Kanarengirlitz

Art der Gattung Girlitze (Serinus)
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Der Kanarengirlitz (Serinus canaria canaria) ist ein Singvogel aus der Vorlage:Familia der Finken, der nach seinem Lebensraum, den Kanarischen Inseln benannt wurde. Er gehört zur Vorlage:Genus der Girlitze und lebt außer auf den Kanarischen Inseln auch auf Madeira und den Azoren. Die domestizierte Form des Kanarengirlitz ist der Kanarienvogel.

Kanarengirlitz
Gezeichneter Kanarengirlitz
Vorlage:Taxonomy
Vorlage:Classis: Vögel (Aves)
Vorlage:Ordo: Sperlingsvögel (Passeriformes)
Vorlage:Subordo: Singvögel (Passeri)
Vorlage:Familia: Finken (Fringillidae)
Vorlage:Subfamilia: Stieglitzartige (Carduelinae)
Vorlage:Genus: Girlitze (Serinus)
Vorlage:Species: Kanarengirlitz
Wissenschaftlicher Name
Serinus canaria canaria
(Linnaeus, 1758)

Beschreibung

Der Kanarengirlitz hat eine Körperlänge von 12,5 bis 13,5 cm und wiegt 15 bis 25 g. Er zeichnet sich durch einen runden Kopf, einen kurzen kräftigen Finkenschnabel sowie einen recht langen, tief gegabelten Schwanz aus. Oberkopf, Rücken und Flanken sind auf graugrünem Grund fein dunkelgrau gestreift. Die Flügel sind schwarzgrau und zeigen zwei hellgelbe Binden, die durch die gelben Spitzen der kleinen und großen Armdecken gebildet werden. Der Bürzel ist matt grüngelb, die Unterschwanzdecken sind weiß.

Beim Männchen sind Kopf, Hals, Brust und Bauch satt gelbgrün. Beim Weibchen sind Kopf, Hals und obere Brust grau, die Brust ist schwach dunkel gestreift. Die Jungvögel sind graubraun ohne jeden Gelb- oder Grünton. Die Iris der Augen ist grauschwarz, Beine und Schnabel sind blassrosa.

Der Flug des Kanarengirlitzes ist auffallend wellenförmig und entspricht dem typischen Flugbild der Finken.

Stimme

Der Kanarengirlitz ist außer durch seinen Gesang anhand seiner charakteristischen Rufe mit summendem, hüpfendem und klarem Klang zu erkennen.

Das Hörvermögen der Kanarengirlitze ist sehr ausgeprägt. Die optimale Empfindlichkeit reicht von 3200 Hertz (Hz) bis 4000 Hz. Die untere Hörgrenze liegt bei 1100 Hz und seine obere bei 10000 Hz. Der Kanarengirlitz kann zudem sehr schnelle Tonfolgen unterscheiden, im Gedächtnis speichern und wiedergeben. Deshalb kann er lernen, andere Vögel nachzuahmen und fremde Geräusche in seinen Gesang aufzunehmen.

Gesang

Der Gesang beginnt mit einem variablen, leisen Eingang von ein paar Silben und gipfelt in einer sehr lauten Strophe aus harten absteigenden Elementen. Der Kanarengirlitz kann bis zu 400 Klangelemente (Touren) beherrschen. Die drei bekanntesten Touren sind Hohlrolle, Pfeife und Hohlklingel. Bei der Hohlrolle singt der Vogel ein "r" rollend in Verbindung mit den Vokalen "ü", "o" oder "u", was dann zum Beispiel wie "rururu" klingt. Die Hohlklingel entsteht durch ein "l" in Verbindung mit den Vokalen. Der Vogel singt "lülülü" oder "lololo" bis zum tiefen "lululu" in leicht abgesetzter Form. Bei der Pfeife gibt es deutlich abgesetzte weiche Einzeltöne, in Verbindung mit dem "d", was sich anhört wie "du" oder "dou", oft am Ende eines Lieds. Benutzt der Vogel bei seinem Lied ein "li", so nennt man das eine Klingel oder als "ri" eine Klingelrolle.

Entwicklung des Gesanges

Sobald der Kanarengirlitz im Frühjahr geschlüpft ist, gibt er seine ersten Töne von sich. Nach 30 bis 40 Tagen beginnt dann das Gesangsstudium der Männchen. Diese erste Phase des Lernens (Subsong) dauert bis kurz vor der Jugendmauser. Vor Beginn der Jugendmauser ist der Vogel etwa zwei Wochen lang still. Erst zwischen dem 70. und 90. Tag beginnt in die zweite Lernphase (plastischer Gesang), die etwa bis zum 150. Lebenstag andauert. Nach der Jugendmauser beginnt die dritte Phase der Gesangsbildung (juveniler Herbstgesang), der etwa bis zum 250. Lebenstag andauert.

Zur Fortpflanzungszeit des folgenden Jahres, um den 300. Lebenstag herum, hat der Kanarengirlitz den Vollgesang erreicht, den er während der ganzen Brutsaison beibehält. Das Lautrepertoire ist stabil und umfasst in der Regel 30 bis 40 verschiedene Einzelelemente (Silben, also Noten pro Sekunde). Das Männchen singt recht lange, aus vielen Touren (Tour: zusammenhängende Abfolge von Silben, also Strophe) oder Phrasen (Phrase: selbständiger Abschluss eines Musikstücks) aufgebaute Melodien. Bei der Dauer der Pausen wird wenig variiert: Sie reicht zwar von 0,02 s bis 0,7 s, ist aber in der Regel im Bereich von 0,08 s bis 0,16 s. Die Tourendauer erwachsener Männchen liegt meist bei 0,8 s bis 1,1 s, kann aber auch 2 s betragen.

Ein Teil des Gesangs ist beim Kanarengirlitz angeboren, daneben gibt es aber auch individuelles Lernen. Das Gesangsschema und die Strophe mit bestimmten Tönen und Rhythmus sind genetisch festgelegt. Die Feinstrukturen (Silben) sind aber für Lernprozesse offen und durch Hören arteigenen Gesangs werden Erfahrungen gesammelt. Sehr wichtig ist dabei das Vorbild des Vaters, aber die Jungen lernen auch von anderen Männchen und gleichaltrigen Jungvögeln. Manche Silben werden auch ohne erkennbare Vorbilder gebildet, der Kanarengirlitz kann also improvisieren.

Die Weibchen singen selten in ihrem ersten Lebensjahr. Die Qualität ihres Gesanges entspricht am ehesten dem Subsong der Männchen, manchmal dem plastischen Gesang. Während der Brutzeit singen die Weibchen nur ausnahmsweise. Nach Beendigung ihrer letzten Brut, etwa ab Juli, singen sie spontan den Sommergesang. Vom Herbst bis zu Beginn der nächsten Brutsaison singen sie den Herbstgesang. Am meisten singen die Weibchen im Oktober.

Nachdem die erste Fortpflanzungszeit vorüber ist, singen die Männchen immer weniger und stellen ihren Gesang schließlich ganz ein (Refraktärzeit). Nach dem jährlichen Wechsel des Gefieders, der Mauser, singt das Männchen den Herbstgesang. Dieser ist weit plastischer als der Vollgesang, das heißt ohne feste zeitliche Struktur. Auch die einzelnen Elemente sind viel variabler. Die Pausen sind unterschiedlich lang und das Verhältnis von Touren zu Silben ist stark zugunsten letzterer verschoben. Im Winter und Frühjahr beginnt der Gesang sich dann wieder zu stabilisieren bis er in der nächsten Fortpflanzungsperiode wieder Vollgesangsniveau erreicht. Interessanterweise hat sich der Gesang nun gegenüber dem Vorjahr etwas verändert. Einige Silben sind gleich geblieben, andere wurden vergessen. Dafür wurde eine neue Melodie kreiert.

Verbreitung und Bestand

Datei:Kanarische Inseln.jpg
Satellitenbild der Kanarischen Inseln

Zwei Drittel der Weltpopulation leben auf den westlichen und zentralen Kanarischen Inseln. Sie sind aber auch auf Madeira, den Kapverdischen Inseln und den Azoren verbreitet. Während sie Madeira und die Kapverdischen Inseln offenbar selbst erreicht haben, wurden sie auf den Azoren möglicherweise durch den Menschen eingeführt.

In Bezug auf die Schnabellänge und das Körpergewicht gibt es klare inselspezifische Unterschiede. Deshalb lässt sich annehmen, dass die Besiedlung der atlantischen Inseln durch den Kanarengirlitz erst vor relativ kurzer Zeit stattfand, wobei kein anhaltender Genfluss zwischen den Populationen besteht.

Seit kurzem ist der Kanarengirlitz auf den östlichen Kanarischen Inseln Fuerteventura und Lanzarote verbreitet. Man schätzt den Gesamtbestand auf 45.000 bis 50.000 Brutpaare.

Systematik

Die einzige Unterart des Kanarengirlitzes ist der Kanarienvogel, seine domestizierte Form. Der nächste Verwandte ist der Girlitz.

Lebensraum

Der Lebensraum umfasst die Meeresküste bis in 2000 m Höhe. Die bevorzugten Habitate des Kanarengirlitzes sind offene Landschaften in flachen Regionen oder Hanglagen. Dort bieten Bäume und Büsche Versteckmöglichkeiten und ausreichende Nahrungsgrundlage. Kanarengirlitze meiden den dichten, immergrünen Lorbeerwald, besiedeln jedoch seine von Baumheide (Erica arborea) beherrschten Randzonen. Dieser am häufigsten gewählte Brutbaum hat feine kurze dichte Nadelblätter, die sehr gute Deckung bieten.

Ernährung

Die Vögel ernähren sich von den Samen und Blättern vieler Pflanzensorten. Am liebsten fressen sie Spitzsaat. Manchmal ernähren sie sich auch von den Samen des Zuckerrohrs. Auch Gräser, Wegerich, Knöterich, Bingelkraut, Mohn, einige Hirsesorten und Vogelmiere werden von ihnen gefressen. Im Frühjahr verzehren Kanarengirlitze bevorzugt die wasserhaltigen süßen Beeren des Strauchigen Krapp (Rubia fructicosa), eines strauchförmigen, kletternden Rötegewächses. Hieraus und aus anderen Früchten oder Blüten decken sie ihren Wasserbedarf. Auch Blatt- und Blütenknospen fressen sie gern. Im hoch gelegenen, trockenen Kiefernwald kommen sie gern zum Trinken und Baden an Wasserstellen.

Wanderungen

Kanarengirlitze führen nur lokale Wanderungen aus und sind somit Standvögel. Sie ziehen auf der Suche nach Nahrung weit umher. Im Winter durchstreifen sie die Inseln in Schwärmen von 50 Vögeln und mehr.

Fortpflanzung

Die Brutzeit der Kanarengirlitze beginnt im Februar oder März. Die Männchen verstärken den Gesang und sitzen dabei meist in der Nähe einer Astgabel einer Baumheide in Stammnähe in etwa zwei bis drei Meter Höhe, auf der später das Nest gebaut werden soll. Auch Verfolgungsflüge und Schnabelgefechte werden unter den Männchen ausgetragen.

Balz und Paarung

Sobald ein Männchen ein Weibchen gefunden hat, singt das Männchen im Balzflug, um sein Weibchen zum Nestbau anzuregen. Das Weibchen lässt häufig seinen trillernden Lockruf hören, ist ständig in Bewegung und schlägt mit den Flügeln. Nach fortgeschrittener Zeit nimmt das Weibchen eine Feder in den Schnabel (Nestbauzeremoniell). Das Nest besteht hauptsächlich aus trockenem Moos sowie Grashalmen und Blättern, innen ist es mit Tierhaaren, Wolle und Federn ausgekleidet. Das Männchen singt ausdauernd und füttert das Weibchen. Manchmal führt es auch einen Tanz auf. Auf die Balz folgt die Paarung. Sie dauert ein bis zwei Sekunden. Nach der Paarung trennen sich die Vögel und putzen sich meist ausgiebig. Ein bis zwei Bruten in einem Sommer sind üblich.

Brut

Sobald das Weibchen sein Nest fertig gestellt hat, legt es das erste Ei. Kanarengirlitze brüten erst, wenn das Gelege mit drei bis fünf Eiern vollständig ist. Die Eier sind blassmeergrün und zeigen rötlich-braune Flecken. Die Weibchen sind nur von Frühjahr bis Frühsommer in Brutstimmung. Dementsprechend brüten sie ein bis zweimal im Jahr.

Dass das Weibchen brütet allein und wird nicht vom Männchen abgelöst. Es verlässt das Nest kurz am Morgen und am Abend, um Kot abzusetzen und zu trinken. Die restliche Zeit versorgt das Männchen das Weibchen mit Nahrung aus dem Kropf. Die Weibchen sitzen normalerweise sehr fest und ausdauernd auf den Eiern. Die Brutzeit dauert etwa 14 Tage.

Entwicklung der Jungen

Nach einer Brutzeit von zwei Wochen schlüpfen die Jungen. Nach dem Schlupf werden die Küken von dem Weibchen gewärmt und am nächsten Tag gefüttert. Am Schlupftag leben sie vom Dottersack. Die Futterbeschaffung übernimmt das Männchen, das die Jungen oft direkt füttert. In dieser Phase benötigen die Jungvögel zusätzlich tierisches Eiweiß, so dass sie auch mit kleinen Insekten, Käfern, Raupen und Blattläusen versorgt werden. In den ersten Tagen füttert das Weibchen die Jungen meist alleine mit einem aus dem Kropf hervorgewürgten, doppelt vorverdauten Nahrungsbrei. Zudem hält es das Nest sauber, indem sie den Kot ihrer Jungen frisst. Bald beginnt auch das Männchen bei der Fütterung zu helfen. Nach etwa einer Woche suchen die Jungen den Nestrand, stemmen sich daran hoch und koten über den Rand. Nach dem 14. Lebenstag regt sich der Fluchttrieb, so dass die Jungen bei Störungen aus dem Nest springen können. Am 16. Tag verlassen die Jungen das Nest, werden aber bis zum 30. Tag noch von ihren Eltern gefüttert. Oft versorgt das Männchen die Jungen allein und bringt ihnen bei, auf Nahrungsssuche zu gehen und selbstständig zu fressen. Währenddessen beginnt das Weibchen mit der zweiten Brut.

Nachdem die letzten Jungen flügge, das heißt selbstständig geworden sind, schließen sich Kanarengirlitze zu größeren Schwärmen zusammen und ziehen im Winterhalbjahr auf der Suche nach Nahrung auf den Inseln umher. Nach drei bis vier Monaten sind sie nach der Jugendmauser geschlechtsreif. Gefahr droht ihnen von Katzen, Greifvögeln und Mardern. Die maximale Lebenserwartung des Kanarengirlitzes beträgt zehn Jahre.

Verhalten

Kanarengirlitze sind tagaktiv. Sie verlassen ihren Schlafast mit Tagesbeginn, mit Sonnenuntergang suchen sie ihn wieder auf. Im Winter beginnt die Aktivitätsphase deutlich später und endet früher. Die Aktivitätsphase wird häufig durch Ruhe- und Putzphasen unterbrochen. Kanarengirlitze sind gesellige Vögel, oft halten sie sich zu zweit oder in Gruppen auf, selten allein. Sie kommunizieren über Rufe und auch Gesang. Sehen sie Fressfeinde, fliegen sie in den Schutz von Büschen und Bäumen und stoßen einen Warnruf aus. Wenn es dunkel wird, schlafen Paare und Gruppen zusammen sitzend auf einem Ast.

Im Sommerhalbjahr verteidigen die Männchen ihr Revier, das genug Nahrungsreserven für eine Familie bietet, gegen alle anderen männlichen Artgenossen. Meist reicht der Gesang aus, um Rivalen zu vertreiben. Im Winter leben die Männchen im Schwarm.


Körpersprache

Der Kanarengirlitz hat eine ausgeprägte Körpersprache entwickelt, die teilweise mit der Körperpflege verwechselt werden kann. So kann das Abspreizen der Flügel zum Einen der Drohung seinen Artgenossen gegenüber dienen, um Nahrung, das Revier oder ein Weibchen für sich zu beanspruchen, aber zum Anderen auch nur ein Strecken sein, um sich abzukühlen. Ein aufgesperrter Schabel dient entweder genauso der Drohung oder ist ein Mittel zur Abkühlung (Hecheln). Auch das Wetzen des Schnabel an einem Ast, kann einerseits der Beschwichtigung aggressiver Artgenossen dienen, andernseits aber auch lediglich der Reinigung desselben dienen. Hält er seinen Kopf schief, fordert er seinen Partner zum Kraulen auf oder beobachtet seine Umgebung mit einem Auge.

Der Kanarengirlitz zeigt sein Wohlbefinden, indem er sich aufplustert. Dieses Verhalten zeigt er allerdings auch, wenn er sich zum Schlafen begibt oder krank ist. Dieselbe Mehrdeutigkeit ist gegeben, wenn er seinen Kopf ins Gefieder steckt. Auch das Sitzen auf einem Bein ist ein Zeichen dafür, dass ein Kanarengirlitz entspannt ist. Schüttelt er sein Gefieder, ordnet er seine Federn nach dem Putzen oder Baden, oder er befreit sich nach einem Schmerz oder Schreck von einer Anspannung.

Wenn sich Kanarengirlitze große Zuneigung bekunden wollen, schnäbeln sie miteinander. Putzen sie sich auch noch gegenseitig, bekunden sie damit ihre Sympathie füreinander. Will ein Männchen einem Weibchen imponieren, führt es einen Tanz auf. Kanarengirlitze bieten ihrem Partner zur Pflege häufig Körperpartien an, die sie beim Putzen mit dem Schnabel nicht erreichen. Als Aufforderung zum Putzen steckt einer dem anderen also Nacken, Kopf oder Kehle entgegen. Der Partner zieht nun an der dargebotenen Stelle eine Feder nach der anderen durch den Schnabel. Berührt er aber einmal andere Körperstellen, wird der Geputzte sogleich unruhig, pickt nach ihm oder fliegt fort.

Kanarengirlitze sind sehr friedliche und verträgliche Vögel. Dennoch kommt es auch unter ihnen hin und wieder zu Streitigkeiten, vor allem um begehrtes Futter, Sitzplätze oder Nistmaterial. Oft beschränkt sich der Streit auf gegenseitiges Drohen, wonach der Unterlegene aufgibt. Reicht das Abspreizen der Flügel nicht aus, hacken sie aggressiv mit dem Schnäbeln und jagen sich manchmal. Ergibt sich einer der Rivalen, streckt er seinen Körper und legt sein Gefieder eng an. Auch wenn ein Kanarengirlitz stark erschrocken wird, zeigt er dieses Demutsverhalten. Vor allem zur Paarungszeit kommt es aber auch zu Schnabelgefechten und Verfolgungsjagden.

Gesangsverhalten

Der männliche Kanarengirlitz singt bereits am frühen Morgen laut und schön von einer Singwarte aus. Er lässt seinen Gesang am häufigsten in der Balzzeit hören, um sein Revier gegen Artgenossen zu verteidigen und um ein Weibchen zu werben. Manchmal dient der Gesang auch der Begleitung beim Nestbau.

Der Kanarengirlitz singt auch während des Fliegens, das heißt er trägt einen Fluggesang vor. Der Singflug unterscheidet sich vom normalen Fortbewegungsflug. Die Flügelschläge sind langsamer und ausholend. Die abschlagenden Flügel scheinen deutlich durchgebogen zu sein. Der Singflug kann ganz verschiedene Flugbahnen beschreiben. Das Männchen kann beispielsweise laut singend mit ausgestreckten Füßen und angelegten Flügeln aus hohem Himmel herabstürzen, um auf einer Warte zu landen. Singflüge führen normalerweise in weiten horizontalen Bögen von einer Warte zur anderen.

Kanarengirlitz und Mensch

Ob die Ureinwohner der Kanaren den Kanarengirlitz als Käfigvogel hielten, ist wegen seines schönen Gesangs wahrscheinlich, aber umstritten.

Seit der Eroberung der Kanarischen Inseln im Jahre 1496 brachten die Spanier den Kanarengirlitz nach Europa. Da sie gern Süßes mochten, wurden sie auch "Zuckervögelchen" genannt. Wegen ihres Gesangs und ihrer Munterkeit erlangten sie schnell große Beliebtheit und wurden zum Symbol für Luxus und Weltgewandtheit.

Auf Grund der steigenden Nachfrage nach Kanararengirlitzen mussten sie in großen Mengen verschifft werden. Da die Klöster große Einnahmen durch den Handel mit ihnen erwarteten, begannen die Mönche mit der Zucht von Kanarienvögeln.

Der Kanarengirlitz zählt heute zu den geschützten Arten und ist in der Vogelschutzrichtlinie 79/403/EWG aufgeführt. Regelmäßige Zählungen einiger Teilpopulationen lassen stabile Verhältnisse erkennen. Die Art ist zur Zeit nicht bedroht, jedoch könnte die intensive Nutzung von Agrochemikalien die Verbreitung in Zukunft gefährden.

Auf Hawaii wurde der Kanarengirlitz ebenfalls eingeführt. Ob diese Population überlebt hat, ist umstritten.

Literatur

Svensson, L., P. J. Grant, K. Mullarney & D. Zetterström 1999: Der Kosmos Vogelführer. Franckh-Kosmos, Stuttgart. ISBN 3-440-07720-9