Koreakrieg | |||||||||||||||||
---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|
Zeitraum | 1950 bis 1953 | ||||||||||||||||
Schauplatz | Korea | ||||||||||||||||
Ausgang | Teilung Koreas | ||||||||||||||||
|
Der Koreakrieg war eine kriegerische Auseinandersetzung zwischen Truppen der Demokratischen Volksrepublik Korea (Nordkorea) zusammen mit ihren chinesischen Verbündeten auf der einen Seite und der Republik Korea (Südkorea) zusammen mit UNO-Truppen (vor allem der USA) auf der anderen Seite. Er brach am 25. Juni 1950 aus, und beide Parteien eroberten wechselseitig beinahe die gesamte koreanische Halbinsel. Letzten Endes führte er wieder zu der Ausgangsposition zurück, zementierte aber die Teilung Koreas, zerstörte fast die gesamte Industrie des Landes und forderte große Verluste in der Zivilbevölkerung.
Er endete am 27. Juli 1953 mit der Unterzeichnung eines Waffenstillstandabkommens. Ein Friedensvertrag wurde nie abgeschlossen, die beiden koreanischen Staaten befinden sich offiziell also auch heute noch immer im Krieg. Spätestens mit dem Eingreifen der USA und Chinas bekam der Krieg die Rolle eines Stellvertreterkrieges, und er zeigte auch die endgültige Spaltung der ehemaligen Alliierten des Zweiten Weltkriegs in die kommunistischen Staaten China und Sowjetunion auf der einen Seite sowie die kapitalistischen Staaten unter Führung der USA. Er beschleunigte auch die Wiederbewaffnung der Bundesrepublik Deutschland, welche sich damals mit Korea besonders identifizierte.
In Südkorea wird der Krieg üblicherweise schlicht „6·25“ genannt und sich auf das Datum des Ausbruchs bezieht. Seltener findet man die formelle Bezeichnung „Hanguk-jeonjaeng“, die übersetzt Koreakrieg heißt. In Nordkorea wird er üblicherweise als „Vaterland-Befreiungskrieg“ bezeichnet. In den USA wurde offiziell nur „Korean Conflict“ (Koreanischer Konflikt) genannt und als Polizeiaktion deklariert, vor allem, um eine Kriegserklärung zu vermeiden. Oft wird der Koreakrieg auch als „vergessener Krieg“ bezeichnet, da er ein großer Konflikt des 20. Jahrhunderts war, aber trotzdem selten genannt wird.
Vorgeschichte
Koreanische Schreibweise („Koreakrieg“) | |
---|---|
Koreanisches Alphabet: | 한국전쟁 |
Hanja: | 韓國戰爭 |
Revidierte Romanisierung: | Hanguk-jeonchaeng |
McCune-Reischauer: |
Koreanische Schreibweise („6·25“) | |
---|---|
Koreanisches Alphabet: | 육이오 |
Hanja: | 六二五 |
Revidierte Romanisierung: | Yuk-i-o |
McCune-Reischauer: |
Ab 1894 geriet Korea unter die Vorherrschaft Japans. 1910 wurde es schließlich von Japan annektiert, die Japaner beuteten das Land insbesondere während des Zweiten Weltkriegs skrupellos aus. Nach der Kapitulation Japans 1945 wurde das am Zweiten Weltkrieg unbeteiligte Korea unter den Siegermächten geteilt. Das Gebiet nördlich des 38. Breitengrades wurde unter sowjetische Verwaltung, das südliche unter US-amerikanische Verwaltung gestellt. Die Alliierten hatten auf der Konferenz von Jalta beschlossen, dass Korea ein vereinigtes, unabhängiges Land unter einer gewählten Regierung werden sollte, legten jedoch keine Details fest. Der aufkommende Kalte Krieg verhinderte die Einhaltung dieses Versprechens. Der 38. Breitengrad wurde zur Demarkationslinie.
Die UNO, die zu diesem Zeitpunkt den USA nahe stand, übernahm am 14. November 1947 das Mandat für die Wiedervereinigung. Diese führten am 10. Mai 1948 Wahlen durch, mangels Kooperation der Sowjets aber nur im Süden. Aus diesen ging der aus dem Exil in den USA zurückgekehrte Rhee Syngman als Sieger hervor. Von manchen Beobachtern wurde die Wahl als unfair oder gefälscht bezeichnet. Rhee Syngman übernahm die Regierungsgeschäfte von den USA am 13. August 1948 und rief am 15. August die Republik Korea aus. Als Reaktion proklamierte der von den Sowjets geförderte Kim Il-sung am 9. September die Demokratische Volksrepublik Korea. Kim Il-sung galt nach westlichen Maßstäben als Diktator. Auch Rhee Syngman zeigte deutlich autokratische Tendenzen, war aber proamerikanisch und antikommunistisch eingestellt. Es gab aber eine wahrnehmbare Opposition. Die sowjetischen und amerikanischen Truppen verließen 1949 das Land.
Die USA sahen die kommunistischen Staaten dieser Zeit als einen einheitlichen Monolithen und nahmen an, dass Nordkorea als Spielfigur der Sowjets den Krieg suchte. Heute wird auf Grundlage der geöffneten Archive Russlands hingegen vor allem Kim Il-sung als die treibende Kraft gesehen, der den zögerlichen Josef Stalin überzeugte, das Risiko einzugehen - und diesen auch gegen Mao ausspielte. Sowohl die Demokratische Volksrepublik Korea als auch die Republik Korea sahen sich als Vertretung des ganzen Landes und wollten die Vereinigung unter dem jeweils eigenen System. Beide Seiten suchten die Eskalation, und so kam es bereits vor Kriegsausbruch immer öfter zu Gefechten an der Demarkationslinie.
Anfang 1949 versuchte Kim Il-sung Stalin zu überzeugen, dass die Zeit für eine konventionelle Invasion des Südens gekommen sei. Stalin lehnte jedoch ab, da die nordkoreanischen Truppen noch recht schlecht ausgebildet waren und er die Einmischung der USA fürchtete. Im Laufe des Jahres wurden seitens der Nordkoreaner deshalb große Anstrengungen unternommen, die Armee zu einer offensiven Organisation nach dem Vorbild der Sowjet-Armee zu formen. 1950 war Nordkorea dem Süden in jeder Waffengattung deutlich überlegen.
Am 12. Januar 1950 sagte der US-Außenminister Dean Acheson dem National Press Club, dass Amerikas Verteidigungslinie auf die Linie von den Alëuten über Japan, den Ryūkyū-Inseln bis zu den Philippinen führen würde. Mit diesem „defensive perimeter” sagte er indirekt aus, dass die USA nicht um Korea kämpfen würden; diese wahrscheinlich unbedachte Äußerung ermutigte die Nordkoreaner und Sowjets, den Konflikt zu suchen. Bei einem erneuten Besuch Kims im März-April 1950 in Moskau genehmigte Stalin die Invasion. Andererseits muss auch gesehen werden, dass Nordkorea letztlich auch einem mehrfach von US-amerikanischer/südkoreanischer Seite angedrohtem bewaffneten Konflikt zuvorgekommen war. Es gibt viele, auch in westlichen Quellen, dokumentierte Aussagen, nachdem ein Angriff auf Nordkorea aus südkoreanischer Sicht nur eine Frage der militärischen Stärke war. ( Li Syng Man [Rhee Syngman], 10.04.1949: „Wir sind heute tatsächlich in jeder Hinsicht für diese Vereinigung (mit Nordkorea) fertig, bis auf einen Punkt: Wir haben nicht genug Waffen und Munition... Wir müssen genug Streitkräfte haben, um in den Norden vorzurücken, die Verbindung mit der Armee in Nordkorea, die uns ergeben ist, herzustellen, den Eisernen Vorhang vom 38. Breitengrad bis zum Fluss Jalu zurückzuschieben und dort die Grenze gegen feindliche Infiltration zu bewachen”)
Die Volksrepublik China stand einem Krieg in Korea eher kritisch gegenüber. Mao Zedong fürchtete die Destabilisierung der Region sowie gesteigertes Interesse der USA an den asiatischen Angelegenheiten. Neben einer Ausweitung des Konfliktes auf China fürchtete er auch um seine Pläne, die Kuomintang zu besiegen, die sich nach Taiwan zurückgezogen hatten.
Kriegsausbruch
Am 25. Juni 1950 überschritten die Truppen der Nordkoreanischen Volksarmee die Grenze. Der UN-Sicherheitsrat verurteilte daraufhin den Angriff. US-Präsident Harry S. Truman hatte bereits, ohne Einwilligung der UNO, Truppen nach Südkorea entsandt. Gut von den Sowjets ausgerüstet war der Angriff ein voller Erfolg für die Nordkoreaner. Bald befanden sich die südkoreanischen Truppen im Rückzug. Seoul wurde am 29. Juni erobert und wenig später kontrollierten die Nordkoreaner die gesamte koreanische Halbinsel bis auf einen schmalen Streifen im Süden um Busan. Die Frontlinie um den heute Busan Perimeter genannten Bereich lief von Masan nach Norden, ließ Daegu unter südkoreanischer Kontrolle und bog hier nach Osten ab bis zur Küste kurz unter Pohang. Mit der Versorgung und der Luftunterstützung der USA konnten die Südkoreaner ihre Lage stabilisieren.
Die Reaktion des Westens
Die UNO beschloss – in Abwesenheit der vetoberechtigten UdSSR, die wegen der Nichtanerkennung Festland-Chinas (bis 1971 war die Republik China auf Taiwan die rechtliche Vertretung Chinas, das kommunistische Volksrepublik China war kein Mitglied der UN) die Sitzungen boykottierte – eine militärische Aktion. 16 Mitgliedsländer schickten Einheiten auf die Halbinsel (davon ca. 90% US-Einheiten). Das Oberkommando erhielt der amerikanische General Douglas MacArthur. Der Vormarsch der nordkoreanischen Truppen wurde durch eine Landung im Rücken des Feindes gestoppt, kurz bevor die letzte südkoreanische Verteidigungslinie um die Hafenstadt Busan gefallen wäre.
Im September 1950 wurde nach der Landung bei Incheon Seoul von den Amerikanern zurückerobert. Mit der amphibischen Landung im Rücken der Front war die Nachschublinie der Nordkoreaner schlagartig durchschnitten, und der gleichzeitig einsetzende Gegenangriff der 8. US-Armee und südkoreanischer Streitkräfte aus dem Busan-Brückenkopf brachte die nordkoreanischen Streitkräfte in eine unmögliche Lage. Die eben noch siegreichen Armeen, die sich in einem mit aller Gewalt geführten Angriff gegen den UN-Brückenkopf völlig verausgabt hatten, wurden völlig zersprengt und lösten sich in Partisanenverbände auf, soweit sie nicht gefangengenommen oder vernichtet wurden. Der Angriff wurde mit Unterstützung südkoreanischer Verbände bis Pjöngjang vorangetrieben. In weiten Gebieten Südkoreas waren zu dieser Zeit noch versprengte nordkoreanische Soldaten als Partisanen aktiv. Der folgende blutige Guerillakrieg forderte zahllose unschuldige Opfer.
Südkoreanische Truppen überschritten am 30. September den 38. Breitengrad. Die UN-Truppen erhielten erst am 7. Oktober die Erlaubnis, die Grenze zu überschreiten. Ziel war nunmehr die Wiedervereinigung Koreas. MacArthur erreichte im November den Fluss Jalu an der Grenze der Mandschurei. Die Chinesen wollten ein vereinigtes Korea unter amerikanischem Einfluss nicht dulden und griffen mit einer zunächst 300.000 Soldaten umfassenden „Freiwilligenarmee” in Nordkorea ein. China war darauf bedacht, eine offizielle Einbeziehung zu vermeiden, wodurch der Charakter eines Stellvertreterkrieges verstärkt wurde. Am 1. Januar 1951 begannen 400.000 chinesische und 100.000 nordkoreanische Soldaten eine Offensive, der die 200.000 Soldaten der UN-Streitkräfte nicht standhalten konnten. Mit den US-Streitkräften flohen viele Zivilisten daraufhin in den Süden. Am 26. November brach die Schlacht um das Chosin-Reservoir aus, zugleich wurde von der nordkoreanischen Hafenstadt Hungnam aus unter dem Schutz der US-Flotte eine amphibische Rückzugsoperation durchgeführt. Am 3. Januar wurde Seoul geräumt und in der Folge eine Verteidigungslinie zwischen dem Gelben Meer und dem Japanischen Meer gebildet.
Erst im März 1951 wurde die Stadt wieder von UN-Truppen besetzt, ein Großteil der Einwohner wurde von den Kommunisten verschleppt. Die UN-Einheiten rückten wieder bis etwas über den 38. Breitengrad vor, der Krieg erstarrte hier in einem Stellungskrieg. Am 11. April 1951 wurde General MacArthur von Truman entlassen und durch General Matthew Ridgway ersetzt, da MacArthur eigenmächtig eine Ausweitung des Krieges auf China und den Einsatz von Atombomben gegen chinesische Städte gefordert hatte.
Der Waffenstillstand
Auf Vorschlag der UdSSR begannen am 10. Juli 1951 in Kaesŏng in Nordkorea offizielle Waffenstillstandsverhandlungen. Eine Einigung scheiterte zunächst an der UNO-Forderung, dass Kriegsgefangene nicht gegen ihren Willen in ihre Heimatländer zurückgeschickt werden dürfen. Nordkorea befürchtete, dass viele Soldaten in Südkorea bleiben würden.
Nach weiteren verlustreichen Kämpfen und zähen Verhandlungen wurde am 27. Juli 1953 in Panmunjeom ein Waffenstillstandsabkommen zwischen der UNO und Nordkorea abgeschlossen. Es bestätigte im Wesentlichen den 38. Breitengrad als Grenze zwischen Nord- und Südkorea und legte eine vier Kilometer breite entmilitarisierte Zone entlang der Grenze fest; außerdem wurde eine neutrale Repatriierungskommission zur Überwachung des Gefangenenaustausches eingesetzt.
Kriegsopfer
Der Krieg forderte unter der Zivilbevölkerung nach Schätzungen fast 3 Millionen Menschenleben. Ca. 36.000 amerikanische, 600.000 koreanische und 500.000 chinesische Soldaten fielen in den Kämpfen. 450.000 Tonnen an Bomben wurden abgeworfen (v.a. von der US Air Force), darunter allein zwischen Juni und Ende Oktober 1950 insgesamt 3.281.270 Liter Napalm. Dies ist ein Vielfaches der im Vietnamkrieg eingesetzten Menge und war wesentlich verheerender, da in Nordkorea mehr Ballungszentren mit größerer Bevölkerungsdichte und mehr Industrie als später in Vietnam existierten. Dem Historiker Conrad Crane zufolge waren zu Beginn der Waffenstillstandsverhandlungen neben den großen Infrastrukturanlagen wie Stauseen 18 der 22 größten nordkoreanischen Städte wenigstens zur Hälfte dem Erdboden gleich gemacht worden. General William Dean, der seit dem Juli 1950, in der Schlacht von Daejeon, nordkoreanischer Kriegsgefangener gewesen war, erinnerte sich an die meisten nordkoreanischen Städte und Dörfer später als „Ruinen oder verschneite, leere Flächen”; fast jeder, der ihm begegnet sei, habe Angehörige im Bombenkrieg verloren.
Die zahlreichen Toten fielen nicht immer regulären Kriegshandlungen zum Opfer: Kriegsverbrechen gehörten zum Koreakrieg genauso dazu wie zum späteren Vietnamkrieg. Eins der schlimmsten Massaker von Seiten der US-Armee war am 26. Juli 1950 das Massaker von Nogeun-ri. Dort hatten sich amerikanische Soldaten in Erwartung der nordkoreanischen Armee eingegraben. Bevor jedoch die kommunistischen Kämpfer das Dorf erreichten, ergoss sich ein Strom von Flüchtlingen, die vor den Kämpfen flüchteten, über den Flecken. Die US-Soldaten, die auch infiltrierte Guerillos unter den Flüchtlingen befürchteten, eröffneten das Feuer und töteten circa 400 Zivilisten. Bis ins Jahr 2001 wies die amerikanische Regierung jeglichen Vorwurf eines Kriegsverbrechens zurück.[1]
Von den 50.000 Kriegsgefangenen, die die USA machten, wollten nach Kriegsende nur die Hälfte wieder zurück nach Nordkorea oder China. Die nordkoreanischen Gefangenen, welche die Rückkehr verweigerten, fingen meist ein neues Leben in Südkorea an, während viele Chinesen nach Taiwan übersiedelten.
Folgen
Der Koreakrieg hat die Teilung des Landes auf Jahrzehnte hinaus zementiert. An der demilitarisierten Zone stehen sich auch im Jahr 2006 noch über eine Million Soldaten gegenüber. Trotz Versuchen der Annäherung ist bis heute kein Friedensvertrag geschlossen und eine Wiedervereinigung ist nicht in Sicht. Im Norden etablierte sich eine kommunistische Dynastie, die immer noch fest im Sattel sitzt; im Süden herrschten bis zum Ende der Achtziger Jahre Zustände ähnlich einer Militärdiktatur.
Auch für die Verbündeten China und Sowjetunion sollte der Koreakrieg Folgen haben. Die Sowjetunion hatte Chinas Einmarsch in Korea mit großzügigen Krediten unterstützt, die China, selbst durch Jahrzehnte von Bürgerkrieg und japanischem Einfall gebeutelt, nun zurückzuzahlen hatte. China fühlte sich von seinem Verbündeten im Stich gelassen. Zusammen mit Rangeleien um die Vorherrschaft im Ostblock und einem militärischen Zusammenstoß an der chinesisch-sowjetischen Grenze führte das 1965 zum Bruch zwischen Moskau und Peking. China behauptet bis heute, den Koreakrieg gewonnen zu haben.
Quellen
Siehe auch
Weblinks
- http://www.kssursee.ch/schuelerweb/kalter-krieg/kk/koreakrieg.htm
- http://www.krref.krefeld.schulen.net/referate/geschichte/r0157t00.htm
- http://www.defenselink.mil/specials/koreanwar/ - Commemorating the Korean War
- http://www.paulnoll.com/Korea/War/index.html - Datensammlung (engl.)
- Die Rolle der Vereinten Nationen im Koreakrieg