Der Untergang

Film von Oliver Hirschbiegel (2004)
Dies ist eine alte Version dieser Seite, zuletzt bearbeitet am 1. Oktober 2004 um 15:51 Uhr durch HaeB (Diskussion | Beiträge) (rollen). Sie kann sich erheblich von der aktuellen Version unterscheiden.

Der Untergang ist ein Spielfilm des deutschen Regisseurs Oliver Hirschbiegel aus dem Jahr 2004. Der Film zeigt die Geschehnisse im Berliner Führerbunker während der letzten Tage des Dritten Reiches. Der Film basiert vor allem auf dem gleichnamigen Werk des Historikers Joachim Fest, der auch eine umfangreiche Hitler-Biografie verfasste, und den Erinnerungen von Hitlers damals 25jähriger Privatsekretärin Traudl Junge (beide 2002). Letztere erschienen als Buch ("Bis zur letzten Stunde") und als Film ("Im toten Winkel"). Ein Ausschnitt aus dem Film ist am Ende von "Der Untergang" zu sehen.

Produziert wurde der Spielfilm von Bernd Eichinger, der auch das Drehbuch schrieb. Mit 13,5 Millionen Euro ist Der Untergang nach Wolfgang Petersens Das Boot zum Entstehungszeitpunkt der zweitteuerste in Deutschland produzierte Kinofilm. Uraufgeführt wurde das Werk am 9. September 2004 in München. Die internationale Premiere fand am 14. September 2004 auf dem Toronto Film Festival statt. In die deutschen Kinos kam der Film am 16. September 2004. Die Außenaufnahmen wurden in Sankt Petersburg gedreht, dessen historische Innenstadt teilweise große Ähnlichkeit zum Berlin des Jahres 1945 aufweist. Die Aufnahmen im Bunker entstanden in München. Der Film wurde von einer Jury als deutscher Beitrag im Wettbewerb um den Oscar für den besten ausländischen Film nominiert.

Daten

Fiktive Personen:

Handlung des Films

Der Film handelt vom Untergang des Dritten Reiches. Dargestellt werden die letzten 12 Tage vom Geburtstag des "Führers" am 20. April 1945 bis zur faktischen Kapitulation der Reichshauptstadt am 2. Mai. Während die sowjetischen Truppen Berlin Meter für Meter erobern und von den letzten Soldaten des Volkssturms nicht aufgehalten werden können, verschanzt sich Adolf Hitler mit seinen letzten Getreuen im Führerbunker. Obwohl der Krieg sicher verloren ist, prophezeit der "Führer" weiterhin abwechselnd den "Endsieg" oder den "verdienten Untergang" des deutschen Volkes, das sich seiner Führung nicht als würdig erwiesen habe. Auf die Zivilbevölkerung nimmt er keine Rücksicht und alle, die kapitulieren wollen, beschimpft er als Verräter, u.a. auch Göring und Himmler. In der beklemmenden Enge des Bunkers präsentiert er sich immer noch als der Alleinherrscher. Da er jeglichen Sinn für die Realität verloren hat, erteilt er vollkommen sinnlose Befehle. Einen Tag vor dem gemeinsamen Selbstmord heiratet Hitler seine Geliebte Eva Braun. Da er den Feinden nicht als Trophäe in die Hände fallen und mit Farbe beschmiert werden will wie zuvor Mussolini, weist er seinen Adjutanten Otto Günsche an, die Leichen restlos zu verbrennen. Nach dem Tod des "Führers" herrscht Ratlosigkeit im Bunker. Einige wollen kapitulieren und fliehen, andere fühlen sich jedoch nach wie vor ihrem Eid verpflichtet. Der Hitler-treue Propagandaminister Joseph Goebbels versucht, die Führung zu übernehmen. Als besonders dem Nationalsozialismus verpflichtet erweist sich auch seine Frau Magda Goebbels. Da sie ein Leben nach dem Zusammenbruch des als unwürdig erachtet, vergiftet sie ihre sechs Kinder eigenhändig mit Zyankali-Kapseln. Danach lässt sie sich von ihrem Mann erschießen, bevor dieser sich selbst die Kugel gibt.

Kritiken

In dem Film wird erstmals in der deutschen Filmgeschichte (und im Gegensatz zu Georg Wilhelm Pabsts Der letzte Akt von 1955) Adolf Hitler als szenisch zentrale Figur eines historischen Spielfilms dargestellt. Die Tatsache, dass Hitler als Mensch und nicht als schäumendes Monster gezeigt wird, hat schon vor dem Kino-Start kontroverse und zumeist politisch motivierte Diskussionen ausgelöst.

Ein Teil der Kritiker glaubt in dem Film eine Verharmlosung der nationalsozialistischen Gräueltaten zu beobachten, weil Hitler in einigen Szenen auch als einfühlsamer Charmeur, als jemand, der sich Fehler eingesteht (Diktatszene mit Traudl Junge) oder etwa beim Nudeln-Essen gezeigt wird und im Film zu wenig Bezug auf den Kampf Hitlers gegen das Judentum genommen werde. Dem steht allerdings die Intention der Filmemacher entgegen, Hitler als eben denjenigen zu zeigen, der er war und sich dabei sehr stark auf bestätigte Zeitzeugenberichte und wissenschaftliche Arbeiten wie etwa die von Fest zu stützen. Der Holocaust sowie viele andere Geschichten, die der Zweite Weltkrieg schrieb, sind nicht Gegenstand dieses Filmes, der sich schon dem Titel nach sowohl thematisch als auch zeitlich nur mit den letzten Tagen des Reiches befasst.

Gleiches gilt für den Vorwurf, einige Nebenfiguren würden zu Unrecht in einem zu günstigen Licht erscheinen, da dem Zuschauer deren Vorgeschichte nicht bekannt gemacht werde. Dies gelte vor allem für die Figur des Albert Speer, der in dem Film als einsichtiger Mahner und Befehlsverweigerer durchgehen könne. Ein grundlegendes Geschichtswissen mit der Einordnung der Personen in einen weiteren Zusammenhang kann aber von den allermeisten Zuschauern erwartet werden, denn um einen Unterhaltungsstreifen handelt es sich dabei ohnehin nicht. Um zu verhindern, dass der Diktator als Identifikationsfigur erscheine, wurde die Erzählperspektive der Sekretärin Traudl Junge gewählt. Dass der Zuschauer ihre Perspektive annehmen soll, wird durch einen Vorspann verdeutlicht, der zeigt, wie Hitler seine Sektretärin im Führerhauptquartier Wolfsschanze auswählt.

Befürworter des Projekts loben die Authentizität des Films, der viele historisch verbürgte Zitate enthält. Man könne den Aufstieg der Nationalsozialisten und die Faszination, die von Hitler ausging, erst dann richtig verstehen, wenn man sich mit dem Menschen Hitler beschäftige und ihn nicht als mythologisches Wesen (Teufel) oder Unmensch betrachte. Die Untaten Hitlers verlören ihre Schrecken nicht, würden im Gegenteil erst gerade dadurch als Menschenwerk erschreckend.

Als unstreitig überragend gelten die darstellerischen Leistungen, vor allem von Bruno Ganz als Hitler und Corinna Harfouch als Magda Goebbels. Der aus der Schweiz stammende Hauptdarsteller bereitete sich hinsichtlich seines körperlichen Ausdrucks besonders genau auf seine Rolle vor. Der häufig geäußerten Behauptung, auch seine Sprechweise sei sehr nah an der Hitlers, die dieser im kleineren Kreise pflegte, muss allerdings widersprochen werden. Zeitzeugenaussagen sowie ein Vergleich mit einer kurzen erhaltenen Tonfilmsequenz und vor allem mit einer Originalaufnahme, die ein finnischer Techniker heimlich von einem privaten Gespräch des Führers aufzeichnete, machen deutlich, dass insofern die Darstellung Hitlers doch eher an dessen Auftritte in den heute zumeist als abschreckend empfundenen Reden auf Großveranstaltungen nachempfunden ist. In den Tondokumenten ist zu hören, dass Hitler das R nicht rollte, nur einen ganz leichten österreichischen Dialekt besaß und weich und flüssig sprach statt in Stakkati. Insofern ist in der Darstellung durchaus ein weiteres filmisches Mittel zur Verhinderung der Identifikation des Zuschauers mit der historischen Figur zu sehen.

Literatur