Dieser Beitrag beschäftigt sich mit ADS als Verhaltungsauffälligkeit. Für weitere Bedeutungen siehe: ADS (Begriffsklärung)
Das Aufmerksamkeitsdefizit-/Hyperaktivitätssyndrom (ADHS), in der Schweiz auch Psychoorganisches Syndrom (POS), früher bekannt als Hyperkinetisches Syndrom (HKS) oder Minimale Cerebrale Dysfunktion (MCD), entwickelt sich zu einer der bei Kindern am häufigsten als Krankheit diagnostizierten Verhaltensauffälligkeiten. Die häufigen, jedoch ungenauen und widersprüchlichen Presseberichte zu diesem Thema mystifizieren ADHS eher, als die Öffentlichkeit darüber aufzuklären. Doch auch auf dem wissenschaftlichen und politischen Sektor werden zur Zeit hitzige Diskussionen bezüglich ADHS geführt.
ADHS betrifft ca. 3-5 % aller Kinder in Deutschland. Rein rechnerisch bedeutet das, dass in jedem Klassenzimmer druchschnittlich etwa ein betroffenes Kind sitzt. Und nach neuesten Erkenntnissen geht man davon aus, dass ADHS bei ca. 80 % der Betroffenen auch noch im Erwachsenenalter auftritt.
Überblick
Nach dem aktuellen Stand der Wissenschaft ist ADHS ein erbliches Ungleichgewicht im Dopaminstoffwechsel, vorwiegend in der frontostriatalen Gehirnregion des menschlichen Gehirns. Neuesten Studien zufolge kann nicht mehr ausgeschlossen werden, dass auch Besonderheiten im Norepinephrinstoffwechsel bei ADHS eine Rolle spielen. (vgl. Krause, Dresel, Krause in psycho 26/2000 S.199 ff. m. weit. Nachw.) Allerdings sind diese Thesen umstritten. Ob und in welcher Weise ein erbliches Ungleichgewicht des Dopaminstoffwechsels vorliegt, ist nicht eindeutig belegt. Vor allem wird es in der Diagnostik auch gar nicht festgestellt. Und ob vor allem ein solches fragliches Ungleichgewicht die Ursache von ADHS ist, ist nicht belegt. Es kann auch die Folge von anderen (Umwelt-)Einflüssen auf das sich entwickelnde Gehirn sein.
Was ist ADS ?
Heinrich Hoffmann beschrieb als erster in seinem Buch "Der Struwelpeter" Mitte des 19. Jahrhunderts die Symptome von ADS. Es ist davon auszugehen, das der Autor selber unter dieser Störung litt. Die Kernsymptome von ADS sind:
1.Aufmerksamkeits- und Konzentrationsunbeständigkeit
2.Impulsivität
3.Hyperaktivität
Im Diagnostischen Manual DSM-IV werden die Erscheinungsbilder von ADS in 3 Hauptgruppen unterteilt :
1.ADS, kombinierter Typ (häufigste Erscheinungsform mit allen 3 Kernsymptomen im Vordergrund)
2.ADS, vorwiegend unaufmerksamer Typ (entspricht der Diagnose ADS ohne hyperaktivität)
3.ADS, vorwiegend hyperaktiver-impulsiver Typ
Um die vorgenannten drei Kernsymptome ranken sich über 100 Einzelsymptome, die in unterschiedlich starken Ausprägungen auftreten können, aber in der Regel nicht alle gleichzeitig vorhanden sind.
Aufmerksamkeits- und Konzentrationsunbeständigkeit
- leicht ablenkbar
- wenig Ausdauer bei Spiel und Sport
- fängt alles an, bringt nichts zu Ende
- hat Schwierigkeiten, Anweisungen zu befolgen
- viele Flüchtigkeitsfehler bei Schularbeiten
- kann Hausaufgaben nicht in angemessener Zeit erledigen
- Probleme beim Organisieren von Aufgaben und Aktivitäten
- oft vergesslich
Impulsivität
- unvorhersehbares Verhalten, fasst einen Entschluss und führt ihn blitzschnell aus, ohne an die Folgen für sich und andere zu denken
- platzt in der Klasse mit Antworten heraus, bevor die Frage vollständig gestellt wurde.
- platzt in das Spiel anderer Kinder hinein
- kann nicht warten, bis es an der Reihe ist
- achtet nicht auf Gefahren für sich und andere
Hyperaktivität
- zapplig, immer in Bewegung
- kann nicht stillsitzen
- ruhelos, rennt ständig umher, redet oft übermäßig viel
- fällt beim Spielen durch übermäßige Lautstärke auf.
Hypoaktive ADS-Kinder
Dieser ADS-Typ fällt oft erst im Jugendalter auf. In den meisten Fällen sind Mädchen davon betroffen. Im Gegensatz zu Hyperaktiven sind Hypoaktive ruhig und verträumt. Sie können sich sehr gut alleine beschäftigen, und sind in ihrer eigenen Welt oft zufrieden. Erst mit konkreten Leistungsanforderungen, bekommen sie ihre Probleme. Manchmal schon im Kindergarten, meistens jedoch erst in der Schule. Diese sogenannten 'Träumer' werden plötzlich mit der Welt der Leistungsanforderungen, der Gruppenregeln und einer Verhaltensnorm konfrontiert, die sie erschreckt und schon nach wenigen Schuljahren an ihre Grenzen bringt. Typischerweise kommt es zu einem unerklärlichen Versagen in der Schule. Vorhandenes Potential wird nicht ausgeschöpft, und die Kinder werden zunehmend frustriert. Dadurch werden diese Kinder nicht selten als dumm und nutzlos bezeichnet, obwohl meist eine überdurchschnittliche Intelligenz vorhanden ist.
Ob es wirklich "hypoaktive" Kinder gibt, ist sehr umstritten. Meist handelt es sich bei genauer Untersuchung um depressiv-neurotische und/oder psycho- oder sensomotorisch entwicklungsgestörte, seltener auch körperlich kranke Kinder.
Ursachen von ADS
Über die Ursachen von ADS sind viele Fachleute noch strittig. Fast alle Experten betonen jedoch, dass heutzutage nicht mehr Kinder betroffen sind als früher. Diese Störungen treten in der heutigen Zeit lediglich verstärkt und offensichtlicher hervor. Reizüberflutungen durch Computer, Handys und Fernsehen, sowie erhöhte Strukturlosigkeit in der Familie, Schule und Umwelt bewirken, dass ADS-Kinder noch weniger kompensieren können. Deshalb geraten sie auch mehr in Not und fallen auf. In den letzten 30 Jahren wurden am häufigsten Erziehungsfehler, Elternproblematik, Vernachlässigung und frühkindliche Traumata für die Ursachen von ADS gehalten und die Störungen als soziales und pädagogisches Problem angesehen. Die meisten neueren Untersuchungen sind sich jedoch einig, dass diese Faktoren nicht die Ursachen sind, wohl aber die Ausprägungen und das Erscheinungsbild erheblich beeinflussen können. Man stellte fest, dass Kinder in heilen Familien genauso häufig von ADS betroffen sind wie Kinder in gestörten Familien. Meist finden sich in den Familien mehrere unauffällige Kinder und nur ein "Problemkind".
Heutzutage hält man eine angeborene Stoffwechselstörung für die Ursache, die wahrscheinlich von einem Elternteil vererbt wird. Ein genetischer Defekt oder eine Störung zur Zeit der Gehirnentwicklung führen zu einer Andersartigkeit, zu einer minimalen Funktionsstörung des Neurotransmitter-Systems unseres Gehirns. Eine Störung in Zusammensetzung und Abbau oder einem Mangel an diesen Überträgersubstanzen führt zur gestörten Reizweiterleitung und Reizverarbeitung und damit zur mangelhaften Information.
Insgesamt ist sowohl ungeklärt, ob es ADHS als spezifisches, abgrenzbares Krankheitsbild überhaupt gibt, als auch, was die Ursachen sein könnten. Neben einer Dopamin-Defizit-Hypothese wird neuerdings auch das Gegenteil, nämlich eine Dopamin-Überschuss-Hypothese diskutiert. Es ist sogar noch unklar, ob allein das Dopaminsystem an den Auffälligkeiten beteiligt ist, oder ein kompliziertes Zusammenspiel unterschiedlicher Transmitter, ohne dass man etwas über Ursachen und Folgen wüsste. Ebenso ist die Spezifität genetischer Beteiligungen nicht belegt. An allem Leben sind Gene irgendwie beteiligt. Inwieweit die bisherigen Genbeteiligungen bei ADHS wirklich spezifisch sind, ist nicht geklärt. Auch sonst gibt es keine seriösen wissenschaftlichen Studien, die die Ursächlichkeit körperlicher-hirnfunktioneller-hirnmorphologischer etc. Befunde für ADHS belegen. Aus dem gleichzeitigen oder parallelen Auftreten von Verhalten und Hirnbesonderheiten lassen sich keine Kausalschlüsse über Ursache und Folge ziehen. Genauso gut können die Hirnbefunde auch die Folge bestimmter chronischer Hirnnutzungsbedingungen (sprich: Erfahrungen) sein.
Positive Eigenschaften von ADS-Kindern
Bei alledem sollte man auch die positiven Eigenschaften von ADS-Betroffenen hervorheben: Sie sind meist
- überdurchschnittlich intelligent
- lebhaft
- kreativ
- humorvoll
- sehr gerecht
- tierlieb
- hilfsbereit
- phantasievoll
- sensibel
- charmant
- aufgeweckt
- gutmütig
ADS und Hochbegabung
Ein hochbegabtes ADS-Kind ist meist doppelt schwierig - und auch doppelt schwierig zu erkennen, da die beiden "Probleme" sich gegenseitig überlagern. Die Merkmale von ADS und Hochbegabung können durchaus ähnlich sein. So kann Hochbegabung mit ADS und ADS mit Hochbegabung leicht verwechselt werden. Eine Verwechslung von ADS und Hochbegabung lässt sich allerdings durch einen gängigen Intelligenztest schnell ausschließen. Im Übrigen ist nirgends belegt, dass es hochbegabte Kinder mit einer von ihrer Hochbegabung unabhängigen ADHS gibt.
Auswirkungen
Intelligente und speziell hochbegabte Kinder sind von ADS weit schwerer betroffen als normal intelligente Kinder mit ADS. Dank ihrer hohen Intelligenz können sie sich über längere Zeit anpassen und integrieren; sie können durchaus geeignete Strategien im Umgang mit der mangelnden Aufmerksamkeit oder Konzentrationsstörung entwickeln. So fallen sie natürlich den Lehrern und Lehrerinnen nicht weiter auf. Probleme treten meistens in höheren Klassen auf. Dann aber können sich die Konzentrationsstörungen rasch und deutlich bemerkbar machen und zu starken Selbstkrisen führen.
Medizinische Sicht
Während bei einer funktionellen Kernspintomographie an ADHS-Patienten eine verringerte Aktivierung im rechtsseitigen präfrontalen System sowie eine erhöhte frontale und verringerte striatale Aktivierung bei go/no-Aufgaben festgestellt wurden, liefern normale nicht-studiengebundene Methoden wie Computertomographie (CT) und (normale) Kernspintomographie (MRT) keinen Anhaltspunkt für das Vorliegen von ADS bei einem Betroffenen.
Bei der Positronen-Emissions-Tomographie (PET) wurde ein um 8,1 % verminderter Glucoseumsatz im linken Frontallappen und bei der Single Photon Emissionscomputertomografie (SPECT) eine geringe Durchblutung des Frontallappens und des Striatums sowie eine erhöhte Dopamintransporter-Konzentration im Striatum festgestellt. (Dougherty et al. in Lancet 354 (1999) 2132-2133; Dresel et al. in Eur.J.Nucl.Med. 25 (1998) 31-39).
Aus den Ergebnissen unzähliger Zwillingsstudien kann zudem geschlossen werden, dass ADS erblich ist und im familiären Verband selten einmalig auftritt.
Tiefenpsychologische Sicht
Aus Sicht der Entwicklungspsychologie wird es für unwahrscheinlich gehalten, dass die entsprechenden Symptome auf einem "angeborenen Stoffwechseldefekt" basieren. Vielmehr müssten frühkindliche lebensgeschichtliche Faktoren als ursächlich angesehen werden.
"Aus meiner Erfahrung ist die Aufmerksamkeitsstörung fast immer ein Wegweiser des Kindes auf eine seelische Notlage in ihm selbst und in seinen Beziehungen zu seinen Eltern und seiner Umwelt."
(...)
"ZUM SCHLUSS EIN EINIGUNGSVORSCHLAG:
Lassen Sie uns die explizite Formulierung: "Wirksame Therapieformen sind Verhaltenstherapie und Pharmakotherapie." in den Therapieleitlinien und Stellungnahmen der kinder- und jugendpsychiatrischen Fachgremien ersetzen durch: "Wirksame Therapieformen sind beziehungsorientierte kinderpsychiatrische Therapien (entwicklungsfördernde, übende, strukturierende, lösungsorientierte, systemisch und tiefenpsychologisch orientierte Methoden) sowie anerkannte Psychotherapien (Verhaltenstherapie, tiefenpsychologisch fundierte und analytische Therapie). Psychopharmakotherapie ist wirksam und sollte ggf. unterstützend eingesetzt werden."
Alle Zitate aus: Klette, Diagnostik und Therapie bei Aufmerksamkeitsstörung aus tiefenpsychologischer Sicht, vorgetragen auf der Konsensus-Konferenz des BKJPP, Würzburg 2001
Weblink: http://www.kinderpsychiater.org/forum/for201/adhd.htm.
Die Behandlung von ADS
Voraussetzung für jede Behandlung von ADS ist eine fundierte Diagnose durch einen mit der Materie vertrauten Arzt, Psychiater oder Psychotherapeuten, die auch Differentialdiagnosen und eventuelle begleitende Krankheiten (z.B. Depression, Angststörungen->Angstkrankheit) berücksichtigt.
Ziel der Behandlung ist es, das vorhandene, individuelle und oft sehr große Potential auszuschöpfen, die sozialen Fähigkeiten auszubauen und eventuelle Begleitstörungen zu behandeln. Im Allgemeinen sollte die Behandlung "multimodial" erfolgen, das heißt, es sollten parallel mehrere Behandlungsschritte durchgeführt werden.
Information
Eingehende Information über ADS ist ein wesentlicher Bestandteil der Therapie. Das gilt für Erwachsene mit ADS, für Eltern und auch für Kinder mit ADS. Betroffene sollten Bescheid wissen über die Art der Störung (ADS ist keine Geisteskrankheit, kein Schwachsinn und keine Faulheit), die Symptome, die konkreten Schwierigkeiten, die durch ADS im Alltag verursacht werden können und Behandlungsmöglichkeiten. Ebenso sollten sie aufgeklärt sein bezüglich der diversen wissenschaftlich nicht fundierten Behauptungen über ADS (sie werden im Alltag bestimmt damit konfrontiert werden). Auch bei Kindern ist eine altersgemäße Aufklärung sehr wichtig.
Neben dem ärztlichen Gespräch gibt es gute Bücher, sowohl für Eltern als auch für betroffene Erwachsene und Kinder, wobei diese Bücher oft auch im Aufbau auf die Art der Störung Rücksicht nehmen (wenig Fließtext, viele Zeichnungen, etc.).
Ritalin
Ritalin gehört zur Gruppe der Psychopharmaka. Ritalin soll die Symptome von ADS lindern, kann sie aber nicht heilen. Das Medikament ist unter Ärzten heftig umstritten. Während viele es empfehlen,warnen aber auch einige vor den Nebenwirkungen. Vor allem die Skepsis der Eltern, die ihre Kinder nicht "ruhig stellen" wollen, führt dazu, das Ärzte dieses Mittel, das bereits seit 1953 auf dem Markt ist, zurückhaltend verschreiben.
Die Wirkung des Medikaments zeigt sich bei hyperaktiven Kindern bereits nach einer halben Stunde. Die Kinder werden ausgeglichener und aufmerksamer.
Die Liste der Nebenwirkungen ist lang. Dazu zählen: Bauchschmerzen, Kopfschmerzen, Appetitlosigkeit, Schlaflosigkeit etc. Ritalin fällt unter das Betäubungsmittelgesetz. Eine Abhängigkeit wurde bis jetzt aber nicht beobachtet. Dies gilt jedoch nur für ADS-Betroffene. Bei Nicht-ADS-Betroffenen warnen die Hersteller vor einem Missbrauch des Medikaments. Die Warnung vor einem Missbrauch ist aber auch bei Menschen angezeigt, die unter ADHS-Symptomen leiden, weil diese Symptome vieldeutig sind und ihnen keineswegs immer eine Hirnfunktionsstörung zugrunde liegen muss. Wie Moll, Hüther u.a. gezeigt haben, erzeugt Ritalin bei Ratten im Hirnentwicklungsstadium bleibende Hirnschäden. Wenn der ADHS außerdem kein Dopamindefizit, sondern sogar ein Dopaminüberschuss zugrunde liegen sollte, ist die dauerhafte Ritalingabe möglichweise auch beim Menschen hirnschädigend, wie Hüther darlegt. Langzeitstudien zur Methylphenidatwirkung besonders auf das unreife Gehirn bei Kleinkindern fehlen allerdings noch.
Neben Ritalin gibt es noch andere Medikamente wie z.B. Medikinet, das die gleiche Wirkung wie Ritalin hat.
Psychotherapie
ADS ist nicht heilbar und gemäß Vergleichsstudien verschiedener Therapien ist Psychotherapie allein wesentlich weniger wirksam als eine Kombination von Pharmakotherapie und Psychotherapie. Andererseits ist ADS, insbesondere im Erwachsenenalter des öfteren mit anderen Störungen (Depressionen, Angstzustände) verbunden, die gut auf eine Psychotherapie ansprechen. Ebenso ist es eine Realität, dass ADS-Betroffene im heutigen Umfeld von Schule und Beruf zahlreiche Misserfolge erleben, die sich sehr schlecht auf das Selbstbewusstsein auswirken können, besonders wenn sie für den Betroffenen nicht erklärbar sind (kein Problem mit höherer Mathematik aber nicht fähig Rechnungen pünktlich zu bezahlen). Weitere Probleme, bei denen eine Psychotherapie helfen kann, sind die notorisch schlechte Selbstbeurteilung von ADS-Betroffenen und das mangelnde Geschick im sozialen Umgang. Am häufigsten werden dabei verhaltenstherapeutische Psychotherapien wie kognitive Verhaltenstherapie angewandt.
Dass ADS nicht heilbar sei, ist allerdings nirgends wissenschaftlich belegt. Wie sollte es auch, denn die ihr angeblich zugrunde liegende organisch-hirnfunktionelle Störung ist selbst nicht eindeutig belegt und wird auch diagnostisch bzw. therapiebegleitend nirgends erfasst oder kontrolliert. Wenn -wie bei anderen Verhaltensstörungen auch- Heilung durch dauerhaftes Verschwinden der Symptome definiert wird (und anders kann man es auch bei ADHS nicht definieren), dann ist sie durchaus heilbar, wie vielfältige klinische Erfahrungen belegen.
Coaching
Beim Coaching geht es darum, gemeinsam mit dem Betroffenen Strategien für die Organisation und Bewältigung des Alltags und das Erreichen von persönlichen Zielen zu entwickeln.
Alternative Behandlungsmethoden
Neben den von der Schulwissenschaft empfohlenen Behandlungsmethoden gibt es auch andere Ansätze:
Seit den 90ern gibt es den NLP-Ansatz ( D. Blackerby). Die Grundannahme für die Anwendung von NLP-Wissen besteht darin, dass die Symptome durch die "innere Wahrnehmung" des Einzelnen verursacht werden. Mit NLP-Wissen wird die Struktur der inneren Wahrnehmung erforscht und auch gezielt beeinflusst.
Andere Ansätze befassen sich mit der Ernährung, z.B. Nachtkerzenöl oder gewisse Algenarten als Nahrungszusatz, andererseits auch konsequenter Verzicht auf Zucker und Nahrungszusätze.
Diskussion
ADS - eine Gabe?
ADS wird offiziell als ernstzunehmende Störung eingestuft, doch sind viele (auch Betroffene) anderer Ansicht. Sie betrachten ADHS als Gabe. In seinem Buch Eine andere Art die Welt zu sehen hat Thom Hartmann die Theorie aufgestellt, dass die Betroffenen des ADS aus genetischer Sicht "nur" die Nachfahren der steinzeitlichen Jäger und Sammler (Hartmann nennt sie daher "Hunter") seien. In seinem 2000 erschienenen Buch ADD: Veränderungen selbst bewirken plädiert Hartmann dafür, ADD als eine Eigenschaft zu sehen, die durchaus verändert/behoben werden kann.
Die Vertreter dieser Ansicht finden angebliche Hinweise auf ein Vorliegen von ADS in der Lebensgeschichte vieler berühmter Persönlichkeiten der Weltgeschichte. Beispiele sind Hans Christian Andersen, Ludwig van Beethoven, Winston Spencer Churchill, Walt Disney, Thomas Edison, Albert Einstein, Benjamin Franklin, Robert und John F. Kennedy, Theodore Roosevelt, Jules Verne und die Gebrüder Wright. Allerdings sind solche post mortem-Diagnosen natürlich mit Vorsicht zu genießen.
Eine Störung wie ADS als Gabe zu betrachten mag dem Leser suspekt erscheinen, jedoch ist es ein Aspekt, den man bei der Diskussion um ADS nicht aus den Augen verlieren sollte.
Wieder andere Fachleute gehen nicht davon aus, dass es sich bei ADS überhaupt um ein einheitliches, abgrenzbares und spezifisches Syndrom handelt, sondern um einen sehr unspezifischen diagnostischen "Sammeltopf". Wenn man Menschen mit der Diagnose "ADHS" genauer untersucht, findet man, dass die Probleme nahezu bei jedem einen anderen Hintergrund haben und die Unterordnung unter eine gemeinsame Diagnose sehr willkürlich ist.
Die kritische Position zu ADS als Diagnose
Literatur
- Amft,Hartmut u.a.: Kinder mit gestörter Aufmerksamkeit. Stuttgart, Berlin, Köln 2002.
- Bovensiepen, Gustav u.a.: Unruhige und unaufmerksame Kinder. Frankfurt 2002
- Diller, Lawrence: ADS & Co: Braucht mein Kind Medikemente? Düsseldorf 2003.
- DÖPFNER, Manfred, SCHÜRMANN, Stephanie & LEHMKUHL, Gerd. Wackelpeter und Trotzkopf. Hilfen für Eltern bei hyperkinetischem und oppositionellem Verhalten. Weinheim: Beltz, 2000.
- DÖPFNER, Manfred. Hyperaktivität und Impulsivität. In: D.H. ROST (Hrsg.). Handwörterbuch der pädagogischen Psychologie. Weinheim: Beltz, 2001. (260-265)
- DÖPFNER, Manfred. Hyperkinetische Störungen. In: F. PETERMANN (Hrsg.). Lehrbuch der klinischen Kinderpsychologie. Göttingen: Hogrefe, 2000. (152-179)
- Don Blackerby Rediscover the Joy of Learning, 1996 (Auszug in MultiMIND/NLP aktuell, 1/2004
- Hallowell und Ratey, Zwanghaft zerstreut. Die Unfähigkeit aufmerksam zu sein. ISBN 3499607735
- Hüther, G. u. BonneyH.: Neues vom Zappelphilipp. Düsseldorf 2002.
- Paul Wender, Aufmerksamkeits- und Aktivitätsstörungen bei Kindern, Jugendlichen und Erwachsenen, ISBN 317017097X
- Sari Solden, Die Chaos-Prinzessin ISBN 3933067022 - Spezifisch über ADHD bei Frauen
- Thom Hartmann, Eine andere Art, die Welt zu sehen, ISBN 3795007356
- Thom Hartmann, ADD: Veränderungen selbst bewirken, Schmidt-Römhild 2000
- Lynn Weiss, Eins nach dem anderen... Das ADD-Praxisbuch für Erwachsene ISBN 387067833X
- Sponsel, Rudolf (2003). Handbuch der AD-H-D-Diagnostik und Differentialdiagnostik bei Erwachsenen. AD-H-D-Test, verbale Grundschul-Zeugnis-Analyse, DSM-IV-Rückblick mit Teil-Leistungs-Schwächen, Alltagsauswirkungen und Lebenszufriedenheitskurve. Differential-diagnostische Diskussion und Fallbesprechungen, auch schwieriger Komorbiditäts-, Grenz- und Problemfälle. Erlangen: IEC-Verlag.
- Sponsel, Rudolf (2003). Prozentrangnormen und Kennwerte zur Handanweisung des AD-H-D-Tests für Erwachsene (enthält auch DSM-IV-Rückblick Prozentrangnormen [Schnelltestprüfung]). Erlangen: IEC-Verlag.
Weblinks
- ADD-Online Website von einem Arzt und einem Psychologen
- Hypies - Aus der Sicht von Betroffenen
- J. Martinus: Aufmerksamkeitsdefizitstörung, hyperaktiv, verhaltensgestört oder was? http://www.paediatrica.de/dat_med/ads.htm
- Internationale Konsensus-Erklärung zur ADHS (Aufmerksamkeitsdefizit-/Hyperaktivitätsstörung) Stand der Wissenschaft, 2002
- http://www.sgipt.org/gipt/hypak/info0.htm (IP-GIPT AD-H-D Überblicksseite)
- Aktuelle Forschungsergebnisse, Tests und Fachliteratur zum Thema ADHS
- Hier wird ADHS kritisch hinterfragt