Neue Rheinische Zeitung

Tageszeitung
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Die Neue Rheinische Zeitung (NRZ) war eine von Karl Marx in den Jahren 1848 und 1849 in Köln herausgegebene Tageszeitung, die sich auch unter kommunistisch-sozialistischen Aspekten mit den revolutionären gesellschaftspolitischen Ereignissen der Zeit beschäftigte. Auch Marx´ Weggefährte und spätere Mentor Friedrich Engels arbeitete als Redakteur mit wesentlichen Artikeln an der Zeitung mit.

Neue Rheinische Zeitung vom 19. Juni 1848

Marx und Engels, die schon im Februar 1848 im Auftrag des Bund der Kommunisten "das Kommunistische Manifest" verfasst hatten, waren im April 1848 nach dem Aufflammen der bürgerlichen Revolutionen in Frankreich (vgl. Februarrevolution 1848) und den Staaten des Deutschen Bundes (vgl. Märzrevolution) aus Belgien nach Deutschland zurück gekehrt.

Am 1. Juni 1848 erschien die erste Ausgabe der NRZ. Die Zeitung hatte ein weit verzweigtes Korrespondentennetz und wurde binnen kurzem mit einer für die Zeit ungewöhnlich hohen Auflage von nahezu 6000 Exemplaren zu einem der angesehendsten Presseorgane in ganz Deutschland.

Vorgängerin der NRZ war die Rheinische Zeitung, die Anfang der 1840er Jahre zunächst ein eher liberales Presseorgan war. Nachdem Marx 1841 erst Redakteur und schließlich Chefredakteur der Rheinischen Zeitung geworden war, veränderte sich deren Kurs in eine radikaldemokratische und sozialistische Richtung. Marx´ kritische Artikel zur sozialen Frage in den deutschen Staaten, die auch das reaktionäre Metternichsche System der Restauration angriffen, hatten 1843 zum Verbot der Rheinischen Zeitung geführt.

Möglich wurde 1848 das Erscheinen der Neuen Rheinischen Zeitung durch die Aufhebung der Pressezensur im Zuge der Märzrevolution von 1848 / 49 in den deutschen Staaten. Die revolutionären Ereignisse bildeten denn auch wichtige Themen, mit denen sich das Blatt auseinander setzte. Inhaltlich setzte sich die NRZ unter anderem für die Aufhebung der Feudallasten ein, unter denen vor allem die Bauern bis dahin schon seit Jahrhunderten noch immer litten. Des Weiteren versuchte die NRZ, Frankreich zum demokratischen Vorbild für die deutsche Revolution zu machen, weil es dort in der Februarrevolution 1848 gelungen war, die Republik zu installieren und den König abzusetzen.

Im Deutschen Bund hingegen setzten sich die mehrheitlich nationalliberalen Kräfte in der Frankfurter Nationalversammlung, die eine gesamtdeutsche Verfassung ausarbeiten sollte, für die Einführung einer konstitutionellen Monarchie in ganz Deutschland mit einem Erbkaisertum unter liberalem Vorzeichen ein. Entsprechend wurden diese Tendenzen wie auch allgemein jegliche Verbindung zwischen Bürgertum und Adel von der antimonarchistisch eingestellten NRZ kritisiert.

Marx´ und Engels´ Hoffnung, die bürgerlich-liberale Revolution von 48/49 würde eine sozialistische Wendung nehmen, erfüllte sich nicht. Im Mai 1849 wurden einige der letzten Aufstände der "deutschen Revolution" in den preußischen Rheinprovinzen Siegburg, Solingen, Iserlohn und Elberfeld niedergeschlagen. Die Revolution war gescheitert.

Am 19. Mai 1849 stellte die Neue Rheinische Zeitung nach 301 Ausgaben ihr Erscheinen ein. Marx ging erneut ins Exil, diesmal nach London, wo er im wesentlichen bis zu seinem Lebensende 1883 blieb und sein 3-bändiges Hauptwerk "Das Kapital", vollendete.

Engels beteiligte sich noch an den letzten revolutionären Kämpfen in Baden auf der Seite der badischen Revolution. Als auch diese niedergeschlagen wurde, und damit die Märzrevolution endgültig am Ende war, musste auch Engels sich ins Exil absetzen.


Siehe auch


Literatur

  • Walter Schmidt (Hrsg.): Neue Rheinische Zeitung. Frankreich 1848/49, Reclam jun., Leipzig 1986
  • Karl Schottenloher: Flugblatt und Zeitung. Ein Wegweiser durch das gedruckte Tagesschrifttum, Band 1: Von den Anfängen bis 1848, Berlin, Schmidt 1922. Neu herausgegeben, eingeleitet und ergänzt von J. Binkowski, München, Klinkhardt und Biermann 1985, ISBN 3-781-40228-2
  • Arnulf Kutsch, Johannes Weber: 350 Jahre Tageszeitung, Forschungen und Dokumente. Bremen 2002. Paperback, 220 Seiten. ISBN 3-934686-06-0