Nerina Natasha Georgina Pallot (* 26. April 1975 in London; kurz Nerina Pallot) ist eine britische Sängerin und Liedermacherin.
Ihr Musikstil kann zwischen Katie Melua, wegen ihrer geschulten Stimme und der Klavierbegleitung, und Heather Nova, mit ihren teils melancholischen teils poppigen mit Gitarre begleitenden Stil, eingeordnet werden.
Leben
Nerina Pallot ist die Tochter eines britisch-französischen Vaters und einer aus Allahabad (Indien) stammenden Mutter. Sie wuchs in verschiedenen Ländern auf, einige Zeit lebte sie als Kind in Indien. Dort lernte sie Klavier zu spielen. Im Altern von 11 Jahre lernte sie das Gitarrespielen auf der mit ihrem eigenen Taschengeld gekaufte Gitarre.
“One day, a piano arrived in our home and I took up residence at, on, and literally in it. I only ventured out to roller skate to Ravel’s Bolero and to buy my first guitar with my pocket money when I was 11.”
In ihren Elternhaus fanden sich nur wenige moderne Stücke und so spielte sie Lieder von Bobbie Gentry oder Bon Jovis Greatest Hits und Stücke aus der Musiksammlung ihrer Eltern von Simon and Garfunkel oder Carole King.
Nach dem Umzug nach England (sie pendelte weiterhin regelmäßig zwischen England und Indien) lernte sie an der English Boarding School Violine und Operngesang. Danach ging sie ans Londoner Royal College of Art, blieb jedoch aus Unzufriedenheit nicht lange und wechselte zurück zur Music School. Dort studierte sie Klavier und Gesang und wechselte von der Violine zum Cello, welches ihren Worten zufolge mehr Spaß zu machen schien.
“I […] eventually putting my violin back in its case after deciding cello players had way more fun and I wanted some of that.”
Sie schrieb daraufhin ihre ersten ernsthaften Lieder am Klavier, entschied sich jedoch auf Grund ihrer Musikerfahrungen aus der Kindheit vermehrt Lieder mit der Gitarre zu schreiben. Sie hörte zu der Zeit das White Album der Beatles insbesondere McCartneys Sex Sadie.
Seit 2006 ist Nerina Pallot mit Howard Willing verheiratet. Willing mixte ihr Fires-Album und hat sich zuvor schon durch Arbeiten mit OK Go, The Smashing Pumpkins oder Van Hunt einen Namen gemacht.
Karriere
Debut
Nerina Pallot veröffentlichte im August 2001 ihr Debutalbum Dear Frustrated Superstar bei Polydor Records. Mit dem Album wurden die Singles Patience, Alien und If I Know You herausgebracht. Für letztere wurde zwar ein Musikvideo gedreht, das jedoch im Gegensatz zu den anderen Videos nicht veröffentlicht wurde.
Die Lieder spiegeln viele Erfahrungen aus ihrem Leben wieder, zusätzlich beinhalten einige der Stücke einen politischen Themenschwerpunkt. Alle Stücke des Albums wurden von ihr geschrieben, teils auf Druck der Plattenfirma, teils auf Grund ihrer noch geringen Erfahrung mit der Albumproduktion, bekam sie von Jason Rebello bei Someday Soon und Jeremy Stacey bei den Stücken Watch Out Billie und Daily Bread Unterstützung beim Komponieren.
Pallot arbeitete an ihrem Album harmonisch mit ihrem Manager Andrew King (Mute Records) zusammen. Dies äußert sich beispielsweise dadurch, dass sie ihren Manager immer leicht veräppelnd mit Mr. King anspricht. King hatte sich schon als Manager von Ian Dury und The Clash einen Namen gemacht, er warnte Pallot auf Grund seiner Erfahrung mit ihrer ungebundenen Art vor der Plattenfirma. Sie nahm sich jedoch trotzdem einige Freiheiten heraus. So gab sie ihrem Debutalbum gegen den Willen ihrer Plattenfirma einen ihren Worten zufolge mehr als albernen Titel oder schoss fragwürdige Fotoaufnahmen für ihr Album.
“Mr King […] warned me against dabbling with the devil that is the major label, (he even threatened to break someone’s legs on my behalf), but I carried on regardless and made a record with a very ridiculous title and some even more questionable photographic evidence.”
Zusätzlich veröffentlichte sie auch häufig offene und direkte Beiträge auf diversen Websites und Foren. Unter anderem veröffentlichte sie 2002 im Musikindustrie-eigenen industry message board, wo viele Künstler Erfahrungsaustausch pflegen, einen Beitrag. Dieser schilderte ihre damalige miserable Lage, da sich ihr Plattenboss zu wenig für die Produktion und finanzielle Unterstützung ihres Remixes von Photograph, welches für ihre Re-Issue-Version von Dear Frustrated Superstar vorgesehen war, einsetzte. Zudem beschrieb sie ihn als “barking mad”. Obwohl dieser Beitrag im gewohnten offenen „Pallot-Niveau“ geschrieben war und verständnisvolle Beiträge von anderen Künstler abgegeben wurden, wurde sie zum Rapport gewiesen. Noch am gleichen Tag trennten sich die Wege von Pallot und Polydor.
Independent-Zeit
Kurze Zeit später veröffentlichte Pallot auf ihrer Website so genannte Stories in denen sie detailliert die Geschehnisse ihrer Kündigung, teils sarkastisch teils verständnisvoll, reflektiert.[2][3].
2003 sang sie die Führungsstimme im Lied Truly auf dem Album Chimera von Delerium. Es wurde als Single veröffentlicht. Dadurch das Delerium auch mit dem Lied Silence mit Sarah McLachlan europaweit Bekanntheit erlangte, bekam Pallot indirekt auch in der Clubbing-Szene eine gewisse Reputation.
Sie ging daraufhin wieder zurück zur Universität und absolvierte ihr Zwischenjahr. Dort schrieb sie das Lied Sophia, dass Anlass zur Produktion ihres zweiten Albums gab und gründete ihr eigenes Independent-Plattenlabel Idaho.
Anknüpfung an ihren Debuterfolg
Im April 2005 erschien ihr zweites Album Fires. Es wurde von Chrysalis Music Publishing unter ihrem Label Idaho veröffentlicht. Die Publisher von Chrysalis Music Publishing blieben Pallot, trotz ihrer Kündigung bei Polidor, treu und stellten ihr für dieses Album 50.000 Britische Pfund zur Verfügung. Da diese Summe unzureichend für sie war, musste sie zusätzlich eine Hypothek auf ihr Haus aufnehmen. Mit dem nun zur Verfügung stehenden Geld konnte sie ihre Arbeit am Album fortsetzen und sogar vom Rest des Geldes über ihre üblichen Bedürfnisse leben.
Sie schrieb sämtliche Lieder auf Fires selbst. Das Album wurde von folgenden Leuten produziert: Hauptproduzent Howard Willing (bekannt durch: OK Go, Stevie Nicks, Lisa Marie Presley, Melissa Auf Der Maur, Liz Phair, The Smashing Pumpkins, Van Hunt), Eric Rosse (Tori Amos, Lisa Marie Presley, Anna Nalick) bei Learning to Breathe und Heart Attack (Co-Produzent Howard Willing) und Wendy Melvoin (Mitglied von Prince’s Band The Revolution) bei Damascus. Nachdem die wesentliche Stücke den letzten Schliff bekommen hatten, vervollständigten Pallot und Willing das Album und pendelten zwischen London und Los Angeles umher. Dabei bekamen sie Unterstützung durch Willings viele Berufskontakte mit hochqualifizierten Musikern.
Dem Album wurde die Single Everybody’s Gone To War als Download vorausgeschickt. Im Juni 2005 folgte die Nachfolgesingle Damascus. Damascus ist wie die meisten ihrer Lieder eine Versinnbildlichung ihres Lebens. So pendelt sie bis heute regelmäßig zwischen England und dem Heimatland ihrer Mutter Indien. Station machte sie dabei regelmäßig im syrischen Damaskus. Diese Situation schrieb sie in einer ihrer Stories bezeichnenderweise Damascus[4] nieder (mehr dazu im Punkt Trivia). Im September 2005 kam noch die dritte eher poppige Gute-Laune-Single All Good People hinzu.
Neuer Erfolg – Neues Major-Label
Auf Grund ihres Erfolgs mit ihren zweiten Album unterschrieb Pallot 2005 beim Plattenlabel 14th Floor Records (Teil der Plattenfirma Warner Music Group), dort stehen u. a. auch die Künstler Damien Rice und Joseph Arthur unter Vertrag. Daraufhin veröffentlichte Pallot am 24. April 2006 die Re-Issue-Version ihres Albums Fires. Diese Version ist O-Ton Pallot: Vorlage:"-en, also ausgefeilter als die Ur-Version. Die Lieder wurden neu eingespielt und kommen beispielsweise bei einigen Stücken mit zusätzlichen Streichern daher. Das Album erreichte Platz 21 der britischen Album-Charts und wurde nach kurzer Zeit mit Gold prämiert, was für 100.000 verkaufte Exemplare steht.
Die erste Single des aufgemöbelten Albums wurde Everybody’s Gone To War, die von den meisten großen britischen Radiostationen gespielt wurde. Die Single war das dritt-meistgespielte Lied im Britischen Radio und erreichte Platz 14 der UK-Single-Charts. Das Musikvideo wurde im Gegensatz zu all ihren vorigen Videos regelmäßig im europäischen Musikfernsehen ausgestrahlt. Am 2. Oktober 2006 wurde die zweite Single Sophia aus dem Re-Issue-Album veröffentlicht. Sophia wurde mit Produzent Mitchell Froom in Los Angeles neu eingespielt. Das dazugehörige Musikvideo wurde von John Hillcoat gedreht, Hillcout drehte bereits Videos für Nick Cave, Bush, Depeche Mode und Richard Ashcroft.
Konzerte
Pallot tourte bereits viele Male als Support-Act etablierter Künstler wie Sheryl Crow, James Blunt, Suzanne Vega, Joseph Arthur, Ray LaMontagne und Missy Higgins. Sie trat 2005 beim Guilfest Nusic Festival auf und zusätzlich auch in folgenden Konzerten: Bush Hall in Shepherd's Bush (London), London ICA, the Bloomsbury Theatre und Regent's Park Open Air Theatre.
Im Mai 2006 folgte ihr erstes auf das Album Fires ausgerichtete Konzert. Ende 2006 ist sie auf Europa-Tournee und tritt u. a. auch in Deutschland auf.
Musikvideos
Pallot veröffentlichte mit ihren Alben Dear Frustrated Superstar and Fires fünf Musikvideos. Ihr erstes Video zur Single Patience zeigt Pallot in diversen Szenen, inkl. einer Klaviersession. Im zweiten Video Alien liegt Pallot anfangs auf einem Autodach. Es stellt sich heraus, dass sie auf Grund der riesigen Delle im Dach Vorlage:"-en (dt. Wie ein Alien) vom Himmel gefallen sein muss. Das unveröffentlichte Video zu If I Know You zeigt in einem Theater multiple Nerinas, die gegeneinander kämpfen. Im Video zu Damascus wird durch die Regieanweisungen von Tim Devine wieder von mehr Realität gezeugt, Pallot wird hier beim Klavierspielen und Singen im Aufnahmestudio gefilmt. Das darauffolgende Video zu Everybody’s Gone to War ist das mit Abstand populärste. Es spielt in einem Supermarkt, wo sich die Kunden gegenseitig z. B. mit Fruchtsaft „beschießen“ oder mit Ananas und Weißkohl „bebomben“, wodurch ein kleiner Lebensmittel-Kriegsschauplatz entsteht. Das Video zur Single Sophia wurde vom Produzenten John Hillcoat (s. o.) gedreht. Es wurde in der morokkanischen Wüste gefilmt, auch hier sitzt Pallot wieder am Klavier und singt mit voller Leidenschaft, während um sie herum ein Feuerkreis brennt, der sich ihr und dem Klavier langsam aber stetig nähert.
Trivia
Nerina Pallot veröffentlicht seit ihrem ersten Album ungewöhnlich offene, direkte und ironische Beiträge, die sie, wie weiter oben geschrieben, schon häufig anecken ließen. Unter anderem schrieb sie mehrere so genannter Stories[5] in denen sie Meilensteiner ihrer Karriere niederschreibt. In ihrer Story Damascus[4] erwähnte sie, dass sie sehr häufig durch die Welt, insbesondere den Nahen Osten, pendelte und folgende Situation ironischerweise nicht unwahrscheinlich gewesen sein könnte.
“I became fully paid up members of the Syrian Arab frequent flyers club. Hey, we probably even shared some of our home made sandwiches with Osama on one of those trips and didn’t realise.”
Bis zum 1. September 2006 veröffentlichte sie Tagebucheinträge, sogenannte Blogs, in denen sie Dinge aus ihrem Alltag von sich gab, beispielsweise folgender Textauszug Betreff ihres München-Aufenthalts.
“Today, I asked my lovely German record label rep Franz (really, he’s my ‘handler’) to name the most famous German music artists. I had heard of none of them. Not one. If Herbert Grönemeyer walked into my hotel room right now, I wouldn’t know whether to ask him to stock my mini bar or serenade me with his most-successful-German-language-album-of-all-time opus.”
Zusätzlich zeigt sie sich in häufig überspitzt gefilmten Videobotschaften, so genannten Video Diary’s auf ihrer engl. Website als auch ihrer MySpace-Präsenz.
Diskografie
Alben
Jahr | Titel | Chart-Positionen | Anmerkung | |||
---|---|---|---|---|---|---|
UK | ||||||
2001 | Dear Frustrated Superstar | 82 | Erstveröffentlichung: 20. August 2001 Verkäufe weltweit: >10.000 | |||
2005 | Fires | – (iTunes-UK-Chart #10) | Erstveröffentlichung: 4. April 2005 | |||
2006 | Fires (Re-issue) | 21 | Erstveröffentlichung: 24. April 2006 Verkäufe weltweit: 300.000 | |||
2006 | Dear Frustrated Superstar (Re-issue) | – | Erstveröffentlichung: 1. Mai 2006 | |||
Legende: „n. v.“ = nicht veröffentlicht; „–“ = kein Charteintritt |
Singles
Jahr | Titel | Chart-Positionen | Anmerkung | |||
---|---|---|---|---|---|---|
CH | UK | |||||
2001 | Patience Dear Frustrated Superstar |
61 | Erstveröffentlichung: 6. August 2001 | |||
2001 | Alien Dear Frustrated Superstar |
98 | Erstveröffentlichung: 12. November 2001 | |||
2004 | Truly Chimera von Delerium |
54 | Erstveröffentlichung: 16. Februar 2004 | |||
2005 | Damascus Fires |
– | Erstveröffentlichung: 6. Juni 2005 Musikvideo: Tim Devine | |||
2005 | All Good People Fires |
– | Erstveröffentlichung: 5. September 2005 | |||
2006 | Everybody’s Gone To War Fires (Re-issue) |
98 | 14 | Erstveröffentlichung: 22. Mai 2006 | ||
2006 | Sophia Fires (Re-issue) |
Erstveröffentlichung: 2. Oktober 2006 Musikvideo: John Hillcoat | ||||
Legende: „n. v.“ = nicht veröffentlicht; „–“ = kein Charteintritt |
Weblinks
- Commons: Nerina Pallot – Album mit Bildern, Videos und Audiodateien
- Offizielle internationale Webseite (englisch)
- Vorlage:IMDb Name
- Vorlage:Musicbrainz künstler
- Vorlage:MySpace
- Nerina Pallot bei laut.de
- Nerina Pallot im All Music Guide (englisch)
- Nerina Pallot bei Discogs
Quellen
- ↑ a b c Nerina Pallot: Biografie: Nerina Pallot in her own words.
- ↑ Nerina Pallot: Queen of the Freebies (or, how I got to make a record for next to nothing, and never paid for my Miu Miu)
- ↑ Nerina Pallot: Beginning of the End
- ↑ a b c Nerina Pallot: Damascus
- ↑ Nerian Pallot: Short stories by Nerina
- ↑ Nerina Pallot: Blogged Off, (englisch), 1. September 2006
Personendaten | |
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NAME | Pallot, Nerina |
ALTERNATIVNAMEN | Pallot, Nerina Natasha Georgina |
KURZBESCHREIBUNG | britische Sängerin und Liedermacherin |
GEBURTSDATUM | 26. April 1975 |
GEBURTSORT | London, Vereinigtes Königreich |