Elisabeth Hoffmann (* 26. November 1914 in Börnig, Sodingen; † 31. August 1973 in Herne) war eine deutsche Malerin und Bildhauerin. Sie wurde vor allem bekannt durch ihre Skulptur "Der unbekannte Fußballzuschauer" in Herne-Sodingen.
Leben
Elisabeth Hoffmann wurde als Tochter der Bauern Wilhelm Hoffmann (1854 – 1936) und Paula Hoffmann, geb. Pantring, in Börnig (heute Herne-Sodingen) geboren. Sie hatte zwei Geschwister, Heinrich und Paula Hoffmann. Der in der Börniger Vellwigstraße 49a gelegene Hof Hoffmann wurde 1973 abgerissen. Er gehörte zu den ältesten und größten Bauernhöfen des Dorfs Börnig und war dort seit 1230 belegt. Familie Hoffmann verfügt über eine lange künstlerische Tradition: Elisabeth Hoffmanns Vater, der Bauer Wilhelm Hoffmann, schrieb Romane und Dramen, ihr Bruder Heinrich Hoffmann war Bildhauer, ebenso dessen Tochter. Elisabeth Hoffmann hielt sich eine Zeit lang im Franziskanerinnenkloster Klösterliche Schule der Fransziskanerinnen in Lüdinghausen auf. In den Jahren 1939/40 betreute sie als Schwester beim Roten Kreuz in der Sanitätswache am Bahnhof Münster Soldaten und Durchreisende. Zu ihren Aufgaben gehörte neben dem An- und Abtransport von Verwundeten und Kranken aus Lazarettzügen die Bereitstellung von Verpflegung und Unterkunft für Erkrankte und Verwundete bis zur Weiterfahrt in Anschlusszügen, während die einzelnen gesunden Durchreisenden im Soldatenheim untergebracht wurden[1]. Sie blieb unverheiratet und hatte keine Kinder.
Elisabeth Hoffmann studierte Kunst in Münster, Berlin und Wien, wo sie u.a. Hans Sedlmayr, Professor der Kunstgeschichte, hörte. Hoffmann schuf Gemälde und figürliche Reliefs und Plastiken, die häufig Natur-, Tier-, Kinder- und religiöse Motive zum Gegenstand hatten. Während Werke aus den 40er Jahren figürliche Motive zeigen, experimentierte Hoffmann in den späten 50er und 60er mit modernen Stilrichtungen, insbesondere mit dem Expressionismus und Kubismus. Zu den prägenden Einflüssen gehört die Künstlerin Gabriele Münter, zu der sie bei ihren mehrmaligen Aufenthalten in Murnau am Staffelsee Kontakt pflegte. Auch die Künstlergruppe Der Blaue Reiter prägte ihr Werk. Nahezu sämtliche der rund 50 heute bekannten Werke Hoffmanns befinden sich im Privatbesitz der Familie.
Elisabeth Hoffmann geriet bis 2014 in Vergessenheit. Eine erste Ausstellung einiger weniger Gemälde und Skulpturen gelang im Rahmen der Ausstellung ""Spuren" – Herner Künstlerinnen und Künstler der Jahrgänge 1893-1945" im Jahr 2018 in der Städtischen Galerie im Schlosspark Herne-Strünkede.
Leistungen
Im Jahr 1951 fertigte sie im Auftrag der Stadt Herne 115 Gedenksteine für Herner Bombenopfer des 2. Weltkriegs. Diese Gedenksteine befinden sich heute auf dem Südfriedhof Herne. Sehr wahrscheinlich im Auftrag der Stadt Herne für den Schulneubau der Evangelischen Volkkschule Sodingen (1955/56) fertigte sie Ende der 50er Jahre die Skulptur "Der unbekannte Fußballzuschauer" an, die sie auch als "Allroundplastik" bezeichnete. Sie stellt drei Kinder dar, die gebannt einem Fußballspiel zuschauen. Die Skulptur gilt als weltweit einzige Skulptur, die Fußballzuschauer darstellt. Die Künstlerin widmete sie den Zuschauern des SV Sodingen, einem Fußballverein, dessen Mitglieder aus Bergarbeitern der Zeche Mont-Cenis in Sodingen bestand. Er gilt als einer der letzten Bergarbeiter-Fußballvereine des Ruhrgebiets. Die Skulptur steht auf dem Schulhof der Mont-Cenis Gesamtschule. Aufgrund der besonderen Bedeutung der Plastik wurde sie am 23.03.2018 in die Denkmalliste der Stadt Herne aufgenommen.
Denkmal für "Unbekannte Fußballzuschauer"
Das Kunstwerk ist bedeutend für die Stadt Herne, denn es erinnert an die große Fußballgeschichte der Stadt. 1958 gab es mit dem SV Sodingen und der Westfalia Herne zwei aus Herne stammende erfolgreiche Fußballvereine, die allgemein gefeiert und bewundert wurden, unter anderem weil sie damals mit um die Deutsche Fußballmeisterschaft spielten und in der zu der Zeit höchsten Spielklasse, der Oberliga West, vertreten waren.
Das Kunstwerk verweist mit dem generellen Thema „Sport“ auf die Sportbegeisterung und die hohe Anerkennung des Sports in Herne und in der Bundesrepublik Deutschland. Aus diesem Zusammenhang heraus scheint das Werk auch in Auftrag gegeben worden zu sein. Für die Erhaltung und Nutzung sprechen künstlerische Gründe. Es gibt weltweit und eben auch in Deutschland eine hohe Zahl von figürlichen, porträtierenden Denkmälern für sehr erfolgreiche Fußballer. Ein Denkmal für Fußballzuschauer jedoch scheint es nach ausführlichen Recherchen in der Literatur, im Internet und nach Rücksprache mit dem Deutschen Fußballmuseum nur in Herne zu geben. Für seine Erhaltung und Nutzung sprechen wissenschaftliche Gründe hinsichtlich der Regionalgeschichte. Die bis zur Wiederentdeckung der Skulptur im Jahr 2014 in Vergessenheit geratene Künstlerin Elisabeth Hoffmann ist 2014 bis 2017 durch die Initiative und Arbeit von einer Projektgruppe der Mont-Cenis-Gesamtschule unter Leitung von Celine Spieker sowie des Lokalhistorikers Gerd E. Schug nach Auffassung des Landschaftsverbandes zu Recht wieder in das öffentliche Bewusstsein gerückt worden. Außer dem skizzierten Denkmalwert und künstlerischem Wert ihrer Skulptur spricht die Biographie der Künstlerin auch für die Erhaltung des „Torschreis“, denn Elisabeth Hoffmanns Werk und Leben ordnet sich ein in die große Gruppe von Künstlerinnen und Künstlern, die gerade in den 1950er und 1960er Jahren aus dem Ruhrgebiet stammend auch im Ruhrgebiet wirkten und den öffentlichen Raum bereicherten. Dies war möglich, solange sich insbesondere die Kommunen der aus der Weimarer Republik überkommenen Regel verpflichtet fühlten, ein Prozent der Kosten für öffentliche Bauten in Kunst zu investieren oder sogar darüber hinaus Künstler und Künstlerinnen als Pädagogen an Schulen zu beschäftigen. Das Werk gilt es also auch als ein Zeugnis einer unerwartet kunstreichen Epoche des Ruhrgebietes zu bewahren [2]. Die Bedeutung von Elisabeth Hoffmann als weibliche Künstlerin, die sich gegen oft widrige Umstände durchsetzen musste, wird in Zukunft im Rahmen einer öffentlichen Ausstellung noch hervorzuheben sein.
Werke
- Kopf (Skulptur)
- Profil eines Mannes (Gipsrelief, 1940)
- Korngarben (Gemälde, 1946)
- Tanzende Yogis (Gemälde, 1949)
- 115 Gedenksteine für Bombenopfer des 2. Weltkriegs (Plastiken, 1951, Herne Südfriedhof)
- Ungläubiger Thomas (Großplastik vor 1952)
- St. Georg (Gipsplastik 1953)
- Mann mit Fellmütze und Pfeife (Gemälde)
- Das Rote Haus (Gemälde, Öl, 1956)
- Maler mit Pinsel und Modell (Gemälde)
- Flüchtende (Plastik, Holz)
- Sieben Schwaben (Plastik)
- Krippengruppe (Relief)
- Kindergruppe (Plastik)
- Paar (Plastik)
- Mädchenkopf mit Zöpfen (Gipsplastik)
- Löwenkopf (Plastik an Brunnen)
- Madonna (Skulptur, Holz, o.J., ca. 55x10x8 cm)
- Der unbekannte Fußballzuschauer (Großplastik, Grüner Sandstein, 1958, Schulhof der Mont-Cenis Gesamtschule Herne)
- Fischreiher (Plastik aus Beton, Hofraum Herne-Börnig, 1959)
- Der Hoffmannhof (Aquarell, o.J.)
- Orpheus (Plastik aus Beton)
- Kinderkopf (Bodenplatte, Holz, Ton, o.J., ca. 25x15x15 cm)
- Brücke ohne Ende (Gemälde, Öl 1959)
- Weiße Kuh (Gemälde, Öl 1959)
- Haus (Gemälde, Öl 1958)
- Kreise und Quadrate (Gemälde, Öl 1958)
- Kreise und Formen (Gemälde, Öl o.J.)
- Tänzer (Gemälde 1959)
- Rehe (Gemälde ca. 1959)
- Vier Personen mit Kopfbedeckungen und zwei Pferdeumrissen (Gemälde)
- Blick zur Sonne zwischen Hochhäusern (Gemälde, 1960)
- Zwei Personen zwischen Gebäuden in den Bergen (Gemälde)
- Drei Personen zwischen Hochhäusern (Gemälde)
- Segelboot (Gemälde, Öl, 1961, ca. 80x50 cm)
- Drei Barken (Gemälde, Öl 1962)
- Bruder (Gemälde, Öl, o.J., ca. 50x30 cm)
- Stilleben mit Glocke und Spatel (Gemälde)
- Schwarze Madonna mit Kind (Gemälde)
- Skizze Frau auf schwarzem Grund (Gemälde)
- Drei Weiden (Gemälde)
- Bäume vor Mauer (Gemälde)
- Bergmann (Gemälde)
- Vier Personen im Wohnzimmer (Gemälde)
- Mädchenporträt (Gemälde)
- Relief (Holz, 1968, HxBxT ca. 90x20x8 cm)
- Mutter mit Kind (Holzrelief)
Literatur
Schug, Gerd E.: Die Künstlerin/Bildhauerin/Malerin Elisabeth Hoffmann, Herne 2017, Unveröffentlichter Aufsatz.
Film
- Mont-Cenis Gesamtschule Herne/ Historischer Verein Herne und Wanne-Eickel: ""Der Torschrei" - Die vergessene Skulptur von Herne-Sodingen", Filmdokumentation über die Skulptur "Der unbekannte Fußballzuschauer" [1]
Weblinks
- Christoph, Lars-Oliver: "Künstlerin setzte Sodinger Fußball auf Schulhof Denkmal", in: WAZ vom 08.06.2017 [2]
- Eickenbusch, Ute: "Skulptur "Der Torschrei" spielt Hauptrolle in Schülerfilm", in WAZ vom 11.01.2018 [3]
- Eickenbusch, Ute: "Skulptur "Der Torschrei" ist jetzt offiziell ein Denkmal", in: WAZ vom 23.03.2018 [4]
- Munck, Heinz (Denkmalbehörde Stadt Herne): Berichtsvorlage 2018/0043, TOP1, 18.01.2018; https://herne.ratsportal.net/bi2/vo020.asp?VOLFDNR=12164
- ""Spuren" – Herner Künstlerinnen und Künstler der Jahrgänge 1893-1945", Ausstellung in der Städtische Galerie im Schlosspark Herne-Strünkede, 2018.
Einzelnachweise
- ↑ https://www.drk-muenster.de/wer-wir-sind/100/festschrift.pdf?m=1392282007
- ↑ Munck, Heinz (Denkmalbehörde Stadt Herne): Berichtsvorlage 2018/0043, TOP1, 18.01.2018; https://herne.ratsportal.net/bi2/vo020.asp?VOLFDNR=12164
Kategorie:Maler
Kategorie:Bildhauer
Kategorie:Deutscher
Kategorie:Geboren 1914
Kategorie:Gestorben 1973
Kategorie:Frau
Personendaten | |
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NAME | Elisabeth Hoffmann |
KURZBESCHREIBUNG | deutsche Künstlerin |
GEBURTSDATUM | 26.11.1914 |
GEBURTSORT | Börnig |
STERBEDATUM | 31.08.1973 |
STERBEORT | Herne |