Ukraine

Staat in Osteuropa
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Україна
Ukrajina
Ukraine
Flagge der Ukraine Staatswappen der Ukraine
(Details) (Details)
Amtssprache Ukrainisch
Hauptstadt Kiew
Staatsform parlamentarische Demokratie
Präsident Wiktor Juschtschenko
Premierminister Wiktor Janukowitsch
Fläche 603.700 km²
Einwohnerzahl 46.958.740 (1. Dezember 2005)
Bevölkerungsdichte 78 Einwohner je km²
BIP/Einwohner 1.748 US-$ (2005)
Unabhängigkeit erklärt am 24. August 1991
Währung 1 Hrywnja = 100 Kopeken
Zeitzone UTC + 2
Nationalhymne Schtsche ne wmerla Ukrajina (Ще не вмерла Українa)
Kfz-Kennzeichen UA
Internet-TLD .ua
Vorwahl +380
Lage der Ukraine innerhalb Europas

Die Ukraine [ukraˈiːnə] (ukrainisch Україна/Ukrajina, russisch Украина/Ukraina) ist ein Staat in Osteuropa. Sie grenzt an Rumänien, Moldawien, Ungarn, die Slowakei, Polen, Weißrussland und Russland. Die Ukraine hat eine Küste am Schwarzen Meer, von dem die zur Ukraine gehörende Halbinsel Krim das Asowsche Meer abteilt. Die Ukraine ist abgesehen von Russland das flächenmäßig größte Land Europas.

Geografie

Der größte Teil der Ukraine (ca. 95 %) liegt auf dem Gebiet der Osteuropäischen Ebene. Deshalb wird sie fast ausschließlich zu Osteuropa gezählt.

Andere Landschaftsräume außerhalb der großen Ebene finden sich lediglich in der südlichen Westukraine, wo das Land Anteil an den Karpaten und an der Pannonischen Ebene hat, sowie im äußersten Süden, wo sich das Krimgebirge befindet. Der höchste Berg des Landes ist der Howerla in den Ostkarpaten, welcher eine Höhe von 2.061 Metern erreicht. Die höchste Erhebung der Krim ist der Roman Kosch mit 1.545 Metern.

Auf dem zur Osteuropäischen Ebene gehörenden Teil erstrecken sich insbesondere im Norden und Süden des Landes große Tiefländer (ukrainisch Низовина) wie etwa das Dneprtiefland und die Schwarzmeersenke. Das Gelände erreicht dort Höhen zwischen 0 und 200 m. Aufgrund des niedrigen Reliefs fließen die Flüsse dieses Gebiets sehr langsam. Hierzu gehören etwa der Dnepr (ukrainisch Dnipro), die Desna, und der Siwerskij Donez. Viele kleinere Flüsse sind von versumpften Ufern mit Schilfbestand geprägt. Im Bereich der Tiefländer gibt es insbesondere in der zentralukrainischen Oblast Poltawa kleinere Gas- und Erdölvorkommen, welche aber für eine Eigenversorgung des Landes nicht ausreichend sind. Hoffnungen werden in die Erschließung von Feldern im Schwarzen Meer gesetzt. Aufgrund der vermuteten Rohstoffvorkommen bestehen momentan Grenzstreitigkeiten mit dem südwestlichen Nachbarland Rumänien um dem Kontinentalsockel der Schlangeninsel.

 
Reliefkarte

Im zentralen Landesteil erstrecken sich von Westen nach Osten höherliegende Gebiete mit Geländehöhen zwischen 200 und knapp über 500 m, welche Platten (ukrainisch Височина) genannt werden. Zu diesen gehören etwa die Podilische oder die Donezplatte. Diese Platten bestehen überwiegend aus Gestein aus dem Erdaltertum, welches durch die Entstehung des alpidischen Gebirgsgürtels in den letzten 10 Millionen Jahren wieder angehoben worden ist. Sie sind reich an Rohstoffen wie etwa Eisenerz und Kohle. Die größten Erzvorkommen finden sich um Krywyj Rih im Oblast Dnipropetrowsk, während die Kohlelager sich überwiegend im Gebiet um die Stadt Donezk befinden. Die Platten sind von zahlreichen kleineren und größeren Flüssen durchschnitten, welche sich teilweise tief ins Gelände eingeschnitten haben. Dies gilt etwa für die oberen und mittleren Einzugsgebiete des Dnister und des Südlichen Bugs.

Abgesehen von den Berggebieten und den südwestlichen und südlichen Küstenregionen lässt sich die Ukraine hinsichtlich des Klimas, der Böden und der Vegetation in drei Großzonen gliedern. Im Nordwesten hat es Anteil an den Prypjatsumpfgebieten, welches insbesondere durch frühere Gletschervorstöße aus Skandinavien während der Eiszeiten geprägt wurde. Hier finden sich die schlechtesten Böden des Landes. Hinzu kommt, dass diese Region besonders stark von der Katastrophe von Tschernobyl betroffen ist. Das Gebiet erhält relativ viel Niederschlag (500-750 mm), die Sommer sind mild mit Durchschnittstemperaturen im Monat Juli von 17 bis 19 °C.

An diese Zone schließt sich nach Süden und Südosten die sogenannte Waldsteppenzone an, in welcher ehemals bestehende Waldbestände aber überwiegend schon abgeholzt wurden. Hier befinden sich weit ausgedehnte Lößebenen, die im Eiszeitalter unter periglazialen Bedingungen entstanden sind. Aus dem Löß haben sich überwiegend sehr fruchtbare Schwarzerdeböden entwickelt, welche zu den ertragreichsten der Welt gehören. Die Niederschlagsmengen liegen zwischen 350 und 400 mm, die Juli-Durchschnittstemperaturen bei 20 °C. Insgesamt bietet dieses Gebiet sehr gute Bedingungen für eine landwirtschaftliche Nutzung. Allerdings sind die Böden sehr erosionsanfällig, wenn sie, wie oft in Sowjetzeiten geschehen, falsch bestellt werden.

Im Südosten grenzt die Steppenzone an, welche nur über relativ geringe Niederschläge von teilweise unter 250 mm im Jahr verfügt. Auch sind die Sommer hier sehr heiß mit Durchschnittstemperaturen im Juli von teilweise über 23 °C. Die fruchtbaren Schwarz- und Kastanienbraunerden dieses Gebietes konnten überwiegend erst ab Mitte des 20. Jahrhunderts in Wert gesetzt werden, nachdem durch den Bau von Staudämmen an den großen Flüssen ausgedehnte Bewässerungsanlagen entstanden sind.

Die Küstenregionen südlich des Krimgebirges und im südwestlichen Bessarabien sind sehr fruchtbar und werden aufgrund der günstigen klimatischen Bedingungen mit milden Wintern insbesondere für den Obst- und Weinanbau genutzt.

Der Nordwesten der Ukraine wird als Wolhynien bezeichnet. Diese Landschaft wird mit Galizien zu den „Keimzellen“ einer unabhängigen Ukraine gerechnet, da diese Gebiete erst im Zuge des Zweiten Weltkriegs von Polen an die Sowjetunion abgetreten wurden. Teile Galiziens und Transkarpatien hatten bis dahin niemals zu einem von Moskau aus regierten Reich gehört, wobei die Mehrheit der Bevölkerung der russischen Herrschaft und den Russifizierungsmaßnahmen sehr reserviert gegenüber stand. Das Entstehungsgebiet der ukrainischen Kultur und Sprache liegt aber wahrscheinlich im Dneprgebiet südöstlich von Kiew, wo im 17. Jahrhundert für kurze Zeit der Kosakenstaat bestand.

Der geografische Mittelpunkt des Landes befindet sich in der Nähe der Siedlung Dobrowelytschiwka, Oblast Kirowohrad. Darüber hinaus wurde von österreichischen Forschern Ende des 19. Jh. festgestellt, dass der geographische Mittelpunkt Europas in der Nähe des Ortes Rachiw liegen soll. Diese Theorie ist aber umstritten.

Bedeutende Städte neben der Hauptstadt Kiew (ukrain. Kyjiw) sind Charkiw, Czernowitz (ukrainisch Tscherniwzi), Dnipropetrowsk, Donezk, Iwano-Frankiwsk, Lemberg (ukrainisch Lwiw), Luhansk, Odessa, Poltawa, Saporischschja, Sewastopol, Simferopol, Tschernihiw und Uschhorod.

Siehe auch: Liste der Städte in der Ukraine, Liste der Namen ukrainischer Städte

Bevölkerung

 
Lebenserwartung bei Geburt 1930-2003 (Deutschland: Männer: 74,01; Frauen: 80,5 Jahre)

Nationalitäten

Nach der offiziellen Volkszählung von 2001 leben in der Ukraine 77,8 % Ukrainer und über 100 weitere Nationalitäten, darunter rund 8,3 Mill. Russen, 410.000 Rumänen, 276.000 Weißrussen, 358.000 Tataren, 205.000 Bulgaren, 157.000 Ungarn, 144.000 Polen, 100.000 Armenier, 92.000 Juden , 92.000 Griechen, 48.000 Roma, 45.000 Aserbaidschaner, 34.000 Georgier, 33.000 Deutsche und 32.000 Gagausen. Die in der Karpatoukraine lebenden Russinen werden manchmal als eigenes Volk angesehen.

Sprache

73 % der ethnischen Ukrainer sprechen Ukrainisch als Muttersprache, 74,4 % beherrschen Russisch. Die russische Sprache dominiert im Osten und Süden der Ukraine bis heute und auch in Kiew hat sie noch einen relativ hohen Stellenwert. Der Westen des Landes ist dagegen rein ukrainischsprachig. In der Gegend um Lemberg (Lwiw) sprechen auch noch viele Menschen Polnisch. Seit der Unabhängigkeit verschieben sich diese Verhältnisse aber in begrenztem Maße zugunsten des Ukrainischen, da es nun im ganzen Land Pflichtfach ist und zunehmend Unterrichtssprache an den Schulen wird. An vielen ukrainischen Hochschulen, insbesondere im technischen Bereich, findet der Unterricht jedoch mangels ukrainischer Fachliteratur überwiegend in russischer Sprache statt. Eine weit verbreitete mündliche Mischform mit dem Russischen ist der Surschyk.

Literatur und Buchkultur

Das erste, im Jahre 1483 in der Ukraine erschienene Buch wurde von Jurij Drohobytsch verfasst. Der in der Stadt Poltawa lebende Iwan Kotljarewskyj gilt als Erneuerer der ukrainischen Schriftsprache.

Bedeutende ukrainische Schriftsteller sind:

Zum gegenwärtigen Buchmarkt siehe zum Beispiel Buchmesse Lemberg.

Religion

Die Ukraine ist traditionell ein konfessionell gemischtes Land. Dominierend sind die orthodoxen Kirchen, 46% der Ukrainer sind Anhänger der Ukrainisch-orthodoxen Kirche und der Ukrainisch-orthodoxen Kirche des Moskauer Patriarchats. Erstere untersteht einem Patriarchen in Kiew, während letztere der Russisch-orthodoxen Kirche in Moskau zugehört. Zwischen beiden Konfessionen tobt ein erbitterter Streit um Legitimität und um Besitzansprüche an Immobilien. Dem orthodoxen Ritus folgt auch die 1596 entstandene griechisch-katholische Kirche, die allerdings die Suprematie des Papstes anerkennt und mit Rom uniert ist. Ihr gehören ca. 5,5 Mio. Gläubige an. Daneben gibt es in der Ukraine ca. 1,1 Mio. römisch-katholische Christen (Polen, Deutsche), außerdem einige Pfingstlergruppen, Baptisten, sowie kleine evangelische und islamische Minderheiten (Tataren).

Historische Entwicklung

Vor dem ersten Weltkrieg lebten mehrere hunderttausend Österreicher und Deutsche auf dem Staatsgebiet der heutigen Ukraine (Galizien, Bukowina, Wolhynien, Schwarzmeerküste); heute sind es noch etwa 30.000 bis 40.000.

Bis 1944 lebten mehrere Millionen Polen auf dem Gebiet der heutigen Ukraine (Galizien, Bukowina und Wolhynien). 1944 kam es vor allem in Wolhynien zu Massakern an der polnischen Bevölkerung, der über 40.000 Polen zum Opfer fielen. Nach dem Krieg und der Annexion der ehemals polnischen Gebiete östlich des Bugs wurde die polnische Bevölkerung vertrieben.

Bis zum Zweiten Weltkrieg lebten in der Ukraine sehr viele Juden - die Ukraine war eines der Hauptverbreitungsgebiete der jiddischen Sprache - die jedoch zu großen Teilen während der Besatzung durch das Deutsche Reich von SS-Einsatzgruppen ermordet wurden. Die Überlebenden wandern seitdem in die USA, nach Israel und nach Deutschland aus. Heute leben noch ungefähr 500.000 Juden in der Ukraine. Ihre Zahl nimmt wegen der erwähnten Auswanderung und des allgemeinen Geburtenrückgangs weiterhin ab.

Geschichte

Hauptartikel: Geschichte der Ukraine

Die Ukraine ist, wie ihre Nachbarländer Russland und Weißrussland, ein Nachfolgestaat der Kiewer Rus. Nach der Zersplitterung des Kiewer Reiches in unabhängige Fürstentümer, der Invasion der Mongolen und dem Einverleiben der westlichen Teile des ostslawischen Territoriums durch das Großfürstentum Litauen und das spätere Polen-Litauen war die Ukraine meist ein umstrittenes Gebiet zwischen den Großmächten Polen, Russland, dem Osmanischen Reich und Österreich-Ungarn. Im 17. und frühen 18. Jahrhundert übte auch Schweden, im 20. Jahrhundert zeitweise Deutschland Einfluss auf die Ukraine aus.

1917 gelang es der überwiegend bäuerlichen Machno-Bewegung eine anarchistische Revolution durchzuführen, welche zunächst den sowjetischen Bolschewisten gegen die "Weißen" hilft, dann 1921 jedoch verraten und von der Roten Armee unter Trotzki in einem blutigen Krieg an die SU angeschlossen wird. Tiefe Spuren hinterließen die durch die zwangsweise Kollektivierung unter Stalin in den Jahren 1932-33 hervorgerufenen Hungersnöte (Holodomor), bei denen schätzungsweise 6-10 Millionen Menschen umkamen.

Während der deutschen Besetzung im Zweiten Weltkrieg stand das Land als Reichskommissariat Ukraine und Generalgouvernement zum größeren Teil unter deutscher Zivilverwaltung. Die Ukraine war Schauplatz zahlreicher Massenmorde an Juden und sowjetischen Kriegsgefangenen (z. B. Massaker von Babi Jar). Zwischen 1943 und 1947 tobte nicht nur ein Partisanenkrieg gegen die deutschen Besatzer, sondern es gab auch eine Unabhängigkeitsbewegung (Ukrajinska Powstanska Armija, „Ukrainische Aufständischenarmee“) die gegen die Sowjetherrschaft und die polnische Bevölkerung kämpfte, die letztendlich vom NKWD niedergeschlagen wurde.

Im Zuge der „Westverschiebung“ Polens wurde die gesamte polnische Bevölkerung aus den ehemals polnischen Gebieten der heutigen Westukraine ausgesiedelt, teilweise auch gewaltsam vertrieben. Im Gegenzug wurde die ukrainische Minderheit Polens in die Ukraine zwangsumgesiedelt („Operation Weichsel“). Danach war die Ukraine – wie zuvor – Teil der Sowjetunion.

Die Ukraine ist seit 1991 unabhängig. 2004 erlebte die Ukraine einen demokratischen Umschwung - die Orangene Revolution - ausgelöst durch die Präsidentschaftswahlen, aus denen Wiktor Juschtschenko als Sieger hervorging.

Politik

Aktuelle Politik

siehe: Präsidentschaftswahlen in der Ukraine 2004, Liste der Parteien der Ukraine

Nach der Amtseinführung von Präsident Wiktor Juschtschenko im Januar 2005 bestätigte das ukrainische Parlament (Werchowna Rada) am 4. Februar 2005 die neue Regierung unter Premierministerin Julija Tymoschenko.

Während der ersten 100 Tage der Regierung Tymoschenko wurden die Privatisierungen einiger großer Unternehmen (Kryworisch Stal) aus der Zeit des früheren Präsidenten Kutschma überprüft. Es zeigte sich auch, wie schon im Wahlkampf, dass die Positionen von Präsident Juschtschenko und Ministerpräsidentin Tymoschenko in der Wahl der Mittel teilweise differieren.

Gleichzeitig führte die durch russische Unternehmen initiierte Verteuerung von Erdölprodukten, vor allem Benzin, zu Druck auf die ukrainische Regierung.

In verschiedenen Ministerien wie dem Innenministerium und auf regionaler Ebene wurden seit dem Machtwechsel bis zu 30 % der Mitarbeiter entlassen.

Am 8. September 2005 entließ Präsident Juschtschenko überraschend Ministerpräsidentin Julija Tymoschenko und ihre Regierung im Zusammenhang mit Korruptionsvorwürfen und Konflikten innerhalb des Kabinetts. Zum Interimspremier wurde der Wirtschaftspolitiker Jurij Jechanurow ernannt.

Jechanurow wurde später zum Ministerpräsidenten ernannt, und zwar mit 60 Stimmen mehr als er brauchte, die er überraschenderweise von der Opposition bekam.

Verwaltungsgliederung

 

Die Ukraine ist in 24 Oblaste (ukr. область/oblast, Pl. області/oblasti; Bezirke, wörtl. Gebiete), die Autonome Republik Krim und zwei Städte mit Sonderstatus gegliedert.

Siehe auch: Liste der Oblaste der Ukraine.

Unter Liste der Städte in der Ukraine sind die wichtigsten Städte jeder Oblast aufgezählt.

Infrastruktur

Die Ukraine besitzt aus Zeiten der Sowjetunion vor allem eine Nord-Süd-Verkehrsorientierung (Moskau-Kiew-Odessa, Moskau-Charkiw-Krim). Man versucht aber seit der Unabhängigkeit des Landes, die Infrastruktur in eine West-Ost-Orientierung zu reorganisieren und die Verbindungen zu Polen, der Slowakei und Ungarn zu intensivieren (Anbindung an den Paneuropäischen Korridor III: Straßenverbindung und Bahnstrecke Berlin/Dresden - Breslau - Krakau - Lwiw - Kiew und V: Košice - Tschop - Lwiw und Budapest - Tschop - Lwiw).

Die Ukraine ist heute vor allem ein Transitland zwischen Mitteleuropa und dem Kaukasus und zwischen Südeuropa und Russland. Hauptverkehrsträger in der Ukraine ist die Eisenbahn, gefolgt vom Straßenverkehr und der Binnenschifffahrt auf dem Dnepr (Dnipro). In allen wichtigen großen Städten befinden sich internationale Flughäfen; in Odessa, Mykolajiw, Cherson, Sewastopol und Kertsch befinden sich Seehäfen.

Wirtschaft

Die Ukraine ist ein ehemals kommunistisches Land, das in den 1990er Jahren einen Privatisierungsprozess eingeleitet hat. Das Jahr 2004 steht im Zeichen eines relativ starken wirtschaftlichen Aufschwungs.

Die wichtigsten Außenhandelspartner sind Russland (28 %), Deutschland (8 %) und Italien (4,2 %), gefolgt von Turkmenistan (3,8 %), Polen (3,4 %) und der Volksrepublik China (3,3 %) (Zahlen 2003). Zu Zeiten der Sowjetunion galt die Ukraine als Kornkammer des Landes. Hinzu kommen im Osten des Landes Bergbau und Industrie. Das Wachstum des Bruttoinlandsprodukt (BIP) betrug im 1. Quartal 2004 gegenüber dem Vorjahreszeitraum 10,8 %.

Im nördlichen Teil des Landes gab es einst eine ausgedehnte Waldsteppe mit sehr fruchtbarem Lößboden. Bis auf einen kleinen Restbestand wurden diese Wälder jedoch abgeholzt und in Ackerland umgewandelt. Das Land verfügt heute nur noch über etwa 5 % Waldanteil an der Gesamtfläche. Bekannt sind die Birkenwälder um Kiew.

 
Tschornobyl in der Oblast Kiew

An der nördlichen Grenze des Landes zu Weißrussland kann in einem Radius von 50 Kilometern um den Ort Pripjat seit der Reaktorkatastrophe von Tschornobyl 1986 (russisch Tschernobyl) wegen der anhaltenden Verseuchung keine Landwirtschaft mehr betrieben werden. Unabhängig davon leidet die Landwirtschaft seit einigen Jahrzehnten zusätzlich unter starker Bodenerosion. Durch die damit verbundene Versteppung des Landes hat die Ukraine schon rund ein Achtel ihrer landwirtschaftlichen Nutzfläche eingebüßt.

Im Süden der Ukraine an der Küste und auf der Krim wird Wein- und Obstanbau betrieben, im Rest des Landes wird vorwiegend Weizen angebaut. Bei Krywyj Rih, Dnipropetrowsk und Saporischja befinden sich Eisenerzlagerstätten mit entsprechender Verarbeitung. Hinzu kommen Maschinenbau, Bau von Elektrogeräten sowie eine umfangreiche Werftenindustrie. Ausgeführt werden vor allem Kohle, Stahl, Elektrogeräte und Nahrungsmittel, eingeführt werden vor allem Energieträger (Gas und Erdöl) aus Russland. Im Donezkbecken befinden sich viele Bergwerke, die stark sanierungsbedürftig sind und in denen es immer wieder zu schweren Grubenunglücken kommt.

Wirtschaftliche Entwicklung

Die Ukraine war die „Kornkammer“ der Sowjetunion. Zum Zeitpunkt der Unabhängigkeit wurden 55% des ukrainischen Territoriums für Ackerbau genutzt und insgesamt 70% der Fläche für die Landwirtschaft. Der Agroindustrielle Komplex trug 1991 ca. 40% des produzierten Nationaleinkommens bei. Die Rohstoffbasis der Ukraine umfasst verschiedene Metall und Kohle. 5% der weltweiten Eisenerzvorkommen liegen in der Ukraine. Dazu kommen Bauxit, Blei, Chrom, Gold, Quecksilber, Nickel, Titan, Uran und Zink. Der Anteil der Schwerindustrie übertraf selbst das ebenfalls schwerindustriell geprägte Polen um mehr als das Doppelte. 70% der Industrieproduktion erfolgte 1991 in den Sektoren Maschinenbau, Schwarzmetallurgie (Eisen und Stahl), Energie, Chemie, Papier und Baumaterialien.

Nach dem Zerfall der Sowjetunion 1990/1991 konnte die Ukraine das Produktionsniveau von 1991 noch nicht wieder erreichen. Dies wird insbesondere der IWF-Schocktherapie zugeschrieben, die von 1992 bis 1995 einen Rückgang des Bruttoinlandsproduktes von 60% zur Folge hatte. Derzeit liegt das Bruttoinlandsprodukt pro Kopf bei 1.000 Euro. Es ist damit nur geringfügig höher als in China.

Viele Einwohner auf dem Land betreiben Subsistenzwirtschaft, da Löhne und Rente verspätet und unvollständig ausbezahlt wurden und das Lohnniveau mit den gestiegenen Lebenshaltungskosten (in den 1990er Jahren Hyperinflation) nicht mithalten konnte.

Seit 1998 hat sich die ukrainische Wirtschaft aber stabilisiert. Vermehrt drängen ausländische Firmen in das Land und übernehmen Betriebe oder gründen Auslandsfilialen, einerseits wegen der im internationalen Vergleich sehr günstigen Lohnsituation bei guter Qualifikation und andererseits, um Marktanteile in der Ukraine zu besetzen. Die Ukraine erzielt inzwischen einen Leistungsbilanzüberschuss. Das Wachstum des Bruttoinlandsprodukts ist im Jahr 2004 auf etwa 12 % gestiegen. Der Ende des Jahres 2004 erfolgte Machtwechsel, der nicht nur den Präsidenten betraf, sondern auch für neue Mehrheiten im Parlament sorgte, lässt tiefgreifende Reformen erwarten. Sie dürften die Voraussetzungen für einen wirtschaftlichen Aufschwung zumindest langfristig verbessern.

Allerdings könnten sich künftig auch neue Belastungen ergeben: Der bislang sehr günstige Preis für Gas (etwa 35 bis 40 % der Preise in Westeuropa) könnte sich drastisch erhöhen. Mit 3,3 Milliarden Euro machen die Gasimporte 14 % der ukrainischen Importe aus. Die ukrainische Wirtschaft ist an dieser Stelle besonders empfindlich und in hohem Maße von Russland abhängig.

Die von der neuen Regierung angestrebte stärkere wirtschaftliche Ausrichtung der Ukraine in Richtung Europäische Union kann die Abhängigkeit der Ukraine von russischen Energielieferungen zwar kaum verringern, sie dürfte aber die ausländischen Investitionen steigen lassen und so den wirtschaftlichen Aufschwung stärken.

Januar 2006: Russisch-ukrainischer Gasstreit.

Bankwesen

Im Bankwesen fand die erste Übernahme durch ein ausländisches Kreditinstitut erst im Oktober 2005 statt. Damals übernahm die österreichische Raiffeisen International die zweitgrößte Bank des Landes, die Bank Aval. Gemeinsam mit der 1998 gegründeten Raiffeisenbank Ukraine halten diese 12 % Marktanteil am ukrainischen Bankensektor. Die Verkaufsverhandlungen wurden von ukrainischer Seite bewusst in die Länge gezogen, da sich rasch weitere Interessanten an der Bank fanden, und sich der Kaufpreis somit Stück für Stück auf letztendlich 836 Millionen Euro (für 93,5 %) erhöhte.

Von da an gab es plötzlich großes Interesse von zahlreichen ausländischen Banken, die ebenfalls in der Ukraine Fuß fassen wollten. Innerhalb von nur 5 Monaten schnellte der Anteil ausländischer Banken am ukrainischen Bankensektor von knapp über 0 % auf rund 25 %. Die teuerste Übernahme bisher tätigte die italienische Banca Intesa, welche für rund eine Milliarde Euro 88 % der viertgrößten ukrainischen Bank „Ukrsotsbank“ übernahm, und ihren bisherigen Marktanteil in GUS-Staaten auf einen Schlag von rund 0,1 % auf ein Vielfaches erhöhte. Der deutlich höhere Kaufpreis, vor allem in Anbetracht der Tatsache, dass die „Ukrsotsbank“ deutlich weniger Marktanteil (5,3 % per 2005) als die „Bank Aval“ besaß, ist durch den steigenden Buchwertmultiplikator zu erklären. Wie in allen mittel- und osteuropäischen Ländern, die erst seit wenigen Jahren für ausländische Kreditinstitute zugänglich sind, stieg auch in der Ukraine der zu bezahlende Preis im Vergleich zum Buchwert der übernommenen Bank mit steigender Nachfrage.

Eine weitere der fünf ukrainischen Großbanken, die „Ukrssibbank“, wurde im Dezember 2005 von der größten französischen Bank, BNP Paribas, übernommen. 51 % wechselten für knapp 300 Millionen Euro ihren Besitzer. Sowohl bei der „Ukrsotsbank“ als auch bei der „Ukrssibbank“ hatte die ungarische „OTP Bank“ mitgeboten, die jedoch beide Male das Nachsehen hatte.

Auch von den kleineren der 158 (per Ende 2005) ukrainischen Banken wurden bereits mehrere übernommen. So übernahm beispielsweise der russische Marktführer, die staatliche „Sberbank“, die ukrainische „NRB-Ukraina“, und die russische Nummer zwei, die ebenfalls staatliche „Vneschtorgbank“ (VTB) übernahm die ukrainische „Mrija“ für umgerechnet knapp 60 Millionen Euro. Die ukrainische Regierung vermutet hinter den Übernahmen der staatlichen russischen Banken politische Motive, wie diese auch bereits im Januar 2006 in der plötzlichen Vervielfachung des Gaspreises von russischer Seite (siehe Russisch-ukrainischer Gasstreit) gesehen wurden.

Wirtschaftliche Zusammenarbeit mit der Europäischen Union

Die Europäische Union hat im Dezember 2004 einen „Aktionsplan“ für eine engere Zusammenarbeit mit der Ukraine im Rahmen ihrer sogenannten „Nachbarschaftspolitik“ gebilligt. Als Prioritäten werden im Aktionsplan unter anderem folgende Punkte genannt:

  • Förderung des Beitritts der Ukraine zur Welthandelsorganisation (WTO); stetiger Abbau von Hemmnissen im bilateralen Handel.
  • Ukrainische Gesetze, Normen und Standards werden schrittweise an die der EU angeglichen.
  • Verhandlungen über Beschäftigungsfragen, zum Beispiel Möglichkeiten für Bürger der Ukraine, in der EU zu arbeiten.
  • Verhandlungen über Erleichterungen bei der Erteilung von Reisevisa.
  • Erfüllung der Vereinbarungen zwischen der EU und der Ukraine über die Schließung des Kernkraftwerkes in Tschernobyl.
  • Verbesserung des Investitionsklimas, unter anderem durch Herstellung diskriminierungsfreier, transparenter Wirtschaftsbedingungen, Bürokratieabbau sowie Bekämpfung der Korruption.

Benita Ferrero-Waldner, EU-Kommissarin für auswärtige Beziehungen und europäische Nachbarschaftspolitik, nannte darüber hinaus u. a. folgende Maßnahmen, um die Wirtschaftsbeziehungen zur Ukraine zu stärken:

  • Die Einfuhr von Textilien und Stahl aus der Ukraine sollen erleichtert werden.
  • Die Vergabe von Krediten der Europäischen Investitionsbank an die Ukraine soll erleichtert werden.
  • Die Finanzhilfen für eine Angleichung des ukrainischen Rechtssystems an das Rechtssystem der EU sollen erhöht werden.
  • In den Bereichen Energie, Umwelt und Verkehr ist eine engere Zusammenarbeit vorgesehen.

Grundlagen der Beziehungen der Ukraine zur EU sind:

  • das Partnerschafts- und Kooperationsabkommen (in Kraft seit 1. März 1998),
  • die vom Europäischen Rat am 14. Dezember 1999 in Helsinki verabschiedete "Gemeinsame Strategie EU-Ukraine",
  • das von der EU-Kommission im März 2003 vorgelegte und von den EU-Mitgliedstaaten gebilligte Konzept für eine "Europäische Nachbarschaftspolitik" („Größeres Europa – Nachbarschaft: ein neuer Rahmen für die Beziehungen der EU zu ihren östlichen und südlichen Nachbarn“).

Seit 1994 leistet die EU außerdem im Rahmen des TACIS-Programms Beratungs- und Ausstattungshilfe in der Ukraine. Deutschland hat einen Anteil von fast 30 % an der Finanzierung dieses Programms.

Ziel der „Europäischen Nachbarschaftspolitik“ der EU ist lediglich eine verstärkte Zusammenarbeit mit den EU-Nachbarstaaten, die durch „Aktionspläne“ konkretisiert wird. Für osteuropäische Nachbarstaaten wurde bisher neben dem Aktionsplan für die Ukraine im Dezember 2004 auch ein Aktionsplan für das Nachbarland Moldawien beschlossen.

Im Bereich der wirtschaftlichen Zusammenarbeit soll den Nachbarstaaten langfristig eine Beteiligung am EU-Binnenmarkt und an einigen Gemeinschaftsprogrammen eröffnet werden. Eine Beitrittsperspektive, so EU-Kommissarin Ferrero-Waldner in einem Interview mit der Deutschen Welle am 21. Januar 2005, eröffnet die Nachbarschaftspolitik nicht.

Demgegenüber hat der ukrainische Staatspräsident Juschtschenko wiederholt betont, beispielsweise am 25. Januar 2005 vor dem Europarat in Straßburg, er strebe als „strategisches Ziel“ einen Beitritt der Ukraine zur EU an.

Medienlandschaft

Liste der ukrainischen Zeitschriften

Telekommunikation

In der Ukraine wurden nebem dem herkömmlichen öffentlichen Telefonnetz moderne GSM-Netze aufgebaut. Die größten Mobilfunknetze sind:

  • UMC
  • Kyivstar
  • Astelit

Literatur

Weitere Themen


Quellen

Amtliche Ergebnisse der ukrainischen Volkszählung von 2001 (engl.)


Wiktionary: Ukraine – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen
Commons: Ukraine – Album mit Bildern, Videos und Audiodateien

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