Joel Berger

württembergischer Landesrabbiner, Dozent an der Universität Tübingen
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Joel Berger (*1937 in Budapest) ist Landesrabbiner a.D. des Rabbinats Württemberg und Dozent an der Universität Tübingen.

Leben

Aufgewachsen in Budapest (Ungarn), erlebte er in seiner Kindheit die Verfolgung und den Völkermord an den Juden in der Zeit des Nationalsozialismus mit. Von den Nationalsozialisten wurde er nach Theresienstadt verschleppt, 1944 von dem schwedischen Diplomaten Raoul Wallenberg aus dem dortigen „Internationalen Ghetto“ gerettet.

Nach Kriegsende begann er 1955 ein Studium in Szeged. Aufgrund seiner Beteiligung am Ungarischen Volksaufstand 1956 kam er zunächst eine Zeitlang ins Gefängnis, konnte nach seiner Entlassung jedoch 1957 nach Budapest an das Rabbinerseminar wechseln, sowie zugleich an der Universität in Debrecen Geschichte, Pädagogik und Volkskunde studieren. Nachdem er 1963 das Rabbinerdiplom erlangt hatte, war er zunächst bei verschiedenen ungarischen Verlagen angestellt.

1968 emigrierte er aus dem damaligen Ostblockstaat in den Westen. Er war in der Folge als Rabbiner unter anderem in Göteborg (Schweden), in Düsseldorf, ab 1974 in Bremen und schließlich Ende der 1970er Jahre in Stuttgart tätig. In den 1970er Jahren beteiligte er sich an einem Hungerstreik in der Düsseldorfer Synagoge, um die damalige Regierung der Sowjetunion zu bewegen, die russischen Juden ausreisen zu lassen. Seit 1985 bis zu seiner Pensionierung 2002 war Berger Landesrabbiner für Württemberg, mit Dienstsitz in Stuttgart und zeitweise auch Sprecher der Rabbinerkonferenz Deutschland.

Seit dem Wintersemester 1986/87 hat Berger an der Universität Tübingen einen Lehrauftrag am Ludwig-Uhland-Institut für Empirische Kulturwissenschaft. Er forscht dort über die Geschichte des Judentums und des Antisemitismus, die Stoffe und Formen jüdischer Erzählungen samt ihrer Bezüge zu christlichen Traditionen, sowie über die Kulturgeschichte des jüdischen Volkes. seit 2002 hat er einen Forschungsauftrag im Haus der Geschichte Baden-Württemberg inne.

Er war außerdem von 1974 bis 2003 Mitglied der Rundfunkräte von Radio Bremen, Süddeutschem Rundfunk und Südwestrundfunk (SWR).

Berger ist Mitglied des Schiedsgerichts beim Zentralrat der Juden in Deutschland, sowie Herausgeber der Zeitschrift „UDIM“ der Rabbinerkonferenz.

Ehrungen

Am 4. Mai 1998 verlieh ihm die Fakultät für Sozial- und Verhaltenswissenschaften der Universität Tübingen den Titel Ehrendoktor (Dr. rer. soc. h.c.) für seine Verdienste „um die Wissenschaft in dreierlei Hinsicht: als Erforscher der jüdischen Volkskultur, insbesondere populärer Erzähl- und Lesestoffe, als akademischer Lehrer, der seit zwölf Jahren am Ludwig-Uhland-Institut für Empirische Kulturwissenschaft regelmäßig das jüdische Kulturerbe vermittelt, und schließlich als Repräsentant des Judentums, der jüdische Kultur in die Öffentlichkeit zu tragen weiß.“[1]

2001 wurde er mit der Verdienstmedaille des Landes Baden-Württemberg geehrt.

Einzelnachweise

  1. Pressemitteilung der Universität Tübingen, 29. April 1998 [1]