DFB-Pokal
Der DFB-Pokal ist der Fußball-Pokalwettbewerb für deutsche Vereinsmannschaften. Er wird jährlich vom Deutschen Fußball-Bund (DFB) veranstaltet.
Geschichte
Am 23. Dezember 1935 wurde zum ersten Mal ein Finale um den deutschen Vereinspokal ausgetragen, damals der Von-Tschammer-Pokal, benannt nach dem Reichssportführer Hans von Tschammer und Osten. Vorbild war der englische Fußball mit seinem alljährlichen Pokalendspiel, welches von 1923 bis 2002 im Londoner Wembley-Stadion ausgetragen wurde.
Das erste Endspiel fand im Düsseldorfer Rheinstadion vor 60.000 Zuschauern statt. Im Finale standen sich der Vorjahres-Meister FC Schalke 04 und der damalige Rekordmeister 1. FC Nürnberg gegenüber. Nürnberg gewann das Spiel etwas überraschend mit 2:0.
Nach dem Zweiten Weltkrieg dauerte es in der Bundesrepublik Deutschland bis 1952, bis der DFB den Vereinspokal wieder ins Leben rief.
An den Sieger wird seit 1965 ein 52 cm hoher Pokal aus vergoldetem Sterlingsilber übergeben. Im Jahre 1991 wurde der Sockel der Trophäe, die acht Liter Flüssigkeit fasst, um 5 cm erhöht, um Platz für weitere Siegergravuren zu schaffen.
In der DDR wurde bereits 1949 ein Pokal eingeführt, der FDGB-Pokal. Da in der DDR zum damaligen Zeitpunkt keine Vereine erlaubt waren, spielten im FDGB-Pokal zunächst die verschiedenen Betriebssportgemeinschaften. Erster Pokalsieger wurde am 28. August 1949 in Halle die BSG Waggonbau Dessau, die die BSG Gera-Süd mit 1:0 bezwang.
Seit 1981 gibt es auch bei den Frauen den DFB-Pokal. Das erste Endspiel gewann die SSG 09 Bergisch Gladbach.
Rekorde
- Rekordpokalsieger: FC Bayern München (13 Titel)
- Längste Siegesserie: Fortuna Düsseldorf (18 Siege in Folge zwischen 1978 und 1981)
- Rekordtrainer (Männer): Karl-Heinz Feldkamp, Hennes Weisweiler, Udo Lattek und Otto Rehhagel (je 3 Titel)
Modus
Alle Spiele im DFB-Pokal werden über eine reguläre Spielzeit von 2 x 45 Minuten ausgetragen. Der Sieger eines Spiels zieht in die nächste Runde ein. Steht es nach der regulären Spielzeit Unentschieden, wird das Spiel um 2 x 15 Minuten verlängert. Steht es auch nach der Verlängerung noch remis, wird der Sieger in einem Elfmeterschießen ermittelt. Die zeitweilig bei anderen Wettbewerben geltenden Modi Golden Goal und Silver Goal wurden im DFB-Pokal bislang nicht angewandt.
Bis 1977 wurde bei einem Unentschieden nach Verlängerung zunächst kein Elfmeterschießen durchgeführt, sondern ein Wiederholungsspiel angesetzt. Dabei kehrte sich das Heimrecht um. Erst wenn es auch im Wiederholungsspiel nach Verlängerung Unentschieden stand, kam es zum Elfmeterschießen. Nachdem das Endspiel im Jahre 1977 zwischen Hertha BSC Berlin und dem 1. FC Köln nach Verlängerung 1:1 endete und erstmalig in der Geschichte des DFB-Pokals binnen zwei Tagen ein Wiederholungsspiel angesetzt werden musste, modifizierte man diese Regelung, da eine so kurzfristige Spielansetzung erhebliche logistische Probleme mit sich brachte. Ab der Saison 1977/78 wurden die Endspiele bei unentschiedenem Spielstand nach Verlängerung sofort per Elfmeterschießen entschieden. Dies war bisher 1984, 1991, 1992 und 1999 der Fall. 1979 wurde das Finale letztmals in der Verlängerung entschieden.
Die Regelung, bei unentschiedenem Spielstand nach Verlängerung ein Wiederholungsspiel anzusetzen, wurde für die Spielrunden bis einschließlich zum Halbfinale auch nach 1977 beibehalten. Da die Ansetzung von Wiederholungsspielen immer wieder zu Terminproblemen führte, wurde der Modus ab der Saison 1991/92 geändert. Seither wird in jeder Runde bei unentschiedenem Spielstand nach Verlängerung sofort ein Elfmeterschießen durchgeführt, um den Sieger zu ermitteln.
Teilnehmer aus den Amateurligen
Neben den 18 Bundesligisten und den 18 Zweitbundesligisten der abgelaufenen Saison qualifizierten sich für die kommende Saison folgende 28 Amateurmannschaften für den DFB-Pokal: die Verbandspokalsieger der 21 Landesverbände und die jeweils Erst- und Zweitplatzierten der abgelaufenen Spielzeit in den Regionalligen Süd und Nord. Da bei den Verbandspokalen die Gewinner der Kreispokale qualifiziert sind, besteht für jede Herrenmannschaft, selbst wenn sie in der untersten Liga spielt, die theoretische Möglichkeit, beim DFB-Pokal antreten zu dürfen. Zudem darf jeweils ein weiterer Amateurklub aus den drei DFB-Landesverbänden, welche die meisten Herrenmannschaften im Spielbetrieb haben (zur Zeit sind dies Bayern, Westfalen und Niedersachsen), am DFB-Pokal teilnehmen. In der Regel sind dies die Verlierer des Verbandspokal-Endspiels. Es ist möglich, dass zwei Mannschaften eines Vereins am DFB-Pokal teilnehmen, diese können allerdings nicht mehr vor dem Finale aufeinandertreffen.
1. und 2. Hauptrunde
Seit der Saison 2000/2001 sind die Vereine der Fußball-Bundesliga wieder verpflichtet, geschlossen an der ersten Hauptrunde teilzunehmen. Dies beschloss der Beirat des Deutschen Fußball-Bundes (DFB) auf seiner Sitzung am 23. Oktober 1999.
Die Paarungen der ersten Runde werden aus zwei Behältern ausgelost, von denen der eine die Mannschaften der Bundesliga und 2. Bundesliga und der andere die Amateur-Mannschaften enthält. Dabei gilt der Status im Spieljahr des auszulosenden Wettbewerbs. Eine Ausnahme gilt für die vier Aufsteiger zur 2. Bundesliga, die abweichend von ihrem Status dem Amateurbehälter zugeordnet werden. Die Amateur-Mannschaften haben Heimrecht. Bei der Auslosung zur zweiten Hauptrunde wird wiederum aus zwei Töpfen gelost. Im ersten sind die Vereine des Lizenzfußballs enthalten, im zweiten die Amateur-Vertreter, denen auch das Heimrecht zufällt. Dabei gilt der Status im Spieljahr des auszulosenden Wettbewerbs. Ab dem Achtelfinale wird nur noch aus einem Behälter gelost. Die dann noch im Wettbewerb verbliebenen Amateur-Vertreter behalten bei Spielen gegen Bundesliga-Klubs weiterhin ihr Heimrecht.
Achtel-, Viertel- und Halbfinale
Die Vorschlussrunden werden aus einem Lostopf gezogen. Der zuerst gezogene Verein hat Heimrecht, es sei denn an einer Spielpaarung nimmt ein Amateurligist teil. Sollte dieser in einer Partie gegen eine Lizenzspielermannschaft an zweiter Stelle gezogen werden, wird das Heimrecht getauscht.
Das Endspiel
Die Sieger der beiden Halbfinalspiele treffen seit 1985 im Berliner Olympiastadion im Finale aufeinander. Bis 1984 wurde der Endspielort relativ kurzfristig festgelegt, nachdem die Finalisten feststanden. Gewählt wurde zumeist ein Ort, der geografisch so lag, dass die Fangruppen beider Vereine einen möglichst gleich weiten Anreiseweg hatten.
Die Entscheidung, das Pokalfinale unabhängig von der Finalpaarung fest in das Olympiastadion im seinerzeit noch geteilten und vom Gebiet der alten Bundesrepublik abgetrennten Berlin zu vergeben, war seinerzeit nicht unumstritten, bewährte sich jedoch schnell. Befürchtungen, viele Fans würden wegen der notwendigen Transitreisen durch die damalige DDR auf einen Besuch des Endspiels verzichten, bewahrheiteten sich nicht.
Das Berliner Olympiastadion wurde schnell zum "deutschen Wembley" und die Endspiele fanden stets vor vollen Rängen statt. Heute ist die Attraktivität des Endspiels so groß, dass viele Fans unabhängig von der Finalpaarung frühzeitig Eintrittskarten bestellen und die zur Verfügung stehenden Kartenkontingente bei weitem nicht ausreichen, um die Nachfrage zu befriedigen. Auch die beteiligten Vereine, die großzügig bemessene Kartenkontingente für ihre Anhänger erhalten, klagen zum Teil heftig, dass die riesige Nachfrage nicht angemessen bedient werden kann. Seitdem ist der Ruf "Berlin, Berlin, wir fahren nach Berlin" bei den Fans der siegreichen Mannschaften sehr beliebt.
Seit der Abschaffung des "Pokalsieger-Wettbewerbs" auf europäischer Ebene darf der Sieger des DFB-Pokals in der nächsten Saison im UEFA-Pokal antreten. Wenn der Sieger sich bereits in der Bundesliga für die UEFA Champions League oder die Champions-League-Qualifikation qualifiziert hat, geht das Recht der Teilnahme am UEFA-Pokal automatisch auf den Verlierer des Endspiels über. Sind beide Endspielteilnehmer bereits für die Champions League oder den UEFA-Pokal qualifiziert, nimmt eine weitere Mannschaft aus der Bundesliga am UEFA-Pokal teil. Von dieser Regelung profitierte in der Saison 2004/2005 Bayer 04 Leverkusen, die als Tabellensechster eigentlich nur für den UI-Cup qualifiziert waren. Da aber die Finalisten Bayern München und der FC Schalke 04 in der Champions League spielen, ging der Platz an Leverkusen.
Modus beim DFB-Pokal der Frauen
Direkt qualifiziert sind die Vereine der Frauenfußball-Bundesliga, der Zweite Frauenfußball-Bundesliga sowie die fünf Aufsteiger zur 2. Bundesliga der abgelaufenen Saison. Dazu kommen die Sieger der 21 Landespokale, sofern sie nicht in die 2. Bundesliga aufgestiegen sind. In diesem Falle darf der Landesverband keine andere Mannschaft melden.
Jeder Verein darf nur mit einer Mannschaft teilnehmen. Zweite Mannschaften, die in der 2. Bundesliga spielen sind nicht teilnahmeberechtigt. Wird eine zweite Mannschaft Landespokalsieger darf der Landesverband eine andere Mannschaft, in der Regel der Pokalfinalist, nachmelden.
Gespielt wird im K.-o.-System über fünf Runden. Steht es nach der regulären Spielzeit unentschieden, so wird das Spiel um zwei mal 15 Minuten verlängert. Sollte es dann immer noch unentschieden stehen wird der Sieger im Elfmeterschießen ermittelt. Im Finale gibt es keine Verlängerung sondern gleich Elfmeterschießen.
In der ersten Runde werden nur so viele Partien ausgelost, wie es erforderlich ist, das Teilnehmerfeld auf 32 Mannschaften zu reduzieren. Die übrigen Vereine erhalten ein Freilos. Die erforderliche Anzahl an Freilosen wird vor Beginn der Auslosung an die in der Abschlusstabelle bestplatzierten Vereine der Frauen-Bundesliga verteilt.
Die erste, zweite und dritte Runde werden getrennt in regional ausgelosten Gruppen gespielt. Die Zuteilung der qualifizierten Vereine zu diesen Gruppen erfolgt durch den DFB-Ausschuss für Frauenfußball nach geographischen Gesichtspunkten. Der DFB-Ausschuss für Frauenfußball kann zwei oder vier Gruppen festlegen, wobei er in der dritten Runde auf die Festlegung von Gruppen verzichten kann.
Pokalsensationen
Gerade die Teilnahme (oft namhafter) unterklassiger Vereine sorgt für Spannung und Anziehungskraft des DFB-Pokals. Fast jede Saison gelingt es Amateurvereinen, Vereine aus der 1. oder 2. Liga auszuschalten. Bekannte Beispiele hierfür waren in den letzten Jahren der FV 09 Weinheim, der TSV Vestenbergsgreuth und der 1. FC Magdeburg, die den Rekordmeister Bayern München bezwangen. Die Amateure von Hertha BSC Berlin sowie die damaligen Drittligisten Energie Cottbus (1997) und 1. FC Union Berlin (2001) schafften es sogar ins Endspiel. Die größten Sensationen gelangen bisher wohl Kickers Offenbach und Hannover 96. Beide Vereine gewannen den Pokal als Nicht-Bundesligist.
Eine besondere Kuriosität prägte den DFB-Pokalwettbewerb in der Saison 1982/83: Zum ersten und bislang einzigen Mal kamen beide Finalisten aus der selben Stadt. Im Köln-Müngersdorfer Stadion standen sich der Bundesligist 1. FC Köln und der Zweitligist SC Fortuna Köln gegenüber. Der favorisierte Bundesligist gewann das Finale mit 1:0.
Die vielen Überraschungen und der vielbeschworene eigene „Pokalcharakter“, das heißt die Eigenschaft, dass es in einem Spiel um alles oder nichts geht und in jedem Fall ein Sieger ermittelt wird, machen den besonderen Reiz des Pokalwettbewerbs aus. Eine bekannte Floskel lautet: „Der Pokal hat seine eigenen Gesetze“.
Der schiefe Pokal
Im Jahre 2002 ließ Schalke-Manager Rudi Assauer den Pokal (nach eigenen Angaben aus Leichtsinn) fallen, und beschädigte diesen dabei. Wochenlang war der schiefe Pokal zu Schalke im Schalke-Museum ausgestellt, bis er für einen Preis von rund 32.000 Euro repariert wurde.
Pokalendspiele und Pokalsieger
Pokalsieger (nach Anzahl):
Literatur
- R. Grengel, Das Deutsche Wembley: 60 Jahre Vereinspokal, Berlin 1994.
- M. Kropp, DFB- Pokal Vereinsalmanach, Kassel 2000.
- B. Milani et al., Sternstunden des Sports, DFB-Pokal, 2001.