Bahnengolf stellt eine kleinere Variante des Golfsports dar. Sie wird nicht auf großen Rasenplätzen, sondern auf befestigten Bahnen gespielt und entspricht im Prinzip dem letzten Schlag auf dem Golfgreen, mit dem der Ball ins Zielloch eingeputtet wird. Identisch ist das Ziel des Spiels, nämlich den Ball jeweils mit möglichst wenigen Schlägen ins Loch zu bewegen. Obwohl Bahnengolf die offizielle Sammelbezeichnung für die genormten Bahnensysteme Minigolf, Miniaturgolf, Cobigolf, Sterngolf und Filzgolf darstellt, hat sich umgangssprachlich die Bezeichnung Minigolf für alle Systeme festgesetzt. Bahnengolf gehört als Geschicklichkeitsspiel zu den Präzisionssportarten. Es ist eine sehr technisch orientierte Sportart, bei der außer Erfahrung und Training auch die Qualität der Ausrüstung großen Einfluss auf das Ergebnis hat.
Geschichte
Der Bahnengolf-Sport entwickelte sich aus dem Golfsport, der seine Anfänge im 15. Jahrhundert hat. Von dort übernahm es die Schlussphase an jeder Bahn, das Einputten über die letzten Meter, und variierte diesen Schlag mit verschiedenen Hindernissen zwischen Abschlagpunkt und Loch. Daher gibt es für Bahnengolf nur einen Schlägertyp, aber zahlreiche Bälle mit unterschiedlichen Laufeigenschaften.
Phantasiebahnen mit den verschiedensten Hindernisaufbauten kamen ab den 1920er Jahren in England und den USA auf. Als Pistengolf, Putt-Putt-Golf, Kleingolf, Minigolf usw. erfreuten sie sich zunehmender Beliebtheit als preiswertes Freizeitvergnügen. Zunächst nur in der Nähe von echten Golf-Plätzen zu Übungszwecken entstanden, verbreiteten sich diese Anlagen langsam auch in anderen Gegenden. Die ersten Anlagen unterschieden sich sowohl im Untergrund, auf dem gespielt wurde, als auch in den Hindernissen sehr stark. Dies war einer weiten Verbreitung eher abträglich. Ab 1951 entwickelte der Schweizer Paul Bongni eine normierte Variante des Bahnengolfs, die er patentrechtlich schützen ließ und Minigolf nannte. Die erste Minigolfanlage wurde 1954 in Locarno errichtet, als zweites Standardsystem Miniaturgolf mit der ersten Anlage 1956 in Planten un Blomen in Hamburg. Durch die Standardisierung sollte es theoretisch möglich sein, jede Bahn mit einem As, d.h. einem einzigen Schlag zu bewältigen. Beim Minigolf sind alle 18 Bahnen in Gestaltung und Reihenfolge festgelegt, eine Miniaturgolfanlage besteht aus 18 Bahnen in beliebiger Reihenfolge aus einer Auswahl aus 25 genormten Bahnen, nur die Bahnen 'Blitz' und 'Rechter Winkel' müssen vorhanden sein. Ab 1960 kam Cobigolf mit seinen typischen zu durchspielenden Törchen zwischen Abschlag und Ziel als Bahnensystem hinzu, 1963 Sterngolf mit dem namensgebenden sternförmigen Endkreis der letzten Bahn und in den 1990er Jahren schließlich Filzgolf aus dem skandinavischen Raum mit Filzuntergrund, Holzbanden und achteckigem Endkreis.
Bahnengolf hat für die Betreiber den Vorteil, nicht so viel Fläche wie ein richtiger Golfplatz zu verbrauchen; für die Spieler, theoretisch mit einem Schläger und einem (Universal-)Ball auszukommen. Diese Grundausrüstung entleiht der Platzbetreiber gegen Gebühr. Auch die ersten Meisterschaften in Deutschland wurden mit einem einzigen Golfball ausgetragen, ehe Vereinsspieler begannen, mit vorhandenen Bällen aller Art zu experimentieren und diese zu bearbeiten, um ihre Laufeigenschaften zu verändern und das Spielergebnis zu verbessern. Schließlich wurden Bälle mit gewünschten Eigenschaften in kleineren Serien hergestellt, zunächst im privaten Kreis, seit etwa 1970 zunehmend von kommerziellen Anbietern. Aufbauende Vereinsarbeit, professionelles Training und Verbesserung des Schläger- und Ballmaterials führten schon Ende der 1970er Jahre zu einer Revolution in den Ergebnissen. In dieser Zeit wurde die theoretisch mögliche Bestleistung, eine Runde mit 18 Schlägen, auch praktisch verwirklicht. Mittlerweile stützt sich Bahnengolf neben seiner fortdauernden Beliebtheit als Freizeitvergnügen (geschätzt 15 Millionen Besucher pro Jahr auf deutschen Anlagen) auf ein solides Fundament aus Vereinen, die in Wettkämpfen von Regional- bis Weltmeisterebene gegeneinander antreten.
Profi-Bahnengolfer bringen als Ausrüstung einige Spezialschläger und mehrere hundert Bälle auf den Platz, um für verschiedene Bespielungsvarianten einer Bahn, Temperaturschwankungen, Nässe, unterschiedliche Untergründe (Eternit, Beton, Filz) und die kleinen Abweichungen, die bei aller Normierung zwischen zwei Anlagen bestehen bleiben, den einen Ball mit der optimalen Aschance herauszufinden. Minigolf und Miniaturgolf unterscheiden sich nicht nur im Material der Spielfläche und in den Hindernisaufbauten, die Betonbahnen des Minigolf sind auch länger (12 m bei 125 cm Breite), was ebenfalls andere Spieltechniken und Bälle erfordert als bei den kürzeren Miniaturgolfbahnen aus Eternitplatten (6,25 m, 90 cm breit), die obendrein nicht betreten werden dürfen. Diese beiden sind bis heute die verbreitetsten unter den standardisierten Bahnensystemen; Mathias Kaiser schätzte 1980 die Zahl der genormten Bahnengolfanlagen weltweit auf über 5000, wovon Minigolf und Miniaturgolf etwa 90% stellen. Miniaturgolf liegt dabei vorn, weil preisgünstiger in der Herstellung und sparsamer im Platzverbrauch.
Bahnengolfsysteme
Minigolfsystem Beton
Minigolf hat 12 m lange und 1,25 m breite genormte Betonbahnen (außer der ca. 25 m langen Weitschlag-Piste), die einschließlich Hindernissen in vorgeschriebener Reihenfolge angelegt sein müssen. Die Abschlagmarkierung auf Minigolfbahnen ist immer ein Kreis mit einem Durchmesser von 30 cm in der Mitte der Banden am Bahnanfang. Der Mittelpunkt hat einen Abstand von 40 cm vom Bahnanfang und ist durch eine kreisförmige Markierung mit einem Durchmesser von maximal 8 cm gekennzeichnet. Die Bahnbegrenzung bilden Flacheisen- bzw. Rohrbanden. Die Hindernisse sind Aufbauten aus Beton oder Naturstein.
Minigolfsystem Eternit (Miniaturgolf)
Minigolf/Eternit hat 6,25 m lange und 0,90 m breite genormte Bahnen. Diese bestehen aus Zementplatten (Eternit), die in Eisenwinkelrahmen verlegt sind. Es gibt insgesamt 25 genormte Minigolfbahnen mit oder ohne Hindernissaufbauten. Abschlag ist immer das gesamt Abschlagsfeld. Von den Banden darf ein liegengebliebener Ball 20 cm abgelegt werden, vom Hindernis 30 cm.
Cobigolf
Cobigolf dürfte wohl den wenigsten bekannt sein, da es recht selten ist. Es gibt zwei verschiedene Arten von Cobigolf: Großcobigolf und Kleincobigolf. Auf beiden Arten muss der Spieler den Ball erst durch ein oder zwei Törchen spielen, bevor er eingelocht werden kann. Unter Groß-Cobi versteht man Betonbahnen mit den gleichen Ausmaßen wie beim Minigolf. Auch hier gibt es einen Weitschlag – manchmal auch zwei. Beim Klein-Cobi sind die Bahnen aus Eternitplatten und verfügen über die gleichen Maße wie beim Miniaturgolf. Auch hier gibt’s die berühmten Törchen ähnlich dem Krocket.
Sterngolf
Sterngolf wird ebenfalls auf Betonbahnen gespielt. Sie sind ca. 8 m lang und 1 m breit. Der Endkreis hat einen Durchmesser von 2 Metern. Die Hindernisse sind auf jeder Anlage gleich, nur die Reihenfolge kann jeweils verschieden sein. Die Bahnen werden aus Rohrbanden begrenzt. Die letzte Bahn hat dem System den Namen gegeben. Hier ist der Endkreis in Form eines Sterns angelegt, das Zielloch ist auf einem kleinen Hügel angebracht. Der Spieler darf die Bahn beim Spiel und Anschlag betreten. Normalerweise haben die Bahnen (bis auf wenige Ausnahmen) immer dieselbe Reihenfolge. Allein in Nordrhein-Westfalen gibt es 10 verschiedene Sterngolf-Vereine, jedoch sind diese neben Deutschland auch im angrenzenden Ausland, vor allem in Österreich zu finden.
Filzgolf
Aus dem skandinavischen Raum stammen die Filzbahnsysteme. Eine Filzgolfanlage besteht aus 18 Bahnen die aus 25 genormten Hindernisarten gewählt werden können. Die Länge der Bahn kann zwischen 6 und 18 Meter liegen, die Breite zwischen 80 und 90cm. Der "Zielkreis" ist achteckig und kann eine Breite zwischen 1,60 und 2,40m haben. Die Banden bestehen aus Holz und die Spielfläche ist mit einem teppichartigen Filz belegt. Der Ball wird von einer Abschlagplatte vom Bahnanfang gespielt.
Literatur
- Mathias Kaiser, Das große Bahnengolf Buch, Sport und Freizeit Verlag
- Michael Seiz, Minigolf. Vom Freizeitspaß zum Leistungssport, Minigolf Marketing GmbH Simmern