Lineare Funktion

Funktion, dessen Graph eine Gerade ist
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Unter einer linearen Funktion versteht man oft (insbesondere in der Schulmathematik) eine Funktion , die sich in der Form

mit schreiben lässt.[1][2] Es handelt sich um eine Polynomfunktion höchstens ersten Grades. Der Graph einer linearen Funktion ist eine Gerade, wodurch sich der Name ableitet (von lateinisch linea ‚(gerade) Linie‘).

Eine lineare Funktion im oben beschriebenen Sinne ist keine lineare Abbildung im Sinne der linearen Algebra, da die Linearitätsbedingung im Allgemeinen nicht erfüllt ist. Vielmehr handelt es sich um eine affine Abbildung, weshalb man auch von einer affin-linearen Funktion[3] spricht. Um eine lineare Abbildung im Sinne der linearen Algebra handelt es sich nur im Spezialfall , also Solche Funktionen werden auch als homogene lineare Funktion oder Proportionaität bezeichnet. In Anlehnung an diese Bezeichnung wird die Funktion für den Fall auch linear-inhomogene Funktion genannt.

Lineare Funktionen gehören zu den grundlegenden Funktionen in der Mathematik. Sie sind stetig und differenzierbar. Viele Probleme lassen mithilfe linearer Funktionen leichter lösen; daher versucht man oft, komplizierte Zusammenhänge durch lineare Funktionen zu approximieren.

 
Steigungsdreiecke am Graph der linearen Funktion  

Der Graph einer linearen Funktion ist eine Gerade. In kartesischen Koordinaten   gilt

 

mit reellen Zahlen   und   wobei   (die Abszisse) die unabhängige und   (die Ordinate) die abhängige Variable ist. Die Bezeichnung der beiden Konstanten mit   und   ist beliebig, in der Literatur finden sich zahlreiche andere Bezeichnungsweisen.

Diese Darstellung bezeichnet man auch als die Normalform einer linearen Funktion. Ihre zwei Parameter lassen sich wie folgt interpretieren:

Der Graph einer linearen Funktion verläuft nie parallel zur  -Achse, da damit einem  -Wert mehr als ein  -Wert zugeordnet wäre, was in Widerspruch zur definitorisch geforderten (Rechts-)Eindeutigkeit einer Funktion stünde.

Bestimmung des Funktionsterms aus zwei Punkten

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Steigung einer linearen Funktion durch zwei gegebene Punkte

Es wird vorausgesetzt, dass die Punkte   und   auf dem Graphen der linearen Funktion   liegen und voneinander verschieden sind.

Die Steigung   lässt sich berechnen mit

 

Der y-Achsenabschnitt   ergibt sich mit

  oder  

Der gesuchte Funktionsterm   ist also gegeben durch

 

oder kürzer durch

 

Zusammenfassung

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Funktionsgleichung

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Eine Funktion   mit   heißt lineare Funktion. Im Fall   wird „ganzrationale Funktion 1. Grades“ oder „Polynom 1. Grades“ als Bezeichnung verwendet.
Die graphische Darstellung des Funktionsgraphen ist eine Gerade.

Achsenschnittpunkte

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Schnittpunkt   mit der  -Achse:  
Schnittpunkt   mit der  -Achse:  

Steigung

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Die Steigung   des Graphen einer linearen Funktion   lässt sich wegen   vom Koeffizienten in der Funktionsgleichung   ablesen.

Aus den Koordinaten zweier Punkte der Geraden wird sie so berechnet:

 

Funktionsgleichung aufstellen

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  • Die Steigung   und ein Punkt   der auf der Geraden liegt, seien bekannt.
Ansatz:  
 
  • Die Koordinaten zweier Punkte   und   die auf der Geraden liegen, seien bekannt.
Zuerst wird der Steigungsfaktor   berechnet, dann damit  :
 
oder
 

Schnittpunkt zweier Geraden

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Schneiden sich zwei durch   und   beschriebene Geraden, so muss im Schnittpunkt die Bedingung

 

erfüllt sein. Die Lösung   dieser Gleichung ist die  -Koordinate des Schnittpunktes und   seine  -Koordinate.

Orthogonale Geraden

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Für die Steigungen   und   zweier senkrecht aufeinander stehender Geraden   und   gilt:
 
 
 

Ableitung und Stammfunktion

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Die Ableitung einer linearen Funktion   ist  , also eine konstante Funktion.

Stammfunktionen von   haben die Gestalt  . Für   handelt es sich um quadratische Funktionen, für   um lineare Funktionen.

Verhalten im Unendlichen

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Ist der Steigungsparameter   einer linearen Funktion   positiv, so gilt   und  . Ist   negativ, so gilt umgekehrt   und  . Beim Sonderfall   liegt eine konstante Funktion vor und es gilt  .

Lineare Funktionen mehrerer Veränderlicher

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Eine (affin) lineare Funktion zweier Veränderlicher   und   ist eine Funktion  , die sich in der Form

 

mit   schreiben lässt. Es handelt sich um eine bivariate Polynomfunktion höchstens ersten Grades. Der Graph linearen Funktion zweier Veränderlicher ist eine Ebene.

Allgemein ist eine (affin) lineare Funktion mehrerer Veränderlicher   eine Funktion  , die sich in der Form

 

mit   schreiben lässt.[4] Der Graph einer solchen Funktion ist eine Hyperebene.

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Literatur

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Einzelnachweise

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  1. Duden (Hrsg.): Basiswissen Schule Mathematik. 4. Auflage. 2010, ISBN 978-3-411-71504-6, S. 180.
  2. Bärbel Barzel, Matthias Glade, Marcel Klinger: Algebra und Funktionen: Fachlich und fachdidaktisch. 1. Auflage. Springer, Berlin, Heidelberg 2021, ISBN 978-3-662-61392-4, S. 118.
  3. Tilo Arens, Frank Hettlich, Christian Karpfinger, Ulrich Kockelkorn, Klaus Lichtenegger, Hellmuth Stachel: Mathematik. 5. Auflage. Springer, 2022, ISBN 978-3-662-64388-4, S. 104.
  4. Steffen Timmann: Repetitorium der Analysis Teil 2. 2. Auflage. Binomi-Verlag, Hannover 2006, ISBN 978-3-923923-52-6, S. 38.