Der Zeppelin NT (Zeppelin neuer Technologie) ist ein Luftschiff-Typ, der seit den 1990er Jahren in Friedrichshafen gebaut wird. Die Luftschiffe des NT-Typs sind die größten aktiven Luftschiffe und die einzigen mit einem inneren Gerüst.
Der neu gegründete Hersteller Zeppelin Luftschiffbau GmbH (ZLG)ist Teil des Zeppelin-Konzerns und möchte die Tradition der unter dem Namen von Ferdinand Graf von Zeppelin gegründeten Gesellschaften, die im ersten Drittel des 20. Jahrhunderts die weltberühmten Zeppelin-Starrluftschiffe konstruierten und betrieben, fortsetzen. Von den drei bis 2004 gebauten Schiffen wurde eines bereits an einen japanischen Betreiber verkauft.

Einsatzgebiet
Seit August 2001 bietet die Deutsche Zeppelin Reederei (DZR) Rundflüge mit den Zeppelin NT-Luftschiffen an. Die Hüllen werden dabei als Werbefläche vermarktet. Die Schiffe können auch für ganze Werbekampagnen gemietet und gestaltet werden. Dies stellt ihre die Hauptverwendung dar.
Sie werden ebenfalls als Beobachtungsplattform für für die Bild- und Fernsehmedien beispielsweise bei Großereignissen eingesetzt. Durch die lange mögliche Einsatzdauer und den vibrationsarmem Flug sind die Schiffe auch für Forschungsmissionen, etwa Umweltbeobachtungen, Troposphärenforschung oder die Erkundung von Bodenschätzen gut geeignet.
So unternahm der Zeppelin NT während des Oktoberfestes 2002 Messversuche über München, die vom DLR und der ESA zur Entwicklung des europäischen Navigationssystems Galileo durchgeführt wurden. Damit trat er in die Fußstapfen von LZ 126 und LZ 130, der bereits in den 1920er und 30er Jahren Funk- und Funkpeilversuche, damals teilweise für militärische Zwecke, über dem Atlantik, Deutschland und der Nordsee durchführten. Im Sommer 2004 führte ein Zeppelin NT bei Rundflügen über dem Bodensee eine nach unten gerichtete Kamera mit, die Bilder zur Langzeitbeobachtung der Uferzone durch das Seenforschungsinstitut lieferten.
Vergleich mit den historischen Zeppelinen
Es gibt mehrere wichtige Unterschiede zwischen dem Zeppelin NT und Zeppelinen vor 1940:
- Der Zeppelin NT dient vorwiegend für touristische Rundflüge und als Werbeträger. Eine Verwendung als Verkehrsluftschiff im Liniendienst oder Militärluftschiff ist derzeit (Stand 2004) nicht vorgesehen.
- Die bisher gebauten Luftschiffe vom Typ Zeppelin NT sind mit 75 m Länge und einem Hüllenvolumen von 8225 m³ deutlich kleiner als die alten Zeppeline, die Reichweite ist zudem mit "nur" 900 km deutlich geringer.
- Als Traggas kommt statt des entzündlichen Wasserstoffs ausschließlich das mittlerweile problemlos verfügbare und auch bei allen anderen aktuellen Luftschiffen eingesetzte Helium zum Einsatz. Das Edelgas ist unbrennbar, jedoch im Vergleich zum Wasserstoff etwas schwerer und teurer.
- Anders als seine Vorgänger ist der Zeppelin NT kein Starrluftschiff, sondern ein halbstarres Luftschiff.
- Die Heliumfüllung erzeugt bei vollen Treibstofftanks nicht genug statischen Auftrieb, um das Schiff allein in der Luft zu halten. Die fehlende Auftriebskraft wird durch die Motoren erzeugt (dynamischer Auftrieb).
- Da er auf Motorleistung angewiesen ist, um sich in der Luft zu halten, fliegt der Zeppelin NT, während Luftfahrzeuge, die ohne dynamischen Auftrieb aufsteigen (wie Ballone, die historischen Zeppeline oder andere Luftschiffe), fahren.
Geschichte
Die Ära der historischen Zeppeline endete 1940, nachdem die beiden letzten Starrluftschiffe LZ 127 "Graf Zeppelin" und LZ 130 "Graf Zeppelin II" auf Befehl der Reichsführung verschrottet und deren Hallen in Frankfurt zerstört worden waren.
Erst 1989 wurden die ersten offiziellen Studien, die die Machbarkeit für einen neuen Zeppelin aufzeigen sollten, angefertigt. Am Ende des folgenden Jahres zeigte eine Marktstudie ein Absatzpotenzial von damals bis zu 80 Zeppelinen. Daraufhin wurde im September 1993 die Zeppelin Luftschifftechnik GmbH & Co. KG (ZLG) als Tochterunternehmen des Zeppelin-Konzerns gegründet. Sie begann 1995 mit dem Bau des ersten Zeppelin NT.
Der Jungfernflug des Prototypen fand am 18. September 1997 statt. Im Juli 2000 wurde dieses Erste Schiff mit der internen Bezeichnung SN 01 anlässlich des einhundertsten Jahrestages des ersten Zeppelinauftstiegs auf den Namen D-LZFN "Friedrichshafen" getauft. Im Jahr darauf am 26. April 2001 später erhielt der Zeppelin NT nach knapp 1.000 Flugstunden und 3.600 Flugkilometern anläßlich der Luftfahrtmesse „AERO 2001“ in Friedrichshafen die Musterzulassung vom Luftfahrt-Bundesamt. Gleichzeitig wurde die Zeppelin Luftschifftechnik GmbH als Luftfahrt-Herstellbetrieb zertifiziert. In diesem Jahr begann auch die Serienfertigung und der kommerzielle Betrieb der Luftschiffe.
Das erste Serienluftschiff (SN 02) wurde am 10. August 2001 auf den Namen D-LZZR Bodensee getauft und nahm am 15. August den Passagierflugbetrieb auf. Dazu war bereits im Januar die Deutsche Zeppelin-Reederei GmbH (DZR) als Tochterunternehmen der ZLG gegründet worden. Sie betreibt die Luftschiffe ähnlich einer Fluggesellschaft. Daneben vermarktet sie auch die Werbefläche auf der Hülle und bildet neue Piloten aus. Den gleichen Fimennamen trug bereits eine Betreibergesellschaft von Zeppelinen vor dem Zweiten Weltkrieg (Siehe auch DELAG).
Am 8. Februar 2003 startete das zweite Serienluftschiff (SN03) zu seinem Erstflug. Es trägt die Kennung D-LZZF. Im Mai des Jahres erhielt der Zeppelin NT die Zulassung für Nachtflüge unter Sichtflugregelung (VFR).
Bis Jahresende 2001 wurden mit den beiden ersten Schiffen bereits 3.222 Passagiere befördert. Bis November 2003 waren es bereits rund 30.000.
Der "Friedrichshafen" dient vor allem für die Pilotenausbildung, Sonderflüge und als "Vorführmodell", während alle weiteren Schiffe kommerziell eingesetzt werden.
Am 2. März 2004 wurde erstmals ein Zeppelin NT verkauft. Gleichzeitig begann die Ausbildung der zukünftigen Piloten, nachdem die Deutsche Zeppelinreederei als erstes Unternehmen weltweit die Zulassung als Luftschiffflugschule erhalten hatte. SN 02 D-LZZR "Bodensee" wurde am 12. April 2004 an die japanische Nippon Airship Corporation übergeben. Dabei waren mehr als 300 Gäste anwesend. Der Verkaufspreis betrug etwa sieben Millionen Euro. Der Schiffsname wurde von "Bodense" in JA101Z "Yokoso! Japan" geändert.
Das Luftschiff startete am 4. Juli 2004 nach zweitägiger Verspätung durch schlechtes Wetter zur Überführung nach Japan. Es sollte dabei der Weltfahrt-Route folgen, die LZ 127 "Graf Zeppelin" bereits 1929 während seiner Weltumrundung genommen hatte, mußte jedoch Ende September nach mehrmonatiger Wartezeit in Nordeuropa nach Friedrichshafen zurückkehren. Die Russischen Behörden hatten die Überfluggenehmigung verzögert und mit Auflagen versehen, die eine Durchführung der Fahrt zu risikorreich erschienen ließ. Danach wurde die Überführung per Seetransport geplant (Stand November 2004). Das Luftschiff soll in Japan vor allem für Rund- und Werbeflüge genutzt werden.
Im Mai 2004 startete ein Zeppelin NT zu einer Osteuropatour für ein neues BMW-Modell. Sie führte unter anderem in die Slowakei, Rumänien, Kroatien, in Slowenien, Türkei, Bulgarien und die Ukraine.
Es wurden auch wieder einige Postflüge durchgeführt, deren Sonderstempel bei Sammlern heute wie auch schon bei den historischen Zeppelinen sehr begehrt sind.
Technik
Der Zeppelin NT kombiniert die Leichter-als-Luft- und Schwerer-als-Luft-Technik, in dem er den fehlenden Auftrieb durch Motorkraft erzeugt. In der Regel startet er mit etwa 300 kg "Übergewicht". Das Abwerfen von Ballast entfällt.
Bei leichter Beladung und teilentleerten Treibstofftanks kann der statische Auftrieb größer als das Gewicht des Schiffes werden. Wegen der Verwendung der Motorkraft zum Auftriebsausgleich und des geringen Betrages der Auftriebsänderung muss jedoch meist kein teures Helium aus der Hülle entlassen werden.
Flugleistungen
Der Zeppelin NT erreicht theoretisch Geschwindigkeiten bis zu 125 km/h, fliegt üblicherweise in einer Höhe von etwa 300 m und kann auf maximal 2600 steigen. Er hat eine Reichweite von etwa 900 Kilometern. Start und Landung können senkrecht und mit geringem Personaleinsatz (3 Mann) erfolgen.
Die für Touristenflüge übliche Geschwindigkeit von etwa 70 km/h kann allein durch den Einsatz des Heckmotors erreicht werden.
Das derzeitige (Stand 2004) maximale Startgewicht beträgt 10.690 kg, bei einer Zuladung von 1900 kg.
Tragstruktur
Der Zeppelin NT verfügt innerhalb der Hülle auf der gesamten Länge des Schiffes über eine Kohlenstofffaser-Dreiecksträgerstruktur mit drei Aluminium-Längsträgern, an der Triebwerke, Gondel und Leitwerk befestigt sind. Die Tragstruktur wiegt nur etwa 1000 kg und ist zusätzlich durch Aramid-Seile verspannt.
Hülle
Die Hülle bildet auch gleichzeitig die Gaszelle. Bei den historischen Zeppelinen waren sie getrennt. Sie besteht aus einem dreischichtigen Laminat. Die erste Schicht aus Tedlar (PVF) ist gasdicht, während die zweite Schicht aus Polyestergewebe der Hülle die notwendige Festigkeit verleiht. Die dritte Schicht besteht aus Polyurethan, ist thermisch schweissbar und dient zum Verbinden der einzelnen Hüllen-Laminat-Bahnen. Zum Erhalt der äußeren Form steht die Hülle unter einem leichten Überdruck des Traggases von etwa 5 mbar. Dieser Überdruck wird wie bei Prallluftschiffen durch Ballonetts mit einem Gesamtvolumen von 2200 m³ konstant gehalten.
Die Hülle wurde bzw. wird von ILC Dover, einem US-amerikanischen Unternehmen, entwickelt und gefertigt.
Trotz der Tedlar-Schicht diffundiert immer noch ein geringer Anteil Helium durch den Hüllenstoff. Die Klebefolien, mit denen die Schiffe farblich gestaltet werden, und die je nach Wunsch des Werbe-Kunden aufgebracht werden sind perforiert, um Blasenbildung unter den Folien und deren Ablösung zu verhindern. Die Werbung kann auch in Form großer Banner an der Hülle angebracht werden.
Antrieb und Steuerung
Mit seinen drei Propellermotoren vom Typ Textron Lycoming IO-360 mit einer Leistung von je 147 kW (200 PS) verfügt der Zeppelin NT über sehr gute Manövriereigenschaften. Die Motoren sind nicht mehr wie bei früheren Zeppelinen umsteuerbar (vorwärts- und rückwärtslaufend), sondern verfügen über Verstellpropeller zur Schubregelung und -umkehr.
Die beiden seitlichen Motoren sind mit Zugpropellern ausgerüstet und um 120° von der Horizontalen nach oben bzw. leicht nach hinten schwenkbar. Der Heckmotor arbeitet mit einem Druckpropeller und ist um 90° nach unten schwenkbar. Zusätzlich verfügt er über einen seitlich wirkenden Lenkpropeller, der ähnlich einem Querstrahlruder bei Schiffen funktioniert.
Das Heckleitwerk besteht nur noch aus 3 Flossen. Neben der Gewichtsersparnis kann der Ausfall einer Flosse mit den beiden anderen kompensiert werden.
Der Pilot steuert den Zeppelin NT über Fly-by-Wire-Technik mit einem "Joystick", der Bewegungen in allen drei Raumrichtungen ermöglicht.
Rekorde
Der Zeppelin NT ist das größte im Betrieb befindliche Luftschiff der Welt (Stand 11/2004). Am 27. Oktober 2004 stellte der amerikanische Milliardär und Abenteurer Steve Fossett, nachdem er im Herbst 2004 als 14. Pilot die Lizenz zum Führen eines Zeppelin NT erworben hatte, mit dem ersten gebauten Schiff D-LZFN "Friedrichshafen" einen neuen Geschwindgkeitsweltrekord für unstarre Luftschiffe auf. Er durchflog eine 1000-m-Messstrecke in beider Richtungen mit einer Durchschnittsgeschwindigkeit von 111,8 km/h. Der Rekord ist (Stand 09.11.04) noch nicht von der FAI anerkannt. Der alte Rekord vom 19. Januar 2000 lag bei 92,8 km/h.
Siehe auch
Literatur
- Rolf Zimmermann: Aufsteigen mit dem neuen Zeppelin NT, Stadler, Juni 2003, ISBN 3797704887
Weblinks
- Zeppelin Luftschifftechnik GmbH -- Die Herstellerfirma
- Deutsche Zeppelin Reederei -- Sie bietet u.a. Rundflüge mit dem Zeppelin NT an.
- Luftschiffseiten.de -- viele Bilder und aktuelle Informationen