Deep Purple ist eine im April 1968 gegründete britische Rockband, die mit ihrem vom Klang der Hammond-Orgel, markanten Gitarrenriffs und Soli, sowie einer soliden Rhythmusarbeit geprägten Stil zu den ersten und einflussreichsten Vertretern des Hard Rock zählt [1]. Zu ihren bekanntesten Songs zählen Smoke on the Water, Black Night, Woman from Tokyo, Child In Time und Highway Star. Insgesamt verkaufte sie weltweit über 100 Millionen Schallplatten.[2]
Deep Purple | |
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Gründung: | 1968 |
Auflösung: | 1976 |
Comeback: | 1984 |
Genre: | Hard Rock |
Website: | http://www.deep-purple.com/ |
Gründungsmitglieder | |
Gesang: | Rod Evans (1968/1969) |
Gitarre: | Ritchie Blackmore (1969-1975, 1984-1993) |
Bass | Nick Simper (1968/1969) |
Hammond-Orgel/Keyboard: | Jon Lord (1968-2002) |
Schlagzeug: | Ian Paice |
Weitere ehemalige Mitglieder | |
Gesang: | David Coverdale (1973-1976) |
Bass/Gesang: | Glenn Hughes (1973-1976) |
Gitarre: | Tommy Bolin (1975/1976) |
Gesang: | Joe Lynn Turner (1989-1992) |
Gitarre: | Joe Satriani (1993/1994) |
Aktuelle Besetzung | |
Gesang/Mundharmonika: | Ian Gillan (1969-1973, 1984-1989, seit 1992) |
Gitarre: | Steve Morse (seit 1994) |
Bass: | Roger Glover (1969-1973, seit 1984) |
Hammond-Orgel/Keyboard: | Don Airey (seit 2002) |
Schlagzeug: | Ian Paice (seit Gründung) |
ChartsChartplatzierungen | Höchstplatzierung | Monate |
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Singles (Auswahl) (Staatenlegende)
- Hush (1968)
- USA: 4 | I: 16
- Black Night (1970)
- UK: 2 | D: 2 | USA: 66
- Strange Kind of Woman (1971)
- UK: 8 | D: 8 |
- Fireball (1971)
- UK: 15 | D: 19 |
- Smoke on the Water (1973)
- USA: 4 | D: 20 | UK: 21 |
Alben (Auswahl) (Staatenlegende)
- Shades of Deep Purple (1968)
- USA: 24
- The Book of Taliesyn (1968)
- USA: 54
- Deep Purple (1969)
- USA: 162
- Concerto For Group And Orchestra (Live, 1969)
- D: 22 | UK: 26 | USA: 149
- Deep Purple in Rock (1970)
- D: 1 | UK: 4 | N: 5 | FIN: 9 | S: 11 | I: 19
- Fireball (1971)
- UK: 1 | D: 1 | S: 1 | N: 2 | FIN: 2 | I: 3 | USA: 32
- Machine Head (1972)
- FIN: 1 | UK: 1 | D: 1 | N: 3 | S: 4 | I: 4 | USA: 7
- Made in Japan (Live, 1972)
- D: 1 | FIN: 5 | USA: 6 | S: 6 | I: 7 |N: 7 | UK: 16
- Who Do We Think We Are (1973)
- S: 1 | N: 1 | UK: 4 | FIN: 4 | USA: 15
- Burn (1974)
- S: 1 | N: 1 | I: 3 | FIN: 5 |D: 1 | UK: 3 | USA: 9
- Stormbringer (1974)
- N: 2 | I: 5 | UK: 6 | FIN: 6 | S: 6 | USA: 20
- Come Taste the Band (1975)
- N: 5 | I: 7 | S: 11 | UK: 19 | USA: 43
- Deepest Purple (Compilation) (1980)
- UK: 1 | USA: 148
- Perfect Strangers (1984)
- N: 2 | S: 3 | UK: 5 | FIN: 5 | I: 9 | USA: 17
- The House of Blue Light (1987)
- D: 1 | FIN: 1 |S: 1 | N: 2 | UK: 10 | I: 15 |USA: 34
- Slaves & Masters (1990)
- UK: 45 | USA: 87
- The Battle Rages On (1993)
- S: 8 | N: 9 | D: 13 | FIN: 18 | UK: 21 | USA: 87
- Purpendicular (1996)
- S: 3 | FIN: 9 | D: 20 |N: 30 | UK: 58
- Abandon (1998)
- D: 16 | UK: 76
- Bananas (2003)
- R: 2 | GR: 2 | D: 3 | S: 18
- Rapture of the Deep (2005)
- D: 10 | USA: 43
Bandgeschichte
Die Bandgeschichte war von häufigem Personalwechsel geprägt, so dass sie in den bisher dreißig aktiven Jahren zumeist nur wenige Jahre aus den gleichen Mitgliedern besatnd. Die verschiedenen Besetzungen werden häufig mit der englischen Bezeichnung „Mark“ (Mk) benannt.
Gründung und erste Erfolge
Deep Purple entstand aus der Band Roundabout, welche sich aus Ritchie Blackmore, Jon Lord, Nick Simper, Chris Curtis (Gesang), Dave Curtis (Bass) und Bobby Woodman (Schlagzeug) zusammensetzte. Schon im März 1968, nur einen Monat nach der Gründung der Band, verließen Chris und Dave Curtis sowie Bobby Woodman die Band. Sie wurden durch Rod Evans (Gesang) und Ian Paice von der Band The Maze ersetzt.
Nach einer kurzen Tour durch Skandinavien änderte die Band ihren Namen in Deep Purple. Der Name lässt sich zwar aus dem Englischen als „tiefes Purpur“ übersetzen und gilt dort als Slangbegriff für LSD,[3] tatsächlich bezieht sich der Name jedoch auf den Song When The Deep Purple Falls von Peter DeRose.
Die Band spielte in der Mark-I-Besetzung drei Alben ein.
Das Debütalbum Shades of Deep Purple aus dem Jahr 1968 zeigte eine Mischung verschiedener musikalischer Ansätze, die mit der "typischen Deep-Purple-Musik" der 70-er Jahre noch wenig Verwandtschaft zeigt. Das Album selbst wurde innerhalb von nur drei Tagen aufgenommen. Der noch an der Popmusik der Beatles orientierte Sound war in seiner "Härte" für die damalige Zeit teilweise ungewöhnlich. Er wird daher von Kritikern als Grundlage für die Entwicklung des Hard Rocks und späteren Heavy Metals angesehen.[4] Das Album enthält neben eigenen Songs auch einige Coverversionen, unter anderem Help von den Beatles, Jimi Hendrix' Hey Joe und das von Joe South geschriebene Hush. Mit letzterem hatte die Band großen Erfolg in den USA, wo die Single Platz 4 der Charts erreichte. Nach der Veröffentlichung tourte Deep Purple als Vorband von Cream durch die USA.
Noch im gleichen Jahr wurde das zweite Album The Book of Taliesyn veröffentlicht, das teilweise auch Merkmale des Progressive Rock, sowie die später oft verwendeten klassischen Zitate (hier in einer Kurzversion von Beethovens zweitem Satz seiner siebten Sinfonie in Exposition,) aufweisst. Ein Beispiel für die Verwendung klassischer Instrumente und Formen ist der Mittelteil von Anthem, in dem ein vierstimmiges Fugato der Streicher erklingt.
Das dritte, schlicht Deep Purple betitelte Album erschien 1969. Manche Songs, wie das zwölfminütige April, welches eine Dreiteilung (Orchester - Band - Orchester) aufweist, verweisen wieder auf klassische Modelle und Ästhetik. Das Lied reiht sich in die zeitüblichen Werke anderer Progressive-Rock-Bands wie The Nice oder ELP ein. Der sich dann im Album "In Rock" anbahnende vehemente Ausbruch ist hier noch kaum, und nur in einzelnen Momenten spürbar, angedeutet.
Erste Wechsel und wachsende Popularität
Der „Kern“ der Band um Blackmore, Lord und Paice hatte aber hauptsächlich den britischen Markt im Visier, sodass Evans und Simper Ende 1969 durch den Sänger Ian Gillan und den Bassisten Roger Glover ersetzt wurden. Die beiden hatten zuvor schon mehrere Jahre lang in der Band Episode Six zusammen gespielt. Mit der Verpflichtung dieser Musiker entstand die Mk II-Besetzung.
Zunächst standen primär Lord und seine Musikvorstellungen im Rampenlicht. Der klassisch ausgebildete Musiker hatte ein Werk für Rockband und Orchester geschrieben, Concerto For Group And Orchestra, das gemeinsam mit dem Royal Philharmonic Orchestra in der Royal Albert Hall unter der Leitung von Malcolm Arnold uraufgeführt wurde. Es war einer der ersten Versuche, klassische Musik und Rockmusik zu kombinieren. Obwohl das Projekt vom Publikum und Teilen der Kritiker wohlwollend aufgenommen wurde, waren einige Bandmitglieder, vor allem Blackmore, damit nicht zufrieden. Unter anderem aufgrund der Angst vor einem Imageverlust der Band wurde beschlossen, einen neuen Weg einzuschlagen.[5]
Das 1970 veröffentlichte Album In Rock kann als ein Wendepunkt in der Geschichte der Band gesehen werden. Das Album vereint die für die Folgezeit typischen musikalischen Merkmale: Markante Hard-Rock-Riffs Blackmores, Lords klassische Kadenzen und Figuren, Gillans exstatischen Gesang, sowie die in Titeln wie Speed King, Wring that Neck, und anderen Songs besonders live offen ausgetragene Konkurrenz zwischen Lords Orgel und Blackmores Gitarre. Die harten Rockriffs von Blackmore haben sich nun definitiv durchgesetzt. Die "klassischen Elemente" erscheinen zunehmend als "notfalls auch verzichtbare Zutat" einer primär Hard-Rock-orientierten Musik. Auf der sicheren Basis von Paice und Glover entwickelte sich der Stil zu einer sehr rhythmusbetonten "straighten" Musik weiter.
Dieses Album bedeutete den endgültigen Durchbruch der Band und fokussierte internationale Aufmerksamkeit. Auch das im Vergleich zum Vorgänger experimentellere Album Fireball und besonders Machine Head mit den auch heute noch live gespielten Titeln Highway Star und Smoke on the Water, die immer mehr von Blackmores Gitarrenspiel beeinflusst wurden, steigerten die Popularität der Band. Neben In Rock zählen diese zu den bedeutendsten Deep-Purple-Alben.[6] Machine Head enthält auch den wohl bekanntesten aller von Deep Purple geschriebenen Songs, Smoke on the Water. Die Singleauskoppelung zu diesem Lied ist bis heute eine der meistverkauften der Bandgeschichte, und zählt noch heute zu den bekanntesten Rocksongs überhaupt. Auf dem Livealbum Made in Japan stellte die Band Spielfreude und Improvisationsvermögen in, gegenüber den Studiotiteln teilweise doppelt so langen Versionen, eindrucksvoll unter Beweis.
Da die Band sehr häufig auf Tour war, kam es zu Spannungen und Konflikten zwischen den Musikern. Zu den Aufnahmen von Who Do We Think We Are im Jahr 1973 gingen die Bandmitglieder getrennt ins Studio. Zunächst hieß es, man wolle die Band komplett auflösen, später wurden nur Gillan und Glover, vermutlich vor allem wegen der Differenzen mit Blackmore, ausgetauscht. Das Album hatte erstmals rückläufige Verkaufszahlen, und wurde von Kritikern weniger positiv als seine Vorgänger bewertet.
Umbesetzung und Ausstieg Blackmores
Nachdem die Verpflichtung des Bad Company-Sängers Paul Rodgers scheiterte [7], verpflichtete die Band den damals unbekannten David Coverdale. Als Bassist schloss sich der vormals bei der Band Trapeze aktive Glenn Hughes an, welcher Coverdale vor allem in den hohen Stimmlagen auch gesanglich unterstützte. Die folgenden Aufnahmen für Burn und Stormbringer waren Blues- und Soul-orientierter als ihre Vorgänger. Es folgten die üblichen Promotions-Tourneen für die beiden Platten. Bekannt ist ihr Auftritt beim California Jam am 6. April 1974, dem größten Deep-Purple-Konzert mit etwa 200.000 verkauften Karten, bei dem die Band gemeinsam mit Emerson, Lake and Palmer und Black Sabbath auftrat. Am Ende der Show zerstörte Ritchie Blackmore mehrere Gitarren, demolierte eine TV-Kamera und ließ seine Verstärker mit Benzin abbrennen.
1975 verließ Blackmore nach einigen Querelen die Band, um seine eigene Band Rainbow zu gründen.
Krise und Auflösung
Der Rest der Gruppe tat sich schwer, einen geeigneten Ersatz für Blackmore zu finden, da dieser als Gründungsmitglied den Bandstil weitgehend geprägt hatte. Schließlich konnte man sich auf den von Coverdale vorgeschlagenen US-amerikanischen Fusion-Gitarristen Tommy Bolin einigen. Dieser hatte zuvor bereits unter anderem auf Billy Cobhams Album Spectrum mitgewirkt. Bolins Erneuerungsbemühungen waren nicht von Erfolg gekrönt: Das speziell in Hughes Bassspiel und Bolins Rhytmusgitarre verstärkt auf Soul- und Funkelemente setzende Album Come Taste The Band erwies sich, gemessen an den Verkaufszahlen der vorherigen Alben, als kommerzieller Flop.
Schwere Drogenprobleme von Hughes und Bolin, aber auch unterschiedliche musikalische Vorstellungen der Mitglieder zerstörten den Zusammenhalt der Band. Coverdale, Lord und Paice lösten daher im März 1976, nach einem letzten Konzert in Liverpool, die Band auf.
Ein tragisches Ende fand der Gitarrist Tommy Bolin. Nur wenige Monate nach der Auflösung starb er nach einem Schwächeanfall am 4. Dezember 1976 im Alter von 25 Jahren. Noch am Abend zuvor hatte er ein Konzert im Vorprogramm von Jeff Beck gegeben. Als Todesursache wurde eine Überdosis Heroin in Verbindung mit Alkohol angegeben.
In den folgenden Jahren widmeten sich die Künstler besonders Soloprojekten. Blackmore konnte mit Rainbow große Erfolge erzielen. Roger Glover arbeitete als Produzent, unter anderem für namhafte Bands wie Judas Priest, Nazareth und Elf. Später veröffentlichte er zwei Soloalben, bevor er sich 1978 ebenfalls Rainbow anschloss. Lord und Paice waren gefragte Live- und Studiomusiker (Gary Moore, Whitesnake, Cozy Powell, Pete York).
1980 versuchte der ehemalige Sänger Rod Evans mit einigen unbekannten Musikern unter dem Namen Deep Purple die Band fortzuführen. Da das Projekt auf harsche Kritik und breite Ablehnung der Fans stieß, scheiterte das Projekt kläglich. Weil er nicht die Namensrechte hatte, verklagte Warner Bros. die Band, sodass sie sich auflösen musste.[8]
Coverdale gründete Whitesnake, wo sich 1978 auch Lord und wenig später Ian Paice einfanden. Gillan baute zunächst die Ian Gillan Band auf und schloss sich 1983 kurzzeitig Black Sabbath an.
Comeback und Anknüpfen an alte Erfolge
Im Jahr 1984, acht Jahre nach der Auflösung, unternahm der britische Plattenkonzern PolyGram erhebliche Anstrengungen, um Deep Purple in der Mk-II-Besetzung wieder ins Leben zu rufen. Da der Erfolg von Rainbow schwand, Lord und Paice mit der Ausrichtung von Whitesnake nicht mehr zurecht kamen und Gillan bei Black Sabbath den "Hut nehmen musste", raufte sich sich die Band zusammen, um Perfect Strangers aufzunehmen. Das Album enthielt mit prägnanten Riffs (Knocking at your back door), schnellen instrumentalen Duellen von Blackmore und Lord (A Gypsys kiss), die bewährten "Deep Purple Zutaten" in leicht modernisiertem Sound (Perfect strangers), und verkaufte sich, ebenso wie die nachfolgende Tournee, bei der die Band im englischen Knebsworth gemeinsam mit den Scorpions, Meat Loaf und UFO vor etwa 80.000 Fans spielte, gut.
1987 wurde das Album The House Of Blue Light, auf dem die Band wieder musikalisch risikofreudiger (z. B. auf Strange ways) sein wollte, eingespielt. Blackmore benutzt hier zum ersten Mal Gitarrensynthesizer, und Paice setzt elektronisches Schlagzeug (Unwritten Law) ein. Im Jahr darauf erschienen das Livealbum Nobody's Perfect und eine neue Version des ersten Hits Hush. 1989 wurde Ian Gillan erneut entlassen, weil er mit Blackmore in Streit über die musikalische Ausrichtung geraten war. Für ihn wurde auf Initiative Blackmores hin der frühere Rainbow- und Yngwie-Malmsteen-Sänger Joe Lynn Turner verpflichtet. Damit bestand die Band zur Mehrheit (Glover, Blackmore, Turner) aus der letzten festen Rainbow-Besetzung. Es entstand das Album Slaves and Masters, von dem klanglich deutliche Parallelen zu den späten Rainbow gezogen werden können. Allerdings wurde der neue Sänger von den Fans nicht akzeptiert, was einer der Gründe dafür war, dass Turner die Band nach nur einem Album und einer Tour wieder verlassen musste.
Gegen den Widerstand Blackmores wurde Gillan auf Betreiben von Lord, Paice und Glover wieder in die Band geholt. Damit war es möglich, das folgende Album The Battle Rages On, auf dem sich unter anderem die bekannten Songs Anya und Solitaire finden, erneut in Mk-II-Besetzung einzuspielen. Die Differenzen innnerhalb der Band bestanden jedoch weiterhin: Im Anschluss an eine Europa-Tournee zum Album verließ Blackmore im November 1993 freiwillig die Band. Da man noch ausstehende Auftritte in Japan hatte, half Joe Satriani für diese Termine aus. Er wurde gebeten, Blackmore dauerhaft zu ersetzten, konnte wegen seines Plattenvertrages aber nicht bei der Band bleiben.
Morses Einstieg
Obwohl es sich als schwieriges Unterfangen erwies, die Fanbasis von einer neuen Deep-Purple-Besetzung ohne Ritchie Blackmore zu überzeugen, fand man schließlich mit dem Gitarrenvirtuosen Steve Morse (vorher unter anderem bei den Dixie Dregs und Kansas) einen akzeptablen Ersatz. Morses neue Interpretationen des existierenden Blackmore-Materials schufen einen eigenständigen Sound und lösten damit gemischte Gefühle aus. Mit seinem Einstieg fanden seither zahlreiche, aufgrund von Blackmores Weigerung nie oder nur in seltenen Ausnahmefällen live gespielte, weniger bekannte Songs aus den 1970ern Einzug ins Live-. Diese sind etwa auf den Alben Live at the Olympia '96 und Live at Montreux zu hören. In dieser Besetzung spielten Deep Purple Purpendicular und Abandon ein.
Deep Purple nach 2000
2001 erkrankte Jon Lord während einer Tournee, sodass die Band kurzzeitig Don Airey für ihn engagierte, der schon mit Ozzy Osbourne, Jethro Tull und Rainbow gespielt hatte. Im März des folgenden Jahres beschloss Lord seinen Ausstieg bei Deep Purple, um sich einer Solokarriere widmen zu können. Nach den positiven Erfahrungen auf der vorangegangenen Tour verpflichtete man Airey als hauptamtlichen Keyboarder.
In diesem Line-Up wurde 2003 das Album Bananas veröffentlicht. Die Aufnahme von Airey wurde von vielen Seiten als Bereicherung aufgefasst, man nahm den "frischen Wind", den er in die Band und in das Songwriting gebracht habe, sehr wohlwollend auf.
Deep Purple trat im Rahmen der weltweiten Live-8-Benefizkonzerte am 2. Juli 2005 in Barrie auf. Im Oktober 2005 erschien Rapture Of The Deep, es folgte eine Welttournee Anfang 2006 (in Deutschland zusammen mit Alice Cooper). Ebenfalls Anfang 2006 erschien die 4-CD-Box Live Across Europe 1993, die zwei komplette Konzerte (Stuttgart und Birmingham, England) der letzten Deep-Purple-Tour in der Mk-II-Besetzung enthält.
Mitgliederübersicht
Die von zahlreichen Wechseln geprägte Bandgeschichte von Deep Purple ist nachfolgend anhand der Besetzungen dargestellt.
Bei der Tabelle sowie der nachfolgenden Diskografie ist zu beachten, dass bei der Zählweise Uneinigkeit über die Nummerierung von Joe Satrianis Gastspiel herrscht, der wegen seines Plattenvertrags nur als Übergangslösung für zwei Live-Touren in Japan und Europa zur Verfügung stand und sich an keinen Studioaufnahmen beteiligen konnte. Einige Quellen sehen diese Formation dennoch als vollwertige Besetzung Mk VI an und zählen die beiden nachfolgenden Formationen jeweils um eines höher, so dass hier ein gewisses Verwechslungspotenzial besteht.
Zeitspanne | Titel | Gesang | Gitarre | Keyboard | Bass | Schlagzeug |
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04/1968 - 06/1969 | Mk I | Rod Evans | Ritchie Blackmore | Jon Lord | Nick Simper | Ian Paice |
06/1969 - 06/1973 | Mk II | Ian Gillan | Ritchie Blackmore | Jon Lord | Roger Glover | Ian Paice |
10/1973 - 04/1975 | Mk III | David Coverdale | Ritchie Blackmore | Jon Lord | Glenn Hughes | Ian Paice |
06/1975 - 07/1976 | Mk IV | David Coverdale | Tommy Bolin | Jon Lord | Glenn Hughes | Ian Paice |
04/1984 - 04/1989 | Mk II | Ian Gillan | Ritchie Blackmore | Jon Lord | Roger Glover | Ian Paice |
12/1989 - 04/1992 | Mk V | Joe Lynn Turner | Ritchie Blackmore | Jon Lord | Roger Glover | Ian Paice |
04/1992 - 11/1993 | Mk II | Ian Gillan | Ritchie Blackmore | Jon Lord | Roger Glover | Ian Paice |
12/1993 - 07/1994 | „Mk Va“ | Ian Gillan | Joe Satriani | Jon Lord | Roger Glover | Ian Paice |
11/1994 - 02/2002 | Mk VI | Ian Gillan | Steve Morse | Jon Lord | Roger Glover | Ian Paice |
Seit 03/2002 | Mk VII | Ian Gillan | Steve Morse | Don Airey | Roger Glover | Ian Paice |
Musikalischer Stil
Die Musik Deep Purples ist vor allem durch den E-Gitarrensound und die Hammondorgel geprägt.
Bedingt durch die klassische Ausbildung Lords liegen die musikalischen Wurzeln der Band nicht nur im Blues, sondern auch in der klassischen Musik. Vor allem bei den Aufnahmen und Auftritten der Gründungsformation kam es mehrfach zur Zusammenarbeit mit Orchestern. Zudem ist aus zahlreichen Orgelsoli herauszuhören, dass Lord auch Wert auf klassische Zitate und Kadenzen legt. Der typische Klang der Hammondorgel ist einer der wesentlichen Bestandteile der Songs. Dabei greift Lord, wie in seinem Solo auf No, no, no ( Hörbeispiel) auch auf die Blues- und Jazzstilistik von Hammondpionieren wie Jimmy Smith zurück.
Neben ihrem "typischen Hardrock" integrierte die Band aber immer wieder Elemente aus Blues (Lazy, Mitzi Dupree, Mistreated), Funk und Soul (Getting Tighter, You can`t do it right), Folk- und Countrymusic (Anyones Daughter ( Hörbeispiel des Klavier aus Anyones Daughter), The Aviator), Rock`n Roll, und psychedelischer Musik (Fools, The Mule), und nahm auch Balladen wie (Soldier of Fortune, Love conquers all ( Hörbeispiel aus Love conquers all), When a blind man cries) auf.
Blackmore spielte als Begleitung zum Großteil Powerchords, auf deren Basis er zahlreiche eingängige Riffs, wie etwa das bekannte Intro zu Smoke on the Water, schuf [9]. Seine Soli wurden auf Konzerten stets improvisiert, wobei er häufig auf die pentatonische-Tonleiter, aber auch, wie in den Titeln Lazy, Mitzi Dupree, oder When a blind man cries auf die Bluestonleiter zurückgriff. Jedoch verwandte er bereits damals, lange vor seinem Wechsel zur Mittelalterrockband Blackmore’s Night, Elemente und Anregungen aus der klassischen Musik. Zwei seiner Soli platzierten sich in der Liste der "Top 100 Greatest Guitar Solos" des Guitar World Magazines. Dass er sich auch in anderen Stilarten wie Country- und Rock`n Roll sicher bewegen kann, zeigen Titel wie Anyones Daughter, Hold on, sowie seine Aufnahmen mit dem Country-Gitarristen Albert Lee unter dem Namen The Green Bullfrog. Auf einigen Titel, wie Mad Dog, spielt Blackmore auch Slide-Gitarre. Während seiner Zeit bei Deep Purple spielte er beinahe ausschließlich Fender Stratocaster in Kombination mit einem Marshallverstärker.
Der technisch versierte, von Buddy Rich beeinflusste, Paice lässt in seinen straighten und eindeutig am Rock orientierten Stil auch Einflüsse aus dem Swing einfließen. Obwohl er es versteht, komplexe und schnelle Fills und Breaks (wie z.B. auf Burn), oder raffinierte Hi-Hat-Figuren (wie auf Smoke on the Water) einzubauen, bleibt sein Spiel immer songdienlich. Auf Titeln wie Hungry Dazes ( Hörbeispiel) oder den Liveversionen von The Mule und You fool no one bietet er längere Solopassagen.
Gillans Stimme sticht durch ihren großen Tonumfang (inkl. Schreien bzw. Kreischen) bei einigen Songs wie Child in Time) deutlich hervor. Auf Titeln wie Lazy und Black and White spielt er zusätzlich Mundharmonika.
Steve Morse prägt die aktuellen Songs wesentlich. Da seine Wurzeln im Jazz/Fusion und Country-Bereich liegen, haben sich diese Einflüsse auch auf die Musik von Deep Purple übertragen. Neben geradlinigem Hard Rock, dem die Band Purple treu geblieben ist, schafft er durch seine Spielweise kompliziertere, teils auch mit ungeradtaktigen (z.B. „Picture Of Innocence“, „Bananas“) oder mit Folk und Country-Elementen („Hey Cisco“, „The Aviator“, „A Touch Away“) verzetzte Arrangements. Er verwendet darüber hinaus bislang bei Deep Purple nicht verwandte Spieltechniken wie das Chicken Pickin („Ted The Mechanic“) oder Harp Harmonics („Sometimes I Feel Like Screaming“, „Seventh Heaven“). (Siehe dazu den Artikel Steve Morse)
Im Gegensatz zu Blackmore, der sich bei der Begleitung häufig auf Powerchords beschränkte, spielt Morse besonders zu den Strophen abwechslungsreichere Figuren. Der spannungsreiche Gegensatz zur Orgel bleibt dabei, z. B. bei Liveversionen von „Speed King“, bestehen. Morse widersteht der Versuchung und anfänglichen Fan-Erwartung, eines sklavischen Nachspiels "klassischer" Blackmore-Solos, und interpretiert in alten Band-Titeln die Soloparts gänzlich neu. Dies hindert ihn jedoch nicht daran, auch prägnante Teile, wie etwa das Solo aus Highway Star, zu übernehmen.
Bedeutung für die Rockmusik
Deep Purple zählt neben Black Sabbath und Led Zeppelin zu den ersten und bedeutendsten Bands des Hard Rock und gilt als richtungsweisend für die spätere Entwicklung des Metal.
- "Pursuing a heavier rock direction, Purple quickly became one of the most successful an influential bands of early `70s; joined Black Sabbath and Led Zeppelin in spreding gospel of multi-decibel, piledriver british rock around the world." [10]
In den 1970er Jahren wurde jedoch noch nicht zwischen Hard Rock und dem erst Ende der 70-er Jahre aufkommenden Heavy Metal unterschieden, so dass die Band manchmal auch fälschlicherweise dem Heavy Metal zugeordnet wird. Aus heutiger, objektiverer Sicht kann sie aber klar als Hard-Rock-Band, bzw. Rockband mit Blueseinflüssen, kategorisiert werden.
Neben Led Zeppelin und Black Sabbath gilt Deep Purple als Pionier in diesem Genre. Highway Star aus dem Album Machine Head, der schnellere Teil aus Child in Time, sowie Burn werden von manchen sogar als frühe Speed-Metal-Songs eingestuft. Viele erfolgreiche Bands und Musiker der 80-er und 90-er-Jahre wie Iron Maiden, Europe, Yngwie Malmsteen, Ronnie James Dio, Metallica [11], bekunden den wesentlichen Einfluss der Musik der Band für ihre eigene musikalische Entwicklung entweder explizit in Interviews, oder indirekt in ihrer Musik. Besonders der Stil Blackmores beeinflusste viele Gitarristen, wie Yngwie Malmsteen, Steve Vai, John Norum oder Joe Satriani, so dass seine Ästhetik und auch Technik von vielen Musikern aufgegriffen wurde und wird.
Eine große Zahl von Songs wurden von anderen Bands gecovert. Schon 1973 spielte Thin Lizzy unter dem Namen Funky Junction ein Tributealbum mit den bekanntesten Songs ein. Die Progressive-Metal-Band Dream Theater führte 2006 sogar bei zwei Konzerten das Purple-Livealbum Made in Japan vollständig auf. Auch der Gitarrist Yngwie Malmsteen veröffentlichte bereits einige neue Versionen der Songs. Weitere Coverversionen nahmen unter anderem Bruce Dickinson (Iron Maiden), die Puhdys, Van Halen, Sonata Arctica, Dio, J.B.O., Black Sabbath, Six Feet Under und Overkill auf.[12]
Diskografie
Studio-Alben
Reguläre Live-Alben
Nachveröffentlichte Live-Alben
Live-Videos und -DVDs
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Compilations
Rehearsal-Aufnahmen
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Fußnoten
- ↑ In Beat Instrumental im November 1970: "Deep Purple, since their formation from the debris of the Artwoods, Lord Sutch and others have become increasingly recognized as one of the most progressive and forceful of all British hard-rock bands."
- ↑ http://www.mdr.de/dabei-ab-zwei/mixtour/2967805.html
- ↑ http://www.tk-online.de/centaurus/generator/tk-online.de/dossiers/sucht/08__lsd/02__lsd/lsd__nav.html
- ↑ http://www.allmusic.com/cg/amg.dll?p=amg&sql=10:qmfozffheh4k
- ↑ http://www.babyblaue-seiten.de/index.php?albumId=631&content=review
- ↑ http://www.allmusic.com/cg/amg.dll?p=amg&sql=10:1s120r8ac48z
- ↑ Chris Charlesworth im Melody Maker am 14. Juli 1973 auf www.rocksbackpages.com: "Paul Rodgers was asked to join us, but there were just too many things in the way. Apart from just the contractual side of it, he told us he would be letting down too many people that he respects and admires." Ian Paice told me last week, putting an end to the speculation that Rodgers would be Ian Gillan's replacement in the next version of Deep Purple.
- ↑ http://www.thehighwaystar.com/specials/bogus/
- ↑ Steven Rosen im Guitar Player 1978: "His foot-stomping power chords in Deep Purple songs like 'Smoke on the Water', 'Rat Bat Blue' and 'Space Truckin set a huge precedent for the role of rhythm guitarists in less articulate forms of heavy rock–not to mention that 'Smoke' was the first tune a generation of kids learned to play.
- ↑ The New Illustrated Rock Handbook, Salamander Books Ltd., London, 1986, ISBN 0-86101-248-8, Seite 57 und 58
- ↑ Der Drummer Lars Ulrich hat in Interviews mehrfach den prägenden Einfluss seines ersten Rockkonzertes (Deep Purple 1973), und hierbei besonders Blackmores, hervorgehoben]
- ↑ http://www.coverinfo.de
Literatur
- Didi Zill, Michael Rudolf: Deep Purple. Fotografien. Schwarzkopf & Schwarzkopf, Berlin 2002, ISBN 3-89602-406-X
- Jürgen Roth, Michael Sailer: Deep Purple. Die Geschichte einer Band. Hannibal, Höfen 2005, ISBN 3-85445-251-9
Weblinks
- Fanseite mit Texten (deutsch)
- Offizielle Deep-Purple-Webseite (englisch)
- Deep Purple Appreciation Society (englisch)
- Umfangreiche Webseite über Deep Purple (englisch)
- Deutscher Online-Fanclub
- Deep Purple Tour Page (deutsch)