DFB-Pokal

seit 1935 ausgetragener Fußball-Pokalwettbewerb für deutsche Vereinsmannschaften
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Der DFB-Pokal ist der seit 1935 ausgetragene Fußball-Pokalwettbewerb für deutsche Vereinsmannschaften. Er wird jährlich vom Deutschen Fußball-Bund (DFB) veranstaltet.

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Die DFB-Pokal-Trophäe für den Sieger

Der Sieger des DFB-Pokal wird nach dem K.O.-System ermittelt. Die Paarungen werden vor jeder Runde ausgelost. Für die erste Hauptrunde sind die 36 Vereine der 1. und 2. Bundesliga qualifiziert, dazu kommen 28 Mannschaften aus den unteren Ligen. Wenn eine Profimannschaft und eine Amateurmannschaft zusammengelost werden, erhalten die Amateure automatisch Heimrecht. Endet ein Spiel nach regulärer Spielzeit unentschieden, kommt es zu einer Verlängerung. Ist das Spiel auch nach der Verlängerung nicht entschieden, wird der Sieger durch Elfmeterschießen ermittelt. Seit 1985 wird das Endspiel des DFB-Pokal im Berliner Olympiastadion ausgetragen.

Rekordpokalsieger ist der FC Bayern München, der auch amtierender Titelträger ist.

Geschichte

Tschammerpokal

 
Programmheft zum Tschammerpokalfinale 1940

Vorgänger des heutigen DFB-Pokals als nationaler Pokalwettbewerb in deutschen Fußball war der 1935 erstmals ausgetragene Tschammerpokal, benannt nach dem damaligen Reichssportführer Hans von Tschammer und Osten. Vorbild war der englische Fußball mit seinem alljährlichen Pokalendspiel, welches von 1923 bis 2002 im Londoner Wembley-Stadion ausgetragen wurde.

Am ersten Tschammerpokal, der vom 6. Januar 1935 an ausgespielt wurde, nahmen mehr als 4000 Mannschaften teil. Für die in Gauliga und Bezirksklasse, den höchsten Spielklassen jener Jahre spielenden Klubs bestand Teilnahmepflicht. Den anderen Vereinen des Reichsfachamt für Fußball war die Teilnahme freigestellt. Die Mannschaften spielten zunächst in Vorrunden-, Zwischenrunden- und Hauptrundenspielen um die Teilnahme an der Schlussrunde, an der die besten 64 Klubs teilnahmen. Die Gauligisten mussten zum Großteil erst in der Hauptrunde in den Wettbewerb eingreifen. Erster Favoritenschreck der deutschen Pokalgeschichte war der Bezirksligist SC Berolina Berlin, der die Gauligaklubs Victoria Hamburg und Vorwärts Rasensport Gleiwitz ausschalten konnte und erst im Achtelfinale durch den in der Gauliga Hessen spielenden FC Hanau 93 gestoppt werden konnte. Nachdem die Zuschauer in den Vorrunden noch sehr verhalten auf den neuen Wettbewerb reagierten, füllten sich die Stadien ab dem Viertelfinale zufriedenstellend.

Am 8. Dezember 1935 wurde im ausverkauften Düsseldorfer Rheinstadion vor 60.000 Zuschauern das erste Endspiel um den deutschen Vereinspokal ausgetragen. Im Finale standen sich der Vorjahres-Meister FC Schalke 04 und der damalige Rekordmeister 1. FC Nürnberg gegenüber. Nürnberg gewann das Spiel etwas überraschend mit 2:0.[1]

Wiedereinführung als DFB-Pokal nach dem Zweiten Weltkrieg

Nach dem Zweiten Weltkrieg dauerte es in der Bundesrepublik Deutschland bis 1952, bis der Deutsche Fußball Bund den nun DFB-Pokal genannten Vereinspokal wieder ins Leben rief. In den ersten Jahren des neu geschaffenen DFB-Pokal waren zunächst regionale Pokalwettbewerbe vorgeschaltet.

Mit Einführung der 2. Bundesliga in der Saison 1974/75 wurde das Qualifikationssystem für die Teilnahme am DFB-Pokal geändert. Neben den Teilnehmern aus der 1. und 2. Bundesliga waren fortan die regionalen Fußballverbände für die Ermittlung und Benennung der "Amateurteilnehmer" über die Austragung eines Verbandspokals zuständig.

An den Sieger wird seit 1965 ein 52 cm hoher Pokal aus vergoldetem Sterlingsilber übergeben. Im Jahre 1991 wurde der Sockel der Trophäe, die acht Liter Flüssigkeit fasst, um 5 cm erhöht, um Platz für weitere Siegergravuren zu schaffen.

In der DDR wurde bereits 1949 ein Pokal eingeführt, der FDGB-Pokal. Da in der DDR zum damaligen Zeitpunkt keine Vereine erlaubt waren, spielten im FDGB-Pokal zunächst die verschiedenen Betriebssportgemeinschaften. Erster Pokalsieger wurde am 28. August 1949 in Halle die BSG Waggonbau Dessau, die die BSG Gera-Süd mit 1:0 bezwang.

Seit 1981 gibt es auch bei den Frauen den DFB-Pokal. Das erste Endspiel gewann die SSG 09 Bergisch Gladbach.

Rekorde

Modus

Alle Spiele im DFB-Pokal werden über eine reguläre Spielzeit von 2 x 45 Minuten ausgetragen. Der Sieger eines Spiels zieht in die nächste Runde ein. Steht es nach der regulären Spielzeit Unentschieden, wird das Spiel um 2 x 15 Minuten verlängert. Steht es auch nach der Verlängerung noch remis, wird der Sieger in einem Elfmeterschießen ermittelt. Die zeitweilig bei anderen Wettbewerben geltenden Modi Golden Goal und Silver Goal wurden im DFB-Pokal bislang nicht angewandt.

Bis 1977 wurde bei einem Unentschieden nach Verlängerung zunächst kein Elfmeterschießen durchgeführt, sondern ein Wiederholungsspiel angesetzt. Dabei kehrte sich das Heimrecht um. Erst wenn es auch im Wiederholungsspiel nach Verlängerung unentschieden stand, kam es zum Elfmeterschießen. In den Spielzeiten 1971/72 sowie 1972/73 wurde der Pokal generell mit Hin- und Rückspiel ausgetragen. Nachdem das Endspiel im Jahre 1977 zwischen Hertha BSC Berlin und dem 1. FC Köln nach Verlängerung 1:1 endete und erstmalig in der Geschichte des DFB-Pokals binnen zwei Tagen ein Wiederholungsspiel angesetzt werden musste, modifizierte man diese Regelung, da eine so kurzfristige Spielansetzung erhebliche logistische Probleme mit sich brachte. Ab der Saison 1977/78 wurden die Endspiele bei unentschiedenem Spielstand nach Verlängerung sofort per Elfmeterschießen entschieden. Dies war bisher 1984, 1991, 1992 (Held wurde hierbei Jörg Sievers)und 1999 der Fall. 1979 wurde das Finale letztmals in der Verlängerung entschieden.

Die Regelung, bei unentschiedenem Spielstand nach Verlängerung ein Wiederholungsspiel anzusetzen, wurde für die Spielrunden bis einschließlich zum Halbfinale auch nach 1977 beibehalten. Da die Ansetzung von Wiederholungsspielen immer wieder zu Terminproblemen führte, wurde der Modus ab der Saison 1991/92 geändert. Seither wird in jeder Runde bei unentschiedenem Spielstand nach Verlängerung sofort ein Elfmeterschießen durchgeführt, um den Sieger zu ermitteln.

Teilnehmer aus den Amateurligen

Neben den 18 Bundesligisten und den 18 Zweitbundesligisten der abgelaufenen Saison qualifizierten sich für die kommende Saison folgende 28 Amateurmannschaften für den DFB-Pokal: die Verbandspokalsieger der 21 Landesverbände und die jeweils Erst- und Zweitplatzierten der abgelaufenen Spielzeit in den Regionalligen Süd und Nord. Da bei den Verbandspokalen die Gewinner der Kreispokale qualifiziert sind, besteht für jede Herrenmannschaft, selbst wenn sie in der untersten Liga spielt, die theoretische Möglichkeit, beim DFB-Pokal antreten zu dürfen. Zudem darf jeweils ein weiterer Amateurklub aus den drei DFB-Landesverbänden, die die meisten Herrenmannschaften im Spielbetrieb haben (zur Zeit sind dies Bayern, Westfalen und Niedersachsen), am DFB-Pokal teilnehmen. In der Regel sind dies die Verlierer des Verbandspokal-Endspiels. Es ist möglich, dass zwei Mannschaften eines Vereins am DFB-Pokal teilnehmen, diese können allerdings nicht mehr vor dem Finale aufeinandertreffen.

1. und 2. Hauptrunde

Seit der Saison 2000/2001 sind die Vereine der Fußball-Bundesliga wieder verpflichtet, geschlossen an der ersten Hauptrunde teilzunehmen. Dies beschloss der Beirat des Deutschen Fußball-Bundes (DFB) auf seiner Sitzung am 23. Oktober 1999.

Die Paarungen der ersten Runde werden aus zwei Behältern ausgelost, von denen der eine die Mannschaften der Bundesliga und 2. Bundesliga und der andere die Amateur-Mannschaften enthält. Dabei gilt der Status im Spieljahr des auszulosenden Wettbewerbs. Eine Ausnahme gilt für die vier Aufsteiger zur 2. Bundesliga, die abweichend von ihrem Status dem Amateurbehälter zugeordnet werden. Die Amateurmannschaften haben Heimrecht. Bei der Auslosung zur zweiten Hauptrunde wird wiederum aus zwei Töpfen gelost. Im ersten sind die Vereine des Lizenzfußballs enthalten, im zweiten die Amateurvertreter, denen auch das Heimrecht zufällt. Dabei gilt der Status im Spieljahr des auszulosenden Wettbewerbs. Ab dem Achtelfinale wird nur noch aus einem Behälter gelost. Die dann noch im Wettbewerb verbliebenen Amateurvertreter behalten bei Spielen gegen Bundesligaklubs weiterhin ihr Heimrecht.

Achtel-, Viertel- und Halbfinale

Die Vorschlussrunden werden aus einem Lostopf gezogen. Der zuerst gezogene Verein hat Heimrecht, es sei denn an einer Spielpaarung nimmt ein Amateurligist teil. Sollte dieser in einer Partie gegen eine Lizenzspielermannschaft an zweiter Stelle gezogen werden, wird das Heimrecht getauscht.

Das Endspiel

Die Sieger der beiden Halbfinalspiele treffen seit 1985 im Berliner Olympiastadion im Finale aufeinander. Bis 1984 wurde der Endspielort relativ kurzfristig festgelegt, nachdem die Finalisten feststanden. Gewählt wurde zumeist ein Ort, der geografisch so lag, dass die Fangruppen beider Vereine einen möglichst gleich weiten Anreiseweg hatten.

Die Entscheidung, das Pokalfinale unabhängig von der Finalpaarung fest in das Olympiastadion im seinerzeit noch geteilten und vom Gebiet der alten Bundesrepublik abgetrennten Berlin zu vergeben, war seinerzeit nicht unumstritten, bewährte sich jedoch schnell. Befürchtungen, viele Fans würden wegen der notwendigen Transitreisen durch die damalige DDR auf einen Besuch des Endspiels verzichten, bewahrheiteten sich nicht.

Das Berliner Olympiastadion wurde schnell zum „deutschen Wembley“ und die Endspiele fanden stets vor vollen Rängen statt. Heute ist die Attraktivität des Endspiels so groß, dass viele Fans unabhängig von der Finalpaarung frühzeitig Eintrittskarten bestellen und die zur Verfügung stehenden Kartenkontingente bei weitem nicht ausreichen, um die Nachfrage zu befriedigen. Auch die beteiligten Vereine, die großzügig bemessene Kartenkontingente für ihre Anhänger erhalten, klagen zum Teil heftig, dass die riesige Nachfrage nicht angemessen bedient werden kann. Seitdem ist der Ruf „Berlin, Berlin, wir fahren nach Berlin“ bei den Fans der siegreichen Mannschaften sehr beliebt.

Seit der Abschaffung des Pokalsieger-Wettbewerbs auf europäischer Ebene darf der Sieger des DFB-Pokals in der nächsten Saison im UEFA-Pokal antreten. Wenn der Sieger sich bereits in der Bundesliga für die UEFA Champions League oder die Champions-League-Qualifikation qualifiziert hat, geht das Recht der Teilnahme am UEFA-Pokal automatisch auf den Verlierer des Endspiels über. Sind beide Endspielteilnehmer bereits für die Champions League oder den UEFA-Pokal qualifiziert, nimmt eine weitere Mannschaft aus der Bundesliga am UEFA-Pokal teil. Von dieser Regelung profitierte in der Saison 2004/2005 Bayer 04 Leverkusen, die als Tabellensechster eigentlich nur für den UI-Cup qualifiziert waren. Da aber die Finalisten Bayern München und der FC Schalke 04 für die Champions League qualifiziert waren, ging der Platz an Leverkusen.

Pokalsensationen

Gerade die Teilnahme (oft namhafter) unterklassiger Vereine sorgt für Spannung und Anziehungskraft des DFB-Pokals. Fast jede Saison gelingt es Amateurvereinen, Vereine aus der 1. oder 2. Liga auszuschalten. Bekannte Beispiele hierfür waren in den letzten Jahren der FV 09 Weinheim, der TSV Vestenbergsgreuth und der 1. FC Magdeburg, die den Rekordmeister Bayern München bezwangen. Die Amateure von Hertha BSC Berlin sowie die damaligen Drittligisten Energie Cottbus (1997) und 1. FC Union Berlin (2001) schafften es sogar ins Endspiel. Die größten Sensationen gelangen bisher wohl Kickers Offenbach und Hannover 96. Beide Vereine gewannen den Pokal als Nicht-Bundesligist. Wobei zu erwähnen ist, dass das Finale 1970, aufgrund der Weltmeisterschaft in Mexiko, erst zwischen dem 3. & 4. Spieltag der Saison 1970/1971 im Niedersachsenstadion ausgetragen werden konnte. Zu diesem Zeitpunkt war der spätere Sieger Kickers Offenbach aufgrund des vorangegangenen Aufstiegs in der Saison 1969/1970 faktisch schon ein Bundesligist. Deshalb ist nur der Sieg von Hannover 96 1992 als Pokalgewinn eines (wirklichen) Nicht-Bundesligisten zu werten.

Eine besondere Kuriosität prägte den DFB-Pokalwettbewerb in der Saison 1982/83: Zum ersten und bislang einzigen Mal kamen beide Finalisten aus der selben Stadt. Im Köln-Müngersdorfer Stadion standen sich der Bundesligist 1. FC Köln und der Zweitligist SC Fortuna Köln gegenüber. Der favorisierte Bundesligist gewann das Finale mit 1:0.

Die vielen Überraschungen und der vielbeschworene eigene „Pokalcharakter“, das heißt die Eigenschaft, dass es in einem Spiel um alles oder nichts geht und in jedem Fall ein Sieger ermittelt wird, machen den besonderen Reiz des Pokalwettbewerbs aus. Eine bekannte Floskel lautet: „Der Pokal hat seine eigenen Gesetze“.

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schiefer Pokal

Der schiefe Pokal

Im Jahre 2002 ließ der damalige Schalke-Manager Rudi Assauer den Pokal (nach eigenen Angaben aus Leichtsinn) fallen, und beschädigte diesen dabei. Wochenlang war der schiefe Pokal zu Schalke im Schalke-Museum ausgestellt, bis er für einen Preis von rund 32.000 Euro repariert wurde. Die Reparaturkosten übernahm Rudi Assauer vollständig.

Pokalendspiele und Pokalsieger

Pokalsieger (nach Anzahl)
Männer .
FC Bayern München 13
SV Werder Bremen 5
FC Schalke 04 4
1. FC Köln 4
SG Eintracht Frankfurt 4
VfL Borussia Mönchengladbach 3
Hamburger SV 3
1. FC Nürnberg 3
VfB Stuttgart 3
Fortuna Düsseldorf 2
BV Borussia Dortmund 2
Dresdner SC 2
1. FC Kaiserslautern 2
Karlsruher SC 2
TSV 1860 München 2
Rot-Weiss Essen 1
Schwarz-Weiß Essen 1
Hannover 96 1
FC Bayer 05 Uerdingen 1
TSV Bayer 04 Leverkusen 1
VfB Leipzig 1
Kickers Offenbach 1
SK Rapid Wien 1
First Vienna FC 1894 1

Literatur

  • R. Grengel: Das Deutsche Wembley: 60 Jahre Vereinspokal, Berlin 1994
  • M. Kropp: DFB- Pokal Vereinsalmanach, Kassel 2000
  • B. Milani et al.: Sternstunden des Sports, DFB-Pokal, 2001

Einzelnachweise

  1. fussballdaten.de: DFB-Pokal - Wie es begann...
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