American Graffiti

Film von George Lucas (1973)
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Film
Titel American Graffiti
Produktionsland USA
Originalsprache Englisch
Erscheinungsjahre 1973
Länge ca. 108 Minuten
Stab
Regie George Lucas
Drehbuch George Lucas
Gloria Katz
Willard Huyck
Produktion Francis Ford Coppola
Kamera Jan D'Alquen
Ron Eveslage
Schnitt Verna Fields
Marcia Lucas
George Lucas
Besetzung

American Graffiti ist ein US-amerikanischer Film vom Produzent, Drehbuchautor und Regisseur George Lucas aus dem Jahr 1973. Der überraschende komerzielle Erfolg von American Graffiti ermöglichte die Expandierung von George Lucas Filmgesellschaft Lucasfilm Ltd. und förderte das Ansehen des Regisseurs, auf deren Grundlage er vier Jahre später Krieg der Sterne produzierte.

American Graffiti sollte einem autobiografischen Filmschauspiel gleichkommen, wodurch Lucas eigene Jugend vor dem Hintergrund einer Kleinstadt, ausgegeben als Lucas Geburtsort Modesto, teilweise nacherzählt wird. Die Besonderheit des Films stellte damals die ungewöhnliche Filmmusik, bestehend über 40 lizenzierten Rock'n'Roll-Titeln, dar.

Handlung

Auf einem Radio wird ein Rock'n'Roll-Sender eingestellt, während die Sonne über dem Schnellrestaurant Mel's Drive-In untergeht. Terry Tields, genannt Froschauge, Steve Bolander, Curt Henderson und John Milner treffen sich auf dem Parkplatz vor dem Restaurant. Steve und Curt sind im Begriff, die Stadt zu verlassen, um auf das College an der Ostküste zu gehen, und dies ist die letzte Nacht mit ihren Freunden.

Steve und Curt gehen zum Sockenschwof der neuen Oberstufenklasse des Junior College, doch John macht sich aus dem Staub, um durch die Straßen zu fahren. Terry fährt in Stevens Chevrolet davon. Während Curt mit Laurie und Steve die 10th Street entlangfährt , erblickt er eine hübsche Blondine in einem weißen Ford Thunderbird. Sie schaut ihn an, ihre Lippen formen die Worte "Ich liebe dich", dann biegt sie ab und verschwindet. Nachdem er die Tanzveranstaltung verlassen hat, wird Curt von einer Bande von Halbstarken, die sich The Pharaohs nennen, gezwungen, in ihrem Wagen mitzukommen. Er erfährt, dass der Sender von Wolfman Jack nicht in Mexiko, sondern am Stadtrand liegt. Als er dorthin fährt, begegnet ihm in der dunklen, bedrückenden Sendestation ein bärtiger Mann, den er für den Manager hält. Curt reicht dem Manager eine Botschaft für die Blonde im Thunderbird. Beim Rausgehen vernimmt er die Stimme von Wolfman und dreht sich um. Nun stellt sich heraus, dass der Manager selbst Wolfman Jack ist.

Die übrigen drei Handlungsstränge enthalten Trennungen und Wiedervereinigungen. Mehr und mehr verbinden sich die einzelnen Geschichten zu einer zusammenhängenden Handlung, bis schließlich Terry und Steve an der Paradise Road stehen und zuschauen, wie sich John und Bob Falfa mit Laurie als Beifahrerin ein Rennen liefern. Aus den Autos dringen die Klänge von Green Onions von Booker T und MGs, während sich die Autos und Zuschauer einfinden. Innerhalb von Sekunden ist das Rennen zuende, denn Falfa platzt ein Reifen, und er landet im Graben. Steve und John rennen zum Unfallwagen, der in die Luft fliegt, unmittelbar nachdem Bob und Laurie benommen herausklettern konnten. Verstört klammert sich Laurie an Steve und flehr ihn an, sie nicht zu verlassen.

Das Läuten des Telefons einer Telefonzelle reißt Curt aus dem Schlaf. Er nimmt ab und spricht aufgeregt mit der geheimnisvollen Blondine. Sie sagt ihm, dass sie sich vielleicht abends beim Cruising sehen. Er erwidert, dass das nicht ginge. Auf dem Flugplatz verabschiedet sich Curt von seinen Eltern, seiner Schwester und seinen Freunden. Das Flugzeug hebt ab, und als Curt aus dem Fenster blickt, sieht er die Stadt und mit ihr sein bisheriges Leben entschwinden. Auf der Straße unter ihm rast ein weißer Thunderbird dahin.

Die letzte Einstellung des Films dient zur Einblendung einiger Kurzbiografien, die nachdenklich stimmen und die Tatsache unterstreichen, dass es sich um American Graffiti nicht um einen Ausflug ins Reich der Erinnerungen handelt. Während Curts Maschine am blauen Firmament verschwindet, werden neben den eingeblendeten Jahrbuchfotos der einzelnen Figuren kurze Angaben zu ihrem weiteren Lebensweg gemacht.

John Milner wird von einem von einem betrunkenen Autofahrer im Dezember 1964 überfahren.
Terry Fields wird nach einem Einsatz bei An Loc im Dezember 1965 als vermisst gemeldet.
Steve Bolander ist Versicherungsmakler in Modesto/Kalifornien.
Curt Henderson ist Schriftsteller und lebt in Kanada.

Entstehungsgeschichte

Noch während der Produktion von THX 1138 legte Francis Ford Coppola, ein langjähriger Freund von George Lucas und Geschäftsfüherer von American Zoetrope, Lucas nahe, für das nächste Projekt etwas zu schreiben, dass sich wahrmherzig und menschlicher anfühlte. Schon auf dem College hatte Lucas im Zuge seines Anthropologiestudiums den Gedanken gehabt, dass es sich beim Cruising eigentlich um ein eindeutig amerikanisches Paarungsmittel handelte. Lucas beabsichtigte diese Form des Flirtens, die für seine Generation typisch war, zu dokumentieren.

Lucas konzentrierte sich zudem auf bereits von ihm augegriffene Motive. Die Themen Radio und Flucht in American Graffiti bedeuten, dass der Film einige Paralellen zu Lucas Studentenfilm The Emperor und zu seinem ersten Spielfilm THX 1138 aufweist. Während der Entstehung des Films musste Lucas eine Reihe von Szenen verwerfen oder ändern, die zu viele Gemeinsamkeiten im Sinne dieser thematischen Parallelen aufwiesen.

Der Film sollte die Geschichte von vier Gruppen von Jugendlichen erzählen, die in der Nacht der Handlung die Straßen ihrer Kleinstadt auf und ab fahren, und das in Zeiten eines markanten sozialen Umbruchs. Traditionelle Rock'n'Roll-Musik war im Begriff, von den Beat-Gruppen der sogenannten British Invasion abgelöst zu werden, während zugleich Amerika im Zusammenhang mit dem Vietnamkrieg ihre Truppenpräsenz in Vietnam verstärkte.

Produktion

THX 1138 war Coppolas Vorzeigeobjekt, um zu beweisen, dass das kleine Studio American Zoetrope funktionierte und die Finanzierung dafür von Warner Bros. keine Fehlinvestition war. Als Ted Ahley, der Vorsitzender und Generaldirektor von Warner Bros., den Film sah, war er so enttäuscht und verärgert von dem Film, sodass er am 19. November 1970 verlauten ließ, dass Warner Bros. nicht weiter an der Zukunft von American Zoetrope teilhaben wollte. Zudem forderte man die Finanzierung in Höhe von 300.000 US-Dollar zurück. American Zoetrope stand kurz vor der Insolvenz und Lucas war gezwungen ein anderes Studio für American Graffiti aufzusuchen.

Der Rechtsanwalt Tom Pollock erkannte, wie mitgenommen Lucas von der Abfuhr war, die THX 1138 durch Warner Bros. erhalten hatte. Pollock wurde Lucas Rechtsberater und half ihm, seine eigene Firma zu gründen, Lucasfilm Ltd. Willard Huyck und Gloria Katz nahmen sich die Zeit, um Lucas beim Abfassen eines fünfzehnseitigen Treatments zu unterstützen, mithilfe dessen Lucas eine ausreichende Finanzierung für die Entwicklung des Drehbuches einzuerwerben hoffte.

Lucas fragte den Produzenten Gary Kurtz, ob er ein Budget für American Graffiti planen könne, wobei er hoffte, dass ein Studioauftrag eine Festanstellung bei der Produktion mit sich bringen würde. Kurtz war diesbezüglich bereit die weitere Produktion von American Graffiti zu begleiten.

Da er sich keineswegs sicher war, ob er jemals wieder Regie für einen Film führen würde, freute sich Lucas zu hören, dass THX 1138 im Zuge der „Director's Fortnight“ beim Filmfestival in Cannes gezeigt werden sollte. Zusammen mit seinem Freund und Schrifftstellerkollegen Walter Murch traf Lucas in Cannes auf David Picker, den Präsidenten von United Artists. Picker war so fasziniert von American Graffiti, dass er Lucas die Summe von 10.000 US-Dollar zusagte, um das Drehuch für American Graffiti zu entwickeln.

Drehbuch

Lucas hoffte, dass das Ehepaar Gloria Katz und William Huyck ein fertiges Drehbuch für American Graffiti schreiben würde. Aber die Huycks waren gerade ihm Begriff, mit der Arbeit für Messias des Bösen anzufangen, so dass Lucas jemand anderes für das Abfassen des Drehuchs finden musste. Nachdem er das Problem mit Gary Kurtz durchgesprochen hatte, beschloss er, Richard Walter zu fragen, einen alten Freund von der University of Southern California.

Walter versuchte ihm ein Drehbuch mit dem Titel Barry and the Persuasions anzubieten, eine Geschichte über Jugendliche an der amerikanischen Ostküste in den späten 1950er Jahren. Lucas hielt jedoch an seiner Geschichte über Teenager an der Westküste Anfang der 1960er fest. Er bot Walter jenen Betrag von 10.000 US-Dollar an, den David Picker ihm zugesagt hatte. Walter machte sich daran, das Treatment in ein Drehbuch für American Graffiti auszubauen. Lucas war entsetzt, als ihm Walter das Ergebnis seiner Arbeit präsentierte, denn auf Lucas wirkte es wie das Buch für einen Exploitation-Film. Obwohl Walter das Drehbuch anschließend umschrieb, deckten sich seine Vorstellungen nicht mit Lucas Vorgaben.

Nachdem Walter von Lucas ausbezahlt wurde, war das Budget für die Stoffentwicklung erschöpft. Demnach musste Lucas das Drehbuch selbst verfassen. Seine erste Fassung schrieb er in drei Wochen, wobei er die vier parallelen Handlungsstränge auf den Moment zusteuern ließ, an dem sie sich miteinander verknüpften. Lucas konnte auf seine eigene Sammlung von Original-1945er-Singles zurückgreifen und stellte sich für jede Szene einen bestimmten musikalischen Hintergrund vor. American Graffiti sollte der erste Film mit einem derart umfangreichen Soundtrack von Original-Rock'n'Roll-Aufnahmen sein.

Die Kosten der Lizenzgebühren für die 75 Songs, die Lucas verwenden wollte, war einer der entscheidenden Faktoren, dass United Artists das Drehbuch letztendlich ablehnte. Zudem war das Studio der Ansicht, das Ganze sei zu experimentell. Lucas musste schnell einen anderen Abnehmer für das Drehbuch finden. THX 1138 hatte ihm ungewollt einen Ruf eingebracht, der nun dazu führte, dass man ihm anbot, Regie bei Filmen zu führen, die auf dem Erfolgsmusical Hair oder der Rockoper Tommy von The Who basierten.

Vorproduktion

Lucas und Kurtz verstärkten ihre Anstrengungen, einen Käufer für American Graffiti zu finden und stießen bei Universal Studios auf Interesse. Universal war zu dieser Zeit von der zwiespältigen Nachwirkung durch Easy Rider geprägt worden. Ähnlich wie John Calley von Warner Bros. war Ned Tanen von Universal bereit, unabhängige Talente unter der Bedingung zu fördern, dass ihre Projekte nicht mehr als eine Million US-Dollar kosteten. Das Studio stellte für American Graffiti 775.000 US-Dollar zur Verfügung, also weniger als Lucas von Warner Bros. für THX 1138 bekommen hatte. Zudem musste Lucas einen namhaften Schauspieler finden, durch den der Film in den Kinoanzeigen aufgewertet würde. Alleine wegen den anfallenden Kosten für die Lizenzgebühren für die Rock'n'Roll-Songs, die er für unverzichtbar hielt, konnte Lucas keinen großen Star engagieren. Lucas wandte sich an Coppola und fragte, ob er seinen Namen für American Graffiti zur Verfügung stellen würde, um Universal zu beruhigen. Coppola übernahm bereitwillig die Rolle des Produzenten.

In San Rafael wurde ein Produktionsbüro eingerichtet, und Produktionsassistent Jim Bloom wurde mit der Aufgabe betraut, die vielen Autos zu organisieren, die für die Dreharbeiten benötigt wurden. Dazu wurden Inserate für getunte Autos aus der Zeit um 1962 in der Zeitung von Marin County platziert und in den lokalen Radiosendern wurden entsprechende Werbespots gesendet. Am Ende standen Bloom mehr als 500 Autos zur Auswahl. Zwischen 40 und 50 Wagen kamen in die engere Auswahl für die sorgfältig choreografierten Cruising-Sequenzen, die Lucas auf den Straßen von San Rafael filmen wollte.

Eminent wichtig für die Wirkung der einzelnen Szenen war die jeweils von Lucas ausgsuchte Hintergrundmusik. Lucas hatte bezüglich der Komplikationen mit der Copyright-Freigabe auch eine alternative Musikauswahl festgelegt. Der Leiter der Musikabteilung bei Universal schlug vor die Musikstücke mit einem Orchester neu einzuspielen, um Kosten zu sparen. Da aber die Originalstücke verwendet werden sollten, schlug Universal einen einheitlichen Pauschalbetrag für alle Musiklabels vor. Die meisten Gesellschaften, die Rechte zu Songs aus Lucas Erstauswahl vertraten, nahmen das Angebot an. Lediglich RCA lehnte ab, was zur Folge hatte, dass Elvis Presley nicht auf dem Soundtrack vertreten ist.

Besetzung

Die Leitung des langwierigen Casting-Prozesses hatten Fred Roos und Mike Fenton. Die beiden zeigten sehr viel Geduld bei den Vorstellungsgesprächen der offenen Canstings und kontaktierten die Laienspielgruppen zahlreicher High Schools.

Die Rolle von Curt Henderson wurde von Richard Dreyfuss gespielt, der bislang hauptsächlich fürs Fernsehen gearbeitet hatte. Lucas war beeindruckt von Dreyfuss einfühlsamer Interpretation der Rolle. In einer Radiodokumentation von 1978 erinnert sich Dreyfuss, dass er davon ausging, gleich nach den Probeaufnahmen die Rolle zugesprochen zu bekommen.

Den Schauspieler, den Roos für die Rolle von Steve Bolander vorgesehen hatte, war ein Kinderstar, den er noch aus der Zeit kannte, als er Besetzungschef für die CBS-Komödie The Andy Griffith Show gewesen war. Griffith spielte Andy Tayler, den Sheriff einer Kleinstadt, und Ron Howard seinen Sohn Opie. Die Serie lief von 1960 bis 1968 und nach ihrer Absetzung machte Howard direkt mit der Folgeserie Mayberry RFD weiter, die bis 1971 lief. Als Roos sich wegen der Rolle von Steve in American Graffiti an ihn wandte, war Howard noch nicht älter als achtzehn Jahre.

Der dritte Handlungsstrang um John Milner, einem sorgengeplagten Macho, der fast die ganze Nacht mit der zwölfjährigen Carol Morrison durch die Straßen fährt. Milner war nach John Milius benannt, auch wenn Lucas klarstellt, dass die Figur nicht von seinen Freunden an der University of Southern California beeinflusst wurde, sondern von den Hot-Rod-Fanatikern, die er in Modesto gekannt hatte. Der neunzehnjährige Boxer Paul Le Mant gab mit dieser Rolle sein Schauspiel-Debüt.

Der vierte Erzählstrang verfolgt die Pechsträhne von dem Außenseiter Terry Fields, auch genannt Froschauge. Der achtzehnjährige Charles Martin Smith hatte zuerst die Termine beim Vorsprechen verpasst, weil er in England zum Wandern war. Nach seiner Rückkehr nach Kalifornien wurde er im Thalberg-Gebäude von MGM von Lucas entdeckt und bekam die Rolle, die sich später, wegen der ungewöhnlichen Frisur im Film, zu einer peinlichen Lachnummer entwickelte.

Den vier männlichen Hauptdarstellern wurde jeweils eine weibliche Figur zur Seite gestellt. Die Blondine am Steuer des weißen Ford Thunderbird wird von Suzanne Somers gespielt. Obwohl sich ihr Auftritt auf wenige Minuten Spielzeit beschränkt, stellt ihre Rolle eine Schlüsselfunktion dar, in dem sie Curt als symbolträchtige Sirenenfigur dazu verführen will, in seiner Heimat zu bleiben. Curts Schwester Laurie wird von Cindy Williams gespielt, die vor allem für ihre Hauptrolle in der langjährigen Sitcom-Serie Laverne and Shirley bekannt wurde. John Milners Beifahrerin Carol wird von der zwölfjährigen Laura Mackenzie gespielt. Roos war sie bei einem Talentwettbewerb im Troubadour Club von Los Angeles als Sängerin einer eigenen Band aufgefallen.

Bei der Rolle von Wolfman Jack, dem exentrischen DJ des Senders XERB, entschied man sich den Radiomoderator als sich selbst auszugeben. Den gesamten Film über ist Wolfman in den Autoradios zu hören, obwohl er in persona nur in jener Szene auftaucht, in der Curt sein Idol im XERB-Rundfunkgebäude aufsucht. Während sich Curt mit Wolfman trifft, zieht Lucas die Erzählstränge von Steve, John und Terry zusammen, indem er diese Charaktere im letzten Akt am Ortsrand versammelt. John Milner wird von dem Hot-Rod-Piloten Bob Falfa, dessen Name an Lucas Freund Robert Dalva anknüpft, zu einem Autodrennen herausgefordert. Diese kleine Rolle ging an den wenig bekannten Harrison Ford, der seit 1966 in wenig aufsehenerregende Filme mitgewirkt hatte.

Überarbeitung des Drehbuchs

Im Verlauf der weiteren Arbeit am Drehbuch ergaben sich für Lucas Probleme mit dem Handlungsverlauf von Steve und Laurie. Beinahe zwei Jahre nach der ersten Zusammenarbeit wandte sich Lucas erneut an Willard Huyck und Gloria Katz und bat sie, an der dritten Fassung mitzuarbeiten, mit dem Hauptaugenmerk auf Szenen mit Steve und Laurie. Das Ehepaar hatte Zeit und sagte zu. Katz und Huyck schrieben innerhalb kürzester Zeit ein Drehbuch über 160 Seiten. Da der Drehplan auf lediglich 28 Drehtage augelegt war, war man gezwungen einige Szenen aus der Handlung zu streichen oder ähnliche Szenen zusammenzufassen.

Die neue Fassung mit einen Umfang von 114 Seiten, die mit „George Lucas, Gloria Katz und Willard Huyck“ abgezeichnet und auf den 10. Mai 1972 datiert ist, trägt als Titel und Einführung die Worte „Rock-Radio ist AMERICAN GRAFFITI (Die Low-Rider-Saga)“.

Dreharbeiten

Lucas wählte San Rafael, eine relativ kleine Stadt im Marin County, die nördlich der Golden Gate Bridge liegt, als Kulisse für den Schauplatz Modesto. Am 26. Juni begann die Produktion mit den Dreharbeiten zu Johns und Carols Geschichte. Da der Drehplan knapp kalkuliert war und nur wenige Tage zur Verfügung standen, reagierte Lucas verärgert, als er bemerkte, wie lange es dauerte, die Kameras an den Autos zu befestigen.

Zudem kam es zu Schwierigkeiten mit Straßenszenen. Aufgrund einer entsprechenden Anweisung des Stadtrats an die Polizei von San Rafael ließ sich der normale Straßenverkehr weder umleiten noch kontrollieren. Der Stadtrat befürchtete, das lokale Geschäftsleben könne unter den Dreharbeiten leiden und hatte deshalb die Drehgenehmigung auf zwei Tage beschränkt. Nancy Giebink, die Aufnahmeleiterin, verhandelte mit dem Stadtrat von Petaluma, einer ähnlichen Kleinstadt 30 Kilometer nördlich von San Rafael, wo man sich kooperativer zeigte. Lucas konnte nahezu alle nachfolgenden Dreharbeiten dorthin verlegen, ohne einen Drehtag zu verlieren. Außerdem gelang es Lucas, den Stadtrat von San Rafael zu überzeugen, zwei weitere Nächte zum Filmen allgemeiner Cruising-Einstllungen zu genehmigen.

Die Dreharbeiten in Petaluma begannen am 28. Juni und gingen erheblich zügiger voran. Die dokumentarfilmartige Atmosphäre des Films wurde durch die Verwendung von Techniscope verstärkt, einer Technik, die die körnige Bildstruktur von 16mm-Filmen auf das Breitwandformat übertrug. Dieser Ansatz brachte jedoch Probleme mit sich. Lucas hatte THX 1138 tum Großteil ohne zusätzliche Ausleuchtung gefilmt und merkte, dass sich diese Bequemlichkeit nicht ohne Weiteres auf American Graffiti übertragen ließ. Bei Drehbeginn hatten die Läden am Straßenrand meist geschlossen, so dass Straßenlaternen und Autoscheinwerfer die einzige Beleuchtung für die Schauspieler darstellten. Die Kameramänner Ron Eveslage und Jan D'Alquen hatten Schwierigkeiten, bei der trüben Beleuchtung die erforderliche Schärfentiefe herzustellen.

Lucas beschloss, seinen Freund und Kameramann Haskell Wexler um Rat zu fragen. Er erklärte Wexler, dass American Graffiti in Sachen Farben und Leuchtkraft einer „Jukebox“ ähneln sollte und Wexler tat sein Möglichstes um diese Vorstellung umzusetzen. Er simulierte Straßenlaternen, indem er den vorhandenen Laternen 1.000- und 2.000-Watt-Lampen hinzufügte, und bat die Ladeninhaber, nachts die Innenbeleuchtung brennen zu lassen, um so die Szenen auf dem Bürgersteig besser auszuleuchten. Wexler baute 12-VoltLampen in die Autos ein, die direkt von der Autobatterie versorgt wurden, um so die Gesichter der Schauspieler beim Cruising zu beleuchten. Neben den anderen Crew-Mitgliedern arbeitete auch Wexler unter der Dauerbelastung des Drehplans, sah die arbeit jedoch immer als einen ehrenamtlichen Freundschaftsdienst für Lucas an.

Am 3. August fuhr Lucas mit dem Team zum Flugplatz Buchanan Field in Concord, um die Endszene des Films zu drehen. Lucas fand eine Propellermaschine, die sich noch Flugdienst befand. Ihm gefiel der Umstand, dass sich der Name der Firma, die das Flugzeug zur Verfügung stellte, nämlich Magic Carpet Travel Services, symbolisch einsetzen ließ. Durch Umlackieren wurde das Logo auf dem Rumpf des Flugzeugs so verändert, dass dort „Magic Carpet Airlines“ (zu dt. „Fluglinie Fliegender Teppich“) zu lesen stand.

Postproduktion

Wie auch bei Lucas erster Spielfilmproduktion THX 1138, war auch der eigenwillige und experimentelle Stil von American Graffiti der Auslöser zahlreicher Meinungsverschiedenheiten zwischen Lucas und dem Studio Universal. Die Dreharbeiten verliefen ohne jede Hilfestellung oder Einmischung seitens der Universal-Studios. American Graffiti war eine Low-Budget-Produktion und der Studiomanager Ned Tanen setzte keine allzu großen Erwartungen in den kommerziellen Erfolg des Films.

Die Vorsitzenden von Universal konnten sich mit dem Titel des Films nur schwer etwas vorstellen. Infolgedessen legte Universal dem Produktionsbüro von American Graffiti eine Liste von alternativen Filmtitel vor. Der Favorit des Studios selbst war Another Slow Night in Modesto. Lucas lehnte eine Änderung des Titels ab und verwies die Diskussion darüber bis zum Abschluss der Dreharbeiten aufzuschieben.

Tanen reagierten nach einer Vorstellung der Rohfassung des Films verärgert über das Gesehene. Er fand, der Film müsse gründlich überarbeitet werde, um den gesetzten Erwartungen gerecht zu werden. Für Lucas Stand nun eine neue Verhandlungsrunde mit hochrangigen Vertretern des Studios an. Coppola machte den Einfluss, den er mit dem Erfolg von Der Pate einfuhr, geltend und schaffte es, die Gesamtzeit der auf Verlangen des Studios herausgeschnittenen Szenen zu reduzieren. Drei Szenen gingen gänzlich verloren.

Schnitt

Lucas wusste von Anfang an, dass es eine Herausforderung sein würde, die ineinander verwobenen Erzählstränge von American Graffiti zu einem kohänteren Ganzen zusammenzuschneiden. Er wandte sich an Verna Fields, die zu dieser Zeit mit dem Regisseur Peter Bogdanovich zusammenarbeitete. Universal stimmte dem Vorschlag zu, und Fields nahm sich das Material vor, bevor Lucas die Dreharbeiten überhaupt abgeschlossen hatte. Fields schloss den Rohschnitt ab und kehrte nach Rom zurück.

Nach Fields Abreise quälte sich Lucas mit der Struktur des Films. Das Drehbuch sah vor, dass die vier Handlungsstränge immer in der gleichen Reihenfolge präsentiert wurden. Diese ABCD-Struktur implizierte, dass auf eine Szene mit John Milner stets eine mit Terry folgen musste, und auf diese wiederum eine Szene mit Steve und dann eine mit Curt. Pragmatische Gründe verhinderten eine solche Struktur auf den Schnitt des Films anzuwenden, da der Film beim ersten Schnitt eine Länge von dreieinhalb Stunden aufwies. Im Zuge der Kürzungen, in denen anderthalb Stunden Filmmaterial verworfen wurden, wurden zahlreiche Szenen entfernt und viele andere verkürzt oder zusammengefasst. Die Filmstruktur lockerte sich schließlich so weit, dass die Szenenabfolge nicht mehr dem Schema ABCD entsprach.

Filmmusik

Nach Murchs Empfinden war die beste Lösung für die Integration der von Lucas gewünschten Musik, die sich aus 40 Rock'n'Roll-Titeln aus den 1960er Jahren zusammensetzte, sie vor der Aufnahme in den Soundtrack in eine alltägliche Akustik zu mischen. Dabei orientierte er sich an sein Verfahren, dass er auch schon für Der Pate einsetzte. Die Aufnahmen begannen im Garten von Lucas Haus in Mill Valey. Lucas und Murch stellten sich dann meist 15 Meter voneinander auf, wobei Lucas einen Lautsprecher in langsamen Bögen vor und zurück schwenkte, während die Musik spielte. Murch nahm währenddessen den Sound mit einem Mikrophon auf. Das Ergebnis waren Tonbandaufnahmen von zwei Stunden Länge, die die gesamte Wolfman-Jack-Show umfassten. Dieser „Alltagseffekt“ fürhte dazu, dass beispielsweise die Band Herby and the Heartbeats, die in der Turnhalle der Schule spielen, genauso hohl und verschwommen klingen, wie man es von einer Lautsprecheranlage eines ungeeigneten Veranstaltungsortes erwarten würde. Diese dokumentarische Art visueller und akustische Lebensnähe brachte Lucas oft in Anlehnung an eine Formulierung Akira Kurosawas als „makellose Realität“ in Verbindung.

Die Freigabe der Musikrechte hatte etwa 80.000 US-Dollar gekostet, so dass keine Mittel für Filmmusik im traditionellen Sinn eines Orchesters zu Verfügung standen. Folgende Stücke sind unter anderem im Film zu hören:

Kritiken

  • Lexikon des internationalen Films: In einer amerikanischen Kleinstadt, 1962, erleben einige junge Menschen in einer Nacht den Schwebezustand zwischen Jugend und Erwachsenwerden. Eine bittersüße, nostalgische Reminiszenz an vergangene Jugendträume der späteren Vietnam-Generation, atmosphärisch dicht, mit viel alter Pop-Musik und charmanten Darstellern inszeniert.

Auszeichnungen

American Graffiti erhielt fünf Oscarnominierungen in den Kategorien Bester Film, Beste Nebendarstellerin (Candy Clark), Bester Regisseur, Bestes Originaldrehbuch und Bester Schnitt.

Der Film erhielt vier Nominierungen für einen Golden Globe Award und gewann in den Kategorien Bester Film (Komödie-Musical) und in der Kategorie vielversprechendster Newcomer (Paul Le Mat).