Türkischer Befreiungskrieg
Der türkische nationale Befreiungskrieg beschreibt den Kampf der türkischen Nation von 1919 bis 1923 unter der Führung von Mustafa Kemal gegen die europäischen Besatzungsmächte Griechenland, Frankreich, Italien und Großbritannien. Er richtete sich aber auch gegen die Gründung eines armenischen Staates und ein autonomes kurdisches Gebiet auf dem Gebiet der heutigen Türkei. Der Kampf hatte die Gründung eines souveränen und selbstbestimmtes türkischen Staates ohne politische, rechtliche und wirtschaftliche Bevormundung durch andere Staaten zum Ziel.
Mustafa Kemal
Mustafa Kemal trat am 11. Januar 1905 als Hauptmann der Osmanischen Armee bei und Kämpfte im Ersten Weltkrieg fast an allen Fronten.
<Dardenellen Schlacht>
Situation
- Erster Weltkrieg (Rolle der Entente-Mächte)
- grieschiche Bevölkerung; Megali Idea: griechischer Befreiungskrieg
- armenische Bevölkerung
Die Anfänge des Widerstandes
Am 30. Oktober 1918 unterzeichnete das Reich mit den Siegermächten das Waffenstillstandsabkommen von Mudros. Nach dem Krieg und der Kapitulations- Erklärung des Osmanischen Reiches, organisierte Mustafa Kemal den Widerstand gegen die Besatzungsmächte. Mit der Veröffentlichung des Rundschreibens in Amasya („Die Unabhängigkeit des Volkes wird durch die Entschlossenheit und Entscheidung des Volkes wiedergewonnen“) berief er den Sivas-Kongress ein. Am 22. Juni 1919 rief Mustaf Kemal von Amasya aus zum nationalen Widerstand auf. Auf den Kongressen in Erzurum (23. Juli bis 7. August 1919) und Sivas (4. bis 11. September 1919) wurden Strategien zur Befreiung des Vaterlandes in einem Nationalpakt festgelegt und die Unteilbarkeit des Gebietes das zum Größtenteils von Türken bewohnt wird beschlossen. Darüber hinaus wurde der Friedensvertrag von Sèvres vollständig abgelehnt.
Am 16. März 1920 besetzte Großbritannien Istanbul und schloss das Osmanische Parlament. Am 23. April 1920 trat, die neugewählte Große Nationalversammlung (Türkiye Büyük Millet Meclisi (TBMM)), in Ankara zusammen. Das Parlament (TBMM) wählte Mustafa Kemal am selben Tag zu ihrem Parlamentspräsidenten und zum Regierungsvorsitzenden.
Am 12. August 1920 unterzeichnete die Hohe Pforte den Vertrag von Sèvres. Mit diesem Vertrag stimmte sie der weitgehenden Zergliederung der heutigen Türkei zu. Griechenland wurde die damals vorwiegend griechische Stadt Smyrna (heute İzmir) und weite - ebenfalls teilweise griechisch besiedelte - Teile Westanatoliens zugesprochen. Die Region um Antalya sollte an die Italiener gehen und der französische Besitz sollte die Region Kilikien umfassen. Auf den östlichen Landesteilen der heutigen Türkei, mit den Städten Kars, Ardahan und Erzurum, sollte ein armenischer Staat entstehen. Südlich davon und östlich des Euphrat wurde den Kurden eine autonome Region zugesprochen. Die Türkei sollte lediglich ein Gebiet um Ankara in Zentralanatolien umfassen der zudem unter fremder finanzieller und militärischer Kontrolle bleiben sollte.
- Zone 1: Meerengen Zone (unter der Verwaltung von Großbritanien und Frankreich)
- Zone 2: Grieschiche Zone
- Zone 3: Italienische Zone
- Zone 4: Französiche Zone
- Zone 5: Armenischer Staat
- Zone 6: Englische Zone
Besetzte Städte (u.a.):
Der Befreiungskrieg
Der Krieg gegen die Besatzer wurde zunächst durch Milizkräfte der Kuvâ-yi Milliye durchgeführt. Diese Streitkräfte vereinten sich mit der geordneten türkischen Armee die auf einen Beschluss der Grossen Türkischen Nationalversammlung gegründet wurde.
Die Ostfront
Um zu verhindern das ein Armenischer Staat in Ostanatolien entsteht stieß Kazim Karabekir mit seinen Einheiten Richtung Kaukasus vor. Die Städte Sivas, Erzurum, Kars und Ardahan wurden erobert. Nach den siegen wurde am 18. November 1920 ein Waffenstillstandsabkommen geschlossen. In einem weiteren Abkommen mit der Sowjetunion erreichte das türkische Parlament die Anerkennung der Ostgrenzen. Dieses Abkommen von Gümrü am 2. Dezember 1920 war nicht nur wichtig weil so der Friede an der Ostfront gewährleistet wurde sondern auch weil die Regierung in Ankara zum ersten Mal als Vertragspartner von einer ausländischen Regierung anerkannt wurde.
Die Westfront
1917 erklärte Griechenland den Mittelmächten den Krieg. Nach Beendigung des Ersten Weltkrieg erhielt Griechenland im Friedensvertrag von Sèvres (1920) Ost-Thrakien (damit verlief ihre nordöstliche Grenze wenige Kilometer entfernt von Istanbul) und ein großes Gebiet der kleinasiatischen Küste um Izmir vom Osmanischen Reich.
Schon vor dem unterschreiben des Friedensvertrag von Sèvres besetzten, am 15. Mai 1919, griechische Truppen Izmir, große Gebiete im Ägäischen Raum und Teile von Ost-Thrakien. 1921 begann das griechesche Militär mit einer Großoffensive in Anatolien und stieß mit seiner Armee bis vor Ankara vor. Ismet Inönü gelang es jedoch in den beiden Schlachten von Januar und April 1921, den griechischen Vorstoß aufzuhalten.
Ein entscheidender Sieg errang die türkische Armee August 1921 in der Schlacht von Sakarya und fügte den griechischen Truppen eine schwere Niederlage zu. Nach diesem Sieg zogen sich die französischen Truppen aus der Türkei zurück und gaben 1921, mit dem unterzeichnen der Franklin-Boullon-Abkommen, ihre Gebietsansprüche gegenüber der Türkei auf.
In der offensive von August 1922 wurden die griechischen Truppen vernichtend geschlagen. Am 9. September 1922 marschierten türkische Einheiten in Izmir ein. Der Krieg endete am 9. September 1922 mit der Einnahme und Niederbrennen der damals vornehmlich griechisch besiedelten Großstadt Symrna (heute İzmir) durch türkische Truppen. Am 11. Oktober 1922 schlossen die Besatzungsmächte, ohne die Beteiligung der Regierung des Sultans Mehmed VI., das Waffenstillstandsabkommen von Mudanya. Damit ging auch Istanbul in den türkischen Besitz zurück.
Folgen des Krieges
Nach dem Sieg der Türkei musste die griechische Armee sich vollständig aus Anatolien und Ost-Thrakien zurück ziehen. Mit ihr verliessen ca. 1 Mio. alt eingesessene griechen als Flüchtlinge und Vertriebende die Türkei. Damit endete, fast vollständig, die mehr als 2500-jährige griechische Besiedlung anatoliens. Im Vertrag von Lausanne wurden am 24. Juli 1923 die Bestimmungen aus dem Vertrags von Sèvres revidiert und so der Verlust großer Teile der heutigen Türkei verhindert und die neuen Grenzen völkerreichtlich anerkannt. Der Vertrag sanktionierte die Vertreibung der Griechen und legte die Zwangsumsiedlung von fast einer halben Million Moslems aus Griechenland in die Türkei fest.
Nach dem alle ausländischen Kräfte aus Anatolien vertrieben wurden rief Mustafa Kemal am 29. Oktober 1923 die Republik aus. Später erhielt er den Beinamen Atatürk („Vater aller Türken“) und war der erste Präsident der Republik. Durch den Vertrag von Montreux, vom 20. Juli 1936, bekam die Türkei die volle Souveränität über die Meerengen zurück. Im gleichen Jahr wurde Hatay der Türkei angegliedert.
siehe auch: Kleinasiatische Katastrophe