Roman Polański
Roman Polański (* 18. August 1933 in Paris) ist ein in Frankreich (als Roman Liebling) geborener polnischer Filmregisseur und Schauspieler. Die international übliche Schreibweise ist „Polanski“ (ohne Akut).
Leben
Die Familie polnisch-jüdischer Abstammung kehrte 1937 aufgrund eines wachsenden Antisemitismus in Frankreich nach Polen zurück. Polen wurde jedoch 1939 durch deutsche (Einmarsch am 1. September 1939) und sowjetische (Einmarsch am 17. September 1939) Truppen besetzt.
Krakau wurde am 13. November 1939 Dienstsitz des Generalgouverneurs Hans Frank. Das Generalgouvernement umfasste Teile des polnischen Staates, welche nicht dem Deutschen Reich einverleibt wurden. Erklärtes Ziel der deutschen Besatzer war es, das Generalgouvernement „judenfrei“ zu machen und die Polen zu vertreiben, damit sich Deutsche dort ansiedeln konnten.
Familie Polański war daher der nationalsozialistischen Verfolgung ausgesetzt und wurde ins Krakauer Ghetto deportiert. Roman Polańskis Mutter kam anschließend im deutschen Vernichtungslager Auschwitz ums Leben, sein Vater überlebte das Konzentrationslager im oberösterreichischen Mauthausen nur knapp. Er selbst überlebte die Verfolgung bei einem polnischen Bauern, wo er in einem Kuhstall schlafen musste. Die Familie hatte ihre Ersparnisse polnischen Bekannten gegeben, die den 9jährigen Roman bei diesem Bauern unterbringen sollte. Von seiner Schwester erfuhr er nach dem Kriege vom Tode der Mutter.
Roman Polański erhielt nach Ende des Zweiten Weltkrieges in Krakau und an der Filmhochschule Łódź seine Ausbildung zum Regisseur.
Er hatte Auftritte im Rundfunk sowie in Filmen (Eine Generation, Lotna, Unschuldige Zauberer, Samson). 1959 heiratete er die junge Schauspielerin Barbara Kwiatkowska, die in Polen damals zu den Jungstars des polnischen Kinos zählte und 1958 eine kleine Rolle in Polańskis Kurzfilm Zwei Männer und ein Schrank gespielt hatte. Die Ehe wurde 1962 wieder geschieden. Nach ersten Erfolgen als Regisseur emigrierte er 1963 aus Polen. Filmen in England folgte 1968 die Übersiedlung in die USA, wo er seinen höchst erfolgreichen und stilbildenden Rosemary’s Baby drehte.
Kurz nach der Premiere von Rosemary's Baby 1969 wurde seine hochschwangeren Frau Sharon Tate durch Anhänger des Sektenführers Charles Manson ermordet. In einem Zustand von Trauer und Wut gab er ein Interview, das aufgezeichnet wurde, und noch erhalten ist, und ein vielsagendes Dokument darstellt. Der Vorfall stürzte Roman Polański in Schuldgefühle.
Seit 1973 filmte er dann wieder in Europa und in Hollywood. Seit 1975 besitzt er die französische Staatsbürgerschaft. Dem Vorwurf, ein 13jähriges Mädchen unter Drogeneinfluss sexuell missbraucht zu haben, folgte nach einem Schuldbekenntnis vor Gericht im Jahre 1978 die Flucht nach Frankreich, um einer langjährigen Haftstrafe zu entgehen.
Seitdem lebt Roman Polański in Frankreich und Polen. Er ist seit 1989 mit der Schauspielerin Emmanuelle Seigner verheiratet und hat zwei Kinder, Morgane und Elvis. Er setzte seine Frau mehrfach selbst in Szene.
Er erhielt 2003 für Der Pianist den Regie-Oscar, den er nicht entgegennehmen konnte, da der Haftbefehl in den USA noch in Kraft war (Chinatown war bereits für elf davon nominiert). Auffällig ist, dass Polański sehr großen Wert auf eine enge Zusammenarbeit mit Filmmusikkomponisten legt. In den 1950er und 1960er Jahren entstand daraus eine langjährige Zusammenarbeit mit den Komponisten Krzysztof Komeda und seit den 1990er Jahren mit Wojciech Kilar.
Er ist der Cousin der Schriftstellerin Roma Ligocka.
Skandal und Flucht
1977, Polański war 43, wurde er in einen Skandal um die 13-jährige Samantha Gailey verwickelt. Laut Gailey hat Polański ihre Mutter gefragt, ob er die 13-jährige für das französische Magazin Vogue fotografieren dürfe, die Mutter stimmte einem privaten Foto-Shooting zu, das am 10. Februar 1977 bei Hollywood stattfand. Es verlief ohne Zwischenfälle, bis auf die Tatsache, dass Polański um „Oben-Ohne“-Fotos bat.
Nach einem Interview mit Gailey aus dem Jahr 2003 lief alles korrekt, bis er sie bat, sich vor ihm umzuziehen. Sie fühlte, dass es nicht richtig war und wollte nicht zum zweiten Shooting gehen.
Entgegen dieser Meinung stimmte sie zweiten Aufnahmen doch zu, die am 10. März 1977 in Los Angeles stattfanden. „Wir machten Fotos, auf denen ich Champagner trinke“, sagte Gailey. „Gegen Ende wurde es erschreckend und ich merkte, dass er noch anderes vorhatte und dass ich nicht da war, wo ich sein sollte. Ich wusste nur nicht wirklich, wie ich da raus kommen sollte.“[1] Gailey behauptete, Polański habe sie sexuell belästigt, nachdem er ihr eine Mischung aus Champagner und Methaqualon gegeben hat. In dem Interview von 2003 sagte Gailey, sie habe abgelehnt.
In ihrer Aussage von 1977 steht jedoch, Gailey habe den Champagner nicht abgelehnt, sondern freiwillig in Gegenwart von Polański und einer weiteren Frau getrunken. Gailey sagte damals auch, sie habe mehrere Gläser getrunken, während Fotos für Polański gemacht wurden, sogar solange, bis sie berauscht war. Angeblich hat Polański Methaqualon hervorgeholt und in 3 Teile geteilt. Er fragte, ob dies eine Droge sei. Nach Gailey Bestätigung fragte er, „ob er noch fahrtüchtig sei, wenn er es nehme“ und „ob er es nehmen solle“, worauf Gailey antwortete, sie wisse es nicht. Dann nahm er einen Teil und bot Gailey auch einen an, die es annahm. Dazu sagte sie: „Ich muss wohl ziemlich betrunken gewesen sein, sonst hätte ich es nicht genommen.“[2]
Zusätzlich zeigt das Protokoll von 1977, dass Gailey vor der Einnahme von Methaqualon schon mit ihrer Mutter über Anweisungen von Polański telefoniert hat. Direkt davor hat Polański Gailey gesagt, „ich will Aufnahmen von dir im Jacuzzi machen“[3]. Während der Unterredung fragte ihre Mutter, ob sie abgeholt werden wolle, was Gailey ablehnte. Dann sprach Polański mit ihrer Mutter und sagte ihr, dass die Aufnahmen bis in die Nacht dauern würden. Das Shooting wurde fortgesetzt, bis es zu den angeblichen Vorfällen kam.
Polański wurde sofort der Vergewaltigung einer Minderjährigen unter Benutzung von Drogen, Perversion und Sodomie und des Verteilens von kontrollierten Substanzen an eine unter-14-Jährige beschuldigt, die Vorwürfe wurden jedoch wegen seiner Bitte um Einigung fallengelassen, er bekannte sich der geringeren Vorwürfe schuldig, sich für ungesetzlichen Geschlechtsverkehr mit Minderjährigen zu interessieren. Nach 45 Tagen in psychiatrischer Behandlung floh Polański aus den Vereinigten Staaten nach Paris, als sich herausstellte, dass der Richter seine Bitte um Einigung über keine Haftstrafe nicht nachkommen würde.
Werke
Filme (als Regisseur)
- 1962 - Das Messer im Wasser (Nóż w wodzie) – mit Leon Niemczyk
- 1965 - Ekel (Repulsion) – mit Catherine Deneuve
- 1965 - Wenn Katelbach kommt (Cul-de-Sac) – mit Donald Pleasence
- 1967 - Tanz der Vampire (The Fearless Vampire Killers) – mit Ferdy Mayne
- 1968 - Rosemaries Baby (Rosemary’s Baby) – mit Mia Farrow und John Cassavetes
- 1971 - Macbeth – mit Jon Finch und Martin Shaw
- 1973 - Was? (Che?) – mit Marcello Mastroianni
- 1974 - Chinatown – mit Jack Nicholson und Faye Dunaway
- 1976 - Der Mieter (Le locataire) – mit Isabelle Adjani, Melvyn Douglas und Eva Ionesco
- 1979 - Tess – mit Nastassja Kinski
- 1986 - Piraten (Pirates) – mit Walter Matthau
- 1988 - Frantic – mit Harrison Ford
- 1992 - Bitter Moon (Lunes de fiel) – mit Hugh Grant
- 1994 - Der Tod und das Mädchen (The Death and the Maiden) nach dem gleichnamigen Theaterstück von Ariel Dorfman – mit Sigourney Weaver und Ben Kingsley
- 1999 - Die neun Pforten (The Ninth Gate) – mit Johnny Depp
- 2001 - Der Pianist (The pianist) – nach Władysław Szpilmans Autobiographie – mit Adrien Brody und Thomas Kretschmann
- 2005 - Oliver Twist – mit Ben Kingsley
Filme (als Schauspieler)
- 1955 - Eine Generation (Pokolenie) – Regie: Andrzej Wajda
- 1960 - Auf Wiedersehen, bis morgen (Do widzenia, do jutra) – Regie: Janusz Morgenstern
- 1960 - Die unschuldigen Zauberer (Niewinni czarodzieje) – Regie: Andrzej Wajda
- 1967 - Tanz der Vampire – in der Rolle des Alfred, Assistent von Professor Abronsius
- 1969 - Magic Christian (The Magic Christian) – Regie: Joseph McGrath – mit Peter Sellers
- 1974 - Chinatown – als der Mann mit dem Messer
- 1976 - Der Mieter – als Trelkovsky
- 1989 - Warten auf Godot – kanadische Fernsehproduktion, Polański als Lucky
- 1992 - Back in the U.S.S.R. – Regie: Deran Sarafian
- 1994 - Nur eine Formalität (Una pura formalità) – Regie: Giuseppe Tornatore (mit Gérard Depardieu)
- 2002 - Die Rache (Zemsta) – Regie: Andrzej Wajda (Polański als Papkin, mit Janusz Gajos und Andrzej Seweryn)
Kurzfilme
- Säugetiere (1962)
- Der Dicke und der Dünne (1961)
- Wenn Engel fallen (1959)
- Die Lampe (1959)
- Zwei Männer und ein Schrank (1958)
- Fahrrad (1955)
Theater und Oper
- Lulu – Oper von Alban Berg
- Rigoletto – Oper von Giuseppe Verdi
- Amadeus (Theaterstück von Peter Shaffer)
- Metamorphosen (Franz Kafka)
- Tanz der Vampire (Musical)
Buch
- Polański, Roman: Roman Polanski : Autobiographie. Deutsch von Günter Panske, 1. Auflage, Scherz, Bern; München; Wien 1984, ISBN 3-50218-581-6
- Tylski, Alexandre: Roman Polanski ses premiers films polonais. 159 Seiten, Aleas, Lyon 2004, ISBN 2-84301-109-4
- Tylski, Alexandre: Roman Polanski. 125 Seiten, Gremese, Rom 2006, ISBN 8-87301-599-9
- Tylski, Alexandre: Roman Polanski l'art de l'adaptation. 278 Seiten, L'Harmattan, Paris 2006, ISBN 2-29600-797-X
Auszeichnungen
- Das Messer im Wasser - FIPRESCI-Preis beim Filmfestival von Venedig (1962)
- Ekel - FIPRESCI-Preis auf der Berlinale (1965)
- Wenn Katelbach kommt - Goldener Bär (1966)
- Rosemary's Baby - Oscarnominierung für die beste Regie (1969)
- Chinatown - Golden Globe Award für die beste Regie (1975), Oscarnominierung für die beste Regie (1975), BAFTA Award beste Regie (1975), Bodil Award (1975)
- Tess - César für bester Film und beste Regie (1980), Oscarnominierung für die beste Regie (1981)
- Die neun Pforten - Europäischer Filmpreis auch für sein Lebenswerk (1999)
- Der Pianist - Goldene Palme (2002), Oscar für die beste Regie (2003), BAFTA Award bester Film und beste Regie (2003), David di Donatello Award für den besten ausländischen Film (2003), Goya für den besten europäischen Film (2003), Polnischer Filmpreis für den besten Film und die beste Regie (2003)
- Bayerischer Filmpreis für sein Lebenswerk (2003)
- Internationales Filmfestival von Karlsbad - Spezialpreis für sein Lebenswerk (2004)
- Europäischer Filmpreis für sein Lebenswerk (2006) in Warschau
Weblinks
- Vorlage:PND
- Vorlage:IMDb Name
- Dirk Jasper Filmstarlexikon: Biographie und Interview mit Polański
- Landscapes of the Mind: The Cinema of Roman Polanski von Adrian Martin (englisch)
- Roman Polański Media Reports Archive von Andrew Vachss (englisch)
- Roman Polański angeklagt in den USA (englisch)
Fußnoten
- ↑ http://starbulletin.com/2003/03/20/features/story1.html
- ↑ http://www.thesmokinggun.com/archive/polanskia18.html
- ↑ http://www.thesmokinggun.com/archive/polanskia16.html
Personendaten | |
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NAME | Polański, Roman |
ALTERNATIVNAMEN | Roman Polanski |
KURZBESCHREIBUNG | polnischer Filmregisseur und Schauspieler |
GEBURTSDATUM | 18. August 1933 |
GEBURTSORT | Paris, Frankreich |