Koreanische Sprache

hauptsächlich in Nord- und Südkorea gesprochene Sprache
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Vorlage:Koreanische Schrift

Koreanisch

Gesprochen in

Nordkorea, Südkorea
Sprecher 78 Millionen
Linguistische
Klassifikation
Offizieller Status
Amtssprache in Nordkorea, Südkorea
Sprachcodes
ISO 639-1

ko

ISO 639-2 (B) kor (T) —

Die koreanische Sprache (Koreanisch) wird hauptsächlich in Korea (Nord- und Südkorea) von mehr als 78 Mio. Menschen gesprochen, von denen die meisten Koreaner sind.

Die lokalen Namen sind in Südkorea hangugeo (Hangeul 한국어, Hanja 韓國語) oder hangungmal (한국말), in Nordkorea hingegen chosŏnmal (조선말) oder chosŏn-ŏ (조선어, 朝鮮語). Die unterschiedlichen Namen kommen von der in Nordkorea und Südkorea jeweils üblichen Bezeichnung für das Land.

Grammatik

Die Koreanische Sprache ist eine agglutinierende Sprache, Bedeutungseinheiten wie beispielsweise Zeit oder Kasus werden durch ein einzelne Affixe ausgedrückt, die an die Verben (Suffix und Infix) und Nomen (Postpositionen) angehängt werden. Weitere Besonderheiten des Koreanischen sind die reich ausgeprägten Regeln zur Morphologie der Verben und das Honorativsystem. Sowohl Verb als auch Nomen können innerhalb des Satzes in ihrer Beziehung zum Aussagegehalt und zum Stellenwert durch morphologische Mittel bestimmt werden.

Es wird oft vermieden, die eigene Person zum Subjekt eines Satzes zu machen. Anstatt zu sagen „Ich habe Kopfschmerzen.“ sagt man eher „Der Kopf tut weh.“, statt „Ich habe Durst.“ sagt man „Die Kehle ist trocken.“ oder statt „Ich habe keine Zeit.“ sagt man „Zeit ist nicht vorhanden.“. Auch vermeidet man es, in der zweiten Person zu formulieren. Stattdessen wird der Name des Gegenübers, oder besser noch der Titel oder die Verwandschaftsbezeichnung verwendet und in der dritten Person formuliert. Es existieren mehr Verwandschaftsbezeichnungen und Titel als im heutigen Deutschen, so gibt es allein drei Wörter für Bruder, abhängig davon, ob es ein älterer Bruder einer männlichen oder weiblichen Bezugsperson ist oder ein jüngerer Bruder.

Verben

Das Verb ist das wichtigste Element der koreanischen Sprache. Manche Sätze bestehen nur aus dem Verb. Die Verben gliedern sich in zwei Hauptgruppen: Prozessive Verben, die Vorgänge oder Tätigkeiten beschreiben (z. B. 먹다 meokda „essen“, 감사하다 gamsahada „Dank aussprechen“) und die qualitativen Verben, die Eigenschaften oder Zustände bezeichnen und damit funktionell den Adjektiven des Deutschen oft nahe kommen, z. B. 싸다 ssada „preiswert (sein)“, 까맣다 kkamata „schwarz (sein)“. Außerhalb dieser beiden Hauptgruppen stehen die existenziellen Verben 있다 itta „vorhanden sein“ und 없다 eopda „nicht vorhanden sein“ sowie die Verben …이다 -ida „sein“ (Kopula) und 아니다 anida „nicht sein“.

In koreanischen Nachschlagewerken stehen koreanische Verben als Lemma mit ihrem Stamm und dem Suffix -da. Diese Form wird in diesem Artikel als Infinitivform bezeichnet. Aus dem Stamm wird die Konverbalform (auch „erweiterter Stamm“) gebildet, die Basis für weitere Verbformen, die sich an sie anschließen können, etwa die Vergangenheitsform. Verbreitet ist auch die Bezeichnung der Konverbalform als Infinitiv.

Beispiel für das Verb 먹다 meokda „essen“:

meok Verbstamm
먹다 meokda Infinitivform (Stamm + da)
먹어 meogeo Konverbalform (Stamm + eo)
먹었다 meogeotta Vergangenheitsform (Konverbalform + Vergangenheitsform ss + Infinitivendung da), „gegessen haben“

Honorativsystem

Das koreanische System der Höflichkeitsstufen (Honorativ) ist ausgesprochen komplex. Das koreanische Verb stellt durch verschiedene Formen den sozialen Kontext der Kommunikation dar. Dabei nehmen die Höflichkeitsformen bewertende Stellung bezüglich des Verhältnisses des Sprechers zum Gesprächspartner (z. B. Honorativ I und II) oder zum Subjekt des Satzes (z. B. Honorativinfix -si-). Anders als beim deutschen „Sie“ ist es bei der Wahl der Höflichkeitsform im Prinzip nicht von Bedeutung, wie nah oder fremd man dem Angesprochenen gegenüber ist. So hatte z. B. auch der ältere Bruder Anspruch auf eine höfliche Ansprache. Im Unterschied zum Deutschen ist es durchaus üblich, dass beide Gesprächspartner unterschiedliche Höflichkeitsstufen benutzen. Parallel mit den Umwälzungen in der Sozialstruktur kommt es auch bei den sprachlichen Höflichkeitsformen zu Nivellierungen und Umbewertungen.

Eine Einteilung der Sprechstufen ist in der Literatur nicht einheitlich geregelt. Die verschiedenen Höflichkeitsformen können zum Teil auch zusammen verwendet werden. Am häufigsten begegnet man in der heutigen gesprochenen Sprache zwei wichtigen Sprechstufen, die als Honorativ I und Honorativ II bezeichnet werden und beide von der Höflichkeit in etwa dem deutschen „Sie“ entsprechen. Sie sollen beispielhaft für das koreanische Honorativsystem vorgestellt werden.

Honorativ I

Diese Form wird durch die Konverbalform des Verbes und das Suffix -yo gebildet. Ursprünglich allein im Seouler Dialekt benutzt, wurde diese Honorativform lange Zeit hauptsächlich von Frauen benutzt, ist aber jetzt überall in Korea bei beiden Geschlechtern verbreitet. Benutzt wird sie meistens (aber nicht ausschließlich) gegenüber Fremden gleicher oder niedrigerer sozialer Rangstufe, aber auch unter befreundeten Erwachsenen.

Honorativ II

Diese Form wird durch den Verbstamm und das Suffix ㅂ니다 -mnida nach Vokalen oder 습니다 -seumnida nach Konsonanten (bzw. ㅂ니까 / 습니까 -(seu)mnikka in Fragesätzen) gebildet. Sie wird meistens (aber nicht ausschließlich) benutzt gegenüber Älteren, Menschen mit deutlich höherem sozialen Rang oder bei formellen Anlässen, besonders wenn mehrere Personen angesprochen werden. Auch Nachrichtensprecher im Fernsehen benutzen diese Sprechstufe.

Honorativinfix -si-

Die meisten Verben können zusätzlich zur benutzten Honorativform noch mit dem Honorativinfix -si- versehen werden. Zum Einsatz kann dieses Infix zum Beispiel kommen, wenn dem Subjekt des Satzes eine höherer sozialer Rangordnung über die beiden Gesprächspartner zugewiesen wird. Ebenso kann so in Zusammenhang mit Honorativ I oder II eine besonders höfliche direkte Anrede gebildet werden.

Anrede in der Konverbalform

Auch die Anrede in der Konverbalform ist grundsätzlich möglich, die von der Höflichkeit etwa einer Stufe unterhalb des deutschen „du“ entspricht. Gegenüber kleinen Kindern oder sehr engen Freunden und einigen Familienangehörigen ist sie die Norm, gegenüber den meisten Erwachsenen wird sie so gut wie nie eingesetzt, es sei denn, der Sprecher möchte gerne einen Streit anfangen.

Grußformel

Als Beispiel soll die in Korea übliche Begrüßung in verschiedenen Honorativformen vorgestellt werden:

안녕 annyeong Nur akzeptabel gegenüber kleinen Kindern und sehr engen Freunden
안녕하세요(?) annyeonghaseyo(?) Honorativ I + Honorativinfix: In Südkorea übliche Begrüßung normaler Höflichkeit, gilt in Nordkorea gegenüber Fremden als nicht höflich genug. „Mögen Sie Frieden haben!“ oder „Haben Sie Frieden?“
안녕하십니까? annyeonghasimnikka? Honorativ II + Honorativinfix: In Nordkorea übliche Begrüßung normaler Höflichkeit, in Südkorea nur in Situationen gebraucht, die größere Höflichkeit erfordern. „Haben Sie Frieden?“

Nomen

In koreanischen Sätzen werden Subjekt oder Objekt oft weggelassen, wenn der Hörer weiß, was gemeint ist. Auf den Satz „Heinz hat sich ein neues Auto gekauft.“ kann die Frage nach dem Zeitpunkt übersetzt „Wann gekauft?“ lauten. Dies ist anders als im Deutschen ein vollständiger Satz, wo man mindestens „Wann hat er es gekauft?“ sagen müsste. Auch Genus, Numerus und Kasus werden meist nicht genauer definiert. Auf die Frage „Was hast du gestern gemacht?“ könnte man beispielsweise mit „친구랑 놀러 갔어요“ antworten, was folgende Bedeutungen haben kann:

  • „(Ich) bin mit einem Freund ausgegangen.“
  • „(Ich) bin mit einer Freundin ausgegangen.“
  • „(Ich) bin mit Freunden ausgegangen.“
  • „(Ich) bin mit Freundinnen ausgangen.“
  • „(Ich) bin mit Freunden und Freundinnen ausgegangen.“

Das Subjekt Ich kommt in dem koreanischen Beispiel nicht vor, mit dem gleichen Satz könnte man auf die Frage „Was hat dein Bruder gemacht?“ antworten.

Bei Bedarf können Genus, Numerus und Kasus als Postposition angehängt werden. Eine unvollständige Liste der möglichen Postpositionen zeigt die folgende Tabelle.

nach Konsonant nach Vokal Verwendung
-i -ga (neutraler Nominativ)
-eun -neun (markiert Satzthema)
께서 -kkeseo 께서 -kkeseo (Honorativ-Nominativ)
-ui -ui (Genitiv)
(1) -t(1) (alter Genitiv, nur noch in einigen zusammengesetzten Wörtern)
에게 -ege 에게 -ege „(jemandem)“ (neutraler Dativ; nur auf Belebtes einschl. Menschen anzuwenden)
한테 -hante 한테 -hante „(jemandem)“ (neutraler Dativ; nur auf Menschen u. ä. anzuwenden)
-kke -kke „(jemandem)“ (Honorativ-Dativ; nur auf Menschen u. ä. anzuwenden)
에게서 -egeseo 에게서 -egeseo „von (jemandem)“ (neutraler Dativ; nur auf Belebtes einschl. Menschen anzuwenden)
한테서 -hanteseo 한테서 -hanteseo „von (jemandem)“ (neutraler Dativ; nur auf Menschen u. ä. anzuwenden)
-eul -reul (Akkusativ)
-e -e (Richtungsangabe: Bewegung, z. B. irgendwohin gehen; nur auf Unbelebtes anzuwenden)
에게 -ege 에게 -ege (Richtungsangabe: Bewegung, z. B. zu jemandem gehen; nur auf Belebtes einschl. Menschen anzuwenden)
-e -e (Ortsangabe: Stillstand, z. B. irgendwo sein)
-e -e (Zeitpunkt)
에서 -eseo 에서 -eseo (Ortsangabe: Aktivität, z. B. irgendwo spielen)
에서 -eseo 에서 -eseo „von“ (Herkunft, z. B. irgendwoher kommen)
부터 -buteo 부터 -buteo „seit; ab; von“ (Zeit- oder Ortsangaben)
로부터 -robuteo 로부터 -robuteo „ab, von“ (nur Ortsangaben)
까지 -kkaji 까지 -kkaji „bis“ (Zeit- oder Ortsangaben)
-gwa -wa „und“ (Aufzählung)
-gwa -wa „mit (jemandem) zusammen“ (oft zusammen mit 같이 oder 함께)
하고 -hago 하고 -hago wie -(g)wa; weniger formell
이랑 -irang -rang wie -(g)wa; informell
처럼 -cheoreom 처럼 -cheoreom „wie“
(과) 같- -gwa gat- (와) 같- -wa gat- „wie“
과 다르- -gwa dareu- 와 다르- -wa dareu- „anders als; im Gegensatz zu“
보다 -boda 보다 -boda „als“ (+ Komparativ)
으로 -euro -ro „nach“ (Richtung); “mit” (Instrumental)
-deul -deul (Plural)
-do -do „auch“
-man -man „nur“

(1) verstärkt den folgenden Konsonanten

Das Genus zeigt vor manchen Wörtern eine Vorsilbe an:

nam- maskulin
yeo- feminin
su[h]- maskulin (bei Tieren)
am[h]- feminin (bei Tieren)

Wortschatz

 
Beispiel für ein Homophon in der koreanischen Sprache. Zuoberst die Hangeulschreibung, darunter die verschiedenen Bedeutungen mit ihren Hanja.

Neben „rein koreanischen“ Wörtern besteht ein großer Teil des koreanischen Wortschatzes (40 % bis 60 %) aus Lehnwörtern, die im Laufe der Geschichte aus dem Chinesischen übernommen wurden. Gründe für den außerordentlich hohen Anteil dieser sino-koreanischen Wörter sind der enge Kontakt, den Korea im Laufe seiner gesamten Geschichte zum „großen Bruder“ China pflegte, sowie die in Korea zur Staatsreligion erhobene Philosophie beziehungsweise Religion des Konfuzianismus. Viele Begriffe bestehen nebeneinander in einer sinokoreanischen Form und einer aus dem koreanischen Kernwortschatz gebildeten Form ohne Bedeutungsunterschied.

In jüngerer Zeit wurden in Südkorea Lehnwörter aus dem Englischen übernommen (beispielsweise 컴퓨터 keompyuteo für Computer) und teilweise der koreanischen Phonologie angepasst. Stark zurückgegangen ist dagegen der Gebrauch von Lehnwörtern aus dem Japanischen, sofern diese nicht ihrerseits aus dem Englischen stammen oder aber als sinokoreanische Wörter naturalisiert wurden. Statt wie zur Zeit der japanischen Kolonialherrschaft 벤또 bento, heißt das in Frischhaltedosen mitgebrachte Essen in Korea heutzutage rein koreanisch 도시락 dosirak. Ein Grund für solche Veränderungen sind vom Gebrauch japanischer Wörter hervorgerufene schmerzhafte Erinnerungen an die damalige Zeit.

Selten, aber vorhanden, sind auch Lehnwörter aus dem Deutschen. Mit 호프 hopeu (Anpassung des Wortes „Hof“ an die koreanische Phonologie, in der der F-Laut fehlt) wird in Korea eine Kneipe bezeichnet, in der Getränke im westlichen Stil, insbesondere Bier, ausgeschenkt werden, 아르바이트 areubaiteu (← japanisch arubaito ← deutsch „Arbeit“) bedeutet wie im Japanischen „Aushilfs- oder Studentenjob“, und mit 닥스훈트 dakseuhunteu („Dachshund“) ist der Dackel gemeint.

Schrift

Die koreanische Sprache kann seit dem 15. Jahrhundert mit Hilfe der damals entwickelten alphabetischen Schrift, dem Hangeul, geschrieben werden. Bis ins 19. Jahrhundert hinein wurde diese Möglichkeit aber wenig genutzt. Andere Schriften, vor allem die chinesische Schriftsprache (Wenyan), herrschten vor. Ein großer Teil des modernen koreanischen Wortschatzes wird als Zusammensetzung der chinesischen Schriftsprache entnommener sog. sinokoreanischer Sememe gebildet, die anders als im Japanischen immer in ihren aus früheren Formen der chinesischen Sprachen übernommenen Lautungen und nie als ein Wort des koreanischen Kernwortschatzes ausgesprochen werden. Ein weiterer Unterschied zum Japanischen besteht in der Einmorigkeit alle sinokoreanischen Sememe. Man schreibt sie nach Belieben entweder mit chinesischen Zeichen (in Korea Hanja genannt), also als Logogramme, oder aber mit Hangeul, also mit ihrem sinokoreanischen Lautwert. Heute werden sie in den weitaus meisten Texten immer mit Hangeul geschrieben, was vor wenigen Jahrzehnten aber noch ganz anders war. Wenn man sie mit Hanja schreibt, dann vor allem bei Namen und in wissenschaftlichen Texten, um bei Homophonen die gemeinte Bedeutung zu klären. In vielen großen südkoreanischen Zeitungen kommen Hanja vor, es wird aber nur ein kleiner Teil der sinokoreanischen Wörter so geschrieben. Die meisten Zeitschriften hingegen benutzen Hanja so gut wie gar nicht. Viele Texte geben Hanja oder Hangeul eines Begriffs in Klammern hinter der jeweils anderen Schreibung an. In Nordkorea werden Hanja noch wesentlich weniger verwendet als in Südkorea.

Verbreitete Romanisierungen, also Schreibung mit dem lateinischen Alphabet, sind die Revidierte, die McCune-Reischauer- und die Yale-Romanisierung. Die Revidierte Romanisierung wurde erst im Jahr 2000 in Südkorea als offizielle Romanisierung eingeführt. Die McCune-Reischauer-Romanisierung ist in den 1930ern geschaffen worden und in verschiedenen Varianten noch weit verbreitet. Eine davon ist die offizielle Romanisierung Nordkoreas, eine andere war einige Jahre lang die offizielle Romanisierung Südkoreas. Da sich nicht alle Laute der koreanischen Sprache gut auf das lateinische Alphabet abbilden lassen, gibt es für deutsche Leser ein paar Fallen. So werden beispielsweise in der Revidierten Romanisierung die koreanischen Buchstaben (als Monophthong ausgesprochen) und als eo bzw. yeo romanisiert, jedoch etwa wie das o in offen bzw. wie das jo in Joch, also ohne den Vokal e gesprochen. Noch tückischer ist die Romanisierung des Vokalbuchstabens (ebenfalls ein Monophthong) als eu, da es diesen Laut im Deutschen nicht gibt. Es handelt sich um einen geschlossenen, hinteren und ungerundeten Vokal, gesprochen etwa wie ein deutsches u ohne Lippenrundung. Er wird nicht wie das eu in Eule ausgesprochen; der ähnlichste Vokal im Deutschen dürfte das Schwa sein (das e in Beruf).

Einordnung der Sprache

Die genetische Klassifizierung der koreanischen Sprache ist heikel. Ein großer Teil der Forschergemeinde geht von einer Einordnung des Koreanischen in die Gruppe der altaischen Sprachfamilien aus, aber auch die Meinung, dass es sich um eine isolierte Sprache handle, wird vertreten. Für die Einordnung der koreanischen Sprache in die Gruppe der altaischen Sprachfamilien sprechen folgende Gemeinsamkeiten mit den Sprachen dieser Familie:

Die Einordnung in die Gruppen der altaischen Sprachfamilien steht und fällt natürlich mit der These der Existenz einer solchen genetischen Sprachfamilie insgesamt, was nach dem jetzigen Stand der Forschung in der wissenschaftlichen Gemeinschaft eher bezweifelt wird.

Historisch belastet ist die Annahme einer Verwandtschaft mit dem Japanischen, mit dem das Koreanische auffallende strukturelle Gemeinsamkeiten (wenn auch praktisch keine Übereinstimmungen im Wortschatz) besitzt. Teilweise wird diese mögliche Verwandtschaft aufgrund des schwierigen historischen Verhältnisses (nicht erst seit dem japanischen Imperialismus) zwischen den beiden Nationen nicht weiter verfolgt.

Die gewagte These des deutschen Koreanisten Andre Eckardt, wonach die koreanische Sprache gar der indogermanischen Sprachfamilie zuzuordnen sei, die er mit der auf den ersten Blick beeindruckenden Anzahl von bis zu 500 Vokabelübereinstimmungen zu belegen versuchte, gilt heute nach herrschender Lehrmeinung als vollständig unhaltbar.

Eine Verwandtschaft mit dem Chinesischen kann ebenso ausgeschlossen werden, da das Koreanische keinerlei strukturelle Gemeinsamkeiten mit den sino-tibetischen Sprachen besitzt. Bei sinokoreanischen Wörtern handelt es sich um Lehnwörter, die aufgrund der engen kulturellen Beziehung zu China übernommen wurden, ohne dass zwischen den Sprachen der beiden Länder eine verwandtschaftliche Beziehung besteht.

Geschichte

Das Koreanische ist heute eine einheitliche Sprache, die auf der ganzen Halbinsel vergleichsweise geringe mundartliche Unterschiede aufweist. Im Altertum war diese Einheitlichkeit der koreanischen Sprache noch nicht gegeben. Es wird angenommen, dass sich die Sprachen, aus denen sich das heutige Koreanisch entwickelte, zu Beginn unserer Zeitrechnung in die Gruppe der Buyeo-Sprachen (ko) im Norden und der Han-Sprachen (ko) im Süden aufteilten. Chinesische Quellen aus dem 3. Jahrhundert bestätigen diese Einteilung.

Urformen: Sprachen der Buyeo-Stämme

Aus der Buyeo-Gruppe entwickelte sich die Sprache des Reiches Goguryeo (als Staat ab dem 3. Jahrhundert belegt, bis 668). Einzig aus der Goguryeo-Sprache sind schriftliche Zeugnisse aus der Buyeo-Gruppe erhalten geblieben. Aus der Analyse des vorhandenen Wortschatzes lässt sich schließen, dass es sich bei der Goguryeo-Sprache um eine den tungusischen Sprachen nahestehende Sprache mit deutlich altaischem Charakter handelt. Die Goguryeo-Sprache weist erstaunliche Parallelen zum Mittelkoreanischen einerseits und zum Altjapanischen andererseits auf. So entspricht Goguryeo *tan, *tuan dem altjapanischen tani (Tal) und Goguryeo *usaxam entspricht auf Altjapanisch usagi (Hase). Aufgrund dieser und anderer Übereinstimmungen (etwa in den Zählwörtern) wird teilweise von der Hypothese einer Verwandtschaft des Koreanischen mit dem Japanischen über das Bindeglied der Goguryeo-Sprache ausgegangen. Gleichzeitig kann die Goguryeo-Sprache als Beleg für die Einordnung des Koreanischen in die altaische Sprachfamilie gesehen werden.

Urformen: Sprachen der Han-Stämme

Aus den Sprachen der Han-Gruppe entwickelte sich die Sprache des Baekje-Reiches (frühes 1. Jahrtausend n. Chr. bis 660). Die heute erhaltenen Fragmente der Baekje-Sprache zeigen, dass diese Sprache dem Mittelkoreanischen beziehungsweise der Sprache des folgenden Silla-Reiches sowohl im Wortschatz als auch morphologisch sehr nahe stand.

Vereinheitlichung durch Silla

Als das Königreich Silla (sowohl Baekje als auch Silla waren wohl jünger als Goguryeo) im 7. Jahrhundert die anderen Staaten der koreanischen Halbinsel unterwarf und zur absoluten kulturellen Hegemonialmacht wurde, löschte es nicht nur die sonstigen Vorgängersprachen des Koreanischen aus, sondern einte auch erstmals die Stämme Koreas politisch. Dieser für die Entwicklung der koreanischen Sprache gar nicht hoch genug einzuschätzende Vorgang kann geschichtlich mit der Übernahme des Lateinischen, einer ursprünglich von Hirten aus der Umgebung der späteren Stadt Rom gesprochenen Sprache, auf dem gesamten Gebiet Italiens verglichen werden, nachdem Rom diese Gebiete eroberte. Im Grunde kann erst seit der Periode des vereinigten Silla-Reiches von einer gemeinsamen koreanischen Sprache gesprochen werden. Aus der Sprache des Silla-Reiches entwickelte sich das Mittelkoreanische.

Mittelkoreanisch

Die Entwicklung des Mittelkoreanischen begann etwa im frühen 10. Jahrhundert. Bis zur Einführung einer eigenen koreanischen Schrift (Hangeul) im 15. Jahrhundert (Joseon-Dynastie) sind sprachliche Zeugnisse allerdings nur fragmentarisch und in der damals üblichen chinesischen Schrift erhalten.

Ungefähr für die Zeit des Imjin-Kriegs gegen Ende des 16. Jahrhunderts sind phonologische und morphologische Veränderungen belegt, die etwa im 17. Jahrhundert abgeschlossen waren. Das nun entstandene Koreanisch weicht vom vorher üblichen Mittelkoreanisch teilweise erheblich ab und stellt im Grunde die heute in Korea gesprochene Sprache dar.

Heutiges Koreanisch

In der neusten Geschichte gab es – bedingt durch die Teilung Koreas – sprachpolitisch getrennte Entwicklungen in beiden Teilen. In Südkorea orientiert sich die Standardsprache in Aussprache und Rechtschreibung eher am Dialekt der Hauptstadt Seoul, in Nordkorea wurde sie dem um Pjöngjang gesprochenen Dialekt angepasst. Die Unterschiede zwischen den koreanischen Dialekten sind vergleichsweise gering, sodass Koreanisch (mit Ausnahme des auf der Insel Jeju-do gesprochenen Dialekts) auf der ganzen Halbinsel gleich gut verstanden wird. Das Fortbestehen der staatlichen Teilung hat aber zu verschiedenen Entwicklungen in Nord- und Südkorea geführt. In Südkorea sind viele Begriffe als Lehnwörter wie nyuseu 뉴스 „News“ aus der englischen (amerikanischen) Sprache übernommen oder aus englischen Wörtern neu gebildet worden (Konglish). In Nordkorea hingegen wird bei Wortneubildungen oft auf den koreanischen Kernwortschatz zurückgegriffen. Überläufer aus Nordkorea bekunden oft anfängliche Mühe mit den vielen ihnen fremden englischen Lehnwörtern.

Siehe auch

Literatur

Vorlage:Wiktionary auf

Wiktionary: Koreanisch – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen
Wikibooks: Koreanisch – Lern- und Lehrmaterialien

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