Frank Schirrmacher (* 5. September 1959 in Wiesbaden) ist ein deutscher Journalist, promovierter Literaturwissenschaftler und Essayist, Buchautor und seit 1994 Mitherausgeber der Frankfurter Allgemeinen Zeitung. Nach seinem Studium der Germanistik, Anglistik und Philosophie in Heidelberg und Cambridge trat Frank Schirrmacher 1985 als Feuilletonredakteur in die FAZ ein. 1988 wurde er mit einer Dissertation über Franz Kafka an der Gesamthochschule Siegen zum Dr. phil. promoviert. 1993 wurde er als Leiter der Redaktion "Literatur und literarisches Leben" Nachfolger von Marcel Reich-Ranicki und wurde 1994 als Nachfolger von Joachim Fest einer der fünf Herausgeber, zuständig für das Feuilleton. Schirrmacher tritt für eine Erweiterung seines Bereiches auch auf die Naturwissenschaften ein. So gab es maßstabsetzende Debatten um die Gentechnik, um die Hirnforschung und neuerdings (Anfang 2005) um den demographischen Wandel in Deutschland und Europa. Immer wieder schaffte es der nicht unumstrittene Schirrmacher, Themen zu "setzen". Auch die Populärkultur hat verstärkt Einzug in das Feuilleton der FAZ gefunden. Der Ton in Überschriften und Bildunterschriften ist spielerischer geworden. Die amerikanische Zeitschrift Newsweek nannte Schirrmacher einen der führenden Intellektuellen, Jakob Augstein nannte ihn in der Wochenzeitung Die Zeit vom 2.3.2006 den „Dirty Harry des Feuilletons“ [1].
Reform der FAZ
In der Boomphase der Presse um das Jahr 2000 weitete Schirrmacher das Feuilleton ganz erheblich aus und warb namhafte Journalisten von anderen Zeitungen ab. Doch schon zwei Jahre später musste die Seitenzahl wieder reduziert und Personal entlassen werden, ein bisher einmaliger Vorgang in der Geschichte der FAZ. Seine bisher größte Niederlage im Kreise der Herausgeber hatte er mit der Einstellung der "Berliner Seiten" im Jahr 2003. Auch scheiterte sein Versuch, die Feuilleton-Redaktion nach Berlin umzusiedeln.
Publikationen
Aufsehen erregte Schirrmacher mit seinem "Verriss" des Romans "Tod eines Kritikers" von Martin Walser. Schirrmacher wollte in dem Buch antisemitische Passagen erkannt haben. Schirrmacher hatte das Buch nach einem Typoskript schon vor Erscheinen des Romans rezensiert, worauf der Roman noch kurz vor der Publikation geändert wurde. Dies war ein Novum in der deutschen Literaturkritik.
2004 veröffentlichte Schirrmacher den Bestseller "Das Methusalem-Komplott", in dem er die Vergreisung der Gesellschaft aufgrund niedriger Geburtenraten prophezeit und zu einem "Aufstand der Alten" aufruft. Hierfür wurde er mit der Goldenen Feder ausgezeichnet.
2006 erscheint sein Buch "Minimum". Der Titel verweist auf Schirrmachers Analyse der Folgen der Auflösung der Familie als "Keimzelle der Gesellschaft" und damit der Schrumpfung sozialer Beziehungen auf ein Minimum. Die soziale Überlegenheit der "Überlebensfabrik" Familie in Notzeiten lässt sich seiner Argumentation nach besonders mit einem amerikanischen Mythos belegen: der Tragödie der Siedler am Donnerpass -Donner Party-, wo überwiegend "Einzelkämpfer" ohne familiäre "Blutsbande" im Schneesturm zu Tode kamen, Familienmitglieder überlebten. Kritiker warfen ihm vor, Schirrmacher propagiere ein neokonservativ geprägtes Frauenbild und dramatisiere die Statistiken. Unter anderem durch Abdrucke und Berichterstattung in Der Spiegel und Bild-Zeitung gelang es dem Journalisten abermals, eine breite Mediendebatte auszulösen.
Mitgliedschaften
- Schirrmacher ist Mitglieder der Herbert-Quandt-Stiftung.
Auszeichnungen
- Im Jahre 2004 verlieh ihm die Frankfurter Journalistenzeitschrift MediumMagazin die Auszeichnung Journalist des Jahres.
- 2004: Goldene Feder für Das Methusalem-Komplott
Werke
- Schrift als Tradition. Die Dekonstruktion des literarischen Kanons bei Kafka und Harold Bloom. Gesamthochschule Siegen, Dissertation, 1987, II, 180 S.
- Marcel Reich-Ranicki. Sein Leben in Bildern. Eine Bildbiographie. DVA , Stuttgart 288 S., 286 s/w. Abb., geb., ISBN 3-421-05320-0
- Das Methusalem-Komplott. Karl Blessing Verlag, München 2004, 224 S., ISBN 3-89667-310-6, als Hörbuch oder Audio-CD: Das Methusalem-Komplott, Random House Audio, München 2004, ISBN 3-89830-848-0
- Minimum. Vom Vergehen und Neuentstehen unserer Gemeinschaft. Karl Blessing Verlag, München 2006, 192 S., ISBN 3-89667-291-6, als Hörbuch oder Audio-CD: Minimum, Random House Audio, München 2006, ISBN 3-86604-259-0
Quellen
Weblinks
- Vorlage:PND
- Kulturreport vom 19.3.2006
- „Der Klinsmann des deutschen Feuilletons - Über das journalistische Stehaufmännchen Frank Schirrmacher“, Telepolis, 13. Mai 2006,
- „Ein Mann ohne Komplex“, Die Zeit, 2. März 2006, Nr. 10
- Gespräch mit dem Intendanten des SWR, Peter Voß, 3sat, 3. Mai 2004
- Eine Debatte um Schirrmachers Buch "Minimum"
- "Salto Mortale im Medienzirkus", Rheinischer Merkur, 21. März 2006, Nr. 12
- „So regiert Frank Schirrmacher“], taz, 24./25.6.2006
Personendaten | |
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NAME | Schirrmacher, Frank |
KURZBESCHREIBUNG | Journalist und Publizist |
GEBURTSDATUM | 5. September 1959 |
GEBURTSORT | Wiesbaden |