Tadschikistan (tadschik. Тоҷикистон/Todschikiston (kyrillisch) oder تاجکستان (persisch); amtlich Republik Tadschikistan, tadschik. Ҷумҳурии Тоҷикистон/Dschumhurii Todschikiston (kyrillisch) oder جمهوری تاجکستان (persisch)) ist ein zentralasiatischer Staat. Hauptstadt Tadschikistans ist Duschanbe.
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Amtssprache | Tadschikisch | ||||
Hauptstadt | Duschanbe | ||||
Staatsform | Präsidialrepublik | ||||
Staatsoberhaupt | Präsident Emomalij Rahmonow | ||||
Regierungschef | Oqil Oqilow | ||||
Fläche | 143.100 km² | ||||
Einwohnerzahl | 7.320.815 (Juli 2006) | ||||
Bevölkerungsdichte | 51 Einwohner pro km² | ||||
Währung | Somoni | ||||
Unabhängigkeit | von der Sowjetunion am 9. September 1991 | ||||
Nationalhymne | Surudi Milli | ||||
Zeitzone | UTC+5 | ||||
Kfz-Kennzeichen | TJ | ||||
Internet-TLD | .tj | ||||
Telefonvorwahl | +992 | ||||
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Geographie
Tadschikistan ist ein Hochgebirgsland, das an Afghanistan, Usbekistan, Kirgisistan und die Volksrepublik China grenzt.Mehr als 70% der Fläche ist Hochgebirge. Fast 50 % des Staatsgebietes liegen auf einer Höhe von 3.000 m über NN oder noch höher. Der Osten des Landes wird vom Pamir-Gebirge und dem größten Teil des Pamir-Hochlandes geprägt. Dort befindet sich auch der höchste Berg des Landes, der 7.495 m hohe Pik Ismoil Somoni (früher Pik Kommunismus). Im Norden des Landes erstreckt sich die Gebirgskette des Alai. Nur im äußersten Norden besitzt Tadschikistan mit dem Ferghanatal, das durch den größten Fluss des Landes, den Syrdarja, bewässert werden kann, Tiefland, das intensiv ackerbaulich genutzt wird. Der größte Teil des Landes kann wegen der Höhenlage und des Reliefs nur extensiv viehwirtschaftlich genutzt werden. Der größte See ist der Kara-Kul (380 km²) im Osten des Landes; weitere große Seen sind der Saressee (~ 80 km²) und der Zorkulsee 38,9 km². Der größte Stausee ist der Kairakkum-Stausee (520 km²) am eben genannten Syrdarja.
Klima
Das Klima ist ein extrem kontinentales mit kalten Wintern und heißen Sommern. Große Temperaturunterschiede bestehen zwischen den tiefer und den höher gelegenen Regionen des Landes. Die Jahresniederschlagsmengen sind relativ niedrig, so dass Steppenvegetation vorherrscht.
Städte
Die 6 größten Städte (Stand 1. Januar 2005):
- 1.Duschanbe 543.107 Einwohner
- 2.Chudschand 144.865 Einwohner
- 3.Kulob (russ. Kuljab) 78.786 Einwohner
- 4.Qurghonteppa (russ. Kurgan-Tjube) 60.084 Einwohner
- 5.Istarawschan (bis 2002 Uroteppa; russ. Ura-Tjube) 52.851 Einwohner
- 6.Konibodom 50.359 Einwohner.
Siehe auch: Liste der Städte in Tadschikistan
Bevölkerung
Die Tadschiken sind ein iranisches Volk in Zentralasien und gehören damit der indoeuropäischen Sprachfamilie an. Sie bilden 80 % der Bevölkerung. Die Tadschiken sind sprachlich, kulturell und ethnisch sehr eng mit den Persern verwandt und stellen auch im Nachbarland Afghanistan einen bedeutenden Bevölkerungsanteil. Im Ferghanatal leben verschiedene Minderheiten von Usbeken (15,3 % der Bevölkerung) und Kirgisen, ebenso im Osten des Landes. Weitere Minderheiten sind Russen (1,1 %), Tataren (0,3 %), Ukrainer, Deutsche und andere. Fast die gesamte Bevölkerung gehört zum Islam sunnitischer Richtung. Juden sind eine sehr kleine Minderheit (0,014%).
Deutsche Minderheit
In Tadschikistan lebt auch heute noch eine kleine Minderheit von Deutschstämmigen. Ihre Zahl ist jedoch dramatisch zurückgegangen:
Jahr | Angehörigenzahl |
---|---|
1979 | 39.000 |
1989 | 20.000 |
2006 | ca 1.700 |
Größtenteils lebten die Deutschen in eigenen Dörfern (z.B. Thälman), die im ganzen Land verstreut waren, oder in der Hauptstadt Duschanbe. Inzwischen werden ehemalige deutsche Siedlungen von Tadschiken bewohnt. Eine deutsch-tadschikische Stiftung, die sich Wiedergeburt nennt, kümmert sich um den Erhalt von deutschen Gotteshäusern und Friedhöfen, die teilweise von den Tadschiken nicht gepflegt werden oder in miserablen Zuständen sind. Selten werden auch Veranstaltungen der Deutschen Botschaft in Bischkek für die deutsche Bevölkerung veranstaltet, so wurde z.B. vor einigen Jahren eine Weihnachtsfeier organisiert. Die Deutschen gehören heute zur ärmsten Bevölkerungsschicht Tadschikistans.
Religionen
Die Tadschiken sind zum größten Teil Anhänger des islamischen Glaubens. Dennoch gibt es auch ungefähr 230.000 Christen im Land:
- Russisch-Orthodoxe
- Evangeliumschristen-Baptisten
- Katholiken
- Siebenten-Tags-Adventisten
- Koreanische Protestanten
- Zeugen Jehovas
- Lutheraner
Außerdem leben in Tadschikistan noch Bahais, Parsen, Anhänger von Hare Krishnas und Juden (sowohl Aschkenasim als auch Bucharische Juden).
Die Siebenten-Tags-Adventisten und vor allem die Baptisten zeichnen sich durch z.T. hartnäckige Missionierung und durch Katastrophenhilfen aus.
Sprache
Die Amtssprache Tadschikistans ist Tadschikisch, eine dem Persischen ähnliche bis identische Sprache. Daneben dient noch immer Russisch als Sprache der internationalen Politik und Wirtschaft. Im Pamir existieren noch viele untergehende iranische Sprachen, wie z.B. Jagnobisch.
Kultur
Zu den ältesten wichtigsten Bräuchen des Landes gehört das traditionelle Neujahrsfest, Nauroz, das am Frühlingsanfang feierlich begangen wird.
Geschichte
Hauptartikel: Geschichte Tadschikistans
Das Gebiet Tadschikistans war abwechselnd unter der Herrschaft der Perser, Hunnen und gehörte auch zum Reich Alexanders von Makedonien. Im 8. Jahrhundert erreichte der Islam die Region. Während des Mittelalters gehörte Tadschikistan zum Kaiserreich Persien. 1868 wurde Tadschikistan Kolonie Russlands, später Sowjetrepublik.
1991 erklärte sich Tadschikistan unabhängig und versank sofort in einem Bürgerkrieg zwischen islamischen Fundamentalisten und der Regierung von Emomalij Rahmonow. Bucharische Juden und Aschkenasen, 1989 noch ca. 15.000 Menschen, verließen das Land aufgrund von Verfolgungen, so dass sich die Juden Tadschikistans auf rund 1.000 dezimierten. Der Bürgerkrieg endete mit einer Regierungsbeteiligung der Fundamentalisten.
Nach dem Terroranschlag am 11. September 2001 wurden US-Truppen in Chorugh und Duschanbe sowie Soldaten Frankreichs in Duschanbe stationiert. Trotzdem spielt Russland nach wie vor durch seine Truppenpräsenz die Rolle einer wichtigen Ordnungsmacht der Region (die Grenzsicherung nach Afghanistan erfolgte bis zum Sommer 2005 durch russische Truppen).
Politik
Tadschikistan ist laut seiner Verfassung eine demokratische Präsidialrepublik. Nationalfeiertag ist der 9. September (Tag der Unabhängigkeit). Zu Tadschikistan gehört die Autonome Provinz Berg-Badachschan im Osten des Landes, die 44,5 % der Fläche des Landes umfasst.
Das Wappen Tadschikistans ist eine Reinterpretation des Wappens aus der Zeit vor dem Zusammenbruch der Sowjetunion 1991.
Parlament
Die Sitzverteilung (insgesamt 63) des tadschikischen Parlaments sehen folgendermaßen aus: (Wahl von 2005)
- Volksdemokratische Partei Tadschikistan 52 Sitze
- Kommunistische Partei 3 Sitze
- Islamische Partei der Wiedergeburt 2 Sitze
- Unabhängige 5 Sitze
Staatsausgaben
Zwischen 1992 und 2000 lag der Anteil der Staatsausgaben für
- das Gesundheitswesen bei 2%
- das Bildungswesen bei 3%
- das Militär bei 17%
Politische Gliederung
Tadschikistan gliedert sich in zwei Provinzen (вилоятҳо/wilojatho bzw. ولایتها; in Klammern die Hauptstädte):
eine Autonome Provinz (вилояти мухтор/wilojati muchtor bzw. ولایت مختار):
einen direkt von der Zentralregierung verwalteten Distrikt (Ноҳияҳои тобеъи ҷумҳурӣ bzw. ناحیه های تابع جمهوری):
- Nohijahoi tobei Dschumhurij (Duschanbe) (dt. der Republik unterstellte Gebiete; ehemalige Provinz Karotegin (Kofarnihon))
sowie die Hauptstadt Duschanbe, die einen Sonderstatus (шаҳр/schahr bzw. شهر) besitzt.
Mitgliedschaft
Tadschikistan ist Mitglied der Shanghai Cooperation Organization (SCO), des Rates für kollektive Sicherheit, der GUS, der Economic Cooperation Organization (ECO), der Organisation der Islamischen Konferenz (OIC) und des OATCT, dem es allerdings nur formal durch seine Zugehörigkeit zum alten "Turkestan" angehört.
Wirtschaft
Allgemeines
Das Bruttoinlandsprodukt (BIP) belief sich im Jahr 2001 auf 880 Mio. Euro. Mit einem BIP pro Kopf von 141 Euro gehört Tadschikistan zu den ärmsten Ländern der Erde. Nach der Definition der Vereinten Nationen zählt das Land zu den LDC. Ein zusätzliches Erschwernis ist, dass es sich um einen Binnenstaat handelt, also ein LLDC. Nach wie vor ist die Bedeutung der Landwirtschaft sehr groß. Sie trug 2001 mit 29 % zum BIP bei, während 67,2 % der Erwerbstätigen in der Landwirtschaft arbeiteten. Die Anteile der Industrie beliefen sich auf 29 % und 9,6 %, die des Dienstleistungssektors auf 41 % und 23,1 %.
Landwirtschaft
Einen Schwerpunkt der Landwirtschaft bildet der Anbau von Baumwolle. Die extensive Bewässerung trägt massiv zur Bodenversalzung und zum Austrocknen des Flusses Pjandsch bei. Daneben werden Schafe und Ziegen gehalten.
Bodenschätze
Das Land verfügt über Reserven an Erdöl, Erdgas und Braunkohle. Wichtigstes Exportgut mit einem Anteil von 50 % an den Exporterlösen ist Aluminium; 23 % werden durch den Export von Elektrizität erzielt.
Infrastruktur
Die Verkehrserschließung Tadschikistans ist aufgrund der Oberflächengestalt des Landes sehr schwierig. Der Verkehr stützt sich vor allem auf das nur mangelhaft ausgebaute Straßennetz. Das Land verfügt über nicht miteinander verbundene Eisenbahnstrecken von insgesamt 470 km Länge. Die Hauptstadt Duschanbe ist durch die Transkaspische Eisenbahn an das internationale Eisenbahnnetz angeschlossen; Verbindungen bestehen über Taschkent nach Moskau.
Im Mai 2005 begannen mit finanzieller Unterstützung der USA die Bauarbeiten an einer ersten Brücke über den Fluss Pjandsch nach Afghanistan, die im April 2007 abgeschlossen sein sollen. Die Brücke soll nach ihrer Fertigstellung den gegenwärtigen Schleppkahn ersetzen, mit dem am Tag nur maximal 60 Autos transportiert werden können und der viele Monate im Jahr aufgrund zu starker Strömung des Flusses komplett ausfällt.
Weblinks
Landesinformationsseiten: Tadschikistan