Thelonious Sphere Monk (* 17. Oktober 1917 in Rocky Mount, North Carolina; † 17. Februar 1982 in Weehawken, New Jersey) war ein amerikanischer Jazzpianist und –komponist.
Er ist neben Charlie Parker, Dizzy Gillespie, Charlie Christian und Kenny Clarke einer der Mitbegründer des Bebop. Mit seinem eigenwilligen Klavierstil und seinen unverwechselbaren Kompositionen gilt Monk als einer der großen Individualisten und bedeutenden Innovatoren des Modern Jazz.
Kindheit und Jugend
Thelonious Monk zieht als Kind Anfang der Zwanzigerjahre mit seiner Familie nach New York in das vor allem von Farbigen bewohnte Viertel San Juan Hill südwestlich von Harlem. Der Vater, Thelonious Monk Sr., verlässt die Familie jedoch bereits wenige Jahre später, so dass die Verantwortung für Erziehung und Lebensunterhalt von Thelonious und seinen beiden Geschwistern allein bei seiner Mutter Barbara liegt, die als Angestellte für die Stadtverwaltung arbeitet. Bereits als Kind erhält Monk Klavierunterricht und wird von seiner Mutter in seinen musikalischen Neigungen unterstützt. Im Alter von 13 Jahren hatte er einen Klavierwettbewerb im Harlemer Apollo Theater so oft gewonnen, dass er von der weiteren Teilnahme ausgeschlossen wird.
Die Stadt New York entwickelt sich während Monks Jugendzeit zu einer der großen Jazzmetropolen, der Stadtteil Harlem stellt mit seinen vielen Clubs einen Brennpunkt dieser Entwicklung dar. So wächst Monk in einer musikalisch sehr lebhaften Umgebung auf. Als frühe Einflüsse gelten Duke Ellington, Fats Waller, Earl Hines und der Stride-Pianist James P. Johnson, der in der Nachbarschaft der Familie Monk lebt.
Anfänge als Musiker
Erste Erfahrungen sammelt Monk, wie viele Jazz-Musiker jener Zeit, als Pianist auf House Rent Parties. Solche Parties sind in von Schwarzen bewohnten Stadtteilen weit verbreitet. Mieter, die ihre Miete (Rent) nicht aufbringen können, laden die Menschen ihrer Nachbarschaft ein, sorgen für musikalische Unterhaltung und lassen dann „den Hut herumgehen“. Davon bezahlen sie die Musiker und die Miete. Daneben begleitet Monk auch den Gesang seiner Mutter in der Kirche auf der Orgel.
Im Alter von 17 Jahren verlässt Monk die High School, um mit einer Wanderpredigerin zwei Jahre lang als Pianist auf Tour zu gehen. Während eines Stopps in Kansas City macht er dabei die Bekanntschaft der Pianistin Mary Lou Williams, die Monks Talent erkennt und ihn in seinen musikalischen Ambitionen ermutigt.
Monks Klavierspiel wird von Zeitgenossen als "hardswinging" bezeichnet, weil er bereits damals völlig ungewöhnliche rhythmische Akzente setzt. Das damalige Vorbild vieler Jazzpianisten, der äußerst versierte und virtuose Blinde Art Tatum, spielt immer "stimmige" Läufe mit schlüssigen, zu den Harmoniewechseln passenden Wendungen. Monk dagegen reduzierte diese Läufe auf ein Gerüst weniger, dafür aber umso aussagekräftigerer Töne, und stellte die jeweilige Zielharmonie durch Stehenlassen von vielfach geschichteten dissonanten Leittönen im Akkord sofort wieder in Frage. Damit schuf er bereits einen völlig neuen Improvisationsstil im Jazzpiano Anfang der Vierzigerjahre ist Monk Hauspianist im New Yorker Club Minton’s Playhouse und gehörte neben Charlie Parker, Dizzy Gillespie, Charlie Christian und Kenny Clarke zum Kreis der Musiker, die sich dort zu Jam-Sessions treffen und damit zur Keimzelle des Bebop und damit des Modern Jazz werden.
Monks erste dokumentierte Aufnahme ist der Live-Mitschnitt einer Jam-Session mit Charlie Christian im Minton’s aus dem Jahr 1941. Während Charlie Parker und Dizzy Gillespie später zu den Protagonisten des Bebops avancieren, bleibt Monk diese Anerkennung zunächst versagt. Der Grund hierfür liegt zum einem in Monks individualistischer, für viele nur schwer nachvollziehbarer Spielweise, zum anderen aber auch in Monks notorischer Unzuverlässigkeit, die regelmäßige Proben mit ihm nur schwer möglich machen. Zwar wird er 1946 von Dizzy Gillespie als Pianist für dessen Big Band engagiert. Da Monk jedoch wiederholt verspätet oder überhaupt nicht zu Proben oder Auftritten erscheint, wird er gefeuert.
Der Tenorsaxophonist Coleman Hawkins ist in dieser Zeit einer der wenigen Bandleader, die Monk als Pianisten engagieren. Hawkins, eigentlich ein Vertreter des traditionellen Swing-Stils, wird hierfür jedoch heftig kritisiert, da das schon damals rhythmisch und harmonisch unkonventionelle Spiel Monks beim Publikum auf schroffe Ablehnung stößt. Trotz dieser Widerstände hält Hawkins den Pianisten in seinem Quartett und macht im Jahr 1944 mit Monk dessen erste Studioaufnahmen.
Da Monk noch immer bei seiner Mutter lebt, die auch für seinen Lebensunterhalt sorgt, ist er nicht gezwungen aufgrund wirtschaftlicher Zwänge künstlerische Zugeständnisse zu machen oder seinen eigensinnigen Lebensrhythmus an die Gewohnheiten seiner Mitmenschen anzupassen. Stattdessen kann er sich ungehindert ausschließlich seiner musikalischen Leidenschaft widmen und seine kompositorischen Ideen verwirklichen. Zu dieser Zeit hält Monk auch eine Art „Hausseminare“ für befreundete Musiker ab. Der junge Miles Davis, Sonny Rollins, Bud Powell und andere gehen in der Wohnung der Familie Monk ein und aus und lassen sich von Thelonious dessen Kompositionen am Klavier erklären. Dabei achtet er penibel darauf, dass seine Stücke korrekt gespielt werden. Miles Davis, der ein Jahrzehnt später mit Monks Komposition Round Midnight seinen Durchbruch beim breiten Publikum erleben sollte, sagt später, dass diese Lektionen für seine musikalischen Entwicklung von großer Bedeutung gewesen sind.
Die Blue Note Jahre 1947 - 1952
Erst im Jahr 1947 – Monk ist zu diesem Zeitpunkt bereits 30 Jahre alt - kommt beim aufstrebenden Label Blue Note Records Monks erste Schallplatte als Bandleader heraus. Seine Partner auf den Aufnahmen der folgenden Jahre sind u.a. der Vibraphonist Milt Jackson und die Schlagzeuger Art Blakey und Max Roach.
Im gleichen Jahr heiratet er Nellie Smith (*1921, †2002), ein Mädchen aus der Nachbarschaft. Aus der Ehe gehen zwei Kinder hervor, Thelonious Jr. (*1950) und Barbara (*1953, †1984). Monk hat zu diesem Zeitpunkt bereits viele seiner Stücke, die erst Jahre oder Jahrzehnte später Anerkennung erlangen sollen, fertig komponiert. Dazu zählen seine bekanntesten Kompositionen Round Midnight, Well, You Needn’t und Straight, No Chaser. Auch sein individualistischer Klavierstil mit dem für ihn typischen perkussiven Anschlag ist zu diesem Zeitpunkt bereits voll ausgeprägt.
Viele der auf Blue Note veröffentlichten Aufnahmen stellen mustergültige Interpretationen seiner Kompositionen dar und gelten heute als Klassiker. Im Laufe seiner weiteren Karriere wird es keine wesentliche stilistische Entwicklung und Brüche in seiner Musik geben.
Monks erste Aufnahmen unter eigenem Namen verkaufen sich jedoch nur schleppend. Seine harmonisch und rhythmisch eigenwillige Musik trifft beim Publikum auf Unverständnis, auch unter Musikerkollegen und Musikkritikern bleibt er umstritten. Häufig wird ihm sogar mangelndes technisches Können unterstellt.
Die Prestige Jahre 1952 - 1954
Das Label Prestige macht Monk 1952 das Angebot, Aufnahmen mit ihm zu machen. Da sich seine ersten Platten für Blue Note Records nur schlecht verkauft hatten, lässt sein altes Label ihn ziehen. Leider erfährt Monk bei Prestige eine teils nur stiefmütterliche Behandlung. Einige seiner in den frühen Fünfzigerjahren aufgenommen Schallplatten lassen eine gewisse Nachlässigkeit der Plattenfirma im Umgang mit Monk erkennen. So ist auf einigen Aufnahmen ein deutlich verstimmtes Klavier zu hören. Doch auch während dieser Periode macht Monk einige bemerkenswerte Aufnahmen. Hervorzuheben sind seine Alben mit Sonny Rollins und die am Heiligabend 1954 mit Miles Davis als Leader entstandenen Aufnahmen mit Rollins, Milt Jackson, Percy Heath und Kenny Clarke, die vielen als eine Sternstunde des Jazz gelten.
Ein unglücklicher Vorfall Ende 1952 wird Monks Karriere in den folgenden Jahren empfindlich behindern: Bei einer Polizeikontrolle wird in einem von Monk geparkten Auto Marihuana gefunden. Da Monk nicht gegen den wirklichen Besitzer der Drogen – seinen Freund Bud Powell – aussagen will, wird er zu 60 Tagen Gefängnis verurteilt. Weit schwerer wiegt jedoch ein mehrjähriger Entzug der „Cabaret Card“, die damals für Engagements in Night Clubs in New York erforderlich war. Damit ist es Monk jahrelang nicht möglich Club-Engagements in seiner Heimatstadt zu bekommen.
Die Riverside Jahre 1955 - 1961
Der Jazzproduzent und Monk-Fan Orrin Keepnews gründet Anfang der Fünfzigerjahre das Label Riverside. Für gerade mal 108 Dollar kauft er Thelonious Monk 1954 aus dessen Vertrag bei Prestige aus. Monks neues Label zögert zwar zunächst, Aufnahmen mit dessen Eigenkompositionen zu veröffentlichen. In der Absicht, das Publikum schrittweise an die exzentrische Musik Monks heranzuführen, werden stattdessen zwei LPs mit Standards bzw. Interpretationen von Stücken Duke Ellingtons veröffentlicht, die beim Publikum zumindest bescheidenen Erfolg haben.
Einen Wendepunkt in der Karriere Thelonious Monks stellt jedoch das Jahr 1957 dar. Zum einen erlangt er auf Betreiben der einflussreichen Baroness Pannonica de Koenigswarter, einer ehemaligen Diplomatengattin aus dem Hause Rothschild, die sich in der Art einer Patronin um Jazz-Musiker kümmert, seine Auftrittsgenehmigung zurück. Dies ermöglicht ihm ein erfolgreiches mehrmonatiges Engagement im New Yorker Five Spot Café mit dem Tenorsaxophonisten John Coltrane. Zum anderen stellt das dritte auf Riverside veröffentlichte Album „Brillant Corners“ einen Meilenstein in der Diskographie Monks dar. Begleitet von dem Tenorsaxophonisten Sonny Rollins, dem Altsaxophonisten Ernie Henry dem Bassisten Oscar Pettiford und dem Schlagzeuger Max Roach entsteht ein sorgfältig konzipiertes und produziertes Album, auf dem sich die Musik Monks voll entfaltet. Höhepunkte sind die vertrackte Neukomposition „Brillant Corners“ sowie der ausgedehnte Blues mit dem lautmalerischen Titel „Ba-Lue Bolivar Ba-Lues-Are“. Letztgenanntes Stück bezieht sich im Titel auf das Bolivar Hotel in New York, in dem die Baroness de Koenigswarter in einer Suite residiert. Als Dank für die Unterstützung der Baroness nennt Monk außerdem eine seiner schönsten Balladen „Pannonica“. Mit diesem Album gelingt Monk endlich der Durchbruch beim Publikum.
Im weiteren Verlauf der 50er Jahre nimmt Monk zahlreiche bedeutende Schallplatten auf. Hierunter sind Aufnahmen mit John Coltrane, mit Gerry Mulligan, mit seinem ehemaligen Mentor Coleman Hawkins und anderen Begleitern sowie Piano Solo-Einspielungen. Erfolgreiche Tourneen durch die USA und Europa schließen sich an. 1958 wird Monk im Down Beat Critics Poll erstmals zum besten Pianisten gekürt, im Februar 1959 kommt es zu einem Konzert in der renommierten New Yorker Town Hall, bei dem Monk seine Musik in den orchestralen Arrangements von Hall Overton mit einem Tentett aufführt. Im Jahr 1960 wird der Tenorsaxophonist Charlie Rouse Monks fester Partner in seinem Quartett. Rouse ist zwar kein Saxophonist vom Format eines John Coltrane oder Sonny Rollins. Seine Spielweise fügt sich aber in idealer Weise in Monks Klangwelt ein. Diese Verbindung wird bis Ende der 60er Jahre bestehen bleiben.
Die Columbia Jahre 1962 - 1968
Mit dem Abschluss eines Vertrages beim Schallplattenriesen Columbia im Jahr 1962, bei dem auch andere Jazz-Größen wie Miles Davis oder Dave Brubeck unter Vertrag sind, wird Monk endgültig zu einem international gefeierten Jazz-Star. Die für Columbia Anfang der 60er Jahre aufgenommenen Schallplatten zeigen das Thelonious Monk Quartet mit Charlie Rouse am Tenorsaxophon, dem Bassisten John Ore und dem Schlagzeuger Frankie Dunlop in gereifter, perfekt aufeinander eingespielter Form und zählen mit zu seinen besten. Ende 1964 kommt es im New Yorker Lincoln Center zu einer zweiten erfolgreichen Aufführung der Musik Monks in Big Band Besetzung. Das Time-Magazine nimmt Monk im gleichen Jahr auf die Titelseite.
Monks kompositorische Aktivität geht im Verlauf dieser Zeit jedoch mehr und mehr zurück. Aufnahmen von neuen Kompositionen werden immer seltener. Einige seiner für Columbia aufgenommenen Schallplatten enthalten nicht ein einzige Aufnahme einer neuen Komposition. Abgesehen von einigen erimprovisierten Stücken stammt Monks letzte Komposition aus dem Jahr 1967. Monk spielt in dieser Zeit - anders als in den Fünfzigerjahren - auch nur noch selten mit Musikern außerhalb seines festen Quartetts und erhält dadurch nur wenige Impulse von außen. Die einst so unkonventionelle und aufregende Musik Monks erstarrt allmählich in einer vorhersehbaren Formelhaftigkeit.
Verstummen
Gegen Ende der 60er Jahre erhalten Monks Schallplatten nur noch mittelmäßige Kritiken in der Presse, auch die Verkaufszahlen gehen zurück. Columbia drängt Monk 1968 ein Album mit Streicher-Arrangements aufzunehmen, den Vorschlag eine Platte mit Beatles-Kompositionen einzuspielen lehnt Monk jedoch ab. 1968 wird Monks Zusammenarbeit mit Columbia beendet. Sein Quartett löst sich in den Folgejahren nach und nach auf. Danach macht Monk mit wechselnden Besetzungen nur noch vereinzelt Aufnahmen für kleinere Labels. Auch während dieser Zeit bleibt sich Monk jedoch stilistisch selbst treu und spielt auf hohem Niveau. Nach 1970 verschwindet Monk wohl aus gesundheitlichen Gründen (er zeigt Symptome von Schizophrenie) von der Bühne, seine letzte Aufnahme stammt aus dem Jahr 1971, seinen letzten öffentlichen Auftritt hat er 1976.
Monk – Der Mensch
Der Mensch Thelonious Monk wird von Zeitgenossen als introvertierter Exzentriker und gutmütiger Familienmensch beschrieben. Er fällt schon äußerlich durch seine Vorliebe für ungewöhnliche Kopfbedeckungen und Sonnenbrillen sowie seinen Ziegenbart auf. Damit prägt er neben Dizzy Gillespie das Bild des Hipsters der 40er und 50er Jahre. Bei Auftritten liebt Monk es, während Soli seiner Mitmusiker mit der Klavierbegleitung auszusetzen und in einem ihm eigenen Stil auf der Bühne zu tanzen. In der Öffentlichkeit ist er äußerst wortkarg und folgt ausschließlich seinem eigenem Lebensrhythmus, was sich unter anderem so äußern kann, dass er schläft, wann und wo es ihm beliebt. Gesellschaftliche Konventionen wie z.B. Pünktlichkeit haben für ihn nur bedingt Gültigkeit. Monks Unzuverlässigkeit in der Frühzeit seiner Laufbahn ist geradezu legendär. Seinen Mitmenschen gegenüber zeigt er sich oft desinteressiert. Selbst gegenüber der Musik anderer Musiker ist er gelegentlich ignorant oder äußert sich sogar abfällig.
Trotz dieser Exzentrizitäten ist Thelonious Monk aber offenbar ein durchaus verantwortungsbewusster Familienvater und verlässlicher Freund. Seine Familienmitglieder schildern den in der Öffentlichkeit so schweigsamen und einzelgängerischen Monk als einen in seiner vertrauten Umgebung durchaus kommunikativen und geselligen Menschen. Er führt nicht nur über Jahrzehnte ein intaktes Familienleben. Mit Bud Powell, Coleman Hawkins und der Baroness de Koenigswarter verbindet ihn auch eine lebenslange, enge Freundschaft. Er ist außerdem ein durchaus guter Geschäftsmann, der sich nie unter Wert verkauft. Es sind – was für seine Musikergeneration fast schon typisch wäre – auch keinerlei Drogenprobleme bekannt.
Die meiste Zeit seines Lebens lebt Monk in der Wohnung seiner Kindheit und verlässt New York nur ungern. So beharrlich und souverän er in seiner Musik ist, so unsicher, gar hilflos ist er oft außerhalb seiner vertrauten Umgebung. Nachdem er 1959 auf dem Bostoner Flughafen von der Polizei aufgegriffen und wegen seines erratischen Verhaltens für drei Tage in psychiatrische Beobachtung gegeben wurde, lässt Monk sich auf Reisen meist von seiner Frau Nellie begleiten, die ihm auch oft bei seinen seltenen Interviews zur Seite steht.
Viele von Monks Kompositionen beziehen sich im Titel direkt auf Verwandte, enge Freunde oder sogar auf den Komponisten selbst. ("Little Rootie Tootie" bezieht sich auf den Spitznahmen seines Sohnes Thelonious Jr., "Boo Boo’s Birthday" auf den seiner Tochter Barbara. "Crepuscule With Nellie" ist seiner Ehefrau gewidmet, "Pannonica" der Baroness de Koenigswarter. „Thelonious“, "Blue Monk" oder "Monk’s Mood" sind nur drei der Stücke, die den Namen des Komponisten im Titel tragen.)
Monk wird während seines gesamten Lebens von Frauen in seiner unmittelbaren Umgebung gefördert und umsorgt, anfangs von seiner Mutter, später von seiner Frau Nellie, die in für Monk wirtschaftlich schwierigen Zeiten auch den Lebensunterhalt der Familie Monk sichert, und zuletzt von der Baroness de Koenigswarter, in deren Villa in New Jersey er sich im Alter zurückzieht. Er verbringt dort in beinahe völliger Zurückgezogenheit mit seiner Frau Nellie seinen Lebensabend. Seine letzten Lebensjahre verbringt Monk in geistiger Umnachtung. Er stirbt 1982 nach einem Gehirnschlag.
Sein Sohn Thelonious Jr. folgt seinem Vater als Musiker indem er eine Karriere als professioneller Schlagzeuger einschlägt und das Thelonious Monk Institute for Jazz ins Leben ruft, dessen Ziel es ist, musikalisch begabte Jugendliche zu fördern. Es verleiht jährlich den renommierten Thelonious Monk Award an herausragende Talente.
Monk – Die Musik
Thelonious Monk gilt als Mitbegründer und führender Musiker des Bebop. Er nimmt innerhalb dieses Genres jedoch eine Außenseiterposition ein: Zum einen wegen seiner eigenwilligen Kompositionen, zum anderen wegen seines nicht weniger individuellen Improvisationsstils.
In für den Bebop untypischer Weise sind seine Kompositionen nicht bloße Neuharmonisierungen bekannter Standards sondern meist vollständig neue Themen. Seine Stücke sind harmonisch teils hoch komplex und enthalten ungewöhnliche Harmonien - z.B. "Round Midnight" -, teils aber auch frappierend einfach, z.B. paradoxerweise das Stück „Thelonious“, das auf einem einzigen Ton aufbaut. Monk´s Themen sind außerdem häufig mit rhythmischen Verschiebungen und unregelmäßigen Strukturen gespickt: z.B. "I mean you" und "Straight no chaser".
Monk entwickelt eine sehr eigene musikalische Ästhetik, die zwar etwa zeitgleich mit dem Bebop entsteht und auf diesen einwirkt, aber im Wesentlichen eigenständig und von diesem unabhängig ist. Dazu gehört die Vorliebe für besonders kurze, prägnante Themen. Sie beruhen zwar oft auf dem 12-taktigen Blues-Schema oder der 32-taktigen Form populärer Songs. Oft verfremdet er jedoch diese symmetrische 8-, 16- oder 32-taktigen Standardformen, indem er scheinbar völlig unlogisch und überraschend ungerade Takte anhängt oder einschiebt. Seine Kompositionen sind auf Grund ihrer individuellen Formensprache meist unmittelbar als Werke Monks zu erkennen.
Als Pianist neigt er nicht wie andere Beboper zu Improvisationen in rasanten Tempi sondern variiert stattdessen die Themen der kompositorischen Vorlagen indem er Phrasen abstrahiert, dehnt oder verkürzt. Seine kantigen, bizarren Improvisationen sind sicherlich spontan erfunden, doch bilden sie keine losgelöste und assoziierte Linie, sondern sind eine Weiterführung des Themas. Monks Improvisationsstil findet wegen seiner sehr persönlichen Formensprache nur wenige Nachahmer. Er setzt unerwartete, aber umso effektvollere harmonische und rhythmische Akzente, mit denen er außergewöhnliche Spannungsmomente erzeugt. Auch ist er einer der ersten, die den übermäßigen Dreiklang, die Ganztonskala, die erhöhte Quarte (das "Bebop"-Intervall) und die als besonders dissonant empfundenen kleinen Sekunden in die Improvisation aufnimmt. Er setzt die Akzente sparsam, aber immer an Stellen, wo sie ein Höchstmaß an Aussagekraft erreichen.
Monk geht innerhalb des Idioms des Modern Jazz sehr weit an die Grenzen der Auflösung jeder Tonalität, Phrasierung und Rhythmik, und ist deswegen lange Zeit dem Unverständnis von Publikum und Kritik ausgesetzt. In der Bebop-Ära wird er deshalb gelegentlich abgelehnt und angefeindet. Man führte seine Art, Spannung zu erzeugen, auf mangelndes technisches Können und fehlendes Swing-Gefühl zurück.
Thelonious Monk reizt die kompositorischen und improvisatorischen Möglichkeiten innerhalb des vorgegebenen Rahmens zwar bis an die Grenzen aus, verfremdet vermeintlich bekanntes, parodiert Klischees und unterläuft die Erwartungshaltung des Hörers. Da er dabei aber die traditionellen Formen niemals ganz aufgibt, sondern im Rahmen der konventionellen Spielweisen und der funktionalen Harmonik bleibt und auch die traditionelle Songform beibehält, bleiben diese als Bezugsrahmen immer erkennbar. Ein besonderer Reiz der Musik Thelonious Monks liegt daher in dem stets spürbaren Spannungsverhältnis zwischen den vorgefundenen, traditionellen, musikalischen Formen und deren sehr individualistischer Anverwandlung und Transformation durch Monk.
Monk – Der Einfluss
Der Einfluss Monks macht sich erst ab der zweiten Hälfte der 50er Jahre bemerkbar. Er eröffnet dem Jazz in den fünfziger Jahren neuartige Perspektiven: Sein skurriler, experimenteller und introvertierter Stil nimmt schon vieles von dem vorweg, was später in den sechziger Jahren im Free Jazz üblich und breit entfaltet wird.
Durchsetzt von seinem zynischen Humor klingt bei Monk Vieles von dem erstmals an, was später von ebenso genialen Jazz-Avantgardisten weiterentwickelt wird. Zahlreiche Musiker der 60er Jahre wie John Coltrane, Ornette Coleman, Sonny Rollins und Eric Dolphy werden stark von Monk beeinflusst. Er selbst ist jedoch nicht bereit, die radikalen Umwälzungen des Free Jazz mitzumachen, sondern steht der Free Jazz-Avantgarde der 60er Jahre seinerseits ablehnend gegenüber. Er wirft den jungen Avantgardisten vor, unzusammenhängend und unlogisch einfach nur „einen Haufen Noten“ nacheinander zu spielen. Dem Free Jazz-Pionier Ornette Coleman beschuldigt er, mit seinen neuartigen musikalischen Konzepten den Jazz zu zerstören.
Monk komponierte im Laufe seines Lebens nur etwa knapp 70 Themen. (Zum Vergleich: Duke Ellington komponierte etwa 2000!). Dennoch gilt er als einer der wenigen großen Jazz-Komponisten. Die meisten seiner Stücke gelten aufgrund ihrer eigenwilligen, oft bizarren Formensprache inzwischen als Klassiker. Sie haben in dem, was man als Modern Jazz bezeichnet, eine absolut überragende Stellung eingenommen und gelten als Paradebeispiele für diese Musikrichtung, an der kein bedeutender heutiger Jazzmusiker und Jazzpianist vorbeikommt und vorbeigeht.
Seit seinem Tode erlebt seine Musik eine regelrechte Renaissance, die bis heute anhält. Viele namhafte Musiker haben sich bis heute intensiv mit Monks Werk beschäftigt und seine Kompositionen gespielt und aufgenommen. Zu ihnen gehören unter anderen Steve Lacy, Anthony Braxton, Misha Mengelberg, und Alexander von Schlippenbach, der in einem Konzertprogramm das Gesamtwerk Monks aufführt. Auch das Kronos Quartet hat eine kammermusikalische Hommage an Monk aufgenommen. Im Jahr 1989 kommt der von Clint Eastwood produzierte Dokumentarfilm Film Straight, No Chaser unter der Regie von Charlotte Zwerin ins Kino.
Kompositionen
- 52nd Street Theme
- Ask me now
- Ba-Lue Bolivar Ba-Lues-Are
- "Crepuscule With Nellie"
- Bemsha Swing
- Blue Monk
- Bright Mississippi
- Brilliant Corners
- Bye-Ya
- Epistrophy
- Evidence
- Hackensack
- I mean you
- In walked Bud
- Introspection
- Let´s call this
- Light Blue
- Little Rootie Tootie
- Misterioso
- Monk´s Dream
- Monk´s Mood
- Off Minor
- Pannonica
- Played Twice
- Reflections
- 'Round Midnight
- Ruby My Dear
- Rhythm-A-Ning
- Straight, No Chaser
- Well You Needn't
Wichtige Aufnahmen
Bereits zu seinen Lebzeiten wurden mehr als 50 Aufnahmen Thelonious Monks unter seinem eigenen Namen oder dem anderer Leader veröffentlicht. Seit seinem Tode werden seiner Diskographie bis heute zahlreiche weitere, bislang unveröffentlichte Aufnahmen oder Zusammenstellungen hinzugefügt. Eine vollständige Auflistung an dieser Stelle ist weder sinnvoll noch möglich. Stattdessen wird hier exemplarisch auf einige besonders hervorzuhebende Aufnahmen hingewiesen.
Alben
- "Genius Of Modern Music Vol. 1" (1948, Blue Note)
- "Genius Of Modern Music Vol. 2" (1952, Blue Note)
- Miles Davis: "Miles Davis And The Modern Jazz Giants" (1954, Prestige)
- "Brillant Corners'" (1957, Riverside)
- "Thelonious Monk With John Coltrane" (1957, Riverside)
- "Thelonious Alone In San Francisco" (1957, Riverside)
- "The Thelonious Monk Orchestra At Town Hall" (1959, Riverside)
- "Criss Cross" (1963, CBS)
- "Monk Big Band & Quartet In Concert" (1964, Columbia)
- "Solo Monk" (1965, Columbia)
- "The London Collection Vol. I+II" (1971, Black Lion)
Zusammenstellungen
- "The Best Of Thelonious Monk. The Blue Note Years" (1947-1952, Blue Note, erschienen 1991)
- "Thelonious Monk 85th Birthday Celebration" (1952-1961, ZYX Music, erschienen 2002)
- "The Columbia Years: '62-'68" (1962-1968, Sony, erschienen 2001)
Literatur
- Thomas Fitterling: Thelonious Monk Sein Leben Seine Musik Seine Schallplatten, Oreos Verlag 1987, ISBN 3-923657-14-5
- »du » Misterioso. Jazzlegende Thelonious Monk (Schweizer Zeitschrift, TA-Media Verlag, Heft Nr. 3, März 1994)
- Arthur Taylor, Notes and Tones (ausgiebige Interviews mit 30 Jazzmusikern, darunter Monk)
- Marcus A. Woelffle: Liner Notes zur CD "Thelonious Monk 85th Birthday Celebration" ZYX Music 2002)
Filme/DVDs
- "Straight, No Chaser" (Dokumentarfilm von Charlotte Zwerin, 1989)
Weblinks
Personendaten | |
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NAME | Monk, Thelonious Sphere |
KURZBESCHREIBUNG | amerikanischer Jazz-Pianist und –Komponist |
GEBURTSDATUM | 17. Oktober 1917 |
GEBURTSORT | Rocky Mount, North Carolina |
STERBEDATUM | 17. Februar 1982 |
STERBEORT | Weehawken, New Jersey |