Fairer Handel

Form von Handel
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Als Fairer Handel wird der kontrollierte Handel mit Produkten bezeichnet, deren Preise üblicherweise über dem Weltmarktpreis liegt. Dies soll den Produzenten ein höheres und verlässlicheres Einkommen als im herkömmlichen Handel ermöglichen. Dabei sollen internationale Arbeits-, Umwelt- und Sozialstandards für die Herstellung etikettierter und nicht etikettierter Güter vom Handwerk bis zu landwirtschaftlichen Waren eingehalten werden. Die Bewegung konzentriert sich insbesondere auf Exporte von so genannten Entwicklungsländern zu Industrieländern.

Fair gehandelte Produkte mit TransFair-Siegel

Bedingungslos und eindeutig für den fairen Handel einzutreten ist für die aktuelle Organisation des internationalen Handels ein Kriterium, ob man in diesem Zusammenhang als „fair“ oder „unfair“ eingestuft wird. Während Entwicklungsländer Waren in die nördlichen Länder exportieren, stehen sie oft Zollgrenzen gegenüber, die viermal so hoch sein können als die, auf die die nördlichen Länder treffen. Bekämpfer der Armut behaupten, dass diese Grenzen die Armen Länder hundert Milliarden Dollar pro Jahr kosten, zweimal soviel wie die Summe, die sie als Unterstützung erhalten.[1] Befürworter des fairen Handels bestehen darauf, dass die Schwankung des Rohstoffpreises keine Garantie dafür sei, dass viele Hersteller in Entwicklungsländern Löhne erhalten, von denen sie leben könnten, was sie wiederum dazu zwingt, mit riesigen Schulden leben zu müssen.[2] Marktpreise dürften nicht die wirklichen Kosten widerspiegeln, die mit der Herstellung des Produktes während der externen wirtschaftlichen Effekte verbunden sind, zu denen ökologische und soziale Kosten gehören.

Prinzipien

Der informelle Arbeitskreis FINE - bestehend aus den internationalen Dachorganisationen der fairen Handelsszene FLO-I, IFAT, News! und EFTA - einigte sich 2001 auf folgende Definition von fairem Handel:

Fairer Handel ist eine Handelspartnerschaft, die auf Dialog, Transparenz und Respekt beruht und nach mehr Gerechtigkeit im internationalen Handel strebt. Durch bessere Handelsbedingungen und die Sicherung sozialer Rechte für benachteiligte ProduzentInnen und ArbeiterInnen – insbesondere in den Ländern des Südens – leistet der Faire Handel einen Beitrag zu nachhaltiger Entwicklung. Fairhandelsorganisationen (die von Verbrauchern unterstützt werden) sind aktiv damit beschäftigt, die Hersteller zu unterstützen, das Bewusstsein zu steigern und für Veränderungen bei den Regeln und dem Ausüben des konventionellen internationalen Handels zu kämpfen. Die strategische Absicht des fairen Handeln besteht aus folgenden Punkten:[3]
  • Gezielt mit Herstellern und Arbeitern zusammenarbeiten, die an den Rand gedrängt wurden, um sie von einer sehr schwachen Position zu Sicherheit und Autarkie zu bewegen
  • Hersteller und Arbeiter als Teilhaber innerhalb ihrer eigenen Organisationen stärken
  • sich Aktiv darum zu bemühen, eine größere Rolle in der globalen Arena zu spielen, um mehr Gerechtigkeit im internationalen Handel zu erreichen.

Fairer Handel kann auch als eine Variante des Handels mit Markenartikeln gesehen werden, wobei der Mehrwert der Marke dadurch dargestellt wird, dass mit der Mehrausgabe wirtschaftlich schwächeren Menschen geholfen werden soll. Anders als z.B. bei Wohlfahrtsmarken soll diese Hilfe jedoch nicht unbeteiligten Dritten, sondern den Produzenten zugute kommen, sodass der Bezug zwischen Leistung und Einkommen gewahrt bleibt.

Schlüsselprinzipien des fairen Handel

Befürworter des fairen Handels unterstützen generell die folgenden Prinzipien und Praktiken bei Handelsbeziehungen:

Chancen für wirtschaftlich benachteiligte Hersteller schaffen
Fairer Handel ist eine Strategie zur Linderung von Armut und zur Förderung nachhaltiger Entwicklung. Sein Zweck besteht darin, Chancen für Hersteller zu schaffen, die wirtschaftlich benachteiligt oder vom bestehenden Handelssystem an den Rand gedrängt worden sind.
Transparenz und Verantwortung
Fairer Handel bedeutet transparente Geschäftsführung und kommerzielle Beziehungen, um fair und respektvoll mit Handelspartnern umzugehen.
Aufbau von Fassungsvermögen
Der faire Handel ist für die Hersteller ein Mittel, um Unabhängigkeit zu entwickeln. Fairhandelsbeziehungen bringen Kontinuität, weil der Hersteller und deren Vermarktungsorganisationen ihre Kompetenzen im Management und ihren Zugang zu neuen Märkten verbessern können.
Zahlung eines fairen Preises
Die Bedingung, dass ein fairer Preis im lokalen und regionalen Zusammenhang gezahlt wird, der durch Dialog und Teilnahme zustande kam. Sie berücksichtigt nicht nur die Produktionskosten, sondern ermöglicht auch eine Produktion, die sozial gerecht und umweltfreundlich ist. Die Hersteller können faire Preise erzielen. Außerdem wird das Prinzip der gleichen Zahlung für gleiche Arbeit umgesetzt, das sicher stellt, dass Frauen und Männer dieselbe Bezahlung für dieselbe Arbeit erhalten. Die Unterstützer des fairen Handels garantieren ihren Partnern sofortige Auszahlung und helfen den Herstellern soweit wie möglich dabei, die Vorernte oder die Vorproduktion zu finanzieren.
Gleichbehandlung von Frauen
Fairer Handel bedeutet, dass Frauenarbeit auf die richtige Art geschätzt und entsprechend auch entlohnt wird. Frauen werden immer für ihren Beitrag im Herstellungsprozess bezahlt und werden innerhalb ihrer jeweiligen Organisationen gestärkt.
Arbeitsbedingungen
Fairer Handel bedeutet für Hersteller eine sichere und gesunde Arbeitsumwelt. Falls Kinder daran beteiligt sind, beeinträchtigt dies ihr Wohlbefinden negativ.

Kennzeichen des fairen Handels

 
Zusammensetzung des Verkaufspreises bei normal gehandeltem Kaffee: den Arbeitern kommt nur ein geringer Anteil des Geldes zu
 44,9% Steuern, Zölle, Frachtkosten
 23,7% Einzelhandel
 17,8% Händler und Röster
 8,5% Plantagenbesitzer
 5,1% Löhne der Arbeiter

Praxis

Fairer Handel ist verbreitet bei Nahrungs- und Genussmitteln, die aus Herkunftsgebieten minderer Prosperität kommen, etwa bei Kaffee aus Lateinamerika und Afrika. Der Faire Handel umfasst aber auch nicht-landwirtschaftliche Produkte, wie z.B. Fußbälle. Verkauft werden die Produkte in Supermärkten, Biomärkten sowie in auf den Handel mit fair gehandelten Produkten spezialisierten Läden.

Zertifizierung

Das sog. Fairtradesiegel ist ein Zertifizierungssystem, das den Kunden ermöglicht, diejenigen Produkte identifizieren zu können, die den vereinbarten Standards entsprechen. Das System wird dabei von einer internationalen Dachorganisation, der Fairtrade Labelling Organizations International (FLO) beaufsichtigt und umfasst eine unanhängige Überprüfung der Hersteller. Die Feldfrüchte müssen gemäß der Standards des Internationalen Fairen Handels, die von FLO e.V. festgelegt sind, angebaut und geerntet werden. Die Versorgungskette wird von der FLO-Cert überprüft, um die Einheitlichkeit der gekennzeichneten Produkte zu gewährleisten.

Datei:Transfair logo.gif
Seit 2002 verwendetes und international anerkanntes TransFair-Logo

Diese Zertifizierung garantiert nicht nur einheitliche Preise, sondern auch ethisches Konsumdenken. Diese Prinzipien beinhalten auch die Befolgungen der Vereinbarungen, die von der International Labour Organization getroffen wurden. Zu diesen Vereinbarungen zählen unter anderem das Verbot von Kinder- und Sklavenarbeit, die Garantie sicherer Arbeitsplätze, das Recht, Gewerkschaften zu bilden, die Befolgung der Menschenrechtscharta der Vereinten Nationen, ein fairer Preis, der die Produktionskosten deckt sowie soziale Entwicklungen und Umweltschutz erleichtert. Dieses Zertifizierungssystem fördert darüber hinaus auch langfristige Bindungen zwischen Käufern und Verkäufern sowie größere Durchschaubarkeit durch die gesamte Handelskette hindurch.

Das Auszeichnungssystem der FLO umfasst eine immer größer werdende Reichweite an Produkten wie Bananen, Honig, Kaffee, Orangen, Kakao, Baumwolle, getrocknetes und frisches Obst, Gemüse, Säfte, Nüsse, pflanzliches Öl, Quinoa, Reis, Gewürze, Zucker, Tee und Wein. Firmen, deren angebotene Produkte den Standards des fairen Handels entsprechen, können Genehmigungen beantragen, das entsprechende Siegel für ihre Produkte verwenden zu dürfen. Die Markeninhaber betreiben Zertifizierungsstellen, die die Einhaltung der wirtschaftlichen Aspekte garantieren sollen. Das Zertifikat wird Teil der Marke, z. B. als Fair-Trade-Siegel. Die Zertifizierungsstelle bürgt damit dafür, dass wirtschaftliche und soziale Standards eingehalten werden, z. B. Mindestlöhne oder Verbote von Kinderarbeit. Teilweise sollen auch ökologische Standards gesichert werden.

Akzeptanz

Einer Emnid-Umfrage in Deutschland zufolge kaufen 5,4 Prozent der Befragten regelmäßig fair gehandelte Produkte. Mehr als ein Drittel der Bevölkerung sympathisiert mit der Idee des Fairen Handels und hält sie für unterstützenswert.

Fairer Handel und politische Solidarität

Seit den 1970er-Jahren gab und gibt es immer wieder Unterstützungen des Verkaufs von Kleinbauern und Kleinbäuerinnen, die sich im Widerstand gegen ihre Unterdrückung organisieren, durch politisch bewusste Verbraucher in reicheren Ländern. Am bekanntesten war die Kampagne für den so genannten Nica-Kaffee, mit dessen Verkauf die Befreiungsbewegung in Nicaragua unterstützt wurde.

Die Hamburger Café LIBERTAD Kooperative importiert und organisiert den Verkauf von Kaffee, der in Chiapas (Mexiko) von indigenen Gemeinschaften, in der Kooperative Mut Vitz, angebaut wird. Mut Vitz liegt in einem aufständischen, zapatistischen und autonomen Landkreis in Oventic im Hochland von Chiapas, nördlich von San Cristóbal de las Casas. 32 Dörfer mit über 700 Tzotzil-sprechenden Kleinbauern haben sich zusammengeschlossen, um gemeinsam Kaffee zu produzieren. Das Ziel ist nicht nur, für das Überleben der Kleinbauern akzeptable Verkaufspreise zu erwirtschaften, sondern auch Informationsaustausch und politische Unterstützung zu organisieren. Den Verbrauchern werden somit auch Informationen über den Alltag in der Kooperative und deren Probleme und Widersprüche bei dem Versuch, wirtschaftliche und politische Autonomie zu erlangen, vermittelt.

Fairer Handel in der freien Wirtschaft

Der Faire Handel hat bisher auf jegliche Zwangsmaßnahmen, Subventionen oder Zoll-Initiativen verzichtet. Lobby-Arbeit gegen Wettbewerb ist nicht feststellbar. Insofern ist der Faire Handel voll kompatibel mit freier Marktwirtschaft. Fairer Handel unterliegt den gleichen Zöllen, Beschränkungen und Diskriminierungen wie jeglicher andere Warenhandel, insbesondere der Import aus nicht-EU-Ländern. Er setzt allerdings eine Bereitschaft der Kunden voraus, höhere Preise zu akzeptieren.

Wie jedes Handelsunternehmen müssen sich auch die Fair-Handels-Unternehmen auf dem oft stark umkämpften Markt behaupten. In Deutschland beträgt etwa der Marktanteil beim fair gehandelten Kaffee bei 1 Prozent gegenüber 99 Prozent Kaffee, der den Kriterien für Fairen Kaffeehandel nicht genügt. Entgegen dem Trend des sinkenden Kaffeeverbrauchs vermag sich der Faire Handel aber zu behaupten. Die Umsatzzahlen steigen langsam, aber stetig an.

Neben Fair-Trade-Organisationen wie dem gepa-Fairhandelshaus, El Puente und dwp Ravensburg engagieren sich auch Wirtschaftsunternehmen aus andere Branchen für gerechtere Handelsbeziehungen. So zum Beispiel der Naturkosthersteller Rapunzel, der ein eigenes Label namens "Hand in Hand" eingeführt hat. Dieses Label genügt allerdings den gängigen Kriterien für fair gehandelte Produkte bisher nicht, etwa denen, externe Kontrollen durchführen zu lassen oder Transparenz in den Handelsbeziehungen herzustellen.

Studien über die Auswirkungen des fairen Handels

Mehrere unabhängige Studien haben in jüngster Zeit die Auswirkungen des fairen Handels auf benachteiligte Bauern und Arbeiter untersucht.

2002 befasste sich Loraine Ronchi von der Poverty Research Unit an der Universität Sussex mit den Auswirkungen des fairen Handels auf die Coocafe-Genossenschaft in Costa Rica. Sie fand heraus, dass der faire Handel die Herstellerorganisationen stärkte und schloss, dass „man mit Rückblick auf die Kaffeekrise der frühen neunziger Jahre sagen kann, dass der faire Handel seine Ziele erreicht hat, die Rückkehr kleiner Hersteller zu verbessern und sich auf ihre Lebensqualität sowie auf die Atmosphäre der Organisationen, die sie auf lokaler, nationaler und der darüber hinausgehenden Ebene auszuwirken.“

2003 führte die Forschungsgruppe für fairen Handel der Colorado State University sieben Fallstudien, die sich mit Kaffeeherstellern aus Lateinamerika (UCIRI, CEPCO, Majomut, Las Colinas & El Sincuyo La Selva, Tzotzilotic und La Voz) befassen, die sich dem fairen Handel verpflichtet haben und kam letztendlich zu dem Schluss, dass der faire Handel „innerhalb einer kurzen Zeit das Wohlbefinden der kleineren Kaffeebauern und ihren Familien verbessert habe“. Insbesondere fanden diese verschiedenen Fallstudien heraus, dass die bei fairem Handel einen größeren Zugang zu Ansehen und auswärtiger Entwicklungsfinanzierung haben. Ebenso fanden diese Studien auch heraus, dass diese Hersteller, im Vergleich mit gewöhnlichen Kaffeeproduzenten, einen leichteren Zugang zur Ausbildung und bessere Möglichkeiten haben, die Qualität ihres Kaffees zu steigern. Ebenso sollen die Familien der Hersteller ausgeglichener sein und die Kinder einen besseren Zugang zur Bildung haben als Familien, die konventionellen Kaffee herstellen.

Eine 2005 von Nicolas Eberhart für die französische Nichtregierungsorganisation Agronomes et Vétérinaires sans frontières durchgeführte Fallstudie, die sich mit Herstellern von fair gehandeltem Kaffee aus Bolivien befasst, kam zu dem Ergebnis, dass die Zertifizierung des fairen Handels positive Auswirkungen auf den Kaffeepreis in der Region Yungas hatte, folglich davon wirtschaftlich alle Kaffeehersteller, egal ob sie ausgezeichnet worden waren oder nicht. Ebenso soll der Faire Handel die Herstellerorganisationen gestärkt und ihren politischen Einfluss erhöht haben.

Kritik

Ein Kritikpunkt ist, dass es mitunter schwer nachzuvollziehen ist, wer in der Wertschöpfungskette welchen Anteil von den Mehrerlösen erhält. Des Weiteren ist die Preisdifferenz fair gehandelter Produkte im Vergleich zu konventionell gehandelten deutlich höher als der Mehrbetrag, welchen der Produzent erhält. Dies wird mit den Verwaltungs- und Kontrollkosten der Organisationen erklärt, ist jedoch schwer nachzuprüfen.

Aus ökonomischer Sicht wird kritisiert, dass der Preis nicht mehr durch wertfreie Preisbildungsmechanismen, die „unsichtbare Hand“ des Marktes gesteuert wird, sondern von Organisationen festgesetzt wird, was zu Korruption und Ineffizienz führen kann, weil der Erfolg der Produzenten nicht länger von ihrer Produktivität, sondern von der Mitgliedschaft in einer speziellen Organisation abhängt.

Außerdem wird kritisiert, dass Fairer Handel das Problem der Überproduktion (namentlich beim Kaffee, siehe auch Kaffeekrise) nicht bekämpfe, sondern durch den höheren Verkaufserlös den Marktaustritt von Anbietern verhindert. Würde hingegen weniger Kaffee produziert, dann stiegen nach dieser Argumentation unweigerlich die Preise und damit tendenziell auch die Erlöse für die Kaffeebauern.

Eine von manchen Befürwortern des Fairen Handels – insbesondere von Vertretern des „Alternativen Handels“ – geäußerte Kritik besagt, dass der Faire Handel durch die zunehmende Ausrichtung auf Massenmärkte und die Zusammenarbeit mit großen Konzernen Gefahr laufe, sich von seinen ursprünglichen Zielen und Idealen zu entfernen.

Fairer Handel in der Politik

Europäische Politik

Im Juni 2006 legte der grüne Europaabgeordnete Frithjof Schmidt dem Entwicklungsausschuss den Bericht Fairer Handel und Entwicklung vor.

Der Bericht hebt hervor, dass der bedeutendste Anteil der erhöhten Verkäufe im fairen Handel mit Rücksicht auf die gekennzeichneten Produkte erreicht wurde und dass in den meisten europäischen Ländern Initiativen für die Kennzeichnung entwickelt wurden. Dem Bericht folgte eine Resolution, die die Europäische Kommission dazu drängte, eine Empfehlung für den fairen Handel abzugeben, indem sie ihre Rolle im Bestreben der Entwicklungs- und Handelspolitik der EU. Die Resolution empfahl auch, Mindestkriterien festzulegen, die ein Produkt benötigt, um mit dem fairen Handel in Einklang zu stehen, um die Missbrauchsrisiken zu reduzieren.[4]

„Diese Resolution reagiert auf das beeindruckende Wachstum des fairen Handels und demonstriert das wachsende Interesse europäischer Kunden, verantwortungsvoll einzukaufen“, so Frithjof Schmidt. Peter Mandelson, EU-Kommissar für den Außenhandel, entgegnete, dass diese Resolution von der Kommision algemein sehr gut akzeptiert würde. „Fairer Handel bringt die Kunden zum Nachdenken und ist deshalb sogar noch wertvoller. Wir müssen ein zusammenhängendes Gerüst für die Politik entwickeln und diese Resolution wird uns dabei helfen.“."[5]

Die Resolution wurde am 6. Juli 2006 einstimmig angenommen.

Weltbank

Die Weltbank hat gegenüber dem fairen Handel eine positive Haltung. Laut ihrer Studie haltbarer Kaffeemärkte aus dem Jahr 2003 können haltbare Kaffees (sowohl aus dem fairen Handel als auch solche aus ökologischer Landwirtschaft „Vorteile wie verbesserten Umgang mit natürlichen Ressourcen bringen; in der Herstellung werden weniger landwirtschaftlich Chemikalien benutzt, was sowohl die Kosten als auch die Gesundheitsrisiken senkt. Außerdem steigt der Gebrauch ländlicher Arbeit, wodurch mehr Arbeit für diejeigen da ist, die dringend eine benötigen“.[6].

Geschichte des Fairen Handels

Ursprünge

Die ersten Versuche, Produkte aus fairem Handel in Ländern auf der Nordhalbkugel zu kommerzialisieren, wurden in den vierziger und fünfziger Jahren von religiösen Gruppen und verschiedenen politisch orientierten nichtstaatlichen Organisationen unternommen. Das Mennonite Central Committee und die Church of the Brethren waren die ersten, die 1946 bzw. 1949, die Vorrat aus fairem Handel in Dritte-Welt-Ländern entwickelten.[7] Die Produkte waren fast ausschließlich Handwerk, das von aus Jute hergestellten Gütern bis zu sog. Kreuzstich-Arbeiten reichte, und wurden meisten in Weltläden verkauft. Die Sachen an sich hatten oft keinen anderen Zweck, als darauf hinzuweisen, dass Geld zur Verfügung gestellt wurde.[8]

Die Anfänge (1959 bis 1980)

Die Fairhandelsbewegung wie man sie heute kennt, wurde in Europa in den sechziger Jahren gebildet. Der faire Handel wurde zu der damaligen Zeit oft als Zeichen gegen den Neoimperialismus betrachtet: Radikale Studenten begannen, internationale Konzerne dafür zu kritisieren, dass Geschäftsmodelle herauskamen, die in den Traditionen stark beeinträchtigt würden. Das weltweite Modell der freien Marktwirtschaft wurde während dieser Zeit zunehmend angegriffen und Ideale des fairen Handels entwickelt, wonach der Preis mit den tatsächlichen Kosten direkt verbunden ist und wonach alle Hersteller Anspruch auf fairen und gleichen Zusang zu den Märkten haben. Der Slogan dieser Zeit, der „Trade not aid“ (dt.: „Handel statt Hilfe“) gewann 1968 Anerkennung, als ihn die United Nations Conference on Trade and Development (UNCTAD) übernahm, um die Betonung auf die Etablierung der Fairhandelsbeziehungen mit den Entwicklungsländern zu legen.

Die Stiftung Steun voor Onderontwikkelde Streken (S.O.S., dt. „Unterstützung für unterentwickelte Regionen“) in den Niederlanden wurde im Jahr 1959 als erste sog. Alternative Handelsorganisation gegründet. Sie war nicht auf Gewinn ausgerichtet, sondern importierte Handwerk von nicht sehr wohlhabenden Ländern aus der südlichen Erdhalbkugel. 1967 begann diese Organisation mit dem Handel von Produkten aus der sogenannten Dritten Welt. Im April 1969 wurde im niederländischen Ort Breukelen der erste Weltladen eröffnet, der als Einzelhändler Produkte anbot, die in diesen „unterentwickelten Regionen“ hergestellt worden waren. Er wurde von Freiwilligen betrieben und war so erfolgreich, dass bald dutzende ähnlicher Läden in den Beneluxstaaten, Deutschland und anderen westeuropäischen Ländern öffneten. Erwähnenswert bleibt aber, dass die Mehrheit der Produkte, die zu der Zeit in den Weltläden verkauft wurden, weiterhin aus dem Handwerk stammten. 1973 wurde in den Niederlanden der weltweit erste fair gehandelte Kaffee verkauft. 1980 wurde diese Fairhandelsorganisation S.O.S. in S.O.S. Wereldhandel umbenannt.

 
Produkte, die in Weltläden angeboten werden

Während der sechziger und siebziger Jahre arbeiteten wichtige Teile dieser Bewegung daran, Märkte für Produkte aus denjenigen Ländern zu finden, die aus politischen Gründen von wichtigen Welthandelsprogrammen isoliert worden waren. So verkauften Tausende Freiwilliger beispielsweise Kaffee aus Angola und Nicaragua in Weltläden, in Kirchen, bei sich daheim und von Ständen auf öffentlichen Plätzen.

Achtziger Jahre: Handwerk vs. Landwirtschaftliche Produkte

In den frühen achtziger Jahren nahmen die alternativen Handelsorganisationen eine große Herausforderung an: Das „Neue“ an den fair gehandelten Produkten war immer mehr verloren gegangen, die Verkaufszahlen stagnierten und die Handwerkprodukte begannen, auf dem Markt sehr altmodisch und nicht mehr modern zu wirken. Da der Markt für Handwerksprodukte immer weiter zurückging, waren die Unterstützer des fairen Handels dazu gezwungen, ihr Geschäftsmodell zu überdenken, und innovative Lösungen für die andauernde Krise in dieser Branche zu finden.

Waren aus der Landwirtschaft bildeten dabei den perfekten Ersatz zum schwindenden Markt für Handwerksprodukte: Sie boten eine erneuerbare Einkommensquelle und waren leicht zu vermarkten, da theoretisch jede einzelne Verbraucher ein potentieller Kunde werden konnte. Die ersten landwirtschaftlichen Produkte, die im fairen Handel verkauft worden waren, waren Kaffee und Tee, denen getrocknetes Obst, Kakao, Zucker, Fruchtsäfte, Reis, Gewürze und Nüsse schnell folgte

1983 gab es insgesamt ungefähr 2.500 Aktionsgruppen im Fairen Handel. Im November 1985 gab es ca. 350 Weltläden, 70 davon waren zu diesem Zeitpunkt in der AG3WL organisiert. 1986 waren in Deutschland ungefähr 400 Weltläden und etwa 4.000 Aktionsgruppen angesiedelt. Im Jahr 1988 wurde der Verein Dritte-Welt Partner Ravensburg e.V. (dwp Ravensburg) gegründet, der heute Deutschlands drittgrößter Importeur fair gehandelter Produkte ist. Im selben Jahr wurde von der niederländischen Organisation Solidaridad das Max-Havelaar-Gütesiegel für Fairen Handel eingeführt.

1989 wurde die International Federation for Alternative Trade (IFAT) als Weltverband alternativer Importorganisationen gegründet, der 1998 etwa hundert Fair-Handelorganisationen angehörten, darunter in Deutschland Dritte-Welt Partner Ravensburg, El Puente, gepa und TEAM. 1990 wurde die European Fair Trade Association (EFTA) als Zusammenschluss von elf alternativen Importorganisationen gegründet.

Erste Hälfte der neunziger Jahre: Aufstieg des Fair-Trade-Siegels

Die Verkäufe aus dem fairen Handel kamen allerdings erst richtig in Fahrt, als die ersten Initiativen für Fair-Trade-Siegel entstanden. Der faire Handel hatte zwar durch ständig wachsende Verkaufszahlen Auftrieb bekommen, jedoch war er größtenteils auf kleinere Weltläden beschränkt, die sich in ganz Europa und in einem geringeren Ausmaß auch in Nordamerika verstreut befanden. Viele waren der Meinung, dass diese Läden viel zu sehr von Rhythmus und vom Lebensstil von zeitgenössischen und entwickelten Gesellschaften getrennt waren.

Die einzige Möglichkeit, um die Verkaufsmöglichkeiten zu erhöhen, lag darin, fair gehandelte Produkte dort anzubieten, wo die Kunden normalerweise hingehen, nämlich in größere Kaufhausketten. Das Problem, das hierbei entstand war, dass die Verbreitung der Waren dahingehend erfolgen sollte, indem die Kunden den fair gehandelten Produkten und deren jeweiliger Herkunft bedingungslos vertrauen sollten. Nachdem es in der Folgezeit zu langen Debatten innerhalb der Kreise des fairen Handels gekommen, wurde 1988 durch die niederländische Organisation Solidaridad das erste Logo “Max Havelaar“ (s. o.) eingeführt. Dieses unabhängige Zertifikat machte es möglich, die Produkte auch außerhalb von Weltläden zu verkaufen und somit in den Mainstream zu gelangen, wodurch ein breiteres Spektrum an Kunden angesprochen werden konnte und die Verkaufszahlen des fairen Handels daraufhin deutlich anstiegen. Die Logos unterschieden sich oft von Land zu Land. Während “Max Havelaar“ in Ländern wie Belgien, der Schweiz, Dänemark und Frankreich verwendet wurde, wurden in anderen Ländern wie Deutschland, Österreic und Italien die Produkte mit dem "Transfair"-Siegel ausgezeichnet, in Großbritannien und Irland setzte man auf das Siegel "Fairtrade Mark".

Am 12. Juni 1992 wurde die Organisation TransFair International als Träger des europäischen Fair-Trade-Siegels von der EFTA und TransFair Deutschland in Göttingen gegründet. Im Frühsommer 1993 wurde Unicef 27. Transfair-Mitglied. Das Network of European Worldshops (NEWS!, dt. "Netzwerk Europäischer Weltläden") wurde beim Europäischen Weltladenkongress in Utrecht gegründet. Im Herbst 1994 meldete TransFair 33 Mitgliedsorganisationen. Der erste TransFair-gesiegelte Tee auf den Markt. Im Jahr 1994 wurden 5.000 Tonnen Rohkaffee zu TransFair-Bedingungen importiert.

Zweite Hälfte der neunziger Jahre

Anfang 1996 werden Schokolade (Kakao und Zucker) und Kakaoprodukte mit dem TransFair-Siegel eingeführt. Am 11. Mai 1996 findet, organisiert von NEWS (Network European World Shops), der erste Europäische Weltladentag unter dem Motto: Africa in European World Shops - Frühstücke mit Afrika! statt.

Im April 1997 schließen sich verschiedene internationale Siegelorganisationen zu der gemeinsamen Dachorganisation Fairtrade Labelling Organizations International (FLO) mit Sitz in Bonn zusammen. Im Mai 1997 hatte TransFair 37 Mitgliedsorganisationen. Vom 2. bis 6. Juni 1997 wird der Weltgipfel des Fairen Kaffeehandels in Tutzing am Starnberger See durchgeführt. Am 6. Juni 1997 erscheint die erste Ausgabe des von Misereor und BDKJ herausgegebenen, dreiwöchigen Informationsdienstes Welt & Handel - Infodienst für den Fairen Handel.

Im Sommer 1997 kamen Bonbons mit dem TransFair-Siegel auf den Markt. Am 5. Juli 1997 startete die Eilaktion der Kampagne für Saubere Kleidung zur Einforderung eines Sozialfonds für thailändische Näharbeiterinnen. Sie wandte sich an die Konzerne C&A, Karstadt, Metro, Neckermann, Otto und Quelle. Im Oktober 1997 starteten die gepa und der Otto-Versand eine Kooperation. Verschiedene Handwerksprodukte der gepa wurden auf zwei Seiten des Otto-Katalogs Schöner schenken angeboten. Vom 6. bis 12. Okt. 1997 wurde die Aktion Mehr recht als billig - FAIR gehandelte Bananen durchgeführt. Rund 130 Weltläden nehmen an den Bananenaktionstagen des BanaFair e.V. teil.

Am 17. Januar 1998 begab sich die Asien-Gruppe des Global March Against Child Labour in Manila auf den Weg nach Genf. Am 25. Februar 1998 startete die Amerika-Gruppe in Sao Paulo und am 21. März die Afrika-Gruppe in Kapstadt. Am 9. Mai selben Jahres fand der dritte Europäische Weltladentag unter dem Motto made in dignity - Produktionsbedingungen in der Bekleidungsbranche statt. In Rom wurde im selben Jahr die achte Europäische Weltladenkonferenz durchgeführt.

Am 8. Mai 1999 wurde der vierte Europäische Weltladentag durchgeführt. Dies war gleichzeitig auch der Start der dreijährigen Kampagne Land Macht Satt.

2001 bis heute

2002 einigten sich 17 nationale Siegelorganisationen auf ein gemeinsames Logo, das künftig den internationalen Warenverkehr und die Öffentlichkeitsarbeit erleichtern soll. Darüber hinaus gab die Europäische Kommission bekannt, dass sie Fairen Handel unterstützen wolle. Auch die Weltbank hat eine positive Einstellung zum Fairen Handel.

Nach dem Kommentar zu einer Weltbankstudie im Jahr 2003 kann fair gehandelter Kaffee Vorteile haben, wie etwa verbessertes Ressourcenmanagement, geringerer Einsatz von Pestiziden was die Kosten und Gesundheitsrisiken reduziert und mehr ländliche Arbeitsplätze, für diejenigen schafft, die auf sie angewiesen sind.

Das Jahr 2004 wurde von den Vereinten Nationen zum Reis-Jahr erklärt. In den Niederlanden feiert man 2004 das 45-jährigen Bestehen der Fair-Trade-Organisation. Organisationen versuchten vermehrt, den Fairen Handel mit den wirtschaftlich schwächeren Partnern in das Regelwerk der WTO zu integrieren, was allerdings umstritten ist. Am 23. März 2004 findet eine Europäische Konferenz zum Thema „Fairer Handel - Ein Beitrag für eine nachhaltige Entwicklung?“ im EU-Parlament in Brüssel statt, die federführend von EURO COOP, NEWS! und EFTA organisiert wurdw.

2005 wurde von den Vereinten Nationen als Jahr der Mikro-Finanzsysteme ausgerufen. Im Jahr 2006 startete die Nichtregierungsorganisation "Weed" eine Initiative zum fairen Handel mit Computern. Mit dem Projekt "PC global" sollen Misstände bei der Computerherstellung aufgedeckt werden.

Innerhalb der letzten zehn Jahre erlebte der faire Handel weltweit einen regelrechten Boom. FINE schätzte, dass der Verkauf von Produkten aus fairem Handel, sowohl solchen mit Siegel als auch solchen ohne Siegel, etwa 260 Millionen Euro einbrachte. 2005 wurde die Summe auf 660 Millionen Euro geschätzt, was eine Steigerung um 154% und eine stetige Erhöhung um etwa 20% pro Jahr bedeutete. Auf ähnliche Weise entwickelte sich der Verkauf in Amerika und den Pazifikländern; dort erhöhten sich die Verkäufe von 291 Millionen im Jahr 2003 auf 376 Millionen im Jahr 2004.

Entwicklung des fairen Handels im deutschsprachigen Raum

Anfänge

Ende der 1960er Jahre schlossen sich Jugendliche aus dem Landkreis Hildesheim zum Ökumenischen Arbeitskreis Entwicklungshilfe (später El Puente) zusammen. Sie beschäftigten sich mit der Nord-Süd-Problematik und sammelten Hilfsgüter und Spenden und beginnen den Direktimport und Verkauf von Waren aus Lateinamerika.

Anfang der siebziger Jahre wurden in Deutschland, Österreich und der Schweiz Tochterunternehmen von S.O.S. gegründet. In der Schweiz machen in den siebziger Jahren insbesondere die Bananenfrauen von Frauenfeld und die Organisation Erklärung von Bern auf die Probleme der Weltwirtschaft aufmerksam. Im Herbst 1970 wird die Aktion Dritte Welt Handel (A3WH), durch die Jugendverbände der evangelischen und katholischen Kirche, Arbeitsgemeinschaft der Evangelischen Jugend (aej) und Bund der Deutschen Katholischen Jugend (BDKJ) gegründet. Die A3WH bezieht ihre Waren über die niederländische S.O.S. und informiert über die Probleme der Dritten Welt.

Immer mehr Dritte-Welt-Gruppen, wie etwa El Puente oder die Aktion Dritte Welt Handel, boten Produkte aus Fairem Handel an; die ersten Dritte-Welt-Läden entstehen auch in Deutschland. Im Juni 1972 wurde El Puente - Verein für Arbeits- und Sozialförderung in Entwicklungsländern e.V. gegründet, aus dem eine der größten deutschen Importorganisationen werden soll. 1973 wird als deutsche Tochterfirma der Stiftung S.O.S. der Verein Gesellschaft für Handel mit der Dritten Welt gegründet, der Vorläufer der gepa. 1975 wird in Frankfurt am Main die Arbeitsgemeinschaft der 3. Welt Läden (AG3WL) ins Leben gerufen. In diesem Jahr gibt es 10 Weltläden in der Bundesrepublik Deutschland. 1978 fand in Hamburg die Eröffnungsveranstaltung zur Aktion Jute statt Plastik statt. Zu der Zeit gab es in Deutschland bereits 100 Weltläden. Ende der 1970er Jahre wurden die Tochterorganisationen in Deutschland, Österreich und der Schweiz selbständig.

Die alternativen Importorganisationen El Puente und Dritte-Welt Partner Ravensburg (dwp eG) (sowie als assoziiertes Mitglied afrassca) versuchten ab 1989 eine Zusammenarbeit, indem sie Produkte der jeweils anderen auch im eigenen Vertrieb anboten. In Deutschland existierten 1990 ca. 300 Weltläden und ca. 3.000 Aktionsgruppen.

Erste Hälfte der Neunziger Jahre

Im Februar 1991 debattierte man auf der Mitgliederversammlung der AG3WL in Wiesbaden über die gepa-Pläne zur Handelsausweitung in den Lebensmitteleinzelhandel hinein. Man entschied sich mehrheitlich für eine konstruktive Mitarbeit an der Handelsausweitung. Im Juni stieg die Zahl der bundesdeutschen Weltläden auf über 500 an. Daneben gibt es seither ungefähr 5.000 Aktionsgruppen des Fairen Handels. Durch zehn Organisationen wurde die AG Kleinbauernkaffee e.V. gegründet. Die gepa ist in der AG beratend tätig. Bei der EFTA wird unter Mitwirkung der gepa ein Gütesiegel für den Fairen Handel vorbereitet.

 
Max Havelaar-Bananen

Es gibt in der Bundesrepublik Deutschland ca. 650 Weltläden und ca. 6.000 Aktionsgruppen des Fairen Handels. Im selben 1992 gründeten Schweizer Hilfswerke die Max Havelaar-Stiftung, die seither fair gehandelte Produkte zertifiziert. Mitte 1992 hatte TransFair bereits 22 Mitgliedsorganisationen. Im Oktober 1993 findet das Forum Banane I statt. Im November desselben Jahres zählt TransFair 30 Mitgliedsorganisationen. Neue Mitglieder sind: das Kinderhilfswerk terre des hommes, die Katholische Arbeitnehmer Bewegung (KAB), sowie die Evang. Frauenarbeit in Deutschland e.V. Im gesamten Jahr 1993 wurden 3.600 t Rohkaffee (0,6 % am gesamten Rohkaffeeimport in Deutschland) zu TransFair-Bedingungen importiert. Vom 20.-22. Jan. 1995 wird das Forum Banana II bei Hildesheim durchgeführt. Sie ist die Auftaktveranstaltung der bundesdeutschen Bananenkampagne. Im ersten Jahr der Einführung von Schwarztee zu TransFair-Bedingungen werden 400 t Tee importiert. Dies bedeutet einen Marktanteil von 2,5 %.

Im November 1992 zerbrach nach fünf Jahren Zusammenarbeit der Solidaritätsring für dezentrale Importstrukturen zwischen El Puente und Dritte-Welt Partner Ravensburg (und afrassca).

Bereits im April und Mai 1993 verkaufen rund 20.000 deutsche Geschäfte Kaffee mit dem TransFair-Siegel. Unter dem Slogan Weltläden - ein Stück Welt von morgen startet im Frühjahr 1994 die AG3WL und der rsk eine Profilierungskampagne zugunsten der Weltläden. Im Dezember 1994 wurde der Fair Trade e.V. - Verein zur Förderung von Gerechtigkeit im Welthandel, Wuppertal, gegründet.

Zweite Hälfte der Neunziger Jahre

Vom 14. bis 16. Juni 1996 wurde in Köln der erste Fair Trade Kongress Zukunft teilen - Gerechter Handel(n) durchgeführt. Am 20. Juni 1996 übten die Arbeitsgemeinschaft Dritte Welt-Läden (AG3WL) und verschiedene Weltläden massive Kritik an den Umstrukturierungsplänen der gepa. Im September 1996 wurde Honig mit dem TransFair-Siegel eingeführt. Im Oktober 1996 gab die AG3WL, der 130 Weltläden angeschlossen sind, ihre Konvention der Weltläden - Kriterien für den Alternativen Handel heraus. Am 19. Oktober 1996 wurde in Bad Kreuznach das erste Strategieseminar der Kampagne für „Saubere“ Kleidung (Clean Clothes Campaign, kurz: CCC) durchgeführt. Die Zahl der MitarbeiterInnen bei der Importorganisation betrug 13 Voll- und zwei Teilzeitkräfte. Ebenfalls im Oktober 1997 wurde die Konrad-Adenauer-Stiftung e.V. (KAS) Mitglied bei TransFair.

Am 28. Februar 1998 wurde in Köln der erste Förderpreis Jugend kreativ und fairer Handel der aej und des BDKJ verliehen. Im März 1998 wurden die ersten fair gehandelten Fußbälle verkauft. Am 7. März 1998 startete die Kampagne für „Saubere“ Kleidung die Unterschriftenaktion Appell an den Bekleidungshandel. Vom 13. bis 15. März 1998 fand das Forum Banane V in Würzburg statt. Im April 1998 wurden Bananen mit dem Transfair-Siegel eingeführt. Im Mai 1998 hatte Transfair bereits 39 Mitgliedsorganisationen. Vom 10. bis 29. Mai 1998 zog der Global March - Weltweit unterwegs für Kinderrechte auf dem Weg zur ILO-Konferenz in Genf durch Deutschland. Vom 19. bis 21. Juni 1998 wurde in Wuppertal mit 200 Teilnehmern der zweite Fair-Trade-Kongress durchgeführt. Im Sommer 1998 startete die Postkartenaktion Gelbe Karte für adidas! der Kampagne für „Saubere“ Kleidung. Im Juli 1998 feierte die Importorganisation dritte-welt partner Ravensburg ihr zehnjähriges Firmenjubiläum. Am 30. und 31. Oktober 1998 fand in Hattingen das dritte Strategieseminar der Kampagne für „Saubere“ Kleidung statt.

Am 22./23. Januar 1999 fand der bundesweite Aktionstag der Kampagne für „Saubere“ Kleidung staat. An Vertreter der großen Bekleidungs- und Sportartikelkonzerne wurden die Unterschriften mit dem Appell an den Bekleidungshandel überreicht. Am 24. Februar 1999 wurde eine Eilaktion der Kampagne für „Saubere“ Kleidung gestartet. Der Tenor lautete: adidas trotz Zusagen tatenlos. Im Mai 1999 kam Orangensaft mit dem TransFair-Siegel auf den Markt.

2001 bis heute

Im September 2001 fand in Deutschland bundesweit die erste Faire Woche statt, die federführend von TransFair organisiert wurde. Am 17. Dezember 2002 wurde die Servicestelle Kommunen in der Einen Welt gegründet, womit erstmals auf der Welt eine Serviceeinrichtung geschaffenurde, die ein Projekt des Bundes, der Bundesländer und verschiedener weiterer Organisationen darstellte. Ein Aufgabenschwerpunkt war dabei, den Fairen Handel in den Kommunen (Verwaltung, Politik, Nichtregierungsorganisationen) zu etablieren und zu stärken.

Im September 2003 realisierte ein erweitertes Aktionsbündnis die zweite bundesweite Faire Woche in Deutschland. Im Oktober 2003 startete die Informationskampagne fair feels good.

Die damalige deutsche Bundesregierung förderte den Aufbau des Fairen Handels mit 6,5 Millionen Euro zusätzlich. Die Kampagne lief bis Dezember 2005. Ebenfalls im Oktober 2003 zertifizierte die südafrikanische Organisation Fair Trade in Tourism South Africa (FTTSA) erstmals Tourismus-Unternehmen nach Fair-Handels-Kriterien.

Im März 2004 erreichte die fair gehandelte Banane auf dem Schweizer Markt mit 25 Prozent Marktanteil einen beachtlichen Wert. Der 4. Europäische Weltladentag unter dem Motto Gerechtigkeit jetzt (Themen: Dumping, Rohstoffpreise, Marktzugang) wurde am 8. Mai 2004 begangen, in Deutschland kooperierte dieser durch den Weltladen-Dachverband. Vom 20. bis 26. September 2004 fand die dritte bundesweite Faire Woche unter der Schirmherrschaft ver Bundesministerin für Entwicklungshilfe Heidemarie Wieczorek-Zeul statt.

Im Mai 2005 feierte das gepa Fairhandelshaus in Wuppertal sein dreißigjähriges Bestehen. Vom 19. bis 25. September 2005 fand die vierte Faire Woche statt.

Der Discounter Lidl und TransFair verständigten sich am 30. März 2006 in einem Kooperationsvertrag auf eine Zusammenarbeit beim Verkauf von fair gehandelten Produkten.

Quellen

  1. Oxfam International. (n.d.) Rigged Rules and Double Standards URL vom 2. August, 2006.
  2. The Fairtrade Foundation. (n.d.) What is Fairtrade? URL vom 2. August 2006.
  3. European Fair Trade Association. (2006). Definition of Fair Trade URL vom 2. August 2006.
  4. European Parliament (2006). Fair Trade and Development - call for the Commission to act. URL vom 5. August 2006.
  5. Frithjof Schmidt MEP (2006). Parliament in support of Fair Trade URL vom 2. August 2006.
  6. The World Bank Group. (2003). The State of Sustainable Coffee: A Study of Twelve Major Markets
  7. International Fair Trade Association. (2005).Crafts and Food. URL vom 2. August 2006.
  8. Hockerts, K. (2005). The Fair Trade Story. p1