Johann Andreas Eisenmenger

deutscher Hebraist, Professor für Hebräische Sprache an der Universität Heidelberg
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Johann Andreas Eisenmenger (* 1654 in Mannheim; † 1704 in Heidelberg) war Professor für hebräische Sprache an der Universität Heidelberg.

Eisenmenger studierte von 1670 bis 1680 in Heidelberg und Amsterdam und wurde anschließend zum Archivar in der pfälzischen Kanzlei ernannt. 1700 erhielt er einen Lehrstuhl für Hebräische Sprache an der Universität Heidelberg.

Die im Jahr 1700 gedruckte erste Auflage seines Buches „Entdecktes Judenthum Oder Gründlicher und Wahrhaffter Bericht, welchergestalt die verstockten Juden die Hochheilige Drey-Einigkeit lästern und verunehren“ wurde auf Intervention der kaiserlichen Oberhofjuden in Wien, Samson Wertheimers und Samuel Oppenheimers, von Kaiser Leopold I. beschlagnahmt und für vierzig Jahre gesperrt. Diese umgehende Reaktion zeigt, dass das Buch für gefährlich erachtet wurde.

Während der von Eisenmengers Erben geführte Prozess noch Jahrzehnte dauert, fanden diese einen anderen Förderer. 1711 erfolgt ein Nachdruck, den der preußische König Friedrich I. mit dem Impressum Königsberg - der Form nach also außerhalb des Heiligen Römischen Reiches Deutscher Nation - veranlasste. Erst 1751 wurde es auch offiziell im Reich veröffentlicht.

Der Titel verrät die Absicht Eisenmengers: Er versuchte den Eindruck zu erwecken, die Juden hüteten Geheimisse um ihr wahres Wesen zu verbergen. Das immerhin 2120 Seiten in zwei Bänden umfassende Werk beeindruckt auch durch seine Gelehrsamkeit. Eisenmenger beherrschte Hebräisch, Aramäisch und Arabisch und kannte die gesamte Literatur, die ein jüdischer Gelehrter in dieser Zeit gekannt hätte. Teilweise lernte er von jüdischen Gelehrten in Amsterdam und Frankfurt. Nicht nachgewiesen ist, dass er sich dabei als Konvertit ausgab.

Eisenmengers Buch gründet sich auf eine Vielzahl im Mittelalter verwurzleten antijudaistischer Stereotypen, die er mittels Textstellen aus mittelalterlichen Predigten, der Kabbala und anderen jüdischen Texten sowie Zitaten aus Polemiken zu untermauern versuchte. Dabei verfälschte er die Zitate nicht, wie ihm unterstellt wurde, deutet sie aber tendenziös, so dass sich ein Bild entwickelt, das weit entfernt von den wirklichen Einstellungen der Juden ist.


Er forderte darin auch die Einschränkung der Rechte von Juden und sowie die Zerstörung der Synagogen, um die Juden von ihrer Religion zu entfremden. Er wärmte die Ritualmordlegende wieder auf, wegen der 200 Jahre zuvor bereits ein Frankfurter Jude, Gompich, verleumdet und angeklagt worden war. Auf ihn stützt sich der Antisemit August Rohling.

Eisenmengers Buch blieb bis ins 20. Jahrhundert ein oft verwendeter Steinbruch antijüdischer Propaganda.

Werke

  • Johann Andreä Eisenmenger: Entdecktes Judenthum oder Gründlicher und wahrhaffter Bericht, welchergestalt die verstockten Juden die hochheilige Drey-Einigkeit, Gott Vater, Sohn und Heil. Geist erschrecklicher Weise lästern und verunehren, die Heil. Mutter Christi verschmähen, das Neue Testament, die Evangelisten und Aposteln, die Christliche Religion spöttisch durchziehen, und die gantze Christenheit auff das äusserste verachten und verfluchen: dabei noch viel andere, bißhero unter den Christen entweder gar nicht oder nur zum Theil bekant gewesene Dinge ... ; alles aus ihren eigenen und zwar sehr vielen mit grosser Mühe und unverdrossenem Fleiß durchlesenen Büchern mit Ausziehung der hebräischen Worte und derer treuen Ubersetzung in die Teutsche Sprach kräfftiglich erwiesen und in zweyen Theilen verfasset, deren jeder seine behörige, allemal von einer gewissen Materie außführlich handelnde Capitel enthält; allen Christen zur treuhertzigen Nachricht verfertiget und mit vollkommenen Registern versehen. - Königsberg, [1711]