Demokratische Republik Kongo

Staat in Zentralafrika
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Die Demokratische Republik Kongo (DR Kongo), ehemals Zaire, liegt in Zentralafrika und grenzt an die Republik Kongo, die Zentralafrikanische Republik, den Sudan, Uganda, Ruanda, Burundi, Tansania, Sambia und Angola.
Sie hat einen kurzen Küstenstreifen am Atlantik, der die angolanische Exklave Cabinda vom Rest der Republik Angola abtrennt.

Nationalflagge der Demokratische Republik Kongo Wappen der Demokratischen Republik Kongo
Details Details
Wahlspruch: "Paix, Justice, Travail"
frz. "Friede, Gerechtigkeit, Arbeit"
Amtssprache Französisch
Hauptstadt Kinshasa
Staatsform Präsidialrepublik, seit 1978
Staatsoberhaupt Präsident Joseph Kabila
Fläche 2.345.410 km²
Einwohnerzahl 55.225.478
Bevölkerungsdichte 24 Einwohner pro km²
Unabhängigkeit von Belgien am 30. Juni 1960
Währung Kongo-Franc (CDF)
Zeitzone UTC +1 bis +2
Nationalhymne Debout Kongolaise
Verwaltungsgliederung 10 Regionen, 1 Hauptstadtdistrikt
Autokennzeichen CD
Internet-TLD .cd
Vorwahl +243
Karte Afrikas, Demokratische Republik Kongo hervorgehoben
Karte Afrikas, Demokratische Republik Kongo hervorgehoben
Karte der Demokratischen Republik Kongo

Staat und Politik

10 Regionen und Hauptstadtdistrikt. Zentralistische Verwaltung. Seit dem 21. August 2000 besteht ein provisorisches Parlament mit 300 ernannten Mitgliedern. Seit 1997 sind politische Parteien verboten.

Aufgrund ihrer Instabilität wird die DR Kongo auch als zerfallener Staat beezeichnet.

Geographie

Das Gebiet der DR Kongo umfasst als drittgrößter Staat Afrikas 2.345.410 km2 und ist somit ca. 6,6mal so groß wie die BRD.

Rund 60 % des Landes nimmt das Kongobecken mit seinen tropischen Regenwäldern ein. Es ist in allen Richtungen von Bergzügen begrenzt. Den Norden bildet tropisches Tiefland, der Südosten des Kongobeckens wird vom Shaba- oder Katanga-Bergland eingenommen. Es erreicht Höhen bis 1.200 m und ist reich an Bodenschätzen wie Kupfer, Uran und anderen. Der Osten ist durch die Seenkette des Großen Afrikanischen Grabens begrenzt. Es birgt darüber hinaus mit die bedeutendsten Naturschätze Afrikas. Im Süden herrscht Feuchtsavanne vor. Im Norden der Kongomündung stellt eine 40 km lange Küste die einzige Öffnung zum Atlantischen Ozean dar.

Der höchste Erhebung befindet sich im Ruwenzori-Gebirge (Margherita Peak - 5109 m). Der längste Fluss ist der Kongo mit 4.374 km.

Städte:

Bevölkerung

Die Bevölkerung setzt sich aus 12 ethnischen Hauptgruppen zusammen, die sich wiederum in 240 kleinere Gruppen unterscheiden. Die größten Bevölkerungsgruppen bilden die Kongo, Mongo, Luba und Lunda. Sie gehören den Bantuvölkern an, die etwa 80% der Bevölkerung bilden. 18% stammen von Sudangruppen ab, die sich vor allem im Norden vorfinden. Minderheiten sind die Niloten im Nordosten sowie die Pygmäen und Hamiten im Osten.
Die Demokratische Republik Kongo besitzt 55,4mio Einwohner (2002). Die Bevölkerungsdichte beträgt 24 Einwohner pro km². In den letzten Jahren kam es zu massiven Flüchtlingsbewegungen. Die Bevölkerung konzentrierte sich auf das Bergbaugebiet Shaba und den Unterlauf des Kongo. 30% der Einwohner leben in städtischen Gebieten. Lebenserwartung: 49,7 Jahre (Männer) / 52,3 Jahre (Frauen). Die Hauptstadt sowie größte Stadt im Lande ist Kinshasa mit ca. 4,4mio Einwohnern. Daneben gibt es noch 8 weitere Städte mit nennenswerten Größen.
Amtssprache ist Französisch. Des Weiteren existieren noch 4 weitere Hauptsprachen sowie 200 verschiedene Sprachen, die im Kongo gesprochen werden.
80% der Bevölkerung gehören dem Christentum an (42% Katholiken, 25% Protestanten). Daneben gibt es kleine muslimische und jüdische Gemeinden. Der Rest der Bevölkerung gehört traditionellen afrikanischen Religionen oder auch synkretistischen Bewegungen an. (christliche Elemente mit traditionellen Religionen vermischt)


Wirtschaft

Obwohl das Land über die größten Naturreichtümer Afrikas verfügt, gehört es zu den ärmsten der Welt. Hauptursache hierfür sind der Bürgerkrieg kurz nach der Unabhängigkeit des Landes, die Jahrzehnte der Misswirtschaft und Korruption innerhalb der Regierung.
Das Wirtschaftswachstum betrug von 1965 bis 1985 nur 1% jährlich. Seit dem geht die Wirtschaftsleistung ständig zurück. 1971 wurde der Bau einer Riesen-Stromleitung vom äußersten Nordwesten vom Inga-Staudamm quer durch das Land in den Südosten in die Kupferregion Shaba (Katanga) gebaut. Großfirmen aus USA und Europa schlossen sich zu einem Konsortium zusammen und vergaben die Kredite. 1983 war die offizielle Einweihung, aber die Kosten waren explodiert.
Die Bergbauindustrie, der wichtigsten Industriezweig, - (Kongo wurde auch das Kupferland genannt) war 1974 vom drastischen Verfall der Weltmarktpreises für Kupfer schwer betroffen. Anfang der 90er Jahre brach die Wirtschaft völlig zusammen. Es herrschte Hyperinflation (1994 7400%), durch Unruhen unter den Arbeitern sanken die Exporterlöse, die Infrastruktur im Transportwesen zerfiel, die Auslandsschulden stiegen auf 11,3 Mrd. $. Das Land war anschließend auf Nahrungsmittelimporte angewiesen. Das Bruttoinlandsprodukt betrug 1998 5.584 Mio. $.
Bekannt ist die DR Kongo auch für die reichen Coltan-Vorkommen. Coltan enthält zwei der begehrtesten Metallerze (Columbit und Tantalit), die Niob und Tantal enthalten. Tantal ist für die Produktion von Handys, Computerchips, Videokameras und diversen Geräten aus der Unterhaltungselektronik von großer Bedeutung. Niob dient der Herstellung hitzebeständiger Materialien, wie Raketen, Düsenjets und Weltraumkapseln.
Weitere Bodenschätze die gefördert werden sind Gold, Silber, Diamanten, Erdöl, Kobalt (Weltspitze), Mangan, Zink, Zinn, Cadmium, Germanium und Beryllium. Diese Vorkommen sind einer der Gründe, warum von den Nachbarn Uganda, Ruanda und Burundi durch Besatzung der östlichen Provinzen der Bürgerkrieg immer wieder aufs Neue angefacht wird.

Zwei Drittel der erwerbstätigen Bevölkerung arbeiten in der Landwirtschaft, die fast ein Drittel zum Bruttoinlandsprodukt beisteuert. Große Gebiete sind landwirtschaftlich nutzbar, es werden aber nur rund 3% kultiviert. Haupterzeugnisse sind Maniok, Obst, Melonen, Kochbananen, Zuckerrohr, Erdnüsse, Bananen und Süßkartoffeln. Außerdem werden noch Reis, Kartoffeln, Hülsefrüchte, Kaffee, Kautschuk, Baumwolle und Kakao angebaut.
Nach dem Mitte der 70er Jahre viele kleinere Plantagen verstaatlicht wurden, die sich in ausländischen Besitz befanden, ging der Verkauf von Agrarprodukten merklich zurück. In vielen Landesteilen gibt es nur noch eine Selbstversorger-Landwirtschaft. Viehzucht ist auf höher gelegene Gebiete beschränkt. Da die Transportwege zerstört sind, können die Produkte nicht in die verschiedenen Provinzen gebracht werden und verderben.

Der industrielle Sektor hat sich vor allem um die Verarbeitung der vorhandenen Bodenschätze entwickelt. Bedeutend sind auch noch die Ölraffinerien sowie die Herstellung von Zement und Schwefelsäure. Wichtige Erzeugnisse sind Reifen, Schuhe, Textilien, Zigaretten, Nahrungsmittel und Bier.
Der gesamte Bereich wurde durch den wirtschaftlichen Niedergang, vor allem der rasenden Inflation, seit 1990 schwer geschädigt. Es herrscht ein großer Devisenmangel, der den Import von Rohstoffen und Ersatzteilen verhindert.

Bis Anfang der 90er Jahre war Kupfer noch der wichtigste Exportartikel, der die Hälfte der jährlichen Exporterlöse einbrachte. Innerhalb von nur 3 Jahren verringerte sich der Kupferexport jedoch um drei Viertel. Heute bilden Diamanten, Rohöl, Kobalt und Kaffee die wichtigsten Exportgüter. Auch die positive Handelsbilanz kann die sinkende Wirtschaftsleistung nicht aufhalten. Die wichtigsten Handelspartner sind Belgien, Südafrika, Chile, USA, Deutschland und Indien.

Hauptstromquelle des Kongo sind seine Wasserkraftwerke. Sie sind vor allem in der Nähe von Minen vorzufinden.

  • Bruttosozialprodukt pro Einw.: 110 US-Dollar (Stand 1998)
  • Pro-Kopf-Einkommen im Jahr (BSP): 120 US-Dollar


Geschichte

Ursprünglich war das Land Heimat mehrerer Königreiche, herausragend unter ihnen war das im 14. Jahrhundert gegründete Königreich Kongo, eines der größten afrikanischen Staatswesen überhaupt. Mit der "Entdeckung" durch die Portugiesen begann nach einer kurzen Phase annähernd gleichberechtigten Umgangs zwischen Kongo und Portugal die bis zum Ende des 17. Jahrhunderts völlige Zerstörung des Königreiches sowie seine Ausbeutung und Plünderung durch Sklavenjäger, die nach dem Zerfall der portugiesischen Vorherrschaft durch Holländer und Engländer fortgeführt wurde. Der Engländer Henry Morton Stanley war es auch, der als erster Europäer den Kongo umfassend bereiste, sein Vorschlag, den Kongo dem englischen Kolonialreich anzugliedern, wurde von der englischen Regierung aber abgelehnt. Der belgische König Leopold II. jedoch, von dem Gedanken an ein Kolonialreich seit langem fasziniert, wollte die Gelegenheit nutzen. Da aber auch in Belgien die Stimmung eher gegen Kolonien war, vereinnahmte Leopold den Kongo 1885 als seinen "Privatbesitz". Dieser Status jenseits allen Völkerrechts war in der ganzen Kolonialgeschichte einzigartig. Da mit dem Kongo zugleich auch alle seine Bewohner als rechtloser Privatbesitz angesehen wurden, kam es bei der wirtschaftlichen Ausbeutung (insbesondere Kautschuk) zu (selbst für diese Zeit) solch grausamen Exzessen, daß sie als sogenannte "Kongogräuel" 1908 international für Aufsehen und Empörung sorgten und Leopold zur Übergabe des Kongo als "normale" Kolonie an den belgischen Staat zwangen. Zwar verbesserten sich die Verhältnisse nun ein wenig, aber nach wie vor wurden der Kongo und seine Bevölkerung von der autoritären Kolonialmacht Belgien ausgebeutet. Mit den weltweit in den Kolonien zunehmenden Unabhängigkeitsbestrebungen wuchs auch im Kongo der Druck nach staatlicher Selbstbestimmung, nach ersten Unruhen in der Hauptstadt und unter dem Druck der Weltöffentlichkeit zieht sich Belgien Anfang 1959 schlagartig aus dem Kongo zurück und hinterläßt ein infrastrukturelles Chaos. Der bedeutende Panafrikanist und Führer der kongolesischen Unabhängigkeitsbewegung Patrice E. Lumumba wurde der erste Ministerpräsident des jungen Landes, das er allerdings aufgrund mangelnder Fachkräfte und angesichts sezessionistischer Bestrebungen insbesondere in der Provinz Katanga nicht zusammenzuhalten vermag. Insbesondere die kontinuierlichen Interventionen Belgiens, der USA, aber auch der Sowjetunion führen zu einem allmählichen Zerreissen der jungen Nation, nach nur 18 Monaten Unabhängigkeit putscht der frühere Assistent Lumumbas Joseph Mobutu, unterstützt von den USA und Belgien gegen ihn und errichtet in den folgenden Jahrzehnten eine der längsten und grausamsten Militärdiktaturen Afrikas. Lumumba konnte zwar der Haft kurz entfliehen, wurde aber kurze Zeit später wieder ergriffen und seinem Gegner Moïse Tshombé, Sezessionistenführer in Katanga, ausgeliefert und von dessen Kräften ermordet. Es gilt als gesichert, daß der Mord an Lumumba von Belgien und den USA zumindest geduldet, eventuell aber auch direkt unterstützt wurde.

Seit 1994 wird die DR Kongo von ethnischen Unruhen und Bürgerkrieg erschüttert, angeheizt unter anderem durch Flüchtlingsströme aus Ruanda und Burundi.

Laurent-Désiré Kabila, der 1997 den Diktator Mobutu gestürzt hatte, fiel im Januar 2001 einem Attentat zum Opfer, sein Sohn Joseph Kabila wurde sein Nachfolger als Staatspräsident der DR Kongo.

Näheres siehe unter Geschichte der Demokratischen Republik Kongo.

Literatur

Siehe auch: Zaire (Begriffsklärung)