Susianna Kentikian (* 11. September 1987 in Eriwan, Armenien als Syuzanna Kentikyan) ist eine armenische Boxsportlerin und die amtierende Weltmeisterin im Fliegengewicht nach Version der WBA. Kentikian lebt seit 1996 in Hamburg und steht bei Spotlight Boxing unter Vertrag.
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Daten | |
Geburtsname | Syuzanna Kentikyan |
Geburtstag | 11. September 1987 |
Geburtsort | Eriwan, Armenien |
Nationalität | Armenisch |
Gewichtsklasse | Fliegengewicht |
Stil | Linksauslage |
Größe | 1,55 m |
Kampfstatistik als Profiboxer | |
Kämpfe | 15 |
Siege | 15 |
K.-o.-Siege | 12 |
Niederlagen | 0 |
Unentschieden | 0 |
Leben
Susianna Kentikian verließ mit fünf Jahren zusammen mit ihren Eltern und ihrem Bruder Armenien, weil dort die Einberufung ihres Vaters zum Militärdienst im damals umkämpften Berg-Karabach drohte.[1] Die Familie zog zunächst in ein Wohnheim nach Berlin, begab sich dann jedoch wegen der dort vorherrschenden Gewalt und fehlender Deutschkenntnisse nach Moldawien und später nach Russland, wo Kentikian kurzzeitig die Schule besuchte.[2] Im Jahr 1996 kehrte die Familie nach Deutschland zurück und zog nach Hamburg. Kentikian lebte zunächst auf dem Wohnschiff „Bibby Altona“ für Asylbewerber, und danach mit Eltern und Bruder in einem Asylbewerberheim.[3] Ihr Aufenthaltsstatus blieb lange ungewiss und erst ihr dreijähriger Profivertrag im Jahr 2005 sicherte der Familie dauerhaftes Bleiberecht.
Neben der Schule begann Kentikian mit sechzehn Jahren in einem Fitnesscenter als Putzkraft zu arbeiten, um ihre Familie finanziell zu unterstützen. Sie machte im Sommer 2006 ihren Realschulabschluss und möchte in Fernkursen das Abitur nachholen.[4] Kentikian lebt heute zusammen mit ihrer Familie in einer Wohnung in der Nähe ihres Hamburger Boxstalls. Kentikian bewirbt sich gegenwärtig um die deutsche Staatsbürgerschaft und ließ bei ihrem ersten Weltmeisterschaftskampf die deutsche, nicht die armenische Nationalhymne spielen.[3]
Amateurkarriere
Mit zwölf Jahren entdeckte Kentikian ihre Begeisterung für das Boxen, nachdem sie ihren Bruder einmal zum Training begleitet hatte.[3] Sie begann selbst mit regelmäßigem Training und erklärte, das Boxen bot ihr die Gelegenheit private Schwierigkeiten für kurze Zeit zu vergessen: „Ich konnte alles rauslassen, die ganze Energie. Wenn man so viele Probleme hat wie wir, dann braucht man so was.“[1]
Zwischen 2001 und 2004 war sie Hamburger Juniorenmeisterin.[5] Als Amateurin wurde sie außerdem Hamburger Meisterin und norddeutsche Meisterin im Regionalverband, im Oktober 2004 wurde sie Deutsche Meisterin der Juniorinnen.[6] Ihr aggressiver Kampfstil mit schnellen Kombinationen und ihr Bestreben die Gegnerin bis zum Knockout zu attackieren brachten ihr den Spitznamen „Killer Queen“ ein.[3]
Profikarriere
Während eines Schaukampfes im Rahmen der WM-Ausscheidung der Amateure wurde Kentikian für die Profis entdeckt. Zu Beginn des Jahres 2005 unterschrieb sie einen Drei-Jahres-Vertrag mit dreijähriger Option beim Hamburger Box-Stall Spotlight Boxing, einem Schwesterunternehmen der Universum Box-Promotion.[5] Kentikian begann ihre Profikarriere am 15. Januar 2005 mit einem einstimmigen Punktsieg über die Bulgarin Iliana Boneva. Am 25. Juli 2006 gewann sie ebenfalls einstimmig nach Punkten die Internationale Deutsche Meisterschaft durch einen Sieg über Daniela Graf und am 9. September 2006 bezwang sie die US-Amerikanerin Maribel Zurita nach technischem K.o. in der vierten Runde im Kampf um den WIBF-InterContinental Flyweight Title.
Am 16. Februar 2007 bestritt Kentikian in Köln ihren ersten Weltmeisterschaftskampf; der Kampf wurde live vom Privatsender ProSieben übertragen. Sie besiegte Carolina Alvarez aus Venezuela durch technischen K.o. in der neunten Runde und errang damit den vakanten Weltmeistertitel des Verbandes WBA im Fliegengewicht.
Die Presse handelte Kentikian bereits zu Beginn ihrer Profikarriere als potentielle Nachfolgerin von Regina Halmich, ein Ziel, das sie sich auch selbst gesetzt hatte,[2] und sie gilt als eines der größten Talente in der deutschen Boxszene.[1] Kentikian trainiert regelmäßig mit Männern, und erklärte: „Ich mache ständig Sparring mit Männern. Mit Frauen ist es zu leicht für mich, das fordert mich nicht. Im Ring bin ich ein echter Killer, ich kämpfe wie ein Mann.“[1] In den Medien wird sie häufig als „kleinste Profiboxerin der Welt“ beschrieben; Kentikian gibt ihre Größe offiziell mit 1,55 m an, ist laut eigener Aussage jedoch lediglich 1,51 m.[2] Ein Fernsehteam des WDR begleitete Kentikian über den Zeitraum eines halben Jahres – die Dokumentation endet mit ihrem ersten WM-Kampf und soll im April 2007 ausstrahlt werden.[4]
Quellen
- ↑ a b c d Ina Bösecke. "Ich bin ein Killer, ich kämpfe wie ein Mann". SPIEGEL ONLINE. 16. Februar 2007.
- ↑ a b c Julia Treptow. Ein Fliegengewicht boxt sich nach oben. SPIEGEL ONLINE. 18. Januar 2006.
- ↑ a b c d Anne-Dore Krohn. Durchgeboxt. Die Zeit. 15. Februar 2007.
- ↑ a b Björn Jensen. Susi Kentikian kann sich ihren Traum erfüllen. Hamburger Abendblatt. 16. Februar 2007.
- ↑ a b Andreas Hardt. Susi Kentikian - Hamburgs "Million Dollar Baby". Die Welt. 31. März 2005.
- ↑ Björn Jensen. Die kleinste Profiboxerin Deutschlands. Hamburger Abendblatt. 10. Januar 2005.
Weblinks
- Kentikian.com, offizielle Homepage.
- Susianna Kentikian in der BoxRec-Datenbank
Personendaten | |
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NAME | Kentikian, Susianna |
ALTERNATIVNAMEN | Kentikyan, Syuzanna |
KURZBESCHREIBUNG | armenische Boxsportlerin |
GEBURTSDATUM | 11. September 1987 |
GEBURTSORT | Eriwan/Armenien |