Antirassismus

politische Ideologie
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Antirassismus bezeichnet alle Ansätze, die zur Bekämpfung, Überwindung oder Dekonstruktion von Rassismus beitragen.

Formen

Es lassen sich viele verschiedene Argumentationslinien im Antirassismus unterscheiden:

Dabei sind diese Formen keineswegs getrennt zu verstehen, häufig ergänzen sie sich auch gegenseitig, wobei sie sich auch teilweise widersprechen.

Widersprüche des Rassismus

So zeigen in den letzten 15 Jahren immer wieder Wissenschaftler die Probleme eines falsch fokussierten Antirassismus auf: häufig konzentrieren sich die Gegenansätze auf Argumentationen, die im Neo-Rassismus so gar nicht mehr vorkommen. So hat sich mit dem Kulturalismus ein Rassismus ohne Rassen entwickelt und neu-rechte Rassentheorien versuchen inzwischen, Differenz zu fundamentieren anstatt sie zu vernichten. Weiterhin birgt ein farbenblinder Ansatz die Gefahr, dass die Machtverhältnisse auch unter antirassistischen Vorzeichen bestehen bleiben.

Geschichte

Widerspruch und Widerstand gegen Rassismus gab es schon immer, z.B. in der Anti-Sklavereibewegung, dem Schutz vor Vertreibung von Minderheiten oder der Anti-Antisemitischen Bewegung im späten 19. Jahrhundert.

Als Begriff taucht Antirassismus erstmals nach der Befreiung Europas vom Faschismus auf, genauer in Sartres Vorwort Schwarzer Orpheus zu einer Anthologie von Leopold Senghor 1948. 1969 verabschiedete der Ökumenische Rat der Kirchen ein Antirassismus-Programm gegen die Unterdrückung von Minderheiten und vor allem die Apartheid in Südafrika. Anti-Rassismus-Programm der EKD.

Ein Widerspruch zwischen Antirassismus und Anti-Antisemitismus ist spätestens seit 1975 offenkundig, als arabische Staaten in der UN-Resolution 3379 versuchen den Zionismus als Rassismus verurteilen zu lassen. Ähnliche Bestrebungen haben die Durchführung der Anti-Rassismus-Konferenz in Durban gefährdet. Dort konnten sich auch die vor allem afrikanischen und afro-amerikanischen Gruppierungen nicht mit ihrer Forderung durchsetzen, den Kolonialismus und die Sklaverei als Verbrechen gegen die Menschheit zu verurteilen.

Literatur

U. Bielefeld [Hrsg.]: Das Eigene und das Fremde. Neuer Rassismus in der Alten Welt?, Hamburg: Junius, 1991.

T. Geisen: Antirassistisches Geschichtsbuch. Quellen des Rassismus im kollektiven Gedächtnis der Deutschen, Frankfurt am Main: IKO, 1996.

I. Geiss: Geschichte des Rassismus, Frankfurt am Main: Suhrkamp, 1988.

W.-F. Haug: Politisch richtig oder richtig politisch, Linke Politik im transnationalen High-Tech-Kapitalismus, Hamburg: Argument, 1999.

M. Heinemann, A. Schobert, C. Wahjudi: Handbuch Antirassismus. Projekte und Initiativen gegen Rassismus und Antisemitismus in Deutschland, Essen: Kokerei Zollverein, 2002

S. Hess, A. Linder: Antirassistische Identitäten in Bewegung, Tübingen: edition diskord, 1997.

S. Jäger [Hrsg.]: Aus der Werkstatt: Antirassistische Praxen. Konzepte - Erfahrungen - Forschung, Duisburg: DISS, 1994.

A. Kalpaka, N. Räthzel [Hrsg]: Die Schwierigkeit nicht rassistisch zu sein, Leer: Mundo, 1990, 2. Auflage.

M. Lange, M. Weber-Becker: Rassismus, Antirassismus und interkulturelle Kompetenz, Göttingen: Institut für berufliche Bildung und Weiterbildung, 1998.

P.-A. Taguieff: Die Macht des Vorurteils. Der Rassismus und sein Double, Hamburg: Hamburger Edition, 2000.

Siehe auch

Rassismus, Antisemitismus, Stammtischparolen, Rassismus ohne Rassen, antirassistische Erziehung, bell hooks, Montgomery Bus Boycott