Vorlage:Infobox Ort in Deutschland
Binau ist eine zum Neckar-Odenwald-Kreis gehörende Gemeinde Baden-Württemberg, Deutschland. Sie gehört zur länderübergreifenden Region Rhein-Neckar.
Geografie
Binau liegt eingebettet in eine langgestreckte Schleife des Neckars zwischen dem Hohen und dem Kleinen Odenwald. Das Gemeindegebiet liegt im Naturpark Neckartal-Odenwald.
Geschichte
Binau wurde im Jahre 769 erstmals urkundlich erwähnt, ist aber sicherlich viel älter. Prähistorische Funde weisen bis in die Bronzezeit zurück. Der Ortsname, dessen Endung "au" auf Naturverhältnisse hinweist, lautete 769 Benenheim oder Bienenheim, 772 Beonanheim, 774 Beninheim, 1536 Buenaw, 1629 Binheimb und im 18. Jahrhundert Neckarbinau. Man ist sich nicht sicher, ob die Bedeutung des Namens von einer mit Weidenruten geflochtenen Fischfangvorrichtung, der Benne oder Binne, oder von der Bienenzucht abstammt. Beide, Fisch und Bienenkörbe sind auf dem "redenden" Wappen der Gemeinde abgebildet.
Seit 1806 gehörte Binau zum Großherzogtum Baden, wo die Gemeinde Teil des Landkreises Mosbach war, bis dieser 1973 im neuen Neckar-Odenwald-Kreis aufging.
Religionen
In Binau bestand eine jüdische Gemeinde bis 1938/40. Nach den Deportationen in der NS-Zeit kamen von den 1933 hier noch lebenden 20 jüdischen Einwohnern mindestens elf ums Leben. Die Entstehung der Gemeinde geht in die Zeit des 17. oder Anfang des 18. Jahrhundert zurück. Die höchste Zahl jüdischer Einwohner wurde um 1839 mit 146 Personen erreicht, mehr als ein Drittel der damaligen Gesamteinwohnerschaft des Ortes. Bis nach 1933 waren eine Metzgerei und ein Manufakturwarengeschäft im Besitz jüdischgläubiger deutscher Familien.
Der jüdische Friedhof der Gemeinde wurde 1851 an der Reichenbucher Strasse (100 m westlich vom allgemeinen Friedhof entfernt) angelegt (Flurstück 972, Fläche 7,74 ar). Er wurde 1944 zum Friedhof des Konzentrationslagers Neckarelz umfunktioniert. Über 200 Tote der Rüstungsfabrikation bei Obrigheim wurden dort von Oktober 1944 bis März 1945 begraben. Heute erinnert auf dem jüdischen Friedhof ein Gedenkstein an die umgekommenen Häftlinge und Zwangsarbeiter aus mehreren Staaten Europas aus dem Lagers Neckarelz und seinen Unterkommandos. Das SS-Hauptquartier dieses Lagers war etwa ein Jahr lang - bis zur Ankunft der Amerikaner - im Binauer Schloss und im HJ-Heim untergebracht.
Politik
Bürgermeister
- um 1966: Ludwig Pfisterer
- ????-2025: Peter Keller
Gemeinderat
Die Kommunalwahl vom 13. Juni 2004 brachte folgendes Ergebnis:
UBW | 37,2% (-0,1) | 4 Sitze (=) |
CDU | 35,1% (+4,1) | 3 Sitze (=) |
SPD | 27,8% (-4,0) | 3 Sitze (=) |
Zusammen mit den Gemeinden Neckargerach, Waldbrunn und Zwingenberg ist Binau Mitglied des Verwaltungsverbandes "Neckargerach-Waldbrunn".
Partnerschaften
Die Gemeinde pflegt eine Partnerschaft mit Lindau im Harz.
Wappen
In geteiltem Schild oben in Blau zwei goldene (gelbe) Bienenkörbe nebeneinander, unten in Silber (Weiß) ein blauer Fisch.
Das Wappen versinnbildlicht mit den Bienenkörben "redend" den Ortsnamen und mit dem Fisch die Lage der Gemeinde am Neckar und die Neckarfischerei. Das Wappen wurde der Gemeinde am 5. November 1957 verliehen.
Wirtschaft und Infrastruktur
Verkehr
Binau liegt an der „Neckartalbahn“ (Heidelberg–Osterburken), die seit 2003 von der S-Bahn RheinNeckar halbstündlich bedient wird. Daneben gibt es Busverbindungen nach Mosbach/Eberbach. Durch die am Ufer verlaufende Bundesstraße ist der Ort vom Fluss getrennt.
Bildungseinrichtungen
Binau verfügt über eine Grundschule. Weiterführende Schulen können in den Nachbarorten besucht werden.
Freizeit- und Sportanlagen
- Campingplatz (Trailer Camp) Binau
- Sportplatz des FC Binau 1927
- Anlage das Schützenvereins Binau
Kultur und Sehenswürdigkeiten
- Burg Dauchstein, im späten Mittelalter unter anderem im Besitz der Herren von Helmstatt
- Alter Ortskern mit Schloss (s. u.) und mittelalterliche Kirche
- Fachwerkhäuser
- Jüdischer Friedhof
Schloss Binau
Das Schloss Binau liegt im Kern des Ortes oberhalb von einem von Mauern umgebenen Garten, der möglicherweise zentral ausgerichtete Parterres bot, nur wenige Meter über dem Neckarpegel. Mitte des 14. Jahrhunderts ist Johann von Helmstat Lehensträger auf der benachbarten Burg.
Im 15. Jahrhundert erwirbt ein Dieter von Collenberg (Bödigheim) die benachbarte Burg Dauchstein und baut das Schloss, einen Vorgängerbau. Das heutige Schloss wurde am selben Platz 1742 erbaut.
Auf dem Schloss lebten bis zum Ende des 19. Jahrhunderts die Ortsherren von Binau, Freiherren und Grafen. Später werden auch Bürgerliche als Besitzer genannt. Im 2. Weltkrieg war das Schloss Sitz der SS-Kommandatur der in der gesamten Region (Asbach, Neckarelz, -gerach, Seckach und Obrigheim) verteilten Außenlager des Konzentrationslagers Natzweiler-Struthof (seit Herbst 1944 bis in die letzten Kriegstage). Es sollten Industriebetriebe hierher in Stollen zur Untertageproduktion verlagert werden (Tarnname Goldfisch GmbH).
Nachdem das Schloss kurzzeitig als Hotelpension genutzt wurde, ist seit 1963 ein Alten- und Pflegeheim darin untergebracht.
Ab 1996 wurde der Innenbereich des Schlosses Stück für Stück renoviert und modernisiert.
Weblinks
- Der jüdische Friedhof der Gemeinde (auch Fotos vom Gedenkstein der Nazi-Opfer der umliegenden Konzentrationslager mit 82 Namen zu Neckarelz und 91 Neckargerach zugeordneten Namen)
- Collenbergsches Schloss Bödigheim- Geschichte der Freiherren Rüdt von Collenberg.