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Kiew

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Kiew
Київ/Kyjiw
Wappen von Kiew Kiew in der Ukraine
Basisdaten
Staat: Ukraine Ukraine
Oblast: Oblast Kiew
Rajon: Kreisfreie Stadt
Höhe: 179 m
Fläche: 839 km²
Einwohner: 2.700.000 (2007)
Bevölkerungsdichte: 3.218 Einwohner je km²
Postleitzahlen: 01xxx-04xxx
Vorwahl: +380 44
Geographische Lage: 50° 27′ N, 30° 30′ OKoordinaten: 50° 27′ 0″ N, 30° 30′ 0″ O
Verwaltungsgliederung: 10 Rajone
Verwaltung
Bürgermeister: Leonid Tschernowezkyj
Adresse: Вул. Хрещатик 36
01044 м. Київ
Website: http://kmv.gov.ua/
Statistische Informationen
Kiew (Oblast Kiew)
Kiew (Oblast Kiew)
Kiew
i1

Kiew (ukrainisch Київ/Kyjiw; russisch Киев/Kijew) ist die Hauptstadt und größte Stadt der Ukraine, sowie Hauptstadt der Oblast Kiew. Sie liegt am bis hierhin für kleinere Seeschiffe befahrbaren Dnepr (ukrainisch: Dnipro/Дніпро) und hat 2.700.000 Einwohner, als Agglomeration 3.015.108 (Stand 1. Januar 2005). Die Universität wurde 1834 gegründet. Außerdem gibt es 99 Hochschulen, 25 Museen, ein Planetarium, Theater, botanische und zoologische Gärten. Aufgrund seiner vielen Kirchen und Klöster und seiner Bedeutung für die orthodoxe Christenheit wird Kiew seit dem Mittelalter als Jerusalem des Nordens bezeichnet (heute hört man häufiger Jerusalem des Ostens). Ferner wird Kiew aufgrund seiner geschichtlichen Rolle als Mutter aller russischen Städte bezeichnet.

Bevölkerung und Sprache

Nach der offiziellen Volkszählung in der Ukraine lebten im Jahr 2001 in Kiew etwa 83 % Menschen ukrainischer und 13 % Menschen russischer Nationalität, wobei Menschen mit den gemischten russischen und ukrainischen Nationalitäten (das ist die Mehrheit) als Ukrainer gezählt wurden. Daneben gibt es noch kleine Minderheiten anderer Nationalitäten (Juden, Weißrussen, Polen, Armenier und andere). Bei der öffentlichen Befragung 2005 haben insgesamt 64 % Ukrainisch und 34 % Russisch als ihre Muttersprache genannt [1].

Religion

Kiew ist Sitz eines ukrainisch-orthodoxen Patriarchen und eines russisch-orthodoxen Metropoliten. Die Kiewer Sophienkathedrale ist die älteste ostslawische Kathedrale. Der Großerzbischof der mit dem römisch-katholischen Papst in Rom unierten griechisch-katholischen Kirche ist derzeit dabei, seinen Sitz von Lemberg hierher zu verlegen. In Kiew befindet sich auch das Islamische Institut und die Geistliche Verwaltung der Muslime in der Ukraine, siehe Islam in der Ukraine

siehe auch Liste der Metropoliten von Kiew, Liste der Bischöfe von Kiew

Geschichte

Zerstörungen Kiews durch deutsche Bombenangriffe

Laut Nestorchronik wurde Kiew von drei Brüdern namens Kyj, Schtschek und Choriw gegründet, die auf drei Anhöhen Dörfer bauten. Sie errichteten noch eine Festung, die sie nach dem ältesten Bruder benannten („Kiew“ = ‚Stadt von Kyj‘, altrussisch und ukrainisch: Kyjiw). Dies soll spätestens am Anfang des 6. Jahrhunderts geschehen sein, da der Name des slawischen Fürsten Kyj in dieser Zeit in byzantinischen Chroniken erwähnt wurde. Einige mittelalterliche Quellen führen die Gründung Kiews auf die Jahre 430-460 zurück. Es gibt auch Spekulationen, die Kiew schon mit der von Jordanes erwähnten großen gotischen Stadt Danapirstadir (= „Dneprstadt“) identifizieren.

882 wurde die slawische Stadt Kiew als fürstliche Residenz der Rus „Känugard“ genannt. 988 wurde es durch den zum Christentum übergetretenen Großfürsten Wladimir I. ausgebaut und als Zentrum der Kiewer Rus befestigt (siehe Geschichte der Ukraine, Geschichte Russlands). Im 11. und 12. Jahrhundert war Kiew bereits eine der größten Städte Europas (etwa 50.000 Einwohner).

Am 6. Dezember 1240 wurde Kiew von Mongolen unter Batu Khan (Goldene Horde) überfallen, fast alle Einwohner getötet und nahezu alle Gebäude niedergebrannt. Es wurde berichtet, dass von der großen und dichtbesiedelten Stadt nur noch 200 Häuser gestanden haben sollen. 1569 wurde es zu einer polnisch-litauischen Provinzhauptstadt (siehe Geschichte Litauens, Geschichte Polens). 1667 fiel nach dem Frieden von Andrusowo die Stadt mit der gesamten linksufrigen Ukraine (Gebiete östlich des Dnepr) an das autonome Kosaken Hetmanat unter russische Vorherrschaft und wurde Hauptstadt eines russischen Gouvernements. Ab 1920 war Kiew sowjetisch. 1934 wurde die Stadt an Stelle von Charkow Hauptstadt der Ukrainischen Sozialistischen Sowjetrepublik (SSR).

Vor dem deutschen Überfall auf die Sowjetunion zählte die Stadt 350 000 Juden. Während der deutschen Besatzung im Zweiten Weltkrieg, vom 19. September 1941 bis zum 6. November 1943, wurden von den Deutschen 120.000 bis 160.000 sowjetische Kriegsgefangene und Zivilisten (v.a. Juden) in Kiew ermordet. Mehr als 33.000 Juden fielen alleine dem Massaker in Babi Jar bei Kiew zum Opfer. 1942 wurde am Nordrand der Stadt das Konzentrationslager Syrets errichtet. Große Teile der Stadt wurden während des Krieges zerstört.

1982 fanden die Feierlichkeiten des 1500-jährigen Bestehens von Kiew statt. 1986 wurde die Stadt vom Tschernobyl-GAU schwer getroffen. Seit 1991 ist Kiew Hauptstadt der unabhängigen Ukraine. 2004 war die Innenstadt Schauplatz der Massenproteste gegen die Fälschungen bei den Präsidentschaftswahlen der Ukraine, die vom 21. November bis 5. Dezember andauerten und zur Orangenen Revolution führten.

Kultur und Sehenswürdigkeiten

Sophienkathedrale
Datei:Kiev Pechersk Lavra (General).jpg
Das Kiewer Höhlenkloster
Klosterkirche St. Michael
Datei:Andriyivskyy Uzviz.jpeg
St.Andreas-Kirche und der Andreas-Steig
Datei:Motherland Monument.jpg
Mutter Heimat-Monument
Datei:IMG 0446.jpg
Wydubytschi Kloster

Galerie

Politik

Die 10 Verwaltungsbezirke von Kiew

Bürgermeister der ukrainischen Hauptstadt seit den Wahlen vom 26. März 2006 ist der Finanzexperte und Privatbankier Leonid Tschernowitzki. Sein Konkurrent Vitali Klitschko konnte sich nicht durchsetzen. Das höchste politische Organ der Stadt ist der Kiewer Stadtrat (Ukrainisch: Київрада; translit. Kyivrada), deren Mitglieder direkt durch die Kiewer Bevölkerung gewählt werden und deren Vorsitz der Kiewer Bürgermeister hat.

Administrativ wird Kiew in die folgenden zehn Verwaltungsbezirke (Rajone) unterteilt:

Partnerstädte

Kiew unterhält mit folgenden internationalen Städten Partnerschaften (unvollständige Liste):

Wirtschaft und Infrastruktur

Neue Gebäude werden errichtet

Ministerien und Verwaltung, Stahlindustrie, Maschinenbau, Flugzeugbau, Chemieindustrie, sowie Solarindustrie, …

Tourismus

Es gibt Stand 1. Mai 2006 noch keine städtische Touristeninformation in der Stadt, am Flughafen oder am Bahnhof. Private Agenturen übernehmen die Vermittlung von Hotelzimmern, Autovermietungen oder Stadtführungen. Aktuell gibt es für Touristen der EU keine Visapflicht. Ein gültiger Reisepass ist jedoch zur Einreise notwendig.

Infrastruktur

Kiew ist Anziehungspunkt für den Tourismus, wirtschaftliches Zentrum und neben Lemberg und Odessa kultureller Mittelpunkt des Landes. Kiew ist einer der wichtigsten Verkehrsknotenpunkte Osteuropas als Schnittpunkt der Verkehrswege Istanbul/Athen-Sofia-Kiew-Minsk/Moskau und Westeuropa-Kaukasus. Außerdem hat Kiew einen Hafen am Dnepr.

Eisenbahn

Zahlreiche internationale Eisenbahnverbindungen führen nach Kiew, unter anderem aus Russland, Polen und Deutschland (Berlin). Das Zugfahren im Land ist sehr preiswert. Eine Fahrt von Kiew nach Vinnytsia kostet z. B. nur fünf Euro. Das Streckennetz ist sehr umfangreich. Fahrkarten sind an den Personalausweis oder Reisepass gebunden und ein Dokument muss beim Kauf der Karte vorliegen. Für jeden Waggon gibt es mindestens einen Zugbegleiter. Es gibt 1.(manchmal), 2. (Coupé) und 3. (Platzkart) Klasse. Coupé ist ein geschlossenes Schlafwagenabteil mit 4 Betten, die zum Teil auch tagsüber zum Schlafen benutzt werden. Platzkart ist die offene Variante davon, mit 6 Schlafplätzen.

Flugzeug

Kiew wird von drei Flughäfen bedient. Der kleinere und ältere der beiden Passagierflughäfen, Kiew-Žuliany, liegt im Stadtgebiet und wird überwiegend für Inlandsflüge genutzt. In Boryspil, ca. 15 km östlich der Stadtgrenze bzw. 30 km südöstlich des Zentrums, liegt der größere Flughafen Kiew-Boryspil (nach russischer Schreibweise auch als Borispol bekannt), der deutlich mehr Verbindungen hat und von den meisten internationalen Linien angeflogen wird. Außerdem gibt es einen internationalen Frachtflughafen in der nordwestlichen Vorstadt Hostomel (russ. Gostomel).

Seilbahn

Innerstädtischer Verkehr

Dem innerstädtischen Verkehr dient neben Trolleybussen, Bussen, der Straßenbahn) und Kleinbus-Sammeltaxen (Marschrutne Taksi) die Metro. Letztere besteht aus drei Linien, die die Stadt durchkreuzen. Im Berufsverkehr verkehrt die Metro zum Teil im 30-Sekunden-Takt, sonst alle zwei bis vier Minuten. Abends können es auch acht Minuten sein. Nachts ist die Metro geschlossen. Außerdem verbindet eine Standseilbahn (Funikuljor) den Stadtteil Podil am Dnepr-Ufer mit dem Stadtzentrum.

Hochschulen

Es gibt insgesamt 99 Hochschulen. Die größten bzw. wichtigsten sind:

Sport

Der bekannteste Sportverein der Stadt und der Ukraine ist der FC Dynamo Kiew. Das Nationalstadion der Ukraine befindet sich in Kiew, das NSK Olimpijskyj.

Im August 2007 war Kiew Austragungsort der Weltmeisterschaften im Orientierungslauf.

Söhne und Töchter der Stadt

Datei:Bułhakow.jpg
Michail Bulgakow

(Folgende Persönlichkeiten sind in Kiew geboren. Ob sie ihren späteren Wirkungskreis in Kiew hatten oder nicht ist dabei unerheblich)

Kasimir Malewitsch

Siehe auch

Wiktionary: Kiew – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen
Commons: Kiew – Album mit Bildern, Videos und Audiodateien

Literatur

  • Britta Wollenweber, Peter Franke: Kiew. Stadt der goldenen Kuppeln am Dnejpr, Berlin ³2004, ISBN 3-932916-27-1
  • Anatolij Kusnezow: Babij Jar Die Schlucht des Leids, München 2001, ISBN 3-88221-295-0
  • Herbert Mühlstädt: Der Geschichtslehrer erzählt, Band 2, Volk und Wissen Volkseigener Verlag, Berlin 1986, 3. Auflage S. 109-133

Einzelnachweise

  1. http://www.niss.gov.ua/Monitor/Monitor15/002.htm

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