Hans Salentin

deutscher Bildhauer und Maler
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Hans Salentin (* 22. Juni 1925 in Düren), seit 1954 ist er wohnhaft in Köln. Hans Salentin nimmt als Plastiker und Maler unter den Künstlern in Nachkriegsdeutschland bis heute eine herausragende Position ein.

Er, der glänzende Maler, Zeichner, Konstrukteur und Monteur, der Erfinder „technoider Fiktionen“ - so der Titel seiner Ausstellung in Nürnberg 1972 - gehört zu den wichtigen deutschen bildenden Künstlern nach 1945. Hans Salentin gestaltet von Anfang an bis heute als Vertreter der künstlerischen Avantgarde; er leistet seinen bedeutsamen Teil der jüngeren Kunstgeschichte. Immer geht er seinen ganz eigenen Weg, gerade, im besten Sinne „eigen-sinnig“ und immer Schritte nach vorn, über die Moderne, über den Zeitgeist hinaus machend.

Stilistik

Nachdem er an der Düsseldorfer Kunstakademie studiert hat, sind von 1959 bis 1964 ,,Dachziegelreliefs" sein hervorragender Beitrag bei Ausstellungen der Gruppe Zero, also in der Künstlergruppe, zu der er sich mit Heinz Mack und Otto Piene im Jahre 1957 als Folge gemeinsamer Abendausstellungen in Düsseldorf-Bilk gefunden hatte.

Dann, sich lösend, seine eigene Richtung einschlagend, entstehen zunächst Zinkblechreliefs, dann vollplastische Objekte aus Aluminiumguss-Teilen. Er wird zur documenta 6 eingeladen und zeigt dort z.B. den ,,Mondkarren", ein großartiges Beispiel für sein stilistisches Prinzip, sein Gestaltungsprinzip der Collage, der Assemblage und zugleich für den Gegenstand seiner Darstellungen: die Utopie.

Salentin ist allen Jahren diesem Prinzip der Montage, der Collage immer treu geblieben, für das er sich metallischer oder reprofotografischer Funde, auch solcher aus Kunststoff bedient und sie in freie, fiktive Figurationen einbindet. Selbst in seine Zeichnungen werden kleine Partien oder Teile montiert, die den Fluss der Linie aufhalten und den organischen Lauf des Stifts, des Pinsels brechen. In der Literatur wird sein künstlerisches Prinzip als das der Umformung des „objet trouvé“ in das „objet corrigé“ bezeichnet.

Diesem Prinzip, einer besonderen Stufe des Prinzips „Collage“ folgend hat sich das Werk Salentins weiterentwickelt. Mit immer neuen Einfällen rückt er dem gewohnten Tafelbild, dem Relief, der Skulptur zu Leibe, findet immer andere Möglichkeiten, die Dinge und die künstlerischen Techniken im Zwei- und Dreidimensionalen in unerwartete ästhetische Symbiose zu fügen.

Hans Salentin war längst den künstlerischen Forderungen des damaligen Ausstellungskonzeptes, nämlich Kunst im Zeitalter ihrer technischen Reproduzierbarkeit zu hinterfragen, in ganz eigener Weise begegnet: er folgt nicht dem Zeitgeist der abbildenden Darstellung mittels Fotografie (die Phase hatte er hinter sich), mittels Video oder Performance.

Wenn Salentin sich modernen Materialien bzw. Medien für die Darstellung bedient, dann sind es nicht Photographie, sondern Photographik, nicht einfach technisch erzeugte und nett arrangierte Laut- oder Licht-Installationen als Reflexionen glänzender oder 'dunkel drohender' Gegenwartsszenarien in Form moderner Apparate oder Maschinenteile. Vielmehr gelingt ihm durch gleichzeitige Verwendung unterschiedlicher Materialien und künstlerischer Techniken nicht nur im Ergebnis des Kunstwerks eine Collage des Sujets, sondern es wird auch mittels des Gebrauchs des Prinzips technischer Reproduzierbarkeit für den aufmerksamen Betrachter eine Sequenz, eine zuvor nicht gekannte Collage moderner Techniken und Medien als Prozessform der künstlerischer Gestaltung nachvollziehbar.

Biographie

Lebensdaten

  • 22.Juni 1925 geboren in Düren - als zweiter Sohn von Paul Salentin und Helene geb. Linden
  • ab 1936, Besuch des Dürener Gymnasiums; rege Kontakte zu den Kunstlehrern und Künstlern Josef Offergeld und Walter Recker
  • 1943, Verpflichtung zum Kriegsdienst an der russischen Front
  • Juni 1944, gerät in Kriegsgefangenschaft in Sibirien
  • August 1945, Heimkehr nach Düren als Schwerkranker
  • 1947 – 1949, Besuch der staatlichen Malschule von Jo Strahn in Düsseldorf-Niederkassel
  • 1950 – 1954, Studium an der Düsseldorfer Kunstakademie; u.a. mit Heinz Mack, Otto Piene, Raimund Girke
  • 1954, Referendariat als Kunsterzieher am Dürener Gymnasium; Umzug nach Köln
  • 1955 – 1959, Kunsterzieher am altsprachlichen Gymnasium Köln-Mülheim
  • 1955 - 1958, Salentin, Mack, Piene arbeiten in Düsseldorf-Bilk im gemeinsamen Ateliergebäude
  • 1957 entsteht der Name ZERO im Rahmen der Abendausstellungen; H.S. nimmt bis 1965 an Ausstellungen von ZERO teil
  • 1957, Mitglied der Gruppe 53
  • 1959, Unterricht am Schiller-Gymnasium, Köln-Sülz
  • 1959, Heirat mit Ursula Hansen
  • 1962, erste Einzelausstellung in Düsseldorf bei Schmela
  • 1976, Mitglied im Deutschen Künstlerbund
  • 1977, wird zur documenta6 nach Kassel eingeladen
  • 1981 - 1989, Rückzug vom Kunstbetrieb aus gesundheitlichen Gründen
  • 1995, Neueinsetzen der plastischen Tätigkeit

Bis vor kurzem lebte und arbeitete Hans Salentin zurückgezogen und konzentriert in seinem Haus in Köln-Marienburg. Er spricht von "100.000 Blättern als Lebenswerk".

Gedanken zur künstlerischen Entwicklung

Die jungen Jahre

1925 in Düren geboren ist Hans Salentin hier ist er aufgewachsen, aufs Gymnasium gegangen und war als Jugendlicher den erzieherischen ersten prägenden Einflüssen durch die Kunst in Schule und Elternhaus ausgesetzt. Zu erwähnen sind die Eltern und die Kunsterzieher am Gymnasium, weil Hans Salentin selbst immer und immer wieder auf deren Einfluss verweist. Seine Mutter, ein musischer Mensch, erzieht ihn und seinen Bruder, der ihm überaus viel bedeutet, streng katholisch. In der Familie sind Kunst und Kultur Themen des Miteinanders.

Der Vater, Lehrer, der auch als Leiter der Kreisbildstelle des Kreises Düren arbeitet, lässt ihn teilhaben an seinem Steckenpferd, der Fotografie, die er künstlerisch ambitioniert betreibt. So lernt Hans von seinem Vater zu schauen, zu entdecken.

Das setzt sich fort bei einem engen Freund der Familie, dem Kunsterzieher und Zeichner Josef Offergeld, der bei seinen regelmäßigen Besuchen der Familie Hans Salentin und seinen Bruder porträtiert. Ohne selbst bereits zum Stift zu greifen, lernt Salentin auch auf Ausflügen mit Offergeld die präzise Sicht auf Landschaft und Körper. Er nimmt – typisch für die historisch soziale Umgebung - künstlerisches Schaffen als sauberes Handwerk, Disziplin und Ausdauer wahr. Ganz besonders aber und über viele weitere Jahre hinweg wird Salentin von seinem Kunsterzieher am Gymnasium Walter Recker gezielt gefördert (als dessen Schüler auch die Dürener Künstler Ulrich Rückriem und Walter Cüppers zu erwähnen sind). Dieser Kontakt besteht sehr lange – über die Düsseldorfer Zeit an der Schule von Jo Strahn (auch Cüppers) bis zum Tode von Walter Recker. Es kan also gesagt werden: Das Talent des jungen Hans Salentin wurde früh erkannt und gefördert, seine Fähigkeiten und Fertigkeiten wurden unter fachkundiger und pädagogischer Anleitung herausgebildet.

An diesem Teil der Biographie ist wenig ungewöhnliches. Das ändert sich mit einem Schlag: Hans Salentin wird, wie viele seiner Generation, im Jahr 1943 zum Kriegsdienst einberufen, ist Mitte 1944 auf Urlaub zu Hause und kehrt im Juni gerade noch rechtzeitig an die Front zurück, um dort in die sowjetische Offensive im Mittelabschnitt der Front und in Kriegsgefangenschaft zu geraten. Seine Eltern erhalten von seinem Batteriechef den Brief mit der Anzeige, dass ihr Sohn seit der russischen Offensive im Juni vermisst wird. Hans Salentin wird mit seinen Kameraden durch die Straßen von Moskau getrieben, zur Schau gestellt und nach Novosibirsk verfrachtet. Das Dahinexistieren im Lager wird durch Zwangsarbeit in der Munitionsfabrik, unerträglichen Schmutz, Krankheit, Verfall und Tod geprägt. Jeden Tag wird gestorben.

Im August 1945 stellt die Lagerärztin durch tasten und kneifen des Gesäßes fest, dass der Gefangene Salentin zu schwach für weitere Arbeit in der Munitionsfabrik ist, er erhält einen Entlassungsschein. Der wird ihm in der Nacht gestohlen, so dass er am Morgen um diesen Umstand und seine Entlassung flehen muß, denn mit seiner Angina hätte er keine Woche mehr im Lager überstanden. Nur seine Jugend läßt ihn so weit überleben.

Er kehrt schwerkrank im Viehwagen liegend nach Düren zurück – seinen großen Bruder sieht er nicht wieder, der wird bei Stalingrad vermisst. Noch auf dem Krankenbett lässt er sich Utensilien zum zeichnen reichen. - Die Entscheidung für die künstlerische Expression ist wohl hier bereits endgültig gefallen.

Die Akademie-Jahre und danach

Im Mai 1950 hatte Hans Salentin die erste Begegnung mit seinen Kommilitonen Heinz Mack und Otto Piene an der Düsseldorfer Kunstakademie. Diese Begegnung sollte richtungsgebend sein für seine künstlerische Entwicklung. Es entstand eine Freundschaft, die in der „Gruppe 53“ und später in „ZERO“ auch einen ästhetisch-künstlerischen Zusammenhalt zeigte.

Wenn ZERO auch wie viele andere nur eine kurzlebige Künstlervereinigung war, so hatte sich doch eine Künstlergruppe formiert, die Anfang der 60er Jahre in Deutschland, später auch im Ausland, Kunstgeschichte schrieb. Die Ausgabe der Zeitschrift „ZERO III“ wurde am 05. Juli 1961 in einem großartigen Happening mit Hunderten von Menschen vor der Galerie Schmela konsequenter Weise zugleich als ihr feierliches Begräbnis gefeiert. Die Protagonisten der Gruppe fühlten wohl nur zu gut, dass eine solch künstlerisch revolutionäre Haltung wie die ihre sich ebensowenig über lange Zeit konservieren ließe wie revolutionäre Ideen im politischen Alltag überleben.

ZERO wollte unpolitisch in einer künstlerisch visionären Dimension einen geistigen Aufbruch darstellen, Utopien entwerfen. ZERO stand für einen künstlerischen Aufbruch, für eine geistige Haltung, die quer zu den restaurativen Tendenzen im Wirtschaftswunder-Deutschland stellte. Und mit ZERO wurde der Einfluss deutscher Kunst über die Grenzen hinaus erstmals nach dem Krieg wieder möglich und erkennbar.

Rückblickend kann ZERO als Vorbote, als Avantgarde der 68er verstanden werden. Spektakuläre Aktionen und Performances, später als Happenings benannt und bekannt, symbolisierten Aufbruch, Umbruch, einen Zeitpunkt in der Kunstentwicklung Deutschlands, die NULL = ZERO. Otto Piene sagte einmal „Zero ist die unmessbare Zone, in der ein alter Zustand in einen unbekannten neuen übergeht.“

Also ZERO war ein Punkt auf der „Zeitachse der Ästhetik“, konnte nach eigenem Verständnis keine Linie sein. Als 1963 im Haus Lange in Krefeld die erste Museumsausstellung der Gruppe stattfand, zeigt das zwar, dass zu dieser Zeit die für die Künstler wichtigen ersten öffentlichen oder Galeristen-Einkäufe getätigt wurden. Es macht aber auch deutlich, wie geradezu natürlich die Aufgabe der künstlerischen Weiterentwicklung eines jeden Mitglieds erwuchs.

Und ein besonders kritischer Blick aus der Perspektive der ZERO-Idee, nämlich sich wirklich abwenden von alter oder neuer Restauration, von Etablierung und Establishment, auch von der damals jüngsten Antwort darauf, von Tachismus und gestischer Malerei in der Gruppe 53, konnte diese Phase als - fast zwangsläufigen - Beginn epigonaler Repetition erscheinen lassen. Der Kunstbetrieb schien schon die Oberhand gewonnen zu haben. Bereits in der „Gruppe 53“ setzte Selbstkritik von innen heraus ein.

Und für Hans Salentin wurde das Stehenbleiben, die Repetition der Formensprache von ZERO offenkundig. Er grenzt sich ab und orientiert sich neu durch einen „Utopischen Realismus“ in der Hinwendung zur Assemblage und zur Vollplastik.

Hans Salentin nimmt den gedanklichen ästhetischen Faden von ZERO, den der Avantgarde auf, indem er den Zeitgeist und das Material als Ausgangspunkt seines Schaffens wählt und dann über eine etablierte Grenze führt. Er bleibt nicht bei einer „Zeitgeist-Reflexion“ stehen. Er sagte einmal: „Die Welt ist eine Halde.“ und „Ich danke den Ingenieuren der Welt, die so großartige Formen geschaffen haben.“ Er führt uns in sehr poetisch ästhetischer Arbeitsweise mittels des Stilmittels der Verfremdung in neue, in utopische, in absurde Kunstwelten. Er will mit Hilfe der Verfremdung die Künstlichkeit der Kunst und die ihr innewohnende Ästhetik anschaulich vorführen. Bildende Kunst soll nicht mehr Abklatsch einer wie auch immer gearteten Realität sein.

Die documenta 6 im Jahre 1977, von Manfred Schneckenburger ausgerichtet, wollte, dass die Künstler sich nach neuen Materialien umsahen, neue Medien ausprobierten: das Foto als Kunstwerk, die Performance oder auch Videoinstallationen wurde entdeckt oder wieder entdeckt. Das "Medienkonzept" der documenta 6 hatte als ein Ziel, den Stellenwert der Kunst im Zeitalter ihrer technischen Reproduzierbarkeit zu hinterfragen.

Hans Salentin, zu dieser documenta eingeladen, war schon längst diesen Forderungen in ganz eigener Weise begegnet: Er folgt nicht dem Zeitgeist der abbildenden Darstellung mittels Fotografie (die Phase hat er längst hinter sich), mittels Video oder Performance.

Wenn er sich modernen Materialien bzw. Medien für die Darstellung bediente, dann waren es nicht Photographie, sondern Photographik, nicht einfach technisch erzeugte und nett arrangierte Laut- oder Licht-Installationen als Reflexionen glänzender oder dunkel drohender moderner Apparate oder Maschinenteile. Vielmehr gelingt ihm durch gleichzeitige Verwendung unterschiedlicher Materialien und künstlerischer Techniken nicht nur im Ergebnis des Kunstwerks eine Collage des Sujets, sondern auch mittels des Gebrauchs des Prinzips technischer Reproduzierbarkeit eine Sequenz, eine zuvor nicht gekannte Collage der Techniken und Medien im Prozess der Erstellung. Das geht m.E. über die Aussage „Gebrauch eines „anderen“, „modernen“ Mediums“ weit hinaus.

Ausstellungen

Ausstellungsbeteiligungen (Auswahl)

  • 1949 – 55, Jahresausstellung Dürener Künstler, Leopold-Hoesch-Museum, Düren
  • 1957, 1. und 4. Abendausstellung, Gladbacher Strasse, Düsseldorf
  • 1957, „Gruppe 53“, Kunstverein in der Kunsthalle Düsseldorf
  • 1958, 7. Abendausstellung, Gladbacher Strasse, Düsseldorf
  • 1961 bis 1965, mit der Gruppe ZERO
    • Große Düsseldorfer Kunstausstellung, Kunstpalast im Ehrenhof, Düsseldorf
    • "Edition, Exposition, Demonstration“, Galerie Schmela, Düsseldorf
    • Galerie A, Arnheim/NL
    • "IV biennale", San Marino
    • New Vision Centre, London
    • Institut of Contemporary Art, University of Pennsylvenia, Philadelphia
    • The Washington Gallery of Modern Art, Washington D.C.
  • 1962, Anti-Peinture, G 58, Hessenhuis, Antwerpen/B
  • 1967, "fetisch-formen", Haus am Waldsee, Berlin
  • 1972, "Szene Rhein-Ruhr", Folkwang-Museum Essen
  • 1974, "Naivität der Maschine", Frankfurter Kunstverein
  • 1975, "Der Angepasste Mensch", Kunsthalle Mannheim
  • 1974, "Ars intermedia. 25 artistes allemands", Galeries Les Contemporais, Genval-Lac/BE
  • 1977, "Fahrzeuge, utopisches Design", documenta 6, Kassel
  • 1991, „Aluminium - Das Metall der Moderne“, Stadtmuseum Köln
  • 1993, „Bildlicht“ – Wiener Festwochen, Museum des 20.Jahrhunderts, Wien
  • 1995, „Die Geschichte des Prometheus“, Leopold-Hoesch-Museum, Düren
  • 1999, "ZERO aus Deutschland", Esslingen, Kiel, Madrid
  • 2001, „Darlings - Bilder + Skulpturen aus priv. Samml.“, Museum Morsbroich, Leverkusen

Einzelausstellungen (Auswahl)

  • 1962, Galerie Schmela, Düsseldorf
  • 1967, Art Intermedia, Köln
  • 1969, Galerie Tobies & Silex, Köln
  • 1972, Kunsthalle Nürnberg (mit Joachim Bandau)
  • 1973, Galerie Onze, Brüssel
  • 1974, Forum Kunst, Rottweil
  • 1975, Josef-Haubrich-Kunsthalle, Köln (mit Joachim Bandau)
  • 1976, Galerie Schmela, Düsseldorf
  • 1978, Märkisches Museum, Witten
  • 1979, Galerie Der Spiegel, Köln
  • 1989, Beethovenhalle, Bonn
  • 1990, Kölnischer Kunstverein
  • 1995, Leopold-Hoesch-Museum, Düren
  • 1997, Städtische Galerie [[Remscheid]
  • 2000, Kölnisches Stadtmuseum und Galerie Skala, Köln
  • 2005, Kunstforum St. Clemens, Köln
  • 2005, Schloss Burgau, Düren

Siehe auch

Künstlerische Leistung - Versuch einer Bewertung

Hans Salentin gestaltet von Anfang an als Vertreter der künstlerischen Avantgarde, war und ist Teil der jüngeren Kunstgeschichte. Immer geht er seinen ganz eigenen Weg, gerade, im besten Sinne „eigen-sinnig“.

Und beim Versuch das Werk eines Künslers geistig, künstlerisch einzuordnen, müssen Aspekte seiner Persönlichkeit einfließen. Salentin wurde von seiner Unmwelt als Mensch mit rheinischer Heimat, als authentischer Künstler und verehrter Pädagoge wahrgenommen.

Charakteristisch für die Person und für seine Botschaft durch sein Werk ist: Hans Salentin lebt sein Künstlerdasein durch und durch, ohne irgendeine wie auch immer geartete gesellschaftliche Anpassung. Der Mann und der Künstler sind geprägt von nur einer Expression: Kunst um der Kunst willen in diese Welt zu setzen - Opportunismus oder Anbiederung sind ihm fremd. Das lässt er sowohl die Menschen als auch den Kunstmarkt wissen. Salentin lebt sein Leben direkt! So ist es wohl auch konsequent, wenn er sich nach Anfängen bei der Düsseldorfer Zero-Gruppe ab 1962/63 für einen eigenen Weg entschied, der damals wie heute im wahren Wortsinn „Avantgarde“ heißt, was ja nichts anderes bedeutet als vor den Dingen wie sie sind, über sie hinaus, über Gedanken alltäglicher und gefälliger Visionen zu haben, sie als Utopien zu gestalten.

Und dabei wurzelt natürlich die Utopie im heute, denn hier und heute lebt der diese Utopie gestaltet. Genau dies verweist auf den künstlerischen Gestaltungsprozess des Hans Salentin: indem er das ‚objet trouvé’ seiner zweckrationalen Bestimmung eines Apparats, einer Maschine, eines Geräts des Alltags moderner Gesellschaft entkleidet, verweist Hans Salentin in Zeiten des scheinbar unbegrenzten technischen Aufbruchs – wir erinnern uns z.B. an die Eroberung des erdnahen Weltraums - auf Prinzipien der industriellen Lebenswelt: auf ihre Begrenztheit, auf ihre einseitige Zweckrationalität. Und weil er das Material eben dieser Welt zum ‚objet corrigé’ verwandelt, weist über diese Moderne hinaus auf das Leitbild der Utopie, die Prinzipien von Machbarkeit, Erklärbarkeit kritisierend und deren innewohnende Absurdität aufdeckend. Er führt uns vielmehr das Abstraktum konkreten Lebens, den Geist der Zeit vor Augen indem er den Zeitgeist – auch den des Kunstbetriebs – überwindet.

Das ist so sehr wahrscheinlich nicht intendiert, aber, um Albert Camus zu zitieren, „Tiefe Gefühle besagen – wie große Kunstwerke – immer mehr, als sie bewusst aussagen.“ Und Salentin wird von tiefen Gefühlen getrieben, denn er wurde mit seiner Generation um die Jugend durch den Kriegseinsatz und Gefangenschaft in Sibirien betrogen!

Die Talente wurden Salentin in der Jugend gewiesen und gefördert, die Persönlichkeit hat sich in den Grenzerfahrungen des Krieges und den Seelenöten des Lagers gebildet. Was immer bei Salentin vordergründig als Widerspruch von Krankheit und künstlerischer Kraft erscheint, ist das, was sein Kollege van Gogh als „Bedingung jedes bewussten menschlichen Lebens“ bezeichnet, nämlich Stunden der Seelennot, der Angst empfinden zu können, denen Erleichterung und Energie folgen.

Salentin führt uns, den bereitwillig schauenden Betrachtern, das Abstraktum konkreten Lebens, den Geist der Zeit vor Augen, indem er den Zeitgeist – auch den des Kunstbetriebs – überwindet. Seine Kunst trägt ein Futurum in sich.

Im viel zitierten auf Hans Salentin bezogenen „Prinzip Collage“, seinem künstlerischen Arbeitsweg vom ‚objet trouvé’ zum ‚objet corrigé’ erkennen wir einerseits die Person des Hans Salentin, seine Fähigkeit zu schauen, seine Erfindungsgabe, seine überragenden technischen Fertigkeit zu zeichnen, seine Fähigkeit ein geschlossenes Ganzes entstehen zu lassen, sein Faible für absolute Ästhetik, andererseits aber auch sein fragen nach Existenz und Sinn - - und seine auch absurden Antworten auf die moderne Welt.

Literatur

  • Hans Salentin. Das einen Überblick über das Werk anbietende Buch mit Beiträgen von Gabriele Lueg und Manfred Schneckenburger zur Ausstellung im Kölnischen Kunstverein im Frühjahr 1990, Hrsg. Pavel Liška, Wienand Verlag Köln, 1990
  • Das plastische Werk von Hans Salentin: Werkanalyse und Werkverzeichnis, Dissertation des Thomas Hirsch, pdf-Dokument der Universitätsbibliothek Heidelberg, www.ub.uni-heidelberg.de/archiv/3347
  • Festschrift anläßlich der Ausstellung im Kölnischen Stadtmuseum zu Ehren des 75. Geburtstags von Hans Salentin im Jahre 2000, Hrsg. Michael Euler-Schmidt.
  • Hans Salentin zum 80. Geburtstag 2005 - Bilder und Objekte, Katalog zur Ausstellung auf Schloss Burgau/ Düren, Hrsg. Frank Druhm mit einem Beitrag von Thomas Hirsch.
  • Alfred Schmela - Galerist-Wegbereiter der Avantgarde, Hrsg. Karl Ruhrberg, Wienand Verlag Köln, 1996
  • Hans Salentin zum 80sten - Eine Annährung, Frank Druhm, Jahrbuch 2006, herausgegeben vom Kreis Düren 2005