Alfred Dreyfus

französischer Offizier
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Alfred Dreyfus [alˈfʀɛd dʀɛˈfys] (* 9. Oktober 1859 in Mülhausen; † 12. Juli 1935 in Paris) war ein französischer Offizier.

Alfred Dreyfus

Alfred Dreyfus war Sohn eines jüdischen Textilunternehmers aus Mülhausen (Elsass). Nachdem das Elsass durch den Deutsch-Französischen Krieg 1870 dem Deutschen Reich zugehörig wurde, ging er mit einem Teil der Familie nach Paris und behielt die französische Staatsbürgerschaft bei. Er studierte von 1882 bis 1889 und wurde Berufsoffizier der französischen Armee.

1894 wurde er, inzwischen Hauptmann, des Geheimnisverrats bezichtigt. Er sollte Geheimnisse an das Deutsche Reich verraten haben und wurde am 22. Dezember 1894 von einem Kriegsgericht in Rennes wegen Landesverrats degradiert und zu lebenslänglicher Verbannung auf die Teufelsinsel (bei Cayenne, Französisch-Guayana) verurteilt. Am 5. Januar 1895 wurde die Degradierung Dreyfus' in erniedrigender Form in der École Militaire vollzogen, indem man ihm vor angetretener Formation die Epauletten von den Schultern riss, bevor er am 17. Januar auf die Teufelsinsel deportiert wurde. Im Zusammenhang mit dem Prozess kam es zu antisemitischen Demonstrationen und nationalistischer Hetze gegen Dreyfus und die Republik in der Presse.

In den folgenden Jahren wurde aus dem Justizirrtum ein Justizskandal, in dem Beweise gefälscht und der eigentlich Schuldige gedeckt wurde. Bald wird klar, dass der eigentlich Schuldige Esterhàzy heißt, ein verschuldeter Offizier. Die französische Republik wurde von der Dreyfus-Affäre erschüttert und stand am Rande eines Bürgerkriegs.

Schon bald stellte es sich heraus, dass die Beweise gegen den Offizier gefälscht waren. Émile Zola, Albert I. von Monaco und andere setzten sich für die Rehabilitierung Dreyfus' ein. Bekannt wurde der Brief Zolas J'accuse, der in der Zeitung L'Aurore erschien.

1899 wurde der Prozess noch einmal aufgerollt. Dem Angeklagten Dreyfus wurden aber nur mildernde Umstände zugebilligt, und er wurde nun zu 10 Jahren Gefängnis verurteilt. Der französische Präsident Emile Loubet beugte sich der internationalen Kritik und begnadigte Dreyfus. 1904 begann am Kassationsgericht Rennes die Revision seines Prozesses, worauf das Urteil im Jahre 1906 endgültig für nichtig erklärt wurde. Unmittelbar darauf wurde Dreyfus als Major reaktiviert, zum Ritter der Ehrenlegion ernannt und im Oktober 1907 pensioniert. 1908 wird die Asche Zolas´ ins Pantheon überführt. Dabei versucht ein Rechtsradikaler, Dreyfus zu erschießen. Dreyfus wird verletzt. Im Ersten Weltkrieg diente er in der französischen Armee und wurde zum Oberstleutnant befördert. Mit diesem Rang schied er endgültig aus der Armee. Er stirbt 1935. Seine Enkelin Madleine Levy wird jedoch in Auschwitz als Jüdin ermordet.

Staatspräsident Jacques Chirac hat sich zum Jahrestag der Rehabilitierung, am 12. Juli 2006, für eine Zeremonie an der Pariser Militärschule entschieden, wurde am 5. Juli 2006 im Umfeld des Staatschefs verlautbart. Damit erteilte Chirac der feierlichen Überführung von Dreyfus' sterblichen Überresten in den Pariser Ruhmestempel Panthéon eine Absage.

Ein Denkmal Dreyfus´ steht in den Jardins des Tulileries. Die Dreyfus-Affäre stand auch im Mittelpunkt der Filmbiografie The Life of Emile Zola (1937) unter der Regie von William Dieterle mit Paul Muni als Zola und Joseph Schildkraut als Dreyfus. Die antisemitischen Aspekte werden darin jedoch weitgehend ausgeklammert.

Als literarisches Werk: Rolf Schneider Süß und Dreyfus, 1991

Werke

  • Cinq années de ma vie 1894–1899. – Paris: Eugène Fasquelle, 1901 (häufige Neuauflagen)

Literatur

  • Duclert, Vincent Die Dreyfus-Affäre. Militärwahn, Republikfeindschaft, Judenhaß, Wagenbach TB: Berlin 1994 (ergeht sich leider oft in Spekulationen)
  • derselbe, A.D. L'honneur d'un patriote Paris, Fayard, 2006 (frz.)(bisher umfangreichste Biographie, aber keine neuen Erkenntnisse)
  • Jean-Denis Bredin L'Affaire Paris, 1983 u.ö., auch engl. Version erhältlich: L'affaire Dreyfus, 1998 (Jurist, Wissensstand der 80er Jahre)
  • Hannah Arendt: Elemente und Ursprünge totaler Herrschaft. Antisemitismus, Imperialismus, totale Herrschaft, bei Piper, München Zürich, 7. Auflage Februar 2000, ISBN 3-492-21032-5, darin Kapitel I, Abschnitt 4: Die Dreyfus-Affäre, S. 212-272; erste deutsche Ausgabe: 1986, englische Originalausgabe: The Origins of Totalitarism, bei Harcourt Brace Jovanovich, New York, 1951
  • Kotowski, Elke-Vera/ Schoeps, Julius H.(Hrsg): J'accuse...! - ... ich klage an!. Zur Affäre Dreyfus. Eine Dokumentation, Berlin 2005. ISBN 3-935035-76-4

Ausstellung

Paris, bis 1. 10. 2006: Alfred Dreyfus. Le combat pour la justice Näheres [1]