Else Ury

deutsche Schriftstellerin und Kinderbuchautorin (1877–1943)
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Else Ury (* 1. November 1877 in Berlin; † 13. Januar 1943 im Konzentrationslager Auschwitz) war eine deutsche Schriftstellerin und Kinderbuchautorin. Ihre bekannteste Figur ist die blonde Arzttochter Annemarie Braun, deren Leben sie in den insgesamt zehn Bänden der Reihe Nesthäkchen erzählte, die bis heute – meist in einer gekürzten und dem heutigen Sprachstil angepassten Form – im Buchhandel erhältlich sind. Daneben schrieb sie eine Reihe weiterer Bücher und Erzählungen, die sich vor allem an Mädchen richteten und in denen sie überwiegend ein traditionell bürgerliches Familien- und Frauenbild vertrat.

Die in der ausgehenden wilhelminischen Zeit und der Weimarer Republik bekannte und beliebte Kinderbuchautorin wurde als Jüdin unter dem Regime der Nationalsozialisten entrechtet, deportiert und in Auschwitz ermordet.

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Else Ury in Berlin, 1896

Leben

Jugend

Else Ury war das dritte Kind des Berliner Tabakfabrikanten Emil Ury und seiner Frau Franziska. Die Familie Ury zählte während der Kindheit Else Urys zu den wohlhabenden, liberal gesinnten Bildungsbürgern der wilhelminischen Zeit; die Urys waren assimilierte Juden. Emil Ury gehörte zwar der jüdischen Gemeinde an, die religiösen Riten wurden jedoch nicht praktiziert. Weihnachten und Ostern wurden als Kinderfeste begangen, die Urys begriffen sich als patriotische Deutsche.[1]

Die älteren Brüder Ludwig und Hans besuchten das Gymnasium und studierten anschließend Medizin beziehungsweise Jurisprudenz. Else und ihre jüngere Schwester Käthe besuchten dagegen die Königliche Luisenschule, ein privates und schulgeldpflichtiges Lyzeum, deren Unterrichtsschwerpunkt auf Fächern wie Handarbeiten, englische und französische Konversation, Musik, Zeichnen und Etikette lag. In der Erziehung der beiden Mädchen spiegelt sich die klare Rollenverteilung zwischen den Geschlechtern, die den Männern die Berufs- und Erwerbsarbeit, den Frauen hingegen als Aufgabenfeld Haushalt und Familie vorbehielt. Für beide Mädchen war die zehnte Klasse – wie üblich für Mädchen ihrer Zeit – die letzte Klasse ihrer Schulausbildung. 1894, in dem Jahr, in dem Else Ury die Schule verließ, gab es noch keine Mädchengymnasien in Berlin. Die einzige Weiterbildung, die entsprechend den damaligen Konventionen einer jungen Frau aus gutbürgerlichem Hause offenstand, war der Besuch eines Lehrerinnenseminars. Ihre jüngere Schwester besuchte eine dieser Einrichtungen und machte vor ihrer Ehe noch das Lehrerinnenexamen. Else Ury erlernte keinen Beruf, sondern lebte weiterhin bei ihren Eltern. Auch dies war für ihre Zeitgenossinnen aus gutbürgerlichen Familien eine typische Lebensstation. Volker Ulrich nannte in seinem Werk über das Deutsche Kaiserreich den Zeitraum nach dem Abschluss der Schulausbildung die „Phase der gepflegten Langeweile, des Wartens auf den Heiratskandidaten, in die sich mit zunehmender Dauer die Furcht mischte, als ‚Alte Jungfer‘ sitzenzubleiben“.[2] Else Ury begann spätestens in dieser Phase zu schreiben und veröffentlichte ab dem Jahre 1900 zunächst Reiseberichte und Märchen in der Vossischen Zeitung unter einem Pseudonym.

Die ersten Bücher

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Titelbild des Buches Studierte Mädel

1905 erschien Else Urys erstes Buch, das den Titel trug: Was das Sonntagskind erlauscht. Es war auch die erste Veröffentlichung, die unter ihrem richtigen Namen erschien. Auch hier ist nicht belegbar zu erklären, warum sie mit dem Erscheinen des Buches ihr Pseudonym ablegte. Was das Sonntagskind erlauscht ist eine Märchensammlung, von der bis 1927 55.000 Exemplare verkauft wurden.[3] Das Buch richtete sich an ein christliches Publikum. Der aufwändig gestaltete Einband zeigte einen von Weihnachtsbäumen eingerahmten Nikolaus; die Bildtafel in der Mitte einen Engel, und eine der Geschichten erzählt von einem Kind, dessen Abendgebet eine Missionarsfamilie vor der Ermordung durch Hereros rettet. Dass sich Else Ury dem Schreiben von Märchen widmete, ist dagegen nicht erstaunlich: Märchen waren im ersten Drittel des 20. Jahrhunderts die am weitesten verbreitete kinderliterarische Gattung.[4]

Else Urys zweites Buch Studierte Mädel ragt aus ihrem Gesamtwerk durch sein Thema heraus. Ury macht hier ein einziges Mal in ihrem Schaffen deutlich, dass eine akademische Ausbildung für Mädchen kein Hindernis für Eheglück und Familie sein muss. Das Buch erschien 1906 und wurde sowohl von der Presse als auch vom Publikum wohlwollend aufgenommen. Das Erscheinen des Buches fiel mit dem Zeitraum zusammen, während dessen Frauen allmählich an deutschen Universitäten zugelassen wurden. Das Thema war daher modern und zeitgemäß, gleichzeitig fehlten dem Buch aber emanzipatorische Forderungen, wie sie etwa von Gertrud Bäumer oder gar Clara Zetkin vertreten wurden. Die beiden weiblichen Hauptpersonen des Buches heiraten; und für die eine ist die Ehe sogar der Anlass, ihr Studium vorzeitig abzubrechen. Das Buch wurde nicht nur von jungen Mädchen gelesen; Else Ury fand mit diesem Werk auch eine Leserschaft unter erwachsenen Frauen. Für Ury gleichfalls ungewöhnlich ist die negative Darstellung des Adels in diesem Buch. Kritik am Adel, der zu Beginn des 20. Jahrhunderts seinen ökonomischen Bedeutungsverlust durch ein Beharren auf seinen politischen Privilegien kompensierte, war in der Literatur zu Beginn des 20. Jahrhunderts durchaus gängig; aber im Schaffen von Else Ury tritt sie in dieser Schärfe nur in diesem Buch auf.

Studierte Mädel war das Buch, das Else Ury bekannt machte. Mehrmals erschien ihr Foto in Zeitungen; Mädchenzeitschriften warben um Vorabdrucke ihrer Erzählungen. Else Ury band sich an die Zeitschrift Das Kränzchen, in dem ihr nächstes Buch Vierzehn Jahr' und sieben Wochen (Fortsetzung: Dornröschen) und einige weitere Backfischgeschichten, zunächst als Fortsetzungsgeschichte, abgedruckt und später von der UDV (Union deutsche Verlagsgesellschaft) in Buchform in der beliebten Reihe der Kränzchen-Bibliothek aufgelegt wurden. 1908 folgte ein weiterer Märchen- und Erzählband mit dem Titel Goldblondchen. 1913 erhielt Else Ury mit diesem Buch die einzige öffentliche Auszeichnung für ihre Bücher: Die Jugendschriften-Warte, das Mitteilungsblatt der „Vereinigten Prüfungsausschüsse“, klassifizierte diesen Märchenband als lesenswert für Kinder der 3. Klasse. Sie war damit die einzige Frau, die 1913 eine solche Auszeichnung durch den Vereinigten Deutschen Prüfausschuss für Jugendschriften erhielt. Die Auszeichnung, die Else Ury bezeichnenderweise für eine Märchensammlung und nicht für ihr zeitgemäßeres Buch Studierte Mädels erhielt, ist durchaus hoch zu werten. Frauen wie etwa Clementine Helm (Backfischchens Freuden und Leiden), Thekla von Gumpert oder Emmy von Rhoden (Der Trotzkopf), die als Vorgängerinnen von Else Ury vielgelesene Mädchenbücher geschrieben hatten, wurden pauschal als kitschig und für heranwachsende Mädchen als schädlich beurteilt.

Der Erste Weltkrieg

 
Aufruf von Kaiser Wilhelm II. zur Mobilmachung: „An das deutsche Volk“, Plakat vom 6. August 1914

Bis zum Ausbruch des Ersten Weltkriegs veröffentlichte Else Ury fünf weitere Bücher, die sie zu einer wohlhabenden Frau machten. Der Kriegsausbruch hatte die Familie Ury in ihrem traditionellen Ferienort, dem schlesischen Krummhübel (heute: Karpacz/Polen), überrascht; woraufhin man umgehend heim nach Berlin reiste.

Else Ury teilte die allgemeine Kriegsbegeisterung, die in den ersten Tagen nach Kriegsausbruch herrschte. Bis zum Ausbruch des Krieges im Jahre 1914 war die Verfassungszusage aus dem Jahre 1870, die jüdischen Mitbürgern die rechtliche Gleichstellung im Deutschen Reich gewährte, vor allem von der Armee boykottiert worden. Juden hatten keine Chance, aktive Offiziere zu werden. Selbst zu Reserveoffizieren wurden sie zwischen 1885 und 1914 nicht befördert. Mit dem Ausbruch des Ersten Weltkriegs hatte jedoch Kaiser Wilhelm II. in seiner zweiten Balkonrede vom 1. August 1914 beteuert, dass er keine Parteien und Konfessionen mehr kenne, sondern nur noch Deutsche. Für viele jüdische Bürger schien der Zeitpunkt gekommen zu sein, unter Beweis zu stellen, dass man Angehöriger der Deutschen Nation sei. Der Central-Verein deutscher Staatsbürger jüdischen Glaubens rief noch am Tag des Mobilmachungsbefehls auf, sich freiwillig zum Kriegsdienst zu melden:[5]

„… In schicksalsernster Stunde ruft das Vaterland seine Söhne unter die Fahnen. Daß jeder deutsche Jude zu den Opfern an Gut und Blut bereit ist, die die Pflicht erheischt, ist selbstverständlich. Glaubensgenossen! Wir rufen Euch auf, über das Maß der Pflicht hinaus Eure Kräfte dem Vaterlande zu widmen! Eilet freiwillig zu den Fahnen! Ihr alle – Männer und Frauen – stellt Euch durch persönliche Hilfeleistung jeder Art und durch Hergabe von Geld und Gut in den Dienst des Vaterlandes!'“

10.000 deutsche Juden meldeten sich freiwillig zum Kriegsdienst für Deutschland.[6] Else Urys Bruder, der Arzt Hans Ury, begleitete als Militärarzt einen der ersten Militärzüge nach Frankreich.[7] Else Ury beteiligte sich an der Kriegsfürsorge des Nationalen Frauendiensts. Daneben schrieb sie an ihrem vierten Band der Nesthäkchen-Geschichte Nesthäkchen und der Weltkrieg, der aber wegen Papierknappheit zunächst nicht erschien. Im Kriegsjahr 1916 druckte jedoch die Zeitschrift Das Kränzchen einen ihrer Kriegsromane, Lieb Heimatland, als Fortsetzungsroman ab. Else Urys Biografin Marianne Brentzel hat diese Erzählung als kriegsbegeistert, kaisertreu und voll naiver Parteilichkeit für die kriegsvertriebenen Ostpreußen bezeichnet.[8] Hurra-Patriotismus und Verharmlosung des Krieges finden sich auch in einigen anderen Werken Else Urys wieder, z. B. in Flüchtlingskinder (1918) sowie in der Erzählung Eine kleine Heldin aus dem 1914 erschienenen Erzählungsband Huschelchen.

Nesthäkchen

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Titelbild der Erstauflage von 'Nesthäkchen und der Weltkrieg'

Über Else Urys Reaktion auf den verlorenen Krieg ist nichts bekannt. Kurz nach dem Ende des Ersten Weltkrieges erschien mit Nesthäkchen und ihre Puppen der erste Band der Nesthäkchenreihe, die bis 1925 auf insgesamt zehn Bände anwuchs. Die Erzählungen machten Else Ury zu einer der bekanntesten Kinderbuchautorinnen der Weimarer Zeit und ihre Titelheldin Annemarie Braun, die goldblonde Arzttochter aus Berlin, zu einer Identifikationsfigur für viele Mädchengenerationen. Bis zu Beginn des 21. Jahrhunderts wurden von diesen Büchern fast sieben Millionen verkauft; 1983 wurde die Erzählung als sogenannte Weihnachtsserie des ZDF verfilmt, die seitdem mehrfach wiederholt wurde. Bei einer Umfrage unter erwachsenen Frauen, die in Deutschland aufgewachsen waren, nannten am Ende des 20. Jahrhunderts 55 % Nesthäkchen unter den bekanntesten Mädchenbüchern an erster Stelle.[9] Noch im Jahre 2004 wurde der erste Band der Reihe von Susanne Gaschke in ihrer Zusammenstellung von für Kinder besonders geeigneten Büchern genannt.[10]

Annähernd 80 Lebensjahre umfassen die 10 Nesthäkchen-Bände: In Nesthäkchen und ihre Puppen ist die Protagonistin Annemarie Braun ein Wildfang im Vorschulalter. Else Ury stellt ihren jungen Leserinnen die Figur in direkter Ansprache vor:[11]

„Habt ihr schon mal unser Nesthäkchen gesehen? Es heißt Annemarie, ein lustiges Stubsnäschen hat unser Nesthäkchen und zwei winzige Blondzöpfchen mit großen, hellblauen Schleifen. 'Rattenschwänze' nennt Bruder Hans Annemaries Zöpfe, aber die Kleine ist ungeheuer stolz auf sie. Manchmal trägt Nesthäkchen auch rosa Haarschleifen und die Rattenschwänzchen als niedliche kleine Schnecken über jedes Ohr gesteckt. Doch das kann es nicht leiden, denn die alten Haarnadeln pieken.“

Ury beschreibt mit dieser Kinderreihe ein Frauenleben, dessen höchste Erfüllung das Aufgehen in Ehe und Familie ist, unter Preisgabe eigener Berufsziele und Talente, die, so scheint es, Frauen den Interessen ihrer Ehemänner gern unterordnen. Willig gibt Annemarie Braun ihr Medizinstudium auf, das Else Ury sie beginnen ließ, weil Annemarie Braun ihrem Vater, einem Arzt, in seiner Praxis assistieren wollte. Der Mann, den Annemarie Braun heiratet, ist gleichfalls Arzt und gemeinsam mit ihm hat sie drei Kinder. Auch für Annemarie Brauns Töchter ist die Ehe die Erfüllung. Selbst ihre jüngste Tochter, die mit dem Vater leidenschaftlich um das ersehnte Gesangsstudium gekämpft hat, vergisst ihre beruflichen Ambitionen, als ein reicher Brasilianer sie heiraten möchte. In Nesthäkchen im weißen Haar (erschienen 1925) hält Nesthäkchen ihr erstes Urenkelkind im Arm.

Einen Bruch in Annemarie Brauns sonst gleichmäßigem Lebenslauf haben viele ihrer späteren Leser festgestellt, ohne ihn zu hinterfragen. Zwischen Nesthäkchen im Kinderheim und Nesthäkchens Backfischzeit klafft eine zeitliche Lücke: nach 1945 hatte der neue Herausgeber den 4. Band, Nesthäkchen und der Weltkrieg, aus der Reihe herausgenommen, weil das Buch auf der Zensurliste der alliierten Kontrollbehörden stand.[12] Urys Beschreibungen der Geschehnisse im und um den Ersten Weltkrieg waren zu wenig distanziert und wurden als „kriegsverherrlichend“ eingestuft.

Else Ury schildert in diesem Band die Erlebnisse der nun zehnjährigen Annemarie Braun, deren Vater als Militärarzt in Frankreich dient, während die Mutter wegen des Kriegsausbruches nicht in der Lage ist, nach Deutschland zurückzukehren. Gemeinsam mit ihren zwei älteren Brüdern Hans und Klaus wird Annemarie in dieser Zeit von der Großmutter betreut. Zentrale Handlung der Erzählung ist die Begegnung mit ihrer neuen Mitschülerin, der Deutsch-Polin Vera, die zu Beginn der Erzählung kein Deutsch spricht. Vera wird von Nesthäkchen aus der Klassengemeinschaft als Ausländerin und angebliche „Spionin“ ausgegrenzt. Das ändert sich erst, als Veras Vater im deutschen Kriegsdienst an der Front fällt; die beiden Mädchen werden Freundinnen. Noch die ab 1922, vier Jahre nach Kriegsende, erschienene Ausgabe endet mit den Worten:[13]

„Mögen es bald die Friedensglocken sein, die Deutschland durchjubeln – das walte Gott. Mit diesem Wunsche nehme ich Abschied von Euch, meine lieben jungen Leserinnen. Auch mancher von Euch hat der Weltkrieg wohl, gleich unserem Nesthäkchen, Opfer auferlegt, kleine und größere. Aber ich bin davon durchdrungen, daß auch Ihr sie freudig fürs Vaterland auf Euch genommen habt. Wenn das schwere Ringen zu Ende und ein siegreicher Frieden unserer teuren Heimat beschieden ist, dann erzähle ich Euch, was aus Doktors Nesthäkchen wurde.“

Im englischen Sprachraum wurde diese Lücke 2006 mit der Veröffentlichung einer englischen Übersetzung des 4. Bandes (Nesthäkchen and the World War) von Steven Lehrer geschlossen.

Erfolgsautorin Else Ury

 
Krummhübel um 1900; in dem nur etwa 140 Kilometer von Berlin entfernt liegenden Ferienort erwarb Else Ury ihr Feriendomizil

Die Nesthäkchen-Reihe war 1925 mit dem letzten Band abgeschlossen. Seit 1923 arbeitete Else Ury jedoch an einer neuen Kinderbuchreihe, die sie Professors Zwillinge nannte und die fünf Bände umfassen sollte.

Die Reihe Nesthäkchen wurde für Ury und ihren Herausgeber, dem Meidinger Verlag, der finanziell größte Erfolg. 1960 bezeugte der Leiter der Buch-, Musikalien und Kunstabteilung des Warenhauses Wertheim, zu dem auch der frühere Meidinger Jugendschriftenverlag gehörte, vor dem Nachlassverwalter von Else Ury, dass von 1922 bis 1933 die Auflage der Nesthäkchenbücher und die Serie Professors Zwillinge etwa eineinhalb bis eindreiviertel Millionen Exemplare betrug. Else Ury hat in dieser Zeitspanne eine Tantieme von etwa einer viertel Million Reichsmark erhalten.ref name="Brentzel44">Marianne Brentzel: Nesthäkchen kommt ins KZ, S. 136f</ref>

Else Ury erhielt von ihren Verlagen ihr Honorar in Goldmark gezahlt und zählte damit zu den wenigen, die von der Inflation der 1920er Jahre persönlich wenig getroffen waren. Sie unterstützte die Familie ihrer Schwester, die als Beamtenfamilie unter den Auswirkungen der Inflation sehr viel stärker litt, indem sie während der Sommermonate ihren Neffen Klaus bei sich aufnahm. Der finanzielle Erfolg ermöglichte ihr, sich in dem traditionellen Ferienort Krummhübel ein Haus zu kaufen, in dem sie eine Wohnung als Feriendomizil für sich und ihre Familie nutzte. Ihrer Begeisterung für den unter Berlinern beliebten Ferienort im Riesengebirge hatte sie bereits in der 1920/21 entstandenen Erzählung Hänschen Tunichtgut Ausdruck verliehen. Ihr Haus taufte sie Haus Nesthäkchen und mindestens einmal bewirtete sie dort pressewirksam begeisterte Leserinnen ihrer Nesthäkchen-Reihe mit Kuchen und Schokolade. Der finanzielle Erfolg ermöglichte ihr auch, etwa um das Jahr 1927 gemeinsam mit ihrem Bruder Hans eine Reise nach Italien zu unternehmen.

Else Ury war in den späten 1920er Jahren eine geachtete Person des öffentlichen Lebens. Im Radio wurden seit 1926 ihre Geschichten vorgelesen. Zu Else Urys 50. Geburtstag am 1. November 1927 richtete ihr der Meidinger Jugendschriftenverlag einen Geburtstagsempfang im Berliner Adlon Hotel aus. Ihr Verlag richtete von 1929 bis 1932 eine sogenannte Nesthäkchenpost ein, offenbar ein Brieffach, das es Ury ermöglichte, umfangreiche Fanpost zu empfangen und beantworten.

Zeit der Verfolgung

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Jugend voraus! Else Urys umstrittenstes Werk

Als Adolf Hitler 1933 die Macht ergriff, wurde diese Tatsache von vielen, auch von in ihrer politischen Anschauung gemäßigten Menschen applaudiert. Auch Else Ury zeigte in ihrem letzten, 1933 veröffentlichten Roman Jugend voraus! sehr chauvinistische, dem Sprachduktus der Nationalsozialisten ähnelnde Töne und Inhalte.

Erzählt wird die Geschichte einer Familie, die in materielle Nöte gerät, nachdem der Vater seine Stelle verliert. Die Mutter übernimmt Schreibarbeiten. Angeblich weil das Vaterland die Mitarbeit von allen, ob Mann oder Frau, braucht, um das Vaterland wieder erstarken zu lassen. Tatsächlich jedoch, weil die Familie das verdiente Geld dringend benötigt. Die Ferienarbeit des Sohnes auf einem Bauernhof wird als Unterstützung des Bauernstandes als Grundstein des deutschen Volkes angepriesen. Wahrscheinlicher aber sollten die Stadtkinder auf dem Lande aufgepäppelt werden und halfen als Gegenleistung auf den Höfen.

Das Buch, das nach dem ersten Boykotttag gegen jüdische Geschäfte am 1. April 1933, dem Entzug der kassenärztlichen Zulassung für jüdische Ärzte und der Bücherverbrennungen, erschien, endet mit einer Demonstration zum 1. Mai, bei der Hitler und Hindenburg anwesend sind.

Marianne Brentzel schreibt über Else Ury in dieser Lebenssituation:[14]

„Else Ury war eine unpolitische, konservative Frau des deutschen Bürgertums, die mit großer menschlicher Anteilnahme das Massenelend der Arbeitslosigkeit sah und im Sog der Massenbegeisterung Hitler für eine mögliche Lösung aus der tiefen Staatskrise hielt. Sie hat 1933 die Augen vor der politischen Wirklichkeit verschlossen, wie sie es vor den Geschehnissen im öffentlichen Raum ihr ganzes Leben getan hat. Sie hat einmal mehr der heilen, deutschen Familie ein Denkmal setzen wollen.“

Die Entrechtung der Juden im nationalsozialistischen Deutschen Reich erfolgte schleichend. In den zwölf Jahren der NS-Diktatur wurde kein einheitliches Judengesetz erlassen, sondern eine Vielfalt von über 2.000 Gesetzen und Erlassen, die bis 1941 die Juden in Deutschland schrittweise rechtlos machten.[15]

Am 6. März 1935 wurde Else Ury aus der Reichsschrifttumskammer ausgeschlossen, was gleichbedeutend mit einem Berufsverbot für sie war. Ein Versuch, die Nesthäkchen-Reihe ins Englische zu übersetzen und nach England zu verkaufen, scheiterte 1937. Der Hintergrund hierfür war nicht antisemitisch bedingt: Backfischromane hatten sich als Genre der Kinder- und Jugendliteratur außer in Deutschland in kaum einem anderen Land durchgesetzt und blieben unverkäuflich.

Dass Else Urys Bücher in Deutschland nach 1935 dennoch weiterhin sehr beliebt waren, zeigt sich an einem Kommentar in der Geschichte des deutschen Jugendbuches von 1942:[16]

„Sie (die Backfischliteratur) führte zu den ebenso törichten, aber weit verbreiteten Fortsetzungsgeschichten von Emmy v. Rhoden ‚Trotzkopf‘ und den ‚Nesthäkchenbänden‘ der jüdischen Verfasserin Else Ury, die hier deshalb ausdrücklich aufgeführt wird, weil sie heute noch gelesen wird, ohne daß man über ihre Abstammung unterrichtet ist.“

Else Urys Brüder durften als Teilnehmer des Ersten Weltkriegs zunächst in ihren Berufen als Rechtsanwalt und Arzt weiterarbeiten. Elses Bruder Hans, mit dem sie besonders eng verbunden war, beging im Sommer 1937 Selbstmord. 1938 wurde allen jüdischen Ärzten die Approbation und allen jüdischen Rechtsanwälten die Rechtsanwaltszulassung entzogen, letztere durften nur noch unter der Bezeichnung Konsulenten die Interessen von Juden vertreten. In die Reisepässe von Juden wurde ein unübersehbares J gestempelt. Es wurden für sie Zwangsvornamen eingeführt: Männer hießen ab sofort mit zweitem Namen Israel, Frauen Sara. Einige Familienmitglieder von Else Ury emigrierten ins Ausland, ihre Neffen Fritz Ury und Klaus Heymann lebten bereits seit 1936 in London. Else Ury selbst jedoch blieb, obwohl sie noch 1938 ihre Neffen eine Woche lang in London besuchte. Der Grund für ihr Verbleiben in Deutschland kann nur erahnt werden. Vielleicht, um ihrer über 90 Jahre alten Mutter beizustehen, vielleicht, weil die deutsche Sprache ihr nicht nur Kultur, sondern auch – zumindest ursprünglich einmal – Broterwerb bedeutete.

1948 berichtete Georg Kast, ein Angestellter der Commerzbank, bei der Else Ury Konten hielt, in einem Brief an ihren Neffen Klaus Heymann von einer Begegnung mit Else Ury im Jahre 1938:[17]

„Ich stand persönlich sehr gut mit Ihrer Tante und wir gingen in unseren Ansichten sehr conform. Meine noch zu einer Zeit, wo es möglich war, an Frl. Ury gerichtete Mahnung, auszuwandern, lehnte sie mit den Worten ab, die ich bis heute nicht vergessen habe: 'Wenn meine Glaubensgenossen bleiben, dann habe ich so viel Mut, Charakter und die feste Entschlossenheit, ihr Los zu teilen.“

1939 gelang Else Ury eine letzte Reise zu ihrem Ferienhaus in Krummhübel. Auch hier trugen die Geschäfte die Schilder, die ihr als Jüdin den Zutritt verboten. Die Ladeninhaber waren jedoch bereit, der einstmals angesehenen Einwohnerin Ware zu liefern, wenn sie ihre Hausmeistersfrau schickte oder die Waren telefonisch bestellte. Zu dem Zeitpunkt war bereits der Zwangsverkauf des Hauses eingeleitet: In einer Verordnung über den Einsatz des jüdischen Vermögens vom 3. Dezember 1938 war unter anderem die Zwangsveräußerung von Grundeigentum in jüdischem Besitz verfügt.[18] Erst am 9. April 1942 wurde Else Urys Haus beschlagnahmt und das Deutsche Reich als Eigentümer eingeschrieben. Möglicherweise war die Verzögerung darin begründet, dass sich kein Käufer fand.

1940 wurden von der nationalsozialistischen Regierung weitergehende Beschränkungen erlassen: Juden, die bereits seit 1939 kein Radio besitzen durften, wurden jetzt auch die Telefonanschlüsse entzogen, sie verfügten über keine Kleiderkarten mehr, Einkaufs- und Ausgehzeiten waren reglementiert und Lebensmittelrationen wurden gekürzt. Im April 1940 starb Else Urys Mutter; Else Ury war damit alleine in Berlin. Ihre übrigen Familienmitglieder befanden sich in London und Amsterdam. Schriftliche Nachrichten konnte sie ihnen nur selten übermitteln; ihrer Schwester Käthe und ihrem Schwager Hugo Heymann, die mit Tochter, Schwiegersohn und einem Enkel in Amsterdam lebten und wie Else Ury in Vernichtungslager deportiert und ermordet wurden, konnte sie noch am 20. September 1942 mitteilen, dass sie ein Testament zugunsten des in London lebenden Klaus Heymann bei einem jüdischen Rechtsanwalt in Berlin hinterlegt habe.

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Auschwitz-Birkenau, Ort der Ermordung von Else Ury

Am 6. Januar 1943 wurde Else Ury der Deportationssammelstelle in der Großen Hamburger Straße 26 in Berlin zugeführt. Die Mitteilung über den Verlust ihrer deutschen Staatsbürgerschaft sowie der damit verbundenen Einziehung ihres Vermögens erreichte sie dort am 11. des Monats. Am 12. Januar 1943 wurde Else Ury mit der Welle XL unter der Nummer 638 nach Auschwitz deportiert. Neuangekommene Häftlinge wurden bei der Aufnahme im Konzentrationslager penibel in Lagerkarteien eingetragen. Diese Bürokratie kannte Ausnahmen: Wenn Neuankömmlinge von SS-Ärzten direkt für die Gaskammer selektiert wurden, war die Registrierung der Betroffenen verzichtbar. Von Else Ury wurden in Auschwitz keine Daten erhoben. Ein späterer Suchantrag beim Internationalen Komitee vom Roten Kreuz verlief ergebnislos.

1995 wurde Else Urys alter Koffer, versehen mit einem Kofferband, auf dem ihr Name und ihre Herkunft (Berlin) verzeichnet worden waren, im ehemaligen KZ Auschwitz entdeckt. Der Koffer wird heute im Museum Auschwitz verwahrt.[19]

Neuere Forschungen haben das Schicksal der Autorin mittlerweile aufklären können: Else Ury wurde am 13. Januar gemeinsam mit 108 anderen Deportierten direkt von der Rampe in die Gaskammer getrieben und ermordet (Ankunft des Zuges der Welle XL an diesem Tag und die Selektion von 127 arbeitsfähigen Männern aus dem Transport sind in Auschwitz dokumentiert.[20])

Dokumente über das Leben von Else Ury

In der Zeit der Vernichtung jüdischen Lebens während des Dritten Reiches sind auch die privaten Aufzeichnungen von Else Ury verloren gegangen. Erhalten geblieben sind einige wenige Briefe, die Else Ury an ihren in London lebenden Neffen Klaus Heymann schrieb, das kurze Lebenszeichen, das der in Amsterdam lebende Ludwig Ury und Else Ury auf einem Rot-Kreuz-Formular austauschten sowie der Brief von Hugo Heymann an seinen Sohn Klaus, in dem er ihm mitteilte, dass Else Ury am 6. Januar 1943 deportiert wurde.

Vollständiger erhalten geblieben sind dagegen die amtlichen Schriftstücke, die die zunehmende Ausgrenzung Else Urys aus dem Leben in Deutschland belegen. Dazu gehören die Vermögenserklärung, die Else Ury 1941 abgeben musste; die amtliche Erklärung über den Entzug ihres gesamten Vermögens und die Zustellungsurkunde über die Aushändigung der Verfügung; die amtliche Inventarliste über die in ihrer Wohnung befindlichen Gegenstände und die offizielle Zuweisung der Wohnung an einen „Arier“ sowie die Antwort der Oberfinanzdirektion auf den Antrag des Bürgermeisters von Krummhübel, das Haus Nesthäkchen der „Reichsfeindin Else Sara Ury“ der Gemeinde unentgeltlich zu übertragen.[21]

Das Werk

Werkbetrachtung

Eine umfangreiche Rezeption zur Arbeit von Else Ury gibt es nicht. Die – oft zu Recht – als rührselig, trivial, brav und kitschig beurteilten Backfischromane werden von der Literaturkritik nahezu völlig ignoriert. Auch wenn Else Urys aus diesem Genre allein schon wegen ihrer großen Leserschaft herausragt, fehlt eine detaillierte Aufarbeitung ihres Schaffens nahezu vollständig.

Kulturelles Umfeld

Obwohl Else Ury einer jüdischen Familie entstammt, spielen ihre Geschichten nahezu ausschließlich in einem christlichen (meist protestantischen) Umfeld. Jüdisches Alltagsleben, Kulturgut und jüdische Traditionen tauchen nur in den Geschichten „Die erste Lüge“ (erschienen 1911 im Wegweiser für Jugendliteratur) und „Im Trödelkeller“ von 1925 (erschienen in einer Sammlung jüdischer Märchen im Loewe-Verlag) auf.

In Die erste Lüge wird das Laubhüttenfest gefeiert, in dem Märchen Im Trödelkeller lässt Ury eine Mesusa vom Werdegang einer zunehmend assimilierten jüdischen Familie aus dem deutschen Bürgertum erzählen. Letztere Erzählung enthält möglicherweise autobiographische Elemente. (Die Anthologie Sammlung preisgekrönter Märchen und Sagen war ein Projekt der Gesellschaft Bnei Briß, die sich international um die Bewahrung der jüdischen Kultur, religiöse Toleranz und die Bekämpfung des Antisemitismus bemüht.)

Die Gründe, warum Else Ury in ihren Erzählungen und Romanen ihren eigenen kulturellen Hintergrund weitgehend ignoriert, sind nicht überliefert. Es kann sowohl der Ausdruck einer sehr weitgehenden Assimilation ihrer eigenen Familie als auch die Reaktion auf den bereits während der wilhelminischen Zeit weit verbreiteten Antisemitismus sein.

Urys Nichte M. Wallenberg sagte dazu in einem Interview, dass sie (die Kinder innerhalb der Verwandtschaft) bei der Lektüre der Werke ihrer Tante nie auf die Idee gekommen wären, nach etwas Jüdischem zu suchen, das ihnen aber auch nicht gefehlt hätte. Ihr Empfinden glich der Parabel der drei Ringe aus Nathan der Weise von Lessing, in der die drei großen monotheistischen Religionen Judentum, Christentum, Islam als gleichwertig dargestellt werden. „Egal, was einer glaubt – der Mensch zählt, ob er nun Christ oder Jude oder sonstwas ist.“[22]

Zudem lässt sich vermuten, dass die Verleger bessere Absatzchancen für Geschichten im typischen Milieu der meisten Leser sahen.

So werden in Urys Geschichten die Taufe, Konfirmation bzw. Kommunion und kirchliche Hochzeiten erwähnt. Das wichtigste Fest im Jahr ist Weihnachten und in den Erzählungen meist der Anlass, einen Teil des Spielzeugs an ärmere Kinder zu verschenken.

Familie und Gesellschaft

Die Familien, die Else Ury schildert, gehören in der Regel dem Bildungsbürgertum an, selbst wenn sie, wie zum Beispiel in Else Urys letztem Roman Jugend voraus, von materieller Not bedroht sind. In den meisten Erzählungen gehören die jungen Heldinnen jedoch Familien an, die verhältnismäßig begütert sind. Väter sind Ärzte, Professoren oder tragen den Titel eines Geheimrats.

Die Familie Braun der Serie Nesthäkchen verfügt immerhin über drei Dienstboten: ein Stubenmädchen, eine Köchin und ein Kindermädchen, das die kleine Annemarie Braun rund um die Uhr betreut.

Die Schilderung dieser Dienstboten ist stereotyp. Das Stubenmädchen ist emsig und heißt natürlich Frieda; die Köchin ist dick, freundlich, herrscht energisch über ihr Reich und drückt ihr Wohlgefallen aus, indem sie den Kindern Leckerbissen zusteckt.

Selbst als Hausangestellte arbeiten zu müssen, ist dagegen unvorstellbar. In dem noch vor dem Ersten Weltkrieg erschienenen Roman Das graue Haus besteht eine der entehrendsten Demütigungen, die eine der drei Heldinnen erleidet, darin, dass sie als Hausangestellte ihr Geld selbst verdienen muss. Auch Annemarie Braun, die Nesthäkchenheldin, kommt eines Tages in die Verlegenheit, ein paar Tage als Kindermädchen arbeiten zu müssen. Ihre Latein- und Kunstkenntnisse, der Wunsch, nur mit Hut auf der Straße gesehen zu werden – zu der damaligen Zeit für eine Dame selbstverständlich – und ihre Lektüre von Selma Lagerlöf verraten sie als Angehörige eines „besseren“ Standes, die nur durch die Nachkriegswirren in diese Situation geriet. Nachdem ihr wahrer Stand entdeckt ist, wird sie selbstverständlich von ihrem Arbeitgeber als Pflegetochter behandelt.[23]

Pädagogik

Die Geschichten – gleichgültig, ob sie von dem Nesthäkchen Annemarie Braun oder den anderen Heldinnen ihrer Erzählungen handeln – sind immer mit dem mehr oder weniger direkten Hinweis verknüpft, welche Eigenschaften ein Mädchen erwerben solle: Ordnung, Sauberkeit, Fleiß, Gehorsam, Pflichterfüllung, Hilfsbereitschaft: „Die Hauptsache bei dem kleinen Mädchen sind Ordnung und Betragen, das ist mehr wert als alle ‚sehr gut‘“, kommentiert Annemarie Brauns Mutter die Zensuren ihrer Tochter, als ihr Zeugnis in allen Fächern ein „sehr gut“ aufweist, jedoch in Betragen und Ordnung mangelhaft trägt.[24] Diese Betonung bürgerlicher Tugenden ist allerdings kein spezifisches Merkmal von Else Urys Erzählungen. In der Zeit, in der Else Ury ihre Werke verfasste, verfolgte die Kinderliteratur überwiegend ein pädagogisch-didaktisches Ziel. Insbesondere in den sogenannten Backfischromanen wurde dabei den Leserinnen die Eigenschaften vermittelt, die für ein bürgerliches Eheglück als Gattin und Mutter als notwendig erachtet wurden.[25]

Else Urys Heldinnen fällt die Aneignungen dieser Tugenden jedoch keineswegs leicht: Sie sind ungeschickt, eigensinnig und trotzköpfig. Dies hat vermutlich die Identifikation der Leserinnen mit den Heldinnen erleichtert und zur Beliebtheit von Else Urys Büchern beigetragen. Helga Karrenbrock hat in ihrer Untersuchung über die Kinderliteratur der Weimarer Zeit darauf hingewiesen, dass ein weiterer Bucherfolg dieser Zeit von der Umkehrung des in den Backfischromanen propagierten Tugendkatalogs lebte. Waldemar Bonsels Heldin Biene Maja widersetzt sich eigensinnig allen Regeln ihres Bienenvolkes und zählte in den 1920er Jahren zu der Lieblingslektüre vor allem der Mädchen.[26]

Humor

Ein weiterer Grund für die große Beliebtheit der Mädchenbücher liegt sicher in Else Urys Berliner Humor, der sich vor allem in der Nesthäkchen-Serie zeigt: eine sehr bildhafte Sprache mit vielen Wortspielereien und -witzen sowie gelungene Situationskomik (ähnlich heutigen TV-SitComs) heben ihre Werke über den Durchschnitt sonstiger Backfischromane. Ein Beispiel aus Nesthäkchen und der Weltkrieg: Bruder Hans bringt ein Findelkind mit nach Hause, das Annemarie in überschwänglichem Patriotismus „Hindenburg“ nennt. (Hans will sagen, dies sei kein Vorname, doch Klein-Hindenburg „brüllt ihn nieder“.) Das Kindermädchen Lena, welches erst spät am Abend von einem Besuch heimkehrt, weiß nichts von dem einquartiertem Baby. Die junge Frau erschrickt daher fürchterlich, als mitten in der Nacht in Kinderzimmer lautes Schreien ausbricht. Als auf ihre Frage: „Annemarie, was ist das?“ das Mädchen antwortet: „Ach, das ist nur Hindenburg“, fragt sich die Kinderfrau entsetzt, ob ihr Schützling an Fieberwahn leidet.

Die Abenteuer, die Else Ury ihre Helden in ihren Erzählungen erleben lässt, haben häufig eine für den Leser sehr erheiternde Seite. Ein Loch im Schulheft entsteht, als Annemarie Braun versucht, Schreibfehler mit Bimsstein zu korrigieren[27] die Puppe verliert ihr Haar, als das Mädchen sie zu baden versucht[28]; die vornehmen weißen Lackschuhe werden gegen die Holzpantinen des armen Schiffermädchens eingetauscht[29], das Begrüßungsgedicht an die Königin von Dänemark wird von der Höhe eines Flaggenmasts vorgetragen.[30]

Exkurs: Biographische Spekulationen

Da Else Ury in ihren Werken ihre Heldinnen in der Regel heiraten und Mutter werden lässt und die Familie mit Kindern als Sinnbild des alltäglichen Glücks und Mittelpunkt des Lebenswerks darstellt, ergibt sich die Frage, warum Else Ury selbst nicht diesen Lebensweg (Heirat und Mutterschaft) wählte, sondern ledig blieb und ihre Freude am Schreiben zum Beruf machte.

Rückblickend sind weder Else Urys Motive für die ersten Veröffentlichungen noch die Gründe, warum diese zunächst unter einem Pseudonym erschienen, belegbar. Ihre Biografin Marianne Brentzel hat sich deshalb in ihrer Biografie über Else Ury eines Kunstgriffs bedient und zwei Deutungsvarianten angeboten, mit denen sie auch gleichzeitig zu erklären versuchte, warum Else Ury unverheiratet blieb:[31]

  • Unter dem Eindruck der Bürgerlichen Frauenbewegung, zu deren prominenten Vertreterinnen Helene Lange und Bertha Pappenheim gehörten, habe sich Else Ury bewusst dem professionellen Schreiben zugewandt und sich für ein eheloses Leben entschieden. Die Wahl des Pseudonyms sei mit Rücksicht auf die Familie erfolgt, deren bürgerlich-traditionelles Frauenbild eine (solche) bezahlte Tätigkeit bei Frauen nicht zuließ.
  • Die Verweigerung einer vom Vater arrangierten Ehe, die wegen des in wirtschaftliche Schwierigkeiten geratenen Familienunternehmens geschlossen werden sollte: Else Urys Veröffentlichungen seien ihr Beitrag zum Familieneinkommen gewesen und mit Rücksicht auf die Familienreputation unter einem Pseudonym erschienen.

Beide Erklärungsansätze sind spekulativ, für die Lebenssituation von Bürgerstöchtern im wilhelminischen Zeitalter aber denkbar. Innerhalb von Unternehmerfamilien waren Eheschließungen aus geschäftlichen Interessen noch üblich, wenn sich auch das Eheideal gesamtgesellschafltich immer mehr zu einer auf gegenseitiger Zuneigung und Liebe basierenden Beziehung wandelte. Eine gesicherte bürgerliche Existenz des zukünftigen Schwiegersohns war in den meisten Familie Voraussetzung, damit die Eltern der Braut der Eheschließung zustimmten. Das Heiratsalter der aus bürgerlichen Schichten kommenden Männer lag deshalb bei Ende zwanzig, Anfang dreißig. Ihre Ehefrauen waren nicht selten 10 Jahre jünger als sie.[32]

Ihren zukünftigen Ehepartnern begegneten junge Frauen in der Regel das erste Mal bei Familienfeiern oder gesellschaftlichen Anlässen, wie Hausbällen oder Konzertbesuchen. Else Ury war auf diesem Ehemarkt als Tochter einer jüdischen Familie benachteiligt: Ehen zwischen christlichen und jüdischen Ehepartnern stellten die Ausnahme dar, die Anzahl der jungen Männer aus jüdischen Familien, die bewusst unverheiratet blieben, war höher als bei denen aus christlichem Umfeld.[33] Die Tatsache, dass Else Ury, die in ihren Büchern die Ehe als typischen Lebensweg für Frauen schilderte, selbst nicht heiratete, kann sich daher einfach dadurch erklären, dass sie keinen passenden Partner fand.

Trivia

  • Else Ury verfasste alle ihre Bücher handschriftlich mit Bleistift, oft in Schulschreibheften („Kladden“).
  • Josephine Felsing, die Mutter der Schauspielerin Marlene Dietrich, war eine Klassenkameradin Else Urys.
  • Auf dem Friedhof Berlin-Weißensee wurde am Grab der Familie Ury eine Gedenktafel für Else Ury angebracht (Grabfeld P II.).
  • Das Buch „Sammlung preisgekrönter Märchen“, in dem sich die Ury-Geschichte: „Im Trödelkeller“ befindet, wurde als Sammlung von Erzählungen aus dem jüdischen Kulturkreis Opfer der Bücherverbrennungen und ist daher heute antiquarisch das seltenste aller Ury-Bücher. (Bei den anderen Büchern der Autorin waren die Neuauflage verboten, der Verkauf und Besitz aber weiterhin gestattet.)

Werkübersicht

Nesthäkchen-Reihe

  • 1913/18 Nesthäkchen und ihre Puppen
  • 1915/18 Nesthäkchens erstes Schuljahr
  • 1915/21 Nesthäkchen im Kinderheim
  • 1917/21 Nesthäkchen und der Weltkrieg
  • 1919 Nesthäkchens Backfischzeit
  • 1921 Nesthäkchen fliegt aus dem Nest (Nur die Ausgabe von 1927 enthält ein Nachwort von Else Ury)
  • 1923 Nesthäkchen und ihre Küken
  • 1924 Nesthäkchens Jüngste
  • 1924 Nesthäkchen und ihre Enkel
  • 1925 Nesthäkchen im weißen Haar (1928 wurde ein Kapitel („Das Radio“) von Else Ury neu überarbeitet und der moderneren Technologie angepasst)

Professors Zwillinge-Reihe

  • 1923 Professors Zwillinge Bubi und Mädi
  • 1925/26 Professors Zwillinge in der Waldschule
  • 1927 Professors Zwillinge in Italien
  • 1928 Professors Zwillinge im Sternenhaus
  • 1929 Professors Zwillinge – Von der Schulbank ins Leben

Romane

  • 1906 Studierte Mädel (ab der 26. Auflage von Else Ury selbst bearbeitet unter dem Titel Studierte Mädel von heute weiterverlegt)
  • 1908 Goldblondchen
  • 1910 Baumeisters Rangen
  • 1911 Vierzehn Jahr' und sieben Wochen (EA, Das Kränzchen 21 (1909/10))
  • 1913 Kommerzienrats Olly
  • 1914 Das graue Haus (EA, Das Kränzchen 24 (1910/11)) (In den 1920ern leicht bearbeitet neu aufgelegt)
  • 1916 Dornröschen (EA, Das Kränzchen 26 (1913/14, Fortsetzung zu Vierzehn Jahr' und sieben Wochen)) (In den 1920ern leicht bearbeitet neu aufgelegt)
  • 1917 Das Ratstöchterlein von Rothenburg
  • 1918 Flüchtlingskinder
  • 1919 Lieb Heimatland (EA, Das Kränzchen 28 (1915/16))
  • 1920 Lilli Liliput (EA, Das Kränzchen 30 (1917/18))
  • 1921 Hänschen Tunichgut
  • 1925 Lillis Weg (EA, Das Kränzchen 35 (1922/23) unter dem Titel Lillis Weg ins Dichterland, Fortsetzung zu Lilli Liliput)
  • 1929 Studierte Mädel von heute
  • 1930 Das Rosenhäusel
  • 1930 Wie einst im Mai (EA, Das Kränzchen 40 (1927/28))
  • 1933 Kläuschen und Mäuschen
  • 1933 Jugend voraus

Kurzgeschichtensammlungen

  • 1905 Was das Sonntagskind erlauscht
  • 1910 Babys erstes Geschichtenbuch (erschien 1929 in lateinischer Schrift)
  • 1914 Huschelchen
  • 1917 Lotte Naseweis
  • 1923 Jungmädelgeschichten, ab der 3. Auflage „Die beiden Ilsen“
  • 1931 Wir Mädels aus Nord und Süd
  • 1932 Für meine Nesthäkchenkinder

Kurzgeschichten

  • 1906: Prinzessin Schneeflocke, S. 24–30 (Kinder-Kalender des Globus Verlag 1906), erschien später noch einmal in „Lilli Liliput“.
Auf dem Schutthaufen, S. 81–86 (Kinder-Kalender des Globus Verlag 1906)
Aus Stein, S. 59–66 (Auerbach's Deutscher Kinderkalender 25. Jahrgang)
ca. 50-seitigen „Kalender mit 12 Märchen, verfasst von Else Ury. Es handelt sich um Neufassungen von bekannten Kindermärchen (Album 1906 „Das Theater“ von Benno Jacobson, N. Israel Berlin)
  • 1907: Der Geis – Sepp, S. 121–127 (Kinder-Kalender des Globus Verlag 1907)
In die weite Welt S. 73–76 mit einem Bild von Werner Zehme (Kinderlust Jg. 13, Velhagen und Klasing)
  • 1908: Komödiantengretel, S. 37–48 (Kinder-Kalender des Globus Verlag 1908), erschien später noch einmal in „Huschelchen“.
In der Rumpelkammer, S. 109–115 (Auerbach's Deutscher Kinderkalender 26. Jahrgang)
Backfischchen als Wirtin, S. 518–520; Die junge Gärtnerin, S. 443 ff (Das Kränzchen 21)
Jungfer Rührmichnichtan, S. 33–45, erschien später noch einmal in „Huschelchen“, (Der Jugendgarten 33)
  • 1909: Das Liserl von der Alm, S. 37–46 (Kinder-Kalender des Globus Verlag 1908), erschien später noch einmal in „Huschelchen“.
Die Leseratte, S. 295–299, erschien später noch einmal in „Lotte Naseweis“; Am Nordseestrand, S. 772 ff (ohne Autorenangabe) (Das Kränzchen 22)
  • 1910: Lieschen Vogelscheuche, S. 27–376 (Kinder-Kalender des Globus Verlag 1908), erschien später noch einmal in „Huschelchen“.
Der erste Ausflug, S. 757 ff (Das Kränzchen 23)
Aus dem Arlberggebiet, Für Reise und Wanderung, Beilage 14. Sept., Feuilleton (Königlich privilegierte Berlinische Zeitung (Vossische Zeitung), Nr. 431)
Mutterfreuden, Morgenausgabe, 10. Dez. (Königlich privilegierte Berlinische Zeitung (Vossische Zeitung), Nr. 579)
Das neue Fräulein, S. 1–22, erschien später noch einmal in „Huschelchen“; Die jungen Künstlerinnen S. 238–241 (Der Jugendgarten 35)
  • 1911: Huschelchen, S. 129–138 (Kinder-Kalender des Globus Verlag 1911), erschien später noch einmal in „Huschelchen“.
Das Freibillet, S. 184 ff (Das Kränzchen 24)
Die erste Lüge, S. 27–29 (Wegweiser für die Jugendliteratur. Hrsg. M. Spanier, Jahrgang 7, Nr. 4)
Wasserratten, S. 146–150; Onkel Ernst „Vielliebchen“, S. 205–211 (Der Jugendgarten 36)
  • 1912: Der Kaiser vom Bleisoldatenland, S. 48–56 (Meidinger's Kinderkalender. Berlin: Meidinger's Jugendschriften Verlag)
Fräulein Professor, S. 312 ff, erschien später noch einmal in „Lotte Naseweis“; Backfischchen auf Reisen, S. 696 ff (Das Kränzchen 25)
Die Letzte, S. 36–60, erschien später noch einmal in „Huschelchen“ (Der Jugendgarten 37)
  • 1913: Sommersingen, S. 127–137 (Meidinger's Kinderkalender. Berlin: Meidinger's Jugendschriften Verlag)
Hänschen Tunichtgut, S. 152 ff, nicht identisch mit dem gleichnamingen Buch (Das Kränzchen 26)
Lotte Naseweis, S. 65–79, erschien später noch einmal in „Lotte Naseweis“ (Der Jugendgarten 38)
  • 1914: Eine kleine Heldin, S. 131–144 (Meidinger's Kinderkalender. Berlin: Meidinger's Jugendschriften Verlag), erschien später noch einmal in „Huschelchen“.
Kornblumentag S. 1–20, erschien später noch einmal in „Lotte Naseweis“; Weihnachtskotillion S. 169–175 (Der Jugendgarten 39)
  • 1915: Goldhänschen, S. 131–149 (Meidinger's Kinderkalender. Berlin: Meidinger's Jugendschriften Verlag), erschien später noch einmal in „Lotte Naseweis“.
Ilses erster Geburtstag, S. 151–157 (Herzblättchens Zeitvertreib 61)
Eine lustige Musikstunde, S. 169–177 (Der Jugendgarten 40)
  • 1916: Die kleine Samariterin, S. 21–32, (Meidinger's Kinderkalender. Berlin: Meidinger's Jugendschriften Verlag), erschien später noch einmal in „Lotte Naseweis“.
Eva, das Kriegskind, S. 87–113, erschien später noch einmal in „Lotte Naseweis“ (Der Jugendgarten 41)
  • 1917: Hänschens Ritt zu Hindenburg, S. 18–28 (Meidinger's Kinderkalender. Berlin: Meidinger's Jugendschriften Verlag)
Die beste Freundin, S. 257–283, erschien später noch einmal in „Lotte Naseweis“; Was die Strandkörbe erlebten, S. 90–112 (Der Jugendgarten 42)
  • 1918: Wie Rudi die kleinen Prinzen kennen lernte, S. 19–29 (Meidinger's Kinderkalender. Berlin: Meidinger's Jugendschriften Verlag)
Schwäbische Wanderfahrt, S. 567 ff (Das Kränzchen 31)
  • 1919: Kriegsmetall, S. 43–52 (Meidinger's Kinderkalender. Berlin: Meidinger's Jugendschriften Verlag)
Der zwölfte Geburtstag, S. 257–279 (Der Jugendgarten 44)
  • 1920: Mäuschens Weihnacht, S. 155–164 (Meidinger's Kinderkalender. Berlin: Meidinger's Jugendschriften Verlag)
Die zerbrochene Hochzeitstasse, S. 205–236, erschien später noch einmal in „Für meine Nesthäkchenkinder“ (Der Jugendgarten 45)
  • 1921: Ruths Brüderchen, S. 10–20 (Meidinger's Kinderkalender. Berlin: Meidinger's Jugendschriften Verlag)
Die Kinderhirtin, S. 610 ff, erschien später noch einmal in „Jungmädelgeschichten“ (Das Kränzchen 34)
  • 1922: Der Hertasee, S. 87–115, erschien später noch einmal in „Jungmädelgeschichten“ (Der Jugendgarten 47)
  • 1925: Im Trödelkeller, S. 99–106 (Jugendschriften-Kommission des U. O. Bnei Briß (Hrsg.), Sammlung preisgekrönter Märchen und Sagen, Loewes-Verlag Ferdinand Carl, Stuttgart.)
  • 1926: Knecht Ruprechts Rundfunk, S. 149–151 (Meidinger's Kinderkalender. Berlin: Meidinger's Jugendschriften Verlag)
Spottdrossel, S. 179–193, erschien später noch einmal in „Für meine Nesthäkchenkinder“ (Töchter – Album 73)
  • 1927: Nesthäkchenpost, S. 169 ff (Meidinger's Kinderkalender. Berlin: Meidinger's Jugendschriften Verlag)
Lising von der Waterkant, S. 83–104, erschien später noch einmal in „Wir Mädels aus Nord und Süd“ (Töchter – Album 74)
Camelia, das Fischerkind von Capri, S. 1–38, erschien später noch einmal in „Wir Mädels aus Nord und Süd“ (Der Jugendgarten 52)
  • 1928: Nesthäkchenpost, S. 155 ff (Meidinger's Kinderkalender. Berlin: Meidinger's Jugendschriften Verlag)
Marga la Tedesca, S. 197–217, erschien später noch einmal in „Wir Mädels aus Nord und Süd“ (Töchter – Album 75)
In der Leipziger Straße, S. 119–121 (Der Jugendgarten 53)
  • 1929: Nesthäkchenpost, S. 141 ff (Meidinger's Kinderkalender. Berlin: Meidinger's Jugendschriften Verlag)
Der schöne grüne Luftballon, S. 56–60 (Herzblättchens Zeitvertreib 75)
Margot der Bücherwurm, S. 1–12 (Der Jugendgarten 54)
  • 1930: Lores größter Wunsch, S. 49–69 (Der Jugendgarten 55)
  • 1931: Erika macht schlechtes Wetter, S, 158–173, erschien später noch einmal in „Für meine Nesthäkchenkinder“ (Der Jugendgarten 56)
  • 1933: Tante Eilig, S. 243–262 (Der Jugendgarten 58)

Fremdsprachige Ausgaben

Holland

  • 1915 Olga Anderson (=Kommerzienrats Olly) (Van Holkema & Warendorf, Amsterdam)
  • 1931 Benjaminnetje en haar poppen (=Nesthäkchen und ihre Puppen) (Van Holkema & Warendorf, Amsterdam)
  • 1932 Benjaminnetje's eerste schooljaar (=Nesthäkchens erstes Schuljahr) (Van Holkema & Warendorf, Amsterdam)
  • 1934 Benjaminnetje op Sonnevanck (=Nesthäkchen im Kinderheim) (Van Holkema & Warendorf, Amsterdam)

Finnland

  • 1924 Hannu veitikka: kertomus nuorille (=Hänschen Tunichtgut) (Kustannusosakeyhtiö Kirja, Helsinki)

Schweden

  • 1923 Rådsherretösen i Rothenburg: en berättelse för unga flickor (=Das Ratstöchterlein von Rothenburg)(Chelius, Stockholm)

Schweiz/Frankreich

  • 1931 Benjamine et ses poupées (=Nesthäkchen und ihre Puppen) (Delachaux et Niestlé, Neuchâtel (Suisse), Paris)
  • 1932 Benjamine à l'école (=Nesthäkchens erstes Schuljahr) (Delachaux et Niestlé, Neuchâtel (Suisse), Paris)
  • 1933 Benjamine au bord de la mer (=Nesthäkchen im Kinderheim) (Delachaux et Niestlé, Neuchâtel (Suisse), Paris)

Norwegen

  • 1936 Annemor og dukkene hennes (=Nesthäkchen und ihre Puppen) (N. W. Damm & Søn, Oslo)
  • 1937 Annemor på skolen (=Nesthäkchens erstes Schuljahr) (N. W. Damm & Søn, Oslo)
  • 1938 Annemor drar hjemmefra (=Nesthäkchen im Kinderheim) (N. W. Damm & Søn, Oslo)
  • 1939 Annemor på egen hånd (=Nesthäkchens Backfischzeit) (N. W. Damm & Søn, Oslo)

USA

Nach 1950 in gekürzter und überarbeiteter Form wieder aufgelegt

  • Die „Nesthäkchen“ Reihe (ohne Band 4 Nesthäkchen und der Weltkrieg))
1951-56 Hoch Verlag (bearbeitet), Anmerkung: Ohne ausdrücklichen Hinweis auf diese einschneidende Bearbeitung wird in Band 3 Nesthäkchen im Kinderheim in einem zusätzlichen Schlusskapitel „Kriegszeit“ der Band Nesthäkchen und der Weltkrieg zusammenfassend angefügt, um Annemarie Brauns spätere Freundin Vera einzuführen.
1983, Tosa Verlag. Der Band Nesthäkchen ist eine stark gekürzte und erneut sprachlich bearbeitete Zusammenfassung der Hoch-Verlag-Ausgaben von Nesthäkchen und ihre Puppen, Nesthäkchens erstes Schuljahr, Nesthäkchen im Kinderheim, Nesthäkchens Backfischzeit und Nesthäkchen fliegt aus dem Nest.
1983, Tosa Verlag. Der Band Nesthäkchen und ihre Küken ist eine gekürzte Zusammenfassung der Hoch-Verlag-Ausgaben von Nesthäkchen und ihre Küken, Nesthäkchens Jüngste, Nesthäkchen und ihre Enkel und Nesthäkchen im weißen Haar.
1993 Thienemann Verlag (nochmals neu bearbeitet von Gunther Steinbach)
  • Die „Professors Zwillinge“ Reihe
1950/51 Hoch Verlag Band 1–3 (bearbeitet von Maria Schlatter)
1980 TOSA Verlag Band 1–5 (bearbeitet von Trude Wilhelmy)
  • „Lilli Liliput“ 1951 Finck Verlag, Bremerhaven (Das letzte Kapitel fehlt in dieser Ausgabe)

Verfilmungen und Hörspiele

Verfilmungen

  • 1983 Nesthäkchen (filmische Umsetzung der ersten 3 Bände der Reihe durch das ZDF (3 VHS/2x3 DVD))

Hörspiele

Nesthäkchen

  • 1975 Nesthäkchen und ihre Puppen (RCA (MC/LP)))
  • 1975 Nesthäkchens erste Schuljahre (RCA (MC/LP?))
  • 1983 Nesthäkchen und ihre Puppen (Sonocord (MC/LP), Karrussel (MC), Ariola (MC))
  • 1983 Nesthäkchens erstes Schuljahr (RCA (MC?/LP), Sonocord (MC/LP?)))
  • 1983 Nesthäkchens erstes Schuljahre (Karrussel (MC), Ariola (MC))
  • 1983 Nesthäkchen im Kinderheim (Ariola (MC))
  • 2005 Nesthäkchen 1 (Junior CD)
  • 2005 Nesthäkchen 2 (Junior CD)
  • 2005 Nesthäkchen 3 (Junior CD)

Professors Zwillinge Serie: Hörspiel von Fränze Arndt nach Else Ury

  • 1978 Professors Zwillinge: Bubi und Mädi (Zebra (MC/LP))
  • 1978 Professors Zwillinge in der Waldschule (Zebra (MC/LP))
  • 1978 Professors Zwillinge in Italien (Zebra (MC/LP))
  • 1978 Professors Zwillinge im Sternenhaus (Zebra (MC/LP))
  • 1978 Professors Zwillinge: von der Schulbank ins Leben (Zebra (MC/LP))

Literatur

  • Marianne Brentzel: Nesthäkchen kommt ins KZ – Eine Annäherung an Else Ury 1877–1943. eFeF Verlag Zürich/Dortmund 1993, ISBN 3931782360
  • Angelika Grunenberg: Die Welt war so heil – Die Familie der Else Ury. Chronik eines jüdischen Schicksals. Verlag List Berlin 2006, ISBN 9783548606835
  • Aiga Klotz: Kinder- und Jugendliteratur in Deutschland: 1840–1950 (Gesamtverzeichnis der Veröffentlichungen in deutscher Sprache / Aiga Klotz. – Stuttgart: Metzler; (dt.)(Repertorien zur deutschen Literaturgeschichte)
  • Susanne Zahn: Töchterleben. Studien zur Sozialgeschichte der Mädchenliteratur. Frankfurt/Main: dipa 1983. (= Jugend und Medien. 4.) ISBN 3763801170. S. 263-336.
  • Gesamtverzeichnis des deutschsprachigen Schrifttums (Geils, Peter)

Quellen

  1. Marianne Brentzel: Nesthäkchen kommt ins KZ, S. 41–43
  2. Volker Ulrich: Die nervöse Großmacht 1871–1918, S. 334
  3. Marianne Brentzel: Nesthäkchen kommt ins KZ, S. 82
  4. Helga Karrenbrock: Märchenkinder – Zeitgenossen: Untersuchungen zur Kinderliteratur der Weimarer Republik, Metzlersche Verlagsbuchhandlung, Stuttgart 2001, ISBN 3-476-45276-X, S. 49
  5. zit. nach Friedrich Battenberg: Das Europäische Zeitalter der Juden – von 1650 bis 1945, S. 244, Primus Verlag, Darmstadt 1990, ISBN 3-89678-151-0
  6. Arno Herzig: Jüdische Geschichte in Deutschland, S. 189, Verlag Beck, München 1997, ISBN 3-406-39296-2
  7. Marianne Brentzel: Nesthäkchen kommt ins KZ, S. 102–109
  8. Marianne Brentzel: Nesthäkchen kommt ins KZ, S. 132
  9. Marianne Brentzel: Nesthäkchen kommt ins KZ, S. 9
  10. Susanne Gaschke: Hexen, Hobbits und Piraten – Die besten Bücher für Kinder, S. 251, Verlag Fischer, Frankfurt am Main 2004, ISBN 3-596-15989-X
  11. Else Ury: Nesthäkchen und ihre Puppen
  12. Friedrich Stephan: „Das Kinderbuch erklärt den Krieg“ (Essay), 2001, http://www.ajum.de/html/JJ/024hist/Weltkrieg.pdf
  13. zit. nach Marianne Brentzel: Nesthäkchen kommt ins KZ, S. 107
  14. Marianne Brentzel: Nesthäkchen kommt ins KZ, S. 154
  15. Arno Herzig: Jüdische Geschichte in Deutschland, S. 224
  16. Irene Graebsch: Geschichte des deutschen Jugendbuches, Verlag Otto Harrassowitz, Leipzig, 1942, S. 163
  17. Marianne Brentzel: Nesthäkchen kommt ins KZ, S. 181
  18. Friedrich Battenberg: Das europäische Zeitalter der Juden, S. 282
  19. Else Urys Koffer nach Grenzquerelen wieder in Museum Auschwitz, dpa, 29. August 2002
  20. Stephen Lehrer: Nesthäkchen And The World War, 2006, S. XII. Siehe auch: http://www.mariannebrentzel.de/nestLP.htm
  21. In ihrer Biografie hat Marianne Brentzel die Briefe abgedruckt und die amtlichen Dokumente abgebildet.
  22. Angelika Grunenberg: Die Welt war so heil, S. 29
  23. Else Ury: Nesthäkchen, zusammengefasste Ausgabe des Tosa-Verlages von 1983, ISBN 3-85001-103-8, S. 276–285
  24. Else Ury: Nesthäkchen, zusammengefasste Ausgabe des Tosa-Verlages von 1983, ISBN 3-85001-103-8, S.
  25. eine ausführlichere Darstellung findet sich dazu in Helga Karrenbrock: Märchenkinder – Zeitgenossen: Untersuchungen zur Kinderliteratur der Weimarer Republik
  26. Helga Karrenbrock: Märchenkinder – Zeitgenossen, S. 51–58
  27. Else Ury: Nesthäkchen, zusammengefasste Ausgabe des Tosa-Verlages von 1983, ISBN 3-85001-103-8, S. 68–72
  28. Else Ury: Nesthäkchen, zusammengefasste Ausgabe des Tosa-Verlages von 1983, ISBN 3-85001-103-8, S. 46–51
  29. Else Ury: Nesthäkchen, zusammengefasste Ausgabe des Tosa-Verlages von 1983, ISBN 3-85001-103-8, S. 24–32
  30. Else Ury: Nesthäkchen, zusammengefasste Ausgabe des Tosa-Verlages von 1983, ISBN 3-85001-103-8, S. 184–188
  31. Marianne Brentzel: Nesthäkchen kommt ins KZ, S. 66–74
  32. Volker Ulrich: Die nervöse Großmacht 1871–1918, S. 317f
  33. Marianne Brentzel: Nesthäkchen kommt ins KZ, S. 65