Die Argentinische Republik (spanisch República Argentina) ist ein Staat in Südamerika. Argentinien grenzt im Osten an den Atlantischen Ozean, im Westen an Chile, im Norden an Bolivien und Paraguay, und im Nordosten an Brasilien und Uruguay.
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Wahlspruch: En Unión y Libertad (Spanisch, "In Einigkeit und Freiheit") | |||||
Amtssprache | Spanisch | ||||
Hauptstadt | Buenos Aires | ||||
Staatsform | Bundesrepublik | ||||
Präsident | Néstor Kirchner | ||||
Fläche | 2.766.890 km² | ||||
Einwohnerzahl | 37.812.817 | ||||
Bevölkerungsdichte | 14 Einwohner pro km² | ||||
Unabhängigkeit | 9. Juli 1816 | ||||
Währung | Argentinischer Peso | ||||
Fluggesellschaft: | Aerolineas Argentinas | ||||
Zeitzone | UTC -3 | ||||
Nationalhymne | Oid, Mortales | ||||
Kfz-Kennzeichen | RA | ||||
Internet-TLD | .ar | ||||
Vorwahl | +54 | ||||
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Geschichte
Hauptartikel: Geschichte Argentiniens
Argentinien wurde im 16. Jahrhundert von den Spaniern kolonisiert. Die Unabhängigkeit erlangte das Land nach einem Befreiungskrieg gegen die Spanier am 9. Juli 1816. Die Jahre von 1880 bis 1940 waren von der Einwanderung vor allem von Italienern und Spaniern geprägt, die sich in den Städten und in so genannten "Kolonien" auf dem Land ansiedelten.
Ab der ersten Regierungszeit von Juan Domingo Perón (1946 - 1955) wurde das vorher von der Landwirtschaft geprägte Land industrialisiert, Argentinien verzeichnete in der Folgezeit wirtschaftliche Höhen und Tiefen im Wechsel. Zwischen 1955 und 1983 gab es eine Epoche der Instabilität, in der abwechselnd zivile und Militär-Regierungen das Land in der Hand hatten.
Die zweite Amtszeit Peróns von Oktober 1973 bis zu seinem Tod am 1. Juli 1974 brachte nur eine geringfügige Beruhigung in die politischen und wirtschaftlichen Verhältnisse Argentiniens. Nach seinem Tod wurde seine dritte Ehefrau, Isabel Perón, genannt "Isabelita", von der peronistischen Partei zur Präsidentin eingesetzt. Sie, eine ehemalige Nachtclubtänzerin, war mit diesem Amt völlig überfordert und diente den hinter ihr stehenden politischen Machthabern lediglich als Marionette. Die darauf folgende Zeit war geprägt von Unruhen, wildem Streik ("huelga") und offiziell angeordnetem Stillstand des Lebens ("paro general"), die von einer Minute auf die andere die Hauptstadt überzogen. Oppositionelle sowie Kritiker, die den Machthabern unbequem erschienen, verschwanden, teilweise für immer. Kriminelle Gruppierungen machten sich das Chaos zunutze, für ihre eigenen Interessen Entführungen und andere Verbrechen zu begehen. Die Entführung des für Mercedes-Benz den Standort Argentinien betreuenden Produktionsleiters Heinrich Metz im Oktober 1975 (er kam später für ein Lösegeld in Höhe von mehreren Millionen Dollar wieder frei), löste eine Fluchtwelle unter den für deutsche Firmen in Argentinien tätigen Immigranten aus.
1976 kam es zum Umsturz der Regierung und es installierte sich unter der Führung von Jorge Rafael Videla eine Militärdiktatur (Junta). Von da an verschwanden noch mehr Menschen, die genaue Zahl ist nicht bekannt und wird bis zu 30.000 Opfern geschätzt. Unter den "desaparecidos" (Verschwundenen) befanden sich auch zahlreiche Studenten, deren Mütter sich zusammenschlossen, um vor dem Regierungsgebäude, der "Casa Rosada", ungeachtet ihrer Selbstgefährdung zu demonstrieren. Sie gingen als die "Mütter des Plaza de Mayo" in die Geschichte ein. In späteren Gerichtsverfahren gegen verantwortliche Militärs, die nur mit Mühe durchgesetzt werden konnten, wurde bekannt, dass sich die militärischen Machthaber zahlreicher Menschen auf grausame Weise entledigt hatten: Die Opfer wurden betäubt und über dem Atlantik aus dem Flugzeug geworfen.
Im April 1982 trat Argentinien unter dem neuen Junta-Chef Leopoldo Galtieri mit Großbritannien in den Krieg ein. Es ging um die Argentinien vorgelagerten Falkland-Inseln (in Argentinien als "Islas Malvinas" bezeichnet), die nach argentinischer Rechtsauffassung zum eigenen Staatsgebiet gehören jedoch von Großbritannien verwaltet werden. Die Invasion argentinischer Soldaten wurde von den Streitkräften des Vereinigten Königreichs mit Luftangriffen, einem Seekrieg und einer Landeoperation erfolgreich revidiert. Argentinien kapitulierte am 14. Juni 1982.
1983 wurde das Land demokratisiert, der erste Präsdent dieser Epoche war Raúl Alfonsín (UCR), der jedoch 1989 infolge einer schweren Wirtschaftskrise vorzeitig zurücktrat. Die Peronistische Partei kam mit Carlos Menem somit bis 1999 wieder an die Macht.
Zwischen 1998 und 2002 fiel das Land erneut in eine schwere Wirtschaftskrise, in der die Wirtschaftskraft um 20 % zurückging. Dies gipfelte Ende 2001 im Rücktritt von Präsident Fernando de la Rúa. Nach seinem Rücktritt gab es mehrere Interimspräsidenten. Unter Präsident Néstor Kirchner deutet sich seit Ende 2002 langsam wieder eine Erholung an.
Siehe auch: Liste der Präsidenten von Argentinien
Politik
Nach der Verfassung von 1994 ist Argentinien eine föderalistische, republikanische Präsidialdemokratie.
Der Präsident ist das Oberhaupt des Staates und hat eine sehr starke Stellung (unter anderem die Möglichkeit per Dekret zu regieren). Er wird alle vier Jahre (früher: alle fünf Jahre) in zwei Wahlgängen direkt gewählt, wobei der siegreiche Kandidat 45 oder mehr Prozent erreichen muss, um in der ersten Runde zu gewinnen, beziehungsweise zehn Prozentpunkte Vorsprung vor dem Zweitplatzierten haben muss. Die selbe Person kann höchstens während zwei aufeinander folgenden Perioden Präsident sein, kann aber nach Ablauf von vier Jahren wieder für das Amt kandidieren
Die Legislative (Abgeordnetenkammer und Senat) wird in allen Provinzen zu anderen Zeitpunkten nach Mehrheitswahlrecht gewählt. Die Anzahl der Abgeordneten der Abgeordnetenkammer beläuft sich auf einen Abgeordneten pro 33.000 Einwohner. Die Abgeordneten werden für vier Jahre gewählt, allerdings jeweils die Hälfte der Abgeordneten alle zwei Jahre. Die Anzahl der Senatoren beträgt drei je Provinz und drei für die autonome Stadt Buenos Aires. Es wird nach dem Mehrheitswahlrecht gewählt; zwei Senatorensitze erhält die Partei mit den meisten Stimmen, einen Sitz die Partei mit den zweitmeisten Stimmen. Die Senatoren werden für einen Zeitraum von sechs Jahren gewählt, alle zwei Jahre wird ein Drittel der Senatoren gewählt.
Wichtigste Partei ist die aus der peronistischen Bewegung hervorgegangene PJ (Partido Justicialista) (auf deutsch meist: peronistische Partei genannt), dahinter folgen mit heute weitem Abstand UCR (Unión Civica Radical) und FrePaSo (Frente del País Solidario) (Linkspartei) sowie die neueren Parteien ARI (sozialdemokratisch) und Recrear (liberal-konservativ). Die bekanntesten Linksparteien sind Izquierda Unida und der Partido Socialista. Das europäische Rechts-Links-Schema lässt sich in Argentinien nicht anwenden, da viele Parteien, besonders die dominierende peronistische Partei, häufig ihre Ausrichtung ändern.
Seit Ende der 90er Jahre finden die hauptsächlichen Debatten zwischen den Flügeln des PJ statt, die ideologisch sehr verschieden sind. Die Flügel werden meist mit dem Namen ihrer führenden Persönlichkeit bezeichnet. Der momentan herrschende Kirchnerismus ist sozialdemokratisch orientiert, während der in den 90er Jahren dominierende Menemismus neoliberal eingestellt war. Ein weiterer wichtiger Flügel ist der in der Provinz Buenos Aires regierende, bisher mit dem Kirchnerismus alliierte Duhaldismus. Allerdings nahm der Kopf dieser Bewegung, Eduardo Duhalde öffentlich Carlos Menem in Schutz, der sich einer Gerichtsvorladung entzieht und daher polizeilich gesucht wird, was zu einem offenen Streit zwischen ihm und Néstor Kirchner führte. Die beiden ehemals verbündeten Flügel sind daher zurzeit verfeindet.
Seit der Wirtschaftskrise ist die Debatte um eine politische Reform aufgekommen, da das heutige System vor allem für die Wähler sehr undurchsichtig ist und sowohl Personenkult als auch Korruption begünstigt.
So werden beispielsweise die Wahlen zum Senat und dem Repräsentantenhaus meist gemeinsam mit Bürgermeisterwahlen ausgetragen, was aufgrund der so genannten Listas Sabanas zu Verzerrungen führt. Das liegt an der Tatsache, dass in Argentinien keine Kreuze auf Stimmzettel gemacht werden, sondern jede Partei ihren eigenen Stimmzettel (Lista Sabana) hat und man seine Stimme durch die richtige Auswahl des Stimmzettels abgibt. Man kann aber bei vielen gleichzeitigen Wahlen die Stimmen aufteilen (eine Stimme für den Präsidenten, eine für den Senator, eine Stimme für den Abgeordneten der Repräsentantenkammer, etc.). In diesem Falle muss man, wenn man Kandidaten verschiedener Parteien wählen möchte, die Stimmzettel auseinander schneiden und nur die entsprechenden Abschnitte in die Urne werfen. Dies machen aber wenige, was dann eben bei Häufung von Wahlen am gleichen Tag zu Verzerrungen führt. Listas Sabanas (deutsch etwa: Betttuch(große)-Listen) heißen die Stimmzettel, weil sie oft sehr groß sind.
Die jeweiligen Mehrheitsverhältnisse in der Legislative werden zudem kaum publik gemacht, was auch daran liegt, dass die Zusammensetzung sich jedes Jahr ändert.
Mitgliedschaften in Internationalen Organisationen und Gruppierungen
Argentinien ist in verschiedenen internationalen Organisationen und Gruppierungen Mitglied. Zu den wichtigsten zählen die Mitgliedschaften in den Vereinten Nationen und seinen Unter- und Sonderorganisationen, im Internationalen Währungsfonds und in der Weltbank. Auf regionaler Ebene sind die Mitgliedschaften in der Rio-Gruppe, die sich dem Erhalt der Demokratie in Lateinamerika widmet sowie im Mercosur, einer Zollunion in Südamerika, am bedeutsamsten.
Siehe auch: Mitgliedschaft Argentiniens in internationalen Organisationen
Provinzen
Die Provinzen (provincias, Einzahl: provincia) sind die Gliedstaaten des argentinischen Bundesstaates und haben jeweils eine eigene Provinzverfassung, eine Provinzregierung unter Leitung eines direkt gewählten Gouverneurs (gobernador) und ein Parlament. Die Provinzen sind wiederum administrativ in Departamentos untergliedert.
Argentinien hat 23 Provinzen und die Hauptstadt Buenos Aires, die einen Bundesdistrikt (Distrito Federal) bildet.
Große Städte
Buenos Aires ist als politische Hauptstadt und wirtschaftliches Zentrum Argentiniens die wichtigste Stadt Argentiniens. Sie ist umgeben von einer Reihe von selbständigen Vorstädten, die zum Teil reine Schlafstädte sind, zum Teil aber auch selbst über Produktionsstätten verfügen. Rosario gehört zwar nicht mehr zur Provinz Buenos Aires, die die Hauptstadt umgibt, gehört aber noch zum größeren Einzugsgebiet der Hauptstadt. Córdoba ist die zweitgrößte Stadt Argentiniens und verfügt über größere Produktionsstätten und eine bedeutende Universität. Mendoza ist vor allem für seinen Wein- und Obstanbau bekannt, dient aber auch als Brückenkopf für den Handel mit Santiago de Chile. San Miguel de Tucumán ist die Geburtsstätte der Unabhängigkeit und wurde durch die intensive Landwirtschaft wirtschaftlich und kulturell bedeutsam, hat aber in den letzten Jahrzehnten etwas an Bedeutung verloren. Die Universitäten in dieser Stadt haben auch überregionale Bedeutung und werden auch von Studenten aus Bolivien besucht.
Siehe auch: Liste der Städte in Argentinien
Geographie
Argentinien hat eine Fläche von circa 2,8 Millionen Quadratkilometern. Die Ausdehnung von Norden nach Süden beträgt etwa 3.700 km, die von Westen nach Osten an der breitesten Stelle circa 1.400 km. Der Norden Argentiniens wird vom Gran Chaco, einer heißen Trockensavanne eingenommen. Östlich davon schließt sich entlang des Río Paraná das Hügelland der Provinz Misiones an. Dort befinden sich am Dreiländereck Argentinien/Paraguay/Brasilien die Wasserfälle von Iguazú, die zu den größten der Erde zählen.
Südlich davon, zwischen den großen Strömen Río Paraná und Río Uruguay liegt das feuchte und sumpfige Mesopotamia. Am Río de la Plata, dem gemeinsamem Mündungstrichter dieser beiden Ströme, befindet sich die Stadt Buenos Aires und die gleichnamige Provinz Buenos Aires, das wirtschaftliche Herz Argentiniens. Hier konzentriert sich auch der Großteil der Einwohner Argentiniens.
Westlich und südlich von Buenos Aires erstrecken sich die Pampas, eine grasbewachsene Ebene, wo der größte Teil der Agrarprodukte des Landes erzeugt wird. In dieser Region befinden sich große Weizenfelder und Weideflächen für Rinder, deren Fleisch immer noch zu den Hauptexportgütern Argentiniens gehört.
Das im Süden Argentiniens gelegene Patagonien ist von starken Westwinden geprägt und hat ein sehr rauhes Klima. Dieses Gebiet, das etwa ein Viertel der Fläche des Landes ausmacht, ist sehr dünn besiedelt. Das gesamte westliche Grenzgebiet wird von den Anden eingenommen, der längsten Gebirgskette der Erde. Deren höchster Berg, der Aconcagua mit 6959 m Höhe liegt an der Grenze zwischen Argentinien und Chile.
Gebirge
hohe und bedeutende Berge
In den Anden gibt es eine Vielzahl von sehr hohen Bergen über 6.000 m höhe. Im Folgenden sind alle Sechstausender sowie einige wichtige oder bekannte Berge unter sechstausend Meter aufgelistet:
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bedeutende Flüsse
- Río de la Plata (so heißt der Paraná an der Mündung in den Atlantik)
- Río Salado, 2000 km
- Río Paraná, 1800 km
- Río Uruguay, 1100 km
- Río Bermejo-Teuco, 1000 km
- Río Colorado, 860 km
- Río Pilcomayo, 850 km
- Río Negro, 635 km
große Seen
- Laguna Mar Chiquita, 5770 km² (Oberfläche stark schwankend)
- Lago Argentino, 1415 km²
- Lago Viedma, 1088 km²
- Lago Buenos Aires, 881 km²
- Colhue Huapi, 803 km²
Inseln
- Isla de los Estados
- Tierra del Fuego
- Islas Malvinas (Großbritannien, von Argentinien beansprucht)
- Südgeorgien und die Südlichen Sandwichinseln (Großbritannien, von Argentinien beansprucht)
Klima
Argentinien hat von tropischen Gebieten im äußersten Nordosten, über subtropischen im restlichen Norden und eine ausgedehnte gemäßigte Klimazonen hin zu kalten Klimaregionen im Süden und in den Anden nahezu alle Klimazonen in einem Land vereint.
Der Nordwesten Argentiniens ist generell trocken mit einer kurzen Regenzeit im Sommer. In ihm findet man die Hochwüste Puna, deren Westen zu den regenärmsten Gebieten der Welt zählt, sowie den steppenhaften, unfruchtbaren Monte am Fuß der Anden in den Provinzen Mendoza, San Juan und La Rioja. Eine Abweichung von dieser Regel sind die subtropischen Nebelwälder in den Provinzen Tucumán, Salta und Jujuy, die im Sommer extrem feucht, im Winter aber relativ trocken sind. Der Gran Chaco im zentralen Norden ist zwar etwas feuchter, seine Niederschläge konzentrieren sich jedoch ebenfalls im Sommer. Der Nordosten sowie die Pampa-Region sind das ganze Jahr über feucht, wobei die höchsten Niederschlagsmengen im subtropischen Regenwald der Provinz Misiones zu finden sind.
Im Süden (Patagonien) ist es umgekehrt: der Westen, die Anden, sind ständig feucht und von der Temperatur kühlgemäßigt, während der Osten, das patagonische Schichtstufenland, sehr trocken und halbwüstenhaft ist. In dieser Region bestimmt der regelmäßig alle ein bis zwei Wochen vom Südwesten her blasende Pampero-Wind das Klima. Ein Sonderfall ist das Klima in Feuerland, wo die Temperaturen in Sommer und Winter nur wenig auseinander liegen, jedoch insgesamt sehr kühl sind, und die Niederschlagsmengen relativ hoch sind.
Flora und Fauna
Entsprechend den sehr unterschiedlichen Klimazonen Argentiniens variiert auch die Vegetation und die Tierwelt sehr stark.
Flora
In den tropischen und subtropischen Wäldern im Norden gedeihen Pflanzen, wie Guajak-Bäume und Quebracho-Bäume aber auch Palmen.
Der ebenfalls im Norden befindliche Gran Chaco verfügt über eine savannenartige Vegetation.
Die Pampa ist geprägt von ausgedehnten Graslandschaften mit verschiedensten Gräsern.
Patagonien ist eine karge und weitestgehend baumlose Landschaften. Hier herrschen wie in der Pampa auch die Gräser vor, die Vegetation ist aber den wesentlich trockeneren Gegebenheiten angepaßt. Daneben findet man verschiedenste Sträucher.
In den Vorgebirgen der Anden und auf Feuerland finden sich ausgedehnte Nadelwälder. In den trockenen, nördlichen Hochlagen der Anden finden sich viele Kakteen und Dornsträucher.
Fauna
Im tropischen Norden ist die Tierwelt äußerst vielfältig. Hier kann man hauptsächlich verschiedene Affenarten, Jaguare, Pumas, Ozelots (gehört der Katzen-Familie an), Waschbären, Nasenbären, Ameisenbären aber auch Tapire und Nabelschweine antreffen. Die Vogelwelt beherbergt im tropischen Norden Kolibris, Flamingos und Papageien.
In der Pampa findet man Gürteltiere, Füchse, Katzen, Rothirsche, Nandus, verschiedene Greifvögel sowie Reiher.
In den kargen Gebieten der Anden trifft man auf Lamas (Guanakos und Vikunjas) sowie auf die Kondore.
Bevölkerung
Argentinien hat eine Bevölkerung von etwa 36,3 Millionen Einwohnern (Zensus 2001, Quelle: [1]). Dies entspricht einer Bevölkerungsdichte von 13 Einwohnern/km2.
Etwa 87 % der Bevölkerung lebt in Städten von mehr als 2.000 Einwohnern, wobei sich allein 16,6 Millionen auf Stadt und auf die gesamte Provinz Buenos Aires konzentrieren. Die Aggolomeration Gran Buenos Aires hat etwa 11,5 Millionen und eine Bevölkerungsdichte von 2.989 Einwohnern/km2. Weite Teile des Landes sind dagegen sehr dünn besiedelt, vor allem im trockenen Süden, wo nur etwa ein bis drei Einwohner/km2 leben.
Nur eine kleine Minderheit der Bevölkerung Argentiniens sind Nachkommen der indianischen Volksgruppen aus der Vorkolonialzeit. Dies liegt einerseits daran, dass Argentinien vor der Kolonialzeit nur im Nordwesten dicht bevölkert war, zum anderen auch daran, dass die verbleibenden Indianer von den Spaniern weitgehend ausgerottet wurden.
Mehr als 90 % der Bevölkerung stammen nach der offiziellen Statistik von eingewanderten Europäern ab, hiervon etwa 36 % von Italienern und circa 29 % von Spaniern. Nach neueren Berechnungen ist jedoch der Anteil von Mestizen höher als bisher angenommen, Schätzungen gehen von etwa 30-35 % der Gesamtbevölkerung aus. Dies kommt daher, dass die Mestizen früher unter einer starken Diskriminierung zu leiden hatten und sich daher als "Weiße" ausgaben.
Etwa fünf Prozent der Bevölkerung sind Nachkommen von insgesamt 30 Indianerstämmen, die vor dem Eintreffen der Spanier auf dem Landesterritorium lebten. Die größten Gruppen sind hierbei die Kollas in Jujuy und Salta, die Mapuche (Araukaner) in Neuquén und Río Negro sowie die Wichi und Toba im Chaco und in Formosa. Nur eine Minderheit der Indianer lebt in ihren angestammten Siedlungsgebieten, viele sind in die Großstädte übergesiedelt, wo sie oft unter ärmlichen Bedingungen als schlecht bezahlte Arbeiter leben. So gibt es in Rosario und Resistencia Viertel, die nur von Toba-Indianern bewohnt werden, das selbe gilt für Kollas in San Salvador de Jujuy und San Miguel de Tucumán. Seit den 80er Jahren erstarken innerhalb dieser Stämme Bewegungen, die traditionelle Kultur gezielt zu erhalten und verbreiten, etwa über Radiostationen und an Schulen.
Genaue Zahlen werden 2004 in einem Sonderzensus ermittelt werden, bei dem die indigene Bevölkerung (etwa 60.000 Haushalte) befragt werden soll.
Etwa vier Prozent der Bevölkerung sind Ausländer. Einwanderung gibt es heute vor allem aus den Nachbarländern Bolivien, Chile, Paraguay und Uruguay sowie aus dem südamerikanischen Staat Peru. Insgesamt kommen etwa 68 % der Einwanderer aus amerikanischen Staaten. Etwa zwei Prozent aller Einwanderer kommen aus Asien (besonders viele Koreaner).
Seit den 90er Jahren findet man immer mehr so genannte ambientelle Migranten aus Europa, die hauptsächlich wegen der unberührten Natur hierherziehen. Die Einwanderer aus Europa repräsentieren etwa 28 % der Ausländer.
Mehr als 90 % der Bevölkerung sind römisch-katholisch. In der Nordwesthälfte Argentiniens haben sich die christlichen Riten mit der Kultur der Ureinwohner vermischt (Pachamama-Kult). Weitere bedeutende Minderheiten bilden Juden, Protestanten und Moslems (vor allem im Nordwesten).
Bildung
In Argentinien herrscht Schulpflicht von neun Jahren. Es gibt neben den staatlichen Schulen auch eine hohe Zahl von privaten Schulen. Das Schulsystem ist in zwei Stufen eingeteilt: Primaria (Grundschule) und Secundaria (weiterführende Schule). Es gibt darüber hinaus auch noch eine Art von Berufsschulen.
1995 wurde das Schulsystem reformiert: die ersten neun Jahre der Schulzeit werden seitdem als EGB (Educación General Básica) bezeichnet, die in mehrere Richtungen aufgeteilte weiterführende Schule stattdessen als Polimodal. Es gibt eine Vielzahl von verschiedenen Schulabschlüssen (naturwissenschaftlich, sozialwissenschaftlich, technisch und wirtschaftlich orientiert). Zum Besuch der Hochschulen berechtigen alle im Rahmen des Polimodal erlangten Abschlüsse, auch wenn der Studiengang nicht mit der Ausrichtung des Polimodals übereinstimmt.
In der PISA-Studie schnitt Argentinien zwar verglichen mit anderen lateinamerikanischen Staaten bei weitem am besten ab, dies kann jedoch nicht darüber hinwegtäuschen, dass es ein starkes Gefälle in der Qualität der Schulbildung zwischen Großstädten und ländlichen Regionen einerseits und zwischen Privatschulen und vielen staatlichen Schulen anderseits gibt. Durch kontinuierliche interne Qualitäts-Tests seit Ende der 90er Jahre versucht die Politik, dieses Problem in den Griff zu bekommen.
Argentinien hat eine Vielzahl von staatlichen und privaten Universitäten. Die älteste Universität ist die Universität von Córdoba, die 1613 gegründet wurde. Eine der bedeutendsten Universitäten ist daneben die Universität von Buenos Aires (UBA), die 1821 gegründet wurde.
Laut der Volkszählung des Jahres 2001 sind etwa 2,6 % der Bevölkerung Analphabeten (Quelle: [2]), in Deutschland liegt dieser Wert offiziell bei etwa 6 %.
Von allen Argentiniern, die über 20 Jahre alt sind, haben 88 % die Schule besucht. Etwa 14 % haben die Primaria nicht abgeschlossen, circa 29 % haben eine abgeschlossene Primaria, ungefähr 14 % haben die Secundaria nicht abgeschlossen, etwa 16 % haben eine abgeschlossene Secundaria, circa fünf Prozent einen höheren nicht-universitären Abschluss und etwa fünf Prozent einen Universitätsabschluss. Das heißt etwa 73 % der Bevölkerung haben mindestens die Primaria abgeschlossen, circa 30 % mindestens die Secundaria und nur etwa zehn Prozent haben einen weiterführenden Abschluss.
Wirtschaft
Argentinien ist eine gelenkte Volkswirtschaft, die in den letzten Jahren zunehmend dereguliert und privatisiert wurde.
Geschichte der Wirtschaftspolitik
Die argentinische Wirtschaft ist traditionell durch die Landwirtschaft geprägt. Bis in die 1950er Jahre wurden fast ausschließlich Agrargüter exportiert. Erst danach setze eine Industrialisierung nennenswerten Umfanges ein. Die wirtschaftliche Entwicklung wurde jedoch von den verschiedenen Regierungen nach unterschiedlichen, teilweise widersprüchlichen Vorgaben reglementiert. Es entstand, vor allem unter dem Einfluss des Peronismus, ein breiter staatlich kontrollierter Sektor in Industrie, Handel und Dienstleistung. Korruption war und ist ein diesen Sektor durchziehendes Übel. Dennoch hat Argentinien das Wohlstandsniveau der 50er Jahre nie wieder erreicht.
1976 leitete die Militärdiktatur eine drastische Kehrtwende hin zum Neoliberalismus ein. Dies fügte vor allem der heimischen Industrie einen starken Schaden zu, während die Spekulation ausartete und die Währung mehrmals abgewertet werden musste. Es waren vor allem die wirtschaftlichen Probleme, die die Militärregierung auf die Idee brachte, den Falklandkrieg zu starten.
Nach der Rückkehr zur Demokratie 1983 erwies sich die Hyper-Inflation als eines der größten wirtschaftlichen Probleme des Landes. Der 1989 gewählte Präsident Carlos Menem führte daraufhin die Dollarisierung des Peso ein; das heißt die 1:1-Bindung des Peso an den US-Dollar. Dies führte fast schlagartig zu einem Ende der Inflation und zu einem deutlichen wirtschaftlichen Aufschwung. Auf längere Sicht hatte sie aber zur Folge, dass argentinische Produkte auf dem Weltmarkt teurer und Importware im Inland billiger wurden. Zahlreiche argentinische Produktionsbetriebe mussten schließen. Es kam zu einem schnell zunehmenden Ungleichgewicht zwischen dem (offiziellen) Wechselkurs der Währung und ihrer inneren Werthaltigkeit. Kapitalflucht setzte ein und das ohnehin hoch verschuldete Land musste immer neue Kredite im Ausland aufnehmen, um alte Verbindlichkeiten bezahlen zu können und Devisen für dringende Importe bereitstellen zu können. Gelegentlich wurden sogar Staatbedienstete nicht mehr mit Geld, sondern mit Schuldverschreibungen bezahlt und Geschäftsleute wurden gesetzlich verpflichtet, derartige Papiere an Zahlung statt anzunehmen. Anfangs wurde dies noch durch private Kapitalzuflüsse ausländischer Investoren überlagert, die sich in argentinische Unternehmen, besonders im Zuge der von Carlos Menem eingeleiteten Privatisierung von Staatsbetrieben, einkauften. Doch schließlich hatte die Verschuldung soweit zugenommen und die Wirtschaftsleistung soweit abgenommen, dass Ende 2001 nach schweren Unruhen der Präsident Fernando de la Rúa zurücktrat. Die folgende Regierung gab die Einstellung der Zahlungen auf Tilgung und Zinsen, also den Staatsbankrott, bekannt. Wegen fehlender Unterstützung der Partei trat der übergangsweise angetretene Präsident Adolfo Rodríguez Saá schon nach fünf Tagen wieder zurück, es folgte der Peronist Eduardo Duhalde.
Der IWF versorgte nach einer langen Verhandlung Mitte 2002, mit politischer Unterstützung der wichtigsten Industrienationen, Argentinien im Rahmen verschiedener Interimsabkommen mit frischem Geld. Damit konnte die argentinische Wirtschaft, vor allem weil nun Mittelabflüsse durch Kreditrückzahlungen nicht mehr stattfanden und wegen des nun deutlich billigeren Peso, bereits im Jahr 2003 ein beachtliches Wachstum verzeichnen. Allerdings wurde im März 2004 die Rückzahlung einer Rate von 3,1 Mrd. US-Dollar (etwa 2,5 Mrd. Euro) für einen im Rahmen der o.a. Interimsabkommen gewährten IWF-Kredite fällig. Erst unmittelbar vor dem letztmöglichen Termin wurde die Zahlung angewiesen. Vorausgegangen war ein mehrwöchiger Verhandlungspoker. Die argentinische Regierung wollte dabei erreichen, dass ein Bericht des IWF über die Bemühungen des Landes im Hinblick auf die Wiedergewinnung wirtschaftlicher Solidität, möglichst positiv ausfällt. Die galt als Voraussetzung für eine weitere Kreditgewährung durch den IWF. Dies hat die Regierung scheinbar geschafft, so dass nun gute Chancen bestehen, dass die nun zurückgezahlten Milliarden schon bald im Rahmen eines neuen Kreditabkommens an Argentinien zurückfließen. Über die Behandlung der Forderungen von privaten Gläubigern Argentiniens wurde bislang aber noch keine Einigung erzielt. Dies belastet weiterhin die Handelsbeziehungen des Landes.
Es ist umstritten, ob Argentinien die Voraussetzungen des IWF für die weitere Vergabe von Kredite erfüllt. Die Auflage, in "guten Glauben" mit den privaten Gläubigern zu verhandeln, ist durch die argentinische Regierung nie erfüllt worden. Statt dessen fordert Argentinien einen Kapitalschnitt der auf 90% Barwertverlust hinausläuft. Es laufen Klagen gegen Argentinien und den IWF vor dem Bundesverfassungsgericht. Eine deutsche Glübigerorganistation ist die Interessengemeinschaft Argentinien e.V..
Siehe auch: Argentinien-Krise, Default
Soziale Situation
Die soziale Situation des Landes ist in mehrerer Hinsicht durch eine starke Ungleichheit gekennzeichnet. So gibt es einerseits ein sehr großes Wohlstandsgefälle zwischen Ober- und Unterklasse. So gehören die argentinischen Top-Manager-Gehälter zu den höchsten der Welt, während die ärmsten 40 % sich mit nur zehn Prozent des gesamten Volkseinkommens zufrieden geben müssen.
Aber auch die Unterschiede zwischen den Regionen Argentiniens sind groß. So liegt etwa die Armutsrate in der Hauptstadt Buenos Aires mit 26 % nur etwas mehr als halb so hoch wie im Landesdurchschnitt (47 %), während sie in der Provinz Formosa bei etwa 70 % liegt. Generell kann man sagen, dass die nördlichen Provinzen, besonders die Provinz Tucumán und der Nordosten (Chaco, Formosa, Santiago del Estero) am stärksten von Armut und Unterernährung betroffen sind. Verschärft wird diese Situation durch das relativ schnelle Bevölkerungswachstum in dieser Region. Als relativ reich dagegen gelten die zentralen Provinzen (Buenos Aires, Santa Fé, Córdoba, San Luis und Mendoza), aber auch der extreme Süden (Santa Cruz und Tierra del Fuego).
Es sind neben den grenznahen Gegenden (beispielsweise Jujuy und Formosa) allerdings vor allem die reichen Zentralprovinzen, die am stärksten mit der städtischen Armut und damit mit der Slumbildung zu kämpfen haben. Die Zuwanderung aus den ärmeren Nachbarländern Perú, Bolivien und Paraguay sowie die Binnenwanderung aus abgelegenen Gegenden des Landesinneren sind trotz einer Abschwächung in den 1990er Jahren immer noch ein großes Problem in den Großstädten, die die Zahl der Slumbewohner trotz ehrgeiziger sozialer Wohnungsprogramme weiterhin anwachsen lässt. So liegt beispielsweise in Rosario der Anteil der Slumbewohner an der Gesamtbevölkerung bei über 15 %. Zudem kam Zuwachs für die Slums auch von den so genannten Neu-Armen, besonders in den wirtschaftlich kritischen Jahren 1989/90, 1995 sowie zwischen 1998 und 2002.
Einige Daten zur sozialen Situation:
- Bruttosozialprodukt pro Kopf: 10 500 US$ (Purchasing Power Parity, 2002)
- Durchschnittslohn: 808 AR$ / 274 US$ (2002)
- Arbeitslosigkeit: 14,5 % (2004)
- Arbeitslosigkeit einschliesslich Sozialhilfeempfänger: 19,5 %
- Unterbeschäftigung: ca. 19 % (2004)
- Armutsrate: 47 % (2004) (Haushalte mit Einkommen unter 780 AR$ bzw. 264 US$/Monat)
- Elendsrate: 22 % (2004) (Haushalte mit Einkommen unter 390 AR$ bzw.132 US$/Monat)
- Analphabetenrate: 2,9 %
- HIV-Prävalenz: 0,7 %
- Zahl der Kinder pro Frau: 2,2 (2004, geschätzt)
- Bevölkerungswachstum durch Zuwanderung /Jahr: 0,06 % (2002)
- Bevölkerungswachstum insgesamt /Jahr: 1,0 % (Durchschnitt 1991-2001)
Medien
Fernsehen
Argentinien hat einen staatlichen Fernsehsender, Canal 7 [3]. Daneben gibt es eine Vielzahl von lokalen und nationalen, privaten Fernsehsendern, die über Antenne und Kabel zu empfangen sind. Des Weiteren eine unglaubliche Anzahl von Sendern, die nur über Kabel und Satellit verbreitet werden. Die bekanntesten Sender sind Telefé [4], Canal 9 [5] und Canal 13 [6], die in vielen Regionen auch lokale Programme ausstrahlen.
Einige argentinische Fernsehserien (genannt Telenovelas, wörtlich also Fernsehromane) sind wegen ihrer niedrigen Produktionskosten und der hohen Qualität zu einem Exportschlager vor allem nach Osteuropa geworden.
Radio
Radio ist ein sehr beliebtes Medium in Argentinien. Es gibt eine riesige Fülle von staatlichen und privaten Radiosendern. Von den privaten Radiosendern sind viele in Cadenas, Radio-Ketten zusammengeschlossen und so kann man viele Sender aus Buenos Aires im ganzen Land empfangen.
Printmedien
Es werden in Argentinien über 200 Tageszeitung publiziert. Die bedeutendsten Hauptstadtblätter sind Clarín [7], La Nación [8] und Crónica [9]; letztere hat etwa Bildzeitungs-Niveau, wird aber sechs Mal am Tag herausgegeben. Eine linksalternative Zeitung aus Buenos Aires ist Página 12 [10] mit detailliertem Kulturteil, die von der Clarín-Gruppe herausgegeben wird. Weitere wichtige Zeitungen sind La Capital [11] (Rosario), La Voz del Interior [12] (Córdoba) und La Gaceta [13] (Tucumán).
In jüngerer Zeit haben eine Reihe von Zeitungen in den Grosstädten Bedeutung erlangt, die kostenlos, vor allem in Bussen und Bahnen verteilt werden (zum Beispiel La Razón [14], El Diario del Bolsillo).
In Argentinien gibt es zudem eine große Anzahl von Zeitschriften und Wochenblättern. Die bekanntesten Nachrichtenmagazine sind Noticias [15] und Veintitres [16]. Es gibt auch eine deutschsprachige Wochenzeitung, das Argentinische Tageblatt [17].
Siehe auch: Liste argentinischer Zeitungen
Kultur
Ein scherzhafter Ausspruch bezeichnet die Argentinier als "Italiener, die Spanisch sprechen und gerne Engländer wären." Dadurch kommt die Mischung des Volkes aus Einwanderern verschiedener europäischer Länder zum Ausdruck, der sich in der Kultur deutlich bemerkbar macht.
Musik
Argentinische Musik ist durch den Tango (und die verwandten Musikformen Milonga und Vals) bekannt geworden. Bekannteste Interpreten sind Carlos Gardel und Astor Piazzolla. Tango kann jedoch nicht auf die musikalische Dimension beschränkt werden, vielmehr ist Tango ein gesamtkulturelles Phänomen mit den zusätzlichen Aspekten Textdichtung und tänzerischer Interpretation. Als solches begründet der Tango eine kulturelle Identität die sehr viel zum Selbstverständnis der Argentinier, genauer genommen der "Porteños" aus Buenos Aires, beiträgt.
Nach wie vor wichtig für die Musikszene Argentiniens sind in der traditionellen Musik verwurzelte Folk-Interpreten. Zu den auch international beachteten Musikern zählen der als Atahualpa Yupanqui weltweit bekannt gewordene Héctor Bohento Chavero und die aus der Provinz Tucumán stammende Mercedes Sosa (geboren 1935), die 1982 nach vier Jahren Exil in Madrid und Paris nach Argentinien zurückkehrte.
Neuerdings sind in Argentinien einige traditionelle Musikstile von der Popmusik her wiederbelebt worden. Zu nennen sind hier der fröhlich-leichte Tanz des Cuarteto, die urbane Musik der Stadt Córdoba , sowie einige Stile der von den Spaniern übernommenen nationalen Folklore, die durch Mischung mit anderen Stilen eine völlig neue Gestalt erlangt haben. Auch Musikstile aus anderen Teilen Südamerikas, allen voran die kolumbianische Cumbia, wurden von argentinischen Interpreten weiterentwickelt. So entstand als aktuellster Beitrag Argentiniens zur Popmusik in Buenos Aires die Cumbia Villera oder Slum-Cumbia.
Siehe auch Argentinische Folklore, Argentinische Rock- und Popmusik
Literatur
Im 19. Jahrhundert löst sich mit der Unabhängigkeit des Landes die argentinische Literatur von der spanischen - ohne dieses Erbe zu verleugnen. Durch die Thematisierung des Lebens der Gauchos in der Pampa gewinnt die Literatur eine deutliche nationale Komponente. Beispiele dafür sind Fausto (1866) von Estanisláo del Campo, das in Gedichtform die Geschichte eines Gauchos erzählende und oft als argentinisches Nationalepos bezeichnete El gaucho Martín Fierro (1872) von José Hernández sowie das bereits 1845 entstandene Facundo von Domingo Faustino Sarmiento. In ähnlicher Traditionslinie steht auch die 1926 veröffentlichte Erzählung Don Segundo Sombra von Ricardo Güiraldes (deutsch bereits 1934: Das Buch vom Gaucho Sombra).
Bekannte moderne Autoren sind Eduardo Mallea, Ernesto Sábato, Julio Cortázar, Manuel Puig und besonders Jorge Luis Borges.
Theater
In vielen Städten gibt es eine lebhafte Theaterszene. Besonders bekannt ist Rosario für seine Theatergruppen. Aktuell feiert die Gruppe De la Guarda Erfolge in der ganzen Welt. Das bekannteste Theater Argentiniens ist das Opernhaus Teatro Colón in Buenos Aires.
Film
Argentinien war eines der Pionierländer auf dem Gebiet des Stummfilms. Schon 1896 wurde der erste Film gedreht, der die argentinische Fahne zum Thema hatte. 1933 begann der Aufstieg der argentinischen Filmindustrie mit dem Aufkommen des Tonfilms. Damit begann die beste Zeit des argentinischen Kinos, die Filme dieses Landes wurden in der ganzen Welt gezeigt. Besonders bekannt wurden die Tangofilme aus Buenos Aires, unter anderem mit dem Superstar Carlos Gardel. Seit Mitte der 1940er Jahre griff allerdings der Staat mittels Zensur und Einmischung in die Kinoszene ein. Besonders dramatisch wurde dies in den Militärregierungen (1966-1973 und 1976-1983). In den demokratischen Zwischenzeiten wurden jedoch künstlerisch sehr hochwertige Filme produziert.
Nach der Militärdiktatur begann das Kino, die Terrorherrschaft aufzuarbeiten. Es entstanden Filme wie La Historia Oficial (Luis Puenzo), La Noche de los Lápices (Héctor Olivera) und später Garage Olimpo (Marco Bechis), die teils fiktive, teils wahre Fälle von so genannten "Verschwundenen" auf die Leinwand brachten.
1997 leitete Pizza, Birra, Faso (Adrián Caetano) die Epoche des "Nuevo Cine Argentino" ein, in dem vor allem Geschichten aus dem Milieu der einfachen Leute und Slumbewohner verfilmt wurden.
Heute ist die argentinische Filmszene vor allem in Buenos Aires und in geringerem Maße auch in Rosario und Santa Fe sehr aktiv. International am bekanntesten unter den Regisseuren dürfte derzeit der Berlinale-Gewinner Pino Solanas mit sozialkritischen Filmen wie dem Oscar-Gewinner Sur und El Viaje sein, der allerdings schon seit den 1960er Jahren Filme dreht.
Feiertage
- 1. Januar: Neujahr
- Karfreitag und Ostern (teilweise ist auch der Gründonnerstag arbeitsfrei)
- 2. April: Tag der Islas Malvinas
- 1. Mai: Tag der Arbeit
- 25. Mai: Erklärung der Unabhängigkeit von Spanien am 25. Mai 1810
- 9. Juli: Anerkennung der Unabhängigkeit durch Spanien am 9. Juli 1816
- 20. Juni: Tag der Nationalflagge (Día de la Bandera)
- 17. August: Gedenktag zu Ehren des Generals José de San Martín
- 12. Oktober: Tag der Entdeckung Amerikas durch Christoph Kolumbus (Día de la Raza)
- 8. Dezember: Maria Empfängnis
- 25. Dezember: Weihnachten, teilweise ist auch der Heilige Abend arbeitsfrei
- (31. Dezember: Silvester ist teilweise arbeitsfrei)
Sollte ein Feiertag (außer Neujahr, Ostern und Weihnachten sowie des 25. Mais und des 9. Julis) auf einen Samstag oder Sonntag fallen, so ist der darauffolgenden Montag meist arbeitsfrei.
Reiseinformationen
Deutsche, österreichische und schweizer Staatsbürger brauchen für die Einreise nach Argentinien lediglich einen noch mindestens sechs Monate gültigen Reisepass und können sich dann 90 Tage visafrei in Argentinien aufhalten. Für die Verlängerung dieser 90-Tage-Frist genügt es, für einen Tag das Land zu verlassen (beispielsweise von Buenos Aires kurz mal mit der Fähre nach Uruguay zu fahren). Eine Aufenthaltserlaubnis bekommt man auch relativ einfach, wenn man einen Arbeitsvertrag hat. Weitere Informationen zum Thema Einreise- und Visamodalitäten findet man unter http://www.mininterior.gov.ar/migraciones/ .
Siehe auch
Weblinks
- http://www.argentinische-botschaft.de - Allgemeine Informationen über Argentinien
- http://www.argentinien.com - Argentinien-Portal auf Deutsch
- http://www.argentina-online.de ein weiteres Argentinien-Portal auf Deutsch
- http://www.indec.gov.ar - Argentinisches Statistikamt (spanisch)
- http://www.ig-argentinien.org/ - Interessengemeinschaft Argentinien e.V.
Literatur
- Huppertz, Cornelius: Korruption in Argentinien. Eine netzwerkanalytische Erklärung der Finanzkrise - Schriften zur internationalen Politik, Bd. 8, Verlag Dr. Kovac, Hamburg: 2004, ISBN 3-8300-1359-0
- Benson, Phillip; Möginger, Robert [Bearb.]: Polyglott Apa Guide, Argentinien, Verlag: Langenscheidt, München: 2000, ISBN 3-8268-2468-7
- Jost, Christoph: Argentinien: Umfang und Ursachen der Staatsverschuldung und Probleme der Umschuldung in: Auslandsinformationen 11/2003, Konrad-Adenauer-Stiftung: Sankt Augustin http://www.kas.de/db_files/dokumente/auslandsinformationen/7_dokument_dok_pdf_3573_1.pdf