Der Orchesterverein Stuttgart ist ein Zusammenschluss praktizierender Musikliebhaber, dessen Wurzeln bis weit in das 19. Jahrhundert reichen.[1]
Geschichte
Der Orchesterverein Stuttgart, der 1857 gegründet wurde, gehört zu den ältesten Institutionen dieser Art in Deutschland. Die Initiative zur Gründung ging von zwei Enkeln des Stuttgarter Hofdirigenten Johann Zumsteeg (1760-1802) aus, dem Freund von Friedrich Schiller und Johann Heinrich Dannecker und einzigen bedeutenderen Komponisten, den Stuttgart in alter Zeit hervorgebracht hat. Bis in das 20. Jahrhundert betrieb der Verein das einzige reine Symphonieorchester in Stuttgart. Künstlerische Leiter waren dabei Persönlichkeiten aus der professionellen Musikszene. In dieser Zeit war der Verein, der auch gesellschaftliche Veranstaltungen bot, eine im Bildungsbürgertum hoch angesehene Institution. Zu seinen Unterstützern gehörten Honoratioren bis hinauf in das württembergische Königshaus.
Viele Werke der Klassiker wurden in Stuttgart vom Orchesterverein zum ersten Mal aufgeführt, darunter die „Unvollendete“ von Franz Schubert, das „Tripelkonzert“ von Ludwig van Beethoven und die „Nullte Symphonie“ von Anton Bruckner. Zur Programmatik des Orchestervereins gehörte neben der „Aufführung von guten Instrumentalwerken, namentlich älterer Meister“ auch die Präsentation damals zeitgenössischer Stücke, etwa von Richard Wagner, Johannes Brahms und Bruckner. Heute liegt der Schwerpunkt der Aktivität des Orchestervereins bei den großen Werken der Klassik und der Spätromantik bis hin zur klassischen Moderne. Eine Besonderheit waren über viele Jahre Konzerte mit den Solisten des „Stuttgarter Balletts“. Insgesamt hat der Orchesterverein in seiner Geschichte mehr als 500 Konzerte veranstaltet.
Künstler
Immer wieder traten mit dem Orchesterverein international bekannte oder bekannt gewordene Künstler auf, in den zwanziger Jahren des letzten Jahrhunderts etwa Wolfgang Windgassen, Max Pauer und Wilhelm Kempff, in neuerer Zeit Gerhard Oppitz und Dinorah Varsi (Klavier), Micha Maisky (Cello), Albrecht Mayer (Oboe) Aurèle Nicolet (Flöte) sowie Edda Moser und Felicia Weathers (Gesang). Zu seinen Aufgaben zählt der Orchesterverein auch die Förderung junger Solistentalente. Zu den mittlerweile bekannten Musikern, mit welchen man teilweise immer wieder und meist schon im Jugendalter musizierte, gehören Tanja Becker-Bender und Isabelle Faust (Violine) sowie Daniel Müller-Schott und Sebastian Fritsch (Cello). Die rund 80 Mitglieder des Orchesters sind im Wesentlichen Liebhaber. Die Spitzenpositionen einschließlich der des Dirigenten sind mit professionellen Musikern oder Musikpädagogen besetzt. Künstlerischer Leiter des Orchesters ist seit dem Jahre 2011 Alexander Adiarte.
Veranstaltungen
Der Verein, zum dem auch eine große Zahl fördernder Mitglieder gehören, veranstaltet in der Regel drei Konzerte im Jahr. Im Frühjahr und im Herbst tritt das Orchester in voller Stärke im großen Saal der Stuttgarter Liederhalle und im Mai in kammermusikalischer Besetzung im Turmsaal der Musikhochschule auf. Insbesondere bei den Kammerkonzerten kommen auch ausgefallenere Werke, nicht zuletzt aus dem 20. Jahrhundert zur Aufführung. Außerdem wird hierbei Absolventen der Musikhochschule Gelegenheit zum Soloauftritt unter anderem im Rahmen von Abschlussprüfungen gegeben. [2][3][4][5]
Einzelreferenzen
- ↑ Orchesterverein Stuttgart e.V. Abgerufen am 27. September 2021.
- ↑ 100 (EINHUNDERT) JAHRE ORCHESTERVEREIN STUTTGART 1857 - 1957.: (1957) | Antiquariat Hartmut König. Abgerufen am 27. September 2021.
- ↑ Mitgliedsorchester - Bundesverband deutscher Liebhaberorchester e.V. Abgerufen am 27. September 2021.
- ↑ Orchesterverein Stuttgart – 125 Jahre Orchesterverein Stuttgart e.V. Jubiläumskonzert (1982, Vinyl). Abgerufen am 27. September 2021.
- ↑ Konzertkalender - Konzert mit dem Orchesterverein Stuttgart. Abgerufen am 27. September 2021.