Württemberg ist ein historisches Territorium, das sich im 11. Jahrhundert aus dem Herrschaftsgebiet des Adelsgeschlechts der Württemberger herausbildete. Ab dem 12. Jahrhundert bis 1495 war Württemberg eine Grafschaft des Heiligen Römischen Reiches deutscher Nation, danach Herzogtum. 1806 wurde es zum Königreich erhoben. 1918 würde der Freie Volksstaat Württemberg ausgerufen. Nach 1945 wurde Württemberg auf die Staaten Württemberg-Baden und Württemberg-Hohenzollern aufgetteilt. Heute ist Württemberg ein namensgebender Teil des Bundeslandes Baden-Württemberg und befindet sich in dessen Osten; daneben gab es bis 1793 linksrheinische Gebiete im Elsass und um Montbéliard. Für die ausführliche Darstellung der Geschichte Württembergs als Staat siehe Königreich Württemberg und Volksstaat Württemberg.

Namensgebung
Der Name Württemberg leitet sich vom Wirtemberg in Stuttgart-Rotenberg (Stadtbezirk Stuttgart-Untertürkheim) ab. Dieser wiederum ist eventuell nach dem in Luxemburg, der möglichen Heimat des Geschlechts der Württemberger, gelegenen Wirdeberg benannt oder lokalen, keltischen Ursprungs (*Wirodunum). Auf dem Wirtemberg stand bis 1819 die ehemalige Stammburg Wirtemberg aus dem 11. Jahrhundert, an deren Stelle 1824 eine Grabkapelle für Königin Katharina von Württemberg errichtet wurde.
Die Schreibweise Württemberg wurde mit der Erhebung zum Königreich Württemberg durch Napoleon zur offiziellen Landesbezeichnung. Der Legende nach sollte damit auch der Verballhornung zu "Wirt am Berg" entgegen gewirkt werden.
Geschichte
Das Haus Württemberg trat erstmals in der zweiten Hälfte des 11. Jahrhunderts auf. Erster urkundlich benannter Vertreter ist 1081 Konrad I., der vermutlich auch der Erbauer der Burg Wirtemberg war.
Grafschaft bis 1495
Im 12. Jahrhundert erlangten die Württemberger das Grafenamt. Mit dem Ende der Stauferherrschaft in Schwaben um 1250 waren die Voraussetzungen für die territoriale Erweiterung der Grafschaft Württemberg geschaffen. Durch die Heirat des Grafen Ulrich I. mit Mechthild von Baden im Jahr 1251 kam die spätere Hauptstadt Stuttgart zu Württemberg. Weitere Vergrößerungen der Herrschaft wurden hauptsächlich unter Graf Ulrich III. (1325–1344) und unter Graf Eberhard III. (Eberhard der Milde) (1392–1417) erreicht. Herausragend ist dabei die Erwerbung der Grafschaft Mömpelgard durch das Eheversprechen des späteren Grafen Eberhard IV. mit Henriette von Mömpelgard am 13. November 1397. Am 25. Januar 1442 wurde der Nürtinger Vertrag zwischen Ludwig I. und seinem Bruder Ulrich V. geschlossen. Dieser spaltete Württemberg in zwei Teile. Der Stuttgarter Teil unter Ulrich V. umfasste die Städte Cannstatt, Göppingen, Marbach, Neuffen, Nürtingen, Schorndorf und Waiblingen; zum Uracher Teil unter Ludwig I. gehörten die Städte Balingen, Calw, Herrenberg, Münsingen, Tuttlingen und Tübingen. Mömpelgard wurde nach dem Tod der Mutter der beiden Grafen Henriette von Mömpelgard 1444 zunächst dem Uracher Landesteil zugeschlagen.
Mit dem Münsinger Vertrag vom 14. Dezember 1482 und dem Esslinger Vertrag vom 2. September 1492 gelang es dem Grafen von Württemberg-Urach und späteren Herzog Eberhard im Bart, die Teilung Württembergs wieder aufzuheben. Der kinderlose Eberhard im Bart wurde alleiniger Herrscher des wiedervereinigten Lands. Die Nachfolge wurde auf den amtierenden Graf von Württemberg-Stuttgart Eberhard VI. festgelegt, der das Land aber gemeinsam mit einem Zwölferausschuss aus der sogenannten Ehrbarkeit, den Vertretern der adeligen und nicht-adeligen Stände im Land, regieren sollte.
Herzogtum von 1495 bis 1806
Am 21. Juli 1495 wurde Württemberg zum Herzogtum erhoben. Noch im selben Jahr gab Eberhard I. (Eberhard im Bart) dem Herzogtum seine erste Landesordnung. Nach seinem Tod 1496 und dem Putsch der Ehrbarkeit gegen Eberhard II. 1498 war die erste Hälfte des 16. Jahrhunderts unter Herzog Ulrich von Krisen und militärischen Auseinandersetzungen gekennzeichnet, die erst unter Herzog Christoph ihren Abschluss fanden. Nach Steuererhöhungen kam es 1514 zu Aufständen der Bauern („Armer Konrad“), die Ulrich blutig niederschlug. Nachdem er 1519 die Freie Reichsstadt Reutlingen überfiel, wurde er von den Truppen des Schwäbischen Bundes unter Anführung von Georg Truchsess von Waldburg-Zeil (genannt „Bauern-Jörg“) aus Württemberg vertrieben. Erst 1534 gelang es ihm mit Hilfe des hessischen Landgrafen Philipp I., sein Land zurückzuerobern. Nach seiner Rückkehr aus dem Exil führte er ab 1534 die Reformation in Württemberg ein. Hierbei standen ihm die Reformatoren Ambrosius Blarer, Johannes Brenz und Erhard Schnepf zur Seite. Anfänglich war die württembergische Reformation der Versuch einer Vermittlung zwischen der zwinglianischen und der lutherischen Ausrichtung. Mit der Entlassung Blarers 1538 war jedoch der Weg frei für eine rein lutherisch geprägte Fürstenreformation, die mit der Säkularisierung von Kirchengut einherging. Herzog Christoph setzte den Aufbau der staatlichen Strukturen konsequent fort, die bereits unter Eberhard I. begonnen wurde. Sehr viele Regelwerke und Gesetze wurden unter seiner Regentschaft erarbeitet. Herausragend sind dabei die Große Kirchenordnung von 1559, die alle bisherigen staatlichen und kirchlichen Regelungen kodifizierte und erweiterte. Nachdem Christophs Sohn Herzog Ludwig 1593 kinderlos verstarb, ging die Herrschaft auf Friedrich I. aus der Seitenlinie Württemberg-Mömpelgard über. Seine Politik war darauf ausgerichtet, die Privilegien der Ehrbarkeit zurückzuführen und den Adel zu stärken. Dies und seine merkantilistische Wirtschaftspolitik weisen Friedrich klar als Vertreter des frühen Absolutismus aus. Unter seinem Baumeister Heinrich Schickhardt entstanden viele Bauwerke im Stil der Renaissance.
Im Dreißigjährigen Krieg 1618 bis 1648 gehörte Württemberg zu einer der meistbetroffenen Regionen überhaupt. Ab 1628 stand das Land mehr oder weniger dauerhaft unter der Kontrolle fremder Truppen. Durch das Restitutionsedikt Kaiser Ferdinands II. verlor Württemberg etwa ein Drittel seines Territoriums. Nach der Schlacht bei Nördlingen 1634, bei der das württembergische Heer auf der Seite der unterlegenen Schweden gekämpft hatte, kam es zu Plünderungen und Brandschatzungen im Land. Herzog Eberhard III. floh ins Exil nach Straßburg. In der Folgezeit wurde das Land durch Armut, Hunger und die Pestepidemie 1637 entvölkert (ca. 120.000 Einwohner 1648 nach 350.000 im Jahr 1618). Mit dem Westfälischen Frieden 1648, bei dem der württembergische Gesandte Johann Konrad Varnbüler die territoriale Wiederherstellung des Landes in seinen alten Grenzen aushandelte, begann der Wiederaufbau und die Wiederherstellung der wirtschaftlichen und administrativen Strukturen des Landes. Diese richteten sich zwar stark an den Gegebenheiten der Vorkriegszeit aus, stärkten aber erneut die Stellung der Ehrbarkeit. Ende des 17. Jahrhunderts wurde Württemberg in die kriegerischen Auseinandersetzungen des Deutschen Reiches mit Frankreich, den Pfälzer Erbfolgekrieg, den fünften Österreichischen Türkenkrieg und den Spanischen Erbfolgekrieg hineingezogen. Im Westen des Landes kam es dabei zu größeren Verwüstungen durch die marodierenden Truppen des französischen Generals Ezéchiel de Mélac (zum Beispiel 1692 bei der Zerstörung des Schlosses und der Klosteranlagen in Hirsau).
Die Regentschaft Herzogs Eberhard Ludwig, dessen Vater nur neun Monate nach seiner Geburt starb, war ein starker Kontrast und zugleich Nährboden für den sich herausbildenden württembergischen Pietismus. Hierzu gehörte vor allem der prunkvolle Bau des Schlosses Ludwigsburg ab 1704, wo sich Eberhard Ludwig mit seiner einflussreichen langjährigen Mätresse Wilhelmine von Grävenitz niederließ, während seine Ehefrau weiterhin in Stuttgart blieb. Eine Provokation der herrschenden Kreise und Moralvorstellungen war sicher auch die Ansiedlung der 1700 aus Frankreich vertriebenen Waldenser in Württemberg und die Verlegung der Hauptstadt 1724 in das damals satirisch häufig als „Lumpenburg“ bezeichnete Ludwigsburg. Nachfolger Eberhard Ludwigs, dessen einziger Sohn und Enkel bereits vor ihm verstarben, war 1733 der zur katholischen Kirche konvertierte Karl Alexander aus der Seitenlinie Württemberg-Winnental. Karl Alexander, der bereits im Alter von zwölf Jahren in den kaiserlichen Militärdienst eintrat und dort bereits mit 33 Jahren zum Generalfeldmarschall ernannt wurde, hatte durch seine auch nach seinem Amtsantritt andauernden militärischen Engagements und seinen aufwändigen höfischen Stil einen sehr hohen Finanzbedarf und machte deshalb den Juden Joseph Süß Oppenheimer zu seinem Finanzberater mit weitgehenden Entscheidungsbefugnissen in der Wirtschafts- und Finanzpolitik des Landes. Nach dem unerwarteten Tod Karl Alexanders am 12. März 1737 wurde der als „Jud Süß“ diffamierte Oppenheimer noch am selben Tag festgenommen. Der darauffolgende Prozess gegen ihn, in dem sich der aufgestaute Neid und Hass der evangelischen württembergischen Oberschicht gegen Oppenheimer und den katholischen Herzog entlud, endete mit seiner Hinrichtung am 4. Februar 1738 und hatte stark antisemitische Züge.
Beim Tode Karl Alexanders war sein Sohn und Nachfolger Herzog Karl Eugen gerade erst neun Jahre alt. Er wuchs in Brüssel auf und wurde von 1741 bis zu seinem eigentlichen Amtsantritt 1744 am Hof Friedrichs des Großen in Potsdam und Berlin erzogen. Von seinem Amtsantritt im Jahr 1744 bis um 1770 war Karl Eugen ein stark absolutistisch geprägter despotischer Herrscher, der keine freie Meinungsäußerung und Opposition duldete. Die tyrannische Art seiner Regierung in dieser Zeit wurde auch in den frühen Werken des 1759 in Marbach geborenen Friedrich Schiller reflektiert. Politisch schloss sich Karl Eugen im Siebenjährigen Krieg dem Habsburgischen Österreich gegen Preußen an. Die außenpolitische Niederlage bei Kriegsende 1763 und das damit verbundene innenpolitische Wiedererstarken der Ehrbarkeit sowie die durch seinen prunkvollen Regierungsstil zerütteten Staatsfinanzen zwangen Karl Eugen zum Umdenken. Zu seinem 50. Geburtstag 1778 ruft er selbst den Neubeginn und die Umkehr aus. Abrüstung des Heeres, außenpolitische Zurückhaltung und die Rückführung der Staatsausgaben einerseits sowie andererseits die Förderung des Bildungswesens und der Kultur waren die Eckpfeiler des zweiten Teils seiner Regierung bis zu seinem Tod 1793. Diese Wende schrieb das Volk seiner bis heute im Land noch verehrten in morganatischer Ehe mit ihm verheirateten zweiten Ehefrau Franziska von Hohenheim zu. Nach seinem Tod regierten seine beiden Brüder Ludwig Eugen und Friedrich Eugen das Land jeweils für zwei Jahre, bevor die Regentschaft auf den späteren König Friedrich I. überging.
Ende des 18. Jahrhunderts stand Württemberg vor großen territorialen Veränderungen. Im Pariser Vertrag vom 20. Mai 1802 wurden die 1793 vom revolutionären Frankreich annektierten linksrheinischen Besitzungen Mömpelgard und Reichenweiher endgültig an Frankreich abgegeben. Gleichzeitig wurden aber Gebietserweiterungen zugesichert, die 1803 und 1806 nach dem Reichsdeputationshauptschluss umgesetzt wurden. Zahlreiche kleine Herrschaften wurden aufgelöst und dem Herzogtum Württemberg einverleibt, das gleichzeitig zum Kurfürstentum erhoben wurde. Zu Württemberg kamen dabei die Reichsstädte Aalen, Giengen an der Brenz, Heilbronn, Rottweil, Esslingen am Neckar, Reutlingen, Schwäbisch Gmünd, Schwäbisch Hall und Weil der Stadt.
Weitere Zugewinne waren Teile von Vorderösterreich nach dem Frieden von Pressburg am 26. Dezember 1805, das Gebiet des Deutschen Ordens um Bad Mergentheim, die meisten hohenlohischen Gebiete im Nordosten, die Benediktinerklöster Comburg bei Schwäbisch Hall, Ochsenhausen, Weingarten, Zwiefalten, die Prämonstratenserklöster Schussenried und Rot an der Rot, das Zisterzienserinnenkloster Heiligkreuztal und die Deutschordenskommende Altshausen. Durch Gebietstausch mit Baden und Bayern kamen in den folgenden Jahren die Reichsstädte Buchau (1806), Biberach an der Riß (1806), Buchhorn (1810), Isny im Allgäu (1806), Leutkirch im Allgäu (1810), Ravensburg (1810), Ulm (1810) und Wangen im Allgäu (1810) zu Württemberg. Württemberg gab Exklaven im mittleren Schwarzwald (Amt Hornberg mit Gutach, Kirnbach, Schiltach u. a.) an Baden ab. Das zuvor rein und streng lutherische Württemberg erhielt durch die territorialen Zugewinne eine beträchtliche katholische Minderheit. 1806 wurde Württemberg ein souveränes Königreich.
Königreich Württemberg 1806-1918
Siehe auch: Königreich Württemberg
Das Königreich Württemberg war ein für seine Zeit sehr moderner Staat. Die württembergischen territorialen Gewinne wurden 1815 durch den Wiener Kongress bestätigt. Noch im selben Jahr wurde es Teil des Deutschen Bundes und schon 1819 besaß Württemberg eine neue moderne Verfassung. Im Jahre 1871 wurde es schließlich Bundesstaat des Deutschen Reiches.
Freier Volksstaat Württemberg 1918-1945
Siehe auch: Freier Volksstaat Württemberg
Im Zuge der Umwälzungen nach dem ersten Weltkrieg wurde am 9. November 1918 auch in Württemberg die Republik ausgerufen. Eine provisorische Regierung wurde gebildet. Eine konstituierende Landesversammlung trat im Januar 1919 zusammen um eine neue Verfassung auszuarbeiten. Die Verfassung Württembergs trat in ihrer revidierten Form am 25. September 1919 in Kraft.
Württemberrg in der Nachkriegszeit 1945-1952
Siehe auch: Württemberg-Baden & Württemberg-Hohenzollern
Nach 1945 wurden die beiden Länder Baden und Württemberg zwischen der amerikanischen Besatzungszone im Norden und der französischen im Süden aufgeteilt. Württemberg teilte sich fortan auf zwei Staaten auf, Württemberg-Baden im Norden und Württemberg-Hohenzollern im Süden. 1949 wurden die neuen Staaten Bundesländer der jungen Bundesrepublik Deutschland. 1952 gingen die beiden Staaten zusammen mit (Süd-)Baden im neuen Bundesland Baden-Württemberg auf.
Siehe auch
Literatur
- Gerhard Raff: Hie gut Wirtemberg allewege I: Das Haus Württemberg von Graf Ulrich dem Stifter bis Herzog Ludwig. Mit einer Einleitung von Hansmartin Decker-Hauff. Stuttgart 1988, ISBN 3-89850-110-8
- Gerhard Raff: Hie gut Wirtemberg allewege II: Das Haus Württemberg von Herzog Friedrich I. bis Herzog Friedrich III. Mit den Linien Stuttgart, Mömpelgard, Weiltingen, Neuenbürg, Neuenstadt am Kocher und Oels in Schlesien. Degerloch 1993, ISBN 3-89850-108-6
- Gerhard Raff: Hie gut Wirtemberg allewege III: Das Haus Württemberg von Herzog Wilhelm Ludwig bis Herzog Friedrich Karl. Mit den Linien Stuttgart, Winnental, Neuenstadt am Kocher, Neuenbürg, Mömpelgard und Oels, Bernstadt und Juliusburg in Schlesien und Weiltingen. Degerloch 2002, ISBN 3-89850-084-5
- Joseph Stöckle: Württemberg in Wort und Bild: Zur Reise und zum Studium. Verlag Leo Woerl, Würzburg & Wien, 1889.