Kalk ist ein rechtsrheinischer Stadtteil innerhalb des gleichnamigen Kölner Stadtbezirks 8. Der im Osten liegende Vorort gehört seit 1910 zur Stadt Köln. Die einst selbstständige Stadt war über ein Jahrhundert industriell geprägt und durchläuft derzeit einen Strukturwandel zum Wohn- und Verwaltungsstandort. Kalk zählt zu den zehn einwohnerstärksten Stadtteilen der Stadt. Der traditionell hohe Ausländeranteil trägt zur Entwicklung einer „multikulturellen Gesellschaft“ bei; durch die erhöhte Migranten- und Arbeitslosenquote gilt Kalk allerdings auch als sozialer Brennpunkt. Das Stadtbild wird heute von Wohnhäusern aus der Gründerzeit, Kriegsbaulücken füllenden Mietshäusern aus den 1950er und 60er Jahren in Schlichtbauweise, einigen Industriedenkmälern, Verwaltungsbauten sowie von großen Industriebrachen geprägt.
![]() Stadtteil 802 von Köln | |
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Fläche | 3,0 km² |
Einwohner | 21.134 (31. Dez. 2005) |
Bevölkerungsdichte | 7045 Einwohner/km² |
Eingemeindung | 1. Apr. 1910 |
Postleitzahl | 51103 |
Vorwahl | 0221 |
Stadtbezirk | Kalk (8) |
Verkehrsanbindung | |
Autobahn | ![]() |
Bundesstraße | ![]() ![]() |
Eisenbahnanschluss | [[Liste Kölner Bahnhöfe#S-Bahnhöfe|Vorlage:Bahn-Linie]] |
Stadtbahnlinien | 1 9 |
Buslinie | 159 |
Quelle: Einwohner 2021. (PDF) Kölner Stadtteilinformationen |
Lage
Der Stadtteil Kalk grenzt im Osten an die Stadtteile Höhenberg und Vingst, im Süden an den Stadtteil Humboldt/Gremberg und im Westen an Deutz und Mülheim und im Norden an Buchforst. [1]
Geschichte
Als Hauptquellen zur Kalker Geschichte wurden die Webseite der Geschichtswerkstatt Kalk [2] und die private Webseite „Mein Kalk“ von Josef König. [3] verwendet.
Namensableitung und Gründung
Der Name Kalk stammt von Kolk (Mittelhochdeutsch: Sumpf). Die Villa Kalka oder Calke, wie es in manchen Urkunden heißt, lag neben einem Sumpfgebiet, das vom Buchenforst bis Bensberg reichte. In einer ersten urkundlichen Erwähnung aus dem 12. Jahrhundert wird für die Villa Kalka das Gründungsjahr 1003 angegeben, die Echtheit dieser Urkunde wird allerdings bezweifelt. [4]
Entwicklung
Der Siedlungskern der Ortschaft Kalk bildete sich rund um die Kalker Höfe, zwischen der heutigen Höfe- und Engelsstraße. Etwas abseits davon befand sich ein Heiligenhäuschen, das die im Jahre 1473 erstmals urkundlich erwähnte handbemalte Holzfigur einer „schmerzhaften Muttergottes“ beherbergte. Der Marienfigur wurden wundertätige Heilkräfte nachgesagt, weshalb viele Gläubige aus dem Umland zu ihr pilgerten. Um die Wallfahrer zu verpflegen, entstanden in diesem Bereich einige Gastwirtschaften. Nach dem Ende der Pest im Jahre 1666 wurde, als Dank für ihren Schutz während dieser schwierigen Zeit, das Heiligenhäuschen zur Muttergotteskapelle erweitert. [5]
In einer alten Chronik wird berichtet, dass die Figur der „schmerzhaften Muttergottes“ im Jahre 1813 von französischen Soldaten geraubt wurde. Allerdings sollen die Kräfte der Soldaten schon nach cirka zwei Kilometern an der Ortsgrenze zu Deutz nachgelassen haben. Bauer Wiemich, der diesen Schwächeanfall beobachtet hatte, soll in Kölsch zu den Soldaten gesagt haben:
- „wenn se nit wigger kömme, dann wöt hä singem Drück ene Wösch mache un et wöd dat Dinge dann widder zoröckbränge, wo et her wör.“
(Hochdeutsch: Wenn sie nicht weiterkommen würden, würde er seiner Magd Trautchen eine Strohwulst anfertigen und auf den Kopf setzen, damit sie das Ding wieder dahin zurückbringen könnte, wo es hergekommen war.)
Die Soldaten seien wohl auf den Vorschlag eingegangen, und Bauer Wiemich und seiner Magd wäre es zu verdanken, dass die Figur der „schmerzhaften Muttergottes“ noch heute in Kalk ist.
Industrialisierung
Die Landgemeinde profitierte in der Mitte des 19. Jahrhunderts von der Nähe zur Hansestadt Köln, da innerhalb der Stadtmauer, laut den preußischen Rayonbestimmungen, keine Industrieansiedlungen erlaubt wurden. Deshalb griffen die Kölner Kaufleute für Ihre Fertigungsanlagen auf Standorte außerhalb des Stadtgebietes, wie Ehrenfeld, Mülheim am Rhein und Kalk zurück und bauten dort ihre Fabriken. So entstanden im westlichen Teil der Kalker Hauptstraße die ersten Fabriken der Textil-, Nahrungsmittel- und Eisenverarbeitenden Industrie. Im Jahre 1856 entstand die Maschinenfabrik für den Bergbau von Sievers & Co (eine Keimzelle der heutigen Deutz AG). 1858 gründeten Julius Vorster und Hermann Grüneberg die Chemische Fabrik Kalk, die künstliche Düngemittel herstellte. Da die Energieversorgung der aufstrebenden Gemeinde sichergestellt werden musste, wurde im Jahre 1862 ein Gaswerk errichtet.
Vom Jahre 1843 an, in dem 96 Einwohner im Ort lebten, erhöhte sich die Einwohnerzahl stetig. Da die Kinder der Siedler auf Bildungseinrichtungen der benachbarten Orte Deutz und Vingst angewiesen waren, wurde 1850 in unmittelbarer Nähe der Kalker Kapelle die erste Schule errichtet. Im Jahre 1860 lebten in Kalk 1.800 Einwohner. Am Ende der 1860er Jahre wurde, auf Anweisung des damals zuständigen Deutzer Bürgermeisters Schaurte, ein „Arrestlokal“ hinter einer Gastwirtschaft auf der Hauptstraße eingerichtet, da die jungen Arbeiter der Fabriken in ihrer Freizeit an Sonn- und Feiertagen nach erhöhtem Alkoholgenuss oft über die Stränge schlugen.
Der Bedarf an Kohle war im Dampfmaschinenzeitalter enorm gestiegen. Für die Fabriken war es sehr wichtig, Kohle aus dem näheren Bereich zu erhalten, deshalb wurde zwischen 1854 und 1856 ein Konsortium gegründet, welches im Umfeld der Industriestandorte Mülheim und Kalk nach Kohlevorkommen forschen sollte. Nachdem diverse Bohrungen nicht erfolgreich waren, stieß man im Osten der Gemeinde auf einen Braunkohleflöz, dessen Größe einen Abbau zu rechtfertigen schien. Am 1. September 1856 wurde das Bergwerkseigentum an Wilhelm Eckardt übertragen. Die daraufhin gebildete Gewerkschaft „Neu-Deutz“ begann mit dem Bau der Maschinen- und der Förderanlagen nur wenig später. Als die Maschinen in Betrieb gingen stellte sich heraus, dass das in den cirka 36 Meter langen Stollen eintretende – durch die Nähe des Rheins verursachte – Grundwasser nicht abgepumpt werden konnte, was die Braunkohleförderung unmöglich machte. Schon zwei Jahre später war einer von insgesamt zwei Versuchen, Braunkohle im Rheinland untertage abzubauen gescheitert. 1858 kauften die Gebrüder Sünner das Zechengelände und bauten dort eine Kölsch-Brauerei, die 1860 ihren Betrieb aufnahm. Die Sünner-Brauerei befindet sich noch heute im Familienbesitz. [6]
Da immer mehr Menschen aus den umliegenden Gemeinden ihren Lebensunterhalt in Kalk verdienten, wurde am 1. Oktober 1875 nach mehreren Anläufen, einen Bahnanschluss einzurichten, der „Rheinische Bahnhof“. Der Personenbahnhof wurde von der Rheinischen Eisenbahngesellschaft betrieben, später wurde er in Kalk-Nord umbenannt. Im Jahre 1886 kam Kalk-Süd als zweiter Personenbahnhof hinzu. Schon 1877, im Gründungsjahr der Kölner Verkehrs-Betriebe, wurde die erste Pferdebahnlinie von Deutz nach Kalk eröffnet.
Die Stadt Kalk von 1881 bis 1910
Im Jahre 1881 erhält Kalk die Stadtrechte. Zum Stadtgebiet gehörten auch die Gemeinde Vingst mit dem dazugehörigen Ortsteil Gremberg. Das Wappen der Neugegründeten Stadt beschrieb die Wandlung vom einstigen Wallfahrtsort zur Industriestadt.
Im Jahre 1883 wurde das katholische Krankenhaus St.Joseph eröffnet, da die Kapazität der zuvor für die Krankenpflege angemieteten Privathäuser für die Kalker Bürger nicht mehr ausreichten. Das Krankenhaus wurde von der Kirche und den ansässigen Industrieunternehmen finanziert. Als Krankenhauskapelle wurde gleichzeitig St. Nazareth erbaut. Der Gründerzeitbau der Kalker Post wurde 1890 errichtet. Die Post ist auch heute noch in den gleichen Räumlichkeiten wie damals untergebracht. Als die Kapazität des 1857 angelegten innerstädtischen Friedhofs an der Kapellenstraße nicht mehr ausreichte wurde 1904 im benachbarten Merheim der neue Kalker Friedhof angelegt. Zum Jahrhundertwechsel wurde zur Fleischversorgung ein Schlachthof an der Kalk-Mülheimer Straße gebaut, noch im gleichen Jahr eröffnet an der Buchforststraße das evangelische Krankenhaus.
Da der Güterverkehr per Eisenbahn um die Jahrhundertwende sehr stark zunahm, entschloss man sich den alten Personenbahnhof Kalk-Nord zuzuschütten und an gleicher Stelle den Rangier- und Güterbahnhof Kalk-Nord zu bauen. Dieser wurde erhöht auf einem Damm über die Fläche von 3,2 Quadratkilometern errichtet. Kalk-Nord wurde 1910 seiner Bestimmung übergeben. Im Jahre 1902 hielt die erste elektrische Straßenbahn zweimal auf der Kalker Hauptstraße. Hierzu kamen ab 1904 eine elektrische Kleinbahn zum Königsforst bei Rath und ab 1906 eine Kleinbahn nach Brück.
Um neben der Industrie ein weiteres wirtschaftliches Standbein zu erhalten, bemühte man sich zum Garnisonstandort zu werden. Dieser Wunsch wurde nach schweren Verhandlungen mit der preußischen Regierung erfüllt. So entstand an der Eythstraße in den Jahren 1894 bis 96 ein großer Kasernen-Komplex.
Mehrer Industrielle stifteten 1884 der Stadt Kalk mit einer Sammlung von 1700 Büchern eine Bücherei; so entstand die erste Volksbücherei des Rheinlands. Die Räume stellte die Firma Humboldt zur Verfügung, und vier Kalker Lehrer betreuten die Bibliothek.
Da zahlreiche Menschen aus verarmten Landgebieten auf der Suche nach Arbeit in einer der mittlerweile 33 Industriefirmen nach Kalk strömten, nahm auch die Verelendung in der Bevölkerung zu. Zur Verköstigung der Armen wurde 1904 in Kalk eine Volksküche eingerichtet und – zur Bekämpfung des Bildungsdefizits bei vielen Kindern – auf Initiative Heinrich Welschs, eines Verwalters der Kalker Volksbibliothek, die Hilfsschule an der Hollweghstraße gegründet. Lehrer Welsch wurde Direktor der Schule; aufgrund seines soziales Engagements wurde ihm mit dem Lied „En d’r Kayjass Nummero Null“ ein musikalisches Denkmal gesetzt. Der Gassenhauer wurde zwei Jahre nach seinem Tod im Jahre 1937 erstmalig veröffentlicht.
Bürgermeisterei
Grabsteinschrift: „Unserem Bürgermeister Thumb - die dankende Stadt Kalk“
Kalk gehörte in preußischer Zeit bis 1857, zusammen mit den Orten Vingst und Poll, zur Bürgermeisterei Deutz, deren Bürgermeister Gerhard Schaurte war. Als Deutz 1857 die Stadtrechte verliehen bekam, wurde die Bürgermeisterei geteilt. Es gab nun die Stadt Deutz mit einer Verwaltung unter Bürgermeister Schaurte und die Landbürgermeisterei Deutz mit den Orten Vingst, Poll und Kalk. Diese wurde in Personalunion von der Stadtbürgermeisterei durch den Bürgermeister Schaurte verwaltet. 1867 wurden die Landbürgermeisterei Deutz ausgegliedert und in Landbürgermeisterei Kalk mit den Orten Vingst, Kalk und Poll umbenannt. Neuer besoldeter Bürgermeister wurde Wilhelm Wiersberg. Er baute in Kalk eine Gemeindeverwaltung mit Bürgermeisteramt auf und betreute die Gemeinden Poll, Vingst und Kalk, die jeweils eigene ehrenamtliche Gemeinderäte hatten. Nach dem Tode Wiesbergs im Jahre 1880 übernahm Bernhard Harling kommissarisch das Bürgermeisteramt.
Nachdem Kalk im Jahre 1881, aufgrund der inzwischen erreichten Größe, die Stadtrechte nach der Rheinischen Städteordnung verliehen bekommen hatte entstand die Stadtbürgermeisterei Kalk. 1882 übernahm Aloys Thumb das Bürgermeisteramt und die neue Landbürgermeisterei Kalk mit den Orten Vingst und Poll wurde gegründet. Diese wurde in Personalunion durch den Kalker Bürgermeister und seiner Stadtverwaltung betreut. Nach der Eingemeindung der Stadt Deutz und der Gemeinde Poll nach Köln im Jahre 1888 blieb von der Landbürgermeisterei Kalk nur der Ort Vingst übrig. Die Landbürgermeisterei Kalk wurde aufgelöst, und es gab nur noch die Stadt Kalk und die Gemeinde Vingst, die von dem Kalker Bürgermeister und seiner Verwaltung mit betreut wurde. 1900 wurde die Bürgermeisterei Vingst selbstständig, sie musste nun eine eigene Kommunalverwaltung aufbauen und einen eigenen Bürgermeister, Aloys Kuth, anstellen und besolden. Kalker Bürgermeister wurde im Jahre 1900, nach dem Tode des in der Bevölkerung sehr beliebten Aloys Thumb, Max Albermann. Dieser blieb bis zur Eingemeindung in die Stadt Köln im Amt.
Eingemeindung nach Köln
Durch die engen wirtschaftlichen Beziehungen und weil 50% des Umlands sich in Besitz von Kölner Bürgern befand, führte die Stadtverwaltung Köln auch mit der Stadt Kalk intensive Verhandlungen, die mit der Eingemeindung am 1. April 1910 endeten. Bis zum Verlust der Stadtrechte hatte Kalk über 30.000 Einwohner und war eine der größten und wohlhabendsten Industriestädte im Lande Preußen.
Als der Erste Weltkrieg ausbrach, stellten viele der ansässigen Industriebetriebe ihre Produktion auf Kriegsmaterialien um. Die Firmen wollten durch den „auf Pump“ finanzierten Krieg Profit machen. Dadurch, dass viele Arbeiter als Soldaten eingezogen wurden, herrschte in den Fabriken akuter „Männermangel“. Die Tätigkeiten wurden größtenteils von Frauen übernommen.
Einige Zeit nach dem Kriegsende in den Jahren 1922/23 war die Inflation, infolge der kriegsbedingten Staatsverschuldung, so hoch, dass viele Menschen ihre Arbeitsstelle verloren. Nach dem die Wirtschaft sich Mitte der 1920er Jahre kurzfristig erholte, folgte in den Jahren 1928/29 die Weltwirtschaftskrise. Alle Kalker Firmen mussten abermals viele Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer entlassen. Rund 50% der ansässigen Familien waren von dieser Entlassungswelle betroffen. Die arbeitslosen Menschen konnten sich in dieser Zeit meist nur als Tagelöhner durchschlagen, sofern es überhaupt Arbeit gab. Am Ende des Jahrzehnts eröffnete auf der Kalker Hauptstraße das erste Warenhaus, das „Kaufhaus Leonhard Tietz“.
Kalk in der NS-Zeit
Nachdem die Nationalsozialisten im März des Jahres 1933 an die Macht gekommen waren, wurden die Rechte der Arbeiter, aufgrund des Gewerkschaftsverbotes von 1934, sehr beschränkt. Viele Bürger auch aus der Arbeiterbevölkerung traten aus Opportunismus der NSDAP bei. Man nannte sie spöttisch die Märzgefallenen. Widerstand war im Kalker Gebiet selten zu vermelden, aber auch nicht gänzlich ausgeschlossen. So wurden beispielsweise die Teilnehmer von Nazi-Umzügen im Bereich der Kurze Straße regelmäßig von dort wohnenden Kommunisten mit Pflastersteinen beworfen. Auf Anweisung des Gauleiters Josef Grohé wurde die Straße darauf hin als erste Kalker Straße asphaltiert.[7] In der Eisenverarbeitenden Industrie wurden in der Vorkriegszeit wieder vermehrt Rüstungsgüter produziert. Wichtigster Hersteller war das Klöckner-Humboldt-Deutz Werk, in dem Lokomotiven sowie Motoren für U-Boote und Panzer produziert wurden.
Zahlreiche Bürger wurden aufgrund ihres Glaubens, ihrer Herkunft, ihrer politischen Gesinnung oder ihrer Homosexualität drangsaliert, in Konzentrationslager deportiert und ermordet. Ein Beispiel dafür ist das Schicksal der sechsköpfigen jüdischen Familie Katz, aus der die Eltern Jakob und Berta sowie die Geschwister Bernhard und Amalie durch die Nazis in Konzentrationslager deportiert wurden und dort den Tod fanden. Ein weiterer Sohn namens Max arbeitete im Büro der Chemischen Fabrik Kalk. Er wurde in den Düngerkeller der Fabrik zwangsversetzt. Infolge der Gesundheitsgefährdenden Arbeiten erkrankte er an Leber- und Magenkrebs und verstarb im Jahre 1941. Nur die Tochter Johanna Katz überlebte Nazi-Deutschland, da sie von ihrem nicht-jüdischen Ehemann bis zum Kriegsende versteckt wurde. Als mahnende Erinnerung wurde die Geschwister-Katz-Straße nach der Familie benannt. Auch der Künstler Gunter Demnig verlegte drei Stolpersteine als Erinnerung an die Familie vor dem ehemaligen Wohnhaus an der Remscheider Straße 67. Insgesamt wurden rund 200 Kalker Juden in der NS-Zeit getötet oder gelten seit dem als vermisst. [8]
Durch den 1939 ausgebrochenen Zweiten Weltkrieg, der für viele Berufstätige den Einsatz an der Front bedeutete, herrschte abermals Personalmangel in den Fabriken. Aber diesmal wurde dieser nicht durch den Einsatz von Frauen kompensiert, sondern mit Zwangsarbeitern aus den besetzten Gebieten. KHD forderte schon im Mai 1940 Zwangsarbeiter an, die für die kriegswichtige Produktion eingesetzt wurden. In Kalk waren bis zu 1.500 Zwangsarbeiter überwiegend polnischer Herkunft im Einsatz, die meist unter erbärmlichen Bedingungen lebten.
Im Jahre 1940 wurden die Wallfahrten zur Kalker Kapelle verboten. Die Kapelle wurde am 8. August 1941 durch eine Fliegerbombe komplett, bis auf die Marienfigur, zerstört. Bedingt durch die örtliche Kriegsindustrie sowie durch die exponierte Lage an zwei Bahnstrecken war Kalk eines der Hauptziele der britischen und amerikanischen Bomber in der Region. Insgesamt wurden zwanzig Bombenangriffe auf den Stadtteil durchgeführt, bei denen fast die gesamten Industrieanlagen und Zivilgebäude zerstört wurden. Den schlimmsten Bombenangriff erlebte Kalk in der Nacht vom 3. auf den 4.Juli 1943. Bei diesem Bombardement wurden auch große Teile des KHD-Werkes zerstört. Zum Kriegsende lebten nur noch circa 300 Menschen in Kalk. Der größte Teil der überlebenden Bevölkerung war vorher in ländliche Gebiete evakuiert worden.
Der Wiederaufbau
Kurz nach Kriegsende im Jahre 1945, kehrten die ersten Bewohner, zumeist Frauen mit ihren Kindern, in das stark zerstörte Kalk zurück. Die so genannten Trümmerfrauen räumten, mit Unterstützung der schon heimgekehrten Männer, den Stadtteil auf. Mit den provisorisch errichteten Trümmerbahnen wurden die Schuttmassen in den rechtsrheinischen Grüngürtel abtransportiert. Durch die Aufschüttung entstanden dort Trümmerberge, wie zum Beispiel der Vingster Berg. Nach der Wiederinbetriebnahme der ersten Industrieanlagen wurde ging es wirtschaftlich ganz allmählich vorwärts. Die Fabriken waren meist führungslos, da ihre Besitzer oft als „Wehrwirtschaftführer“ verhaftet worden oder untergetaucht waren. Betriebs- oder Ortsausschüsse übernahmen die Leitung und sorgten so mit dafür, dass die Grundversorgung des Stadtteils sichergestellt wurde.
Als die meisten Kriegsgefangenen wieder in ihre Heimat Kalk zurückgekehrt waren, kam der Wiederaufbau in Gang. In den Fabriken wurden sehr viele Arbeitskräfte benötigt, um die steigende Binnennachfrage zu befriedigen. Allerdings war fast nur noch Metallverarbeitende und chemische Industrie in Kalk ansässig, was sich später noch als Fehlentwicklung herausstellen sollte. Auf der Kalker Hauptstraße eröffneten neue Geschäfte sowie Betriebe zur Freizeitgestaltung, so z.B. vier Kinos. Kalk florierte ebenso wie der Rest der Bundesrepublik zu Zeiten des Wirtschaftswunders. Anfang der 1960er Jahre kamen die ersten Gastarbeiter nach Kalk, da es bedingt durch die Vollbeschäftigung nicht mehr genügend Arbeitskräfte gab. Durch die Anzahl der verfügbaren Arbeitsplätze und der günstigen Mietpreise entwickelte sich Kalk zu einem Stadtteil mit einem hohen Migrantenanteil.
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Gründerzeithäuser Robertstraße
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Siedlung Steinmetzstrasse
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Altbauhäuser an der Wiersbergstraße
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Restaurierter Altbau an der Zechenstraße
Rezession
Die einsetzende Rezession in den 1970er Jahren hatte für die Kalker Industrie und deren Mitarbeiter katastrophale Auswirkungen. Zuerst wurde versucht, die Ertragslage durch Optimierung des Produktionsablaufs zu verbessern. Als dieses nicht gelang, kam es zu ersten Rationalisierungswellen, auch veraltete Produktionsstätten wurden stillgelegt. Seit 1978 führte der immer massiver werdende Personalabbau auch zur Schließung ganzer Fabriken. Die wichtigsten Firmenschließungen und Rationalisierungsprojekte waren:
- 1978 schloss die Metallgießerei Peter Stühlen ihre Kalker Produktionsstätte mit einigen hundert Arbeitsplätzen.
- 1979 wurde die Stahlbaufirma Albert Liesegang geschlossen (370 Arbeitsplätze)
- 1983 meldete die Akkumulatoren-Fabrik Gottfried Hagen im benachbarten Humboldt/Gremberg Konkurs an (530 Arbeitsplätze, darunter viele Kalker)
- 1983 begann die Klöckner Humboldt Deutz AG mit einem Rationalisierungsprojekt, bei dem insgesamt 3400 Arbeitsplätze abgebaut werden sollten. Diesem Projekt fiel auch der Traktorenbau am Standort Kalk im Jahre 1996 zum Opfer (600 Arbeitsplätze). Die Produktionsstätte wurde später größtenteils abgerissen.
- 1993 Nachdem diverse Personalabbauprojekte dazu geführt hatten, dass nur noch 680 der ursprünglich 2400 Beschäftigten bei der Chemischen Fabrik Kalk arbeiten, wurde das Werk, das mittlerweile im Besitz der BASF war, endgültig geschlossen.
Bis in die 90er Jahre waren die größten Industrieanlagen vom Kalker Boden verschwunden. Insgesamt verloren über 8500 Menschen ihre Arbeitsstelle. Die Arbeitslosenquote des Stadtteils sank seit dieser Zeit nie wieder unter 25%.
In der Folge sanken durch die steigende Arbeitslosigkeit auch die Umsätze des Kalker Einzelhandels; weiter umsatzmindernd war der Mitte der 1970er Jahre begonnene U-Bahnbau. Die Schächte wurden nicht wie heute üblich mit Tunnelbohrmaschinen durchgeführt, sondern oberirdisch abgetragen. Dadurch war die Kalker Hauptstraße jahrelang eine Großbaustelle und für die potentiellen Kunden der Geschäfte sehr unattraktiv, woraufhin viele Geschäfte endgültig schlossen. Beim U-Bahnbau gab es größere Probleme: Genau wie beim 120 Jahre zuvor gescheiterten Untertage-Kohleabbau drang Grundwasser in die Baugrube. Deshalb musste der Tunnel zusätzlich abgedichtet werden. Die U-Bahnstation Kalk, Post mit der dazu gehörenden Zwischenebene wurde als Zivilschutzbunker konzipiert. Die Mehrzweckanlage soll 2366 Menschen 14 Tage Schutz bieten. [9]
Im August 1980 wurde die Tunnelstrecke eingeweiht. Die Hauptstraße wurde anstatt vierspurig nur noch zweispurig geführt, dadurch konnten die Bürgersteige verbreitert werden, was sich als vorteilhaft für die angrenzenden Geschäfte darstellte.
Im Jahre 1979 wurde der Neubautrakt des evangelischen Krankenhauses an der Buchforststraße eröffnet. Dadurch bedingt wurde gleichzeitig das veraltete katholische St.-Joseph-Krankenhaus geschlossen. Der Altbautrakt des evangelischen Krankenhauses wurde 1989 durch einen Neubau ersetzt. Seit dem Abriss der großen Güterabfertigungshalle im Jahre 1986 wurde der Bahnhof Kalk-Nord zum reinen Rangierbahnhof mit zwei Ablaufbergen. Zeitweise war Kalk-Nord der größte Güterbahnhof Westdeutschlands. Der Personenbahnhof Kalk wurde Anfang der 1990er Jahre stillgelegt und durch den Haltepunkt Köln, Trimbornstraße ersetzt.
Gegenwart
Bedingt durch die hohe Arbeitslosen- und Ausländerquote hat sich Kalk in den letzten Jahren zum sozialen Brennpunkt entwickelt. Durch gezielte Maßnahmen, wie Einrichtung von zusätzlichen Bildungsangeboten für die Bürger, Freizeiteinrichtungen für Jugendliche, Beratungsstellen für Langzeitarbeitslose sowie betreuten Drogencafés für Abhängige wird versucht den betroffenen Bevölkerungsgruppen aktiv Hilfestellung zu leisten. Mit der Initiative „Schäl Sick ist schick“ der Stadt Köln wird versucht, kleine und mittelständische Gewerbebetriebe in Kalk anzusiedeln um neue Arbeitsplätze vor Ort zu schaffen. Sanierungs- und Infrastrukturverbesserungs-Maßnahmen sowie erste Ansiedlungen von Behörden und Unternehmen gelten als erste Erfolge auf dem Weg zur Aufwertung des Stadtteils.
Durch die Revitalisierung vieler Gründerzeitbauten, diversen Neubauten und Begrünung vieler Straßen und Hinterhöfe wurde die Wohnqualität im Stadtteil deutlich gesteigert. Von manchen geschlossenen Fabriken blieben nur noch die unter Denkmalschutz gestellten Schornsteine übrig. Das fast 40 ha große Gelände der ehemaligen Chemischen Fabrik Kalk musste komplett saniert werden. Zur Entgiftung wurde fast das gesamte Erdreich abgetragen, da dieses extrem mit chemischen Substanzen wie z.B. Schwefel und Schwermetallen verseucht war. Bei den Sprengarbeiten des höchsten Schornsteins der Fabrik verschätzte sich der Sprengmeister mit der Fallrichtung. Der Kamin fiel in morastige Erde und verunreinigte dabei diverse Hausfassaden an der Vietorstraße. Nachdem das Gelände Anfang 2001 endgültig gift- und gebäudefrei war, wurde das Terrain mit einer neuen Straßenstruktur sowie mit einem achterbahnähnlichem Anschluss an die Zoobrücke ausgestattet. Das großflächige Areal der Klöckner-Humboldt-Deutz-Werke musste nicht im großen Umfang saniert werden. Denkmalgeschützte Werkshallen und Bürogebäude werden neu vermietet. Die Flächen der abgerissenen Teile des Werkes stehen neuen Investoren als gewerbliche Grundstücke oder Wohngebäudeplatz zur Verfügung. Die ehemalige Werksstraße wurde zur Umgehungsstraße für das Stadtteilzentrum an der Kalker Hauptstraße ausgebaut.
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Graffiti „Kalkpost bleibt dreckig“
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Technikhof Kalk
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Abenteuerhalle Kalk
Bevölkerungsentwicklung seit 1843
In Klammern ist der Ausländeranteil in % angegeben.[10]
1843 | 1860 | 1890[11] | 1900 | 1910 | 1980 | 1985 | 1990 | 1995 | 2000 | 2005 |
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96 | ca.1.800 | 13.555 | ca. 20.000 | ca. 30.000 | 22.445 (30,5) | 20.318 (30,2) | 21.601 (34,6) | 21.396 (37,7) | 20.462 (40,9) | 21.134 (38,8) |
Bedingt durch den Mangel an Flächen für Eigenheime und der vielfach einfachen Wohnlage in Industrienähe zogen viele deutsche Einwohner seit den 1980er Jahren in Stadtrandgebiete oder in Nachbargemeinden. Durch die gute Verkehrsanbindung des Umlandes war es nicht mehr zwingend erforderlich in direkter Nachbarschaft des Arbeitsortes zu wohnen. Viele Migranten investierten ihre Rücklagen in Altersruhesitze in ihrem Heimatland und verblieben im Stadtteil. Trotz stagnierender Bevölkerungszahlen steigt deshalb die Ausländerrate kontinuierlich.
Religion
Bedingt durch die vielen im Ort vertretenen Nationalitäten herrscht eine große Religionsvielfalt. Nur 34,9% der Bevölkerung sind Katholiken und 12,3% Protestanten, ca. 18% sind Muslime. Die übrigen Kalker gehören anderen Religionen und Weltanschauungen an oder sind konfessionslos.
Kultur und Sehenswürdigkeiten
Bauwerke
Sakralbauten
- Kalker Kapelle, Kalker Hauptstraße/Kapellenstraße – Die zu Ehren der schmerzhaften Muttergottes im Jahre 1666 errichtete Kalker Kapelle wurde durch einen Bombentreffer im Jahre 1941 total zerstört. In den Jahren 1948 bis 1950 wurde die Kapelle als schlichter einschiffiger Backsteinbau durch Rudolf Schwarz und Karl Wimmenauer neu aufgebaut.
- St.Marien, Kapellenstraße – Die Pfarre Kalk war zwar seit 1856 eine eigenständig, hatte aber keine ausreichend große Kirche. Deshalb wurde in den Jahren 1863 bis 1866, nach Plänen des Kölner Diözesanbaumeisters Vincenz Statz, direkt neben der Kalker Kapelle die Pfarrkirche St. Marien gebaut. Das Gotteshaus war eine dreischiffige neugotische Backstein-Hallenkirche mit einem über fünfzig Meter hohen Turm. Im Jahre 1867 wurde die Kirche geweiht. Im Zweiten Weltkrieg wurde die Kirche schwer beschädigt. Der Wiederaufbau unter Einbeziehung alter Gebäudeteile erfolgte 1950-52 nach Plänen von Rudolf Schwarz 1950-1952. In den Jahren 1968/1969 wurden Fenster nach Entwürfen von Georg Meistermann in die Kirche eingebaut.
- St.Joseph, Bertramstraße – Als die katholische Gemeinde von St.Marien zu groß geworden war, benötigte Kalk eine zweite Kirche. Nach den Plänen von Heinrich Renard wurde die dreischiffige Backstein-Hallenkirche St.Joseph in den Jahren 1899 bis 1902 erbaut. Als Standort wurde die historische Keimzelle der Gemeinde Kalk zwischen Höfe und Engelstraße ausgewählt. Auch St. Joseph wurde durch den Krieg zerstört und nach den Plänen von Dominikus und Gottfried Böhm in stark vereinfachter Form neu aufgebaut.
- Jesus-Christus-Kirche, Lilienthalstraße – Da die chemische Fabrik neuen Baugrund für eine Erweiterung benötigte, wurde die 1880 erbaute evangelische Presbyterkirche an der Vietorstraße abgerissen. Das Gotteshaus wurde durch den Neubau der Jesus-Christus-Kirche an der Buchforststraße ersetzt, die am 23. Dezember 1951 eingeweiht wurde. [12]
- Klarissenkloster, Kapellenstr.51-53 – Von Prälat Monsignore Martin Köllen und seiner Nichte, die in Kevelaer Äbtissin war, kam die Idee im pulsierenden Kalk einen Ort des intensiven Gebetes zu errichten. Zu diesem Zweck wurde 1918 das Klarissenkloster gegründet. Schon im Juni 1918 konnten sieben Arme Schwestern der hl. Klara von Assisi in eine provisorisch eingerichtetes Kloster einziehen. In der Folgezeit wurde das Kloster als Vierflügelanlage mit einem offenen Innenhof und einem zentralem Springbrunnen erbaut. Am 1. Mai 1925 wurde das Kloster mit Kirche eingeweiht. Im Jahre 1941 wurde das Kloster zerstört und bereits 1947 wieder aufgebaut. im Jahre 1965 wurden Figuren an den Fassaden angebracht. 1990 erhielt die Klosterkirche eine farbige Verglasung. Für Hochzeiten ist die Kirche besonders bei Spätaussiedlern sehr beliebt. Heute leben noch sieben Schwestern im Kloster.
- Neuapostolische Kirche , Steinmetzstraße 34 – Die im Jahre 1928 gegründete neuapostolische Gemeinde erbaute im Jahre 1951 eine schlichte Kirche, die 1990 umgebaut und renoviert wurde.
- Moscheen – Kalk besitzt zwei Moscheen. Die 1984 gegründete sunnitische Hamza-Moschee in der Taunusstraße wird von der Islamischen Vereinigung Köln e.V. getragen. Die At-Tauhid Moschee der Glaubensgemeinschaft Ahul Sunnah wal Jamaa befindet sich in der Kalk-Mülheimer Straße und wird von der Islamischen Kulturgemeinde Köln e.V. getragen. Beide Moscheen bieten nach Absprache deutschsprachige Führungen an.[13]
Industriedenkmäler
- Brauerei Gebr. Sünner , Kalker Hauptstr. 260 – Das in den Jahren 1858-60 erbaute Brauereigebäude ist das älteste in ursprünglicher Funktion erhaltene Industrie-Gebäude-Denkmal Kölns. Die Fassade wurde in den letzten Jahren dem Ursprungszustand angeglichen.
- Wasserturm der Chemischen Fabrik Kalk auf dem Gelände des Einkaufszentrums Köln Arcaden – Der denkmalgeschützte Turm wurde 1904 errichtet und ist 43,60 m hoch. Als Besonderheit wird im Inneren ein Schornstein hochgeleitet, der früher aus der Spitze weißen Rauch aufsteigen ließ. [14]
Sonstige
- Kalker Post, Trimbornstraße – Gründerzeitbau aus dem Jahre 1890
- Köln Arcaden , Kalker Hauptstraße 55 – Am 3. März 2005 wurde nach 17 Monaten Bauzeit das neue Einkaufzentrum Köln Arcaden eröffnet. Es bietet auf einer Fläche von 27.000 m² Platz für 130 Geschäfte. Der denkmalgeschützte Wasserturm der CFK wurde als architektonischer Mittelpunkt in das Zentrum integriert
- Bezirksrathaus Kalk, Kalker Hauptstraße 247-261 – Nachdem die Stadtbezirksverwaltung Kalk über Jahrzehnte im Stadtteil Merheim angesiedelt war, eröffnete nach drei Jahren Bauzeit das neue Bezirksrathaus Kalk gegenüber der Kalker Kapelle. Der mehrteilige moderne Baukomplex mit großer pyramidenförmigen Lichtkuppel passt sich trotz seiner Größe durch unterschiedliche Bauhöhen und der Verwendung von verschiedenen Baumaterialien in das Stadtbild der Umgegend ein. Architekt war der Kölner Gottfried Böhm.
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Sünner-Brauerei
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Bezirksrathaus
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Köln Arcaden
Parkanlagen
Im Jahre 2006 wurde, auf einem Teil des Areals der alten Chemischen Fabrik, mit der Errichtung des Bürgerparks Kalk begonnen, einer 2,8 Hektar großen Parkanlage. Nach Eröffnung wird der Bürgerpark neben dem Stadtgarten Kalk auf der Kalker Hauptstraße und dem alten Stadtfriedhof an der Kapellenstraße die dritte Parkanlage in Kalk sein.
Vereine
Mit der SC Borussia 05 Kalk und die DJK Siegfried Kalk sind zwei alteingesessene Fußballvereine im Ort vorhanden. Die Faustkämpfer Kalk sind der erfolgreichste Boxverein in Köln und sind als Talentschmiede bekannt. Der Bürgerverein Kalk bietet Aktivitäten und Hilfe für die Kalker Bewohner an. Mit der St. Hubertus Schützenbruderschaft 1860 gibt es in Kalk auch einen Schützenverein. Der Stamm „Hohenstaufen“ der Deutschen Pfadfinderschaft St. Georg ist seit 1948 in Kalk ansässig und setzt sich für die Kalker Kinder- und Jugendarbeit ein.
Feste und Umzüge
Alljährlich findet auf der Kalker Hauptstraße ein großes Straßenfest statt. Neben diversen Verkaufsständen gibt es drei Bühnen auf der Festmeile, auf denen meist bekannte Kölner Karnevalskünstler auftreten. Am Karnevalsdienstag zieht der große Karnevalszug durch die Kalker Straßen. Die Kalker Schützen richten einmal jährlich ein Schützenfest aus.
Die Katholische Italienische Gemeinde an St. Marien in Kalk pflegt auch in der Fremde noch heimatliche Bräuche. So wird Karfreitag auf den Straßen Kalks zwischen den Kirchen St. Josef und St. Marien durch Laienschauspieler die Passion Christi in Italienischer Sprache dargestellt. Für dieses jährliche Ereignis, das viele Zuschauer aus der Region anzieht, wird sechs Wochen lang geprobt. Beim heiligen Abendmahl am Gründonnerstag werden speziell gebackene Gebildbrote ausgeteilt.
Infrastruktur und Wirtschaft
Verkehr
Der Bahnhof Trimbornstraße ist ein Haltepunkt an den S- und Regionalbahnstrecken Köln – Siegburg beziehungsweise Köln – Overath. Zwei Stadtbahnlinien und eine Buslinie verbinden Kalk mit dem Stadtzentrum sowie mit den umliegenden Vororten. Von der A559, führt die Abfahrt Kalk/Poll an der Rolshover Straße in den Stadtteil. An die nördlichen und westlichen Stadtteile, sowie an das Autobahnkreuz Köln-Ost ist Kalk über die autobahnähnliche B55a verbunden. Die Straßen sind, bis auf wenige Ausnahmen, nach Erfindern des 19. Jahrhunderts, nach historisch bedeutenden Kalker Persönlichkeiten und nach Orten im Bergischen Land benannt. Durch die enge Bebauung sind die meisten Nebenstraßen für den Einrichtungsverkehr ausgelegt.
Geschäftwelt, Gewerbe und Verwaltung
Die Zentrale Geschäftsstraße in Kalk ist die Kalker Hauptstraße (B55). Dort befinden sich neben dem Einkaufszentrum Köln Arcaden auch diverse kleineren Läden der unterschiedlichsten Branchen sowie eine Filiale der Kaufhof AG. Infolge der Ansiedlung des Einkaufszentrums erleiden alteingesessene Geschäftsinhaber große Umsatzeinbußen, sodass viele Geschäfte aufgeben müssen und mit Billigläden ersetzt werden. Mittlerweile schon fast eine Sehenswürdigkeit ist das Aldi-Ladenlokal, welches noch die alte und enge Ladenstruktur aufweist. Im Gegensatz zu anderen Kölner Arbeitervororten gibt es in Kalk keine Geschäftsgegend in der ausschließlich süd- bzw. südosteuropäische Läden zu finden sind. Die Deutz AG betreibt eine Produktionsstätte für landwirtschaftliche Rüttler und ein Logistikzentrum im Ort. Der Technikhof Köln wurde in historischen, kernsanierten ehemaligen KHD-Traktoren-Produktionshallen angesiedelt. Dort fanden kleine und mittlere Handwerks- und Dienstleistungsunternehmen ihre Heimat. Bedingt durch Asbestverseuchung und Platzmangel im alten Polizeipräsidium am Waidmarkt, wurde als erstes Gebäude am Walter-Pauli-Ring (der ersten nach einem im Dienst getöteten Polizeibeamten benannten Straße Deutschlands [15]) das neue Polizeipräsidium Köln errichtet. Auf einem Teil des ehemaligen Geländes der Klöckner-Humboldt-Deutz Werke wurde das Kalk-Karré gebaut. Dort ist die Sozial- und Jugendverwaltung der Stadt Köln untergebracht.
Bildung, Betreuung und Krankenpflege
Neben zwei Grundschulen an der Kapitelstraße verfügt Kalk über zwei Hauptschulen (Albermann- und Falckensteinstraße), eine Schule für Lernbehinderte (Martin-Köllen-Straße) sowie mit der Kaiserin-Theophanu-Schule (Kantsstraße) über ein Gymnasium. Außerdem ist eine Außenstelle der Volkshochschule Köln im Bezirksrathaus Kalk untergebracht. Für Kinder im Vorschulalter gibt es acht Kindergärten. Mit dem Evangelischen Krankenhaus verfügt der Ort über eine moderne Großklinik mit über dreihundert Zimmern. Für ältere pflegebedürftige Menschen sind zwei Altenheime ansässig.
Kirchen
Zum katholischen Seelsorgebereich Köln-Kalk/Humboldt/Gremberg gehören die beiden Kirchen St. Marien und St. Joseph. Mit der Jesus Christus-Kirche der Gemeinde Köln-Kalk hat der Stadtteil auch ein evangelisches Gotteshaus. Gläubigen der neuapostolischen Kirche steht eine Kirche zur Verfügung. Muslimischen Gläubigen stehen mehrere Moscheen zur Verfügung.
Kultur- und Freizeiteinrichtungen
Für Kleinkunstdarbietungen steht das Bürgerhaus Kalk zur Verfügung. In einer ehemaligen Produktionshalle der KHD-Werke wurde eine Außenstelle des Schauspielhauses Köln, die Halle Kalk angesiedelt. In direkter Nachbarschaft wurde als Freizeit und Jugendeinrichtung im Jahr 2006 die AbenteuerHallenKalk eingerichtet. In den Hallen gibt es einen von Suzuki und anderen Sponsoren finanzierten Skatepark sowie eine Kletterwand. Außerdem werden neben typischen Jugendsportarten wie Soccer, Fahrrad-Trial, Inlineskating und Streetball auch integrativer Streetball für behinderte und nichtbehinderte Menschen angeboten.
Gastronomie
Bedingt durch die industrielle Vergangenheit findet man in Kalk viele typische Arbeiterkneipen. Mit der 1874 eröffneten Gaststätte Reissdorf em Cornely verfügt Kalk über eine Traditionsgastätte im Brauhausstil, in der das Erscheinungsbild seit Gründung kaum verändert wurde. Der 1996 auf dem Gelände der Sünnerbrauerei wiedereröffnete Zechengarten bietet im Sommer die Möglichkeit zum Bierkonsum und Verzehr deftiger „Rheinischer Kost“ unter freiem Himmel.
Berühmte Kalker Bürger
- Heinrich „Lehrer“ Welsch (*1848; †1935) – Pädagoge und Kölsches Original
- Hermann Kläser († Anfang der 1990er Jahre) – komponierte das bekannte Kölner Karnevalslied „En d’r Kayjass Nummero Null“ .
- Joseph „Jupp“ Elze (*1939; †1968) – Profiboxer, mehrfacher Deutscher Meister im Mittelgewicht.
- Karl-Heinz Kunde (*1935) – Radprofi, dreifacher Deutscher Meister und sechsfacher Tour de France-Teilnehmer
- Martin Lauer (*1937) – Leichtathlet, 1960 Olympiasieger in der 4 x 100m Staffel
- Tina Ruland (*1966) – Schauspielerin, ist in Kalk aufgewachsen
Sonstiges
- Tom Gerhardts Film „Voll normaaal“ sowie seine Fernsehserie „Hausmeister Krause“ spielen in Köln-Kalk. Berühmtester Ausspruch aus dem Film war das „Köln-Kalk-Verbot“
- Der Sänger Eko Fresh macht in mehreren seiner Lieder auf die sozialen Missstände in Teilen Kalks aufmerksam.
Siehe auch
Literatur
- Fritz Bilz u.a.: Kalk im Nationalsozialismus. Ohlerth Verlag 2000. ISBN 3935735014
- Veränderung der Industriearbeit in Köln-Kalk. Ohlerth Verlag 1997. ISBN 3935735022
- Henriette Meynen - Stadtspuren - Denkmäler in Köln, Band 7, Kalk und Humboldt/Gremberg, Bachem Verlag 1990. ISBN 3761610203
- Kultur & Industriepfad Kalk, Ein Stadtteilführer. Geschichtswerkstatt Kalk e.V Eigenverlag 2004. ISBN 3935735065
Quellennachweis
- ↑ Kölner Stadtkarten und Luftbilder, 3.Auflage 2005
- ↑ Webseite der Geschichtswerkstatt Kalk
- ↑ private Homepage von Joseph König
- ↑ Stadtspuren, Denkmäler in Köln Band 7, Bachem-Verlag 1990
- ↑ Kölner Stadt Anzeiger vom 16. Dezember 2003
- ↑ Webseite der Sünner-Brauerei
- ↑ Erzählungen mit älteren Kalker Bürgern
- ↑ Rede zu Enthüllung des Straßenschildes der Geschwister-Katz-Straße
- ↑ Bunkerseite
- ↑ Kölner Strukturdaten vom 20. Juli 2006
- ↑ http://www.verwaltungsgeschichte.de/rhp_koeln.html
- ↑ Kirchen in Köln
- ↑ http://www.moscheesuche.de/index.php?id=2&action=moscheeliste&loc_id=19511
- ↑ http://www.koeln-kalk.net/3kalk/Kknkbwts.htm
- ↑ www.corsipo.de