Die Literatur der USA ist Teil der angloamerikanischen Literatur. Der Artikel behandelt überwiegend die auf englisch verfasste Literatur weißer Amerikaner. Die afroamerikanische Literatur und die indianische Literatur werden in eigenen Artikeln dargestellt.
Merkmale der amerikanischen Literatur
Leitmotive
Erst seit dem 20. Jahrhundert ist allgemein anerkannt, dass es eine eigenständige amerikanische Literatur gibt, die sich deutlich von der englischen unterscheidet. Dies lag zum einen daran, dass sich die frühe amerikanische Literatur (wie etwa die Kurzgeschichten Washington Irvings) notwendigerweise an europäischen Vorbildern orientierte, und sich erst nach einigen Jahrzehnten spezifisch amerikanische Merkmale herausbildeten. Zum anderen bestritten gerade Engländer immer wieder ebendiese Merkmale. Als Reaktion auf diese Einschätzung betonten Autoren wie Walt Whitman und Mark Twain immer wieder ihre Americanness. Aus dem 19. Jahrhundert stammt auch der Ruf nach der Great American Novel, die die amerikanische Literatur krönen und gleichsam alle Eigenarten der Nation widerspiegeln solle. Die Abgrenzung gegenüber Europa erfolgte aber gerade auch im direkten Kontakt mit der europäischen Gesellschaft. Schriftsteller, die lange Zeit in Europa verbrachten, wie etwa Hawthorne, Henry James oder Henry Adams, beschäftigten sich in ihren Romanen daher immer wieder mit der Frage, was es heißt, ein Amerikaner zu sein, und welche Widersprüche dies mit sich bringt.
Amerikanische Autoren setzten sich auch oft mit den „Gründungsmythen“ der Nation auseinander, die ein rhetorisches Erbe der Puritaner und der frühen Republik darstellen. Zu diesen zählt der amerikanische Exzeptionalismus, also die Vorstellung der USA als „Stadt auf dem Hügel“, an deren Vorbild sich die Welt erfreuen soll. Ein typisch amerikanisches Genre ist daher die Jeremiade, die das mit Amerika verknüpfte Versprechen eines Gelobten Landes der gesellschaftlichen Realität gegenüberstellt und somit umkehrt.
Eine weiterer spezifisch amerikanischer Topos ist der Erfolgsmythos, wahlweise auch American Dream oder Gospel of Success genannt. Die Vorstellung, dass es in Amerika ein jeder mit harter und ehrlicher Arbeit weit bringen kann (in einer klassischen Version vom Tellerwäscher zum Millionär), durchzieht etwa die Romane Horatio Algers und läßt sich über Benjamin Franklin bis hin zur protestantischen Arbeitsethik der Puritaner zurückverfolgen. Ebensooft wurde sie in Frage gestellt, etwa von John Steinbecks Romanen über die Great Depression. Seit der Unabhängigkeit 1776 und der Errichtung der ersten tatsächlichen Demokratie stellt auch die Auseinandersetzung mit dem politischen System eine große Rolle in der amerikanischen Prosa. Viele Schriftsteller beriefen sich auf die Gründerväter der Nation wie George Washington und Thomas Jefferson, um die First Principles der Nation zu beschwören. Dem stehen aber auch eine beträchtliche Anzahl politischer Dystopien gegenüber, die das Gelingen des Experiments Amerika in Frage stellen.
In einer provokanten These behauptete Leslie Fiedler, der amerikanische Roman sei "im wesentlichen frauenlos". Das zentrale Thema der europäischen Literatur sei die Liebe zwischen Mann und Frau, während die amerikanischen Klassiker von James Fenimore Cooper über Melvilles "Moby Dick" und Twains "Huckleberry Finn" bis in die Gegenwart hinein meist reine Männergesellschaften darstellen. Der amerikanische Schriftsteller, so Fiedler, flüchte sich aus Furcht vor der Ehe immer wieder in die Weiten des amerikanischen Westens, auf See, in den Krieg oder in seine Jugend.
Genres
Die short story (Kurzgeschichte) hat in der amerikanischen Literatur seit dem 19. Jahrhundert einen sehr hohen Stellenwert, so dass sie oft als typisch amerikanische Textsorte angesehen wird. Fast alle bedeutenden Romanschriftsteller machten sich auch um dieses Genre verdient. Einige verfaßten auch literarturtheoretische Abhandlungen zu diesm Thema. Insbesondere Edgar Allan Poes wirkungsästhetischer Ansatz erwies sich als sehr einflussreich. Bis heute erreichen Kurzgeschichtenbände die amerikanischen Bestsellerlisten; in Europa ist dies die Ausnahme.
Regionale Eigenarten
Die geografisch wie historisch bedingten Unterschiede der verschiedenen Landesteile schlagen sich auch in der Literatur nieder; oft werden Dialekte wiedergegeben, um in der local color fiction ein realistisches Bild des Alltagslebens zu vermitteln. Viele ihrer Werke wie Mark Twains Geschichten über den Mittleren Westen oder William Faulkners Südstaatenromane zählen zur Weltliteratur.
Im Süden der USA entwickelte sich eine auf der Sklaverei und der Plantagenwirtschaft begründete aristokratische Kultur. Seit der Niederlage der Südstaaten im Bürgerkrieg wurde ihr Niedergang und das Pathos vergangener Größe zum prägenden Motiv in ihrer Literatur, so etwa in Faulkners Werk oder auch im meistverkauften Roman der amerikanischen Geschichte, Margaret Mitchells "Vom Winde verweht". Ein Südstaatenarchetyp ist die jaded southern belle, eine alternde Schönheit, die der "guten alten Zeit" hinterhertrauert. Sie wird etwa von der Figur der Blanche in Tennessee Williams' "Endstation Sehnsucht" verkörpert. Weiter bedeutende Südstaatenautoren sind George Washington Cable, Eudora Welty, Flannery O'Connor, Robert Penn Warren und Kate Chopin, die über von der französischen Kolonialgeschichte geprägte Gesellschaft Louisianas schrieb.
Der Western ist auch in der Literatur ein eigenes Genre, allerdings lebten auch die wenigsten Western-Autoren auch in der Region, über die sie schrieben. Besonders in der Trivialliteratur, aber auch in anspruchsvollen Werken wie Owen Wisters "The Virginian" (1902) wurde der Wilde Westen erst erfunden. In jüngster Zeit hat sich vor allem Cormac McCarthy um die Demontage dieses Mythos verdient gemacht.
Phasen der amerikanischen Literatur
Die Literatur der Kolonialzeit
Die ersten Dokumente der amerikanischen Literatur sind Reiseberichte und Chroniken der ersten Siedlungen in Virginia und Neuengland, Tagebücher, Predigten und theologische Traktate, also kaum Texte, die zum "Gebrauch" als Literatur gedacht waren. Dies ist zum Teil auf den Asketismus der Puritaner zurückzuführen. Weltliche Genüsse waren ihnen verpönt, und so waren etwa Theateraufführungen in Neuengland lange verboten. Auch in der Prosa forderten sie einen schmucklosen plain style, und so waren die Voraussetzungen für die Entwicklung einer literarischen Tradition denkbar schlecht - andererseits war Neuengland im 17. Jahrhundert die Gesellschaft mit der höchsten Alphabetisierungsrate weltweit. Dies war der protestantischen Doktrin der sola scriptura geschuldet, gemäß derer die Bibel die alleinige und unfehlbare Autorität in Glaubensfragen darstellt.
Allein die Dichtung konnte sich in Neuengland entfalten, doch auch sie war oft - wie etwa Michael Wigglesworths "Day of Doom"- als religiöse Erbauungsliteratur konzipiert. Dieses in Knittelversen gehaltene Gedicht über den Jüngsten Tag war in vielen Haushalten neben der Bibel das einzige Buch, das überhaupt zugelassen war. Das erste in Nordamerika gedruckte Buch war das "Bay Psalm Book" (1640), eine Neuübersetzung der Psalter in Versform.
Die ersten Puritaner gelangten 1620 auf der Mayflower nach Neuengland und gründeten dort die Siedlung Plymouth. Ihr Schicksal hielt ihr erster Gouverneur William Bradford in einer History of the Plymouth Plantation fest, die jedoch erst 1856 veröffentlicht wurde. Den "Pilgervätern" von Plymouth folgten ab 1630 Tausende kongregationalistische Puritaner und errichteten rund um Boston die Massachusetts Bay Colony. Ihr erster Gouverneur John Winthrop hielt noch vor der Landnahme eine Predigt, in der er das berühmte Bild von Amerika als "Stadt auf dem Hügel" prägte. Auf Winthrop und die Puritaner werden daher - nur zum Teil zum Recht - die Ursprünge des amerikanischen Sendungsbewusstseins zurückgeführt. Winthrops Tagebuch wurde erst 1790, seine History of New England 1853 veröffentlicht. Auch die Siedler Virginias waren ihre eigenen Historiker. John Smith, einer der Gründer von Jamestown, verfaßte bereits 1608 "A True Relation of Occurrences and Accidents in Virginia". Sein späterer Bericht über seine angebliche Rettung durch die Indianerin Pocahontas ging in die amerikanische Folklore ein.
Zu den führenden Predigern der ersten Puritanergeneration zählten weiterhin Thomas Hooker, Thomas Shepherd und John Cotton. Sie hinterließen eine beträchtliche Anzahl von Predigten, theologischen Abhandlungen und Schriften zur neuenglischen Kirchengeschichte. Auch die Schriften des Abweichlers Roger Williams' über Fragen der religiösen Toleranz und der Trennung von Staat und Kirche verdienen Erwähnung. Als Krönung der puritanischen Geschichtsschreibung gelten die "Magnalia Christi Americana" (1702) von Cotton Mather, eines Enkels John Cottons. Mather, zweifelsohne der gelehrteste Puritaner seiner Zeit, veröffentlichte insgesamt mehr als 500 Schriften.
Die wichtigsten puritanischen Dichter waren Edward Taylor und Anne Bradstreet. Auch ihre Lyrik war von einer tiefen Religiosität geprägt. Einige Gedichte Bradstreets wurden 1650 in London unter dem Titel "The Tenth Muse Lately Sprung Up in America" veröffentlicht. Bereits der Titel deutet darauf hin, dass man bisher die Muse kaum in Amerika vermutet hatte. Tatsächlich brachte Neuengland keine Schriftsteller von der Bedeutung Miltons oder John Donnes hervor.
Einen Einblick in das Alltagsleben der Puritanerzeit gewährt das Tagebuch des Richters Samuel Sewall, von dem die Jahrgänge 1674-77 und 1685-1729 erhalten geblieben sind, und der 1704 von der Geschäftsfrau Sarah Kemble Knight verfaßte Bericht einer Reise von Boston nach New York (The Journal of Madam Knight).
Das erste originär amerikanische Genre ist die captivity narrative, also Erlebnisberichte von Weißen (meist Frauen), die in indianische Gefangenschaft gerieten. Der erste und bis heute wohl bekannteste ist der Bericht von Mary Rowlandson, die 1675 mit ihren drei Kindern gefangen genommen wurde. Er erlebte bis in das 19. Jahrhundert zahlreiche Auflagen und gilt als der erste amerikanische Bestseller. Eine besonders drastische Schilderung indianischer Grausamkeiten findet sich bei Mary Jemison, die 1758 während des Siebenjährigen Krieges verschleppt wurde.
In den südlicheren Kolonien entwickelte sich eine aristokratisch geprägte und im Vergleich zu Neuengland profane Kultur. Ihr bedeutendster Chronist war Robert Beverley mit "The History and Present State of Virginia". Im Süden blühte auch die Satire. Anonyme Autoren nahmen 1741 in einer "True and Historical Narrative of the Colony of Georgia" den Gründer dieser Kolonie aufs Korn, und Ebenezer Cooke beschloß sein satirisches Versepos "The Sot-Weed Factor" (1708) über Maryland mit dem Fluch, Gottes Zorn möge "dieses Land verwüsten, in dem kein Mann treu ist, und nicht eine Frau keusch".
Nach 1700 hatte sich der Puritanismus als religiöse und intellektuelle Kraft erschöpft, und auch die Neuengländer wandten sich zunehmend profanen Dingen zu. Ein letztes Aufbäumen des New England Way stellte das Great Awakening dar. Diese Erweckungbewegung wurde ab 1733 durch die flammenden Predigten Jonathan Edwards' ausgelöst, der eine Rückkehr zum orthodoxen Calvinismus forderte. 1739-40 erreichte sie ihren Höhepunkt, und 1741 hielt Edwards die Predigt "Sinners in the Hands of an Angry God", in der er detailliert die Qualen beschrieb, die den Sünder vor seinem Schöpfer erwarten. Bis heute ist diese Predigt als Inbegriff der puritanischen Weltsicht berühmt. Edwards war jedoch nicht nur ein fanatischer Prediger. Er schrieb bedeutende theologische Abhandlungen und hinterließ ein Tagebuch sowie eine autobiographische "Personal Narrative". 1722-23 schrieb er insgesamt 70 Resolutions nieder, also Leitlinien für einen gottgefälliges und disziplinierten Lebenswandel.
Eine ähnliche Liste von 13 Tugenden schrieb etwa zur selben Zeit Benjamin Franklin, doch ist sie bei ihm nicht religiös motiviert. Franklins Maximen sind vielmehr von den rationalistischen Ideen der Aufklärung geprägt, wie auch seine spätere politische Laufbahn. Seine journalistische und literarische Karriere begann er in Boston, wo er für die Zeitung seines Bruders Essays zu politischen und gesellschaftlichen Themen schrieb. 1733-58 gab er jährlich den Poor Richard's Almanac heraus, zu dem er vor allem Aphorismen beisteuerte, von denen viele in die Umgangssprache eingingen. Als sich der Konflikt zwischen den amerikanische Kolonien und dem englischen Mutterland verschärfte, wurde Franklin einer der führenden Köpfe der amerikanischen Unabhängigkeitsbewegung. So schrieb er auch zahlreiche politische Essays und Satiren, die in England wie in Amerika gelesen wurden. Seine unvollendete Autobiographie (1771-89) wurde in zahlreiche Sprachen übersetzt.
Unabhängigkeit und Nationale Konstitution
Der Unabhängigkeitskrieg und die Gründung der Republik gingen mit einer Politisierung der Literatur einher. Viele der nach 1776 entstandenen Werke sind von einem überschwänglichen Patriotismus geprägt. Schon zu Lebzeiten erfuhren die führenden Köpfe der Revolution wie George Washington eine literarische Apotheose, etwa in Timothy Dwights Heldenepos "The Conquest of Canaan" (1785). Dwight zählte mit Noah Webster, John Trumbull und anderen zu der Gruppe der Hartford Wits. Dieser Intellektuellenzirkel schrieb vor allem neoklassizistische Lyrik nach englischem Vorbild, auch wenn diese Form der Dichtung in England lange aus der Mode gekommen war. Philip Freneau wurde bereits von der europäischen Romantik beeinflusst. Auch er schrieb zutiefst patriotische Oden über die Revolution, die junge Republik und pries die Vorzüge amerikanischer Erzeugnisse wie Tabak und Rum. Die "Letters of an American Farmer" (1782) des französischen Emigranten Hector St. John de Crèvecoeur priesen Fleiß und den Wohlstand der Amerikaner. In ihnen taucht auch das Bild von den USA als "Schmelztiegel" auf, in dem durch die Vermischung europäischer Völker "a new race of men" entsteht.
Die frühen amerikanischen Romane stehen in der Tradition des englischen Sentamentalismus in der Nachfolge Samuel Richardsons, bewegen sich aber überwiegend auf dem Niveau eines Groschenromans. Meist steht ein unschuldiges Mädchen im Mittelpunkt der Handlung, das von einem mehr oder minder windigen Verehrer umgarnt wird. In "The Power of Sympathy" (1789), das als erster amerikanischen Roman überhaupt gilt und der heute William Hill Brown zugerechnet wird, vermag die Umworbene der Versuchung noch zu widerstehen. In Susanna Rowsons "Charlotte Temple" (1791) gibt die Protagonistin nach und wird von einem französischen Leutnant ins Verderben gestürzt. Dieser Roman erlebte bis 1900 etwa 200 Neuauflagen und ist das wohl meistgelesene amerikanische Buch der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts.
Der erste amerikanische Autor, der das Schreiben zum Beruf machte (dabei allerdings scheiterte), war Charles Brockden Brown. Seine Schauerromane "Edgar Huntly" (1799), "Arthur Mervyn" (1799-1800), "Ormond" (1799) und "Wieland" (1799) griffen die englische Tradition der Gothic Fiction auf, verlagerten der Schauplatz der Handlung aber von den verwunschenen Schlössern Europas in die Wälder und Städte Amerikas. Brown gilt gleichsam als Wegbereiter des psychologischen Romans und übte großen Einfluss auf Edgar Allan Poe aus.
Die ersten amerikanischen Schriftsteller, die sich auch in Europa einen Namen machen konnten und von ihren Büchern leben konnten, waren Washington Irving und James Fenimore Cooper. Beide wurden stark von den historischen Romanen Sir Walter Scotts beeinflusst. Irving veröffentlichte 1819 die Kurzgeschichtensammlung "The Sketch Book of Geoffrey Crayon, Gent.", in der er oftmals europäische Sagenstoffe auf amerikanischen Boden verpflanzte. Er wird heute oft als Begründer der amerikanischen short story (Kurzgeschichte) bezeichnet. Seine romantisierenden Darstellungen des europäischen wie des amerikanischen Landlebens erscheinen jedoch heute trivial; allein die Kurzgeschichten "Rip Van Winkle" und "The Legend of Sleepy Hollow" sind heute noch einem breiten Publikum bekannt.
Cooper schrieb die ersten Spionage- und Seefahrtsromane der amerikanischen Literatur, ist aber heute vor allem für seine fünf "Lederstrumpf"-Romane (1823-41) bekannt. Diese historischen Romane behandeln das Leben an der Frontier, der Grenze zwischen der "zivilisierten" Welt der weißen Siedler und der von Indianern bewohnten "Wildnis". Coopers literarisches Verdienst ist oft in Frage gestellt worden (berühmt wurde Mark Twains Aufsatz "The Literary Offenses of Fenimore Cooper" (1895)): seine Charaktere sind meist stereotyp, die Handlung voraussehbar. Sein Stil wirkt oft unbeholfen, die Dialoge gestelzt. Dennoch behandelte Cooper in seinen Romanen Themen, die für die amerikanische Kultur eine besondere Relevanz haben: die Erschließung des Westens, die Zurückdrängung der indianischen Ureinwohner und die zweifelhafte Moral dieses Unterfangens. Mit seinem Spätwerk überwarf sich Cooper mit seinem Publikum, da er eine zunehmend konservativ-aristokratische Haltung gegenüber der amerikanischen Demokratie entwickelte, die er als Pöbelherrschaft zu sehen begann.
An der Schwelle zur amerikanischen Romantik steht das Frühwerk William Cullen Bryants. In Gedichten wie "Thanatopsis" und "To a Waterfowl" pries er die Erhabenheit der Wälder und Seen Neuenglands.
Romantik
Die amerikanische Romantik begann rund zwanzig Jahre, nachdem die europäische ihren Höhepunkt überschritten hatte, doch sie brachte einige Werke hervor, die heute zur Weltliteratur zählen. Nach einem Standardwerk des Literaturwissenschaftlers F. O. Matthiesen wird sie auch häufig als American Renaissance bezeichnet. Meist unterscheidet man die "helle" Romantik der Transzendentalisten von der "dunklen" Romantik, zu der Poe, Hawthorne und Melville gezählt werden.
Den Beginn dieser Epoche markierte 1836 die Veröffentlichung von Ralph Waldo Emersons Essaysammlung "Nature", in der er die Natur als wichtigste Quelle der Spiritualität und somit der Erkenntnis bezeichnete. Emerson, ein ehemaliger unitarischer Geistlicher, scharte in Concord (Massachusetts) einen Kreis Gleichgesinnter um sich. Dieser Transcendentalist Club wurde namensgebend für den Transzendentalismus, der in der Folge als philosophische, religiöse und literarische Bewegung einen großen Einfluss auf die amerikanische Geistesgeschichte ausübte. Er berief sich auf Kants Transzendentalphilosophie, die teils wegen falscher Übersetzungen, teils wider besseres Wissen einer mystizistischen Schwärmerei dienstbar gemacht wurde. Emerson vermochte fernöstliche und indische Philosophie , den deutschen Idealismus und gnostische Elemente in seine Philosophie einzuarbeiten, weswegen sie heute vielen Kritikern wahllos erscheint. Da er die organisierte Religion zugunsten der intuitiven Spiritualität verwarf, geriet er in Konflikt mit den Kirchen Neuenglands. Seine Ideen verlieh er auch in einigen Gedichten Ausdruck.
Henry David Thoreau lieh sich 1845 von Emerson Geld, um zwei Jahre in einer Blockhütte in den Wäldern am Walden Pond, einem See bei Concord, zu leben. Die Gedanken, die ihn während dieser Zeit beschäftigten, schrieb er in "Walden" (1854) nieder. Dieses Buch wurde in den 60er Jahren zu einem Kultbuch der Hippiebewegung. Thoreaus Aufsatz "Ziviler Ungehorsam" (1849) beeinflusste unter anderem den Mahatma Gandhis und Martin Luther Kings Strategien des gewaltlosen Widerstands.
Emerson forderte wiederholt, dass die Dichtung sich von europäischen Vorbildern lösen müsse, um den Eigenheiten Amerikas gerecht zu werde. Er sah seinen Wunsch efüllt, als Walt Whitman ihm eine Kopie seines Gedichtbandes Leaves of Grass zusandte. Whitman verzichtete auf Versmaß und Reime und besang euphorisch die Städte wie die Wälder der USA. Seine zentrale Metapher ist das Gras, das ihm zum Sinnbild für den demokratischen Gesellschaftsaufbau des Landes wurde. Whitman war aber auch der erste namhafte Dichter, der unverhohlen die Sexualität thematisierte.
Nathaniel Hawthornes Romane und Kurzgeschichten sind dagegen von einem tiefen epistemologischen und metaphysischen Skeptizismus geprägt. Seine Themen waren oftmals die dunklen Seiten der Seele wie der Gesellschaft, also Sünde, Schuld, Strafe, Intoleranz und Entfremdung. Bereits in seiner Kurzgeschichtensammlung Twice-Told Tales (1836) zeigte er dabei eine Vorliebe für einen finsteren und oft okkulten Symbolismus in der Tradition der Schauerromane Charles Brockden Browns. In seinem Roman "Der scharlachrote Buchstabe" setzte er sich mit der strengen Gesellschaft seiner puritanischen Vorfahren auseinander. Der Schwärmerei der Transzendentalisten konnte er wenig abgewinnen. 1841 verbrachte er einige Zeit auf Brook Farm, einer transzendentalistisch gesinnten utopischen Kommune, und hielt das Scheitern dieses Experiments im Schlüsselroman "Die Blithedale-Maskerade" fest. Wie auch Emerson wurde Hawthorne noch zu Lebzeiten als einer der Begründer einer eigenständigen amerikanischen Nationalliteratur kanonisiert.
Hawthorne schloß 1850 Freundschaft mit Herman Melville, dem er ein großes Vorbild war. Melville hatte zuvor mit einigen Südsee- und Seefahrerromanen einigen Erfolg gehabt, als er 1851 "Moby Dick" veröffentlichte, das Hawthorne gewidmet war. Dieser Roman über die Walfängerei wurde von den Kritikern erbarmungslos verrissen, so dass Melvilles literarische Reputation unheilbaren Schaden nahm und sein Werk schon zu seinem Tod in Vergessenheit geraten war. Erst nach 1920 wurde es als eines der Meisterwerke der amerikanischen Literatur gewürdigt. Auch Melvilles Werk ist voller mehrdeutiger Symbole, deren berühmtestes der weiße Wal Moby Dick ist. "Moby Dick" ist zugleich ein enzyklopädische Bestandaufnahme über die wirtschaftlichen, sozialen und wissenschaftlichen Aspekte des Walfangs und eine tief schürfende Reflexion über religiöse, metaphysische und epistemologische Fragen. Auch in seinen kürzeren Prosastücken wie Bartleby the Scrivener oder Billy Budd, Sailor und einigen Gedichten ging Melville immer wieder auf die grundlegenden Fragen des menschlichen Daseins ein.
Emily Dickinsons lebte Zeit ihres Lebens zurückgezogen und von der Literaturszene Neuenglands unbeachtet in dem kleinen Dorf Amherst (Massachusetts) und schrieb insgesamt 1775 Gedichte, von denen nur 7 zu ihren Lebzeiten gedruckt wurde. Nach 1950 wurden sie entdeckt und einer breiten Öffentlichkeit bekannt. In ihrer präzisen und oft seltsam modern anmutenden Lyrik drückt sich eine tiefe Spiritualität, oft aber schiere existenzielle Verzweiflung aus.
Edgar Allan Poe, der seine Kurzgeschichten in Baltimore, Richmond (Virginia) und Philadelphia schrieb, waren die neuenglischen Transzendentalisten suspekt; dies beruhte jedoch durchaus auf Gegenseitigkeit. Seine finsteren Visionen beeinflussten die Entwicklung der phantastischen und der Horrorliteratur nachhaltig. Mit "The Murders in the Rue Morgue" erfand er zudem die moderne Detektivgeschichte. Und auch die Science-Fiction verdankt ihm viele Impulse. Jules Verne verfasste eine Fortsetzung zu Poes einzigem Roman "Die Abenteuer Gordon Pyms". Poes Verdienste um die Lyrik wurden von Literaturkritikern eher kritisch gesehen, doch gehören manche seiner Gedichte wie "The Raven" und "Annabel Lee" zu den meistzitierten und -parodierten der amerikanischen Literatur. Nach seinem frühen wie tragischen Tod 1849 geriet Poe wenn nicht in Vergessenheit, so doch in Mißkredit. In Frankreich erfreuten sich seine Werke jedoch in Übersetzungen Baudelaires und Verlaines großer Beliebtheit, und erst über diesen Umweg wurde Poes Genie schließlich auch in den USA erkannt
Melville, Poe, Whitman und Dickinson wurden erst im 20. Jahrhundert in den Kanon der amerikanischen Literatur aufgenommen. Bis zum Beginn des 20. Jahrhunderts wurden Hawthorne und Emerson stattdessen meist Autoren zur Seite gestellt, deren Ansehen heute verblasst ist: Oliver Wendell Holmes, Henry Wadsworth Longfellow und James Russell Lowell. Sie zählen zu den "Brahmanen von Boston", stammten also (mit Ausnahme Longfellows) aus den vornehmsten Familien Bostons und waren allesamt eng mit der Harvard Universität verbunden. Longfellow war dort der erste Professor für moderne Sprachen und wurde in dieser Funktion 1855 von Lowell beerbt.
Schließlich ist noch festzuhalten, dass die Trivialliteratur im gesamten 19. Jahrhundert den Buchmarkt beherrschte, was Hawthorne zu der berühmten Aussage veranlaßte, Amerika sei ganz und gar einem "verdammten Mob krakelnder Frauen" überlassen worden. Als dessen herausragende Vertreter seien Susan Warner (The Wide, Wide World, 1850) Fanny Fern (Ruth Hall, 1854) und vor allem E.D.E.N. Southworth (The Hidden Hand, 1859), genannt. Letztgenannte schrieb über Jahrzehnte hinweg im Haljahrestakt Bestseller. Zu dieser sensationalistischen Literatur müssen zudem die zahlreichen Romane der Abstinenzbewegung gezählt werden, in denen in oft drastischer Weise die Folgen des Alkoholkonsums geschildert werden.
Abolitionismus und Bürgerkrieg
Im 19. Jahrhundert verschärfte sich stetig der Konflikt zwischen Nord- und Südstaaten um die Rechtmäßigkeit der Sklaverei. Er wurde auch mit literarischen Mitteln ausgetragen. Der Quäker John Greenleaf Whittier verurteilte die Ausbeutung der Sklaven vor allem als Journalist, aber auch in Gedichten wie "Ichabod". Andere Gedichte Whittiers behandeln das Leben im Neuengland seiner Zeit oder sind Ausdruck seiner Religosität; einige von ihnen wurden vertont und werden noch heute als Kirchenlieder gesungen.
Die Abolitionismusbewegung brachte einen beträchtlichen Korpus meist arg melodramatischer Trivialliteratur hervor, die die Zustände im amerikanischen Süden bloßstellen sollte. Aber auch authentische Berichte, die von ehemaligen Sklaven selbt verfasst wurden, erreichten hohe Auflagen. Bereits 1789 wurde "The Interesting Narrative and the life of Olaudah Equiano or Gustavus Vassa, the African" ein Bestseller. Als die bemerkenswertesten slave narratives gelten die Autobiografien von Frederick Douglass (1845) und Harriet Jacobs ("Incidents in the Life of a Slave Girl", 1861).
Der wohl folgenreichste Roman der amerikanischen Geschichte erschien 1852; Harriet Beecher Stowes "Uncle Tom's Cabin" ("Onkel Toms Hütte") wurde im Norden ein Bestseller und war so einer der Hauptgründe für die Radikalisierung des Abolitionismus. Aus heutiger Sicht erscheint der Roman jedoch allzu rührselig, und Uncle Tom, in Stowes Roman noch der Sympathieträger, bezeichnet heute in der Umgangssprache einen gegenüber Weißen unterwürfig auftretenden Schwarzen.
1861 brach der Bürgerkrieg aus und führte auf beiden Seiten zu einer Welle des Patriotismus, die sich auch in der Literatur niederschlug. Henry Timrod besang Ruhm und Ehre der Südstaaten, im Norden wurde Julia Ward Howes "Schlachthymne der Republik" ("The Battle Hymn of the Republic") zum patriotischen Bekenntnis. Der einzige Schriftsteller von Rang, der als Soldat in diesem vier Jahre währenden Krieg kämpfte, war Ambrose Bierce, der seine Erfahrungen in einigen Kurzgeschichten verarbeitete. Walt Whitman ("Drum-Taps", 1865) und Melville ("Battle-Pieces", "Aspects of the War") schrieben einige Gedichte über das Gemetzel auf den Schlachtfeldern, doch erst in späteren Jahren wurde der Bürgerkrieg zum zentralen Thema und Trauma der amerikanischen Literatur, insbesondere in den Südstaaten. Die bedeutendsten Bücher zum Thema sind Stephen Cranes "The Red Badge of Courage" (1895), Faulkners Yoknapatawpha-Romane (1930er), Stephen Vincent Benets "John Brown's Body" (1928) und nicht zuletzt Margaret Mitchells "Vom Winde verweht" (1936).
Realismus und Naturalismus
Das Drama wurde noch 1774 von den Puritanern geächtet. Ab 1800 entstehen zunehmend Stücke, in denen europäische Traditionen imitiert werden. New York mit dem Broadway beginnt zu florieren und entwickelt bereits ein boomendes Star-System. Typisch amerikanisch ist die Minstrel-Show mit ihren Varieté-Zügen, Improvisationen, Gesang, Tanz, kurzen Sketchen. Dort tritt eine Art CLown namens Jim Crow auf: der Schwarze, meist von Weißen mit gerußten Gesichtern dargestellt. Frühe Dramatiker und Stücke: Robert Bird (The Gladiator, 1831); Anna Mowart (Fashion, or Life in New York, 1845); George Boker (Francesca da Rimini, 1855); William Brown (The Escape, 1858, 1. Stück eines Afroamerikaners)
Die erzählende Literatur entfaltet sich in Romanen und kürzerer Prosa. Wichtige Autoren und Werke: Nathaniel Hawthorne (Der scharlachrote Buchstabe, 1850; Das Haus der sieben Giebel, 1851; Der Marmorfaun, 1860); Harriet Beecher Stowe (Onkel Toms Hütte, 1852; Oldtown Folks, 1869); Louisa May Alcott (Little Women, 1869); Henry Adams (Democracy, 1880); Frank Norris (The Octopus, 1901)
Als eine Art amerikanischer Heimatliteratur entsteht nach dem Bürgerkrieg die Local Colour Literature, die von den Regionen geprägt ist. Der Westen steht für Freiheit vom Gesetz, der Süden für Leidenschaft und Sentiment, der Mittelwesten für listige Außenseiter, New England für die trotzige Bewahrung des Selbstwerts. Beispiele: George Washington Cable (Old Creole Days, 1879); Kate Chopin (A Night in Arcadia, 1897); Edgar Watson Howe (The Story of a Country Town, 1884, dt. Pioniere in Kansas)
Mit seinem Frühwerk gehört Mark Twain durchaus noch in die Local Colour Literature (Leben auf dem Mississippi, 1883). Er läßt diese mit seinem Talent für Humor und Satire und seinem zunehmend breiteren Themenspektrum weit hinter sich (Ein Yankee am Hofe des Königs Artus, 1889). Mit seinen Gestalten Huckleberry Finn und Tom Sawyer beeinflusst er bis in die Gegenwart das Selbstbild des Amerikaners als des jungenhaften Typs, der herumstromert, für sich selbst sorgt, ohne Egoist zu sein, und jeder Herausforderung gewachsen ist. Ernest Hemingway, J. D. Salinger (Der Fänger im Roggen, 1951) oder John Steinbeck (Die Straße der Ölsardinen) sind direkte Erben Mark Twains. Bei Joyce Carol Oates tritt er in Persona auf (Die Schwestern von Bloodsmoor, 1982).
Eine Hauptströmung der Prosa ist wie in Europa der Literatur mit Autoren wie William Dean Howells, Henry Blake Fuller, Willa Cather und Edith Wharton. Als herausragender Repräsentant des Realismus gilt Henry James, der neben Theodor Fontane oder Leo Tolstoi zur Weltliteratur zählt.
Um die Jahrhundertwende entwickelt sich auch in den USA der Naturalismus, vertreten von Jack London. Seine Abenteuer- und Tiergeschichten (Wolfsblut, 1906) basieren auf den Werken von Darwin, Nietzsche und Marx.
Die Trivialliteratur erreicht zahlreiche Leser mit Aufsteigerromanen, Comics, Western und Abenteuerstorys. Populäre Autoren und Werke: Horatio Alger mit Jugendbüchern, Owen Wister (The Virginian, 1902); Zane Grey (Western, um 1910); Edgar Rice Burroughs (Tarzan, 1914)
siehe auch: Bret Harte
Die Moderne
Die USA stehen technisch gesehen an der Weltspitze, sind aber ansonsten weithin konservativ. So kommt es als Gegenreaktion unter den Intellektuellen zur Entwicklung der Moderne. Die Moderne wird in drei Phasen unterteilt:
- Avantgarde-Rebellen brechen mit Konventionen und Normen im gesellschaftlichen wie im ästhetischen Bereich. Es wird rücksichtslos experimentiert.
- Ab ca 1920 erfolgt die Abkehr von wilden Experimenten. Mit erweitertem Kunst- und Weltverständnis sucht man nach Balance, innovativen Transformationen, Meisterschaft
- Ab 1945 erfolgt eine Kanonisierung der Moderne als Klassik des 20. Jahrhunderts, welche humanistische Werte bewahrt, das Chaos der Welt durch die Ordnung der Kunst konterkariert.
Im Stieglitz-Kreis in New York findet die Moderne eine wichtige Basis. In der Zeitschrift Camera Work schreiben Autoren wie Hart Crane, William Carlos Williams und Waldo Frank.
Zur Avantgarde in den USA zählen die Lyriker Wallace Stevens, Marianne Moore und Robert Frost, sowie die Romanautoren John Dos Passos, James T. Farrell und Raymond Chandler. Der Naturalist John Steinbeck und der Südstaaten-Chronist William Faulkner finden internationale Anerkennung.
Einige Vertreter der Moderne fühlen sich von den Konservativen in den Staaten zu sehr eingeengt und gehen nach Europa. Ein weiteres Motiv der Literaten-Emigration ist der Wunsch, sich näher an die Wurzeln der Kultur zu begeben. +
- Getrude Stein gilt mit ihren Sprachexperimenten als Mutter der Moderne. Sie prägt das Wort von der Lost Generation, zu der vor allem jüngere Autoren wie F. Scott Fitzgerald und Ernest Hemingway gehören.
- T. S. Eliot verarbeitet europäische Mythen (Das wüste Land, 1922)
- Ezra Pound definiert den Dichter als den representative man, der die Sprache seiner Nation reinigt, Pound entwickelt das Imagist Manifest (1913) und den Vortizismus.
Die Harlem Renaissance verbindet Literatur und Malerei.
Das Theater erlebt eine erste Blütezeit. Neben Tragödien, Dramen und Komödien entstehen Folkdrama, Musical und Oper. Wichtige Vertreter sind Susan Glaspell, Lillian Hellman, Maxwell Anderson, Eugene O'Neill, Thornton Wilder und Arthur Miller.
Das Medium Film gewinnt an Bedeutung. Einerseits vermitteln Literaturverfilmungen konventionelle literarische Werke an ein breites Publikum, auch an Nicht-Leser. Andererseits tritt das Drehbuch zunehmend neben das Bühnenstück und wird sogar als Form im Roman adaptiert.
Wirbel erzeugt die Beat Generation, die Beatniks, die sich in Kalifornien entwickelt. Sie thematisieren Sex und Drogen, plädieren für Bewusstseinserweiterung, suchen die Nähe der Natur, wobei sie bereits ökologische Ideen verfolgen und setzen sich für den Dialog zwischen den Kulturen und mehr Spiritualität ein. Wichtige Autoren: Kenneth Rexrodt, Gary Snyder, Allen Ginsberg (Kaddish, 1960, The Fall of America, 1973), Jack Kerouac (Gammler, Zen und hohe Berge, 1958), William S. Burroughs (Junkie, 1953; Naked Lunch, 1959) oder Robert Lowry.
Andere wichtige Gruppen der Postmoderne:
- Fiction Collective
- Black Mountain School (Cage, Rauschenberg, Duncan, Olson)
- San Francisco School
- New York Poets (John Ashbery: The Painter, 1949)
- Confessional Poets (Anne Sexton)
- Song-Schreiber: Bob Dylan
Größte Bedeutung kommt dem amerikanischen postmodernen Roman zu. Als Hauptvertreter der amerikanischen Postmoderne sind hier zu nennen: Robert Coover, Thomas Pynchon, William Gaddis, William H. Gass, Raymond Federman, Jonathan Baumbach, Ronald Sukenick, Marianne Hauser, Dennis Cooper. Diese AutorInnen übten zum Teil großen Einfluß aus auf AutorInnen im französischen, russischen und deutschen Sprachraum. Zu nennen wären hier etwa Philippe Sollers, Vladimir Sorokin und Nobelpreisträgerin des Jahres 2004 Elfriede Jelinek.
Im Drama der Postmoderne kommt es zu einer breiten Produktion. Es entstehen Theaterformen, bei denen das Wort weniger eine Rolle spielt und Bewegung oder Licht zu Ausdrucksfaktoren werden. Bühnenstück und Drehbuch fordern die Autoren gleichermaßen heraus: (Arthur Miller: Misfits mit Marilyn Monroe), Woody Allen
- Living Theatre-Bewegung
- Musicals: Galt MacDermot (Hair, 1967); Paul Simon
- Absurdes Theater: Edward Albee (Wer hat Angst vor Virginia Woolf? 1962)
- Theatre of Vision: Robert Wilson (CIVILwarS, 1983)
Weitere Dramatiker: David Mamet, Sam Shephard
Große Erfolge haben Autoren, die Science Fiction, Horror, Punk, Fantasy, HipHop publizieren: Ray Bradbury (Fahrenheit 45, 1953); Marge Piercy (Die Frau am Abgrund der Zeit, 1976); Anne Rice (Interview mit einem Vampir, 1976); Kathy Acker (Punkroman Empire of the Senseless, 1988). Als King of Horror erringt Stephen King literarische Anerkennung als Erbe von Edgar Allen Poe. Um die Fantasy-Romane von Marion Zimmer Bradley (Darkover-Zyklus; Die Nebel von Avalon) entsteht ein feministisch orientierter Kult.
Bedeutende und lesenswerte Autoren von Erzählungen und Romanen, die oft kritisch-realistisch oder humorvoll geschrieben sind:
T. C. Boyle, Paul Auster, Saul Bellow, Richard Brautigan, Colum McCann, Michael Cunningham, Joseph Heller, John Irving, Norman Mailer, Bernard Malamud, Vladimir Nabokov, Joyce Carol Oates, Sylvia Plath, Helen Hooven Santmyer, Alice Sebold, Anne Tyler, John Updike, Gore Vidal, Irvin D. Yalom
Als bedeutendster amerikanischer Autor der Gegenwart gilt Philip Roth (Amerikanisches Idyll, 1997; Der menschliche Makel, 2000)
Als erfolgreichster Schöpfer der US-Trivialliteratur sei Harold Robbins genannt. +
Literaturpreise
Die bedeutendsten Literaturpreise der USA sind der National Book Award und der Pulitzer-Preis, die jährlich in den Kategorien Prosa, Dichtung und Kinderbuch vergeben werden, der PEN/Faulkner Award for Fiction für Prosawerke, und die O. Henry Awards für Kurzgeschichten.
Bisher wurde 11 Staatsbürgern der USA der Nobelpreis für Literatur zugesprochen:
- 1930 Sinclair Lewis
- 1936 Eugene O'Neill
- 1938 Pearl S. Buck
- 1948 T. S. Eliot
- 1949 William Faulkner
- 1954 Ernest Hemingway
- 1962 John Steinbeck
- 1976 Saul Bellow
- 1978 Isaac Bashevis Singer
- 1987 Joseph Brodsky
- 1993 Toni Morrison
Anmerkungen: Singer war gebürtiger Pole und schrieb fast ausschließlich auf Jiddisch. Brodsky wurde 1972 aus der Sowjetunion ausgebürgert, 1977 erhielt er die amerikanische Staatsbürgerschaft; er schrieb auf Russisch und Englisch. Bellow besitzt neben einem amerikanischen auch einen kanadischen Pass. T.S. Eliot nahm 1927 die britische Staatsbürgerschaft an.
Literatur
Geschichte der amerikanischen Literatur
- The Cambridge History of American Literature Gen. ed. Sacvan Bercovitch, Cambridge University Press
- Vol. 1 1590 - 1820, 1994, ISBN: 0521585716
- Vol. 2 Prose Writing, 1820 - 1865, 1995, ISBN: 0521301068
- Vol. 3 Prose Writing, 1860 - 1920, noch nicht erschienen, ISBN: 0521301076
- Vol. 4 Poetry, 1790 - 1920, ISBN: 0521301084
- Vol. 5 Poetry and Criticism, 1910 - 1950, ISBN: 0521301092
- Vol. 6 Prose Writing, 1910 - 11950, 1950, ISBN: 0521497310
- Vol. 7 Prose Writing, 1940 - 1990, 1999, ISBN: 0521497329
- Vol. 8 Poetry and Criticism, 1940 - 1990, 1996, ISBN: 0521497337
- Amerikanische Literaturgeschichte. Hrsg. von Hubert Zapf. Metzler-Verlag, 1996 ISBN 3-476-01203-4
- Martin Schulze: Geschichte der amerikanischen Literatur. Propyläen-Verlag, 1999
Ausgaben der amerikanischen "Klassiker"
- In der Library of America erscheinen (bisher über 130 Bände) die Klassiker der amerikanischen Literatur in außerordentlich gepflegten, preiswerten (leinengebundenen) Ausgaben: Absolut gesicherte Texte, von Longfellow über Dashiell Hammet, Vietnam-Reportagen, John Muirs Naturbeschreibungen zu Lincoln-Reden und James Thurbers Schriften und Zeichnungen. Leider sind die Texte nicht kommentiert. Die Library of America erscheint bei Literary Classics of the U.S., einer nicht profitorientierten Stiftung. Hier gehts zur Homepage.
Anthologien
- The Norton Anthology of American Literature, 6th Ed. W.W. Norton: New York 2002. ISBN 0393977935
- The Heath Anthology of American Literature, 4th Ed. Heath Mifflin: Boston 2001. ISBN 0618109196
- The American Short Story and Its Writer: An Anthology ed. Ann Charters. Bedford Books: 2000. ISBN 0312191766
- Norton Anthology of African American Literature. W.W. Norton: New York 2002. ISBN 0393040011
- Jewish American Literature: A Norton Anthology. W.W. Norton: New York 1996. ISBN 0393048098
- Hesse, Eva und Ickstadt, Heinz (Hrsg.): Englische und amerikanische Dichtung, 4 Bde. Bd.4, Amerikanische Dichtung. C. H. Beck: München 2000. ISBN 3406464637
- Link, Franz H. (Hrsg.): Amerikanische Lyrik. Vom 17. Jahrhundert bis zur Gegenwart. (zweisprachig). Reclam: Ditzingen 1998. ISBN 3150097592
Weblinks
umfangreich Seite zur amerikanischen Lyrik des 20. Jahrhunderts (auf englisch)
Siehe auch: Indianische Literatur, Afroamerikanische Literatur, Asiatischamerikanische Literatur, Hispanoamerikanische Literatur, Liste englischsprachiger Schriftsteller, Liste amerikanischer Schriftsteller