Justinian I.

spätantiker (ost-)römischer Kaiser (527-565)
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Justinian I., genannte "der Große" byzantinischer Kaiser (527 - 565).

Flavius Petrus Sabbatius Justinianus, ein ca. 482 geb. Bauernsohn aus dem Dorf Tauresium bei Skopje war ein Neffe des Kaisers Justin I., der im kaiserlichen Heer Karriere gemacht hatte und schließlich zum Kaiser gewählt wurde. Schon zu Lebzeiten seines Onkels, der ihn als Sohn und Nachfolger adoptierte, beherrschte Justinian die Reichspolitik und wurde Justins Tod zum Kaiser gewählt.

Justinians Politik strebte die Wiederherstellung der Macht des Kaiserreiches über die kultivierte Ökumene nach römischem Vorbild an. Unter seiner Herrschaft wurden große Teile des alten Römischen Imperiums zurückerobert und Byzanz wurde ein Weltreich. Belisar, Justinians Feldherr, eroberte unter anderem das Vandalenreich in Nordafrika (heutiges Tunesien) mit der Hauptstadt Karthago für Byzanz. Auch in Spanien und Italien gelang es ihm, von den Goten besetzte Gebiete zurückzuerobern. Mit dem Perserreich unter Chosrau I. schloss Justinian 532 einen von Tributzahlungen an die Perser begleiteten Waffenstillstand, den "ewigen Frieden". Die unter schweren finanziellen und militärischen Belastungen für das Reich von Belisar angefangene und von Narses vollendete Rückeroberung Italiens 555 sollte nicht von langer Dauer sein. Bereits 568 fielen die Langobarden dort ein und machten Justinians Werk zunichte.

Das innenpolitisch markanteste Ereignis seiner Regierungszeit ist der Nike-Aufstand in Konstantinopel, bei dem die Zirkusparteien der Blauen und Grünen sich, verärgert durch Justinians Bestrebungen, ihre Macht einzuschränken, zusammenschlossen und einen Gegenkaiser ausriefen. Während Justinian die Lage als verloren ansah, weigerte sich Justinians Frau, die Kaiserin Theodora, eine ehemalige Zirkusartistin, aus der Hauptstadt zu fliehen. Durch Verhandlungen des Hofkämmerers Narses mit den Aufständischen und durch Belisars Einfall mit kaisertreuen Truppen ins Hippodrom, wo sich die Aufständischen versammelt hatten, konnte der Aufstand niedergeschlagen werde.

Eine der größten Leistungen Justinians war die Kodifikation des römischen Rechts. 529 wurde der aus früheren privaten und öffentlichen Sammlungen kompilierte Codex Justinianus veröffentlicht, 533 erschienen die Digesten, eine Sammlung von Schriften römischer Juristen, die neben kaiserlichen Gesetzen die zweite Gruppe geltenden Rechts darstellten. Den Abschluss dieses corpus juris civilis bildete eine Novellensammlung, in der die nach Erscheinen des Codicis veröffentlichten Verordnungen Aufnahme fanden.

In der Kirchenpolitik spielte Justinian eine dominierende Rolle. Justinian verfasste selbst theologische Traktate, leitete Kirchenversammlungen Eifrig um Christianisierung bemüht, ließ er 529 die Akademie in Athen, den Hort neuplatonischer Philosophie, schließen, um damit den Einfluss des Heidentums auf Wissenschaft und Bildung zurückzudrängen. In der Frage innerkirchlicher Häresien scheiterten Justinians Ausgleichsbemühungen, seine Verurteilung der monophysitischen Lehre verschärfte nur die schon existierenden Spannungen zwischen den monophysitischen Kirchen Syriens und Ägyptens und der antimonophysitisch eingestellten römischen und byzantinischen Kirche.

Justinian entfaltete eine rege Bautätigkeit, u. a. ließ er die Hagia Sophia erbauen.

Er starb am 11. November 565 in Konstantinopel.