Hessen

Land der Bundesrepublik Deutschland
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Dieser Artikel befasst sich mit dem Bundesland Hessen, andere Bedeutungen unter Hessen (Begriffsklärung)


Land Hessen
Landesdienstflagge
Landesdienstflagge Hessens
Basisdaten
Landeshauptstadt: Wiesbaden
Fläche: 21.114 km²
Einwohner: 6.093.000 (09/2003)
Bevölkerungsdichte: 288 Einwohner/km²
Staatsform: demokratische und
parlamentarische Republik
Schulden: 5.446 € pro Einwohner (2002)
Schulden gesamt: 33,1 Mrd. € (2002)
ISO 3166-2: DE-HE
Homepage: www.hessen.de
Politik
Ministerpräsident: Roland Koch (CDU)
Regierende Partei: CDU
Sitzverteilung im Landtag
(110 Sitze):
CDU 56
SPD 33
B90/Grüne 12
FDP 9
Letzte Landtagswahl: 2. Februar 2003
nächste Wahl: 2008
Parlamentarische Vertretung
Stimmen im Bundesrat: 5
Karte
Karte Hessen in Deutschland

Hessen ist ein Land der Bundesrepublik Deutschland. Die Landeshauptstadt ist Wiesbaden.


Staatsaufbau

Allgemein

Hessen ist laut seiner Verfassung Glied der deutschen Republik. Die Staatsform ist eine demokratische und parlamentarische Republik. Außerdem bekennt sich Hessen zu Frieden, Freiheit und Völkerverständigung. Der Krieg ist geächtet.

Legislative

Die Legislative wird vom Landtag ausgeübt, soweit sie nicht dem Volke durch Volksentscheid zugedacht ist. Der Landtag besteht aus den vom Volke gewählten Abgeordneten. Das passive Wahlrecht haben alle Stimmberechtigten, die das einundzwanzigste Lebensjahr vollendet haben. Alle Parteien mit mehr als 5 Prozent der Stimmen sind im Landtag vertreten.

Exekutive

Die Exekutive besteht aus der Landesregierung und deren untergestellten Landesverwaltung. Die Landesregierung setzt sich aus dem Ministerpräsidenten und den Ministern zusammen. Der Ministerpräsident bestimmt die Richtlinien der Regierungspolitik und ist dafür dem Landtag verantwortlich. Innerhalb dieser Richtlinien leitet jeder Minister den ihm anvertrauten Geschäftszweig selbständig und unter eigener Verantwortung gegenüber dem Landtage. Der Ministerpräsident vertritt das Land Hessen nach außen. Der Landtag wählt ohne Aussprache den Ministerpräsidenten mit mehr als der Hälfte der gesetzlichen Zahl seiner Mitglieder. Der Ministerpräsident ernennt daraufhin die Minister. Eine Besonderheit ist, dass Angehörige der Häuser, die bis 1918 in Deutschland oder einem anderen Land regiert haben oder in einem anderen Land regieren, nicht Mitglieder der Landesregierung werden können.

Judikative

Die Judikative wird vom Hessischen Staatsgerichtshof und den weiteren Gerichten des Landes ausgeübt. Der Staatsgerichtshof besteht aus elf Mitgliedern, und zwar fünf Richtern und sechs vom Landtag nach den Grundsätzen der Verhältniswahl gewählten Mitgliedern, die nicht dem Landtag angehören dürfen. Der Staatsgerichtshof entscheidet über die Verfassungsmäßigkeit der Gesetze, die Verletzung der Grundrechte, bei Anfechtung des Ergebnisses einer Volksabstimmung, über Verfassungstreitigkeiten sowie in den in der Verfassung und den Gesetzen vorgesehenen Fällen.

Politik

Sitzverteilung Hessischer Landtag (2003)

 

Bei der Landtagswahl am 2. Februar 2003 erhielt die CDU zum ersten Mal in Hessen die absolute Mehrheit im Parlament (56 Sitze). Die nächste Landtagswahl wird voraussichtlich im Frühjahr 2008 stattfinden.
siehe auch: Ergebnisse der Landtagswahlen in Hessen.

Eine Besonderheit der hessischen Verfassung ist die noch immer existente Todesstrafe, welche allerdings nicht vollstreckt wird, da Bundesrecht Landesrecht bricht, und laut Grundgesetz die Todesstrafe abgeschafft ist. Dieser Artikel soll bei einer zukünftigen Reform der Verfassung jedoch entfallen.

Geografie

Gelegen in der Mitte Deutschlands, grenzt Hessen an die Länder Nordrhein-Westfalen, Niedersachsen, Thüringen, Bayern, Baden-Württemberg und Rheinland-Pfalz. Die größten hessischen Städte sind (geordnet nach Einwohnerzahl) Frankfurt am Main, Wiesbaden, Kassel, Darmstadt, Offenbach am Main, Hanau, Marburg an der Lahn, Gießen, Fulda, Rüsselsheim, Wetzlar und Bad Homburg vor der Höhe. Die Landschaft Hessens besteht aus Mittelgebirgen (Taunus, Westerwald, Rhön, Odenwald, Spessart, Knüllgebirge, Vogelsberg), die von den Tälern der Flüsse Rhein (bildet die Grenze zu Rheinland-Pfalz), Main, Neckar, Lahn, Eder und Fulda durchzogen werden. Die größten Ebenen sind das Rhein-Main-Gebiet, die Oberrheinische Tiefebene und die Wetterau. Nach Norden schließen sich die Hessischen Beckenlandschaften an (Amöneburger Becken, Fritzlar/Waberner Becken und Kasseler Becken).

Der größte Teil der hessischen Bevölkerung lebt im südlichen Landesteil entlang der Gebiete um die Flüsse Rhein und Main (siehe auch Rhein-Main-Gebiet).

Verwaltungsgliederung

Regierungsbezirke

Hessen ist verwaltungsmäßig unterteilt in die drei Regierungsbezirke Darmstadt, Gießen und Kassel, diese wiederum in 21 Landkreise und 5 kreisfreie Städte.

Landkreise

 

Regierungsbezirk

Darmstadt

Regierungsbezirk

Gießen

Regierungsbezirk

Kassel

  1. Bergstraße (HP)
  2. Darmstadt-Dieburg (DA)
  3. Groß-Gerau (GG)
  4. Hochtaunuskreis (HG)
  5. Main-Kinzig-Kreis (HU)
  6. Main-Taunus-Kreis (MTK)
  7. Odenwaldkreis (ERB)
  8. Offenbach (OF)
  9. Rheingau-Taunus-Kreis (RÜD)
  10. Wetteraukreis (FB)

  1. Gießen (GI)
  2. Lahn-Dill-Kreis (LDK)
  3. Limburg-Weilburg (LM)
  4. Marburg-Biedenkopf (MR)
  5. Vogelsbergkreis (VB)
  1. Fulda (FD)
  2. Hersfeld-Rotenburg (HEF)
  3. Kassel (KS)
  4. Schwalm-Eder-Kreis (HR)
  5. Werra-Meißner-Kreis (ESW)
  6. Waldeck-Frankenberg (KB)

Kreisfreie Städte

Städte und Gemeinden

Siehe: Liste der Orte in Hessen

Regionen

Wirtschaft

Das Rhein-Main-Gebiet in Südhessen besitzt nach dem Ruhrgebiet die größte Industriedichte in Deutschland. Hier sind chemisch-pharmazeutische Industrie, Maschinen- und Fahrzeugbau und, vor allem in Frankfurt am Main, Dienstleistungsunternehmen ansässig. Offenbach ist bekannt für seine Lederindustrie, Hanau als Standort der Materialforschung und -verarbeitung, Rüsselsheim als Standort der Automobilindustrie.

Etwa 1/3 der hessischen Fläche wird landwirtschaftlich genutzt.

Die größten Arbeitgeber in Hessen

  1. Deutsche Lufthansa
  2. REWE
  3. Deutsche Bahn AG
  4. Adam Opel AG
  5. Deutsche Bank AG
  6. Siemens AG + Siemens VDO Automotive AG
  7. Volkswagen AG
  8. Fraport AG
  9. Dresdner Bank AG
  10. Commerzbank AG

Geschichte

Antike

Der Name Hessen geht auf die Bevölkerung im historischen Kernraum im Bereich der Flüsse Fulda und Eder (Niederhessen bzw. Nordhessen) zurück, und bezeichnet die hier ansässigen Nachkommen der germanischen Chatten. Die Chatti (lat., sprich [xatən] mit ch wie in ach) sind die Stammväter der Hessen, ihr Versammlungsort war das Thingfeld zwischen Fritzlar und Gudensberg, südlich von Kassel. Chatten (Chatti--> Hatti--> Hassi (um 700)--> Hessi (738)--> Hessen) und Friesen sind die einzigen germanischen Stämme, die sowohl ihren Namen als auch ihr Siedlungsgebiet bis in die Gegenwart erhalten haben. In Teilen des späteren Hessens siedelten ursprünglich Kelten. Um die Zeitenwende zogen viele Kelten fort und die zurückgebliebenen Kelten vermischten sich mit den zuziehenden Germanen. Bis zum Ende des 1. Jahrhunderts wurde das spätere Südhessen dann römisch, während der Norden (Nieder- und Oberhessen) im Einflussbereich der Chatten verblieb. Durch das spätere Hessen verlief der Obergermanische Limes, von dem vor allem im Taunus noch zahlreiche Reste zu sehen sind (Saalburg).

Mittelalter

Im 6. Jahrhundert geriet Hessen unter fränkischen Einfluss. Bonifatius, der "Apostel der Deutschen", missionierte dort und in Thüringen etwa ab 720 und gründete 744 das Kloster Fulda. Um 725 wird seine Geismartat an der Donareiche überliefert. Seit dem 8. Jahrhundert entwickelte sich im späteren südöstlichen Landesteil die Via Regia, die das fränkische Stammesherzogtum um Mainz mit der Königspfalz Frankfurt, der Abtei Fulda sowie dem Handels- und Missionsstützpunkt Erfurt verband.

Durch Erbschaft und Heirat fielen die hessischen Grafschaften im Fulda-Eder-Raum von 1122-1247 unter die Herrschaft der Ludowinger, die ab 1130 auch Landgrafen von Thüringen waren. Nach dem Aussterben der Ludowinger erstritt im hessisch-thüringischen Erbfolgekrieg (1247-1264) die Landgrafentochter Sophie, verheiratete Herzogin von Brabant, für ihren Sohn Heinrich I. von Hessen, auch Heinrich das Kind genannt, wieder die Unabhängigkeit Hessens vom thüringischen Erbe der Ludowinger, welches an die sächsischen Wettiner fiel.

1292 wird die Landgrafschaft Hessen, Hauptstadt Kassel, vom Kaiser als Reichsfürstentum bestätigt.

Renaissance

Philipp der Großmütige machte Hessen in der Reformationszeit zu einer die deutsche Geschichte wesentlich beeinflussende Macht. Zu diesem Zeitpunkt hatte das Territorium Hessen bereits durch Erbschaft, vor allem der Grafschaft Katzenelnbogen, nennenswerte Erweiterungen im Rhein-Main-Raum erfahren.

Nach dem Tod von Philipp I., dem Großmütigen wurde Hessen 1567 nach altertümlichen Erbregeln im so genannten Vierbrüdervergleich in vier Staaten geteilt: Wilhelm IV. erhielt mit Hessen-Kassel die Hälfte des Landes, Ludwig IV. erhielt Hessen-Marburg, Philipp II. Hessen-Rheinfels und Georg I. Hessen-Darmstadt. Hessen-Rheinfels ging 1583 im Erbgang in den Besitz von Hessen-Darmstadt über, Hessen-Marburg fiel 1604 auf gleichem Wege an Hessen-Kassel zurück. 1622 spaltete sich die Landgrafschaft Hessen-Homburg von Hessen-Darmstadt ab.

19. Jahrhundert

1803 erfuhr die Landgrafschaft Hessen-Kassel durch den Reichsdeputationshauptschluss die Aufwertung zum Kurfürstentum Hessen (Kurhessen), Kassel war weiterhin Residenz- und Hauptstadt. 1816 geht das vormalige Fürstbistum Fulda als Großherzogtum Fulda in den kurhessischen Staat ein. Die Landgrafschaft Hessen-Darmstadt wurde 1806 zum Großherzogtum Hessen erhoben.

Im Deutsch-Österreichischen Krieg von 1866 stand der hessische Kurfürst auf der Seite von Österreich. Nach dem Sieg Preußens wurde der Kurfürst verbannt und Preußen verleibte sich das Kurfürstentum ein. 1868 entstand aus dem besetzten Kurfürstentum Hessen, der Landgrafschaft Hessen-Homburg, dem Herzogtum Nassau und der Freien Stadt Frankfurt am Main die preußische Provinz Hessen-Nassau.

20. Jahrhundert

Auch in der Weimarer Republik existierten weiterhin Hessen-Nassau als preußische Provinz und Hessen(-Darmstadt) als Volksstaat Hessen. 1929 wurden der Freistaat Waldeck und 1932 der Kreis Wetzlar aus der Rheinprovinz in die Provinz Hessen-Nassau eingegliedert. 1944 wurde die Provinz Hessen-Nassau in Anlehnung an die Reichsverteidigungsbezirke in die Provinzen Kurhessen und Nassau aufgeteilt.

Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde das Land Hessen auf dem Gebiet der amerikanischen Besatzungszone hergestellt. Die amerikanische Militärregierung vereinigte am 19. September 1945 durch die Proklamation Nr. 2 - zunächst unter dem Namen Großhessen - die ehemaligen preußischen Provinzen Kurhessen und Nassau (mit Ausnahme der Kreise St. Goarshausen, Unterlahn, Ober- und Unterwesterwald, die zur französischen Besatzungszone gehörten) und den Volksstaat Hessen (Hessen-Starkenburg, Oberhessen, Rheinhessen), mit Ausnahme der ebenfalls französisch besetzten Gebiete westlich des Rheins, die Rheinland-Pfalz zugeschlagen wurden.

Die Hessische Verfassung wurde von der Verfassungsberatenden Landesversammlung in Wiesbaden am 29. Oktober 1946 beschlossen, trat am 1. Dezember 1946 durch Volksabstimmung in Kraft und war damit die erste Nachkriegsverfassung Deutschlands. Hauptstadt ist die vormalige nassauische Residenz Wiesbaden. Das Land Hessen galt lange Jahre als besonders fortschrittlich und wegweisend ("Hessen vorn").

Dialekt

Das Hessische (das heißt die nördlichen Dialekte des Rheinfränkischen) gehört zu der mitteldeutschen Dialektgruppe. Diese wird nördlich der Linie Wiesbaden-Aschaffenburg gesprochen und reicht bis einschließlich Siegen und Kassel im Norden. Südlich davon werden die südlichen Dialekte des Rheinfränkischen (Rheinfränkisch i.e.S.) gesprochen. In den Ballungsgebieten allerdings sind Dialekte sehr selten zu hören, es herrscht das Hochdeutsche vor. Das in Rundfunk und Fernsehen häufiger gebrauchte und irreführend als Hessisch bezeichnete Rhein-Main-Deutsch unterscheidet sich grundsätzlich von den Dialekten des historischen hessischen Kernbereiches, wie sie heute zum Teil noch in Nieder-, Ober- oder Osthessen vorkommen. Auch der südhessische Dialekt weist deutlich Unterschiede von der in Radio- und Fernsehen propagierten Mundart auf und wird wie alle hessischen Dialekte heute stark bedrängt.

Literatur

Literatur zur Kunstgeschichte von Hessen:

  • Renate Liebenwein, Stefan Rothe: Die Blauen Bücher, Kaiserpfalz und Wolkenkratzer. Kunst in Hessen. Langewiesche Verlag Königstein i. Ts. 2000, ISBN 3-7845-4612-9

Siehe auch

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