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Stadtpflegeranger

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Der Stadtpflegeranger – Ecke Am Alten Einlaß / Volk­hart­straße; hinten rechts die St.-Anna-Grundschule

Der Stadtpflegeranger ist eine kleine Grünanlage in der Innenstadt von Augsburg. Er befindet sich im Bahnhofsviertel an der Straße Am Alten Einlaß und bildet heute zusammen mit mehreren umliegenden historischen Gebäuden ein unter Ensembleschutz stehendes städtebauliches Ensemble. Von der Anfang des 19. Jahrhunderts angelegten Grünanlage ist mittlerweile nur noch eine kleinere Teilfläche vorhanden.

Geschichte

Öffentliche Grünfläche

Der ursprünglich größere Anger am Alten Einlaß wurde um etwa 1820 als städtische Grünfläche hergerichtet. So wurden in den 1820er Jahren an einem neu angelegten Weg auf dem sogenannten „Stadtpflegeranger“[1] zahlreiche Balsam-Pappeln angepflanzt.[2] 1831 berichtete das Augsburger Tagblatt, dass der mit einer Allee aus wohlriechenden Balsam-Pappeln bepflanzte Stadtpflegeranger gerne im Frühjahr und Herbst zu Spaziergängen aufgesucht werde und seine Anlage sei dem Regierungsdirektor Johann Nepomuk von Raiser zu verdanken gewesen.[3] Von Raiser war von 1817 bis zu seinem Ruhestand 1838 als Regierungsdirektor der Provinz Schwaben und Neuburg in Augsburg tätig und betätigte sich nebenher als Historiker und Altertumsforscher. Die Pappeln zeigten zwar „üppigsten Wuchs“, gleichwohl waren infolge von Windbruch sowie eines um 1829 erfolgten Befalls von tierischen Holzschädlingen bald viele Bäume abgängig. Sie wurden in den 1830er Jahren durch Eschen ersetzt, die sich jedoch an diesem Standort nicht als Alleebäume bewährten.[2]

1858 wurden – vermutlich bei gärtnerischen Arbeiten – Münzen aus der römischen Zeit auf dem Stadtpflegeranger gefunden.[4]

Teilbebauung

Im Zuge des Wachstums der Stadt in der Gründerzeit wurden ab etwa 1871 Teilflächen des am Rande der Altstadt gelegenen Stadtpflegerangers bebaut. So entstand im südlichen Bereich von 1871 bis 1875 der Justizpalast, der ab 1875 das Königliche Bezirks- und Stadtgericht beherbergte. Im nördlichen Bereich entstand von 1872 bis 1873 die Sankt Anna Volksschule, die anfangs eine reine Mädchenschule war. Das im Stil der Neurenaissance errichtete Gebäude der „Stadtpflegeranger-Schule“[1] wird heute von der städtischen St.-Anna-Grundschule genutzt und im Gegensatz zu den Gründungsjahren wird diese Grund- und vormalige Volksschule seit langem von Jungen und Mädchen besucht.

Bei den Erdarbeiten für diese Teilbebauung des Angers kamen wiederum antike Fundstücke aus der römischen Zeit zutage. 1872 gab der Historische Verein für Schwaben und Neuburg gemäß einem Bericht der Augsburger Abendzeitung bekannt, dass bei den „Erdarbeiten auf dem Stadtpflegeranger (Bau des Justizpalastes und des neuen Schulhauses) […] mehrere interessante Alterthümer aus der Römerzeit ausgegraben“ wurden.[5] Zu den historischen Fundstücken gehören unter anderem zahlreiche Urnen[6] sowie beispielsweise ein Relieffragment, das sich inzwischen – wie andere Funde vom Stadtpflegeranger – im Besitz des Römischen Museums Augsburg befindet[7].

Der Bau beziehungsweise Ausbau der in Nord-Süd-Richtung verlaufenden Schaezlerstraße (ab etwa 1870/71) und Volkhartstraße (ab etwa 1875) führte zu einer weiteren Verkleinerung der Grünfläche.

Heutiger Stadtpflegeranger

Der Stadtpflegeranger, hinten Mitte die „Geschichtssäule“

Etwa 1970 wurde auf dem Stadtpflegeranger eine „Geschichtssäule“ aufgestellt, siehe Abschnitt Die „Geschichtssäule“.

Heute wird der Stadtpflegeranger von der Volkhartstraße, der Straße Am Alten Einlaß und der Schaezlerstraße begrenzt, während im Norden die St.-Anna-Grundschule an die Grünanlage anschließt. Die früheren Balsam-Pappeln und Eschen wurden inzwischen von großen Kastanienbäumen abgelöst.

Rund um den Stadtpflegeranger bilden die „Stadtpflegeranger-Schule“ (St.-Anna-Grundschule), das Staatstheater Augsburg (früher Stadttheater), der Justizpalast und das Bibliotheksgebäude der Staats- und Stadtbibliothek Augsburg ein eindrucksvolles Ensemble. Die vier Gebäude gehören zum Ensemble Fuggerstraße/­Volkhartstraße/­Schaezlerstraße, das als umfangreiches Bauensemble unter Denkmalschutz steht und in die Bayerische Denkmalliste eingetragen ist.[8]

Die „Geschichtssäule“

Die „Geschichtssäule“ auf dem Stadt­pfleger­anger

In oder nach dem Jahr 1970 wurde auf dem Stadtpflegeranger in Nähe der Straßenecke Am Alten Einlaß/Volkhartstraße eine „Geschichtssäule“ aus Naturstein aufgestellt. Die freistehende Säule gibt auf insgesamt 20 kleinen Texttafeln bedeutende Ereignisse aus der Augsburger Stadtgeschichte wieder, zusammen mit einer oder mehreren zugehörigen Jahreszahlen. In fünf Lagen übereinander sind jeweils vier Texttafeln ringsum an der Säule angeordnet, die unten mit dem Ereignis „Schlacht auf dem Lechfeld 955“ beginnen und oben mit „1946–1970 Wiederaufbau und Ausbau der Stadt“ enden.

Die Säule wurde als Steinbildhauer- oder handwerkliche Steinmetzarbeit ausgeführt, wobei die Beschriftung der Tafeln und die Sockelinschrift wie bei Steinmetzarbeiten üblich in Versalien erfolgten.

Der Schaft der Säule ist aus fünf sogenannten Säulentrommeln zusammengesetzt und weist einen sich nach oben leicht verjüngenden Schaftaufbau auf. Jede Säulentrommel beinhaltet ein Rundsäulen-Teilstück gleicher Höhe und Durchmessers, aus dem jeweils kreuzförmig vier Texttafeln auf kurzen Verbindungsstücken herausgearbeitet sind. Alle Texttafeln haben gleiche Abmessungen und bestehen aus einem gleichschenkligen und spiegelsymmetrischen Trapez, das aufrecht auf seiner Schmalseite steht und sich nach unten verjüngt. Die Texttafeln wirken wie idealisierte Wappenschilder. In den fünf Schaftabschnitten sind die Texttafeln jeweils nach hinten geneigt, wobei sich die Länge der Verbindungsstücke zum Rundschaft abschnittsweise von unten nach oben verkürzt, während die Neigung der vertikal fluchtend zueinander ausgerichteten Tafeln gleich bleibt. Insgesamt ergibt sich dadurch eine leicht konische Säule.

Die Basis der Säule besteht aus einer achteckigen Platte, auf dem sich, etwas zurückgesetzt, der runde und stempelartige Säulenfuß erhebt. Er trägt eine Inschrift mit dem Datum der Stadtgründung, wobei der römisch-antike und neulateinische Name der Stadt Augsburg, Augusta Vindelicum, verwendet wird:

AUGUSTA VINDELICUM GEGRÜNDET ???

Der Säulenkopf ist als Zirbelnuss, dem Wahrzeichen Augsburgs, ausgebildet.

Die ausgewählten Ereignisse aus der Stadtgeschichte werden in chronologischer Reihenfolge wiedergegeben, beginnend in der untersten Lage der Texttafeln an der Südseite, sodann fortlaufend im Uhrzeigersinn in den einzelnen Schaftabschnitten und endend in der obersten der fünf Lagen an der Ostseite.

Schaftabschnitt
(Lage)
Südseite Westseite Nordseite Ostseite
5 (oberste) ERFINDUNG
DES DIESEL
MOTORS
1897
MAN
xxx ZERSTÖRUNG
1944/45
DURCH
FLUGZEUG
ANGRIFFE
1946–1970
WIEDERAUF-
BAU UND
AUSBAU
DER STADT
4 AUGSBURGER
RELIGIONS
FRIEDEN
1555
xxx DIE PARITÄT
WIRD
EINGEFÜHRT
1648
1806
AUGSBURG
WIRD
BAYERISCHE
STADT
3 1516–1525
WIRD DIE
FUGGEREI
ERBAUT
xxx yyy WIRTSCHAFTS
BLÜTE
1490–1558
FUGGER
WELSER
2 STADTRECHT
STADTBUCH
FREIE STADT
1276
xxx yyy 1368 ZUNFT
REVOLUTION
UND HERR-
SCHAFT BIS
1548
1 (unterste) SCHLACHT
AUF DEM
LECHFELD
955
xxx yyy DIE BÜRGER
BESIEGEN
BISCHOF
HARTMANN
1251
Commons: Stadtpflegeranger – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. a b Vgl.: Schulbauten des 19. Jahrhunderts >> 11a) Mädchenschule am Stadtpflegeranger. In: Stadt Augsburg, Untere Denkmalschutzbehörde (Hrsg): Tag des offenen Denkmals 2011. „Romantik, Realismus, Revolution – Das 19. Jahrhundert“. Stadt Augsburg. Augsburg 2011, S. 27 (Broschüre; Digitalisat; PDF, 2,9 MB; abgerufen am 31. August 2018).
  2. a b Augsburg. In: Der Hausfreund, ein Augsburger Morgenblatt. Nr. 67, 8. März 1846, S. 1 (Volltext in der Google-Buchsuche).
  3. Hiesiges. In: Augsburger Tagblatt. Nr. 92, 4. April 1831 (Volltext in der Google-Buchsuche).
  4. Maria Radnoti-Alföldi u. a. (Bearb.): Schwaben. In: Die Fundmünzen der römischen Zeit in Deutschland. Abt. 1., Bayern, Band 7. Mann, Berlin 1962, ISBN 978-3-8053-4018-2, S. 33.
  5. Nichtpolitische Zeitung >> Augsburg, 12. Aug. In: Augsburger Abendzeitung. Nr. 222, 14. August 1872 (Volltext in der Google-Buchsuche).
  6. Rudolf Schreiber: II. Augsburg unter den Römern, nachgewiesen an Hand der vorhandenen Denkmale. In: Historischer Verein für Schwaben und Neuburg (Hrsg.): Zeitschrift des Historischen Vereins für Schwaben und Neuburg. Dritter Jahrgang. Augsburg 1876, S. 76 (Volltext in der Google-Buchsuche).
  7. Gustav Gamer, Alfred Rüsch (Bearb., aus dem Nachlass von Friedrich Wagner): 1., Raetia (Bayern südlich des Limes) und Noricum (Chiemseegebiet). In: Römisch-Germanische Kommission des Deutschen Archäologischen Instituts zu Frankfurt am Main, Prähistorische Staatssammlung München (Hrsg.): Corpus signorum imperii Romani. Teil: Deutschland, Band 1. Habelt, Bonn 1973, ISBN 3-7749-1272-6, S. 41.
  8. Vorlage:BLfD, Denkmalnummer E-7-61-000-7

Koordinaten: 48° 22′ 10,5″ N, 10° 53′ 30,3″ O