Jüdische Gemeinde Lechenich

deutsche Organisation
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SLA mit Einspruch. Ist mittlerweile verschoben, aber ist das ein enzyklopädisches Thema, oder zu speziell? Streifengrasmaus 17:24, 25. Sep. 2007 (CEST)



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Die Geschichte der jüdischen Gemeinde Lechenichs umfasst einen Zeitraum von 700 Jahren. Sie beginnt im 13. Jahrhundert und endet 1942. Die Blütezeit der Gemeinde lag Ende des 19. Jahrhunderts. Durch die Judenverfolgung der Nationalsozialisten wurde das jüdische Leben in Lechenich restlos zerstört.

Mittelalter bis Ende des 19. Jahrhunderts

Schon im 13. Jahrhundert bestand in Lechenich, das 1279 Stadtrechte erhielt, eine jüdische Gemeinde. Bei einer Judenverfolgung im Jahre 1287 sollen etwa 46 Juden umgekommen sein. In den folgenden Jahrhunderten blieb die Gemeinde bestehen. Lechenich gehörte zum Kurfürstentum Köln und der Kurfürst und Erzbischof war Schutzherr der Juden, die ihm für einen „Geleitbrief“ Schutzgeld zahlten. Die Schutzgeldzahlungen sind schon 1366 genannt. Im 17. und 18. Jahrhundert war Lechenich das jüdische Zentrum für die Orte der Umgebung. In Lechenich in der Judenstraße war die Synagoge für alle Juden des Amtes Lechenich, ein Gebetsraum in einem Wohnhaus, zu dem unter dem Anbau eine Mikwe gehörte. Die Juden in Lechenich waren Vieh- und Pferdehändler, aber auch Geldverleiher. Einige waren wohlhabend, andere verarmt und zogen als Hausierer über die Dörfer der Umgebung. 1801 hatte Lechenich etwa 1125 Einwohner, davon 41 Juden, etwa 3%. Sechs waren Händler, einer war Metzger und einer ohne Berufsangabe bezeichnete sich als arm. Ende des 19. Jahrhunderts erlebte die jüdische Gemeinde eine Blütezeit. Die Juden waren gleichberechtigte Bürger, Mitglieder in Vereinen und angesehen als Kriegsveteranen des Krieges 1870/71. Vielen Familien ging es wirtschaftlich gut. Der Berliner Baron Georg von Bleichröder, Pferdezüchter und Besitzer des Lechenicher Schlosses, gehörte zur jüdischen Gemeinde. Die Gemeinde war im Laufe des 19. Jahrhunderts stark gewachsen von 2,90% im Jahre 1830 auf 3,71% im Jahre 1872. Durch die Abwanderung in die Städte, vor allem in die Stadt Köln, verkleinerte sich die Gemeinde im Jahre 1901 auf 2,71%.

Familien und Berufe 1933

Zu Beginn der Herrschaft des Nationalsozialismus hatte Lechenich 3900 Einwohner, davon waren 70 Juden, 1,8%. Von den 16 jüdischen Haushaltsvorständen waren zwei Kaufleute, drei Metzger, ein Pferdehändler, drei Viehhändler, zwei Lederwarenhändler, ein Anstreicher, ein Synagogendiener, eine Witwe mit Adoptivsohn und eine allein stehende Frau.

Die Synagoge als Zentrum der Gemeinde

 
Die Lechenicher Synagoge

Die Synagogengemeinde Lechenich bestand aus drei Spezialgemeinden, der Spezialgemeinde Lechenich, der Spezialgemeinde Gymnich und der Spezialgemeinde Friesheim. Die Synagoge, die am 10. September 1886 in der Judenstraße eingeweiht worden war, hatte die alte Synagoge, einen Gebetsraum in einem Wohnhaus auf der gegenüberliegenden Straßenseite, abgelöst. Die Synagoge, ein Ziegelsteinbau mit vier Türmen, bot Platz für 60 Männer und 36 Frauen. Neben der Synagoge wurde 1905 eine Schule errichtet, von der man durch einen separaten Eingang zur Mikwe im Keller kam. Wegen zu geringer Schülerzahl wurde die Schule 1920 geschlossen. Die jüdischen Kinder besuchten die katholische Schule, einige auch vier Jahre die Höhere Schule in Lechenich. Während des katholischen Religionsunterrichts hatten die jüdischen Kinder frei. Sie erhielten ihren Religionsunterricht durch jüdische Lehrer von auswärts. Einige Eltern schickten ihre Kinder nach Köln zum Besuch der jüdischen Schule in der St. Apernstraße.

Diskriminierung und Entrechtung 1933 bis 1938

Nach der Machtergreifung durch die Nationalsozialisten löste Rechtsanwalt und Parteigenosse Dr. Geile den bisherigen Bürgermeister ab. Schon 1933 fand eine Umbenennung einiger Straßen statt. Der Marktplatz hieß nicht mehr Markt, sondern „Adolf-Hitler-Platz“. Die Bonner Straße wurde zur Hindenburgstraße und die Judenstraße, in der die Synagoge stand, wurde zur Horst-Wessel-Straße. Die nächsten Maßnahmen diskriminierten die jüdischen Familien. Am 1. April wurde zum Boykott jüdischer Geschäfte aufgerufen. SA- Wachen zogen auf, um zu überwachen, dass der Boykott eingehalten wurde. Ende April erging ein Verbot, Tiere zu schächten. Durch die Maßnahmen der NS-Regierung gegen jüdische Gewerbetreibende verschlechterte sich die wirtschaftliche Lage der Lechenicher Juden. Die Diskriminierung wurde seit 1935 verstärkt. Durch die „Nürnberger Gesetze“ und die die zusätzliche Kennzeichnung der Namen und Pässe seit 1938 waren die Juden keine Vollbürger mehr und vom öffentlichen Leben ausgeschlossen.

Auswanderung zwischen 1933 und 1938

In den Jahren von 1933 bis 1938, als die Auswanderung der Juden noch möglich, sogar erwünscht war, waren die meisten erwachsenen Kinder Lechenicher Familien ausgewandert, nach England, Palästina, Peru, New York und Sao Paulo. Im Sommer 1938 reisten noch drei junge Männer zu ihren Verwandten in die USA. Einige Familien nutzten die Möglichkeit nicht, bei einem Auslandsbesuch bei ihren Kindern zu bleiben und kamen nach Lechenich zurück.

Der 10. November 1938 in Lechenich

Die Ausschreitungen in Lechenich am 10. November, die als Judenpogrom bezeichnet werden, und die folgenden Maßnahmen der Nationalsozialisten trafen viele jüdische Familien in Lechenich unerwartet. Den wachsenden Antisemitismus in Lechenich hatten sie ignoriert. Die Anordnung der NS-Führung wurden dem Landrat des Kreises Euskirchen telegrafisch mitgeteilt, der die Anweisungen, die Synagogen anzuzünden und jüdische Geschäftshäuser zu demolieren, weiter gab an Bürgermeister Geile. Am Nachmittag drangen SA-Männer in die Synagogen ein und zerstörten die Inneneinrichtung. Die Plünderer griffen sich Gebetsmäntel und Thorarollen und zogen mit den Rollen im Arm durch die Straßen. Mit Benzinkanistern, die Hitlerjungen geholt hatten, wurde die Synagoge angezündet. Bürgermeister Dr. Geile leitete die Aktion und gab Anweisungen. Die Feuerwehr verhielt sich entsprechend den Anweisungen, nur die Nachbarhäuser zu schützen und den Brand nicht zu löschen, und griff nicht ein. Die Synagoge brannte bis auf die Grundmauern aus. Der Brand der Synagoge am 10. November war ein Schock für die jüdischen Familien. Anschließend demolierten SA und Hitlerjungen die Häuser aller jüdischen Gewerbetreibenden. Auf Anweisung der Gestapo wurden jüdische Männer verhaftet und im Amtsgericht eingesperrt. Am folgenden Tag erfolgte der Transport ins KZ Dachau. Im Dezember kamen die Inhaftierten nach Lechenich zurück. Nach dem Pogrom verschärfte die Regierung ihre antijüdische Politik. Nach der von Göring für den Mord an dem Diplomaten von Rath verordnete „Sühne“ aufbringen zu können, blieb den Lechenicher jüdischen Familien nur der Verkauf ihrer Häuser und ihres Grundbesitzes. Die „Verordnung zur Ausschaltung der Juden aus dem Wirtschaftsleben“ vom 12. November 1938, die jüdische Gewerbebetriebe verbot, nahm den jüdischen Gewerbetreibenden in Lechenich den Rest ihrer Existenzgrundlage. Sie waren gezwungen, ihr Gewerbe abzumelden. Im Frühjahr 1939 erwarb die Gemeinde Lechenich die Synagoge und das Schulgebäude für 7000 Reichsmark, wie Ortsgruppenführer und Bürgermeister Dr. Geile am 28. März 1939 dem Landrat mitteilte. Die abgebrannte Synagoge wurde abgerissen, das unbeschädigte Schulhaus in ein HJ Heim umgewandelt. In dem Klassenraum im Erdgeschoss wurde ein Heim für die „Hitlerjugend“ und in der Lehrerwohnung ein Heim des „Bundes deutscher Mädchen“ eingerichtet.

Die allmähliche Auflösung der jüdischen Gemeinde in Lechenich 1938 bis 1942

Die jüdische Gemeinde löste sich nach 1938 zunehmend auf. Die in Lechenich lebenden jüdischen Familien bemühten sich nach dem Pogrom um eine Genehmigung zur Auswanderung. Fast alle jüdischen Familien hatten nach der Zerstörung der Synagoge und dem erzwungenen Verkauf ihres Besitzes Lechenich verlassen und waren in der nahen Großstadt Köln untergekommen, um sich von dort um die Auswanderung zu bemühen. Die meisten Anträge wurden nicht genehmigt. Nur eine Antragsteller konnte nach Dänemark ausreisen und einer Großfamilie gelang die Ausreise nach Kenia. Von fünf in Lechenich gestellten und genehmigten Anträgen wurden nur zwei wahrgenommen. Eine Jude reiste nach Trinidad, ein anderer emigrierte ohne seine Familie nach Australien. Mehreren ausreisewilligen Familien gelang die Ausreise wegen eines fehlenden Bewilligungsbescheides des Einwanderungslandes nicht. Von den Familien, deren Antrag abgelehnt worden war, blieben anschließend nur drei in Lechenich.

Die Vernichtung der Juden 1942 bis 1945

Die wenigen Familien, die nach dem Verkauf ihrer Häuser und ihres Besitz in Lechenich geblieben waren, zogen 1939 in ein „Judenhaus“. Die Männer wurden zur Arbeit im Straßenbau zwangsverpflichtet. Nachdem die NS-Regierung entschieden hatte, Juden zentriert in wenigen Häusern zusammenzufassen, wurden die Juden aus Lechenich im Sommer 1941 in „Judenhäuser“ in Friesheim und Gymnich eingewiesen. Am 20. Januar 1942 beschloss die Regierung auf der „Wannseekonferenz“ die Vernichtung der Juden. Anfang Juli 1942 informierte die „Bezirksstelle Rheinland der Reichsvereinigung der Juden in Deutschland“ die noch in Friesheim und Gymnich lebenden Juden über den bevorstehenden Abtransport. Sie wurden von Friesheim und Gymnich nach Köln gebracht und von Köln in Konzentrationslager im Osten, nach Riga, Lodz, Minsk oder Theresienstadt deportiert, und in das Vernichtungslager Ausschwitz gebracht.

Friedhöfe

Der alte jüdische Friedhof am Weltersmühlenweg wurde 1892 aufgegeben. Ein neuer Friedhof am Römerhofweg wurde 1842 eröffnet. 1940 fand hier die letzte jüdische Beerdigung statt. 1942 hatte ein Gärtner den neben seiner Gärtnerei gelegenen Friedhof gekauft und dort Gemüse angebaut. 1947 wurde der Friedhof nach einer Bestimmung der britischen Militärregierung, dass jüdische Friedhöfe ohne Kostenerstattung an die jüdischen Gemeinden zurückgegeben werden müssten, an die jüdische Gemeinde Köln abgegeben.

Gedenken

An der früheren jüdischen Schule ist 1983 eine Gedenktafel angebracht worden mit Hinweis auf die zerstörte Synagoge. Am früheren Haus der Familie Baum ist 2005 eine Gedenktafel angebracht worden.

Vor den ehemaligen Häusern ermordeter Juden sind „Stolpersteine“ gesetzt worden. Die kleinen quadratischen Messingplatten, die in den Bürgersteig eingelassen worden sind, sollen an das Schicksal der Menschen erinnern, die hier gewohnt haben und in den Vernichtungslagern ermordet worden sind. Weitere sollen 2008 folgen.

Verwendete Quellen

  • Heidi und Cornelius Bormann, Heimat an der Erft. Die Landjuden in den Synagogengemeinden Gymnich, Friesheim und Lechenich. Erftstadt 1993.
  • Karl Stommel, Die Juden in den Orten der heutigen Stadt Erftstadt. Erftstadt 1983.
  • Gedenkbuch des Bundesarchivs. Opfer der Verfolgung der Juden unter der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft in Deutschland 1933-1945. 2. erweiterte Auflage. Koblenz 2006 im ElDe-Haus in Köln.