Schloss Kuckuckstein bei Liebstadt liegt im Flusstal der Seidewitz an einem für die Kontrolle des Handelsweges vom Elbtal über das Osterzgebirge nach Böhmen (Kulmer Pass) sehr günstigen Standort.
Die über dem Flusstal gelegene Burg wird urkundlich erst im Zusammenhang mit der Belehnung von Günther und Heinrich von Bünau durch Landgraf Friedrich den Jüngeren am 4. September 1410 erwähnt. Dies geschieht im Ergebnis der Dohnaischen Fehde, in der die Burggrafen von Dohna gegen den Markgraf von Meißen (hier noch Wilhelm I. von Meißen) untergingen und ihre Besitztümer in der Burggrafschaft Dohna (u. a. auch Liebstadt) gänzlich verloren. Die Brüder von Bünau werden mit dieser Belehnung für ihre militärischen Verdienste für den Markgrafen in dieser Fehde unter anderem mit Weesenstein (1406) und Liebstadt (1410) belohnt.
Man kann aber davon ausgehen, dass Siedlung und Burg wesentlich früher entstanden sind. Ob die Ansiedlung oder die Burg zuerst erbaut worden ist, ist nicht geklärt. In einer Urkunde vom 19. Oktober 1286 verleiht der Besitzer Otto von Dohna das Städtchen (civitas) an das Bistum Meißen. Von der Burg ist hier keine Rede. Die Burg blieb offensichtlich im Besitz der Donins. Das sie bereits existierte lässt sich deshalb vermuten, da sonst eine ummauerte Stadt keinen Zweck gehabt hätte. Es ist also sehr wahrscheinlich, dass Stadt und Burg in der zweiten Hälfte des 13. Jahrhundert entstanden sind. Andere Überlieferungen gehen sogar davon aus, dass die Burg bereits 930 bis 940 unter Heinrich I. erbaut wurde.
Der Name „Kuckuckstein“ findet sich erstmals 1791 in einem alphabetischen Verzeichnis aller „Schrift- und Amtssässigen“ im Kurfürstentum Sachsen. Es ist auch bei diesem Namen unklar, seit wann er verwendet wurde, da zum Beispiel der Vogel bis in das 16. Jahrhundert als „Gauch“ bezeichnet wurde, müsste die Burg bis dato „Gauchstein“ geheißen haben. Der Kuckuck war im Mittelalter auch Wappentier und stand für Wachsamkeit im Gegensatz zum Löwen (Wildheit – Burg Lauenstein oder „Löwenstein) und dem Bären (Kraft – Burg Bärenstein). Dies könnte erklären, warum die Bünaus nach der Zerstörung der Burg während der Dohnaischen Fehde (1385 – 1402) diesen Namen nicht mehr verwendet haben.
Der Wiederaufbau begann erst 1453. Eine Entsprechende Inschrift findet sich noch an der Außenwand des Palas.
Im Dreißigjährigen Krieg wird Liebstadt wie viele deutsche Ortschaften oft von Söldnern heimgesucht. 1643 wird das Schloss von Kaiserlich-Hatzfeldschen Söldnern gestürmt und geplündert.
Über 200 Jahre befand sich die Burg im Besitz der Familie von Bünau. 1651 fiel sie an einen Oberstleutnant Detlev von Wedelbusch, dem zweiten Ehemann der verwitweten Anna Sophie von Bünau, die wiederum verwitwet, die Burg am 13. Dezember 1694 an den S. Generalleutnant Cunno Christoph von Birkholz verkauft. Während des Besitztums derer von Birkholz (nachweisbar bis 1741) wird die Burg umfassend im Rokokostil erneuert. In den Folgejahren wechseln die Besitzer der Burg mehrfach.
Erst 1775 ersteht der Kreiskommissar Hans Carl August von Carlowitz die Burg aus der Konkursmasse für 40.407 Taler. Neben Stadt und Schloss gehörten zum Besitz auch die Dörfer Wingendorf, Herbergen, Göppersdorf, Döbra und Berthelsdorf sowie umfangreiche Wälder. Die ursprünglich zum Schloss gehörenden Bergrechte wurden bereits 1492 von den Bünaus an Herzog Georg für 700 rheinische Gulden und die hohe Jagd 1737/38 von den Birkholz für jährlich vier Stück Wild und 100 meißner Gulden an Kurfürst Friedrich August II. abgetreten.
Die Burg blieb bis 1931 im Besitz der Familie von Carlowitz. Unter den Mitgliedern dieser Familie befanden sich in dieser Zeit ein Reihe körperlich und geistig hoch begabter Vertreter. Deshalb zog in das Schloss auch ein neues geistiges und geselliges Leben ein. Das Schloss wurde wohnlicher gestaltet und im Geschmack der Romantik teilweise neu ausgestattet. Auch war zum Beispiel 1798 Novalis als Freund der Familie Gast auf Schloss Kuckuckstein und der Schlossherr Carl Adolf von Carlowitz (21. Juli 1771 – 20. Januar 1837) ließ sich mit Gemahlin 1805 vom Dresdner Maler Anton Graff porträtieren. Darüber hinaus bekennt sich der Besitzer zum Freimaurertum. Gleichzeitig unterstützt Carl Adolf auch Heinrich von Kleist bei der Herausgabe der Zeitschrift „Phöbus“. 1800 wird im Schloss eine Freimaurerloge eingerichtet, die mit geheimnisvollen, frühromantischen Malereien ausgestaltet wurde. Die Bibliothek des Schlosses verfügt außerdem über einige wertvolle Freimaurerdchriften.
Die Zeit Anfang des 19. Jahrhunderts hat bei den Besitzer des Schlosses sowie in der gesamten Region starke Spuren hinterlassen. Die Koalitionskriege, die für die Region ihren Höhepunkt um das Jahr 1813 fanden, führten zu Zerstörungen, Krankheit, Not und Elend unter der Bevölkerung. Wobei Plünderungen und Brandschatzungen bei den Franzosen wie auch den Russen vorkamen. Die Kämpfe zwischen russischen und französischen Truppen sowie ihren Verbündeten führten zwischen Erzgebirge und Elbe zu einer Vielzahl von Scharmützeln, von denen auch heute noch Zeugnisse vorhanden sind (Napoleonschanze bei Herbergen, Gedenktafeln und Kanonenkugeln in Dohna und vieles mehr).

Am 9. September 1813 übernachtete Napoleon im Schloss, nachdem er von den Höhen nördlich von Liebstadt bei Borna den Rückzug des Gegners beobachtet hatte. Seine Streitmacht verfügt noch über 400.000 Franzosen, die in Stadt und Umgebung lagern.
Carl Adolf setzte sich in dieser Zeit aktiv gegen die Napoleonische Besetzung ein und trat auch als Generalmajor der Kavallerie in den Dienst des russischen Zaren. Direkte Feinberührung bekam er aber nicht, da er das von ihm aufgestellte sächsische Jägerkorps (2900 Mann) erst im April 1813 erreicht. Paris hatte aber schon am 16. März kapituliert.
Im Verlauf des 19. und des beginnenden 20. Jahrhunderts macht eine Reihe von Familienmitgliedern von sich reden, aber nicht das Schloss. Die Not der Inflationszeit in den zwanziger Jahren führte dazu, dass auch Schloss Kuckuckstein wieder verkauft werden musste. Es wurde 1931 durch Heinsius von Mayenburg ersteigert. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde das Schloss enteignet, kam in Volkseigentum und wurde vom Ministerium für Land- und Forstwirtschaft verwaltet. 1995 ging es schließlich in den Besitz der Stadt Liebstadt über.
2003 wurde das Schloss durch die Stadt Liebstadt zum Verkauf ausgeschrieben. Der Verkauf ist noch nicht abgeschlossen. Aber der Erbpachtvertrag mit Ralph Neunteufel steht vor der Unterzeichnung. Nach Medienberichten will der Unternehmer (zum Beispiel Rennwagenverleih am Nürburgring) Ralph Neunteufel 300.000 Euro zuzüglich 41.000 Euro für das Grundstück zahlen.
Besitzer des Schlosses Kuckuckstein in chronologischer Reihenfolge:
930 – 940 | wahrscheinlich von Heinrich I. erbaut |
um 1286 | Otto von Dohna |
bis 1402 | im Besitz der Donins |
1402 – 1410 | im Besitz des Hauses Wettin |
1410 | Belehnung von Günther und Heinrich von Bünau durch Landgraf Friedrich den Jüngeren |
1655 | Obristwachtmeister Detlef von Wedelbusch |
1691 | Kurfürstlich-sächsischer Rittmeister Cuno Christoph von Birkholz |
1741 | Landgerichtsassessor Hofrat Dr. Wolf Alfred Behrisch |
1743 | Verkauf an den Pirnaer Schiffs- und Handelsherrn Kommerzienrat Johann Christoph Hanisch (60.500 Taler) |
1751 | Verkauf an Kommerzienrat Carl Siegfried Francke (75.000 Taler) |
1775 | Ersteigerung durch Hans Carl August von Carlowitz (40.407 Taler) |
1931 | Ersteigerung durch Heinsius von Mayenburg (244.000 Reichsmark; Verwaltung durch Generalmajor Eckart von Loeben) |
1945 | Übergang in Volkseigentum (Ministeriums für Land- und Forstwirtschaft) |
1995 | Übergang in das Eigentum der Stadt Liebstadt |
2003 | das Schloss wird zum Verkauf ausgeschrieben |
2004 | Erbpachtvertrag über die neue Nutzung mit Ralph Neunteufel steht vor der Unterzeichnung |
Literatur und Weblinks
- Otto Eduard Schmidt: Schloß Kuckuckstein und Wolfgang Schumann: Der neugotische Umbau des Schlosses Kuckuckstein in Liebstadt in: Umfangreiche Darstellung zum Schloss und zur Familie von Carlowitz
- Homepage des Vereins „Freunde und Förderer von Schloss Kuckuckstein e. V.“