in der Stadt zusammentrafen, entwickelte sich vor allem im 20. Jahrhundert der zunehmende Autoverkehr zu einem Verkehrsproblem mit fast täglichen Staus im Berufsverkehr. So kreuzen sich mittlerweile drei Bundesstraßen (B 6, B 180 und B 185) am Johannisplatz, und verlaufen im Bereich der Geschwister–Scholl–Straße deckungsgleich.

Inzwischen gibt es eine partielle nordseitige Umgehungsstraße. Diese ist Teil der als Nordharzautobahn bekannten Bundesstraße B 6n und bedeutet eine schnelle überregionale Anbindung an den Raum Hannover–Braunschweig. Eine süd-westliche Umgehung der B 180 in Richtung Quenstedt, ist in Planung. Etwa 20 Kilometer östlich verläuft die A 14 (Magdeburg–Dresden).

Der Bahnhof Aschersleben ist ein regionaler Eisenbahnknotenpunkt. Zur Jahrtausendwende wurde er deswegen umfangreichen Umbaumaßnahmen unterzogen. Er liegt an der Bahnstrecke Halle–Halberstadt und verbindet diese mit den Nahverkehrsstrecken Bahnstrecke Köthen–Aschersleben und Bahnstrecke Magdeburg–Güsten–Aschersleben. Der Betrieb auf der Bahnstrecke Frose–Quedlinburg wurde inzwischen eingestellt bzw. Abschnitte der Strecke an die Selketalbahn verkauft.

Am Stadtrand befindet sich der Flugplatz Aschersleben, der für Segelflugzeuge und kleine Motorflugzeuge geeignet ist. Etwa acht Kilometer nördlich der Stadt befindet sich der Flughafen Magdeburg-Cochstedt. Der nächste internationale Verkehrsflughafen ist der etwa 80 Kilometer entfernte Flughafen Leipzig-Halle.

Medien

In Aschersleben erscheint die Ascherslebener Zeitung, eine Lokalausgabe der Mitteldeutschen Zeitung. Des Weiteren werden die kostenlosen Anzeigenblätter Wochenspiegel und Super Sonntag in ihren Lokalausgaben hier erstellt.

Zu Beginn der 1990er-Jahre wurde auch die Ascherslebener Allgemeine publiziert. Die Zeitung musste jedoch aufgrund wirtschaftlicher Schwierigkeiten eingestellt werden.

Radio HBW, ein nichtkommerzielles Lokalradio, sendet aus seinem Studio in Aschersleben ein Musik- und Informationsprogramm für die Region.

Bildung

 
Burgschule am Burgplatz

Als Schul- und Behördenstadt hat Aschersleben auch heute noch überregional Bedeutung. Seit Mitte der neunziger Jahre setzt die Stadt auf die Entwicklung einer höchsten Ansprüchen genügenden Bildungslandschaft. So wurden 2003 zwei private Grundschulen gegründet, die Freie Montessori-Grundschule, sowie die Christliche Grundschule - als Evangelische Bekenntnisschule in freier Trägerschaft. Dazu wurden zwei Villen im Stile hellenistischer Renaissance grundhaft saniert.

  • Vorschule

Die Kindertageseinrichtungen der Stadt wurden zum 1. Januar 2004 vollständig privatisiert. Es existieren insgesamt zwölf verschiedene Kindergärten oder Kindertagesstätten.

  • Schulausbildung

Nach der Wende mussten auch in Aschersleben aufgrund des Schrumpfens der Einwohnerzahl, zwei Schulen geschlossen und schließlich abgerissen werden. Heute existieren noch sieben Grundschulen, die Ganztagsschule Albert Schweitzer, zwei Sekundarschulen sowie zwei Gymnasien, zum einen das Ascaneum, sowie das Gymnasium Stephaneum mit zwei Häusern, das gleichzeitig eine Europaschule darstellt.

  • Berufsausbildung

In der Stadt gibt es einige Berusbildende Schulen. So z.B. das "Berufliche Bildungs- und Rehabilitationszentrum e.V.", eine Berufsbildende Schule, sowie das "Handwerker-Bildungs-Zentrum Aschersleben". Das Polytechnische Bildungswerk des VHS Bildungswerkes Sachsen-Anhalt wirde im September 2004 gegründet und basiert auf der Idee des Polytechnischen Unterrrichts der DDR.

  • Erwachsenenbildung

Auch im Rahmen der Erwachsenenqualifizierung ist die Stadt Sitz der verschiedensten Einrichtungen. So gibt es das Bildungszentrum "Albert Schweitzer",das Bildungszentrum des Einzelhandels Sachsen-Anhalt, das "Combi Schulungszentrum-Computer&Bildung GbR", das Institut für Weiterbildung in der Kranken- und Altenpflege, die Kreisvolkshochschule Aschersleben-Staßfurt und das VHS Bildungswerk in Sachsen-Anhalt GmbH.

Als erste durch eine Kommune initiierte Bildungsstiftung in Sachsen-Anhalt, wurde die Rudolf Christian Boettger Stiftung gegründet. Mit dem Standort Bestehornpark auf der Industriebrache des ehemaligen Druckbetriebes Optima entsteht der Schwerpunkt der aktuellen Bildungspolitik der Stadt. Hier wurden bereits die beiden privaten Grundschulen angesiedelt. In Zukunft soll hier die reformpädagogische Adam Olearius Schule entstehen. Sie soll mit dem Thema Globalisierung in offensiver Weise umgehen. Unter anderem ist für diese Schule ein Fach Weltkunde geplant. Im demselben Gebäude wird auf zwei Ebenen das IWK – das Institut für Weiterbildung in der Kranken- und Altenpflege seinen Sitz haben.

  • DDR-Zeit

Bereits zu DDR-Zeiten bestanden in Aschersleben einige Bildungsstätten mit überregionaler Bedeutung. Hervorzuheben ist hier die ehemalige Offiziersschule des MDI der DDR. Aus einer Liegenschaft einer Artilleriekaserne der Wehrmacht (1937 bis 1945) wurde die Zentralschule der Deutschen Volkspolizei (1951 bis 1958). Später im Jahre 1958 zog bis 1963 die mittlere Polizeischule ein, ab 1963 führte sie die Bezeichnungen zentrale Lehranstalt des Ministeriums des Innern (MdI) der DDR (1963 bis 1965), der Fachschule des MdI (1965 bis 1976) bis hin zur Offiziersschule des MdI (1976 bis 1990).

Heute beherbergt die Einrichtung die Fachhochschule der Polizei- Sachsen Anhalt.

Mit dem Institut für Ökonomiepädagogen bestand eine weitere überregionale Bildungseinrichtung bis zur Wende in Aschersleben. Zwei Teilinstitute der Bundesanstalt für Züchtungsforschung an Kulturpflanzen, die bereits im April 1920 als Reichsanstalt für Land-u.Forstwirtschaft gegründet wurden, bestehen weiterhin in Aschersleben.

Persönlichkeiten

Hauptartikel: Liste der Persönlichkeiten der Stadt Aschersleben

Zu den Persönlichkeiten, die mit Aschersleben in Verbindung gebracht werden, zählt in erster Linie der Gelehrte Adam Olearius. Olearius wurde im September 1599 als Adam Ölschläger in Aschersleben geboren. Die Konstruktion des Gottorfer Riesenglobuses (Durchmesser 3,11 Meter) machte Adam Olearius über die Grenzen Deutschlands hinweg bekannt. Außerdem gilt Olearius als der Begründer der wissenschaftlichen Reisebeschreibung in Deutschland. Seine zahlreichen Reisen nach Russland und Persien während seiner Zeit am Hofe von Friedrich III. von Schleswig-Holstein-Gottorf machten ihn zum größten Russland-Kenner seiner Zeit. Seine „Moscowitische und Persianische Reisebeschreibung“, die im Jahre 1647 erschien, bestimmte noch lange das westeuropäische Bild Russlands.

Rudolf Christian Boettger, war ein bedeutender deutscher Chemiker und Physiker und wurde am 28. April 1806 in Aschersleben geboren. Berühmtheit erlangte Boettger durch die Erfindung der Sicherheitszündhölzer. Besonders widmete er sich der angewandten Chemie und war an mehreren Erfindungen und Neuerungen federführend oder beteiligt.

Charles Johann Palmié war ein bedeutender Vertreter der Landschafts-u. Stilllebenmalerei und einer der Gründungsmitglieder der Neuen Künstlervereinigung München, aus der er jedoch noch vor der 1. NKVM-Ausstellung im Winter 1909 wegen künstlerischer Differenzen austrat.

Ein weitere Persönlichkeit, die aus Aschersleben stammt, ist Gerd von Rundstedt. Im Zweiten Weltkrieg war von Rundstedt Befehlshaber von militärischen Großverbänden (Heeresgruppen) im so genannten Polenfeldzug, im Westfeldzug und während des Russlandfeldzuges. Zuletzt war er als Oberbefehlshaber West eingesetzt und hatte damit die Aufgabe, die alliierte Invasion zu verhindern und später die Ardennenoffensive zu leiten.


Filmografie

Folgende Filme wurden teilweise in Aschersleben gedreht:

  • Polizeiruf 110-Folge: Ein ungewöhnlicher Auftrag (gedreht 1971, gesendet 1976) wurde teilweise in der damaligen Offiziersschule des MDI (heutige Fachhochschule der Polizei) gedreht,
  • Spielfilm Vergiss Amerika, Deutschland 2000, Regie: Vanessa Jopp [16] spielt in Aschersleben (im Film heißt die Stadt Aschleben) und wurde neben den Drehorten Bernburg und Aken unter anderem auch in der Innenstadt von Aschersleben gedreht. Im Januar 2001 feierte der Spielfilm in Anwesenheit von Hauptdarsteller Roman Knizka auch seine lokale Premiere im damaligen Ufa-Filmpalast Aschersleben.
  • Spielfilm Die Erbschaft, Deutschland, 2005, Regie: Nico Sentner[17]

Zitat

„der Herzog trat aus preußischen Diensten … Die Gegend von Aschersleben, der nahe Harz, von dort so leicht zu bereisen, erschien für mich verloren, auch bin ich niemals wieder tief hineingedrungen.“

Johann Wolfgang von Goethe: Belagerung von Mainz

Literatur- und Kartenverzeichnis

  • Adolf Brinkmann: Beschreibende Darstellung der älteren Bau- und Kunstdenkmäler der Stadt Aschersleben. Halle/Saale 1904, (Neudruck Halle/Saale 2001) ISBN 3-86156-043-7
  • Wolfgang Karpe: Zur Geschichte der geologischen Erforschung und Erkundung im Braunkohlenrevier Aschersleben-Nachterstedt: ein bibliographischer Rückblick. In: Hallesches Jahrbuch für Geowissenschaften Bd. 26 (2004), S.105-118.
  • Herbert Hans Müller: Das alte Aschersleben (Die Reihe Archivbilder). Erfurt 2005 ISBN 3-89702-905-7
  • Sabine Oszmer und Peter Seyfried: Altkreis Aschersleben (Denkmalverzeichnis Sachsen-Anhalt 8.1). Halle/Saale 2000 ISBN 3-910147-68-2
  • Johannes Schwahn: Gnädig bewahrt; Erinnerungen eines Pastorensohnes und Arztes 1925-1945. Halle (Saale) 2006 ISBN 3-89812-359-6
  • Emil Straßburger: Geschichte der Stadt Aschersleben, (Neudruck Naumburg/Saale 2003), chronologische Historie der Stadt Aschersleben von 753 bis zum Jahre 1903, ISBN 3-86156-029-1
  • Frank Thieß: Das Tor zur Welt. Stuttgart 1926, Roman, beschreibt das Leben von Gymnasiasten in Aschersleben, detaillierte Ortsangaben, Aschersleben heißt im Buch Annenstedt, aber die Straßennamen sind original.
  • Topographische Karte L 4334 (1:50.000) Aschersleben. Hrsg. v. Landesamt für Vermessung und Geoinformation Sachsen-Anhalt. 4. Aufl., Aktualisierung 2002, Halle (Saale), 2004.
Commons: Aschersleben – Album mit Bildern, Videos und Audiodateien
Wiktionary: Aschersleben – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen

Fußnoten

  1. [1]
  2. 1250 Jahre Aschersleben, Broschüre der Stadt Aschersleben, 2003, S. 6.,
  3. Emil Straßburger: Geschichte der Stadt Aschersleben, Neudruck Naumburg/Saale 2003, Bd. 2, S. 312ff
  4. Vgl. R. Bergmann: Erinnerungen an die Unterbringung von französischen Kriegsgefangenen in Aschersleben 1870/71, in: Verband Ehemaliger Schüler des Stephaneums zu Aschersleben 27 (1927), S. 33-35.
  5. Vgl. Rapports des délégués du gouvernement espagnol sur leurs visites dans les camps de prisonniers français en Allemagne 1914-1917, Paris 1918, S. 326f.
  6. http://www3.sympatico.ca/mighty1/personal/judy.htm
  7. http://www.airforcehistory.hq.af.mil/PopTopics/chron/44feb.htm
  8. http://www.458bg.com/crewperkinson.htm
  9. http://www.iba-stadtumbau.de/index.php?aschersleben
  10. http://www.schader-stiftung.de/wohn_wandel/754.php
  11. Stat. Landesamt Sachsen-Anhalt und Stadtrat Aschersleben Sitzverteilung
  12. Hauptsatzung der Stadt Aschersleben
  13. http://www.verwaltungsgeschichte.de/aschersleben.html
  14. http://media.k-plus-s.com/pdf/wachstum_erleben_kapitel_3.pdf
  15. Bertelsmann Stiftung
  16. Vergiss Amerika und IMDB-Eintrag
  17. IMDB-Eintrag